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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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der Berg Taurus in Scythien, und die Stadt Ephesus in Lydien, in der Deroselben Tempel. Plinius lib. 26. man ihr zu Ehren einen solchen Tempel bauete / welcher zugleich mit unter die sieben Wunderwercke der Welt gerechnet wurde. Denn es hatte gantz Asien zweyhundert und zwantzig Jahr darmit zugebracht/ und den Grund an einen Morastigen Orth gelegt/ damit Ihm daselbst durch die gewöhnlichen Erdbeben kein Schaden zugezogen werden möchte: Seine Länge erstreckte sich auf zweyhundert und zwanzig Geometrische Schuh/ und die Breite auf zweyhundert und zwanzig. Das Sparrenwerck bestunde in lauter Cedernen Balcken/ und die Thüre in Cypressen-Holze/ inwendig aber war er mit hundert sieben und zwanzig künstlichen Pfeilern/ welche so viel Könige dahin verehret hatten/ ausgeputzt/ biß Ihn endlich Einer mit Nahmen Herostratus, der seines Nahmens Gedächtnus mit einer so schändlichen That beflecket wissen wollte/ mit Feuer verbrannt/ weßwegen auch die Epheser dieses Gesetze gemacht/ daß keiner bey Leib- und Lebens-Straffe dieses Mord-Brenners Nahmen nimmermehr gedencken sollte/ damit Er das Jenige/ was er dadurch gesucht/ keines Weges erlangen möchte. Der Dianae pflegte man eine gejagte Hindin zu opfern/ und sagte/ daß Sie sich ohn unterlaß des Jagens befliesse/ wodurch angedeutet/ daß ein Jeder in diesem Leben sich deß Müssigganges entschlagen solle. Nam

Otia si tollas, periere Cupidinis Arcus.

Wer müssig gehet/ geräht in böse Gedancken. Denn es ist keine Pestilentz so schädlich als diese/ und die Wollust/ welche das Liecht der Seele ausleschet. Und obwohl durch diese der Nahrung grosser Abbruch geschiehet: So ist doch der gröste Schade in dem/ daran man das Ewige einbüsset. Wer nichts thut/ saget man/ der thut/ was sich nicht gebühret/ und wer ruhig leben will/ der soll den Müssiggang meiden/ indem derselbe letzlich das Armuth zum Geferten bekömmet. Des Menschen Natur ist iederzeit dahin geneigt/ daß er was vornehme / wenn aber derselbe keine Geschäffte vor sich hat/ und zur Arbeit nicht angestrenget wird/ so folget er seiner verderbten Natur/ welche stets mehr zum bösen/ als auf das gute Ihr Opfer. Porphyri[unleserliches Material]9. lib. de Sacrif. Pausan. in Rebus Achaicis. zielet/ und unterstehet sich böses zuthun. Nechst diesem/ so war bey den Patrensern/ einem Griechischen Volcke/ der Gebrauch/ daß sie/ wenn dieselben der Dianae opfern wollten / vorhero von grünem Holtze in der Stadt gegen der Göttin Altare zu/ eine Vermachung aufrichteten/ sie inwendig mit allerhand dürren Sachen belegten / und von aussen mit Koth und Leime beschmierten; Und als man alles/ was zu seinem Opffer nöthig/ herbeygeschafft/ verrichtete das Priesterliche Ambt eine Mannbare Jungfer/ welche für die allerschönste und weiseste gehalten wurde / welche dann mit grossem Gepränge von zweyen Hirschen durch die Stadt/ und folgenden Tages in der Göttin Tempel geführet ward. Worauf man den vermeinten Gottesdienst in Beyseyn so vieler Auswärtigen/ als Einheimischen Völcker mit grosser Andacht anfieng/ und in die gemeldte Vermachung/ viel lebendige Thiere / als Reheböcke/ Schweine/ Wölffe/ Beeren/ und allerhand erwachsenes und gerupfftes Feder-Vieh warff. Zu diesem legten sie auch allerhand Saamen von den fruchtbarsten Bäumen/ welche die Flamme desto hefftiger vermehrete. Und wenn ohngefehr von den Thieren eines entsprunge/ lieffen die Herumbstehenden hinzu / fiengen es/ und warffen es in das angezündete Behältnus. Weit grausamere Opfer aber bringen die Scythen. Denn sobald sie einen frembden ertappeten/ opferten sie solchen der Dianae, dessen

