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Rigische Novellen. Nr. 38, Riga, 1699.

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Warschau/ vom 11. May.

Die Seymiken in Littauen sind limitiret/ umb
zu ersehen/ ob Ih. Königl. Majest. dero Troup-
pen aus dem Lande vor dem Reichs-Tag schaf-
fen wollen/ wovon zwar viel geredet aber schlechte
Anstalt gemachet wird/ auff welchem letzten
Fall es noch wunderlich außsehen dürffte.

Copenhagen/ vom 25. April.

Es werden sehr grosse Präparatoria zu Ihro
Majest. der Königin Gebuhrts-Tag gemachet/
und unter andern ein kostbahres Feuerwerck ver-färtiget/ bey welchen zugleich eines auff die Wie-
derkunfft des Printz Carln gerichtet/ an eben den
27. Aprilis präsentiret werden soll. Des Königs
Gesundheit vermehret sich zu dero Unterthanen
höchsten Vergnügen/ von Tage zu Tage/ und
nimmet derselbe sich so woll der Estaats als Ju-
stitz-Sachen sehr fleissig an. Der zur Verlieh-
rung der Finger condemnirte meineydige Schul-
meister ist nach dem Bremer-Holm gebracht/
umb daselbst Zeit des Lebens in die Eysen zu ge-
hen/ weil aber mit Außgang dieses Seculi alle
daselbst verhandene Sclaven Hoffnung zu ihrer
Erlösung haben/ so dürffte auch dieser zu solcher
Zeit liberiret werden. Man hat zwar gemeldet/
daß die aus dem Spin-Hause entkommene Da-
me wieder attrapiret worden/ allein es ist falsch;
Man hat zwar eine andere Frauens-Persohn/
in Meynung/ daß es erstere wäre/ in das Spin-
Hauß gebracht/ selbige aber/ weil sie unschuldig/
so fort loß gelassen. Vorgestern waren Ihro
Königl. Majest. auff Rosenburg/ und nahmen
die daselbst mit denen Tapeten von der neuen
Manufactur ausgezierte Gemächer/ in Augen-
schein.

Paris/ vom 1. May.

Der Hoff befindet sich noch zu Marly/ von
wannen derselbe mit Außgang künfftiger Woche
zu Versailles erwartet wird. Es sind zwey Ex-[Spaltenumbruch]
pressen auff einander von unserm Ambassadeur
von Madrit arriviret/ auch einer nach Wien/
und der andere nach Londen abgesandt. Der
Hertzog von Bern ist von seinem Schaden am
Fuß völlig wieder reconvolescirt. Der König
hat resolviret/ den Käyser von Marocco den
Krieg anzukündigen/ und hat man dem Maroc-
cischen Ambassadeur solches schon verständiget.
Man saget/ daß die zu Toulon embarquirende
Orlog- und Bombardier-Schiffe zur Bombar-
dierung von Dantzig sollen comployret werden/
weiln selbige Stadt die Satisfaction zu geben
weigert/ wiewohl solches von vielen nicht geglau-
bet wird.

Warschau/ vom 12. May.

Man spricht nunmehro vor gewiß/ daß die
Königl. Trouppen sich ehester Tage auff den
March begeben werden/ die aus Littauen nach
Bielek/ und die andern nach Grodno/ wozu die
Ordre bereits durch den Herrn Obrist-Wacht-
meister Gersdorff abgegangen. Man sagt zwar/
daß Sie nach Sachsen gehen sollen/ man wird
dessen aber erstlich recht versichert sein können/
wann Sie auff den Schlesischen Gräntzen seyn
werden/ allwo es einige neue Schwürigkeiten
giebt/ weil Se. Käyserl. Majest. nicht zu geben
wollen/ daß Sie durch die Ober-Schlesie ge-
hen sollen/ weil dieselbe bereits ruiniret worden/
wie der General Rose daselbst mit Gewalt den
Durchzug genommen. Wiewohl diese Troup-
pen die Route zum liebsten erwehlen würden/ da-
mit Sie nicht den Weg durch Groß-Pohlen
nehmen dürfften. Der Cron Groß-Feldherr
prätendiret von der Republic 20000. Ducaten/
so Er dem Tartar Cham wegen gemachten Frie-
dens versprochen. Allein man ist gar nicht mit
dieser seiner Liberalität/ so aus seiner eigenen Au-
thorität hergerühret/ zu frieden. Jedennoch
spricht man von 4. biß 5000. Ducaten Ihm
[Spaltenumbruch]

zu

Warschau/ vom 11. May.

