[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.dermassen unermeslich/ daß Er denen Menschen seine Gnade darbeut/ sie zu sich ziehet/ dieselben zu Erben seines hohen Reichs annimmt/ und die Jenigen / so noch leben/ zu Beherrschern deß Erdbodens setzet/ Ihnen Alles unterwirfft / würcklich übergiebet/ und zum Tempel seiner Wohnung erkieset. Die Sonne ist Eines von den mittlern Planeten/ welche gegen denen Andern nach der Erden zu/ nicht zu tief noch zu hoch stehet/ und wann die andern Sterne alle so tief/ als Sie/ herabgelassen werden sollten/ so würden wir Sie auf dem Erdboden alle für Sonnen halten. Geben nun diese einen so herrlichen Schein und Glantz als ein Gemächte GOTTes von sich; was für ein Ansehen/ Macht und Gewalt muß doch die Majestät GOTtes selbst in sich haben? Und sind die Engel und Himmel selbst nicht für Ihm rein/ wie veil weniger wir sündhaffte Menschen? Etliche der Gelehrten theilen dieses stattliche Lufft und Himmmels-Gebäude in drey Theile; In dem Untersten/ sagen Sie/ wären die Vogel/ die Meteora, feurige Zeichen und die Dünste; In dem Andern die Sternen; und in dem Dritten die Engel und Heiligen. Das Erste sey ein Vorgemach/ welches männiglichen offenstehet; Das Andere der Leib/ der des Allerhöchsten Tempel bedeckte; und in dem ohne Aufhören diese Liechter scheinen; Das Dritte aber das Heilige der Heiligen. In dem Ersten wäre lauter Unruhe und Eitelkeit; In dem Andern eine beständige Ruhe; und in dem Dritten die herrliche Seligkeit. Die Alten haben sich über die Vortrefflichkeit der Welt/ als ein sonderbares Geschöpfe/ wie solches so künstlich und ohne Behältnis/ so wunderbar gemacht; wie die Erde so starck und dicke; Wie aus ihrem Eingeweide so wunderbare Dinge entspringen; Wie Sie in so langer Zeit nicht verfaulet: Wie das Meer alle Wasser in- und zu sich schlucke/ und gleichwol seine Grentzen nicht überschreite; Wie die am Himmel stehende Sonne 139. oder 162. mahl grösser/ als die Erde Gott hat den Menschen für andern Creaturen erhoben/ und mit Weißheit begabt sey/ zum höchsten verwundert. Wie vielmehr aber hat man sich zu verwundern/ daß GOtt durch seine Weißheit und wohlbedächtigen Rath / die Menschen für andern Creaturen erkieset/ und diese Wunder alle zum Nutzen und Dienste derselben erschaffen. Denn ist es nicht wunderns-würdig/ daß Er Sie zum Beherrscher aller sichtbaren Creaturen erwehlet/ Ihnen gewisse Wächter verordnet/ und mit solchem Verstande begabet/ daß Sie das Gegenwärtige erkennen/ das Vergangene erwegen/ und das Zukünfftige durch gewisse Merckmale warnehmen/ daß Sie zwischen Tugenden und Laster/ zwischen dem/ was ehrlich und unehrlich/ was billig und verwerfflich/ was thöricht und klug/ was verbotten und unverbotten/ einen Unterscheid zu machen wissen; Daß Sie mit ihrer Weißheit die Himmel durchdringen/ und von demselben reden können: Daß Sie die Tieffe deß Meers ergründen/ und die Dicke des Erdbodens mit ihrer Vernunfft ermessen/ und Ihr Innerstes mit Nutzen durchsuchen. Damit wir aber dessen/ was täglich unter dem Himmel vorgehet/ uns mit wenigen noch erinnern/ so sehen wir zuweilen fast ganze Seen voller Wasser an demselben stehen/ wie die Lufft voller Feuer; Wie die Wolcken mit dem erschrecklichen knallen erfüllet/ wie Schnee/ Hagel/ Blitz sich häuffig herfür thut/ wie die Kälte in einem Augenblicke Alles erstarret/ und der Wind die grösten Berge/ Hügel/ Felsen / Bäume und Gebäude über den Hauffen wirfft. Und bey diesem allen weiset uns die Göttliche Weißheit/ daß so wohl der Mensch/ als alle andere Dinge müssen der Veränderung unterworffen/ und daß allhier keine Vollkommenheit/ als die Ewige anzutreffen dermassen unermeslich/ daß Er denen Menschen seine Gnade darbeut/ sie zu sich ziehet/ dieselben zu Erben seines hohen Reichs annimmt/ und die Jenigen / so noch leben/ zu Beherrschern deß Erdbodens setzet/ Ihnen Alles unterwirfft / würcklich übergiebet/ und zum Tempel seiner Wohnung erkieset. Die Sonne ist Eines von den mittlern Planeten/ welche gegen denen Andern nach der Erden zu/ nicht zu tief noch zu hoch stehet/ und wann die andern Sterne alle so tief/ als Sie/ herabgelassen werden sollten/ so würden wir Sie auf dem Erdboden alle für Sonnen halten. Geben nun diese einen so herrlichen Schein und Glantz als ein Gemächte GOTTes von sich; was für ein Ansehen/ Macht und Gewalt muß doch die Majestät GOTtes selbst in sich haben? Und sind die Engel und Himmel selbst nicht für Ihm rein/ wie veil weniger wir sündhaffte Menschen? Etliche der Gelehrten theilen dieses stattliche Lufft und Himmmels-Gebäude in drey Theile; In dem Untersten/ sagen Sie/ wären die Vogel/ die Meteora, feurige Zeichen und die Dünste; In dem Andern die Sternen; und in dem Dritten die Engel und Heiligen. Das Erste sey ein Vorgemach/ welches männiglichen offenstehet; Das Andere der Leib/ der des Allerhöchsten Tempel bedeckte; und in dem ohne Aufhören diese Liechter scheinen; Das Dritte aber das Heilige der Heiligen. In dem Ersten wäre lauter Unruhe und Eitelkeit; In dem Andern eine beständige Ruhe; und in dem Dritten die herrliche Seligkeit. Die Alten haben sich über die Vortrefflichkeit der Welt/ als ein sonderbares Geschöpfe/ wie solches so künstlich und ohne Behältnis/ so wunderbar gemacht; wie die Erde so starck und dicke; Wie aus ihrem Eingeweide so wunderbare Dinge entspringen; Wie Sie in so langer Zeit nicht verfaulet: Wie das Meer alle Wasser in- und zu sich schlucke/ und gleichwol seine Grentzen nicht überschreite; Wie die am Himmel stehende Sonne 139. oder 162. mahl grösser/ als die Erde Gott hat den Menschen für andern Creaturẽ erhoben/ und mit Weißheit begabt sey/ zum höchsten verwundert. Wie vielmehr aber hat man sich zu verwundern/ daß GOtt durch seine Weißheit und wohlbedächtigen Rath / die Menschen für andern Creaturen erkieset/ und diese Wunder alle zum Nutzen und Dienste derselben erschaffen. Denn ist es nicht wunderns-würdig/ daß Er Sie zum Beherrscher aller sichtbaren Creaturen erwehlet/ Ihnen gewisse Wächter verordnet/ und mit solchem Verstande begabet/ daß Sie das Gegenwärtige erkennen/ das Vergangene erwegen/ und das Zukünfftige durch gewisse Merckmale warnehmen/ daß Sie zwischen Tugenden und Laster/ zwischen dem/ was ehrlich und unehrlich/ was billig und verwerfflich/ was thöricht und klug/ was verbotten und unverbotten/ einen Unterscheid zu machen wissen; Daß Sie mit ihrer Weißheit die Himmel durchdringen/ und von demselben reden können: Daß Sie die Tieffe deß Meers ergründen/ und die Dicke des Erdbodens mit ihrer Vernunfft ermessen/ und Ihr Innerstes mit Nutzen durchsuchen. Damit wir aber dessen/ was täglich unter dem Himmel vorgehet/ uns mit wenigen noch erinnern/ so sehen wir zuweilen fast ganze Seen voller Wasser an demselben stehen/ wie die Lufft voller Feuer; Wie die Wolcken mit dem erschrecklichen knallen erfüllet/ wie Schnee/ Hagel/ Blitz sich häuffig herfür thut/ wie die Kälte in einem Augenblicke Alles erstarret/ und der Wind die grösten Berge/ Hügel/ Felsen / Bäume und Gebäude über den Hauffen wirfft. 