der Berg Taurus in Scythien, und die Stadt Ephesus in Lydien, in der Deroselben Tempel. Plinius lib. 26. man ihr zu Ehren einen solchen Tempel bauete / welcher zugleich mit unter die sieben Wunderwercke der Welt gerechnet wurde. Denn es hatte gantz Asien zweyhundert und zwantzig Jahr darmit zugebracht/ und den Grund an einen Morastigen Orth gelegt/ damit Ihm daselbst durch die gewöhnlichen Erdbeben kein Schaden zugezogen werden möchte: Seine Länge erstreckte sich auf zweyhundert und zwanzig Geometrische Schuh/ und die Breite auf zweyhundert und zwanzig. Das Sparrenwerck bestunde in lauter Cedernen Balcken/ und die Thüre in Cypressen-Holze/ inwendig aber war er mit hundert sieben und zwanzig künstlichen Pfeilern/ welche so viel Könige dahin verehret hatten/ ausgeputzt/ biß Ihn endlich Einer mit Nahmen Herostratus, der seines Nahmens Gedächtnus mit einer so schändlichen That beflecket wissen wollte/ mit Feuer verbrannt/ weßwegen auch die Epheser dieses Gesetze gemacht/ daß keiner bey Leib- und Lebens-Straffe dieses Mord-Brenners Nahmen nimmermehr gedencken sollte/ damit Er das Jenige/ was er dadurch gesucht/ keines Weges erlangen möchte. Der Dianae pflegte man eine gejagte Hindin zu opfern/ und sagte/ daß Sie sich ohn unterlaß des Jagens befliesse/ wodurch angedeutet/ daß ein Jeder in diesem Leben sich deß Müssigganges entschlagen solle. Nam

Otia si tollas, periêre Cupidinis Arcus.

Wer müssig gehet/ geräht in böse Gedancken. Denn es ist keine Pestilentz so schädlich als diese/ und die Wollust/ welche das Liecht der Seele ausleschet. Und obwohl durch diese der Nahrung grosser Abbruch geschiehet: So ist doch der gröste Schade in dem/ daran man das Ewige einbüsset. Wer nichts thut/ saget man/ der thut/ was sich nicht gebühret/ und wer ruhig leben will/ der soll den Müssiggang meiden/ indem derselbe letzlich das Armuth zum Geferten bekömmet. Des Menschen Natur ist iederzeit dahin geneigt/ daß er was vornehme / wenn aber derselbe keine Geschäffte vor sich hat/ und zur Arbeit nicht angestrenget wird/ so folget er seiner verderbten Natur/ welche stets mehr zum bösen/ als auf das gute Ihr Opfer. Porphyri[unleserliches Material]9. lib. de Sacrif. Pausan. in Rebus Achaicis. zielet/ und unterstehet sich böses zuthun. Nechst diesem/ so war bey den Patrensern/ einem Griechischen Volcke/ der Gebrauch/ daß sie/ wenn dieselben der Dianae opfern wollten / vorhero von grünem Holtze in der Stadt gegen der Göttin Altare zu/ eine Vermachung aufrichteten/ sie inwendig mit allerhand dürren Sachen belegten / und von aussen mit Koth und Leime beschmierten; Und als man alles/ was zu seinem Opffer nöthig/ herbeygeschafft/ verrichtete das Priesterliche Ambt eine Mannbare Jungfer/ welche für die allerschönste und weiseste gehalten wurde / welche dann mit grossem Gepränge von zweyen Hirschen durch die Stadt/ und folgenden Tages in der Göttin Tempel geführet ward. Worauf man den vermeinten Gottesdienst in Beyseyn so vieler Auswärtigen/ als Einheimischen Völcker mit grosser Andacht anfieng/ und in die gemeldte Vermachung/ viel lebendige Thiere / als Reheböcke/ Schweine/ Wölffe/ Beeren/ und allerhand erwachsenes und gerupfftes Feder-Vieh warff. Zu diesem legten sie auch allerhand Saamen von den fruchtbarsten Bäumen/ welche die Flamme desto hefftiger vermehrete. Und wenn ohngefehr von den Thieren eines entsprunge/ lieffen die Herumbstehenden hinzu / fiengen es/ und warffen es in das angezündete Behältnus. Weit grausamere Opfer aber bringen die Scythen. Denn sobald sie einen frembden ertappeten/ opferten sie solchen der Dianae, dessen

