Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

Bild:
<< vorherige Seite

den Haaren schleppete/ und derer die Hände auf dem Rücken gebunden/ mit der Uberschrifft: GLORIA ROMANORUM. Und Keyser Gratianus die geflügelte Göttin des Sieges/ in der Rechten einen Lorbeer- und in der linken Hand einen Palm-Zweig/ mit der Schrifft: SEVERITAS PRINCIPIS, prägen.

Und der hierdurch verursachte Land-Schade. Ein Herr oder Potentate aber/ der sein Land mit untauglicher Müntze anfüllet/ thut nichts anders/ als daß Er sein Bild und Gedächt nis selbst verunehret/ und einen allgemeinen Fluch auf sich ladet. König ERICH in Dennemarck lies zur Zeit seiner Regierung eine sehr geringe und Kupferne Müntze schlagen/ worüber Er von Männiglich verachtet ward. Nicht unrecht sagt Keyser LED/ daß die Verringerung In Novell. 52. der Müntze eine schwindsüchtige Kranckheit sey/ denn/ es soll dieselbe an dem Orte/ da das Gepräge darauf stehet/ unverfalscht seyn. Eine Königliche Hoheit leidet nichts unvollkommenes umb sich: Und/ gleichwie man eines Jedweden Gesichte mit klaren und reinen Farben abmahlet; Also gebühret es sich auch/ daß man eines Fürsten Gepräge aus unverfälschtem Metalle machen soll. Anno CHRISTI tausend sechshundert neunzehen / und denen nachfolgenden Jahren/ fanden sich Leute/ welche ihre Obern beredeten/ daß Sie nicht allein durch geringe und untüchtige Müntze Krieg führeten/ sondern auch dadurch Sich ihrer Schulden-Last zu entbrechen vermeinte. Es wurden aber darüber viel tausend Menschen an ihrer Nahrung gekräncket/ und die Meisten mehr/ als bey dem gefährlichem Kriege/ an Haab und Gütern mit genommen. Der Müntze Unsprung hatte anfangs kein ander Absehen / als daß man im Kauffen und Verkauffen desto besser aus einander kommen kunte; Anietzo aber brauchet man Sie offters zum Verderb/ Schaden und Nachtheil vieler Länder. Und wer es nicht glaubet/ der gehe in die Geschichte/ und sehe/ was die Kipper- und Wüpperey mit sich gebracht/ so wird man erst gewahr werden / wie auch Obrigkeit Sich um einen wenigen Vortheil bethören/ durch die betrügerische Wucherer Ihr Land und Leute verderben/ und sich letzlich selbst bis auf das äuserste aussaugen lassen. Ein Wucherer und Abgötter haben einerley Sinn und Hertzen. Dieser henget der Abgötterey/ Jener aber dem Gelde nach: Sein Bauch und das Maul beklagen Sich wider die Hände/ die Hände aber wider das Hertze/ das Hertze aber hält Geld und Gold für seinen Gott/ welcher härter als Eisen ist. De male qvaesitis non gaudet tertius haeres: Selten kommet das übelgewonnene Gut auf den Dritten Erben. Als der Römische Cato sahe/ daß die Wucherer durch Ihre Schinderey das Königreich Sicilien auspressen wollten / vertrieb Er Sie alle daraus. Der Athenienser Fürst Agis lies einsmahls alle Schuldverschreibungen/ so man denen armen Einwohnern abgezwungen/ vor sich bringen/ ein Feuer auf dem Marckt machen/ und Sie zu Pulver verbrennen. Nimmt der Preis der Müntze zu/ so nimmt die Redlichkeit ab. Geld ist das beste Recht. Es macht gerade/ was krum ist.

Ovven[unleserliches Material] Quid non Argento, quid non corrumpitur Auro?

Caui majora dabis munera, victus erit.

den Haaren schleppete/ und derer die Hände auf dem Rücken gebunden/ mit der Uberschrifft: GLORIA ROMANORUM. Und Keyser Gratianus die geflügelte Göttin des Sieges/ in der Rechten einen Lorbeer- und in der linken Hand einen Palm-Zweig/ mit der Schrifft: SEVERITAS PRINCIPIS, prägen.

