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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Krieges mit einer Schlacht versuchen wollten: Der Albaner Dictator, oder Oberste Regent begehrte zuvor mit dem Römischen Könige Tullio Hostilio zu reden/ und nachdem sich beyde in ein Gespräche eingelassen/ that derselbe diesen Vorschlag/ daß man die Sache / weil die Römer und Albaner zugleich einen allgemeinen Feind an den Vejensern / einem Volke in Hetrurien hätten/ uf das Glücke und die Tugend etlicher streitbaren Ritter stellen sollte: Tullius gieng diesen Vorschlag ein / und ward zu beyden Theilen ein Bund gemacht/ daß auf welches Theil der Sieg fallen/ selbiger über den andern herrschen sollte. Hierauf wurden auf Seiten der Albaner drey Brüder die Curiacii, und bey den Römern drey Brüder die Horatii genannt/ zu solchem Kampffe erkieset. Und als auf den bestimmten Tag dieselbe Sechse in den Schranken/ welcher in den freyen Felde aufgeschlagen/ gegen einander Ritterlich fochten/ und beyderseits Partheyen wegen deß Sieges und Glückes ungewissen Ausganges in Sorgen stunden/ begab es sich/ daß zweene Horatii umkahmen/ und der dritte ohne Wunde übrig/ die drey Curiacier aber alle noch am Leben/ iedoch hart verwundet waren. Da dieses der einzige Horatius sahe/ gebraucht er sich zu seiner Mannheit deiser List: Er ließ gleichsam aus Furcht sich vondenen dreyen so lang in den Schranken herumb treiben/ biß er merckte/ daß sie müde/ und ihnen ihre Kräffte allgemach entgangen/ alsdann setzte er an Einen nach dem andern/ und überwand sie letzlich mit grosen Frolocken der Römer/ und höchster Bestürzung der Albaner/ welch darüber ihre Freyheit verlohren. In England zanckten sich zween Ritter/ Namens Cnut und Edmund um dasselbige Königreich/ und weil sie beyde tapffere Helden/ so hielten sie auch unter einander unterschiedene Treffen: Endlich machtenn die Reichs-Stände einen Schluß/ daß/ indem sie beyde die Regierung suchten/ sie solches ihr vermeintes Recht durch einen Zwey-Kampf ausführen solten/ welches auch geschahe/ und nachdem sie eine gute Weile mit einander gekämpffet/ erkannte Cnut sein Unrecht/ und überließ seinem Vetter das Reich. Als des Griechischen Keysers Theodosii des Jüngern Feldherr Procopius wider die Perser zu Felde zog/ schlugen die Perser vor/ daß man von beyden Theilen Einen zu einem offenen Kampfe erwehlte/ und welcher von diesen beyden dann verliehren würde/ der sollte von den andern den Vergleich eines 50. Jährigten Friedens annehmen. Zu diesem wurde uf Seiten des Keysers der Ritter Arcobundus/ uf Seiten der Perser aber Socristus beniehmet/ und da man sie zusammen gelassen/ rennte der Keyserliche mit seiner Lanze den Perser vom Rosse / und erwürgte ihn.

Der Kämpfe waren bey den Alten dreyerley: Die Ersten geschahen zu Erspahrung vielen Blutvergiessens/ wie an dem vorhergehenden Exempel zu sehen: Die Andern bey den Griechischen/ und Römischen angestellten Spielen/ und Leichen-Begängnüssen/ da man solche Kämpfer aufführete/ und deren Seelen aus Lust dem Teufel opferte: Die Dritten aus eigner Rachgierigkeit/ da Einer von dem Andern an seinen guten Namen/ Ehre/ und Leimuth verletzet zu seyn vermeinte/ und solche durch das Schwerdt zu verfechten suchte. Wann nun Einer dem Andern die Hand drauf gab/ und nicht erschiene/ der verlohr sein Ansehen/ ward für feige und verzagt gehalten/ und kunte unter die Zahl der Ritter nicht gerechnet werden/ und das war die Ursache/ daß solche Kämpfe bey groser Herren Höfe so gemein/ und der Hochmuth der Vernunfft hierinnen keinen Platz mehr verstatten wollte. Denn es hatten auch die alten Teutschen diese schändliche Gewonheit/ daß sie ihre streitige Sachen meistentheils durch ein Turnier-Kampf zu Pferde aus-

