[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.dem Elia her. Denn was hab ich / sprach sie/ mit dir zu schaffen du Mann GOTTES? Du bist herein kommen/ daß meine Missethat gedacht/ und mein Sohn getödtet würde/ gleich als wenn ihr Sohn nicht Hungers wegen sterben können/ ob gleich Elias nicht bey ihr eingekehret. Ein unzeitiges Urthel bringet offters den grösten Verlust/ hier aber ward der Prophete wegen solcher Bezüchtigung viel eyferiger zu GOTT/ er betete für dastodte Kind/ und erhielte durch den Glauben so viel/ daß GOtt seine Stimme erhörete/ und er der Mutter das jenige/ was zuvor schon todt war / wieder lebendig zustellen kunte. 37. Ascrazapes. A. M. 3050. Und letzlich Ascrazapes oder Anatyndaraxes, der ebenfalls 22. Jahr dem Babylonischen Reich vorstunde. An diesen Königen siehet man/ wie niemahls in der Welt kein Mensch gewesen/ an deme man nicht eintzigen Tadel gefunden/ auch ist es unmöglich/ daß einer entweder allen gefallen/ oder/ allen mißgefallen/ alldieweil etliche die Laster allzusehre geliebet/ Etliche aber die Tugend derselben vorgezogen/ Der Unterscheid aber ist dieser/ daß/ gleichwie sich die Warheit für keinem Liechte scheuet/ und ihre Waaren aus dem finstern Gewölbe öffentlich an Tag bringet: Also ist die Falschheit/ Untugend/ die Tyranney/ Abgötterey/ und was derselben mehr anhängig/ ein Werck der Finsternüs/ welche sich am liebsten in die Winckel zu verkriechen pfleget. Worbey man es warnimmet/ daß die allergröste Ehre und Hoheit die gröste Unruhe und Mühe bringet. Wer kan die Sorge und Angst dieses Lebens ermessen? Daß wir vergänglich und sterblich / bedarff keines Beweises/ die Erfahrung giebt es täglich/ eine Thorheit aber ist es an uns Menschen/ wenn wir unsere Lebens-Hoffnung weit hinaus strecken / und bald Cicere. darauf die Welt mit aller ihrer Pacht verlassen müssen. In vita enim nihil est, nisi propagatio miserrimi temporis. Endlich denn der Tod lohnet theils den Tugendhafftigen/ theils den Ruchlosen / nur daß es jenen zur Freude/ diesen aber zur Straffe und Schrecken gereichet. Und ob zwar nach dem jetztgedachten Ascrazapes Sardanapalus welche alle aus des Beli Geschlechte herstammeten/ die Königliche Gewalt auf sich bracht: So hat man doch denselben/ wegen seines bekannten/ trägen/ weibischen/ und allerschändlichsten Gemüths und Lebens willen/ nicht zu diesem des Nimrods Aufzug bringen wollen Allhier soll niemand meinen/ er könne seinem Fleisch / seinen Wollüsten/ und andern Begierden ein Genügen thun/ und deroselben niemahls verlustiget werden: Dieser vermeinete es auch/ allein er verlohr darüber sein Königreich/ seine Schätze/ seine schönsten Weiber/ und sein üppiges Leben. Als in dem 18. oder/ wie etliche wollen/ in dem 33. Jahre des Königes Ascrazapes Regierung die Der Prophet Jonas wird gen Ninive geschickt. Stadt Ninive ein sehr gottloses und lüfternes Leben führte/ schickte GOTT den Propheten Jonam dahin/ daß Er ihren Untergang/ wo sie nicht Busse thäten/ verkündigen sollte: Jonas schlug um Furcht willen den Beruff aus/ und setzte sich fünff Meilweges von Jerusalem in der Stadt Japho zu A. M. 3072. Schiffe/ es entstund aber auf dem Meere ein grosses/ und ungewöhnliches Sturm-Wetter/ Die Schiff-Leute weckten den schlaffenden Jonam/ und loseten/ zu erfors[unleserliches Material]en/ wer hieran Ursach/ da denn dasselbe den Jonam betraff. Owas fü[unleserliches Material]e Liebe Gottes ist doch dieses/ daß der/ den wir mit Ungehorsam und Sünden hassen/ gleichwohl desto emsiger die Ruhe und das Heyl unserer Seelen suchet. Als derohalden man denselben auf sein eigenes Gutachten in das Meer warff/ wurde er von einem Wall- dem Elia her. Denn was hab ich / sprach sie/ mit dir zu schaffen du Mann GOTTES? Du bist herein kommen/ daß meine Missethat gedacht/ und mein Sohn getödtet würde/ gleich als wenn ihr Sohn nicht Hungers wegen sterben können/ ob gleich Elias nicht bey ihr eingekehret. Ein unzeitiges Urthel bringet offters den grösten Verlust/ hier aber ward der Prophete wegen solcher Bezüchtigung viel eyferiger zu GOTT/ er betete für dastodte Kind/ und erhielte durch den Glauben so viel/ daß GOtt seine Stimme erhörete/ und er der Mutter das jenige/ was zuvor schon todt war / wieder lebendig zustellen kunte. 