[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.then/ da trieb er Geistlicher Weise Hurerey. Die Augen Rubens bethöreten ihn/ daß er in die Bande seines Vatern Kebsweibes/ der Bilha/ Juda in der Thamar/ Simson in der Delila/ Simri in der Casbi/ und David in der Bathseba Netze fiel. Der letzte Assyrische König Sardanapalus saß mitten unter den Concubinen/ und span/ wie eine andere Hure / an dem andere Weise. Der sonst tapffere Atheniensische Fürst Themistocles lies sich dergestalt von solcher Buhlerey verführen/ daß ihn öffentlich auf dem Marckte vier solche Schandbälge ziehen musten. GOttes und der Menschen Auge/ hat kein Gleichnis. GOTT hat dem Menschen die Augen/ den Mund und das Gehöre nicht zum Mißbrauch/ Hochmuth und Pracht/ sondern damit er das/ was seine ist / ohne Unterlaß verrichten/ sein Lob preisen/ und dadurch die Heimlichkeit seines Gewissens reinigen solle/ gegeben. Der hundertäugigte Argus ist nichts anders als ein Vorbild eines unverdrossenen Menschen. Das Auge siehet alles/ ohne allein sich selbst nicht. Es siehet Gutes und Böses/ und ist öffters mehr eine Anreitzung zu allerhand Lastern/ als zu etwas Guten. Lege ein Chrysostom. in Homil. ad Matt. Schloß an die Fenster deiner Augen/ sagt der alte Kirchen-Lehrer/ damit du mit dem frommen Hiob sagen kanst: Ich habe einen Bund mit meinen Augen gemacht / damit ich kein Weibes-Bild nicht achte. Zwischen GOTT/ und des Menschen Auge ist ein grosser Unterscheid. Denn GOTTES Auge ist rein; das Auge des Menschen aber/ wenn es Böses thut/ ist gegen GOTT ein Greuel. Was der Mensch nicht sehen lassen will/ das wissen die Engel. Es weiß es der Tag der Augen/ und die Nacht/ so Ohren hat. Es wissen es die Teuffel/ die uns hierzu anreitzen. Es weiß es unser eigen Fleisch und Blut/ ja unser eigen Gewissen. Und gesetzt / daß es diese alle nicht wüsten/ so weis es doch GOTT/ der alle böse Sinne / Gedancken/ und Hertzen siehet/ und für dem Nichts unter die Banck zu stecken ist. Denn soll der/ welcher das Auge und das Ohr gemacht/ nit hören? Alles ist für ihm entblösset. Niemand kan sich für Ihm verbergen. Ein Frembdling bat einen Geistlichen/ er möchte Ihm doch eine Lehre geben / damit er sich seiner jederzeit erinnerte; Der Geistliche sprach: Wohlan! wo du gehest oder stehest/ so erwege bey dir/ daß GOTT alles/ was du sagest/ höret / und alles/ was du thust/ siehet/ und weiß alles was du gedenckest. Wenn du nun dieses gläubest/ so wirst du dich stets für GOTT scheuen/ und niemahls muthwillig sündigen. Derjenige/ welcher ohne GOTTES Geleite wandelt/ irret mit seinen Augen gar sehr. GOTTES Ordnung/ und der Menschen Vernunfft in eiteln Dingen/ ist wie wenn man die Sonne mit einer Latern suchet. Was sich der Mensch vornimmet/ das wird durch die Zeit vollkommen; was aber GOTT will/ geschiehet in einem Augenblicke. GOTT sahe alles/ was Er gemacht hatte/ und es war gut. Siehet der Mensch seine eigene Wercke an/ so sind sie alle eitel/ sie sind voll Zweisel und Ungewißheit/ und findet man darinnen weder Ruhe noch eintzige Beständigkeit. Einer/ mit Nahmen Thrascas/ sagte/ da Er den Sophocles seine Augen auf eine schöne Weibes-Persohn then/ da trieb er Geistlicher Weise Hurerey. Die Augen Rubens bethöreten ihn/ daß er in die Bande seines Vatern Kebsweibes/ der Bilha/ Juda in der Thamar/ Simson in der Delila/ Simri in der Casbi/ und David in