Krieges mit einer Schlacht versuchen wollten: Der Albaner Dictator, oder Oberste Regent begehrte zuvor mit dem Römischen Könige Tullio Hostilio zu reden/ und nachdem sich beyde in ein Gespräche eingelassen/ that derselbe diesen Vorschlag/ daß man die Sache / weil die Römer und Albaner zugleich einen allgemeinen Feind an den Vejensern / einem Volke in Hetrurien hätten/ uf das Glücke und die Tugend etlicher streitbaren Ritter stellen sollte: Tullius gieng diesen Vorschlag ein / uñ ward zu beyden Theilen ein Bund gemacht/ daß auf welches Theil der Sieg fallen/ selbiger über den andern herrschen sollte. Hierauf wurden auf Seiten der Albaner drey Brüder die Curiacii, und bey den Römern drey Brüder die Horatii genañt/ zu solchem Kampffe erkieset. Und als auf den bestim̃ten Tag dieselbe Sechse in den Schranken/ welcher in den freyen Felde aufgeschlagen/ gegen einander Ritterlich fochten/ und beyderseits Partheyen wegen deß Sieges uñ Glückes ungewissen Ausganges in Sorgen stunden/ begab es sich/ daß zweene Horatii umkahmen/ und der dritte ohne Wunde übrig/ die drey Curiacier aber alle noch am Leben/ iedoch hart verwundet waren. Da dieses der einzige Horatius sahe/ gebraucht er sich zu seiner Mannheit deiser List: Er ließ gleichsam aus Furcht sich vondenen dreyen so lang in den Schranken herumb treiben/ biß er merckte/ daß sie müde/ und ihnen ihre Kräffte allgemach entgangen/ alsdann setzte er an Einen nach dem andern/ und überwand sie letzlich mit grosen Frolocken der Römer/ und höchster Bestürzung der Albaner/ welch darüber ihre Freyheit verlohren. In England zanckten sich zween Ritter/ Namens Cnut und Edmund um dasselbige Königreich/ und weil sie beyde tapffere Helden/ so hielten sie auch unter einander unterschiedene Treffen: Endlich machtenn die Reichs-Stände einen Schluß/ daß/ indem sie beyde die Regierung suchten/ sie solches ihr vermeintes Recht durch einen Zwey-Kampf ausführen solten/ welches auch geschahe/ und nachdem sie eine gute Weile mit einander gekämpffet/ erkannte Cnut sein Unrecht/ und überließ seinem Vetter das Reich. Als des Griechischen Keysers Theodosii des Jüngern Feldherr Procopius wider die Perser zu Felde zog/ schlugen die Perser vor/ daß man von beyden Theilen Einen zu einem offenen Kampfe erwehlte/ und welcher von diesen beyden dann verliehren würde/ der sollte von den andern den Vergleich eines 50. Jährigten Friedens annehmen. Zu diesem wurde uf Seiten des Keysers der Ritter Arcobundus/ uf Seiten der Perser aber Socristus beniehmet/ und da man sie zusammen gelassen/ rennte der Keyserliche mit seiner Lanze den Perser vom Rosse / und erwürgte ihn.

Der Kämpfe waren bey den Alten dreyerley: Die Ersten geschahen zu Erspahrung vielen Blutvergiessens/ wie an dem vorhergehenden Exempel zu sehen: Die Andern bey den Griechischen/ und Römischen angestellten Spielen/ und Leichen-Begängnüssen/ da man solche Kämpfer aufführete/ und deren Seelen aus Lust dem Teufel opferte: Die Drittẽ aus eigner Rachgierigkeit/ da Einer von dem Andern an seinen guten Namẽ/ Ehre/ und Leimuth verletzet zu seyn vermeinte/ und solche durch das Schwerdt zu verfechten suchte. Wañ nun Einer dem Andern die Hand drauf gab/ und nicht erschiene/ der verlohr sein Ansehen/ ward für feige und verzagt gehalten/ und kunte unter die Zahl der Ritter nicht gerechnet werden/ uñ das war die Ursache/ daß solche Kämpfe bey groser Herren Höfe so gemein/ und der Hochmuth der Vernunfft hierinnẽ keinen Platz mehr verstatten wollte. Deñ es hattẽ auch die alten Teutschen diese schändliche Gewonheit/ daß sie ihre streitige Sachẽ meistentheils durch ein Turnier-Kampf zu Pferde aus-

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Krieges mit einer Schlacht                      versuchen wollten: Der Albaner Dictator, oder Oberste Regent begehrte zuvor mit                      dem Römischen Könige Tullio Hostilio zu reden/ und nachdem sich beyde in ein                      Gespräche eingelassen/ that derselbe diesen Vorschlag/ daß man die Sache /                      weil die Römer und Albaner zugleich einen allgemeinen Feind an den Vejensern /                      einem Volke in Hetrurien hätten/ uf das Glücke und die Tugend etlicher                      streitbaren Ritter