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Reichspost. Nr. 308, Wien, 04.07.1914.

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Wien, Samstag Reichspost 4. Juli 1914. Nr. 308

[Spaltenumbruch] Malteser-Ritterorden hat er namentlich an allen Aktionen,
welche die dem Orden obliegende Sanitätspflege im Felde
betreffen, Anteil genommen, und insbesondere an den
durchgreifenden Reformen, denen die gesamte Organisation
für den Sanitätsdienst des Ordens im Kriegsfall in den
Jahren 1905 und 1906 unterzogen wurde, mitgewirkt. Fra
Rudolf zu Hardegg wurde im Jahre 1901 durch die Ver-
leihung der Würde eines Geheimen Rates und 1908 durch
jene des Ordens der Eisernen Krone erster Klasse ausge-
zeichnet. -- Dr. Wolfgang Haase, geboren 1870, trat
1894 in den Staatsdienst und wurde nach mehrjähriger
Verwendung im Finanzprokuratuts- und Gerichtsdienste
1901 zum Sekretär beim Evangelischen Oberkirchenrat
ernannt. Im Jahre 1907 mit dem Titel und Charakter
eines Regierungsrates bekleidet, wurde er 1909 weltlicher
Rat. Im Jänner 1911 durch die Verleihung des Titels
und Charakters eines Hofrates ausgezeichnet, wurde Haase
nach dem Ableben des letzten Präsidenten Sektionschefs
Dr. Pfaff im Mai desselben Jahres mit der Leitung des
Evangelischen Oberkirchenrates A. und H. B. betraut. Im
April 1913 erfolgte seine Ernennung zum Präsidenten
des Evangelischen Oberkirchenrates, bei welchem Anlaß
ihm gleichzeitig der Titel eines Sektionschefs verliehen
wurde.




Ein ritterlicher Akt in der italieni-
schen Kammer.

Zurückziehung der Triester Anfrage.

Ein ritterlicher Akt hat sich heute, wie aus Rom,
3. d. gemeldet wird, in der italienischen Kammer ab-
gespielt. Der Deputierte Colonna di Cesaro
hatte eine Anfrage an die Regierung eingebracht wegen
der bekannten nationalen Zusammenstöße in Triest
zwischen den dortigen italienischen und kroatoslovenischen
Arbeitern am 1. Mai d. J. So wenig man in Oester-
reich die Einmischung italienischer Politiker und Blätter
in offenbar nicht verstandene österreichische Verhältnisse
gebilligt hat, so bereitwillig erkennen wir es als Loyalität
und Ritterlichkeit an, daß heute der Anfragesteller seine
Interpellation "mit Rücksicht auf die Trauer in Oester-
reich" zurückgezogen hat.




Ein bulgarisch-rumänischer Grenz-
zwischenfall.
Zwei Rumänen erschossen.


Amtlich wird berichtet: Vorgestern um 11 Uhr
vormittags überschritten dreirumänische
Soldaten,
von denen einer bewaffnet war, und vier
muselmanische Arbeiter bei Kemanlar die von der
gemischten Kommission festgesetzte
Grenze
und schickten sich an, auf bulgarischem
Gebiete befindliche Bäume und das Gehölz zu fällen.
Zwei Soldaten des bulgarischen Postens begaben sich zu
den rumänischen Soldaten, um sie zu bitten, ihre Arbeit
bis zum Eintreffen eines Offiziers einzustellen. Auf
diese höfliche Warnung erwiderten die Rumänen
mit Beschimpfungen gegen die bulgari-
schen Offiziere und Soldaten.
Einer der
rumänischen Soldaten ergriff das Gewehr eines der
bulgarischen Soldaten, während sein Waffengefährte das
seinige lud und es dem Bulgaren auf die Brust setzte.
Als der zweite bulgarische Soldat die Gefahr sah, schoß
er auf den bewaffneten rumänischen Soldaten
und tötete ihn. Inzwischen gelang es sei em
Kameraden, sein Gewehr wieder an sich zu nehmen; er
zielte auf den Rumänen, der ihn hatte entwaffnen
wollen. Dieser fiel ebenfalls tot zu Boden. Die
Leichen der beiden Soldaten werden auf bulgarischem
Gebiete bewacht. Eine Untersuchung ist eingeleitet
worden.




Die Ablieferung der "Idaho" an
Griechenland.
Uebergabe eines Schecks von 12 Millionen
Dollar.


Das Linienschiff "Maine" hat Befehl erhalten, am
8. d. nach Neapel abzugehen, um die Mannschaft des
Linienschiffes "Idaho" an Bord zu nehmen, das
dort an Griechenland übergeben werden
wird. Das Linienschiff "Mississippi" wird nächste
Woche
in New-Port News von Griechenland über-
nommen. Ein Scheck auf 12 Millionen
Dollar,
den Kaufpreis für die beiden Schiffe, wird
dem Marinedepartement morgen übergeben
werden.




Das Friedensprotokoll von Niagara
Falls.
Die Intervention der A. B. C.-Staaten.


Die deutsche Kabelgrammgesellschaft meldet aus
Mexiko: Das Schlußprotokoll der
Friedenskonferenz in Niagara Falls ist unter-
zeichnet
worden. Es unterliegt noch der Ratifikation
durch die beiderseitigen Senate. Die Vermittlung der
drei großen südamerikanischen Republiken zwischen Mexiko
und den Vereinigten Staaten ist mit der Vereinbarung
des Friedensprotokolls beendet. Die gegenwärtige und
die bevorstehende provisorische Regierung von Mexiko
legen aber Wert darauf, daß die drei Republiken auch
zwischen ihnen und den Aufständischen vermitteln und
an der Regelung der großen innerpolitischen Fragen
teilnehmen.


[Spaltenumbruch]

Das Friedensprotokoll von Niagara Falls, zu dessen
Unterzeichnung Huerta seine Delegierten am 1. Juli er-
mächtigte, hat zum Inhalte die Organisierung
einer provisorischen Bundesregie-
rung von Mexiko.
Diese neue Regierung soll
aus einem Uebereinkommen zwischen den Vertretern der
politischen Parteien hervorgehen. Sie soll, sobald sie
sich in der Landeshauptstadt organisiert hat, die An-
erkennung der Vereinigten Staaten und der drei Ver-
mittlerstaaten Argentinien, Brasilien und
Chile erhalten und zur Union sowie zu den
A-B-C-Staaten sofort in normale diplomatische
Beziehungen treten. Die Vereinigten Staaten
verzichten
auf eine Kriegsentschädigung
und wollen auch sonst keine Genugtuung ver-
langen.




Telegramme.
Das Ende der Obstruktion in der ita-
lienischen Kammer.

