[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.winders soll mehr zur Gütigkeit als Schärffe/ mehr zum Verzeihen als Seneca in Hercul. furent. Act. 2. p. 12. Rache/ mehr zum Frieden als Unfrieden geneigt seyn. Der Römische Feldherr Marcus Marcellus wollte die durch den Sturm eingenommene Stadt Syracus nicht zerstören. Reduci velle Victori expedit, victo necesse est: Der gemachte Friede ist so wohl dem Sieger als dem Uberwundenen nützlich. Ein Sieger kan zwar mit Schrecken wohl anhalten Tacit[unleserliches Material] in vita Agricolae./ wenn Er aber genugsam geschrecket/ so soll er durch Verschonen die Anreitzungen des Friedens wieder herfür blicken lassen. Da Totilas der Gothen König die Stadt Rom einnahm/ und in den Tempel gieng/ Sigonius lib. 19. trat Ihm der Priester Pelagius entgegen/ hatte das Evangelium Buch in Händen/ fiel auf die Knie/ und sagte: Verschone/ O Fürste der Deinigen! Nachdem aber Totilas Ihm hönisch zur Antwort gab: Und du kommest Pelagi nun letzlich auch mir einen Fußfall zu thun? Sprach dieser: Ja freylich/ alldieweil mich GOTT zu deinem Knecht gemacht hat/ Ich bitte aber/ lege nunmehro nicht mehr Gewalt an die Jenigen/ die allbereit unter diene Dienstbarkeit gerathen. Worauf Totilas in sich gieng/ und Männiglichen zu verschonen befahl. Von dem Helden Achille meldet Homerus/ daß Er sich auf seinen Schild zwey Städte hätte mahlen lassen / in deren einer nichts als Friede und Ruhe/ in der andern aber lauter Krieg / Brand und Mord zu sehen gewesen. Woraus abzunehmen/ daß wo Friede/ da sey auch die gröste Ruhe/ und das beste Reichthum auf dem Erdboden. Die Poeten dichten / daß wann Jupiter donnern und blitzen will/ Er zuvorhero der Götter Einwilligung darzu haben muß/ wann Er aber das Erdreich mit einem sanfften Regen befeuchten wolle/ bedürffte es dessen nicht/ damit anzuzeigen/ daß ein König und Potentate nicht ohne erhebliche Ursache/ auch nicht unberathschlaget sich des Friedens begeben/ und Krieg anzufahen unterstehen soll. Krieg soll Niemand anfahen/ Er werde denn darzu gedrungen/ daß Ihm alle menschliche Wege und Mittel entstehen/ uud also durch andere Weise zum Frieden nicht gelangen kan; alsdann heißet es aus der Noth eine Tugend gemacht/ und deß Alciati Lehre folgen: Man soll die Waffen werffen weit / nach Friede trachten allezeit; Kan aber es nicht anders seyn / so schlage man mit solchen drein. Sueton. Der Römische Keyser Titus Verspasianus ließ sich nach hingelegten Kriegen zum obersten Bischoff zu Rom weihen/ damit Er seine Hände nicht ferner mit Blute besudeln dürffte: Denn dergleichen Pontifices maximi musten schwören/ daß sie sich des Blutvergiessens gäntzlich enthalten wollten. König Pyrrhus in Epiro nöthigte sich mit Gewalt zu den Römern/ nachdem aber sein Legate Cyneas solchen Krieg gerne hintertrieben/ und den Friede mit den Römern befördert hätte/ fragte Er Ihn: Wann wir die Römer/ als die besten Krieges-Leute/ überwunden/ was wollen wir darnach thun? Wir wollen/ sagte Pyrrhus/ gantz Italien und Sicilien einnehmen. Wenn das hinweg/ sagte Cyneas / wollen wir denn Friede machen? Nein/ sprach der König/ sondern dieses soll nur der Anfang zu einer importirlichen Sache seyn: Denn wir haben noch für Uns Lybien und Carthago/ Macedonien und gantz Griechenland. Wann winders soll mehr zur Gütigkeit als