[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Pausanias. Wachsamste/ da Schand und Laster getrieben werden. Die Sycionier mahleten den Schlaf in Gestalt eines Menschen ab/ welcher einen wilden Löwen zahm machte/ wordurch sie abbildeten/ daß kein Schmertz so grausam/ der nicht durch den Schlaf aufhöre. Der Schlaf ist natürlich/ und kan Niemand dessen/ auch kein Their/ entbehren. Er ist nützlicher als alle Artzney / und in Jhm stecket des Leibes Wohlfarth/ und des Lebens Gesundheit. So lange der Mensch wohl schläft/ so lange stehet es wohl um Jhn: Ist Er aber krank / oder hat sonst seine Welt-Sorgen/ so wecken Ambr. Jhn die Begierden auf. Es wecken Jhn die Sorgen/ es quälet Jhn die Mißgunst: Der Vorzug: Die Sorge des Reichthums: Das schlechte Einkommen: Der niedrige Stand; Die Furcht der Diebe/ und das böse Gewissen. Je mehr Verrichtungen/ ie mehr Sorge. Man rathschlaget bey sich in der Nacht/ was man des Morgens thue. Wie man Andere nebenst sich drucke/ und wie man hoch an das Bret komme. Man erschrikket im Traume; man wachet aus Geitz bey seinem grossen Gute. Man Tertullianus. grämet sich um das/ was man doch nicht mit sich nehmen kan. Die Nacht ist die gröste Unruhe/ und gleichwie der Schlaf bey denen Sorglosen ein Erqvicker des Leibes/ ein Erfrischer der Kräffte/ ein Bewehrer der Gesundheit/ und ein Artzt der Arbeit; Also bricht sich ein Anderer um des Mammons willen der Ruhe ab. Er ängstiget sich in dem Schlafe/ und stielet Jhm selbsten die beste Ruhe zur Unglückseligsten Ruhe ab: Der Arbeiter schläset auf seine Arbeit/ und erfreuet sich/ wenn der Abend herbeykommet; Der Reiche aber grämet sich/ wenn die Nacht vergangen/ und des Gottlosen Unruhe geht erst an/ wenn die Nacht herbey kommet. Wie Petrus in seinen Banden sicher ruhete; also ängstete sich Nebucadnezar auf seinem Bette über sein Gesichte/ so Er gesehen. Als Keyser Sigismunden einsmahls 40000. Ducaten zugeschicket wurden / und Er sich die gantze Nacht mit der Sorge schluge/ worzu Er sie anwenden wollte: Nahm Er früh morgens das Kästlein mit dem Gelde/ und sagte zu seinen Räthen: Sehet hier/ diese Feinde haben mich die ganze Nacht geplaget. Dahero so nehmet sie hin/ und theilet Sie unter Euch/ damit Ich dafür Ruhe haben möge! GOTT/ als der allerklügeste Werckmeister/ hat es also vermittelt/ daß der Mensch nicht allezeit wachen/ und auch nicht ohne unterlaß schlafen/ sondern mit dem Schlafen und Wachen eine Abwechselung Die Beschaffenheit desselben. halten solle. Wie es aber mit dem Schlafe natürlicher Weise bewandt/ halten etliche Gelehrten dafür/ Er rühre von Aufsteigen der Dünste und den Speisen des Magens her. Denn/ wenn die Speise in den Magen zur Nahrung durch die natürliche Hitze zubereitet/ entstünden darvon besondere Dünste/ die über sich in das Gehirne stiegen/ theileten sich darinnen hin und wieder aus/ und verstopfften die Gänge der Sehnen und Sinne / daß Sie die Gliedmassen nicht bewegen/ noch die Sinne eine Empfindlichkeit haben könten. Dergleichen geschehe es auch auf diese Art/ wenn man durch langwierige Arbeit/ Reisen und Gehen sich müde gemacht/ so würde durch die verursachte Wärme oder Dämpfe das Gehirne eingenommen/ Galen. de Sympto. Causar. Averro. lib. 3. ausgedrucknet/ und deßwegen der Schlaf verursachet. Andere aber sind der Gedanken/ es komme der Schlaf/ wegen der zurück gehaltenen Wärme her/ die nach dem Herzen zugehen sollte/ wodurch die äuserliche Empfindlichkeit/ und Bewegung denen Sinnen genommen würden/ welches dahero darzuthun/ daß/ wenn der Mensch wachte/ Jhm das Angesichte und der Mund roth/ wenn Er aber schlieffe/ meistentheils bleich Plato. wäre. Damit aber der Schlaf desto natürlicher fallen möge/ hat GOtt Pausanias. Wachsamste/ da Schand und Laster getrieben werden. Die Sycionier mahleten den Schlaf in Gestalt eines Menschen ab/ welcher einen wilden Löwen zahm machte/ wordurch sie abbildeten/ daß kein Schmertz so grausam/ der nicht durch den Schlaf aufhöre. Der Schlaf ist natürlich/ und kan Niemand dessen/ auch kein Their/ entbehren. Er ist nützlicher als alle Artzney / und in Jhm stecket des Leibes Wohlfarth/ und des Lebens Gesundheit. So lange der Mensch wohl schläft/ so lange stehet es wohl um Jhn: Ist Er aber krank / oder hat sonst seine Welt-Sorgen/ so wecken Ambr. Jhn die Begierden auf. Es wecken Jhn die Sorgen/ es quälet Jhn die Mißgunst: Der Vorzug: Die Sorge des Reichthums: Das schlechte Einkommen: Der niedrige Stand; Die Furcht der Diebe/ und das böse Gewissen. Je mehr Verrichtungen/ ie mehr Sorge. Man rathschlaget bey sich in der Nacht/ was man des Morgens thue. Wie man Andere nebenst sich drucke/ und wie man hoch an das Bret komme. Man erschrikket im Traume; man wachet aus Geitz bey seinem grossen Gute. Man Tertullianus. grämet sich um das/ was man doch nicht mit sich nehmen kan. Die Nacht ist die gröste Unruhe/ und gleichwie der Schlaf bey denen Sorglosen ein Erqvicker des Leibes/ ein Erfrischer der Kräffte/ ein Bewehrer der Gesundheit/ und ein Artzt der Arbeit; Also bricht sich ein Anderer um des Mammons willen der Ruhe ab. Er ängstiget sich in dem Schlafe/ und stielet Jhm selbsten die beste Ruhe zur Unglückseligsten Ruhe ab: Der Arbeiter schläset auf seine Arbeit/ und erfreuet sich/ wenn der Abend herbeykommet; Der Reiche aber grämet sich/ wenn die Nacht vergangen/ und des Gottlosen Unruhe geht erst an/ wenn die Nacht herbey kommet. Wie Petrus in seinen Banden sicher ruhete; also ängstete sich Nebucadnezar auf seinem Bette über sein Gesichte/ so Er gesehen. Als Keyser Sigismunden einsmahls 40000. Ducaten zugeschicket wurden / und Er sich die gantze Nacht mit der Sorge schluge/ worzu Er sie anwenden wollte: Nahm Er früh morgens das Kästlein mit dem Gelde/ und sagte zu seinen Räthen: Sehet hier/ diese Feinde haben mich die ganze Nacht geplaget. Dahero so nehmet sie hin/ und theilet Sie unter Euch/ damit Ich dafür Ruhe haben möge! GOTT/ als der allerklügeste Werckmeister/ hat es also vermittelt/ daß der Mensch nicht allezeit wachen/ und auch nicht ohne unterlaß schlafen/ sondern mit dem Schlafen und Wachen eine Abwechselung Die Beschaffenheit desselben. halten solle. Wie es aber mit dem Schlafe natürlicher Weise bewandt/ halten etliche Gelehrten dafür/ Er rühre von Aufsteigen der Dünste und den Speisen des Magens her. Denn/ wenn die Speise in den Magen zur Nahrung durch die natürliche Hitze zubereitet/ entstünden darvon besondere Dünste/ die über sich in das Gehirne stiegen/ theileten sich darinnen hin und wieder aus/ und verstopfften die Gänge der Sehnen und Sinne / daß Sie die Gliedmassen nicht bewegen/ noch die Sinne eine Empfindlichkeit haben könten. Dergleichen geschehe es auch auf diese Art/ wenn man durch langwierige Arbeit/ Reisen uñ Gehen sich müde gemacht/ so würde durch die verursachte Wärme oder Dämpfe das Gehirne eingenommen/ Galen. de Sympto. Causar. Averro. lib. 3. ausgedrucknet/ und deßwegen der Schlaf verursachet. Andere aber sind der Gedanken/ es komme der Schlaf/ wegen der zurück gehaltenen Wärme her/ die nach dem Herzen zugehen sollte/ wodurch die äuserliche Empfindlichkeit/ und Bewegung denen Sinnen genommen würden/ welches dahero darzuthun/ daß/ wenn der Mensch wachte/ Jhm das Angesichte und der Mund roth/ wenn Er aber schlieffe/ meistentheils bleich Plato. wäre. 