37. Ascrazapes. A. M. 3050. Und letzlich Ascrazapes oder Anatyndaraxes, der ebenfalls 22. Jahr dem Babylonischen Reich vorstunde. An diesen Königen siehet man/ wie niemahls in der Welt kein Mensch gewesen/ an deme man nicht eintzigen Tadel gefunden/ auch ist es unmöglich/ daß einer entweder allen gefallen/ oder/ allen mißgefallen/ alldieweil etliche die Laster allzusehre geliebet/ Etliche aber die Tugend derselben vorgezogen/ Der Unterscheid aber ist dieser/ daß/ gleichwie sich die Warheit für keinem Liechte scheuet/ und ihre Waaren aus dem finstern Gewölbe öffentlich an Tag bringet: Also ist die Falschheit/ Untugend/ die Tyranney/ Abgötterey/ und was derselben mehr anhängig/ ein Werck der Finsternüs/ welche sich am liebsten in die Winckel zu verkriechen pfleget. Worbey man es warnimmet/ daß die allergröste Ehre und Hoheit die gröste Unruhe und Mühe bringet. Wer kan die Sorge und Angst dieses Lebens ermessen? Daß wir vergänglich und sterblich / bedarff keines Beweises/ die Erfahrung giebt es täglich/ eine Thorheit aber ist es an uns Menschen/ wenn wir unsere Lebens-Hoffnung weit hinaus strecken / und bald Cicere. darauf die Welt mit aller ihrer Pacht verlassen müssen. In vitâ enim nihil est, nisi propagatio miserrimi temporis. Endlich denn der Tod lohnet theils den Tugendhafftigen/ theils den Ruchlosen / nur daß es jenen zur Freude/ diesen aber zur Straffe und Schrecken gereichet. Und ob zwar nach dem jetztgedachten Ascrazapes Sardanapalus welche alle aus des Beli Geschlechte herstammeten/ die Königliche Gewalt auf sich bracht: So hat man doch denselben/ wegen seines bekannten/ trägen/ weibischen/ und allerschändlichsten Gemüths und Lebens willen/ nicht zu diesem des Nimrods Aufzug bringen wollen Allhier soll niemand meinen/ er könne seinem Fleisch / seinen Wollüsten/ und andern Begierden ein Genügen thun/ und deroselben niemahls verlustiget werden: Dieser vermeinete es auch/ allein er verlohr darüber sein Königreich/ seine Schätze/ seine schönsten Weiber/ und sein üppiges Leben. Als in dem 18. oder/ wie etliche wollen/ in dem 33. Jahre des Königes Ascrazapes Regierung die Der Prophet Jonas wird gen Ninive geschickt. Stadt Ninive ein sehr gottloses und lüfternes Leben führte/ schickte GOTT den Propheten Jonam dahin/ daß Er ihren Untergang/ wo sie nicht Busse thäten/ verkündigen sollte: Jonas schlug um Furcht willen den Beruff aus/ und setzte sich fünff Meilweges von Jerusalem in der Stadt Japho zu A. M. 3072. Schiffe/ es entstund aber auf dem Meere ein grosses/ und ungewöhnliches Sturm-Wetter/ Die Schiff-Leute weckten den schlaffenden Jonam/ und loseten/ zu erfors[unleserliches Material]en/ wer hieran Ursach/ da denn dasselbe den Jonam betraff. Owas fü[unleserliches Material]e Liebe Gottes ist doch dieses/ daß der/ den wir mit Ungehorsam und Sünden hassen/ gleichwohl desto emsiger die Ruhe und das Heyl unserer Seelen suchet. Als derohalden man denselben auf sein eigenes Gutachten in das Meer warff/ wurde er von einem Wall- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0130" n="118"/> dem Elia her. Denn was hab ich / sprach sie/ mit dir zu schaffen du Mann GOTTES? Du bist herein kommen/ daß meine Missethat gedacht/ und mein Sohn getödtet würde/ gleich als wenn ihr Sohn nicht Hungers wegen sterben können/ ob gleich Elias nicht bey ihr eingekehret. Ein unzeitiges Urthel bringet offters den grösten Verlust/ hier aber ward der Prophete wegen solcher Bezüchtigung viel eyferiger zu GOTT/ er betete für dastodte Kind/ und erhielte durch den Glauben so viel/ daß GOtt seine Stimme erhörete/ und er der Mutter das jenige/ was zuvor schon todt war / wieder lebendig zustellen kunte.