Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rigische Novellen. Nr. 36, Riga, 1699.

Bild:
erste Seite
Anno 1699.
No. 36.
Rigische
NOVELLEN

Vom 3. MAIJ.    Mittwoch.


[Beginn Spaltensatz]
Wien/ vom 22. April.

Verwichenen Sonntag haben sich beede Käy-
serl. und Königl. M. nebst allen übrigen Herr-
schafften/ und der gantzen Hoffstadt in St. Ste-
phans-Kirche/ um daselbst die Oster-Ferien in
Beywohnung des solennen GOttes-Diensts/
celeberiret/ begeben/ wohin I. M. die Römische
Königin zum erstenmahl in einer Senfften ge-
tragen worden/ weilen sich selbte zu jedermanns
Freude bereits gesegneten Leibs befinden soll;
Gestern darauff wurde der Römischen Königin
Geburts-Tag in pomposer Gala gefeyert. Vom
Hn. Gr. Marsigli Käys. Commissarien zu der
Käyserlichen Gräntzscheidung ist Vorgestern ein
Officier allhier per posta angelangt mit Bericht:
das gedachter Graf/ wie auch die Türckischen
Commissarien numehro auffn Gräntzen ange-
langt. Von Conferirung der Königl. Böhm-
schen Obristen Cantzler Stelle dörffte ehestens
ein gewisses zuberichten vorfallen/ auch von meh-
rern Veränderungen zu hören seyn. Die grosse
Käyserl. Gesandtschafft anbetreffent stehet noch
dahin gestellet/ das dieselbe gegen den 15. Junii
von hier auffbrechen solle: allermassen der Herr
Graf von Oettingen/ die Anstalten der Klei-
dungen für seine Bediente/ welche ins gemein
auff die Türckische Modi gemacht werden sollen/
[Spaltenumbruch] angeordnet/ und will derselbe der vorigen im 1665
sten Jahre an die Ottomannische Porta grossen
Ambassade/ in allem sich conforrmiren: Die
Präsenten an Silber/ welche dahier gearbeitet
werden/ sollen mit Ausgang May in der Bereit-
schafft stehen. Man hat dato das Fuhrwesen in
Hungarn nicht cassiret: Weilen die hiesigen
Fleischhacker die darzu gehörige Ochsen/ in de-
me selbe sehr schlecht/ nicht erkauffen/ und wegen
des Preisses mit der Käys. Hoff-Cammer sich
nicht accordiren können/ doch man dahin ziehlet
die Fuhrleute zu cassiren/ und ihnen den ausstän-
digen Sold zimlich abzuschneiden/ damit nun
diese Leute derentwillen keine Ungelegenheit er-
wecken möge/ hat das General-Kriegs-Com-
missariat-Amt für gut erachtet beym Käyserl.
Hoff-Kriegs-Rath scharffe Patenten über diese
besorgliche Ungelegenheit auswürcken/ und denen
Käyserl. Kriegs-Commissarien zuzuschicken.
Es befinden sich dahier verschiedene Hungars-
Magnates/ welche inständigst um Ausschrei-
bung eines allgemeinen Landtags anhalten und
so viel man abnehmen kan/ sind selbige Landstän-
de nicht entgegen I. Jäys. M. zu dero selbst eige-
ten Disposition Jährl. 4. Milliones ausser Un-
[t]erhaltung der Gräntz-Besatzung/ und sonsten
die Käyserl. Soldatesca welche im Königreich
[Spaltenumbruch]

Hun-
Anno 1699.
No. 36.
Rigische
NOVELLEN

Vom 3. MAIJ.    Mittwoch.


[Beginn Spaltensatz]
Wien/ vom 22. April.