In der heutigen Kammersitzung
unterbreitet Deputierter Carcano einen Antrag, die
Finanzmaßnahmen durch ein königliches Dekret bis zum
30. Juni 1915 durchzuführen. Ministerpräsident
Salandra erklärt, daß er die von Carcano
im Einvernehmen mit anderen angesehenen
Parlamentariern zum Zwecke der Wiederherstel-
lung des regelmäßigen Ganges der parlamen-
tarischen Verhandlungen unterbreiteten Antrag annehme.
Dep. Calda erklärt im Namen der offiziellen
Sozialisten, daß diese gegen den Antrag Carcano
stimmen, aber gleichzeitig zur normalen Haltung
zurückkehren
werden. Der Antrag Carcano wird
in geheimer Abstimmung mit 209 gegen 40 Stimmen
bei 58 Stimmenenthaltungen angenommen.

Rumänische Industrielle und Kaufleute
in Rußland.

An Bord des Dampfers
"Reuß" der Russischen Schiffahrtsgesellschaft "Danube"
sind heute hier 400 rumänische Indu-
strielle und Kaufleute,
darunter mehrere
Parlamentarier und Mitglieder der Handelskammer von
Braila eingetroffen. Die Handelskammer von Braila
hat diese Reise zum Zwecke der Entwicklung
der Handelsbeziehungen mit Rußland

organisiert. Die rumänischen Gäste wurden von Ver-
tretern der Behörden, der Gemeinde und der Börse
begrüßt; ihnen zu Ehren geben der Gemeinderat und
ein Börsenkomitee ein Diner und einen Rout.

Die französische Kammer für den
Proporz.

Die Kammer nahm in bewegter
Sitzung mit 544 gegen 16 Stimmen den ersten Teil des
Antrages Benoist an, der den festen Willen der
Kammer, die Wahlreform zu beschließen, bekräftigt.
Hierauf nahm die Kammer mit 323 gegen 245 Stimmen
den zweiten Teil des Antrages Benoist an, wonach die
Reform durch Einführung der Propor-
tionalvertretung
erfolgen solle.




[irrelevantes Material]


Tagesbericht.


* Kalender für Samstag den 4. Juli.

Katholiken:
Udalrich. -- Griechen (21. Juni): Julianus. -- Sonnen-
aufgang 4 Uhr 7 Minuten morgens. -- Sonnenunter-
gang 8 Uhr 1 Minuten abends. -- Mondesaufgang
5 Uhr 30 Minuten nachmittags. -- Mondesuntergang 12 Uhr
35 Minuten.

* Aus dem Eisenbahndienste.

Der Kaiser hat dem
Oberbaurate im Eisenbahnministerium Gustav Nebesky den
Titel und Charakter eines Ministerialrates verliehen. -- Der
Eisenbahnminister hat die Ministerialvizesekretäre Dr. Viktor
Ritter v. Kraus, Dr. Karl Ritter v. Hardt-Stremayr,
Dr. Arnold Mnibek und Dr. Leopold Dautz zu Ministerial-
sekretären, die Ministerialkonzipisten Friedrich Freiherrn v.
Hohenblühel genannt Häufler zu Rasen und Johann
Swoboda Edlen von Freyborn zu Ministerialvizesekretären
im Eisenbahuministerium ernannt.

* Das letzte Porträt des verstorbenen Erzherzog-
Thronfolgers.

Von weiland Erzherzog-Thronfolger
Franz Ferdinand ist schon seit längerer Zeit keine
nach dem Leben gearbeitete Medaille erschienen. Erst in
der letzten Zeit wurde dem Kammermedailleur Professor
Rudolf Marschall vom Komitee der Adria-Ausstellung
der Auftrag erteilt, die offizielle Prämienmedaille auszu-
führen, die das Bild des Erzherzogs tragen sollte. Der
Meister konnte diese Medaille, die sich nun als trauer-
[Spaltenumbruch] volle Erinnerung in vielen Händen Prämiierter befindet,
nach dem Leben ausführen. Für das neue Kriegsmini-
sterium hat Professor Marschall ein überlebensgroßes
Porträtmedaillon geschaffen, das in Bronze gegossen
worden ist und einen schönen Schmuck des Gebäudes
bildet. Die allerletzte plastische Reperoduktion des Erz-
herzogs ist aber eine Plakette, die Professor Marschall
im Auftrage aus Anlaß des 50. Geburtstages des Erz-
herzogs Franz Ferdinand ausgeführt hat. Sie stellt den
Erzherzog im strengen Profil nach rechts gewendet dar.
Die Auffassung des Brustbildes ist sehr charakteristisch, die
Durchführung ungemein lebensvoll. Nachdenklicher Ernst
und Milde paaren sich in dem Ausdruck der Augen, die
wie sinnend in die Ferne gerichtet sind, und des Mundes.
Die Modellierung des Kopfes ergibt ein vorzügliches Bild
der Erscheinung des Erzherzogs. Erzherzog Franz
Ferdinand hat die Trefflichkeit der Plastik selbst an-
erkannt. Angesichts des erschütternden Ereignisses gewinnt
diese Geburtstagsplakette eine erhöhte Bedeutung, weil
sie das letzte nach dem Leben geschaffene Bild des Thron-
folgers darstellt.

Oesterreichische antarktische Expedition.

Das
k. k. Unterrichtsministerium hat der österreichischen ant-
arktischen Expedition eine Subvention von zwanzig-
tausend Kronen überwiesen.

* Trauerfeier in der Malteserkirche.

Montag
den 6. d. um 10 Uhr vormittags findet in der Kirche
des Souveränen Malteserritterordens in der Kärntner-
straße für den ermordeten Thronfolger, welcher dem
Souveränen Orden als Großkreuz und Ehrenbailli
angehört hat, ein feierliches Requiem statt.

* Graf Larisch plötzlich erkrankt.

Landes-
hauptmann Graf Heinrich Larisch ist von Karlsbad
zur Trauerfeier nach Wien gekommen und wurde hier
von einem heftigen Gichtanfalle befallen, so daß er hier
der Feier nicht beiwohnen konnte.

* Verlobung.

In Wilno (Rußland) findet am
19. d. die Vermählung des RAbg. Cäsar R. v. Haller
mit Fräulein Maria Magdalena von Leska, Tochter
des Herrn Hilarius von Leski, Gutsbesitzer und ge-
wesener Adelsmarschall in Wilno und der Frau Maria
von Leska geb. Prinzessin Drucka-Lubecka statt.

* Kardinal Bauer in Wien.

Der Kardinal-
Fürsterzbischof in Olmütz Dr. Karl Bauer kam heute
hier an und wohnt im Hotel "Erzherzog Karl."

* Abgesagte Feste.