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        <p>Wer müssig gehet/ geräht in böse Gedancken. Denn es ist keine Pestilentz so                      schädlich als diese/ und die Wollust/ welche das Liecht der Seele ausleschet.                      Und obwohl durch diese der Nahrung grosser Abbruch geschiehet: So ist doch der                      gröste Schade in dem/ daran man das Ewige einbüsset. Wer nichts thut/ saget                      man/ der thut/ was sich nicht gebühret/ und wer ruhig leben will/ der soll                      den Müssiggang meiden/ indem derselbe letzlich das Armuth zum Geferten                      bekömmet. Des Menschen Natur ist iederzeit dahin geneigt/ daß er was vornehme /                      wenn aber derselbe keine Geschäffte vor sich hat/ und zur Arbeit nicht                      angestrenget wird/ so folget er seiner verderbten Natur/ welche stets mehr zum                      bösen/ als auf das gute <note place="left">Ihr Opfer. Porphyri<gap reason="illegible"/>9. lib. de                          Sacrif. Pausan. in Rebus Achaicis.</note> zielet/ und unterstehet sich                      böses zuthun. Nechst diesem/ so war bey den Patrensern/ einem Griechischen                      Volcke/ der Gebrauch/ daß sie/ wenn dieselben der Dianae opfern wollten /                      vorhero von grünem Holtze in der Stadt gegen der Göttin Altare zu/ eine                      Vermachung aufrichteten/ sie inwendig mit allerhand dürren Sachen belegten /                      und von aussen mit Koth und Leime beschmierten; Und als man alles/ was zu                      seinem Opffer nöthig/ herbeygeschafft/ verrichtete das Priesterliche Ambt eine                      Mannbare Jungfer/ welche für die allerschönste und weiseste gehalten wurde /                      welche dann mit grossem Gepränge von zweyen Hirschen durch die Stadt/ und                      folgenden Tages in der Göttin Tempel geführet ward. Worauf man den vermeinten                      Gottesdienst in Beyseyn so vieler Auswärtigen/ als Einheimischen Völcker mit                      grosser Andacht anfieng/ und in die gemeldte Vermachung/ viel lebendige Thiere                     / als Reheböcke/ Schweine/ Wölffe/ Beeren/ und allerhand erwachsenes und                      gerupfftes Feder-Vieh warff. Zu diesem legten sie auch allerhand Saamen von den                      fruchtbarsten Bäumen/ welche die Flamme desto hefftiger vermehrete. Und wenn                      ohngefehr von den Thieren eines entsprunge/ lieffen die Herumbstehenden hinzu /                      fiengen es/ und warffen es in das angezündete Behältnus. Weit grausamere Opfer                      aber bringen die Scythen. Denn sobald sie einen frembden ertappeten/ opferten                      sie solchen der Dianae, dessen</p>