stellen sollte: Tullius gieng diesen Vorschlag ein /                      un&#x0303; ward zu beyden Theilen ein Bund gemacht/ daß auf welches Theil der                      Sieg fallen/ selbiger über den andern herrschen sollte. Hierauf wurden auf                      Seiten der Albaner drey Brüder die Curiacii, und bey den Römern drey Brüder die                      Horatii genan&#x0303;t/ zu solchem Kampffe erkieset. Und als auf den                      bestim&#x0303;ten Tag dieselbe Sechse in den Schranken/ welcher in den freyen                      Felde aufgeschlagen/ gegen einander Ritterlich fochten/ und beyderseits                      Partheyen wegen deß Sieges un&#x0303; Glückes ungewissen Ausganges in Sorgen                      stunden/ begab es sich/ daß zweene Horatii umkahmen/ und der dritte ohne                      Wunde übrig/ die drey Curiacier aber alle noch am Leben/ iedoch hart verwundet                      waren. Da dieses der einzige Horatius sahe/ gebraucht er sich zu seiner                      Mannheit deiser List: Er ließ gleichsam aus Furcht sich vondenen dreyen so lang                      in den Schranken herumb treiben/ biß er merckte/ daß sie müde/ und ihnen ihre                      Kräffte allgemach entgangen/ alsdann setzte er an Einen nach dem andern/ und                      überwand sie letzlich mit grosen Frolocken der Römer/ und höchster Bestürzung                      der Albaner/ welch darüber ihre Freyheit verlohren. In England zanckten sich                      zween Ritter/ Namens Cnut und Edmund um dasselbige Königreich/ und weil sie                      beyde tapffere Helden/ so hielten sie auch unter einander unterschiedene                      Treffen: Endlich machtenn die Reichs-Stände einen Schluß/ daß/ indem sie beyde                      die Regierung suchten/ sie solches ihr vermeintes Recht durch einen Zwey-Kampf                      ausführen solten/ welches auch geschahe/ und nachdem sie eine gute Weile mit                      einander gekämpffet/ erkannte Cnut sein Unrecht/ und überließ seinem Vetter                      das Reich. Als des Griechischen Keysers Theodosii des Jüngern Feldherr Procopius                      wider die Perser zu Felde zog/ schlugen die Perser vor/ daß man von beyden                      Theilen Einen zu einem offenen Kampfe erwehlte/ und welcher von diesen beyden                      dann verliehren würde/ der sollte von den andern den Vergleich eines 50.                      Jährigten Friedens annehmen. Zu diesem wurde uf Seiten des Keysers der Ritter                      Arcobundus/ uf Seiten der Perser aber Socristus beniehmet/ und da man sie                      zusammen gelassen/ rennte der Keyserliche mit seiner Lanze den Perser vom Rosse                     / und erwürgte ihn.</p>
        <p>Der Kämpfe waren bey den Alten dreyerley: Die Ersten geschahen zu Erspahrung                      vielen Blutvergiessens/ wie an dem vorhergehenden Exempel zu sehen: Die Andern                      bey den Griechischen/ und Römischen angestellten Spielen/ und                      Leichen-Begängnüssen/ da man solche Kämpfer aufführete/ und deren Seelen aus                      Lust dem Teufel opferte: Die Dritte&#x0303; aus eigner Rachgierigkeit/ da Einer                      von dem Andern an seinen guten Name&#x0303;/ Ehre/ und Leimuth verletzet zu                      seyn vermeinte/ und solche durch das Schwerdt zu verfechten suchte. Wan&#x0303;                      nun Einer dem Andern die Hand drauf gab/ und nicht erschiene/ der verlohr sein                      Ansehen/ ward für feige und verzagt gehalten/ und kunte unter die Zahl der                      Ritter nicht gerechnet werden/ un&#x0303; das war die Ursache/ daß solche                      Kämpfe bey groser Herren Höfe so gemein/ und der Hochmuth der Vernunfft                      hierinne&#x0303; keinen Platz mehr verstatten wollte. Den&#x0303; es                      hatte&#x0303; auch die alten Teutschen diese schändliche Gewonheit/ daß sie                      ihre streitige Sache&#x0303; meistentheils durch ein Turnier-Kampf zu Pferde                      aus-