der Bathseba Netze fiel. Der letzte Assyrische König Sardanapalus saß mitten unter den Concubinen/ und span/ wie eine andere Hure / an dem andere Weise. Der sonst tapffere Atheniensische Fürst Themistocles lies sich dergestalt von solcher Buhlerey verführen/ daß ihn öffentlich auf dem Marckte vier solche Schandbälge ziehen musten. GOttes und der Menschẽ Auge/ hat kein Gleichnis. GOTT hat dem Menschen die Augen/ den Mund und das Gehöre nicht zum Mißbrauch/ Hochmuth und Pracht/ sondern damit er das/ was seine ist / ohne Unterlaß verrichten/ sein Lob preisen/ und dadurch die Heimlichkeit seines Gewissens reinigen solle/ gegeben. Der hundertäugigte Argus ist nichts anders als ein Vorbild eines unverdrossenen Menschen. Das Auge siehet alles/ ohne allein sich selbst nicht. Es siehet Gutes und Böses/ und ist öffters mehr eine Anreitzung zu allerhand Lastern/ als zu etwas Guten. Lege ein Chrysostom. in Homil. ad Matt. Schloß an die Fenster deiner Augen/ sagt der alte Kirchen-Lehrer/ damit du mit dem frommen Hiob sagen kanst: Ich habe einen Bund mit meinen Augen gemacht / damit ich kein Weibes-Bild nicht achte. Zwischen GOTT/ und des Menschen Auge ist ein grosser Unterscheid. Denn GOTTES Auge ist rein; das Auge des Menschen aber/ wenn es Böses thut/ ist gegen GOTT ein Greuel. Was der Mensch nicht sehen lassen will/ das wissen die Engel. Es weiß es der Tag der Augen/ und die Nacht/ so Ohren hat. Es wissen es die Teuffel/ die uns hierzu anreitzen. Es weiß es unser eigen Fleisch und Blut/ ja unser eigen Gewissen. Und gesetzt / daß es diese alle nicht wüsten/ so weis es doch GOTT/ der alle böse Sinne / Gedancken/ und Hertzen siehet/ und für dem Nichts unter die Banck zu stecken ist. Denn soll der/ welcher das Auge und das Ohr gemacht/ nit hören? Alles ist für ihm entblösset. Niemand kan sich für Ihm verbergen. Ein Frembdling bat einen Geistlichen/ er möchte Ihm doch eine Lehre geben / damit er sich seiner jederzeit erinnerte; Der Geistliche sprach: Wohlan! wo du gehest oder stehest/ so erwege bey dir/ daß GOTT alles/ was du sagest/ höret / und alles/ was du thust/ siehet/ und weiß alles was du gedenckest. Wenn du nun dieses gläubest/ so wirst du dich stets für GOTT scheuen/ und niemahls muthwillig sündigen. Derjenige/ welcher ohne GOTTES Geleite wandelt/ irret mit seinen Augen gar sehr. GOTTES Ordnung/ und der Menschen Vernunfft in eiteln Dingen/ ist wie wenn man die Sonne mit einer Latern suchet. Was sich der Mensch vornimmet/ das wird durch die Zeit vollkommen; was aber GOTT will/ geschiehet in einem Augenblicke. GOTT sahe alles/ was Er gemacht hatte/ und es war gut. Siehet der Mensch seine eigene Wercke an/ so sind sie alle eitel/ sie sind voll Zweisel und Ungewißheit/ und findet man darinnen weder Ruhe noch eintzige Beständigkeit. Einer/ mit Nahmen Thrascas/ sagte/ da Er den Sophocles seine Augen auf eine schöne Weibes-Persohn <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0502" n="478"/> then/ da trieb er Geistlicher Weise Hurerey. Die Augen Rubens bethöreten ihn/ daß er in die Bande seines Vatern Kebsweibes/ der Bilha/ Juda in der Thamar/ Simson in der Delila/ Simri in der Casbi/ und David in der Bathseba Netze fiel. Der letzte Assyrische König Sardanapalus saß mitten unter den Concubinen/ und span/ wie eine andere Hure / an dem andere Weise. Der sonst tapffere Atheniensische Fürst Themistocles lies sich dergestalt von solcher Buhlerey verführen/ daß ihn öffentlich auf dem Marckte vier solche Schandbälge ziehen musten.