[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.man besitzet/ leget man hin. Und gleichwie ein mit Geld beladener Esel gleichwohl Kraut und Disteln frisset / also thut auch ein solcher unersättlicher Mensch weder seinem Leibe/ noch der Seele Gutes: Er ist wie ein Dieb/ der Andern das Geld aus der Küste stielet / und sich darneben das Marck aus den Beinen verzehret. Die Poeten dichten/ daß der höllische Pluto auch ein Gott des Reichthums/ darbenebenst aber ein Gott der Blindheit sey: Die Blindheit des Geitzigen ist allen Menschen verhasst/ und gereicht ihm selbst zum Tode. Ein solcher ist/ wie ein Esel niemahls frölich / er schläget sich Tag und Nacht mit der Bauch-Sorge/ er fürchtet/ wessen er sich nicht zu befürchten/ und scharret zusammen/ daran sich Andere sättigen könnten; Kein Schlaff kömmet in seine Augen/ und keine Ruhe in sein Hertz/ und wann Ihme also die Kräffte entgangen/ so ist zwischen Ihm und dem Esel nach seinem Tode nur der Unterscheid/ daß er die Haut annoch mit in das Grab nimmet. Die Menschen haben in diesem Leben zwey Haubt-Feinde nehmlich den Geld- und Ehr-Geitz/ was Einer sammlet/ das zerstreuet der andere. Wie nun dergleichen Leute keine Uhr bedürffen/ weil ihre unzeitige Sorgen ihr Stunden-Zeiger sind; Also machen sie sich auch in diesem Leben eine gutwillige Hölle/ behalten sich wie zur ewigen bevor. Von Büffel. Gesnerus. Der Büffel/ oder Büffel-Ochse ist schwartz-grau/ von dünnen Haaren/ und zwey starcken breiten Hörnern / hänget den Kopff unter sich: der Halß und die andern Glieder sind den Ochsen gleich/ ohne daß sie grösser/ jedoch nicht so feiste und dicke/ sein Schwantz aber ist lang/ fast ohne Haare/ und hinten etwas niedriger/ als forne. Wann er noch jung/ so ist er zahm/ und schertzhaftig/ so bald er aber erwachsen / wird er tückisch/ und böse. Denn sobald man ihn erzürnet/ so brüllet / scharret und stampset er mit den Füssen. Und ob er schon nicht scharff läuffet / rennet er doch zuweilen im Zorne durch Feuer/ Waffen und Schwert/ und beschädiget den/ welcher ihm in Weg kömmet. Die rothe Farbe ist sein Feind / worüber er grimmig wird. Wann er ermüdet/ sucht er Wasser/ Pfützen und Bäche / und lässet sich auch mit keiner Gewalt darvon abhalten/ biß so lange er abgekühlet. Die Kuh säugt kein ander Kalb als das ihrige/ und so man ihr ein anders beybringet/ stösset sie es von sich/ es sey dann/ daß man dasselbe mit Büffels-Kothe beschmiere. Von dem Büffel hat man ein gemeines Sprichwort; wenn man nemlich einen ungeschickten/ tollkühnen/ und unverschämten Menschen nennen will/ so heißt man ihn einen groben/ bösen/ und ungeschickten Büffel/ oder wenn man sich in seinem Vorhaben abwendig machen/ und zu unbilligen und nachtheiligen Dingen bereden lassen/ da sagt man: Diesen oder Jenen führt man / wie einen Büffel bey der Nasen herum. Von Farren. Zwischen den Farren und einen andern Ochsen ist dieses der Unterscheid/ daß dieser geschnitten/ Jener aber ungeschnitten/ und ins gemein ein Stier/ Bull-Ochse/ Farre oder Bremmer genennet wird/ welchen man zur Zucht gebraucht. Er ist aber an Gestalt viel heßlicher/ grimmiger und zorniger/ siehet auch viel kecker/ und munterer als ein Verschnittener aus/ hat kurtze Hörner/ und forder-Hüffte/ also daß er auch an demselbigen Orte die gröste Last seines gantzen Leibes hat. Er ist von Natur frech/ stoltz und zornig: trägt seinen Kopf empor: hat seine Stärcke im Halse und in den Hörnern/ und läßt seinen Zorn mit den fördersten Füssen mercken. Wann er gar zu wild/ so schneidet man ihn/ alsdann wird er feige / träge/ demüthig/ und lässet sich in den Pflug spannen. In Indien soll es roth-gelbe man besitzet/ leget man