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Geben nun diese einen so herrlichen Schein und Glantz als ein Gemächte GOTTes von sich; was für ein Ansehen/ Macht und Gewalt muß doch die Majestät GOTtes selbst in sich haben? Und sind die Engel und Himmel selbst nicht für Ihm rein/ wie veil weniger wir sündhaffte Menschen? Etliche der Gelehrten theilen dieses stattliche Lufft und Himmmels-Gebäude in drey Theile; In dem Untersten/ sagen Sie/ wären die Vogel/ die Meteora, feurige Zeichen und die Dünste; In dem Andern die Sternen; und in dem Dritten die Engel und Heiligen. Das Erste sey ein Vorgemach/ welches männiglichen offenstehet; Das Andere der Leib/ der des Allerhöchsten Tempel bedeckte; und in dem ohne Aufhören diese Liechter scheinen; Das Dritte aber das Heilige der Heiligen. In dem Ersten wäre lauter Unruhe und Eitelkeit; In dem Andern eine beständige Ruhe; und in dem Dritten die herrliche Seligkeit. Die Alten haben sich über die Vortrefflichkeit der Welt/ als ein sonderbares Geschöpfe/ wie solches so künstlich und ohne Behältnis/ so wunderbar gemacht; wie die Erde so starck und dicke; Wie aus ihrem Eingeweide so wunderbare Dinge entspringen; Wie Sie in so langer Zeit nicht verfaulet: Wie das Meer alle Wasser in- und zu sich schlucke/ und gleichwol seine Grentzen nicht überschreite; Wie die am Himmel stehende Sonne 139. oder 162. mahl grösser/ als die Erde <note place="right">Gott hat den Menschen für andern Creaturẽ erhoben/ und mit Weißheit begabt</note> sey/ zum höchsten verwundert. Wie vielmehr aber hat man sich zu verwundern/ daß GOtt durch seine Weißheit und wohlbedächtigen Rath / die Menschen für andern Creaturen erkieset/ und diese Wunder alle zum Nutzen und Dienste derselben erschaffen. Denn ist es nicht wunderns-würdig/ daß Er Sie zum Beherrscher aller sichtbaren Creaturen erwehlet/ Ihnen gewisse Wächter verordnet/ und mit solchem Verstande begabet/ daß Sie das Gegenwärtige erkennen/ das Vergangene erwegen/ und das Zukünfftige durch gewisse Merckmale warnehmen/ daß Sie zwischen Tugenden und Laster/ zwischen dem/ was ehrlich und unehrlich/ was billig und verwerfflich/ was thöricht und klug/ was verbotten und unverbotten/ einen Unterscheid zu machen wissen; Daß Sie mit ihrer Weißheit die Himmel durchdringen/ und von demselben reden können: Daß Sie die Tieffe deß Meers ergründen/ und die Dicke des Erdbodens mit ihrer Vernunfft ermessen/ und Ihr Innerstes mit Nutzen durchsuchen. Damit wir aber dessen/ was täglich unter dem Himmel vorgehet/ uns mit wenigen noch erinnern/ so sehen wir zuweilen fast ganze Seen voller Wasser an demselben stehen/ wie die Lufft voller Feuer; Wie die Wolcken mit dem erschrecklichen knallen erfüllet/ wie Schnee/ Hagel/ Blitz sich häuffig herfür thut/ wie die Kälte in einem Augenblicke Alles erstarret/ und der Wind die grösten Berge/ Hügel/ Felsen / Bäume und Gebäude über den Hauffen wirfft. Und bey diesem allen weiset uns die Göttliche Weißheit/ daß so wohl der Mensch/ als alle andere Dinge müssen der Veränderung unterworffen/ und daß allhier keine Vollkommenheit/ als die Ewige anzutreffen </p> </div> </body> </text> </TEI> [429/0463]
dermassen unermeslich/ daß Er denen Menschen seine Gnade darbeut/ sie zu sich ziehet/ dieselben zu Erben seines hohen Reichs annimmt/ und die Jenigen / so noch leben/ zu Beherrschern deß Erdbodens setzet/ Ihnen Alles unterwirfft / würcklich übergiebet/ und zum Tempel seiner Wohnung erkieset.