</p> <p><note place="left">37. Ascrazapes. A. M. 3050.</note> Und letzlich Ascrazapes oder Anatyndaraxes, der ebenfalls 22. Jahr dem Babylonischen Reich vorstunde. An diesen Königen siehet man/ wie niemahls in der Welt kein Mensch gewesen/ an deme man nicht eintzigen Tadel gefunden/ auch ist es unmöglich/ daß einer entweder allen gefallen/ oder/ allen mißgefallen/ alldieweil etliche die Laster allzusehre geliebet/ Etliche aber die Tugend derselben vorgezogen/ Der Unterscheid aber ist dieser/ daß/ gleichwie sich die Warheit für keinem Liechte scheuet/ und ihre Waaren aus dem finstern Gewölbe öffentlich an Tag bringet: Also ist die Falschheit/ Untugend/ die Tyranney/ Abgötterey/ und was derselben mehr anhängig/ ein Werck der Finsternüs/ welche sich am liebsten in die Winckel zu verkriechen pfleget. Worbey man es warnimmet/ daß die allergröste Ehre und Hoheit die gröste Unruhe und Mühe bringet. Wer kan die Sorge und Angst dieses Lebens ermessen? Daß wir vergänglich und sterblich / bedarff keines Beweises/ die Erfahrung giebt es täglich/ eine Thorheit aber ist es an uns Menschen/ wenn wir unsere Lebens-Hoffnung weit hinaus strecken / und bald <note place="left">Cicere.</note> darauf die Welt mit aller ihrer Pacht verlassen müssen. In vitâ enim nihil est, nisi propagatio miserrimi temporis. Endlich denn der Tod lohnet theils den Tugendhafftigen/ theils den Ruchlosen / nur daß es jenen zur Freude/ diesen aber zur Straffe und Schrecken gereichet.</p> <p>Und ob zwar nach dem jetztgedachten Ascrazapes Sardanapalus welche alle aus des Beli Geschlechte herstammeten/ die Königliche Gewalt auf sich bracht: So hat man doch denselben/ wegen seines bekannten/ trägen/ weibischen/ und allerschändlichsten Gemüths und Lebens willen/ nicht zu diesem des Nimrods Aufzug bringen wollen Allhier soll niemand meinen/ er könne seinem Fleisch / seinen Wollüsten/ und andern Begierden ein Genügen thun/ und deroselben niemahls verlustiget werden: Dieser vermeinete es auch/ allein er verlohr darüber sein Königreich/ seine Schätze/ seine schönsten Weiber/ und sein üppiges Leben. Als in dem 18. oder/ wie etliche wollen/ in dem 33. Jahre des Königes Ascrazapes Regierung die <note place="left">Der Prophet Jonas wird gen Ninive geschickt.</note> Stadt Ninive ein sehr gottloses und lüfternes Leben führte/ schickte GOTT den Propheten Jonam dahin/ daß Er ihren Untergang/ wo sie nicht Busse thäten/ verkündigen sollte: Jonas schlug um Furcht willen den Beruff aus/ und setzte sich fünff Meilweges von Jerusalem in der Stadt Japho zu <note place="left">A. M. 3072.</note> Schiffe/ es entstund aber auf dem Meere ein grosses/ und ungewöhnliches Sturm-Wetter/ Die Schiff-Leute weckten den schlaffenden Jonam/ und loseten/ zu erfors<gap reason="illegible"/>en/ wer hieran Ursach/ da denn dasselbe den Jonam betraff. Owas fü<gap reason="illegible"/>e Liebe Gottes ist doch dieses/ daß der/ den wir mit Ungehorsam und Sünden hassen/ gleichwohl desto emsiger die Ruhe und das Heyl unserer Seelen suchet. Als derohalden man denselben auf sein eigenes Gutachten in das Meer warff/ wurde er von einem Wall- </p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0130]
dem Elia her. Denn was hab ich / sprach sie/ mit dir zu schaffen du Mann GOTTES? Du bist herein kommen/ daß meine Missethat gedacht/ und mein Sohn getödtet würde/ gleich als wenn ihr Sohn nicht Hungers wegen sterben können/ ob gleich Elias nicht bey ihr eingekehret. Ein unzeitiges Urthel bringet offters den grösten Verlust/ hier aber ward der Prophete wegen solcher Bezüchtigung viel eyferiger zu GOTT/ er betete für dastodte Kind/ und erhielte durch den Glauben so viel/ daß GOtt seine Stimme erhörete/ und er der Mutter das jenige/ was zuvor schon todt war / wieder lebendig zustellen kunte.
