[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.dum, oder dicker Leib liegen / alldieweil sonst der Magnet das Eisen nicht an Sich ziehen kan. Nichts/ saget Bodinus/ ist in der gantzen Natur wunderlichers/ als der Magnet/ und von dieser seiner anziehenden Krafft/ weis Julius Caesar Scaliger keine Ursachen zu geben/ indem Er saget: Nos inluce rerum tenui caligare, in mediocri coecutire, in majore coecos esse, in maxima insanire. Er hat diese Krafft/ daß Er sich nach dem Polo Arctico an dem Himmel wendet und kehret/ Johann Furtenbach. darnach sich die Schiff- und Berg-Leute auf und unter der Erden richten. In der Florentinischen Kunst-Kammer findet man Einen einer halben Ellen lang/ und ein sechs Theil der Ellendicke/ welcher fünff und vierzig Pfund Eisen an sich ziehen und dasselbe nicht fallen lassen soll. See-Compas. Von diesem wunderbaren Steine ist Pyxis nautica oder der See-Compasse von Johann Goja/ einem Italiäner/ wie man darvor hält/ erfunden/ wodurch die Seefahrenden nicht eine geringe Hülffe bekommen / alldieweil sie sich sonst allein nach dem Polo und andern Sternen richten/ und gleichsam/ wenn Sie dessen durch das trübe Gewölke beraubet/ als Irrende dahinfahren müssen/ wie hier von der Poet saget: Virgil. 3. AEn. Errantes pelago sine sidere noctes. Die ohn Gestirne auf dem Meer/ Die Nacht durch/ irren hin und her. Heutiges Tages aber hat man durch Beyhülffe dieses edlen Werkzeuges den Vorthel erreichet/ daß man nicht allein/ was unter denen zwey- und dreyssig Winden für einer in die Segel streiche/ sondern auch/ wie man durch Anleitung der Magnet-Nadel/ welche sich iederzeit mit einer Extremität nach Mitternacht kehret/ von einem Ort zum andern/ auch bey dunkler Nacht zu schiffen wisse / also/ daß dieser See-Compaß an statt eines richtigen Wegweisers zwischen Donner und Blitzen/ und den D. Sennert. in Physica. grösten Sturm-Wetter dienlich ist. Woher es aber komme/ daß sich iederzeit das Magnet-Zünglein nach Mitternacht wende/ hält man darfür/ es sey die Ursach dessen/ weil die meisten Magneten gegen Mitternacht gefunden werden/ daß auch dieser Magnet sich nach denenselben sencke/ und seines gleichen suche. Die Naturkündiger wollen/ daß der Magnet wider die rothe Ruhr und Wassersucht diene. Es hat GOTT und die Natur diesem Steine eine recht wunderliche / natürliche und kräfftige Tugend und Eigenschafft zugeleget/ daß Er das Eisen an sich ziehet/ und/ wenn man eiserne Nägel/ Messer/ und andere dergleichen Dinge Matthesius in Sarepta. darmit bestreichet/ so theilet Er denselben seine Krafft mit/ also/ daß dieselbe offters so starck / daß sie von einem Nagel in den andern/ Dritten/ und vierten dringet. Desselben Krafft tauert nicht allein in dem Wasser/ sondern sie durchdringet auch ein Messingen Becken/ Blech/ Glaß/ und dergleichen. Denn/ wenn man in ein solches Becken eine Anzahl Neh-Nadeln leget/ und fähret mit den Magneten darunter/ so werffen Sie sich herum/ als lebeten Sie. Es zeiget sich auch derselbe anzwo Seiten/ nemblich gegen Mittag und Mitternacht. Wofern man aber die Kräffte der Seiten des Magnets erforschen will/ So hält man Ihn an einen Compaß/ kehret denselben um/ bis Er das Mittags-Ort des Züngleins zu sich ziehet/ woran man hernach das Zünglein bestreichet. Will man nun den Magnet bey seiner Krafft und Stärcke erhalten/ soll man dum, oder dicker Leib liegen / alldieweil sonst der Magnet das Eisen nicht an Sich ziehen kan. Nichts/ saget Bodinus/ ist in der gantzen Natur wunderlichers/ als der Magnet/ und von dieser seiner anziehenden Krafft/ weis Julius Caesar Scaliger keine Ursachen zu geben/ indem Er saget: Nos inluce rerum tenui caligare, in mediocri coecutire, in majore coecos esse, in maxima insanire. Er hat diese Krafft/ daß Er sich nach dem Polo Arctico an dem Himmel wendet und kehret/ Johann Furtenbach. darnach sich die Schiff- und Berg-Leute auf und unter der Erden richten. In der Florentinischen Kunst-Kammer findet man Einen einer halben Ellen lang/ und ein sechs Theil der Ellendicke/ welcher fünff und vierzig Pfund Eisen an sich ziehen und dasselbe nicht fallen lassen soll. See-Compas. Von diesem wunderbaren Steine ist Pyxis nautica oder der See-Compasse von Johann Goja/ einem Italiäner/ wie man darvor hält/ erfunden/ wodurch die Seefahrenden nicht eine geringe Hülffe bekommen / alldieweil sie sich sonst allein nach dem Polo und andern Sternen richten/ und gleichsam/ wenn Sie dessen durch das trübe Gewölke beraubet/ als Irrende dahinfahren müssen/ wie hier von der Poet saget: Virgil. 3. AEn. Errantes pelago sine sidere noctes. Die ohn Gestirne auf dem Meer/ Die Nacht durch/ irren hin und her. Heutiges Tages aber hat man durch Beyhülffe dieses edlen Werkzeuges den Vorthel erreichet/ daß man nicht allein/ was unter denen zwey- und dreyssig Winden für einer in die Segel streiche/ sondern auch/ wie man durch Anleitung der Magnet-Nadel/ welche sich iederzeit mit einer Extremität nach Mitternacht kehret/ von einem Ort zum andern/ auch bey dunkler Nacht zu schiffen wisse / also/ daß dieser See-Compaß an statt eines richtigen Wegweisers zwischen Donner und Blitzen/ und den D. Sennert. in Physica. grösten Sturm-Wetter dienlich ist. Woher es aber komme/ daß sich iederzeit das Magnet-Zünglein nach Mitternacht wende/ hält man darfür/ es sey die Ursach dessen/ weil die meisten Magneten gegen Mitternacht gefunden werden/ daß auch dieser Magnet sich nach denenselben sencke/ und seines gleichen suche. Die Naturkündiger wollen/ daß der Magnet wider die rothe Ruhr und Wassersucht diene. Es hat GOTT und die Natur diesem Steine eine recht wunderliche / natürliche und kräfftige Tugend und Eigenschafft zugeleget/ daß Er das Eisen an sich ziehet/ und/ wenn man eiserne Nägel/ Messer/ und andere dergleichen Dinge Matthesius in Sareptâ. darmit bestreichet/ so theilet Er denselben seine Krafft mit/ also/ daß dieselbe offters so starck / daß sie von einem Nagel in den andern/ Dritten/ und vierten dringet. Desselben Krafft tauert nicht allein in dem Wasser/ sondern sie durchdringet auch ein Messingen Becken/ Blech/ Glaß/ und dergleichen. Denn/ wenn man in ein solches Becken eine Anzahl Neh-Nadeln leget/ und fähret mit den Magneten darunter/ so werffen Sie sich herum/ als lebeten Sie. Es zeiget sich auch derselbe anzwo Seiten/ nemblich gegen Mittag und Mitternacht. Wofern man aber die Kräffte der Seiten des Magnets erforschen will/ So hält man Ihn an einen Compaß/ kehret denselben um/ bis Er das Mittags-Ort des Züngleins zu sich ziehet/ woran man hernach das Zünglein bestreichet. Will man nun den Magnet bey seiner Krafft und Stärcke erhalten/ soll man <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0534" n="510"/> dum, oder dicker Leib liegen / alldieweil sonst der Magnet das Eisen nicht an Sich ziehen kan. Nichts/ saget Bodinus/ ist in der gantzen Natur wunderlichers/ als der Magnet/ und von dieser seiner anziehenden Krafft/ weis Julius Caesar Scaliger keine Ursachen zu geben/ indem Er saget: Nos inluce rerum tenui caligare, in mediocri coecutire, in majore coecos esse, in maxima insanire. Er hat diese Krafft/ daß Er sich nach dem Polo Arctico an dem Himmel wendet und kehret/ <note place="left">Johann Furtenbach.