Der katholische Jünglings-
verein "Mariahilf" gibt bekannt, daß das für den
5. Juli geplante Gartenfest mit Schauturnen auf
Sonntag den 12. Juli verschoben wurde. Die bereits
gelösten Karten behalten ihre Gültigkeit. -- Die für
4. d. anberanmt gewesene Sommerliedertafel des Männer-
gesangvereines Inzersdorf bei Wien wurde auf Samstag
den 11. d. verschoben.

* Schweres Unwetter in Nürnberg.

Aus
Nürnberg, 3. d., wird gemeldet: Abends hat sich
über Stadt und Umgebung ein furchtbares Unwetter
entladen. Ein Hagelschlag mit Schlossen von
Hasel- und Walnußgröße
ging zwanzig
Minuten ununterbrochen
nieder. Die
öffentlichen Anlagen, Gärtnereien und Felder
der Umgebung sind verwüstet. Nürnbergs
herrlicher Blütenschmuck auf den Fenstern, auf den
gerade in diesem Jahr besondere Sorge verwendet
worden war, ist vernichtet. Stellenweise haben
die Wassermassen das Straßenpflaster auf-
gerissen.
Der angerichtete Schade dürfte seiner
Größe wegen vorläufig unübersehbar sein.

* Julius v. Kniep.

Die Beliebtheit und Wert-
schätzung, die der ver storbene Präsident der "Elbemühl"
und Direktor der Bodenkreditanstalt Herr Julius
v. Kniep in den weitesten Kreisen genossen hat, mani-
festierte sich bei dem Leichenbegängnisse, das gestern
nachmittag stattgefunden hat. Die Leiche des Verbliche-
nen war aus der Hinterbrühl nach der Kapelle der evan-
gelischen Kirche auf dem Zentralfriedhof überführt
worden und hier fanden sich zahlreiche Persönlichkeiten
aus industriellen und finanziellen Kreisen zusammen,
um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Um
vier Uhr wurde der Sarg in die Kirche übertragen, wo
Pfarrer Antonius eine tiefergreifende Trauerrede hielt,
in der er die hervorragenden Charaktereigenschaften des
Verblichenen würdigte. Die ganze Trauergesellschaft be-
gab sich sodann zu der Gruft, welche die sterblichen
Ueberreste Julius v. Knieps aufnahm.

Ein teures Eheverlöbnis.

In Amerika ist
auch das in der Verlobung gegebene Eheversprechen
klagbar. Eine Deutsche in New-York hat nun den Re-
kord in Forderungen für eine Entschädigung wegen ge-
brochenen Eheversprechens geschlagen. Frl. Ursula
Barbara v. Kalinowski setzt nämlich gegenwärtig einem
hiesigen Gericht auseinander, warum sie zu 2,500.000
Dollars oder zehn Millionen Mark Ersatz für gelöstes
Eheverlöbnis berechtigt sei, den ein Brauer aus
St. Louis, Michael J. Hurley, entrichten soll. Die
Vorbereitungen für die Eheschließung haben die Dame,
die den Brauer in Deutschland kennen lernte, rund
100.000 Dollars gekostet, wie sie erklärt, der Rest
deckt -- wie sie meint, in sehr unzureichendem Maße --
den Schaden.

Zur Reisezeit--

Baedekers, Meyers, Griebens,
Geuters, Woerls, Hartlebens sowie alle wo immer ange-
kündigten Reiseführer, Karten und Stadtpläne
liefert schnellstens die Buchhandlung "Reichspost", Wien,
8. Bezirk, Strozzigasse 8. Verlangen Sie den Führer durch
die Reiseliteratur "Glückliche Reise" gratis und
franko.

* Die Entstehungsgeschichte der Kurtaxe.

Der
"F. Z." wird geschrieben: Die Kurtaxe, die nicht wenigen
Badebesuchern ein Dorn im Auge ist, taucht schon im
frühen sechzehnten Jahrhundert auf, hier freilich noch

Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914. Nr. 308

[Spaltenumbruch] Malteſer-Ritterorden hat er namentlich an allen Aktionen,
welche die dem Orden obliegende Sanitätspflege im Felde
betreffen, Anteil genommen, und insbeſondere an den
durchgreifenden Reformen, denen die geſamte Organiſation
für den Sanitätsdienſt des Ordens im Kriegsfall in den
Jahren 1905 und 1906 unterzogen wurde, mitgewirkt. Fra
Rudolf zu Hardegg wurde im Jahre 1901 durch die Ver-
leihung der Würde eines Geheimen Rates und 1908 durch
jene des Ordens der Eiſernen Krone erſter Klaſſe ausge-
zeichnet. — Dr. Wolfgang Haaſe, geboren 1870, trat
1894 in den Staatsdienſt und wurde nach mehrjähriger
Verwendung im Finanzprokuratuts- und Gerichtsdienſte
1901 zum Sekretär beim Evangeliſchen Oberkirchenrat
ernannt. Im Jahre 1907 mit dem Titel und Charakter
eines Regierungsrates bekleidet, wurde er 1909 weltlicher
Rat. Im Jänner 1911 durch die Verleihung des Titels
und Charakters eines Hofrates ausgezeichnet, wurde Haaſe
nach dem Ableben des letzten Präſidenten Sektionschefs
Dr. Pfaff im Mai desſelben Jahres mit der Leitung des
Evangeliſchen Oberkirchenrates A. und H. B. betraut. Im
April 1913 erfolgte ſeine Ernennung zum Präſidenten
des Evangeliſchen Oberkirchenrates, bei welchem Anlaß
ihm gleichzeitig der Titel eines Sektionschefs verliehen
wurde.




Ein ritterlicher Akt in der italieni-
ſchen Kammer.

Zurückziehung der Trieſter Anfrage.

Ein ritterlicher Akt hat ſich heute, wie aus Rom,
3. d. gemeldet wird, in der italieniſchen Kammer ab-
geſpielt. Der Deputierte Colonna di Ceſaro
hatte eine Anfrage an die Regierung eingebracht wegen
der bekannten nationalen Zuſammenſtöße in Trieſt
zwiſchen den dortigen italieniſchen und kroatoſloveniſchen
Arbeitern am 1. Mai d. J. So wenig man in Oeſter-
reich die Einmiſchung italieniſcher Politiker und Blätter
in offenbar nicht verſtandene öſterreichiſche Verhältniſſe
gebilligt hat, ſo bereitwillig erkennen wir es als Loyalität
und Ritterlichkeit an, daß heute der Anfrageſteller ſeine
Interpellation „mit Rückſicht auf die Trauer in Oeſter-
reich“ zurückgezogen hat.




Ein bulgariſch-rumäniſcher Grenz-
zwiſchenfall.
Zwei Rumänen erſchoſſen.


