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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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les das/ was ehrlich/ und wo es sich befindet/ da siehet der Himmel gleichsam dasselbige mit Verwunderung an. Wie nun die Veuus eine Göttin der Nacht/ und ihre Dienerinnen die nächtlichen Lüste genennet werden: Also verursachet sie auch denen/ welche ihr unabsetzlich nachhangen schwartzes Trauren/ schwartzes Betrübnüß und schwartzes Ach und Weh: Sie ist wie ein Schatten/ der in einem Augenblicke vergehet/ und was ist doch närrischer/ als wenn sich ein Kluger von ihr bethören/ ein Junger von ihr bestricken/ und ein Alter/ der das eine Bein schon in der Grube/ von ihr Plutarchus. berücken lässet. Die Römerin Medulla, wurde in dem Finstern von ihren leiblichen Vater geschwächet/ damit sie aber hinter den Thäter kommen möchte/ zog sie ihm einen Ring vom Finger/ und nachdem sie dadurch innen ward/ daß es ihr Vater gewesen/ erstach sie ihn beym Altare: Als der beredte Symmachus sich in des Epichali Tochter verliebte/ begab er sich zur See/ und vergaß darüber die unkeuschen Gedancken: Die Griechin Atalanta eine heidnische Jungfrau befliesse sich eines solchen keuschen Gemüths / daß/ als sie dem Weyd-Wercke nachhienge/ und ihr Hylaeus, und Thetus nach ihrer Ehre stunde/ sie beyde mit ihrem Bogen und Pfeile hinrichtete.

Nachdem zur Zeit des Römischen Bürgermeisters Manlii die Chiomarra eines Teutschen Obristen Weib gefangen/ und von einem Römischen Haubt-Manne genothzüchtiget wurde schmertzte es sie dermassen/ daß sie an denselben bey erlegter ihrer Ranzion heimlich Hand anlegen/ und ihm den Kopf hinweg reissen liesse/ hernach aber für ihres Mannes Füsse warff/ und sagte: Siehe da/ ich habe nunmehro diejenige Schmach/ welche mir von diesem meinem Feinde angethan worden/ hinwiederum ausgeleschet/ und meine Ehre gerettet/ wofern anders diese Schändung/ wodurch der Leib übermannet/ das Gemüthe aber mit nichten darein gewilliget/ für eine solche zu achten ist. Als den Hippolytum des Thesei Sohn seine Stief-Mutter die Phoedra über die Gebühr liebete/ vermochte sie ihn keines weges dahin zu bringen/ daß er sich mit ihr fleischlich vermischte. Daß der Mensch den Andern in der Natur liebet/ das ist natürlich; Daß er aber in seiner fleischlichen Unart Andere seines gleichen liebet/ ist sündlich: Das Fleisch träget man zwar mit sich/ man soll aber nicht dem Antrieb desselben im Wandel folgen. Wie derohalben die sündlichen Begierden nur Anfangs süsse und anmuthig zu seyn scheinen/ hernacher aber die grössesten Widerwärtigkeiten und Schmertzen erwecken/ und einen befleckten Nach-Klang überkommen: Also ist gegentheils ein reines Hertz bey Allen das Liebste und angenehmste/ denn so lange die Seele von solchen unflätigen Begierden unverletzt bleibet/ da ist auch der Leib unbemackelt/ wenn aber die Seele mit bösen Gedancken / umschlossen/ da wird auch der Leib dadurch besudelt/ und die Seele leidet endlich darüber Schiffbruch.

P. Von dem Land- und Bauer-Leben.

ES sind zwar in diesem gantzen Begriffe alle Welt-Händel voll von Mühe/ voll von Verdruß/ voll von Jammer/ und voll von Verachtung/ iedoch bedüncket mich daß in diesem Stücke der Land-Stand etwas geruhiger/ als dererjenigen sey/ welche ihre Zeit an Höfen/ und Städten mit voller Verdrießlichkeit zubringen. Denn was man nach vollbrachter Arbeit dort an der Zeit erspahret/ das