hin. Und gleichwie ein mit Geld beladener Esel gleichwohl Kraut und Disteln frisset / also thut auch ein solcher unersättlicher Mensch weder seinem Leibe/ noch der Seele Gutes: Er ist wie ein Dieb/ der Andern das Geld aus der Küste stielet / und sich darneben das Marck aus den Beinen verzehret. Die Poeten dichten/ daß der höllische Pluto auch ein Gott des Reichthums/ darbenebenst aber ein Gott der Blindheit sey: Die Blindheit des Geitzigen ist allen Menschen verhasst/ und gereicht ihm selbst zum Tode. Ein solcher ist/ wie ein Esel niemahls frölich / er schläget sich Tag und Nacht mit der Bauch-Sorge/ er fürchtet/ wessen er sich nicht zu befürchten/ und scharret zusammen/ daran sich Andere sättigen könnten; Kein Schlaff kömmet in seine Augen/ und keine Ruhe in sein Hertz/ und wann Ihme also die Kräffte entgangen/ so ist zwischen Ihm und dem Esel nach seinem Tode nur der Unterscheid/ daß er die Haut annoch mit in das Grab nimmet. Die Menschen haben in diesem Leben zwey Haubt-Feinde nehmlich den Geld- und Ehr-Geitz/ was Einer sammlet/ das zerstreuet der andere. Wie nun dergleichen Leute keine Uhr bedürffen/ weil ihre unzeitige Sorgen ihr Stunden-Zeiger sind; Also machen sie sich auch in diesem Leben eine gutwillige Hölle/ behalten sich wie zur ewigen bevor. Von Büffel. Gesnerus. Der Büffel/ oder Büffel-Ochse ist schwartz-grau/ von dünnen Haaren/ und zwey starcken breiten Hörnern / hänget den Kopff unter sich: der Halß und die andern Glieder sind den Ochsen gleich/ ohne daß sie grösser/ jedoch nicht so feiste und dicke/ sein Schwantz aber ist lang/ fast ohne Haare/ und hinten etwas niedriger/ als forne. Wann er noch jung/ so ist er zahm/ und schertzhaftig/ so bald er aber erwachsen / wird er tückisch/ und böse. Denn sobald man ihn erzürnet/ so brüllet / scharret und stampset er mit den Füssen. Und ob er schon nicht scharff läuffet / rennet er doch zuweilen im Zorne durch Feuer/ Waffen und Schwert/ und beschädiget den/ welcher ihm in Weg kömmet. Die rothe Farbe ist sein Feind / worüber er grimmig wird. Wann er ermüdet/ sucht er Wasser/ Pfützen und Bäche / und lässet sich auch mit keiner Gewalt darvon abhalten/ biß so lange er abgekühlet. Die Kuh säugt kein ander Kalb als das ihrige/ und so man ihr ein anders beybringet/ stösset sie es von sich/ es sey dann/ daß man dasselbe mit Büffels-Kothe beschmiere. Von dem Büffel hat man ein gemeines Sprichwort; wenn man nemlich einen ungeschickten/ tollkühnen/ und unverschämten Menschen nennen will/ so heißt man ihn einen groben/ bösen/ und ungeschickten Büffel/ oder wenn man sich in seinem Vorhaben abwendig machen/ und zu unbilligen und nachtheiligen Dingen bereden lassen/ da sagt man: Diesen oder Jenen führt man / wie einen Büffel bey der Nasen herum. Von Farren. Zwischen den Farren und einen andern Ochsen ist dieses der Unterscheid/ daß dieser geschnitten/ Jener aber ungeschnitten/ und ins gemein ein Stier/ Bull-Ochse/ Farre oder Bremmer genennet wird/ welchen man zur Zucht gebraucht. Er ist aber an Gestalt viel heßlicher/ grimmiger und zorniger/ siehet auch viel kecker/ und munterer als ein Verschnittener aus/ hat kurtze Hörner/ und forder-Hüffte/ also daß er auch an demselbigen Orte die gröste Last seines gantzen Leibes hat. Er ist von Natur frech/ stoltz und zornig: trägt seinen Kopf empor: hat seine Stärcke im Halse und in den Hörnern/ und läßt seinen Zorn mit den fördersten Füssen mercken. Wann er gar zu wild/ so schneidet man ihn/ alsdann wird er feige / träge/ demüthig/ und lässet sich in den Pflug spannen. In Indien soll es roth-gelbe <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0285" n="255"/> man besitzet/ leget man hin. Und