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Man rathschlaget bey sich in der Nacht/ was man des Morgens thue. Wie man Andere nebenst sich drucke/ und wie man hoch an das Bret komme. Man erschrikket im Traume; man wachet aus Geitz bey seinem grossen Gute. Man <note place="right">Tertullianus.</note> grämet sich um das/ was man doch nicht mit sich nehmen kan. Die Nacht ist die gröste Unruhe/ und gleichwie der Schlaf bey denen Sorglosen ein Erqvicker des Leibes/ ein Erfrischer der Kräffte/ ein Bewehrer der Gesundheit/ und ein Artzt der Arbeit; Also bricht sich ein Anderer um des Mammons willen der Ruhe ab. Er ängstiget sich in dem Schlafe/ und stielet Jhm selbsten die beste Ruhe zur Unglückseligsten Ruhe ab: Der Arbeiter schläset auf seine Arbeit/ und erfreuet sich/ wenn der Abend herbeykommet; Der Reiche aber grämet sich/ wenn die Nacht vergangen/ und des Gottlosen Unruhe geht erst an/ wenn die Nacht herbey kommet. Wie Petrus in seinen Banden sicher ruhete; also ängstete sich Nebucadnezar auf seinem Bette über sein Gesichte/ so Er gesehen. Als Keyser Sigismunden einsmahls 40000. Ducaten zugeschicket wurden / und Er sich die gantze Nacht mit der Sorge schluge/ worzu Er sie anwenden wollte: Nahm Er früh morgens das Kästlein mit dem Gelde/ und sagte zu seinen Räthen: Sehet hier/ diese Feinde haben mich die ganze Nacht geplaget. Dahero so nehmet sie hin/ und theilet Sie unter Euch/ damit Ich dafür Ruhe haben möge! GOTT/ als der allerklügeste Werckmeister/ hat es also vermittelt/ daß der Mensch nicht allezeit wachen/ und auch nicht ohne unterlaß schlafen/ sondern mit dem Schlafen und Wachen eine Abwechselung <note place="right">Die Beschaffenheit desselben.</note> halten solle. Wie es aber mit dem Schlafe natürlicher Weise bewandt/ halten etliche Gelehrten dafür/ Er rühre von Aufsteigen der Dünste und den Speisen des Magens her. Denn/ wenn die Speise in den Magen zur Nahrung durch die natürliche Hitze zubereitet/ entstünden darvon besondere Dünste/ die über sich in das Gehirne stiegen/ theileten sich darinnen hin und wieder aus/ und verstopfften die Gänge der Sehnen und Sinne / daß Sie die Gliedmassen nicht bewegen/ noch die Sinne eine Empfindlichkeit haben könten. Dergleichen geschehe es auch auf diese Art/ wenn man durch langwierige Arbeit/ Reisen uñ Gehen sich müde gemacht/ so würde durch die verursachte Wärme oder Dämpfe das Gehirne eingenommen/ <note place="right">Galen. de Sympto. Causar. Averro. lib. 3.</note> ausgedrucknet/ und deßwegen der Schlaf verursachet. Andere aber sind der Gedanken/ es komme der Schlaf/ wegen der zurück gehaltenen Wärme her/ die nach dem Herzen zugehen sollte/ wodurch die äuserliche Empfindlichkeit/ und Bewegung denen Sinnen genommen würden/ welches dahero darzuthun/ daß/ wenn der Mensch wachte/ Jhm das Angesichte und der Mund roth/ wenn Er aber schlieffe/ meistentheils bleich <note place="right">Plato.</note> wäre. Damit aber der Schlaf desto natürlicher fallen möge/ hat GOtt </p> </div> </body> </text> </TEI> [485/0509]