Verwichenen Sonntag haben sich beede Käy-
serl. und Königl. M. nebst allen übrigen Herr-
schafften/ und der gantzen Hoffstadt in St. Ste-
phans-Kirche/ um daselbst die Oster-Ferien in
Beywohnung des solennen GOttes-Diensts/
celeberiret/ begeben/ wohin I. M. die Römische
Königin zum erstenmahl in einer Senfften ge-
tragen worden/ weilen sich selbte zu jedermanns
Freude bereits gesegneten Leibs befinden soll;
Gestern darauff wurde der Römischen Königin
Geburts-Tag in pomposer Gala gefeyert. Vom
Hn. Gr. Marsigli Käys. Commissarien zu der
Käyserlichen Gräntzscheidung ist Vorgestern ein
Officier allhier per posta angelangt mit Bericht:
das gedachter Graf/ wie auch die Türckischen
Commissarien numehro auffn Gräntzen ange-
langt. Von Conferirung der Königl. Böhm-
schen Obristen Cantzler Stelle dörffte ehestens
ein gewisses zuberichten vorfallen/ auch von meh-
rern Veränderungen zu hören seyn. Die grosse
Käyserl. Gesandtschafft anbetreffent stehet noch
dahin gestellet/ das dieselbe gegen den 15. Junii
von hier auffbrechen solle: allermassen der Herr
Graf von Oettingen/ die Anstalten der Klei-
dungen für seine Bediente/ welche ins gemein
auff die Türckische Modi gemacht werden sollen/
[Spaltenumbruch] angeordnet/ und will derselbe der vorigen im 1665
sten Jahre an die Ottomannische Porta grossen
Ambassade/ in allem sich conforrmiren: Die
Präsenten an Silber/ welche dahier gearbeitet
werden/ sollen mit Ausgang May in der Bereit-
schafft stehen. Man hat dato das Fuhrwesen in
Hungarn nicht cassiret: Weilen die hiesigen
Fleischhacker die darzu gehörige Ochsen/ in de-
me selbe sehr schlecht/ nicht erkauffen/ und wegen
des Preisses mit der Käys. Hoff-Cammer sich
nicht accordiren können/ doch man dahin ziehlet
die Fuhrleute zu cassiren/ und ihnen den ausstän-
digen Sold zimlich abzuschneiden/ damit nun
diese Leute derentwillen keine Ungelegenheit er-
wecken möge/ hat das General-Kriegs-Com-
missariat-Amt für gut erachtet beym Käyserl.
Hoff-Kriegs-Rath scharffe Patenten über diese
besorgliche Ungelegenheit auswürcken/ und denen
Käyserl. Kriegs-Commissarien zuzuschicken.
Es befinden sich dahier verschiedene Hungars-
Magnates/ welche inständigst um Ausschrei-
bung eines allgemeinen Landtags anhalten und
so viel man abnehmen kan/ sind selbige Landstän-
de nicht entgegen I. Jäys. M. zu dero selbst eige-
ten Disposition Jährl. 4. Milliones ausser Un-
[t]erhaltung der Gräntz-Besatzung/ und sonsten
die Käyserl. Soldatesca welche im Königreich
[Spaltenumbruch]