Und letzlich Ascrazapes oder Anatyndaraxes, der ebenfalls 22. Jahr dem Babylonischen Reich vorstunde. An diesen Königen siehet man/ wie niemahls in der Welt kein Mensch gewesen/ an deme man nicht eintzigen Tadel gefunden/ auch ist es unmöglich/ daß einer entweder allen gefallen/ oder/ allen mißgefallen/ alldieweil etliche die Laster allzusehre geliebet/ Etliche aber die Tugend derselben vorgezogen/ Der Unterscheid aber ist dieser/ daß/ gleichwie sich die Warheit für keinem Liechte scheuet/ und ihre Waaren aus dem finstern Gewölbe öffentlich an Tag bringet: Also ist die Falschheit/ Untugend/ die Tyranney/ Abgötterey/ und was derselben mehr anhängig/ ein Werck der Finsternüs/ welche sich am liebsten in die Winckel zu verkriechen pfleget. Worbey man es warnimmet/ daß die allergröste Ehre und Hoheit die gröste Unruhe und Mühe bringet. Wer kan die Sorge und Angst dieses Lebens ermessen? Daß wir vergänglich und sterblich / bedarff keines Beweises/ die Erfahrung giebt es täglich/ eine Thorheit aber ist es an uns Menschen/ wenn wir unsere Lebens-Hoffnung weit hinaus strecken / und bald darauf die Welt mit aller ihrer Pacht verlassen müssen. In vitâ enim nihil est, nisi propagatio miserrimi temporis. Endlich denn der Tod lohnet theils den Tugendhafftigen/ theils den Ruchlosen / nur daß es jenen zur Freude/ diesen aber zur Straffe und Schrecken gereichet.
37. Ascrazapes. A. M. 3050.
Cicere. Und ob zwar nach dem jetztgedachten Ascrazapes Sardanapalus welche alle aus des Beli Geschlechte herstammeten/ die Königliche Gewalt auf sich bracht: So hat man doch denselben/ wegen seines bekannten/ trägen/ weibischen/ und allerschändlichsten Gemüths und Lebens willen/ nicht zu diesem des Nimrods Aufzug bringen wollen Allhier soll niemand meinen/ er könne seinem Fleisch / seinen Wollüsten/ und andern Begierden ein Genügen thun/ und deroselben niemahls verlustiget werden: Dieser vermeinete es auch/ allein er verlohr darüber sein Königreich/ seine Schätze/ seine schönsten Weiber/ und sein üppiges Leben. Als in dem 18. oder/ wie etliche wollen/ in dem 33. Jahre des Königes Ascrazapes Regierung die Stadt Ninive ein sehr gottloses und lüfternes Leben führte/ schickte GOTT den Propheten Jonam dahin/ daß Er ihren Untergang/ wo sie nicht Busse thäten/ verkündigen sollte: Jonas schlug um Furcht willen den Beruff aus/ und setzte sich fünff Meilweges von Jerusalem in der Stadt Japho zu Schiffe/ es entstund aber auf dem Meere ein grosses/ und ungewöhnliches Sturm-Wetter/ Die Schiff-Leute weckten den schlaffenden Jonam/ und loseten/ zu erfors_ en/ wer hieran Ursach/ da denn dasselbe den Jonam betraff. Owas fü_ e Liebe Gottes ist doch dieses/ daß der/ den wir mit Ungehorsam und Sünden hassen/ gleichwohl desto emsiger die Ruhe und das Heyl unserer Seelen suchet. Als derohalden man denselben auf sein eigenes Gutachten in das Meer warff/ wurde er von einem Wall-
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/130>, abgerufen am 16.02.2025. |