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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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das zernichtet die Un-Erbarkeit: Die Welt ist voll von Menschen/ leer aber von aufrichtiger Freundschafft. Man verwechselt täglich seine Freunde/ und erkieset dargegen Unbeständige/ die mit Ernst Niemand lieben/ und mit Aufrich tigkeit Niemand meinen: Aller Freude Ende ist Leid. Ein jeder hält sich für ein Heiligthum/ da doch in demselben nichts als lauter Greuel/ Stanck und Unfläterey stecket. Die meisten Menschen vertheidigen aus Liebe gegen ihnen selbsten ihre angebohrne Mängel. Die Frömmigkeit und Gottes-Furcht siehet niemand ohne scheele Augen an/ und die Gutthaten verfolgt man mehrentheils mit Worten. Wer grosser Herren Gnade allzu nahe gehet/ der erstickt sich gemeiniglich/ und wer zu weit von ihnen tritt/ den beginnet zu frieren. Daselbst giebt es viel Handreichens/ aber wenig Hertzen von Treue und Warheit. Hunger und Durst ist des Armuths Plage/ und der Geitz die gröste Pestilentz bey dem Vermögenden. Die vermeinte Klugheit verwandelt sich zum öfftern in die gröste Thorheit. Die Geschicklichkeit und Kunst ist zwar ein zeitliches Reichthum/ wenn man aber ihre Besitzung mißbrauchet/ so erfolgen eitel Drachen daraus. Wie nun der Tugend Schatz allein ewig: also verschwinden auch der Gottlosen Thaten/ und verstirbet alles zugleich mit ihnen im Grabe. Denn so lange der Mensch an die Eitelkeit verknüpfet/ so lange vermag er auch die himmlische Süssigkeit nicht zu geniessen. Die gantze Welt ist ein Gefängnis / woraus Einer nach dem Andern erlöset und durch den Tod befreyet wird. Dreyerley Sünden verkehren die Welt: als die Ruchlosigkeit in der Kirche/ die Verschwendung in der Haußhaltung/ und die Ungerechtigkeit bey einer bösen Regierung. Jhre Figur ist rund/ und weil dieselbe nichts als eine Bewegung / und Unbeständigkeit andeutet/ so kan auch nichts Beständiges darinne gefunden werden. Zwischen ihr/ der verlarvten Schöne und Scheinheiligkeit/ dem Teufel und dem Fleische/ daß sie nicht besser noch frömmer leben: nehmlich/ die Verachtung der Alten ihrer Lehre/ die ungezähmten Begierden/ und der eingebildete Hochmuth. Ein jeder Weltling ist ein Heuchler/ demmach denn ihm die Natur sein Angesichte gen Himmel gerichtet/ so wendet er indessen sein Hertze mit Fleiß gegen die Erde/ und suchet darauf die Wollüste der Eitelkeit. Nicht die geringste Unbesonnenheit ist es/ wenn man Küsten und Kasten für der Diebe Einbruch wohl verriegelt/ und sein Hertze für der Barmhertzigkeit / GOTTES-Furcht/ Mässigkeit/ Treue/ Zucht/ Billigkeit/ Demuth / Aufrichtigkeit/ Gehorsam und Christlichen Tugenden verschleust: immittelst aber seinen Leib zur Unzucht/ zum Fressen und Sauffen/ zur Pracht und Hoffarth / zur Verschwendung/ zur Undarmhertzigkeit/ zur Rache/ zur Verleumdung/ zum Geitze/ zur Abgötterey/ zur Ehrsucht/ zur Betrügerey/ zum Finantziren/ zur Boßheit/ zur Trägheit/ zur Gleißnerey/ zum Neide/ zum Zorne/ zur Rache / zur Leichtfertigkeit/ und denen übrigen Sünden und Schanden/ gleich einer Hure / darreicht. Man soll aber wissen/ daß der Welt Freundschafft GOttes Feindschafft ist. Harte gegen harte dienet zu nichts: Zwischen einem süssen Apfel/ und verlohrnen Paradiese ist ein grosser Unterscheid. Die Welt reitzet uns zwar zu allerhand Lüsternheit/ wer aber den Braten riecht/ der ziehet sich bald wieder zurücke. Und weil der Weg zum Leben schmahl/ die Hölle heiß/ der Gewissens-Wurm frässig/ und nicht alle/ so nach einem Kleinode lauffen/ das Ziel erreichen/ oder gecrönet werden/ so betäube man bey Zeiten sein Fleisch / lasse ab von Lastern/ verachte das Irrdische/ als ein