</note> darnach sich die Schiff- und Berg-Leute auf und unter der Erden richten. In der Florentinischen Kunst-Kammer findet man Einen einer halben Ellen lang/ und ein sechs Theil der Ellendicke/ welcher fünff und vierzig Pfund Eisen an sich ziehen und dasselbe nicht fallen lassen soll. <note place="left">See-Compas.</note> Von diesem wunderbaren Steine ist Pyxis nautica oder der See-Compasse von Johann Goja/ einem Italiäner/ wie man darvor hält/ erfunden/ wodurch die Seefahrenden nicht eine geringe Hülffe bekommen / alldieweil sie sich sonst allein nach dem Polo und andern Sternen richten/ und gleichsam/ wenn Sie dessen durch das trübe Gewölke beraubet/ als Irrende dahinfahren müssen/ wie hier von der Poet saget:</p> <p><note place="left">Virgil. 3. AEn.</note> Errantes pelago sine sidere noctes.</p> <p>Die ohn Gestirne auf dem Meer/ Die Nacht durch/ irren hin und her.</p> <p>Heutiges Tages aber hat man durch Beyhülffe dieses edlen Werkzeuges den Vorthel erreichet/ daß man nicht allein/ was unter denen zwey- und dreyssig Winden für einer in die Segel streiche/ sondern auch/ wie man durch Anleitung der Magnet-Nadel/ welche sich iederzeit mit einer Extremität nach Mitternacht kehret/ von einem Ort zum andern/ auch bey dunkler Nacht zu schiffen wisse / also/ daß dieser See-Compaß an statt eines richtigen Wegweisers zwischen Donner und Blitzen/ und den <note place="left">D. Sennert. in Physica.</note> grösten Sturm-Wetter dienlich ist. Woher es aber komme/ daß sich iederzeit das Magnet-Zünglein nach Mitternacht wende/ hält man darfür/ es sey die Ursach dessen/ weil die meisten Magneten gegen Mitternacht gefunden werden/ daß auch dieser Magnet sich nach denenselben sencke/ und seines gleichen suche. Die Naturkündiger wollen/ daß der Magnet wider die rothe Ruhr und Wassersucht diene. Es hat GOTT und die Natur diesem Steine eine recht wunderliche / natürliche und kräfftige Tugend und Eigenschafft zugeleget/ daß Er das Eisen an sich ziehet/ und/ wenn man eiserne Nägel/ Messer/ und andere dergleichen Dinge <note place="left">Matthesius in Sareptâ.</note> darmit bestreichet/ so theilet Er denselben seine Krafft mit/ also/ daß dieselbe offters so starck / daß sie von einem Nagel in den andern/ Dritten/ und vierten dringet. Desselben Krafft tauert nicht allein in dem Wasser/ sondern sie durchdringet auch ein Messingen Becken/ Blech/ Glaß/ und dergleichen. Denn/ wenn man in ein solches Becken eine Anzahl Neh-Nadeln leget/ und fähret mit den Magneten darunter/ so werffen Sie sich herum/ als lebeten Sie. Es zeiget sich auch derselbe anzwo Seiten/ nemblich gegen Mittag und Mitternacht. Wofern man aber die Kräffte der Seiten des Magnets erforschen will/ So hält man Ihn an einen Compaß/ kehret denselben um/ bis Er das Mittags-Ort des Züngleins zu sich ziehet/ woran man hernach das Zünglein bestreichet. Will man nun den Magnet bey seiner Krafft und Stärcke erhalten/ soll man </p> </div> </body> </text> </TEI> [510/0534]