Schärffe/ mehr zum Verzeihen als Seneca in Hercul. furent. Act. 2. p. 12. Rache/ mehr zum Frieden als Unfrieden geneigt seyn. Der Römische Feldherr Marcus Marcellus wollte die durch den Sturm eingenommene Stadt Syracus nicht zerstören. Reduci velle Victori expedit, victo necesse est: Der gemachte Friede ist so wohl dem Sieger als dem Uberwundenen nützlich. Ein Sieger kan zwar mit Schrecken wohl anhalten Tacit[unleserliches Material] in vita Agricolae./ wenn Er aber genugsam geschrecket/ so soll er durch Verschonen die Anreitzungen des Friedens wieder herfür blicken lassen. Da Totilas der Gothen König die Stadt Rom einnahm/ und in den Tempel gieng/ Sigonius lib. 19. trat Ihm der Priester Pelagius entgegen/ hatte das Evangelium Buch in Händen/ fiel auf die Knie/ und sagte: Verschone/ O Fürste der Deinigen! Nachdem aber Totilas Ihm hönisch zur Antwort gab: Und du kommest Pelagi nun letzlich auch mir einen Fußfall zu thun? Sprach dieser: Ja freylich/ alldieweil mich GOTT zu deinem Knecht gemacht hat/ Ich bitte aber/ lege nunmehro nicht mehr Gewalt an die Jenigen/ die allbereit unter diene Dienstbarkeit gerathen. Worauf Totilas in sich gieng/ und Männiglichen zu verschonen befahl. Von dem Helden Achille meldet Homerus/ daß Er sich auf seinen Schild zwey Städte hätte mahlen lassen / in deren einer nichts als Friede und Ruhe/ in der andern aber lauter Krieg / Brand und Mord zu sehen gewesen. Woraus abzunehmen/ daß wo Friede/ da sey auch die gröste Ruhe/ und das beste Reichthum auf dem Erdboden. Die Poeten dichten / daß wann Jupiter donnern und blitzen will/ Er zuvorhero der Götter Einwilligung darzu haben muß/ wann Er aber das Erdreich mit einem sanfften Regen befeuchten wolle/ bedürffte es dessen nicht/ damit anzuzeigen/ daß ein König und Potentate nicht ohne erhebliche Ursache/ auch nicht unberathschlaget sich des Friedens begeben/ und Krieg anzufahen unterstehen soll. Krieg soll Niemand anfahen/ Er werde denn darzu gedrungen/ daß Ihm alle menschliche Wege und Mittel entstehen/ uud also durch andere Weise zum Frieden nicht gelangen kan; alsdann heißet es aus der Noth eine Tugend gemacht/ und deß Alciati Lehre folgen: Man soll die Waffen werffen weit / nach Friede trachten allezeit; Kan aber es nicht anders seyn / so schlage man mit solchen drein. Sueton. Der Römische Keyser Titus Verspasianus ließ sich nach hingelegten Kriegen zum obersten Bischoff zu Rom weihen/ damit Er seine Hände nicht ferner mit Blute besudeln dürffte: Denn dergleichen Pontifices maximi musten schwören/ daß sie sich des Blutvergiessens gäntzlich enthalten wollten. König Pyrrhus in Epiro nöthigte sich mit Gewalt zu den Römern/ nachdem aber sein Legate Cyneas solchen Krieg gerne hintertrieben/ und den Friede mit den Römern befördert hätte/ fragte Er Ihn: Wann wir die Römer/ als die besten Krieges-Leute/ überwunden/ was wollen wir darnach thun? Wir wollen/ sagte Pyrrhus/ gantz Italien und Sicilien einnehmen. Wenn das hinweg/ sagte Cyneas / wollen wir denn Friede machen? Nein/ sprach der König/ sondern dieses soll nur der Anfang zu einer importirlichen Sache seyn: Denn wir haben noch für Uns Lybien und Carthago/ Macedonien und gantz Griechenland. Wann <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0423" n="391"/> winders soll mehr zur Gütigkeit als Schärffe/ mehr zum Verzeihen als <note place="right">Seneca in Hercul. furent. Act. 2. p. 12.