les das/ was ehrlich/ und wo es sich befindet/ da siehet der Himmel gleichsam dasselbige mit Verwunderung an. Wie nun die Veuus eine Göttin der Nacht/ und ihre Dienerinnen die nächtlichen Lüste genennet werden: Also verursachet sie auch denen/ welche ihr unabsetzlich nachhangen schwartzes Trauren/ schwartzes Betrübnüß und schwartzes Ach und Weh: Sie ist wie ein Schatten/ der in einem Augenblicke vergehet/ und was ist doch närrischer/ als wenn sich ein Kluger von ihr bethören/ ein Junger von ihr bestricken/ und ein Alter/ der das eine Bein schon in der Grube/ von ihr Plutarchus. berücken lässet. Die Römerin Medulla, wurde in dem Finstern von ihren leiblichen Vater geschwächet/ damit sie aber hinter den Thäter kommen möchte/ zog sie ihm einen Ring vom Finger/ und nachdem sie dadurch innen ward/ daß es ihr Vater gewesen/ erstach sie ihn beym Altare: Als der beredte Symmachus sich in des Epichali Tochter verliebte/ begab er sich zur See/ und vergaß darüber die unkeuschen Gedancken: Die Griechin Atalanta eine heidnische Jungfrau befliesse sich eines solchen keuschen Gemüths / daß/ als sie dem Weyd-Wercke nachhienge/ und ihr Hylaeus, und Thetus nach ihrer Ehre stunde/ sie beyde mit ihrem Bogen und Pfeile hinrichtete.

Nachdem zur Zeit des Römischen Bürgermeisters Manlii die Chiomarra eines Teutschen Obristen Weib gefangen/ und von einem Römischen Haubt-Manne genothzüchtiget wurde schmertzte es sie dermassen/ daß sie an denselben bey erlegter ihrer Ranzion heimlich Hand anlegen/ und ihm den Kopf hinweg reissen liesse/ hernach aber für ihres Mannes Füsse warff/ und sagte: Siehe da/ ich habe nunmehro diejenige Schmach/ welche mir von diesem meinem Feinde angethan worden/ hinwiederum ausgeleschet/ und meine Ehre gerettet/ wofern anders diese Schändung/ wodurch der Leib übermannet/ das Gemüthe aber mit nichten darein gewilliget/ für eine solche zu achten ist. Als den Hippolytum des Thesei Sohn seine Stief-Mutter die Phoedra über die Gebühr liebete/ vermochte sie ihn keines weges dahin zu bringen/ daß er sich mit ihr fleischlich vermischte. Daß der Mensch den Andern in der Natur liebet/ das ist natürlich; Daß er aber in seiner fleischlichen Unart Andere seines gleichen liebet/ ist sündlich: Das Fleisch träget man zwar mit sich/ man soll aber nicht dem Antrieb desselben im Wandel folgen. Wie derohalben die sündlichen Begierden nur Anfangs süsse und anmuthig zu seyn scheinen/ hernacher aber die grössesten Widerwärtigkeiten und Schmertzen erwecken/ und einen befleckten Nach-Klang überkommen: Also ist gegentheils ein reines Hertz bey Allen das Liebste und angenehmste/ denn so lange die Seele von solchen unflätigen Begierden unverletzt bleibet/ da ist auch der Leib unbemackelt/ wenn aber die Seele mit bösen Gedancken / umschlossen/ da wird auch der Leib dadurch besudelt/ und die Seele leidet endlich darüber Schiffbruch.

P. Von dem Land- und Bauer-Leben.

ES sind zwar in diesem gantzen Begriffe alle Welt-Händel voll von Mühe/ voll von Verdruß/ voll von Jammer/ und voll von Verachtung/ iedoch bedüncket mich daß in diesem Stücke der Land-Stand etwas geruhiger/ als dererjenigen sey/ welche ihre Zeit an Höfen/ und Städten mit voller Verdrießlichkeit zubringen. Denn was man nach vollbrachter Arbeit dort an der Zeit erspahret/ das

