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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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ne tapsere That begehen. Hitzige und gehlinge Rathschläge lauffen selten wohl ab. Alles zeitliche Wesen soll man mit Gedult ertragen; Die Weisen haltendarfür/ daß man Einem/ der mächtiger als ein anderer sey/ durch Glimpff nachgeben solle. Denn wann dessebigen Arm gleich von Silber/ und der Bogen von lauter Stahl wäre/ so würde seine Hand doch wenig wider Ihn ausrichten/ wenn aber die Zeit käme/ daß das Blat sich mit solchen wendete/ so sey es ein leichtes ihn zu binden. Die Vermessenheit ist ein unbedachtsames und hitziges Vornehmen/ da die Unvorsichtigkeit wider die Vernunfft mit unterläufft Einem Unbedachtsamen geht es/ wie deme/ der auf einem ungezäumeten Pferde sitzet / welches denselben über Stock und Stein mit sich davon führet. König Jacobus der Vierte in Schottland brachte sich und die Seinigen durch allzu unzeitigen Rath in die äuserster Gefahr. Consilium prae cox Autori pessima res est. Allen denen jenigen/ so grosse und wichtige Sachen wollen vornehmen/ lieget ob/ das jenige/ was sie im Sinne haben/ reifflich zu überlegen. Nichts ist in Rathschlägen gefährlicher/ als wenn man eilet; und nichts thörichter/ Alle Dinge in der Welt ändern sich. als wenn man sich an seinem Stande nicht vergnüget. Alles menschliche Thun und Wesen ist mühsam / und unbeständig. Als der weise Simonides den Lacedämonischen König Pausanias erinnerte/ daß er sich/ weil Er ein Mensch wäre/ nicht allzusehr erheben sollte/ und er solches in den Wind schlung/ ward Er etliche Zeit darnach in der Göttin Minervae Tempel versperret und eingeschlossen. Und da Er vermerckte / daß Er numehro Hungers sterben müsse/ rieff Er überlaut: O Simonides, Simonides, deine Warnung begreifft anietzo viel in sich/ die ich damahls aus Stoltz und Hochmuth nicht achtete. Niemahls kan sich ein Mensch besser erkennen lernen/ es sey dann/ daß er bedencke/ wie er sterben müsse. So viel Krankheiten der Mensch im Leibe hat/ so vielerley Anfechtungen/ Unglücke/ und Widerwillen ist er auch innerlich unterworffen. Die Natur eräuget sich gegen uns als eine Stieff-Mutter. Die Gesunden haben so wohl ihre gewisse Anstösse als die Krancken: Die Krancken wegen ihres Leibes/ die Gesunden aber wegen ihres Standes Unvergnügsamkeit/ wegen der Ehrsucht/ wegen des Geitzes/ wegen Hasses und Neides/ wegen vielerley Wollüsten/ und anderer Laster. Der Mensch/ sagt der Prediger Salomon/ weiß seine Zeit nicht/ sondern wie die Fische gefangen werden mit schädlichen Hamen/ und die Vogel mit den Stricken; Also auch die Menschen. Wer begehret lange zu leben/ der begehret nichts gutes/ weil man sich nur in solchem Leben in dem Zeitlichen vertieffet/ und nicht einmahl an das Ewige gedencket. Dannenhero so ist in der Welt alles flüchtig/ und hat ein ieder Mensch was/ worüber er sich zu beschwehren und zu klagen. Als König Johannes der Andere in Arragonien numehro sterben wollte/ sprach Er zu denen Herumstehenden: O wie nichtig und flüchtig sind doch aller Menschen Gedancken / und wie eitel sind doch die Menschen/ welche nach nichts so sehre/ als nach einer eitelen Ehre/ eitelen Herrschafft/ und eitelen Reichthume so hefftig streben/ und wie glückselig sind doch hingegen die Armen/ welche ihre Nahrung in sauern Schweiß und Mühe suchen/ und lassen sich darmit begnügen. Was haben mir elenden Menschen so viel Land und Leute anders für Nutzen gebracht/ als einzig und allein Sorge/ Gefahr/ Kümmernus und Arbeit? Wehe mir Unbedachtsamen / daß ich der Welt Betrug nicht eher/ als anietzo/ da ich sterben muß / wahrgenommen! Omnia Vanitas: Es ist alles Eitel: Eitel in der Ehre: Eitel in der Hoheit: Eitel in der Pracht/ und Hoffart: Eitel in Reichthum:

ne tapsere That begehen. Hitzige und gehlinge Rathschläge lauffen selten wohl ab. Alles zeitliche Wesen soll man mit Gedult ertragen; Die Weisen haltendarfür/ daß man Einem/ der mächtiger als ein anderer sey/ durch Glimpff nachgeben solle. Denn wann dessebigen Arm gleich von Silber/ und der Bogen von lauter Stahl wäre/ so würde seine Hand doch wenig wider Ihn ausrichten/ wenn aber die Zeit käme/ daß das Blat sich mit solchen wendete/ so sey es ein leichtes ihn zu binden. Die Vermessenheit ist ein unbedachtsames und hitziges Vornehmen/ da die Unvorsichtigkeit wider die Vernunfft mit unterläufft Einem Unbedachtsamen geht es/ wie deme/ der auf einem ungezäumeten Pferde sitzet / welches denselben über Stock und Stein mit sich davon führet. König Jacobus der Vierte in Schottland brachte sich und die Seinigen durch allzu unzeitigen Rath in die äuserster Gefahr. Consilium prae cox Autori pessima res est. Allen denen jenigen/ so grosse und wichtige Sachen wollen vornehmen/ lieget ob/ das jenige/ was sie im Sinne haben/ reifflich zu überlegen. Nichts ist in Rathschlägen gefährlicher/ als wenn man eilet; und nichts thörichter/ Alle Dinge in der Welt ändern sich. als wenn man sich an seinem Stande nicht vergnüget. Alles menschliche Thun und Wesen ist mühsam / und unbeständig. Als der weise Simonides den Lacedämonischen König Pausanias erinnerte/ daß er sich/ weil Er ein Mensch wäre/ nicht allzusehr erheben sollte/ und er solches in den Wind schlung/ ward Er etliche Zeit darnach in der Göttin Minervae Tempel versperret und eingeschlossen. Und da Er vermerckte / daß Er numehro Hungers sterben müsse/ rieff Er überlaut: O Simonides, Simonides, deine Warnung begreifft anietzo viel in sich/ die ich damahls aus Stoltz und Hochmuth nicht achtete. Niemahls kan sich ein Mensch besser erkennen lernen/ es sey dann/ daß er bedencke/ wie er sterben müsse. So viel Krankheiten der Mensch im Leibe hat/ so vielerley Anfechtungen/ Unglücke/ und Widerwillen ist er auch innerlich unterworffen. Die Natur eräuget sich gegen uns als eine Stieff-Mutter. Die Gesunden haben so wohl ihre gewisse Anstösse als die Krancken: Die Krancken wegen ihres Leibes/ die Gesunden aber wegen ihres Standes Unvergnügsamkeit/ wegen der Ehrsucht/ wegen des Geitzes/ wegen Hasses und Neides/ wegen vielerley Wollüsten/ und anderer Laster. Der Mensch/ sagt der Prediger Salomon/ weiß seine Zeit nicht/ sondern wie die Fische gefangen werden mit schädlichen Hamen/ und die Vogel mit den Stricken; Also auch die Menschen. Wer begehret lange zu leben/ der begehret nichts gutes/ weil man sich nur in solchem Leben in dem Zeitlichen vertieffet/ und nicht einmahl an das Ewige gedencket. Dannenhero so ist in der Welt alles flüchtig/ und hat ein ieder Mensch was/ worüber er sich zu beschwehren und zu klagen. Als König Johannes der Andere in Arragonien numehro sterben wollte/ sprach Er zu denen Herumstehenden: O wie nichtig und flüchtig sind doch aller Menschen Gedancken / und wie eitel sind doch die Menschen/ welche nach nichts so sehre/ als nach einer eitelen Ehre/ eitelen Herrschafft/ und eitelen Reichthume so hefftig streben/ und wie glückselig sind doch hingegen die Armen/ welche ihre Nahrung in sauern Schweiß und Mühe suchen/ und lassen sich darmit begnügen. Was haben mir elenden Menschen so viel Land und Leute anders für Nutzen gebracht/ als einzig und allein Sorge/ Gefahr/ Kümmernus und Arbeit? Wehe mir Unbedachtsamen / daß ich der Welt Betrug nicht eher/ als anietzo/ da ich sterben muß / wahrgenommen! Omnia Vanitas: Es ist alles Eitel: Eitel in der Ehre: Eitel in der Hoheit: Eitel in der Pracht/ und Hoffart: Eitel in Reichthum:

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ne tapsere That begehen. Hitzige und gehlinge Rathschläge lauffen                      selten wohl ab. Alles zeitliche Wesen soll man mit Gedult ertragen; Die Weisen                      haltendarfür/ daß man Einem/ der mächtiger als ein anderer sey/ durch Glimpff                      nachgeben solle. Denn wann dessebigen Arm gleich von Silber/ und der Bogen von                      lauter Stahl wäre/ so würde seine Hand doch wenig wider Ihn ausrichten/ wenn                      aber die Zeit käme/ daß das Blat sich mit solchen wendete/ so sey es ein                      leichtes ihn zu binden. Die Vermessenheit ist ein unbedachtsames und hitziges                      Vornehmen/ da die Unvorsichtigkeit wider die Vernunfft mit unterläufft Einem                      Unbedachtsamen geht es/ wie deme/ der auf einem ungezäumeten Pferde sitzet /                      welches denselben über Stock und Stein mit sich davon führet. König Jacobus der                      Vierte in Schottland brachte sich und die Seinigen durch allzu unzeitigen Rath                      in die äuserster Gefahr. Consilium prae cox Autori pessima res est. Allen denen                      jenigen/ so grosse und wichtige Sachen wollen vornehmen/ lieget ob/ das                      jenige/ was sie im Sinne haben/ reifflich zu überlegen. Nichts ist in                      Rathschlägen gefährlicher/ als wenn man eilet; und nichts thörichter/ <note place="right">Alle Dinge in der Welt ändern sich.</note> als wenn man sich                      an seinem Stande nicht vergnüget. Alles menschliche Thun und Wesen ist mühsam /                      und unbeständig. Als der weise Simonides den Lacedämonischen König Pausanias                      erinnerte/ daß er sich/ weil Er ein Mensch wäre/ nicht allzusehr erheben                      sollte/ und er solches in den Wind schlung/ ward Er etliche Zeit darnach in                      der Göttin Minervae Tempel versperret und eingeschlossen. Und da Er vermerckte /                      daß Er numehro Hungers sterben müsse/ rieff Er überlaut: O Simonides,                      Simonides, deine Warnung begreifft anietzo viel in sich/ die ich damahls aus                      Stoltz und Hochmuth nicht achtete. Niemahls kan sich ein Mensch besser erkennen                      lernen/ es sey dann/ daß er bedencke/ wie er sterben müsse. So viel                      Krankheiten der Mensch im Leibe hat/ so vielerley Anfechtungen/ Unglücke/ und                      Widerwillen ist er auch innerlich unterworffen. Die Natur eräuget sich gegen uns                      als eine Stieff-Mutter. Die Gesunden haben so wohl ihre gewisse Anstösse als die                      Krancken: Die Krancken wegen ihres Leibes/ die Gesunden aber wegen ihres                      Standes Unvergnügsamkeit/ wegen der Ehrsucht/ wegen des Geitzes/ wegen Hasses                      und Neides/ wegen vielerley Wollüsten/ und anderer Laster. Der Mensch/ sagt                      der Prediger Salomon/ weiß seine Zeit nicht/ sondern wie die Fische gefangen                      werden mit schädlichen Hamen/ und die Vogel mit den Stricken; Also auch die                      Menschen. Wer begehret lange zu leben/ der begehret nichts gutes/ weil man                      sich nur in solchem Leben in dem Zeitlichen vertieffet/ und nicht einmahl an                      das Ewige gedencket. Dannenhero so ist in der Welt alles flüchtig/ und hat ein                      ieder Mensch was/ worüber er sich zu beschwehren und zu klagen. Als König                      Johannes der Andere in Arragonien numehro sterben wollte/ sprach Er zu denen                      Herumstehenden: O wie nichtig und flüchtig sind doch aller Menschen Gedancken /                      und wie eitel sind doch die Menschen/ welche nach nichts so sehre/ als nach                      einer eitelen Ehre/ eitelen Herrschafft/ und eitelen Reichthume so hefftig                      streben/ und wie glückselig sind doch hingegen die Armen/ welche ihre Nahrung                      in sauern Schweiß und Mühe suchen/ und lassen sich darmit begnügen. Was haben                      mir elenden Menschen so viel Land und Leute anders für Nutzen gebracht/ als                      einzig und allein Sorge/ Gefahr/ Kümmernus und Arbeit? Wehe mir Unbedachtsamen                     / daß ich der Welt Betrug nicht eher/ als anietzo/ da ich sterben muß /                      wahrgenommen! Omnia Vanitas: Es ist alles Eitel: Eitel in der Ehre: Eitel in der                      Hoheit: Eitel in der Pracht/ und Hoffart: Eitel in Reichthum:
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[239/0269] ne tapsere That begehen. Hitzige und gehlinge Rathschläge lauffen selten wohl ab. Alles zeitliche Wesen soll man mit Gedult ertragen; Die Weisen haltendarfür/ daß man Einem/ der mächtiger als ein anderer sey/ durch Glimpff nachgeben solle. Denn wann dessebigen Arm gleich von Silber/ und der Bogen von lauter Stahl wäre/ so würde seine Hand doch wenig wider Ihn ausrichten/ wenn aber die Zeit käme/ daß das Blat sich mit solchen wendete/ so sey es ein leichtes ihn zu binden. Die Vermessenheit ist ein unbedachtsames und hitziges Vornehmen/ da die Unvorsichtigkeit wider die Vernunfft mit unterläufft Einem Unbedachtsamen geht es/ wie deme/ der auf einem ungezäumeten Pferde sitzet / welches denselben über Stock und Stein mit sich davon führet. König Jacobus der Vierte in Schottland brachte sich und die Seinigen durch allzu unzeitigen Rath in die äuserster Gefahr. Consilium prae cox Autori pessima res est. Allen denen jenigen/ so grosse und wichtige Sachen wollen vornehmen/ lieget ob/ das jenige/ was sie im Sinne haben/ reifflich zu überlegen. Nichts ist in Rathschlägen gefährlicher/ als wenn man eilet; und nichts thörichter/ als wenn man sich an seinem Stande nicht vergnüget. Alles menschliche Thun und Wesen ist mühsam / und unbeständig. Als der weise Simonides den Lacedämonischen König Pausanias erinnerte/ daß er sich/ weil Er ein Mensch wäre/ nicht allzusehr erheben sollte/ und er solches in den Wind schlung/ ward Er etliche Zeit darnach in der Göttin Minervae Tempel versperret und eingeschlossen. Und da Er vermerckte / daß Er numehro Hungers sterben müsse/ rieff Er überlaut: O Simonides, Simonides, deine Warnung begreifft anietzo viel in sich/ die ich damahls aus Stoltz und Hochmuth nicht achtete. Niemahls kan sich ein Mensch besser erkennen lernen/ es sey dann/ daß er bedencke/ wie er sterben müsse. So viel Krankheiten der Mensch im Leibe hat/ so vielerley Anfechtungen/ Unglücke/ und Widerwillen ist er auch innerlich unterworffen. Die Natur eräuget sich gegen uns als eine Stieff-Mutter. Die Gesunden haben so wohl ihre gewisse Anstösse als die Krancken: Die Krancken wegen ihres Leibes/ die Gesunden aber wegen ihres Standes Unvergnügsamkeit/ wegen der Ehrsucht/ wegen des Geitzes/ wegen Hasses und Neides/ wegen vielerley Wollüsten/ und anderer Laster. Der Mensch/ sagt der Prediger Salomon/ weiß seine Zeit nicht/ sondern wie die Fische gefangen werden mit schädlichen Hamen/ und die Vogel mit den Stricken; Also auch die Menschen. Wer begehret lange zu leben/ der begehret nichts gutes/ weil man sich nur in solchem Leben in dem Zeitlichen vertieffet/ und nicht einmahl an das Ewige gedencket. Dannenhero so ist in der Welt alles flüchtig/ und hat ein ieder Mensch was/ worüber er sich zu beschwehren und zu klagen. Als König Johannes der Andere in Arragonien numehro sterben wollte/ sprach Er zu denen Herumstehenden: O wie nichtig und flüchtig sind doch aller Menschen Gedancken / und wie eitel sind doch die Menschen/ welche nach nichts so sehre/ als nach einer eitelen Ehre/ eitelen Herrschafft/ und eitelen Reichthume so hefftig streben/ und wie glückselig sind doch hingegen die Armen/ welche ihre Nahrung in sauern Schweiß und Mühe suchen/ und lassen sich darmit begnügen. Was haben mir elenden Menschen so viel Land und Leute anders für Nutzen gebracht/ als einzig und allein Sorge/ Gefahr/ Kümmernus und Arbeit? Wehe mir Unbedachtsamen / daß ich der Welt Betrug nicht eher/ als anietzo/ da ich sterben muß / wahrgenommen! Omnia Vanitas: Es ist alles Eitel: Eitel in der Ehre: Eitel in der Hoheit: Eitel in der Pracht/ und Hoffart: Eitel in Reichthum: Alle Dinge in der Welt ändern sich.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/269>, abgerufen am 26.11.2024.