Und der hierdurch verursachte Land-Schade. Ein Herr oder Potentate aber/ der sein Land mit untauglicher Müntze anfüllet/ thut nichts anders/ als daß Er sein Bild und Gedächt nis selbst verunehret/ und einen allgemeinen Fluch auf sich ladet. König ERICH in Dennemarck lies zur Zeit seiner Regierung eine sehr geringe und Kupferne Müntze schlagen/ worüber Er von Männiglich verachtet ward. Nicht unrecht sagt Keyser LED/ daß die Verringerung In Novell. 52. der Müntze eine schwindsüchtige Kranckheit sey/ denn/ es soll dieselbe an dem Orte/ da das Gepräge darauf stehet/ unverfalscht seyn. Eine Königliche Hoheit leidet nichts unvollkommenes umb sich: Und/ gleichwie man eines Jedweden Gesichte mit klaren und reinen Farben abmahlet; Also gebühret es sich auch/ daß man eines Fürsten Gepräge aus unverfälschtem Metalle machen soll. Anno CHRISTI tausend sechshundert neunzehen / und denen nachfolgenden Jahren/ fanden sich Leute/ welche ihre Obern beredeten/ daß Sie nicht allein durch geringe und untüchtige Müntze Krieg führeten/ sondern auch dadurch Sich ihrer Schulden-Last zu entbrechen vermeinte. Es wurden aber darüber viel tausend Menschen an ihrer Nahrung gekräncket/ und die Meisten mehr/ als bey dem gefährlichem Kriege/ an Haab und Gütern mit genommen. Der Müntze Unsprung hatte anfangs kein ander Absehen / als daß man im Kauffen und Verkauffen desto besser aus einander kommen kunte; Anietzo aber brauchet man Sie offters zum Verderb/ Schaden und Nachtheil vieler Länder. Und wer es nicht glaubet/ der gehe in die Geschichte/ und sehe/ was die Kipper- und Wüpperey mit sich gebracht/ so wird man erst gewahr werden / wie auch Obrigkeit Sich um einen wenigen Vortheil bethören/ durch die betrügerische Wucherer Ihr Land und Leute verderben/ und sich letzlich selbst bis auf das äuserste aussaugen lassen. Ein Wucherer und Abgötter haben einerley Sinn und Hertzen. Dieser henget der Abgötterey/ Jener aber dem Gelde nach: Sein Bauch und das Maul beklagen Sich wider die Hände/ die Hände aber wider das Hertze/ das Hertze aber hält Geld und Gold für seinen Gott/ welcher härter als Eisen ist. De malè qvaesitis non gaudet tertius haeres: Selten kommet das übelgewonnene Gut auf den Dritten Erben. Als der Römische Cato sahe/ daß die Wucherer durch Ihre Schinderey das Königreich Sicilien auspressen wollten / vertrieb Er Sie alle daraus. Der Athenienser Fürst Agis lies einsmahls alle Schuldverschreibungen/ so man denen armen Einwohnern abgezwungen/ vor sich bringen/ ein Feuer auf dem Marckt machen/ und Sie zu Pulver verbrennen. Nimmt der Preis der Müntze zu/ so nimmt die Redlichkeit ab. Geld ist das beste Recht. Es macht gerade/ was krum ist.

Ovven[unleserliches Material] Quid non Argento, quid non corrumpitur Auro?