</note> Rache/ mehr zum Frieden als Unfrieden geneigt seyn. Der Römische Feldherr Marcus Marcellus wollte die durch den Sturm eingenommene Stadt Syracus nicht zerstören. Reduci velle Victori expedit, victo necesse est: Der gemachte Friede ist so wohl dem Sieger als dem Uberwundenen nützlich. Ein Sieger kan zwar mit Schrecken wohl anhalten <note place="right">Tacit<gap reason="illegible"/> in vita Agricolae.</note>/ wenn Er aber genugsam geschrecket/ so soll er durch Verschonen die Anreitzungen des Friedens wieder herfür blicken lassen. Da Totilas der Gothen König die Stadt Rom einnahm/ und in den Tempel gieng/ <note place="right">Sigonius lib. 19.</note> trat Ihm der Priester Pelagius entgegen/ hatte das Evangelium Buch in Händen/ fiel auf die Knie/ und sagte: Verschone/ O Fürste der Deinigen! Nachdem aber Totilas Ihm hönisch zur Antwort gab: Und du kommest Pelagi nun letzlich auch mir einen Fußfall zu thun? Sprach dieser: Ja freylich/ alldieweil mich GOTT zu deinem Knecht gemacht hat/ Ich bitte aber/ lege nunmehro nicht mehr Gewalt an die Jenigen/ die allbereit unter diene Dienstbarkeit gerathen. Worauf Totilas in sich gieng/ und Männiglichen zu verschonen befahl. Von dem Helden Achille meldet Homerus/ daß Er sich auf seinen Schild zwey Städte hätte mahlen lassen / in deren einer nichts als Friede und Ruhe/ in der andern aber lauter Krieg / Brand und Mord zu sehen gewesen. Woraus abzunehmen/ daß wo Friede/ da sey auch die gröste Ruhe/ und das beste Reichthum auf dem Erdboden. Die Poeten dichten / daß wann Jupiter donnern und blitzen will/ Er zuvorhero der Götter Einwilligung darzu haben muß/ wann Er aber das Erdreich mit einem sanfften Regen befeuchten wolle/ bedürffte es dessen nicht/ damit anzuzeigen/ daß ein König und Potentate nicht ohne erhebliche Ursache/ auch nicht unberathschlaget sich des Friedens begeben/ und Krieg anzufahen unterstehen soll. Krieg soll Niemand anfahen/ Er werde denn darzu gedrungen/ daß Ihm alle menschliche Wege und Mittel entstehen/ uud also durch andere Weise zum Frieden nicht gelangen kan; alsdann heißet es aus der Noth eine Tugend gemacht/ und deß Alciati Lehre folgen:</p> <p>Man soll die Waffen werffen weit /</p> <p>nach Friede trachten allezeit;</p> <p>Kan aber es nicht anders seyn /</p> <p>so schlage man mit solchen drein.</p> <p><note place="right">Sueton.</note> Der Römische Keyser Titus Verspasianus ließ sich nach hingelegten Kriegen zum obersten Bischoff zu Rom weihen/ damit Er seine Hände nicht ferner mit Blute besudeln dürffte: Denn dergleichen Pontifices maximi musten schwören/ daß sie sich des Blutvergiessens gäntzlich enthalten wollten. König Pyrrhus in Epiro nöthigte sich mit Gewalt zu den Römern/ nachdem aber sein Legate Cyneas solchen Krieg gerne hintertrieben/ und den Friede mit den Römern befördert hätte/ fragte Er Ihn: Wann wir die Römer/ als die besten Krieges-Leute/ überwunden/ was wollen wir darnach thun? Wir wollen/ sagte Pyrrhus/ gantz Italien und Sicilien einnehmen. Wenn das hinweg/ sagte Cyneas / wollen wir denn Friede machen? Nein/ sprach der König/ sondern dieses soll nur der Anfang zu einer importirlichen Sache seyn: Denn wir haben noch für Uns Lybien und Carthago/ Macedonien und gantz Griechenland. Wann </p> </div> </body> </text> </TEI> [391/0423]