Amtlich wird berichtet: Vorgeſtern um 11 Uhr
vormittags überſchritten dreirumäniſche
Soldaten,
von denen einer bewaffnet war, und vier
muſelmaniſche Arbeiter bei Kemanlar die von der
gemiſchten Kommiſſion feſtgeſetzte
Grenze
und ſchickten ſich an, auf bulgariſchem
Gebiete befindliche Bäume und das Gehölz zu fällen.
Zwei Soldaten des bulgariſchen Poſtens begaben ſich zu
den rumäniſchen Soldaten, um ſie zu bitten, ihre Arbeit
bis zum Eintreffen eines Offiziers einzuſtellen. Auf
dieſe höfliche Warnung erwiderten die Rumänen
mit Beſchimpfungen gegen die bulgari-
ſchen Offiziere und Soldaten.
Einer der
rumäniſchen Soldaten ergriff das Gewehr eines der
bulgariſchen Soldaten, während ſein Waffengefährte das
ſeinige lud und es dem Bulgaren auf die Bruſt ſetzte.
Als der zweite bulgariſche Soldat die Gefahr ſah, ſchoß
er auf den bewaffneten rumäniſchen Soldaten
und tötete ihn. Inzwiſchen gelang es ſei em
Kameraden, ſein Gewehr wieder an ſich zu nehmen; er
zielte auf den Rumänen, der ihn hatte entwaffnen
wollen. Dieſer fiel ebenfalls tot zu Boden. Die
Leichen der beiden Soldaten werden auf bulgariſchem
Gebiete bewacht. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet
worden.




Die Ablieferung der „Idaho“ an
Griechenland.
Uebergabe eines Schecks von 12 Millionen
Dollar.


Das Linienſchiff „Maine“ hat Befehl erhalten, am
8. d. nach Neapel abzugehen, um die Mannſchaft des
Linienſchiffes „Idaho“ an Bord zu nehmen, das
dort an Griechenland übergeben werden
wird. Das Linienſchiff „Miſſiſſippi“ wird nächſte
Woche
in New-Port News von Griechenland über-
nommen. Ein Scheck auf 12 Millionen
Dollar,
den Kaufpreis für die beiden Schiffe, wird
dem Marinedepartement morgen übergeben
werden.




Das Friedensprotokoll von Niagara
Falls.
Die Intervention der A. B. C.-Staaten.


Die deutſche Kabelgrammgeſellſchaft meldet aus
Mexiko: Das Schlußprotokoll der
Friedenskonferenz in Niagara Falls iſt unter-
zeichnet
worden. Es unterliegt noch der Ratifikation
durch die beiderſeitigen Senate. Die Vermittlung der
drei großen ſüdamerikaniſchen Republiken zwiſchen Mexiko
und den Vereinigten Staaten iſt mit der Vereinbarung
des Friedensprotokolls beendet. Die gegenwärtige und
die bevorſtehende proviſoriſche Regierung von Mexiko
legen aber Wert darauf, daß die drei Republiken auch
zwiſchen ihnen und den Aufſtändiſchen vermitteln und
an der Regelung der großen innerpolitiſchen Fragen
teilnehmen.


[Spaltenumbruch]

Das Friedensprotokoll von Niagara Falls, zu deſſen
Unterzeichnung Huerta ſeine Delegierten am 1. Juli er-
mächtigte, hat zum Inhalte die Organiſierung
einer proviſoriſchen Bundesregie-
rung von Mexiko.
Dieſe neue Regierung ſoll
aus einem Uebereinkommen zwiſchen den Vertretern der
politiſchen Parteien hervorgehen. Sie ſoll, ſobald ſie
ſich in der Landeshauptſtadt organiſiert hat, die An-
erkennung der Vereinigten Staaten und der drei Ver-
mittlerſtaaten Argentinien, Braſilien und
Chile erhalten und zur Union ſowie zu den
A-B-C-Staaten ſofort in normale diplomatiſche
Beziehungen treten. Die Vereinigten Staaten
verzichten
auf eine Kriegsentſchädigung
und wollen auch ſonſt keine Genugtuung ver-
langen.




Telegramme.
Das Ende der Obſtruktion in der ita-
lieniſchen Kammer.

In der heutigen Kammerſitzung
unterbreitet Deputierter Carcano einen Antrag, die
Finanzmaßnahmen durch ein königliches Dekret bis zum
30. Juni 1915 durchzuführen. Miniſterpräſident
Salandra erklärt, daß er die von Carcano
im Einvernehmen mit anderen angeſehenen
Parlamentariern zum Zwecke der Wiederherſtel-
lung des regelmäßigen Ganges der parlamen-
tariſchen Verhandlungen unterbreiteten Antrag annehme.
Dep. Calda erklärt im Namen der offiziellen
Sozialiſten, daß dieſe gegen den Antrag Carcano
ſtimmen, aber gleichzeitig zur normalen Haltung
zurückkehren
werden. Der Antrag Carcano wird
in geheimer Abſtimmung mit 209 gegen 40 Stimmen
bei 58 Stimmenenthaltungen angenommen.

Rumäniſche Induſtrielle und Kaufleute
in Rußland.

An Bord des Dampfers
„Reuß“ der Ruſſiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft „Danube“
ſind heute hier 400 rumäniſche Indu-
ſtrielle und Kaufleute,
darunter mehrere
Parlamentarier und Mitglieder der Handelskammer von
Braila eingetroffen. Die Handelskammer von Braila
hat dieſe Reiſe zum Zwecke der Entwicklung
der Handelsbeziehungen mit Rußland

organiſiert. Die rumäniſchen Gäſte wurden von Ver-
tretern der Behörden, der Gemeinde und der Börſe
begrüßt; ihnen zu Ehren geben der Gemeinderat und
ein Börſenkomitee ein Diner und einen Rout.

Die franzöſiſche Kammer für den
Proporz.

Die Kammer nahm in bewegter
Sitzung mit 544 gegen 16 Stimmen den erſten Teil des
Antrages Benoiſt an, der den feſten Willen der
Kammer, die Wahlreform zu beſchließen, bekräftigt.
Hierauf nahm die Kammer mit 323 gegen 245 Stimmen
den zweiten Teil des Antrages Benoiſt an, wonach die
Reform durch Einführung der Propor-
tionalvertretung
erfolgen ſolle.




[irrelevantes Material]


Tagesbericht.


* Kalender für Samstag den 4. Juli.

Katholiken:
Udalrich. — Griechen (21. Juni): Julianus. — Sonnen-
aufgang 4 Uhr 7 Minuten morgens. — Sonnenunter-
gang 8 Uhr 1 Minuten abends. — Mondesaufgang
5 Uhr 30 Minuten nachmittags. — Mondesuntergang 12 Uhr
35 Minuten.