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        <p>Nachdem zur Zeit des Römischen Bürgermeisters Manlii die Chiomarra eines                      Teutschen Obristen Weib gefangen/ und von einem Römischen Haubt-Manne                      genothzüchtiget wurde schmertzte es sie dermassen/ daß sie an denselben bey                      erlegter ihrer Ranzion heimlich Hand anlegen/ und ihm den Kopf hinweg reissen                      liesse/ hernach aber für ihres Mannes Füsse warff/ und sagte: Siehe da/ ich                      habe nunmehro diejenige Schmach/ welche mir von diesem meinem Feinde angethan                      worden/ hinwiederum ausgeleschet/ und meine Ehre gerettet/ wofern anders                      diese Schändung/ wodurch der Leib übermannet/ das Gemüthe aber mit nichten                      darein gewilliget/ für eine solche zu achten ist. Als den Hippolytum des Thesei                      Sohn seine Stief-Mutter die Phoedra über die Gebühr liebete/ vermochte sie ihn                      keines weges dahin zu bringen/ daß er sich mit ihr fleischlich vermischte. Daß                      der Mensch den Andern in der Natur liebet/ das ist natürlich; Daß er aber in                      seiner fleischlichen Unart Andere seines gleichen liebet/ ist sündlich: Das                      Fleisch träget man zwar mit sich/ man soll aber nicht dem Antrieb desselben im                      Wandel folgen. Wie derohalben die sündlichen Begierden nur Anfangs süsse und                      anmuthig zu seyn scheinen/ hernacher aber die grössesten Widerwärtigkeiten und                      Schmertzen erwecken/ und einen befleckten Nach-Klang überkommen: Also ist                      gegentheils ein reines Hertz bey Allen das Liebste und angenehmste/ denn so                      lange die Seele von solchen unflätigen Begierden unverletzt bleibet/ da ist                      auch der Leib unbemackelt/ wenn aber die Seele mit bösen Gedancken /                      umschlossen/ da wird auch der Leib dadurch besudelt/ und die Seele leidet                      endlich darüber Schiffbruch.</p>
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[172/0196] les das/ was ehrlich/ und wo es sich befindet/ da siehet der Himmel gleichsam dasselbige mit Verwunderung an. Wie nun die Veuus eine Göttin der Nacht/ und ihre Dienerinnen die nächtlichen Lüste genennet werden: Also verursachet sie auch denen/ welche ihr unabsetzlich nachhangen schwartzes Trauren/ schwartzes Betrübnüß und schwartzes Ach und Weh: Sie ist wie ein Schatten/ der in einem Augenblicke vergehet/ und was ist doch närrischer/ als wenn sich ein Kluger von ihr bethören/ ein Junger von ihr bestricken/ und ein Alter/ der das eine Bein schon in der Grube/ von ihr berücken lässet. Die Römerin Medulla, wurde in dem Finstern von ihren leiblichen Vater geschwächet/ damit sie aber hinter den Thäter kommen möchte/ zog sie ihm einen Ring vom Finger/ und nachdem sie dadurch innen ward/ daß es ihr Vater gewesen/ erstach sie ihn beym Altare: Als der beredte Symmachus sich in des Epichali Tochter verliebte/ begab er sich zur See/ und vergaß darüber die unkeuschen Gedancken: Die Griechin Atalanta eine heidnische Jungfrau befliesse sich eines solchen keuschen Gemüths / daß/ als sie dem Weyd-Wercke nachhienge/ und ihr Hylaeus, und Thetus nach ihrer Ehre stunde/ sie beyde mit ihrem Bogen und Pfeile hinrichtete. Plutarchus. Nachdem zur Zeit des Römischen Bürgermeisters Manlii die Chiomarra eines Teutschen Obristen Weib gefangen/ und von einem Römischen Haubt-Manne genothzüchtiget wurde schmertzte es sie dermassen/ daß sie an denselben bey erlegter ihrer Ranzion heimlich Hand anlegen/ und ihm den Kopf hinweg reissen liesse/ hernach aber für ihres Mannes Füsse warff/ und sagte: Siehe da/ ich habe nunmehro diejenige Schmach/ welche mir von diesem meinem Feinde angethan worden/ hinwiederum ausgeleschet/ und meine Ehre gerettet/ wofern anders diese Schändung/ wodurch der Leib übermannet/ das Gemüthe aber mit nichten darein gewilliget/ für eine solche zu achten ist. Als den Hippolytum des Thesei Sohn seine Stief-Mutter die Phoedra über die Gebühr liebete/ vermochte sie ihn keines weges dahin zu bringen/ daß er sich mit ihr fleischlich vermischte. Daß der Mensch den Andern in der Natur liebet/ das ist natürlich; Daß er aber in seiner fleischlichen Unart Andere seines gleichen liebet/ ist sündlich: Das Fleisch träget man zwar mit sich/ man soll aber nicht dem Antrieb desselben im Wandel folgen. Wie derohalben die sündlichen Begierden nur Anfangs süsse und anmuthig zu seyn scheinen/ hernacher aber die grössesten Widerwärtigkeiten und Schmertzen erwecken/ und einen befleckten Nach-Klang überkommen: Also ist gegentheils ein reines Hertz bey Allen das Liebste und angenehmste/ denn so lange die Seele von solchen unflätigen Begierden unverletzt bleibet/ da ist auch der Leib unbemackelt/ wenn aber die Seele mit bösen Gedancken / umschlossen/ da wird auch der Leib dadurch besudelt/ und die Seele leidet endlich darüber Schiffbruch. P. Von dem Land- und Bauer-Leben. ES sind zwar in diesem gantzen Begriffe alle Welt-Händel voll von Mühe/ voll von Verdruß/ voll von Jammer/ und voll von Verachtung/ iedoch bedüncket mich daß in diesem Stücke der Land-Stand etwas geruhiger/ als dererjenigen sey/ welche ihre Zeit an Höfen/ und Städten mit voller Verdrießlichkeit zubringen. Denn was man nach vollbrachter Arbeit dort an der Zeit erspahret/ das

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/196>, abgerufen am 24.11.2024.