gleichwie ein mit Geld beladener Esel gleichwohl Kraut und Disteln frisset / also thut auch ein solcher unersättlicher Mensch weder seinem Leibe/ noch der Seele Gutes: Er ist wie ein Dieb/ der Andern das Geld aus der Küste stielet / und sich darneben das Marck aus den Beinen verzehret. Die Poeten dichten/ daß der höllische Pluto auch ein Gott des Reichthums/ darbenebenst aber ein Gott der Blindheit sey: Die Blindheit des Geitzigen ist allen Menschen verhasst/ und gereicht ihm selbst zum Tode. Ein solcher ist/ wie ein Esel niemahls frölich / er schläget sich Tag und Nacht mit der Bauch-Sorge/ er fürchtet/ wessen er sich nicht zu befürchten/ und scharret zusammen/ daran sich Andere sättigen könnten; Kein Schlaff kömmet in seine Augen/ und keine Ruhe in sein Hertz/ und wann Ihme also die Kräffte entgangen/ so ist zwischen Ihm und dem Esel nach seinem Tode nur der Unterscheid/ daß er die Haut annoch mit in das Grab nimmet. Die Menschen haben in diesem Leben zwey Haubt-Feinde nehmlich den Geld- und Ehr-Geitz/ was Einer sammlet/ das zerstreuet der andere. Wie nun dergleichen Leute keine Uhr bedürffen/ weil ihre unzeitige Sorgen ihr Stunden-Zeiger sind; Also machen sie sich auch in diesem Leben eine gutwillige Hölle/ behalten sich wie zur ewigen bevor.</p> <p><note place="right">Von Büffel. Gesnerus.</note> Der Büffel/ oder Büffel-Ochse ist schwartz-grau/ von dünnen Haaren/ und zwey starcken breiten Hörnern / hänget den Kopff unter sich: der Halß und die andern Glieder sind den Ochsen gleich/ ohne daß sie grösser/ jedoch nicht so feiste und dicke/ sein Schwantz aber ist lang/ fast ohne Haare/ und hinten etwas niedriger/ als forne. Wann er noch jung/ so ist er zahm/ und schertzhaftig/ so bald er aber erwachsen / wird er tückisch/ und böse. Denn sobald man ihn erzürnet/ so brüllet / scharret und stampset er mit den Füssen. Und ob er schon nicht scharff läuffet / rennet er doch zuweilen im Zorne durch Feuer/ Waffen und Schwert/ und beschädiget den/ welcher ihm in Weg kömmet. Die rothe Farbe ist sein Feind / worüber er grimmig wird. Wann er ermüdet/ sucht er Wasser/ Pfützen und Bäche / und lässet sich auch mit keiner Gewalt darvon abhalten/ biß so lange er abgekühlet. Die Kuh säugt kein ander Kalb als das ihrige/ und so man ihr ein anders beybringet/ stösset sie es von sich/ es sey dann/ daß man dasselbe mit Büffels-Kothe beschmiere. Von dem Büffel hat man ein gemeines Sprichwort; wenn man nemlich einen ungeschickten/ tollkühnen/ und unverschämten Menschen nennen will/ so heißt man ihn einen groben/ bösen/ und ungeschickten Büffel/ oder wenn man sich in seinem Vorhaben abwendig machen/ und zu unbilligen und nachtheiligen Dingen bereden lassen/ da sagt man: Diesen oder Jenen führt man / wie einen Büffel bey der Nasen herum.</p> <p><note place="right">Von Farren.</note> Zwischen den Farren und einen andern Ochsen ist dieses der Unterscheid/ daß dieser geschnitten/ Jener aber ungeschnitten/ und ins gemein ein Stier/ Bull-Ochse/ Farre oder Bremmer genennet wird/ welchen man zur Zucht gebraucht. Er ist aber an Gestalt viel heßlicher/ grimmiger und zorniger/ siehet auch viel kecker/ und munterer als ein Verschnittener aus/ hat kurtze Hörner/ und forder-Hüffte/ also daß er auch an demselbigen Orte die gröste Last seines gantzen Leibes hat. Er ist von Natur frech/ stoltz und zornig: trägt seinen Kopf empor: hat seine Stärcke im Halse und in den Hörnern/ und läßt seinen Zorn mit den fördersten Füssen mercken. Wann er gar zu wild/ so schneidet man ihn/ alsdann wird er feige / träge/ demüthig/ und lässet sich in den Pflug spannen. In Indien soll es roth-gelbe </p> </div> </body> </text> </TEI> [255/0285]