* Aus dem Eiſenbahndienſte.

Der Kaiſer hat dem
Oberbaurate im Eiſenbahnminiſterium Guſtav Nebesky den
Titel und Charakter eines Miniſterialrates verliehen. — Der
Eiſenbahnminiſter hat die Miniſterialvizeſekretäre Dr. Viktor
Ritter v. Kraus, Dr. Karl Ritter v. Hardt-Stremayr,
Dr. Arnold Mnibek und Dr. Leopold Dautz zu Miniſterial-
ſekretären, die Miniſterialkonzipiſten Friedrich Freiherrn v.
Hohenblühel genannt Häufler zu Raſen und Johann
Swoboda Edlen von Freyborn zu Miniſterialvizeſekretären
im Eiſenbahuminiſterium ernannt.

* Das letzte Porträt des verſtorbenen Erzherzog-
Thronfolgers.

Von weiland Erzherzog-Thronfolger
Franz Ferdinand iſt ſchon ſeit längerer Zeit keine
nach dem Leben gearbeitete Medaille erſchienen. Erſt in
der letzten Zeit wurde dem Kammermedailleur Profeſſor
Rudolf Marſchall vom Komitee der Adria-Ausſtellung
der Auftrag erteilt, die offizielle Prämienmedaille auszu-
führen, die das Bild des Erzherzogs tragen ſollte. Der
Meiſter konnte dieſe Medaille, die ſich nun als trauer-
[Spaltenumbruch] volle Erinnerung in vielen Händen Prämiierter befindet,
nach dem Leben ausführen. Für das neue Kriegsmini-
ſterium hat Profeſſor Marſchall ein überlebensgroßes
Porträtmedaillon geſchaffen, das in Bronze gegoſſen
worden iſt und einen ſchönen Schmuck des Gebäudes
bildet. Die allerletzte plaſtiſche Reperoduktion des Erz-
herzogs iſt aber eine Plakette, die Profeſſor Marſchall
im Auftrage aus Anlaß des 50. Geburtstages des Erz-
herzogs Franz Ferdinand ausgeführt hat. Sie ſtellt den
Erzherzog im ſtrengen Profil nach rechts gewendet dar.
Die Auffaſſung des Bruſtbildes iſt ſehr charakteriſtiſch, die
Durchführung ungemein lebensvoll. Nachdenklicher Ernſt
und Milde paaren ſich in dem Ausdruck der Augen, die
wie ſinnend in die Ferne gerichtet ſind, und des Mundes.
Die Modellierung des Kopfes ergibt ein vorzügliches Bild
der Erſcheinung des Erzherzogs. Erzherzog Franz
Ferdinand hat die Trefflichkeit der Plaſtik ſelbſt an-
erkannt. Angeſichts des erſchütternden Ereigniſſes gewinnt
dieſe Geburtstagsplakette eine erhöhte Bedeutung, weil
ſie das letzte nach dem Leben geſchaffene Bild des Thron-
folgers darſtellt.

Oeſterreichiſche antarktiſche Expedition.

Das
k. k. Unterrichtsminiſterium hat der öſterreichiſchen ant-
arktiſchen Expedition eine Subvention von zwanzig-
tauſend Kronen überwieſen.

* Trauerfeier in der Malteſerkirche.

Montag
den 6. d. um 10 Uhr vormittags findet in der Kirche
des Souveränen Malteſerritterordens in der Kärntner-
ſtraße für den ermordeten Thronfolger, welcher dem
Souveränen Orden als Großkreuz und Ehrenbailli
angehört hat, ein feierliches Requiem ſtatt.

* Graf Lariſch plötzlich erkrankt.

Landes-
hauptmann Graf Heinrich Lariſch iſt von Karlsbad
zur Trauerfeier nach Wien gekommen und wurde hier
von einem heftigen Gichtanfalle befallen, ſo daß er hier
der Feier nicht beiwohnen konnte.

* Verlobung.

In Wilno (Rußland) findet am
19. d. die Vermählung des RAbg. Cäſar R. v. Haller
mit Fräulein Maria Magdalena von Leska, Tochter
des Herrn Hilarius von Leski, Gutsbeſitzer und ge-
weſener Adelsmarſchall in Wilno und der Frau Maria
von Leska geb. Prinzeſſin Drucka-Lubecka ſtatt.

* Kardinal Bauer in Wien.

Der Kardinal-
Fürſterzbiſchof in Olmütz Dr. Karl Bauer kam heute
hier an und wohnt im Hotel „Erzherzog Karl.“

* Abgeſagte Feſte.

Der katholiſche Jünglings-
verein „Mariahilf“ gibt bekannt, daß das für den
5. Juli geplante Gartenfeſt mit Schauturnen auf
Sonntag den 12. Juli verſchoben wurde. Die bereits
gelöſten Karten behalten ihre Gültigkeit. — Die für
4. d. anberanmt geweſene Sommerliedertafel des Männer-
geſangvereines Inzersdorf bei Wien wurde auf Samstag
den 11. d. verſchoben.

* Schweres Unwetter in Nürnberg.

Aus
Nürnberg, 3. d., wird gemeldet: Abends hat ſich
über Stadt und Umgebung ein furchtbares Unwetter
entladen. Ein Hagelſchlag mit Schloſſen von
Haſel- und Walnußgröße
ging zwanzig
Minuten ununterbrochen
nieder. Die
öffentlichen Anlagen, Gärtnereien und Felder
der Umgebung ſind verwüſtet. Nürnbergs
herrlicher Blütenſchmuck auf den Fenſtern, auf den
gerade in dieſem Jahr beſondere Sorge verwendet
worden war, iſt vernichtet. Stellenweiſe haben
die Waſſermaſſen das Straßenpflaſter auf-
geriſſen.
Der angerichtete Schade dürfte ſeiner
Größe wegen vorläufig unüberſehbar ſein.

* Julius v. Kniep.

Die Beliebtheit und Wert-
ſchätzung, die der ver ſtorbene Präſident der „Elbemühl“
und Direktor der Bodenkreditanſtalt Herr Julius
v. Kniep in den weiteſten Kreiſen genoſſen hat, mani-
feſtierte ſich bei dem Leichenbegängniſſe, das geſtern
nachmittag ſtattgefunden hat. Die Leiche des Verbliche-
nen war aus der Hinterbrühl nach der Kapelle der evan-
geliſchen Kirche auf dem Zentralfriedhof überführt
worden und hier fanden ſich zahlreiche Perſönlichkeiten
aus induſtriellen und finanziellen Kreiſen zuſammen,
um dem Verſtorbenen die letzte Ehre zu erweiſen. Um
vier Uhr wurde der Sarg in die Kirche übertragen, wo
Pfarrer Antonius eine tiefergreifende Trauerrede hielt,
in der er die hervorragenden Charaktereigenſchaften des
Verblichenen würdigte. Die ganze Trauergeſellſchaft be-
gab ſich ſodann zu der Gruft, welche die ſterblichen
Ueberreſte Julius v. Knieps aufnahm.