Hun-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[1]"/>
      <titlePage type="heading">
        <docImprint xml:id="imprint1" next="#imprint2">
          <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1699.</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <docTitle>
          <titlePart type="volume"> <hi rendition="#aq">No. 36.</hi> </titlePart><lb/>
          <titlePart type="main">Rigische<lb/><hi rendition="#aq #g">NOVELLEN</hi> </titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint xml:id="imprint2" prev="#imprint1">
          <docDate>Vom 3. <hi rendition="#aq">MAIJ</hi>. <space dim="horizontal"/>Mittwoch.</docDate>
        </docImprint><lb/>
      </titlePage>
    </front>
    <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    <body>
      <cb type="start"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Wien/ vom 22. April.</head><lb/>
        <p>Verwichenen Sonntag haben sich beede Käy-<lb/>
serl. und Königl. M. nebst allen übrigen Herr-<lb/>
schafften/ und der gantzen Hoffstadt in St. Ste-<lb/>
phans-Kirche/ um daselbst die Oster-Ferien in<lb/>
Beywohnung des solennen GOttes-Diensts/<lb/>
celeberiret/ begeben/ wohin I. M. die Römische<lb/>
Königin zum erstenmahl in einer Senfften ge-<lb/>
tragen worden/ weilen sich selbte zu jedermanns<lb/>
Freude bereits gesegneten Leibs befinden soll;<lb/>
Gestern darauff wurde der Römischen Königin<lb/>
Geburts-Tag in pomposer Gala gefeyert. Vom<lb/>
Hn. Gr. Marsigli Käys. Commissarien zu der<lb/>
Käyserlichen Gräntzscheidung ist Vorgestern ein<lb/>
Officier allhier per posta angelangt mit Bericht:<lb/>
das gedachter Graf/ wie auch die Türckischen<lb/>
Commissarien numehro auffn Gräntzen ange-<lb/>
langt. Von Conferirung der Königl. Böhm-<lb/>
schen Obristen Cantzler Stelle dörffte ehestens<lb/>
ein gewisses zuberichten vorfallen/ auch von meh-<lb/>
rern Veränderungen zu hören seyn. Die grosse<lb/>
Käyserl. Gesandtschafft anbetreffent stehet noch<lb/>
dahin gestellet/ das dieselbe gegen den 15. Junii<lb/>
von hier auffbrechen solle: allermassen der Herr<lb/>
Graf von Oettingen/ die Anstalten der Klei-<lb/>
dungen für seine Bediente/ welche ins gemein<lb/>
auff die Türckische Modi gemacht werden sollen/<lb/><cb/>
angeordnet/ und will derselbe der vorigen im 1665<lb/>
sten Jahre an die Ottomannische Porta grossen<lb/>
Ambassade/ in allem sich conforrmiren: Die<lb/>
Präsenten an Silber/ welche dahier gearbeitet<lb/>
werden/ sollen mit Ausgang May in der Bereit-<lb/>
schafft stehen. Man hat dato das Fuhrwesen in<lb/>
Hungarn nicht cassiret: Weilen die hiesigen<lb/>
Fleischhacker die darzu gehörige Ochsen/ in de-<lb/>
me selbe sehr schlecht/ nicht erkauffen/ und wegen<lb/>
des Preisses mit der Käys. Hoff-Cammer sich<lb/>
nicht accordiren können/ doch man dahin ziehlet<lb/>
die Fuhrleute zu cassiren/ und ihnen den ausstän-<lb/>
digen Sold zimlich abzuschneiden/ damit nun<lb/>
diese Leute derentwillen keine Ungelegenheit er-<lb/>
wecken möge/ hat das General-Kriegs-Com-<lb/>
missariat-Amt für gut erachtet beym Käyserl.<lb/>
Hoff-Kriegs-Rath scharffe Patenten über diese<lb/>
besorgliche Ungelegenheit auswürcken/ und denen<lb/>
Käyserl. Kriegs-Commissarien zuzuschicken.<lb/>
Es befinden sich dahier verschiedene Hungars-<lb/>
Magnates/ welche inständigst um Ausschrei-<lb/>
bung eines allgemeinen Landtags anhalten und<lb/>
so viel man abnehmen kan/ sind selbige Landstän-<lb/>
de nicht entgegen I. Jäys. M. zu dero selbst eige-<lb/>
ten Disposition Jährl. 4. Milliones ausser Un-<lb/><supplied>t</supplied>erhaltung der Gräntz-Besatzung/ und sonsten<lb/>
die Käyserl. Soldatesca welche im Königreich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hun-</fw><lb/><cb/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0001] Anno 1699. No. 36. Rigische NOVELLEN Vom 3. MAIJ. Mittwoch. Wien/ vom 22. April. Verwichenen Sonntag haben sich beede Käy- serl. und Königl. M. nebst allen übrigen Herr- schafften/ und der gantzen Hoffstadt in St. Ste- phans-Kirche/ um daselbst die Oster-Ferien in Beywohnung des solennen GOttes-Diensts/ celeberiret/ begeben/ wohin I. M. die Römische Königin zum erstenmahl in einer Senfften ge- tragen worden/ weilen sich selbte zu jedermanns Freude bereits gesegneten Leibs befinden soll; Gestern darauff wurde der Römischen Königin Geburts-Tag in pomposer Gala gefeyert. Vom Hn. Gr. Marsigli Käys. Commissarien zu der Käyserlichen Gräntzscheidung ist Vorgestern ein Officier allhier per posta angelangt mit Bericht: das gedachter Graf/ wie auch die Türckischen Commissarien numehro auffn Gräntzen ange- langt. Von Conferirung der Königl. Böhm- schen Obristen Cantzler Stelle dörffte ehestens ein gewisses zuberichten vorfallen/ auch von meh- rern Veränderungen zu hören seyn. Die grosse Käyserl. Gesandtschafft anbetreffent stehet noch dahin gestellet/ das dieselbe gegen den 15. Junii von hier auffbrechen solle: allermassen der Herr Graf von Oettingen/ die Anstalten der Klei- dungen für seine Bediente/ welche ins gemein auff die Türckische Modi gemacht werden sollen/ angeordnet/ und will derselbe der vorigen im 1665 sten Jahre an die Ottomannische Porta grossen Ambassade/ in allem sich conforrmiren: Die Präsenten an Silber/ welche dahier gearbeitet werden/ sollen mit Ausgang May in der Bereit- schafft stehen. Man hat dato das Fuhrwesen in Hungarn nicht cassiret: Weilen die hiesigen Fleischhacker die darzu gehörige Ochsen/ in de- me selbe sehr schlecht/ nicht erkauffen/ und wegen des Preisses mit der Käys. Hoff-Cammer sich nicht accordiren können/ doch man dahin ziehlet die Fuhrleute zu cassiren/ und ihnen den ausstän- digen Sold zimlich abzuschneiden/ damit nun diese Leute derentwillen keine Ungelegenheit er- wecken möge/ hat das General-Kriegs-Com- missariat-Amt für gut erachtet beym Käyserl. Hoff-Kriegs-Rath scharffe Patenten über diese besorgliche Ungelegenheit auswürcken/ und denen Käyserl. Kriegs-Commissarien zuzuschicken. Es befinden sich dahier verschiedene Hungars- Magnates/ welche inständigst um Ausschrei- bung eines allgemeinen Landtags anhalten und so viel man abnehmen kan/ sind selbige Landstän- de nicht entgegen I. Jäys. M. zu dero selbst eige- ten Disposition Jährl. 4. Milliones ausser Un- terhaltung der Gräntz-Besatzung/ und sonsten die Käyserl. Soldatesca welche im Königreich Hun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Riga und der Verlag Georg Mat… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-07-24T13:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-07-24T13:13:57Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_rigische0036_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_rigische0036_1699/1
Zitationshilfe: Rigische Novellen. Nr. 36, Riga, 1699, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_rigische0036_1699/1>, abgerufen am 21.11.2024.