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[22/0028] Krieges mit einer Schlacht versuchen wollten: Der Albaner Dictator, oder Oberste Regent begehrte zuvor mit dem Römischen Könige Tullio Hostilio zu reden/ und nachdem sich beyde in ein Gespräche eingelassen/ that derselbe diesen Vorschlag/ daß man die Sache / weil die Römer und Albaner zugleich einen allgemeinen Feind an den Vejensern / einem Volke in Hetrurien hätten/ uf das Glücke und die Tugend etlicher streitbaren Ritter stellen sollte: Tullius gieng diesen Vorschlag ein / uñ ward zu beyden Theilen ein Bund gemacht/ daß auf welches Theil der Sieg fallen/ selbiger über den andern herrschen sollte. Hierauf wurden auf Seiten der Albaner drey Brüder die Curiacii, und bey den Römern drey Brüder die Horatii genañt/ zu solchem Kampffe erkieset. Und als auf den bestim̃ten Tag dieselbe Sechse in den Schranken/ welcher in den freyen Felde aufgeschlagen/ gegen einander Ritterlich fochten/ und beyderseits Partheyen wegen deß Sieges uñ Glückes ungewissen Ausganges in Sorgen stunden/ begab es sich/ daß zweene Horatii umkahmen/ und der dritte ohne Wunde übrig/ die drey Curiacier aber alle noch am Leben/ iedoch hart verwundet waren. Da dieses der einzige Horatius sahe/ gebraucht er sich zu seiner Mannheit deiser List: Er ließ gleichsam aus Furcht sich vondenen dreyen so lang in den Schranken herumb treiben/ biß er merckte/ daß sie müde/ und ihnen ihre Kräffte allgemach entgangen/ alsdann setzte er an Einen nach dem andern/ und überwand sie letzlich mit grosen Frolocken der Römer/ und höchster Bestürzung der Albaner/ welch darüber ihre Freyheit verlohren. In England zanckten sich zween Ritter/ Namens Cnut und Edmund um dasselbige Königreich/ und weil sie beyde tapffere Helden/ so hielten sie auch unter einander unterschiedene Treffen: Endlich machtenn die Reichs-Stände einen Schluß/ daß/ indem sie beyde die Regierung suchten/ sie solches ihr vermeintes Recht durch einen Zwey-Kampf ausführen solten/ welches auch geschahe/ und nachdem sie eine gute Weile mit einander gekämpffet/ erkannte Cnut sein Unrecht/ und überließ seinem Vetter das Reich. Als des Griechischen Keysers Theodosii des Jüngern Feldherr Procopius wider die Perser zu Felde zog/ schlugen die Perser vor/ daß man von beyden Theilen Einen zu einem offenen Kampfe erwehlte/ und welcher von diesen beyden dann verliehren würde/ der sollte von den andern den Vergleich eines 50. Jährigten Friedens annehmen. Zu diesem wurde uf Seiten des Keysers der Ritter Arcobundus/ uf Seiten der Perser aber Socristus beniehmet/ und da man sie zusammen gelassen/ rennte der Keyserliche mit seiner Lanze den Perser vom Rosse / und erwürgte ihn. Der Kämpfe waren bey den Alten dreyerley: Die Ersten geschahen zu Erspahrung vielen Blutvergiessens/ wie an dem vorhergehenden Exempel zu sehen: Die Andern bey den Griechischen/ und Römischen angestellten Spielen/ und Leichen-Begängnüssen/ da man solche Kämpfer aufführete/ und deren Seelen aus Lust dem Teufel opferte: Die Drittẽ aus eigner Rachgierigkeit/ da Einer von dem Andern an seinen guten Namẽ/ Ehre/ und Leimuth verletzet zu seyn vermeinte/ und solche durch das Schwerdt zu verfechten suchte. Wañ nun Einer dem Andern die Hand drauf gab/ und nicht erschiene/ der verlohr sein Ansehen/ ward für feige und verzagt gehalten/ und kunte unter die Zahl der Ritter nicht gerechnet werden/ uñ das war die Ursache/ daß solche Kämpfe bey groser Herren Höfe so gemein/ und der Hochmuth der Vernunfft hierinnẽ keinen Platz mehr verstatten wollte. Deñ es hattẽ auch die alten Teutschen diese schändliche Gewonheit/ daß sie ihre streitige Sachẽ meistentheils durch ein Turnier-Kampf zu Pferde aus-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/28>, abgerufen am 21.11.2024.