Cûi majora dabis munera, victus erit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0551" n="527"/>
den Haaren schleppete/ und derer                      die Hände auf dem Rücken gebunden/ mit der Uberschrifft: GLORIA ROMANORUM. Und                      Keyser Gratianus die geflügelte Göttin des Sieges/ in der Rechten einen                      Lorbeer- und in der linken Hand einen Palm-Zweig/ mit der Schrifft: SEVERITAS                      PRINCIPIS, prägen.</p>
        <p><note place="right">Und der hierdurch verursachte Land-Schade.</note> Ein Herr                      oder Potentate aber/ der sein Land mit untauglicher Müntze anfüllet/ thut                      nichts anders/ als daß Er sein Bild und Gedächt nis selbst verunehret/ und                      einen allgemeinen Fluch auf sich ladet. König ERICH in Dennemarck lies zur Zeit                      seiner Regierung eine sehr geringe und Kupferne Müntze schlagen/ worüber Er von                      Männiglich verachtet ward. Nicht unrecht sagt Keyser LED/ daß die Verringerung                          <note place="right">In Novell. 52.</note> der Müntze eine schwindsüchtige                      Kranckheit sey/ denn/ es soll dieselbe an dem Orte/ da das Gepräge darauf                      stehet/ unverfalscht seyn. Eine Königliche Hoheit leidet nichts unvollkommenes                      umb sich: Und/ gleichwie man eines Jedweden Gesichte mit klaren und reinen                      Farben abmahlet; Also gebühret es sich auch/ daß man eines Fürsten Gepräge aus                      unverfälschtem Metalle machen soll. Anno CHRISTI tausend sechshundert neunzehen                     / und denen nachfolgenden Jahren/ fanden sich Leute/ welche ihre Obern                      beredeten/ daß Sie nicht allein durch geringe und untüchtige Müntze Krieg                      führeten/ sondern auch dadurch Sich ihrer Schulden-Last zu entbrechen                      vermeinte. Es wurden aber darüber viel tausend Menschen an ihrer Nahrung                      gekräncket/ und die Meisten mehr/ als bey dem gefährlichem Kriege/ an Haab                      und Gütern mit genommen. Der Müntze Unsprung hatte anfangs kein ander Absehen /                      als daß man im Kauffen und Verkauffen desto besser aus einander kommen kunte;                      Anietzo aber brauchet man Sie offters zum Verderb/ Schaden und Nachtheil vieler                      Länder. Und wer es nicht glaubet/ der gehe in die Geschichte/ und sehe/ was                      die Kipper- und Wüpperey mit sich gebracht/ so wird man erst gewahr werden /                      wie auch Obrigkeit Sich um einen wenigen Vortheil bethören/ durch die                      betrügerische Wucherer Ihr Land und Leute verderben/ und sich letzlich selbst                      bis auf das äuserste aussaugen lassen. Ein Wucherer und Abgötter haben einerley                      Sinn und Hertzen. Dieser henget der Abgötterey/ Jener aber dem Gelde nach: Sein                      Bauch und das Maul beklagen Sich wider die Hände/ die Hände aber wider das                      Hertze/ das Hertze aber hält Geld und Gold für seinen Gott/ welcher härter als                      Eisen ist. De malè qvaesitis non gaudet tertius haeres: Selten kommet das                      übelgewonnene Gut auf den Dritten Erben. Als der Römische Cato sahe/ daß die                      Wucherer durch Ihre Schinderey das Königreich Sicilien auspressen wollten /                      vertrieb Er Sie alle daraus. Der Athenienser Fürst Agis lies einsmahls alle                      Schuldverschreibungen/ so man denen armen Einwohnern abgezwungen/ vor sich                      bringen/ ein Feuer auf dem Marckt machen/ und Sie zu Pulver verbrennen. Nimmt                      der Preis der Müntze zu/ so nimmt die Redlichkeit ab. Geld ist das beste Recht.                      Es macht gerade/ was krum ist.</p>
        <p><note place="right">Ovven<gap reason="illegible"/></note> Quid non Argento, quid non corrumpitur                      Auro?</p>
        <p>Cûi majora dabis munera, victus erit.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527/0551] den Haaren schleppete/ und derer die Hände auf dem Rücken gebunden/ mit der Uberschrifft: GLORIA ROMANORUM. Und Keyser Gratianus die geflügelte Göttin des Sieges/ in der Rechten einen Lorbeer- und in der linken Hand einen Palm-Zweig/ mit der Schrifft: SEVERITAS PRINCIPIS, prägen. Ein Herr oder Potentate aber/ der sein Land mit untauglicher Müntze anfüllet/ thut nichts anders/ als daß Er sein Bild und Gedächt nis selbst verunehret/ und einen allgemeinen Fluch auf sich ladet. König ERICH in Dennemarck lies zur Zeit seiner Regierung eine sehr geringe und Kupferne Müntze schlagen/ worüber Er von Männiglich verachtet ward. Nicht unrecht sagt Keyser LED/ daß die Verringerung der Müntze eine schwindsüchtige Kranckheit sey/ denn/ es soll dieselbe an dem Orte/ da das Gepräge darauf stehet/ unverfalscht seyn. Eine Königliche Hoheit leidet nichts unvollkommenes umb sich: Und/ gleichwie man eines Jedweden Gesichte mit klaren und reinen Farben abmahlet; Also gebühret es sich auch/ daß man eines Fürsten Gepräge aus unverfälschtem Metalle machen soll. Anno CHRISTI tausend sechshundert neunzehen / und denen nachfolgenden Jahren/ fanden sich Leute/ welche ihre Obern beredeten/ daß Sie nicht allein durch geringe und untüchtige Müntze Krieg führeten/ sondern auch dadurch Sich ihrer Schulden-Last zu entbrechen vermeinte. Es wurden aber darüber viel tausend Menschen an ihrer Nahrung gekräncket/ und die Meisten mehr/ als bey dem gefährlichem Kriege/ an Haab und Gütern mit genommen. Der Müntze Unsprung hatte anfangs kein ander Absehen / als daß man im Kauffen und Verkauffen desto besser aus einander kommen kunte; Anietzo aber brauchet man Sie offters zum Verderb/ Schaden und Nachtheil vieler Länder. Und wer es nicht glaubet/ der gehe in die Geschichte/ und sehe/ was die Kipper- und Wüpperey mit sich gebracht/ so wird man erst gewahr werden / wie auch Obrigkeit Sich um einen wenigen Vortheil bethören/ durch die betrügerische Wucherer Ihr Land und Leute verderben/ und sich letzlich selbst bis auf das äuserste aussaugen lassen. Ein Wucherer und Abgötter haben einerley Sinn und Hertzen. Dieser henget der Abgötterey/ Jener aber dem Gelde nach: Sein Bauch und das Maul beklagen Sich wider die Hände/ die Hände aber wider das Hertze/ das Hertze aber hält Geld und Gold für seinen Gott/ welcher härter als Eisen ist. De malè qvaesitis non gaudet tertius haeres: Selten kommet das übelgewonnene Gut auf den Dritten Erben. Als der Römische Cato sahe/ daß die Wucherer durch Ihre Schinderey das Königreich Sicilien auspressen wollten / vertrieb Er Sie alle daraus. Der Athenienser Fürst Agis lies einsmahls alle Schuldverschreibungen/ so man denen armen Einwohnern abgezwungen/ vor sich bringen/ ein Feuer auf dem Marckt machen/ und Sie zu Pulver verbrennen. Nimmt der Preis der Müntze zu/ so nimmt die Redlichkeit ab. Geld ist das beste Recht. Es macht gerade/ was krum ist. Und der hierdurch verursachte Land-Schade. In Novell. 52. Quid non Argento, quid non corrumpitur Auro? Ovven_ Cûi majora dabis munera, victus erit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/551
Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/551>, abgerufen am 21.11.2024.