Die Seymiken in Littauen sind limitiret/ umb
zu ersehen/ ob Ih. Königl. Majest. dero Troup-
pen aus dem Lande vor dem Reichs-Tag schaf-
fen wollen/ wovon zwar viel geredet aber schlechte
Anstalt gemachet wird/ auff welchem letzten
Fall es noch wunderlich außsehen dürffte.

Copenhagen/ vom 25. April.

Es werden sehr grosse Präparatoria zu Ihro
Majest. der Königin Gebuhrts-Tag gemachet/
und unter andern ein kostbahres Feuerwerck ver-färtiget/ bey welchen zugleich eines auff die Wie-
derkunfft des Printz Carln gerichtet/ an eben den
27. Aprilis präsentiret werden soll. Des Königs
Gesundheit vermehret sich zu dero Unterthanen
höchsten Vergnügen/ von Tage zu Tage/ und
nimmet derselbe sich so woll der Estaats als Ju-
stitz-Sachen sehr fleissig an. Der zur Verlieh-
rung der Finger condemnirte meineydige Schul-
meister ist nach dem Bremer-Holm gebracht/
umb daselbst Zeit des Lebens in die Eysen zu ge-
hen/ weil aber mit Außgang dieses Seculi alle
daselbst verhandene Sclaven Hoffnung zu ihrer
Erlösung haben/ so dürffte auch dieser zu solcher
Zeit liberiret werden. Man hat zwar gemeldet/
daß die aus dem Spin-Hause entkommene Da-
me wieder attrapiret worden/ allein es ist falsch;
Man hat zwar eine andere Frauens-Persohn/
in Meynung/ daß es erstere wäre/ in das Spin-
Hauß gebracht/ selbige aber/ weil sie unschuldig/
so fort loß gelassen. Vorgestern waren Ihro
Königl. Majest. auff Rosenburg/ und nahmen
die daselbst mit denen Tapeten von der neuen
Manufactur ausgezierte Gemächer/ in Augen-
schein.

Paris/ vom 1. May.

Der Hoff befindet sich noch zu Marly/ von
wannen derselbe mit Außgang künfftiger Woche
zu Versailles erwartet wird. Es sind zwey Ex-[Spaltenumbruch]
pressen auff einander von unserm Ambassadeur
von Madrit arriviret/ auch einer nach Wien/
und der andere nach Londen abgesandt. Der
Hertzog von Bern ist von seinem Schaden am
Fuß völlig wieder reconvolescirt. Der König
hat resolviret/ den Käyser von Marocco den
Krieg anzukündigen/ und hat man dem Maroc-
cischen Ambassadeur solches schon verständiget.
Man saget/ daß die zu Toulon embarquirende
Orlog- und Bombardier-Schiffe zur Bombar-
dierung von Dantzig sollen comployret werden/
weiln selbige Stadt die Satisfaction zu geben
weigert/ wiewohl solches von vielen nicht geglau-
bet wird.

Warschau/ vom 12. May.

Man spricht nunmehro vor gewiß/ daß die
Königl. Trouppen sich ehester Tage auff den
March begeben werden/ die aus Littauen nach
Bielek/ und die andern nach Grodno/ wozu die
Ordre bereits durch den Herrn Obrist-Wacht-
meister Gersdorff abgegangen. Man sagt zwar/
daß Sie nach Sachsen gehen sollen/ man wird
dessen aber erstlich recht versichert sein können/
wann Sie auff den Schlesischen Gräntzen seyn
werden/ allwo es einige neue Schwürigkeiten
giebt/ weil Se. Käyserl. Majest. nicht zu geben
wollen/ daß Sie durch die Ober-Schlesie ge-
hen sollen/ weil dieselbe bereits ruiniret worden/
wie der General Rose daselbst mit Gewalt den
Durchzug genommen. Wiewohl diese Troup-
pen die Route zum liebsten erwehlen würden/ da-
mit Sie nicht den Weg durch Groß-Pohlen
nehmen dürfften. Der Cron Groß-Feldherr
prätendiret von der Republic 20000. Ducaten/
so Er dem Tartar Cham wegen gemachten Frie-
dens versprochen. Allein man ist gar nicht mit
dieser seiner Liberalität/ so aus seiner eigenen Au-
thorität hergerühret/ zu frieden. Jedennoch
spricht man von 4. biß 5000. Ducaten Ihm
[Spaltenumbruch]