dum, oder dicker Leib liegen / alldieweil sonst der Magnet das Eisen nicht an Sich ziehen kan. Nichts/ saget Bodinus/ ist in der gantzen Natur wunderlichers/ als der Magnet/ und von dieser seiner anziehenden Krafft/ weis Julius Caesar Scaliger keine Ursachen zu geben/ indem Er saget: Nos inluce rerum tenui caligare, in mediocri coecutire, in majore coecos esse, in maxima insanire. Er hat diese Krafft/ daß Er sich nach dem Polo Arctico an dem Himmel wendet und kehret/ darnach sich die Schiff- und Berg-Leute auf und unter der Erden richten. In der Florentinischen Kunst-Kammer findet man Einen einer halben Ellen lang/ und ein sechs Theil der Ellendicke/ welcher fünff und vierzig Pfund Eisen an sich ziehen und dasselbe nicht fallen lassen soll. Von diesem wunderbaren Steine ist Pyxis nautica oder der See-Compasse von Johann Goja/ einem Italiäner/ wie man darvor hält/ erfunden/ wodurch die Seefahrenden nicht eine geringe Hülffe bekommen / alldieweil sie sich sonst allein nach dem Polo und andern Sternen richten/ und gleichsam/ wenn Sie dessen durch das trübe Gewölke beraubet/ als Irrende dahinfahren müssen/ wie hier von der Poet saget:
Johann Furtenbach.
See-Compas. Errantes pelago sine sidere noctes.
Virgil. 3. AEn. Die ohn Gestirne auf dem Meer/ Die Nacht durch/ irren hin und her.
Heutiges Tages aber hat man durch Beyhülffe dieses edlen Werkzeuges den Vorthel erreichet/ daß man nicht allein/ was unter denen zwey- und dreyssig Winden für einer in die Segel streiche/ sondern auch/ wie man durch Anleitung der Magnet-Nadel/ welche sich iederzeit mit einer Extremität nach Mitternacht kehret/ von einem Ort zum andern/ auch bey dunkler Nacht zu schiffen wisse / also/ daß dieser See-Compaß an statt eines richtigen Wegweisers zwischen Donner und Blitzen/ und den grösten Sturm-Wetter dienlich ist. Woher es aber komme/ daß sich iederzeit das Magnet-Zünglein nach Mitternacht wende/ hält man darfür/ es sey die Ursach dessen/ weil die meisten Magneten gegen Mitternacht gefunden werden/ daß auch dieser Magnet sich nach denenselben sencke/ und seines gleichen suche. Die Naturkündiger wollen/ daß der Magnet wider die rothe Ruhr und Wassersucht diene. Es hat GOTT und die Natur diesem Steine eine recht wunderliche / natürliche und kräfftige Tugend und Eigenschafft zugeleget/ daß Er das Eisen an sich ziehet/ und/ wenn man eiserne Nägel/ Messer/ und andere dergleichen Dinge darmit bestreichet/ so theilet Er denselben seine Krafft mit/ also/ daß dieselbe offters so starck / daß sie von einem Nagel in den andern/ Dritten/ und vierten dringet. Desselben Krafft tauert nicht allein in dem Wasser/ sondern sie durchdringet auch ein Messingen Becken/ Blech/ Glaß/ und dergleichen. Denn/ wenn man in ein solches Becken eine Anzahl Neh-Nadeln leget/ und fähret mit den Magneten darunter/ so werffen Sie sich herum/ als lebeten Sie. Es zeiget sich auch derselbe anzwo Seiten/ nemblich gegen Mittag und Mitternacht. Wofern man aber die Kräffte der Seiten des Magnets erforschen will/ So hält man Ihn an einen Compaß/ kehret denselben um/ bis Er das Mittags-Ort des Züngleins zu sich ziehet/ woran man hernach das Zünglein bestreichet. Will man nun den Magnet bey seiner Krafft und Stärcke erhalten/ soll man
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