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[132/0148] der Berg Taurus in Scythien, und die Stadt Ephesus in Lydien, in der man ihr zu Ehren einen solchen Tempel bauete / welcher zugleich mit unter die sieben Wunderwercke der Welt gerechnet wurde. Denn es hatte gantz Asien zweyhundert und zwantzig Jahr darmit zugebracht/ und den Grund an einen Morastigen Orth gelegt/ damit Ihm daselbst durch die gewöhnlichen Erdbeben kein Schaden zugezogen werden möchte: Seine Länge erstreckte sich auf zweyhundert und zwanzig Geometrische Schuh/ und die Breite auf zweyhundert und zwanzig. Das Sparrenwerck bestunde in lauter Cedernen Balcken/ und die Thüre in Cypressen-Holze/ inwendig aber war er mit hundert sieben und zwanzig künstlichen Pfeilern/ welche so viel Könige dahin verehret hatten/ ausgeputzt/ biß Ihn endlich Einer mit Nahmen Herostratus, der seines Nahmens Gedächtnus mit einer so schändlichen That beflecket wissen wollte/ mit Feuer verbrannt/ weßwegen auch die Epheser dieses Gesetze gemacht/ daß keiner bey Leib- und Lebens-Straffe dieses Mord-Brenners Nahmen nimmermehr gedencken sollte/ damit Er das Jenige/ was er dadurch gesucht/ keines Weges erlangen möchte. Der Dianae pflegte man eine gejagte Hindin zu opfern/ und sagte/ daß Sie sich ohn unterlaß des Jagens befliesse/ wodurch angedeutet/ daß ein Jeder in diesem Leben sich deß Müssigganges entschlagen solle. Nam Deroselben Tempel. Plinius lib. 26. Otia si tollas, periêre Cupidinis Arcus. Wer müssig gehet/ geräht in böse Gedancken. Denn es ist keine Pestilentz so schädlich als diese/ und die Wollust/ welche das Liecht der Seele ausleschet. Und obwohl durch diese der Nahrung grosser Abbruch geschiehet: So ist doch der gröste Schade in dem/ daran man das Ewige einbüsset. Wer nichts thut/ saget man/ der thut/ was sich nicht gebühret/ und wer ruhig leben will/ der soll den Müssiggang meiden/ indem derselbe letzlich das Armuth zum Geferten bekömmet. Des Menschen Natur ist iederzeit dahin geneigt/ daß er was vornehme / wenn aber derselbe keine Geschäffte vor sich hat/ und zur Arbeit nicht angestrenget wird/ so folget er seiner verderbten Natur/ welche stets mehr zum bösen/ als auf das gute zielet/ und unterstehet sich böses zuthun. Nechst diesem/ so war bey den Patrensern/ einem Griechischen Volcke/ der Gebrauch/ daß sie/ wenn dieselben der Dianae opfern wollten / vorhero von grünem Holtze in der Stadt gegen der Göttin Altare zu/ eine Vermachung aufrichteten/ sie inwendig mit allerhand dürren Sachen belegten / und von aussen mit Koth und Leime beschmierten; Und als man alles/ was zu seinem Opffer nöthig/ herbeygeschafft/ verrichtete das Priesterliche Ambt eine Mannbare Jungfer/ welche für die allerschönste und weiseste gehalten wurde / welche dann mit grossem Gepränge von zweyen Hirschen durch die Stadt/ und folgenden Tages in der Göttin Tempel geführet ward. Worauf man den vermeinten Gottesdienst in Beyseyn so vieler Auswärtigen/ als Einheimischen Völcker mit grosser Andacht anfieng/ und in die gemeldte Vermachung/ viel lebendige Thiere / als Reheböcke/ Schweine/ Wölffe/ Beeren/ und allerhand erwachsenes und gerupfftes Feder-Vieh warff. Zu diesem legten sie auch allerhand Saamen von den fruchtbarsten Bäumen/ welche die Flamme desto hefftiger vermehrete. Und wenn ohngefehr von den Thieren eines entsprunge/ lieffen die Herumbstehenden hinzu / fiengen es/ und warffen es in das angezündete Behältnus. Weit grausamere Opfer aber bringen die Scythen. Denn sobald sie einen frembden ertappeten/ opferten sie solchen der Dianae, dessen Ihr Opfer. Porphyri_ 9. lib. de Sacrif. Pausan. in Rebus Achaicis.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/148>, abgerufen am 18.12.2024.