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[[3]/0003] Warschau/ vom 11. May. Die Seymiken in Littauen sind limitiret/ umb zu ersehen/ ob Ih. Königl. Majest. dero Troup- pen aus dem Lande vor dem Reichs-Tag schaf- fen wollen/ wovon zwar viel geredet aber schlechte Anstalt gemachet wird/ auff welchem letzten Fall es noch wunderlich außsehen dürffte. Copenhagen/ vom 25. April. Es werden sehr grosse Präparatoria zu Ihro Majest. der Königin Gebuhrts-Tag gemachet/ und unter andern ein kostbahres Feuerwerck ver-färtiget/ bey welchen zugleich eines auff die Wie- derkunfft des Printz Carln gerichtet/ an eben den 27. Aprilis präsentiret werden soll. Des Königs Gesundheit vermehret sich zu dero Unterthanen höchsten Vergnügen/ von Tage zu Tage/ und nimmet derselbe sich so woll der Estaats als Ju- stitz-Sachen sehr fleissig an. Der zur Verlieh- rung der Finger condemnirte meineydige Schul- meister ist nach dem Bremer-Holm gebracht/ umb daselbst Zeit des Lebens in die Eysen zu ge- hen/ weil aber mit Außgang dieses Seculi alle daselbst verhandene Sclaven Hoffnung zu ihrer Erlösung haben/ so dürffte auch dieser zu solcher Zeit liberiret werden. Man hat zwar gemeldet/ daß die aus dem Spin-Hause entkommene Da- me wieder attrapiret worden/ allein es ist falsch; Man hat zwar eine andere Frauens-Persohn/ in Meynung/ daß es erstere wäre/ in das Spin- Hauß gebracht/ selbige aber/ weil sie unschuldig/ so fort loß gelassen. Vorgestern waren Ihro Königl. Majest. auff Rosenburg/ und nahmen die daselbst mit denen Tapeten von der neuen Manufactur ausgezierte Gemächer/ in Augen- schein. Paris/ vom 1. May. Der Hoff befindet sich noch zu Marly/ von wannen derselbe mit Außgang künfftiger Woche zu Versailles erwartet wird. Es sind zwey Ex- pressen auff einander von unserm Ambassadeur von Madrit arriviret/ auch einer nach Wien/ und der andere nach Londen abgesandt. Der Hertzog von Bern ist von seinem Schaden am Fuß völlig wieder reconvolescirt. Der König hat resolviret/ den Käyser von Marocco den Krieg anzukündigen/ und hat man dem Maroc- cischen Ambassadeur solches schon verständiget. Man saget/ daß die zu Toulon embarquirende Orlog- und Bombardier-Schiffe zur Bombar- dierung von Dantzig sollen comployret werden/ weiln selbige Stadt die Satisfaction zu geben weigert/ wiewohl solches von vielen nicht geglau- bet wird. Warschau/ vom 12. May. Man spricht nunmehro vor gewiß/ daß die Königl. Trouppen sich ehester Tage auff den March begeben werden/ die aus Littauen nach Bielek/ und die andern nach Grodno/ wozu die Ordre bereits durch den Herrn Obrist-Wacht- meister Gersdorff abgegangen. Man sagt zwar/ daß Sie nach Sachsen gehen sollen/ man wird dessen aber erstlich recht versichert sein können/ wann Sie auff den Schlesischen Gräntzen seyn werden/ allwo es einige neue Schwürigkeiten giebt/ weil Se. Käyserl. Majest. nicht zu geben wollen/ daß Sie durch die Ober-Schlesie ge- hen sollen/ weil dieselbe bereits ruiniret worden/ wie der General Rose daselbst mit Gewalt den Durchzug genommen. Wiewohl diese Troup- pen die Route zum liebsten erwehlen würden/ da- mit Sie nicht den Weg durch Groß-Pohlen nehmen dürfften. Der Cron Groß-Feldherr prätendiret von der Republic 20000. Ducaten/ so Er dem Tartar Cham wegen gemachten Frie- dens versprochen. Allein man ist gar nicht mit dieser seiner Liberalität/ so aus seiner eigenen Au- thorität hergerühret/ zu frieden. Jedennoch spricht man von 4. biß 5000. Ducaten Ihm zu

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Zitationshilfe: Rigische Novellen. Nr. 38, Riga, 1699, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_rigische0038_1699/3>, abgerufen am 21.11.2024.