Die Sonne ist Eines von den mittlern Planeten/ welche gegen denen Andern nach der Erden zu/ nicht zu tief noch zu hoch stehet/ und wann die andern Sterne alle so tief/ als Sie/ herabgelassen werden sollten/ so würden wir Sie auf dem Erdboden alle für Sonnen halten. Geben nun diese einen so herrlichen Schein und Glantz als ein Gemächte GOTTes von sich; was für ein Ansehen/ Macht und Gewalt muß doch die Majestät GOTtes selbst in sich haben? Und sind die Engel und Himmel selbst nicht für Ihm rein/ wie veil weniger wir sündhaffte Menschen? Etliche der Gelehrten theilen dieses stattliche Lufft und Himmmels-Gebäude in drey Theile; In dem Untersten/ sagen Sie/ wären die Vogel/ die Meteora, feurige Zeichen und die Dünste; In dem Andern die Sternen; und in dem Dritten die Engel und Heiligen. Das Erste sey ein Vorgemach/ welches männiglichen offenstehet; Das Andere der Leib/ der des Allerhöchsten Tempel bedeckte; und in dem ohne Aufhören diese Liechter scheinen; Das Dritte aber das Heilige der Heiligen. In dem Ersten wäre lauter Unruhe und Eitelkeit; In dem Andern eine beständige Ruhe; und in dem Dritten die herrliche Seligkeit. Die Alten haben sich über die Vortrefflichkeit der Welt/ als ein sonderbares Geschöpfe/ wie solches so künstlich und ohne Behältnis/ so wunderbar gemacht; wie die Erde so starck und dicke; Wie aus ihrem Eingeweide so wunderbare Dinge entspringen; Wie Sie in so langer Zeit nicht verfaulet: Wie das Meer alle Wasser in- und zu sich schlucke/ und gleichwol seine Grentzen nicht überschreite; Wie die am Himmel stehende Sonne 139. oder 162. mahl grösser/ als die Erde sey/ zum höchsten verwundert. Wie vielmehr aber hat man sich zu verwundern/ daß GOtt durch seine Weißheit und wohlbedächtigen Rath / die Menschen für andern Creaturen erkieset/ und diese Wunder alle zum Nutzen und Dienste derselben erschaffen. Denn ist es nicht wunderns-würdig/ daß Er Sie zum Beherrscher aller sichtbaren Creaturen erwehlet/ Ihnen gewisse Wächter verordnet/ und mit solchem Verstande begabet/ daß Sie das Gegenwärtige erkennen/ das Vergangene erwegen/ und das Zukünfftige durch gewisse Merckmale warnehmen/ daß Sie zwischen Tugenden und Laster/ zwischen dem/ was ehrlich und unehrlich/ was billig und verwerfflich/ was thöricht und klug/ was verbotten und unverbotten/ einen Unterscheid zu machen wissen; Daß Sie mit ihrer Weißheit die Himmel durchdringen/ und von demselben reden können: Daß Sie die Tieffe deß Meers ergründen/ und die Dicke des Erdbodens mit ihrer Vernunfft ermessen/ und Ihr Innerstes mit Nutzen durchsuchen. Damit wir aber dessen/ was täglich unter dem Himmel vorgehet/ uns mit wenigen noch erinnern/ so sehen wir zuweilen fast ganze Seen voller Wasser an demselben stehen/ wie die Lufft voller Feuer; Wie die Wolcken mit dem erschrecklichen knallen erfüllet/ wie Schnee/ Hagel/ Blitz sich häuffig herfür thut/ wie die Kälte in einem Augenblicke Alles erstarret/ und der Wind die grösten Berge/ Hügel/ Felsen / Bäume und Gebäude über den Hauffen wirfft. Und bey diesem allen weiset uns die Göttliche Weißheit/ daß so wohl der Mensch/ als alle andere Dinge müssen der Veränderung unterworffen/ und daß allhier keine Vollkommenheit/ als die Ewige anzutreffen
Gott hat den Menschen für andern Creaturẽ erhoben/ und mit Weißheit begabt
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/463>, abgerufen am 25.06.2024. |