Ein teures Eheverlöbnis.

In Amerika iſt
auch das in der Verlobung gegebene Eheverſprechen
klagbar. Eine Deutſche in New-York hat nun den Re-
kord in Forderungen für eine Entſchädigung wegen ge-
brochenen Eheverſprechens geſchlagen. Frl. Urſula
Barbara v. Kalinowski ſetzt nämlich gegenwärtig einem
hieſigen Gericht auseinander, warum ſie zu 2,500.000
Dollars oder zehn Millionen Mark Erſatz für gelöſtes
Eheverlöbnis berechtigt ſei, den ein Brauer aus
St. Louis, Michael J. Hurley, entrichten ſoll. Die
Vorbereitungen für die Eheſchließung haben die Dame,
die den Brauer in Deutſchland kennen lernte, rund
100.000 Dollars gekoſtet, wie ſie erklärt, der Reſt
deckt — wie ſie meint, in ſehr unzureichendem Maße —
den Schaden.

Zur Reiſezeit

Baedekers, Meyers, Griebens,
Geuters, Woerls, Hartlebens ſowie alle wo immer ange-
kündigten Reiſeführer, Karten und Stadtpläne
liefert ſchnellſtens die Buchhandlung „Reichspoſt“, Wien,
8. Bezirk, Strozzigaſſe 8. Verlangen Sie den Führer durch
die Reiſeliteratur „Glückliche Reiſe“ gratis und
franko.

* Die Entſtehungsgeſchichte der Kurtaxe.

Der
„F. Z.“ wird geſchrieben: Die Kurtaxe, die nicht wenigen
Badebeſuchern ein Dorn im Auge iſt, taucht ſchon im
frühen ſechzehnten Jahrhundert auf, hier freilich noch