man besitzet/ leget man hin. Und gleichwie ein mit Geld beladener Esel gleichwohl Kraut und Disteln frisset / also thut auch ein solcher unersättlicher Mensch weder seinem Leibe/ noch der Seele Gutes: Er ist wie ein Dieb/ der Andern das Geld aus der Küste stielet / und sich darneben das Marck aus den Beinen verzehret. Die Poeten dichten/ daß der höllische Pluto auch ein Gott des Reichthums/ darbenebenst aber ein Gott der Blindheit sey: Die Blindheit des Geitzigen ist allen Menschen verhasst/ und gereicht ihm selbst zum Tode. Ein solcher ist/ wie ein Esel niemahls frölich / er schläget sich Tag und Nacht mit der Bauch-Sorge/ er fürchtet/ wessen er sich nicht zu befürchten/ und scharret zusammen/ daran sich Andere sättigen könnten; Kein Schlaff kömmet in seine Augen/ und keine Ruhe in sein Hertz/ und wann Ihme also die Kräffte entgangen/ so ist zwischen Ihm und dem Esel nach seinem Tode nur der Unterscheid/ daß er die Haut annoch mit in das Grab nimmet. Die Menschen haben in diesem Leben zwey Haubt-Feinde nehmlich den Geld- und Ehr-Geitz/ was Einer sammlet/ das zerstreuet der andere. Wie nun dergleichen Leute keine Uhr bedürffen/ weil ihre unzeitige Sorgen ihr Stunden-Zeiger sind; Also machen sie sich auch in diesem Leben eine gutwillige Hölle/ behalten sich wie zur ewigen bevor.
Der Büffel/ oder Büffel-Ochse ist schwartz-grau/ von dünnen Haaren/ und zwey starcken breiten Hörnern / hänget den Kopff unter sich: der Halß und die andern Glieder sind den Ochsen gleich/ ohne daß sie grösser/ jedoch nicht so feiste und dicke/ sein Schwantz aber ist lang/ fast ohne Haare/ und hinten etwas niedriger/ als forne. Wann er noch jung/ so ist er zahm/ und schertzhaftig/ so bald er aber erwachsen / wird er tückisch/ und böse. Denn sobald man ihn erzürnet/ so brüllet / scharret und stampset er mit den Füssen. Und ob er schon nicht scharff läuffet / rennet er doch zuweilen im Zorne durch Feuer/ Waffen und Schwert/ und beschädiget den/ welcher ihm in Weg kömmet. Die rothe Farbe ist sein Feind / worüber er grimmig wird. Wann er ermüdet/ sucht er Wasser/ Pfützen und Bäche / und lässet sich auch mit keiner Gewalt darvon abhalten/ biß so lange er abgekühlet. Die Kuh säugt kein ander Kalb als das ihrige/ und so man ihr ein anders beybringet/ stösset sie es von sich/ es sey dann/ daß man dasselbe mit Büffels-Kothe beschmiere. Von dem Büffel hat man ein gemeines Sprichwort; wenn man nemlich einen ungeschickten/ tollkühnen/ und unverschämten Menschen nennen will/ so heißt man ihn einen groben/ bösen/ und ungeschickten Büffel/ oder wenn man sich in seinem Vorhaben abwendig machen/ und zu unbilligen und nachtheiligen Dingen bereden lassen/ da sagt man: Diesen oder Jenen führt man / wie einen Büffel bey der Nasen herum.
Von Büffel. Gesnerus. Zwischen den Farren und einen andern Ochsen ist dieses der Unterscheid/ daß dieser geschnitten/ Jener aber ungeschnitten/ und ins gemein ein Stier/ Bull-Ochse/ Farre oder Bremmer genennet wird/ welchen man zur Zucht gebraucht. Er ist aber an Gestalt viel heßlicher/ grimmiger und zorniger/ siehet auch viel kecker/ und munterer als ein Verschnittener aus/ hat kurtze Hörner/ und forder-Hüffte/ also daß er auch an demselbigen Orte die gröste Last seines gantzen Leibes hat. Er ist von Natur frech/ stoltz und zornig: trägt seinen Kopf empor: hat seine Stärcke im Halse und in den Hörnern/ und läßt seinen Zorn mit den fördersten Füssen mercken. Wann er gar zu wild/ so schneidet man ihn/ alsdann wird er feige / träge/ demüthig/ und lässet sich in den Pflug spannen. In Indien soll es roth-gelbe
Von Farren.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/285>, abgerufen am 26.06.2024. |