Wachsamste/ da Schand und Laster getrieben werden. Die Sycionier mahleten den Schlaf in Gestalt eines Menschen ab/ welcher einen wilden Löwen zahm machte/ wordurch sie abbildeten/ daß kein Schmertz so grausam/ der nicht durch den Schlaf aufhöre. Der Schlaf ist natürlich/ und kan Niemand dessen/ auch kein Their/ entbehren. Er ist nützlicher als alle Artzney / und in Jhm stecket des Leibes Wohlfarth/ und des Lebens Gesundheit. So lange der Mensch wohl schläft/ so lange stehet es wohl um Jhn: Ist Er aber krank / oder hat sonst seine Welt-Sorgen/ so wecken Jhn die Begierden auf. Es wecken Jhn die Sorgen/ es quälet Jhn die Mißgunst: Der Vorzug: Die Sorge des Reichthums: Das schlechte Einkommen: Der niedrige Stand; Die Furcht der Diebe/ und das böse Gewissen. Je mehr Verrichtungen/ ie mehr Sorge. Man rathschlaget bey sich in der Nacht/ was man des Morgens thue. Wie man Andere nebenst sich drucke/ und wie man hoch an das Bret komme. Man erschrikket im Traume; man wachet aus Geitz bey seinem grossen Gute. Man grämet sich um das/ was man doch nicht mit sich nehmen kan. Die Nacht ist die gröste Unruhe/ und gleichwie der Schlaf bey denen Sorglosen ein Erqvicker des Leibes/ ein Erfrischer der Kräffte/ ein Bewehrer der Gesundheit/ und ein Artzt der Arbeit; Also bricht sich ein Anderer um des Mammons willen der Ruhe ab. Er ängstiget sich in dem Schlafe/ und stielet Jhm selbsten die beste Ruhe zur Unglückseligsten Ruhe ab: Der Arbeiter schläset auf seine Arbeit/ und erfreuet sich/ wenn der Abend herbeykommet; Der Reiche aber grämet sich/ wenn die Nacht vergangen/ und des Gottlosen Unruhe geht erst an/ wenn die Nacht herbey kommet. Wie Petrus in seinen Banden sicher ruhete; also ängstete sich Nebucadnezar auf seinem Bette über sein Gesichte/ so Er gesehen. Als Keyser Sigismunden einsmahls 40000. Ducaten zugeschicket wurden / und Er sich die gantze Nacht mit der Sorge schluge/ worzu Er sie anwenden wollte: Nahm Er früh morgens das Kästlein mit dem Gelde/ und sagte zu seinen Räthen: Sehet hier/ diese Feinde haben mich die ganze Nacht geplaget. Dahero so nehmet sie hin/ und theilet Sie unter Euch/ damit Ich dafür Ruhe haben möge! GOTT/ als der allerklügeste Werckmeister/ hat es also vermittelt/ daß der Mensch nicht allezeit wachen/ und auch nicht ohne unterlaß schlafen/ sondern mit dem Schlafen und Wachen eine Abwechselung halten solle. Wie es aber mit dem Schlafe natürlicher Weise bewandt/ halten etliche Gelehrten dafür/ Er rühre von Aufsteigen der Dünste und den Speisen des Magens her. Denn/ wenn die Speise in den Magen zur Nahrung durch die natürliche Hitze zubereitet/ entstünden darvon besondere Dünste/ die über sich in das Gehirne stiegen/ theileten sich darinnen hin und wieder aus/ und verstopfften die Gänge der Sehnen und Sinne / daß Sie die Gliedmassen nicht bewegen/ noch die Sinne eine Empfindlichkeit haben könten. Dergleichen geschehe es auch auf diese Art/ wenn man durch langwierige Arbeit/ Reisen uñ Gehen sich müde gemacht/ so würde durch die verursachte Wärme oder Dämpfe das Gehirne eingenommen/ ausgedrucknet/ und deßwegen der Schlaf verursachet. Andere aber sind der Gedanken/ es komme der Schlaf/ wegen der zurück gehaltenen Wärme her/ die nach dem Herzen zugehen sollte/ wodurch die äuserliche Empfindlichkeit/ und Bewegung denen Sinnen genommen würden/ welches dahero darzuthun/ daß/ wenn der Mensch wachte/ Jhm das Angesichte und der Mund roth/ wenn Er aber schlieffe/ meistentheils bleich wäre. Damit aber der Schlaf desto natürlicher fallen möge/ hat GOtt
Pausanias.
Ambr.
Tertullianus.
Die Beschaffenheit desselben.
Galen. de Sympto. Causar. Averro. lib. 3.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/509>, abgerufen am 26.06.2024. |