</p> <p><note place="left">GOttes und der Menschẽ Auge/ hat kein Gleichnis.</note> GOTT hat dem Menschen die Augen/ den Mund und das Gehöre nicht zum Mißbrauch/ Hochmuth und Pracht/ sondern damit er das/ was seine ist / ohne Unterlaß verrichten/ sein Lob preisen/ und dadurch die Heimlichkeit seines Gewissens reinigen solle/ gegeben.</p> <p>Der hundertäugigte Argus ist nichts anders als ein Vorbild eines unverdrossenen Menschen. Das Auge siehet alles/ ohne allein sich selbst nicht. Es siehet Gutes und Böses/ und ist öffters mehr eine Anreitzung zu allerhand Lastern/ als zu etwas Guten. Lege ein <note place="left">Chrysostom. in Homil. ad Matt.</note> Schloß an die Fenster deiner Augen/ sagt der alte Kirchen-Lehrer/ damit du mit dem frommen Hiob sagen kanst: Ich habe einen Bund mit meinen Augen gemacht / damit ich kein Weibes-Bild nicht achte. Zwischen GOTT/ und des Menschen Auge ist ein grosser Unterscheid. Denn GOTTES Auge ist rein; das Auge des Menschen aber/ wenn es Böses thut/ ist gegen GOTT ein Greuel. Was der Mensch nicht sehen lassen will/ das wissen die Engel. Es weiß es der Tag der Augen/ und die Nacht/ so Ohren hat. Es wissen es die Teuffel/ die uns hierzu anreitzen. Es weiß es unser eigen Fleisch und Blut/ ja unser eigen Gewissen. Und gesetzt / daß es diese alle nicht wüsten/ so weis es doch GOTT/ der alle böse Sinne / Gedancken/ und Hertzen siehet/ und für dem Nichts unter die Banck zu stecken ist. Denn soll der/ welcher das Auge und das Ohr gemacht/ nit hören? Alles ist für ihm entblösset. Niemand kan sich für Ihm verbergen.</p> <p>Ein Frembdling bat einen Geistlichen/ er möchte Ihm doch eine Lehre geben / damit er sich seiner jederzeit erinnerte; Der Geistliche sprach: Wohlan! wo du gehest oder stehest/ so erwege bey dir/ daß GOTT alles/ was du sagest/ höret / und alles/ was du thust/ siehet/ und weiß alles was du gedenckest. Wenn du nun dieses gläubest/ so wirst du dich stets für GOTT scheuen/ und niemahls muthwillig sündigen. Derjenige/ welcher ohne GOTTES Geleite wandelt/ irret mit seinen Augen gar sehr.</p> <p>GOTTES Ordnung/ und der Menschen Vernunfft in eiteln Dingen/ ist wie wenn man die Sonne mit einer Latern suchet. Was sich der Mensch vornimmet/ das wird durch die Zeit vollkommen; was aber GOTT will/ geschiehet in einem Augenblicke. GOTT sahe alles/ was Er gemacht hatte/ und es war gut. Siehet der Mensch seine eigene Wercke an/ so sind sie alle eitel/ sie sind voll Zweisel und Ungewißheit/ und findet man darinnen weder Ruhe noch eintzige Beständigkeit. Einer/ mit Nahmen Thrascas/ sagte/ da Er den Sophocles seine Augen auf eine schöne Weibes-Persohn </p> </div> </body> </text> </TEI> [478/0502]
then/ da trieb er Geistlicher Weise Hurerey. Die Augen Rubens bethöreten ihn/ daß er in die Bande seines Vatern Kebsweibes/ der Bilha/ Juda in der Thamar/ Simson in der Delila/ Simri in der Casbi/ und David in der Bathseba Netze fiel. Der letzte Assyrische König Sardanapalus saß mitten unter den Concubinen/ und span/ wie eine andere Hure / an dem andere Weise. Der sonst tapffere Atheniensische Fürst Themistocles lies sich dergestalt von solcher Buhlerey verführen/ daß ihn öffentlich auf dem Marckte vier solche Schandbälge ziehen musten.