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Interpellation &#x201E;mit Rück&#x017F;icht auf die Trauer in Oe&#x017F;ter-<lb/>
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[8/0008] Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914. Nr. 308 Malteſer-Ritterorden hat er namentlich an allen Aktionen, welche die dem Orden obliegende Sanitätspflege im Felde betreffen, Anteil genommen, und insbeſondere an den durchgreifenden Reformen, denen die geſamte Organiſation für den Sanitätsdienſt des Ordens im Kriegsfall in den Jahren 1905 und 1906 unterzogen wurde, mitgewirkt. Fra Rudolf zu Hardegg wurde im Jahre 1901 durch die Ver- leihung der Würde eines Geheimen Rates und 1908 durch jene des Ordens der Eiſernen Krone erſter Klaſſe ausge- zeichnet. — Dr. Wolfgang Haaſe, geboren 1870, trat 1894 in den Staatsdienſt und wurde nach mehrjähriger Verwendung im Finanzprokuratuts- und Gerichtsdienſte 1901 zum Sekretär beim Evangeliſchen Oberkirchenrat ernannt. Im Jahre 1907 mit dem Titel und Charakter eines Regierungsrates bekleidet, wurde er 1909 weltlicher Rat. Im Jänner 1911 durch die Verleihung des Titels und Charakters eines Hofrates ausgezeichnet, wurde Haaſe nach dem Ableben des letzten Präſidenten Sektionschefs Dr. Pfaff im Mai desſelben Jahres mit der Leitung des Evangeliſchen Oberkirchenrates A. und H. B. betraut. Im April 1913 erfolgte ſeine Ernennung zum Präſidenten des Evangeliſchen Oberkirchenrates, bei welchem Anlaß ihm gleichzeitig der Titel eines Sektionschefs verliehen wurde. Ein ritterlicher Akt in der italieni- ſchen Kammer. Zurückziehung der Trieſter Anfrage. Ein ritterlicher Akt hat ſich heute, wie aus Rom, 3. d. gemeldet wird, in der italieniſchen Kammer ab- geſpielt. Der Deputierte Colonna di Ceſaro hatte eine Anfrage an die Regierung eingebracht wegen der bekannten nationalen Zuſammenſtöße in Trieſt zwiſchen den dortigen italieniſchen und kroatoſloveniſchen Arbeitern am 1. Mai d. J. So wenig man in Oeſter- reich die Einmiſchung italieniſcher Politiker und Blätter in offenbar nicht verſtandene öſterreichiſche Verhältniſſe gebilligt hat, ſo bereitwillig erkennen wir es als Loyalität und Ritterlichkeit an, daß heute der Anfrageſteller ſeine Interpellation „mit Rückſicht auf die Trauer in Oeſter- reich“ zurückgezogen hat. Ein bulgariſch-rumäniſcher Grenz- zwiſchenfall. Zwei Rumänen erſchoſſen. Sofia, 3. Juli. Amtlich wird berichtet: Vorgeſtern um 11 Uhr vormittags überſchritten dreirumäniſche Soldaten, von denen einer bewaffnet war, und vier muſelmaniſche Arbeiter bei Kemanlar die von der gemiſchten Kommiſſion feſtgeſetzte Grenze und ſchickten ſich an, auf bulgariſchem Gebiete befindliche Bäume und das Gehölz zu fällen. Zwei Soldaten des bulgariſchen Poſtens begaben ſich zu den rumäniſchen Soldaten, um ſie zu bitten, ihre Arbeit bis zum Eintreffen eines Offiziers einzuſtellen. Auf dieſe höfliche Warnung erwiderten die Rumänen mit Beſchimpfungen gegen die bulgari- ſchen Offiziere und Soldaten. Einer der rumäniſchen Soldaten ergriff das Gewehr eines der bulgariſchen Soldaten, während ſein Waffengefährte das ſeinige lud und es dem Bulgaren auf die Bruſt ſetzte. Als der zweite bulgariſche Soldat die Gefahr ſah, ſchoß er auf den bewaffneten rumäniſchen Soldaten und tötete ihn. Inzwiſchen gelang es ſei em Kameraden, ſein Gewehr wieder an ſich zu nehmen; er zielte auf den Rumänen, der ihn hatte entwaffnen wollen. Dieſer fiel ebenfalls tot zu Boden. Die Leichen der beiden Soldaten werden auf bulgariſchem Gebiete bewacht. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet worden. Die Ablieferung der „Idaho“ an Griechenland. Uebergabe eines Schecks von 12 Millionen Dollar. Waſhington, 3. Juli. Das Linienſchiff „Maine“ hat Befehl erhalten, am 8. d. nach Neapel abzugehen, um die Mannſchaft des Linienſchiffes „Idaho“ an Bord zu nehmen, das dort an Griechenland übergeben werden wird. Das Linienſchiff „Miſſiſſippi“ wird nächſte Woche in New-Port News von Griechenland über- nommen. Ein Scheck auf 12 Millionen Dollar, den Kaufpreis für die beiden Schiffe, wird dem Marinedepartement morgen übergeben werden. Das Friedensprotokoll von Niagara Falls. Die Intervention der A. B. C.-Staaten. Berlin, 3. Juli. Die deutſche Kabelgrammgeſellſchaft meldet aus Mexiko: Das Schlußprotokoll der Friedenskonferenz in Niagara Falls iſt unter- zeichnet worden. Es unterliegt noch der Ratifikation durch die beiderſeitigen Senate. Die Vermittlung der drei großen ſüdamerikaniſchen Republiken zwiſchen Mexiko und den Vereinigten Staaten iſt mit der Vereinbarung des Friedensprotokolls beendet. Die gegenwärtige und die bevorſtehende proviſoriſche Regierung von Mexiko legen aber Wert darauf, daß die drei Republiken auch zwiſchen ihnen und den Aufſtändiſchen vermitteln und an der Regelung der großen innerpolitiſchen Fragen teilnehmen. Das Friedensprotokoll von Niagara Falls, zu deſſen Unterzeichnung Huerta ſeine Delegierten am 1. Juli er- mächtigte, hat zum Inhalte die Organiſierung einer proviſoriſchen Bundesregie- rung von Mexiko. Dieſe neue Regierung ſoll aus einem Uebereinkommen zwiſchen den Vertretern der politiſchen Parteien hervorgehen. Sie ſoll, ſobald ſie ſich in der Landeshauptſtadt organiſiert hat, die An- erkennung der Vereinigten Staaten und der drei Ver- mittlerſtaaten Argentinien, Braſilien und Chile erhalten und zur Union ſowie zu den A-B-C-Staaten ſofort in normale diplomatiſche Beziehungen treten. Die Vereinigten Staaten verzichten auf eine Kriegsentſchädigung und wollen auch ſonſt keine Genugtuung ver- langen. Telegramme. Das Ende der Obſtruktion in der ita- lieniſchen Kammer. Rom, 3. Juli. In der heutigen Kammerſitzung unterbreitet Deputierter Carcano einen Antrag, die Finanzmaßnahmen durch ein königliches Dekret bis zum 30. Juni 1915 durchzuführen. Miniſterpräſident Salandra erklärt, daß er die von Carcano im Einvernehmen mit anderen angeſehenen Parlamentariern zum Zwecke der Wiederherſtel- lung des regelmäßigen Ganges der parlamen- tariſchen Verhandlungen unterbreiteten Antrag annehme. Dep. Calda erklärt im Namen der offiziellen Sozialiſten, daß dieſe gegen den Antrag Carcano ſtimmen, aber gleichzeitig zur normalen Haltung zurückkehren werden. Der Antrag Carcano wird in geheimer Abſtimmung mit 209 gegen 40 Stimmen bei 58 Stimmenenthaltungen angenommen. Rumäniſche Induſtrielle und Kaufleute in Rußland. Odeſſa, 3. Juli. An Bord des Dampfers „Reuß“ der Ruſſiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft „Danube“ ſind heute hier 400 rumäniſche Indu- ſtrielle und Kaufleute, darunter mehrere Parlamentarier und Mitglieder der Handelskammer von Braila eingetroffen. Die Handelskammer von Braila hat dieſe Reiſe zum Zwecke der Entwicklung der Handelsbeziehungen mit Rußland organiſiert. Die rumäniſchen Gäſte wurden von Ver- tretern der Behörden, der Gemeinde und der Börſe begrüßt; ihnen zu Ehren geben der Gemeinderat und ein Börſenkomitee ein Diner und einen Rout. Die franzöſiſche Kammer für den Proporz. Paris, 3. Juli. Die Kammer nahm in bewegter Sitzung mit 544 gegen 16 Stimmen den erſten Teil des Antrages Benoiſt an, der den feſten Willen der Kammer, die