winders soll mehr zur Gütigkeit als Schärffe/ mehr zum Verzeihen als Rache/ mehr zum Frieden als Unfrieden geneigt seyn. Der Römische Feldherr Marcus Marcellus wollte die durch den Sturm eingenommene Stadt Syracus nicht zerstören. Reduci velle Victori expedit, victo necesse est: Der gemachte Friede ist so wohl dem Sieger als dem Uberwundenen nützlich. Ein Sieger kan zwar mit Schrecken wohl anhalten / wenn Er aber genugsam geschrecket/ so soll er durch Verschonen die Anreitzungen des Friedens wieder herfür blicken lassen. Da Totilas der Gothen König die Stadt Rom einnahm/ und in den Tempel gieng/ trat Ihm der Priester Pelagius entgegen/ hatte das Evangelium Buch in Händen/ fiel auf die Knie/ und sagte: Verschone/ O Fürste der Deinigen! Nachdem aber Totilas Ihm hönisch zur Antwort gab: Und du kommest Pelagi nun letzlich auch mir einen Fußfall zu thun? Sprach dieser: Ja freylich/ alldieweil mich GOTT zu deinem Knecht gemacht hat/ Ich bitte aber/ lege nunmehro nicht mehr Gewalt an die Jenigen/ die allbereit unter diene Dienstbarkeit gerathen. Worauf Totilas in sich gieng/ und Männiglichen zu verschonen befahl. Von dem Helden Achille meldet Homerus/ daß Er sich auf seinen Schild zwey Städte hätte mahlen lassen / in deren einer nichts als Friede und Ruhe/ in der andern aber lauter Krieg / Brand und Mord zu sehen gewesen. Woraus abzunehmen/ daß wo Friede/ da sey auch die gröste Ruhe/ und das beste Reichthum auf dem Erdboden. Die Poeten dichten / daß wann Jupiter donnern und blitzen will/ Er zuvorhero der Götter Einwilligung darzu haben muß/ wann Er aber das Erdreich mit einem sanfften Regen befeuchten wolle/ bedürffte es dessen nicht/ damit anzuzeigen/ daß ein König und Potentate nicht ohne erhebliche Ursache/ auch nicht unberathschlaget sich des Friedens begeben/ und Krieg anzufahen unterstehen soll. Krieg soll Niemand anfahen/ Er werde denn darzu gedrungen/ daß Ihm alle menschliche Wege und Mittel entstehen/ uud also durch andere Weise zum Frieden nicht gelangen kan; alsdann heißet es aus der Noth eine Tugend gemacht/ und deß Alciati Lehre folgen:
Seneca in Hercul. furent. Act. 2. p. 12.
Tacit_ in vita Agricolae.
Sigonius lib. 19. Man soll die Waffen werffen weit /
nach Friede trachten allezeit;
Kan aber es nicht anders seyn /
so schlage man mit solchen drein.
Der Römische Keyser Titus Verspasianus ließ sich nach hingelegten Kriegen zum obersten Bischoff zu Rom weihen/ damit Er seine Hände nicht ferner mit Blute besudeln dürffte: Denn dergleichen Pontifices maximi musten schwören/ daß sie sich des Blutvergiessens gäntzlich enthalten wollten. König Pyrrhus in Epiro nöthigte sich mit Gewalt zu den Römern/ nachdem aber sein Legate Cyneas solchen Krieg gerne hintertrieben/ und den Friede mit den Römern befördert hätte/ fragte Er Ihn: Wann wir die Römer/ als die besten Krieges-Leute/ überwunden/ was wollen wir darnach thun? Wir wollen/ sagte Pyrrhus/ gantz Italien und Sicilien einnehmen. Wenn das hinweg/ sagte Cyneas / wollen wir denn Friede machen? Nein/ sprach der König/ sondern dieses soll nur der Anfang zu einer importirlichen Sache seyn: Denn wir haben noch für Uns Lybien und Carthago/ Macedonien und gantz Griechenland. Wann
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/423>, abgerufen am 26.06.2024. |