GOTT hat dem Menschen die Augen/ den Mund und das Gehöre nicht zum Mißbrauch/ Hochmuth und Pracht/ sondern damit er das/ was seine ist / ohne Unterlaß verrichten/ sein Lob preisen/ und dadurch die Heimlichkeit seines Gewissens reinigen solle/ gegeben.
GOttes und der Menschẽ Auge/ hat kein Gleichnis. Der hundertäugigte Argus ist nichts anders als ein Vorbild eines unverdrossenen Menschen. Das Auge siehet alles/ ohne allein sich selbst nicht. Es siehet Gutes und Böses/ und ist öffters mehr eine Anreitzung zu allerhand Lastern/ als zu etwas Guten. Lege ein Schloß an die Fenster deiner Augen/ sagt der alte Kirchen-Lehrer/ damit du mit dem frommen Hiob sagen kanst: Ich habe einen Bund mit meinen Augen gemacht / damit ich kein Weibes-Bild nicht achte. Zwischen GOTT/ und des Menschen Auge ist ein grosser Unterscheid. Denn GOTTES Auge ist rein; das Auge des Menschen aber/ wenn es Böses thut/ ist gegen GOTT ein Greuel. Was der Mensch nicht sehen lassen will/ das wissen die Engel. Es weiß es der Tag der Augen/ und die Nacht/ so Ohren hat. Es wissen es die Teuffel/ die uns hierzu anreitzen. Es weiß es unser eigen Fleisch und Blut/ ja unser eigen Gewissen. Und gesetzt / daß es diese alle nicht wüsten/ so weis es doch GOTT/ der alle böse Sinne / Gedancken/ und Hertzen siehet/ und für dem Nichts unter die Banck zu stecken ist. Denn soll der/ welcher das Auge und das Ohr gemacht/ nit hören? Alles ist für ihm entblösset. Niemand kan sich für Ihm verbergen.
Chrysostom. in Homil. ad Matt. Ein Frembdling bat einen Geistlichen/ er möchte Ihm doch eine Lehre geben / damit er sich seiner jederzeit erinnerte; Der Geistliche sprach: Wohlan! wo du gehest oder stehest/ so erwege bey dir/ daß GOTT alles/ was du sagest/ höret / und alles/ was du thust/ siehet/ und weiß alles was du gedenckest. Wenn du nun dieses gläubest/ so wirst du dich stets für GOTT scheuen/ und niemahls muthwillig sündigen. Derjenige/ welcher ohne GOTTES Geleite wandelt/ irret mit seinen Augen gar sehr.
GOTTES Ordnung/ und der Menschen Vernunfft in eiteln Dingen/ ist wie wenn man die Sonne mit einer Latern suchet. Was sich der Mensch vornimmet/ das wird durch die Zeit vollkommen; was aber GOTT will/ geschiehet in einem Augenblicke. GOTT sahe alles/ was Er gemacht hatte/ und es war gut. Siehet der Mensch seine eigene Wercke an/ so sind sie alle eitel/ sie sind voll Zweisel und Ungewißheit/ und findet man darinnen weder Ruhe noch eintzige Beständigkeit. Einer/ mit Nahmen Thrascas/ sagte/ da Er den Sophocles seine Augen auf eine schöne Weibes-Persohn
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