Wahlreform zu beſchließen, bekräftigt. Hierauf nahm die Kammer mit 323 gegen 245 Stimmen den zweiten Teil des Antrages Benoiſt an, wonach die Reform durch Einführung der Propor- tionalvertretung erfolgen ſolle. _ Tagesbericht. Wien, 3. Juli. * Kalender für Samstag den 4. Juli. Katholiken: Udalrich. — Griechen (21. Juni): Julianus. — Sonnen- aufgang 4 Uhr 7 Minuten morgens. — Sonnenunter- gang 8 Uhr 1 Minuten abends. — Mondesaufgang 5 Uhr 30 Minuten nachmittags. — Mondesuntergang 12 Uhr 35 Minuten. * Aus dem Eiſenbahndienſte. Der Kaiſer hat dem Oberbaurate im Eiſenbahnminiſterium Guſtav Nebesky den Titel und Charakter eines Miniſterialrates verliehen. — Der Eiſenbahnminiſter hat die Miniſterialvizeſekretäre Dr. Viktor Ritter v. Kraus, Dr. Karl Ritter v. Hardt-Stremayr, Dr. Arnold Mnibek und Dr. Leopold Dautz zu Miniſterial- ſekretären, die Miniſterialkonzipiſten Friedrich Freiherrn v. Hohenblühel genannt Häufler zu Raſen und Johann Swoboda Edlen von Freyborn zu Miniſterialvizeſekretären im Eiſenbahuminiſterium ernannt. * Das letzte Porträt des verſtorbenen Erzherzog- Thronfolgers. Von weiland Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand iſt ſchon ſeit längerer Zeit keine nach dem Leben gearbeitete Medaille erſchienen. Erſt in der letzten Zeit wurde dem Kammermedailleur Profeſſor Rudolf Marſchall vom Komitee der Adria-Ausſtellung der Auftrag erteilt, die offizielle Prämienmedaille auszu- führen, die das Bild des Erzherzogs tragen ſollte. Der Meiſter konnte dieſe Medaille, die ſich nun als trauer- volle Erinnerung in vielen Händen Prämiierter befindet, nach dem Leben ausführen. Für das neue Kriegsmini- ſterium hat Profeſſor Marſchall ein überlebensgroßes Porträtmedaillon geſchaffen, das in Bronze gegoſſen worden iſt und einen ſchönen Schmuck des Gebäudes bildet. Die allerletzte plaſtiſche Reperoduktion des Erz- herzogs iſt aber eine Plakette, die Profeſſor Marſchall im Auftrage aus Anlaß des 50. Geburtstages des Erz- herzogs Franz Ferdinand ausgeführt hat. Sie ſtellt den Erzherzog im ſtrengen Profil nach rechts gewendet dar. Die Auffaſſung des Bruſtbildes iſt ſehr charakteriſtiſch, die Durchführung ungemein lebensvoll. Nachdenklicher Ernſt und Milde paaren ſich in dem Ausdruck der Augen, die wie ſinnend in die Ferne gerichtet ſind, und des Mundes. Die Modellierung des Kopfes ergibt ein vorzügliches Bild der Erſcheinung des Erzherzogs. Erzherzog Franz Ferdinand hat die Trefflichkeit der Plaſtik ſelbſt an- erkannt. Angeſichts des erſchütternden Ereigniſſes gewinnt dieſe Geburtstagsplakette eine erhöhte Bedeutung, weil ſie das letzte nach dem Leben geſchaffene Bild des Thron- folgers darſtellt. Oeſterreichiſche antarktiſche Expedition. Das k. k. Unterrichtsminiſterium hat der öſterreichiſchen ant- arktiſchen Expedition eine Subvention von zwanzig- tauſend Kronen überwieſen. * Trauerfeier in der Malteſerkirche. Montag den 6. d. um 10 Uhr vormittags findet in der Kirche des Souveränen Malteſerritterordens in der Kärntner- ſtraße für den ermordeten Thronfolger, welcher dem Souveränen Orden als Großkreuz und Ehrenbailli angehört hat, ein feierliches Requiem ſtatt. * Graf Lariſch plötzlich erkrankt. Landes- hauptmann Graf Heinrich Lariſch iſt von Karlsbad zur Trauerfeier nach Wien gekommen und wurde hier von einem heftigen Gichtanfalle befallen, ſo daß er hier der Feier nicht beiwohnen konnte. * Verlobung. In Wilno (Rußland) findet am 19. d. die Vermählung des RAbg. Cäſar R. v. Haller mit Fräulein Maria Magdalena von Leska, Tochter des Herrn Hilarius von Leski, Gutsbeſitzer und ge- weſener Adelsmarſchall in Wilno und der Frau Maria von Leska geb. Prinzeſſin Drucka-Lubecka ſtatt. * Kardinal Bauer in Wien. Der Kardinal- Fürſterzbiſchof in Olmütz Dr. Karl Bauer kam heute hier an und wohnt im Hotel „Erzherzog Karl.“ * Abgeſagte Feſte. Der katholiſche Jünglings- verein „Mariahilf“ gibt bekannt, daß das für den 5. Juli geplante Gartenfeſt mit Schauturnen auf Sonntag den 12. Juli verſchoben wurde. Die bereits gelöſten Karten behalten ihre Gültigkeit. — Die für 4. d. anberanmt geweſene Sommerliedertafel des Männer- geſangvereines Inzersdorf bei Wien wurde auf Samstag den 11. d. verſchoben. * Schweres Unwetter in Nürnberg. Aus Nürnberg, 3. d., wird gemeldet: Abends hat ſich über Stadt und Umgebung ein furchtbares Unwetter entladen. Ein Hagelſchlag mit Schloſſen von Haſel- und Walnußgröße ging zwanzig Minuten ununterbrochen nieder. Die öffentlichen Anlagen, Gärtnereien und Felder der Umgebung ſind verwüſtet. Nürnbergs herrlicher Blütenſchmuck auf den Fenſtern, auf den gerade in dieſem Jahr beſondere Sorge verwendet worden war, iſt vernichtet. Stellenweiſe haben die Waſſermaſſen das Straßenpflaſter auf- geriſſen. Der angerichtete Schade dürfte ſeiner Größe wegen vorläufig unüberſehbar ſein. * Julius v. Kniep. Die Beliebtheit und Wert- ſchätzung, die der ver ſtorbene Präſident der „Elbemühl“ und Direktor der Bodenkreditanſtalt Herr Julius v. Kniep in den weiteſten Kreiſen genoſſen hat, mani- feſtierte ſich bei dem Leichenbegängniſſe, das geſtern nachmittag ſtattgefunden hat. Die Leiche des Verbliche- nen war aus der Hinterbrühl nach der Kapelle der evan- geliſchen Kirche auf dem Zentralfriedhof überführt worden und hier fanden ſich zahlreiche Perſönlichkeiten aus induſtriellen und finanziellen Kreiſen zuſammen, um dem Verſtorbenen die letzte Ehre zu erweiſen. Um vier Uhr wurde der Sarg in die Kirche übertragen, wo Pfarrer Antonius eine tiefergreifende Trauerrede hielt, in der er die hervorragenden Charaktereigenſchaften des Verblichenen würdigte. Die ganze Trauergeſellſchaft be- gab ſich ſodann zu der Gruft, welche die ſterblichen Ueberreſte Julius v. Knieps aufnahm. Ein teures Eheverlöbnis. In Amerika iſt auch das in der Verlobung gegebene Eheverſprechen klagbar. Eine Deutſche in New-York hat nun den Re- kord in Forderungen für eine Entſchädigung wegen ge- brochenen Eheverſprechens geſchlagen. Frl. Urſula Barbara v. Kalinowski ſetzt nämlich gegenwärtig einem hieſigen Gericht auseinander, warum ſie zu 2,500.000 Dollars oder zehn Millionen Mark Erſatz für gelöſtes Eheverlöbnis berechtigt ſei, den ein Brauer aus St. Louis, Michael J. Hurley, entrichten ſoll. Die Vorbereitungen für die Eheſchließung haben die Dame, die den Brauer in Deutſchland kennen lernte, rund 100.000 Dollars gekoſtet, wie ſie erklärt, der Reſt deckt — wie ſie meint, in ſehr unzureichendem Maße — den Schaden. Zur Reiſezeit— Baedekers, Meyers, Griebens, Geuters, Woerls, Hartlebens ſowie alle wo immer ange- kündigten Reiſeführer, Karten und Stadtpläne liefert ſchnellſtens die Buchhandlung „Reichspoſt“, Wien, 8. Bezirk, Strozzigaſſe 8. Verlangen Sie den Führer durch die Reiſeliteratur „Glückliche Reiſe“ gratis und franko. * Die Entſtehungsgeſchichte der Kurtaxe. Der „F. Z.“ wird geſchrieben: Die Kurtaxe, die nicht wenigen Badebeſuchern ein Dorn im Auge iſt, taucht ſchon im frühen ſechzehnten Jahrhundert auf, hier freilich noch

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 308, Wien, 04.07.1914, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost308_1914/8>, abgerufen am 03.05.2024.