das zernichtet die Un-Erbarkeit: Die Welt ist voll von Menschen/ leer aber von aufrichtiger Freundschafft. Man verwechselt täglich seine Freunde/ und erkieset dargegen Unbeständige/ die mit Ernst Niemand lieben/ und mit Aufrich tigkeit Niemand meinen: Aller Freude Ende ist Leid. Ein jeder hält sich für ein Heiligthum/ da doch in demselben nichts als lauter Greuel/ Stanck und Unfläterey stecket. Die meisten Menschen vertheidigen aus Liebe gegen ihnen selbsten ihre angebohrne Mängel. Die Frömmigkeit und Gottes-Furcht siehet niemand ohne scheele Augen an/ und die Gutthaten verfolgt man mehrentheils mit Worten. Wer grosser Herren Gnade allzu nahe gehet/ der erstickt sich gemeiniglich/ und wer zu weit von ihnen tritt/ den beginnet zu frieren. Daselbst giebt es viel Handreichens/ aber wenig Hertzen von Treue und Warheit. Hunger und Durst ist des Armuths Plage/ und der Geitz die gröste Pestilentz bey dem Vermögenden. Die vermeinte Klugheit verwandelt sich zum öfftern in die gröste Thorheit. Die Geschicklichkeit und Kunst ist zwar ein zeitliches Reichthum/ wenn man aber ihre Besitzung mißbrauchet/ so erfolgen eitel Drachen daraus. Wie nun der Tugend Schatz allein ewig: also verschwinden auch der Gottlosen Thaten/ und verstirbet alles zugleich mit ihnen im Grabe. Denn so lange der Mensch an die Eitelkeit verknüpfet/ so lange vermag er auch die himmlische Süssigkeit nicht zu geniessen. Die gantze Welt ist ein Gefängnis / woraus Einer nach dem Andern erlöset und durch den Tod befreyet wird. Dreyerley Sünden verkehren die Welt: als die Ruchlosigkeit in der Kirche/ die Verschwendung in der Haußhaltung/ und die Ungerechtigkeit bey einer bösen Regierung. Jhre Figur ist rund/ und weil dieselbe nichts als eine Bewegung / und Unbeständigkeit andeutet/ so kan auch nichts Beständiges darinne gefunden werden. Zwischen ihr/ der verlarvten Schöne und Scheinheiligkeit/ dem Teufel und dem Fleische/ daß sie nicht besser noch frömmer leben: nehmlich/ die Verachtung der Alten ihrer Lehre/ die ungezähmten Begierden/ und der eingebildete Hochmuth. Ein jeder Weltling ist ein Heuchler/ demmach denn ihm die Natur sein Angesichte gen Himmel gerichtet/ so wendet er indessen sein Hertze mit Fleiß gegen die Erde/ und suchet darauf die Wollüste der Eitelkeit. Nicht die geringste Unbesonnenheit ist es/ wenn man Küsten und Kasten für der Diebe Einbruch wohl verriegelt/ und sein Hertze für der Barmhertzigkeit / GOTTES-Furcht/ Mässigkeit/ Treue/ Zucht/ Billigkeit/ Demuth / Aufrichtigkeit/ Gehorsam und Christlichen Tugenden verschleust: immittelst aber seinen Leib zur Unzucht/ zum Fressen und Sauffen/ zur Pracht und Hoffarth / zur Verschwendung/ zur Undarmhertzigkeit/ zur Rache/ zur Verleumdung/ zum Geitze/ zur Abgötterey/ zur Ehrsucht/ zur Betrügerey/ zum Finantziren/ zur Boßheit/ zur Trägheit/ zur Gleißnerey/ zum Neide/ zum Zorne/ zur Rache / zur Leichtfertigkeit/ und denen übrigen Sünden und Schanden/ gleich einer Hure / darreicht. Man soll aber wissen/ daß der Welt Freundschafft GOttes Feindschafft ist. Harte gegen harte dienet zu nichts: Zwischen einem süssen Apfel/ und verlohrnen Paradiese ist ein grosser Unterscheid. Die Welt reitzet uns zwar zu allerhand Lüsternheit/ wer aber den Braten riecht/ der ziehet sich bald wieder zurücke. Und weil der Weg zum Leben schmahl/ die Hölle heiß/ der Gewissens-Wurm frässig/ und nicht alle/ so nach einem Kleinode lauffen/ das Ziel erreichen/ oder gecrönet werden/ so betäube man bey Zeiten sein Fleisch / lasse ab von Lastern/ verachte das Irrdische/ als ein

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[557/0585] das zernichtet die Un-Erbarkeit: Die Welt ist voll von Menschen/ leer aber von aufrichtiger Freundschafft. Man verwechselt täglich seine Freunde/ und erkieset dargegen Unbeständige/ die mit Ernst Niemand lieben/ und mit Aufrich tigkeit Niemand meinen: Aller Freude Ende ist Leid. Ein jeder hält sich für ein Heiligthum/ da doch in demselben nichts als lauter Greuel/ Stanck und Unfläterey stecket. Die meisten Menschen vertheidigen aus Liebe gegen ihnen selbsten ihre angebohrne Mängel. Die Frömmigkeit und Gottes-Furcht siehet niemand ohne scheele Augen an/ und die Gutthaten verfolgt man mehrentheils mit Worten. Wer grosser Herren Gnade allzu nahe gehet/ der erstickt sich gemeiniglich/ und wer zu weit von ihnen tritt/ den beginnet zu frieren. Daselbst giebt es viel Handreichens/ aber wenig Hertzen von Treue und Warheit. Hunger und Durst ist des Armuths Plage/ und der Geitz die gröste Pestilentz bey dem Vermögenden. Die vermeinte Klugheit verwandelt sich zum öfftern in die gröste Thorheit. Die Geschicklichkeit und Kunst ist zwar ein zeitliches Reichthum/ wenn man aber ihre Besitzung mißbrauchet/ so erfolgen eitel Drachen daraus. Wie nun der Tugend Schatz allein ewig: also verschwinden auch der Gottlosen Thaten/ und verstirbet alles zugleich mit ihnen im Grabe. Denn so lange der Mensch an die Eitelkeit verknüpfet/ so lange vermag er auch die himmlische Süssigkeit nicht zu geniessen. Die gantze Welt ist ein Gefängnis / woraus Einer nach dem Andern erlöset und durch den Tod befreyet wird. Dreyerley Sünden verkehren die Welt: als die Ruchlosigkeit in der Kirche/ die Verschwendung in der Haußhaltung/ und die Ungerechtigkeit bey einer bösen Regierung. Jhre Figur ist rund/ und weil dieselbe nichts als eine Bewegung / und Unbeständigkeit andeutet/ so kan auch nichts Beständiges darinne gefunden werden. Zwischen ihr/ der verlarvten Schöne und Scheinheiligkeit/ dem Teufel und dem Fleische/ daß sie nicht besser noch frömmer leben: nehmlich/ die Verachtung der Alten ihrer Lehre/ die ungezähmten Begierden/ und der eingebildete Hochmuth. Ein jeder Weltling ist ein Heuchler/ demmach denn ihm die Natur sein Angesichte gen Himmel gerichtet/ so wendet er indessen sein Hertze mit Fleiß gegen die Erde/ und suchet darauf die Wollüste der Eitelkeit. Nicht die geringste Unbesonnenheit ist es/ wenn man Küsten und Kasten für der Diebe Einbruch wohl verriegelt/ und sein Hertze für der Barmhertzigkeit / GOTTES-Furcht/ Mässigkeit/ Treue/ Zucht/ Billigkeit/ Demuth / Aufrichtigkeit/ Gehorsam und Christlichen Tugenden verschleust: immittelst aber seinen Leib zur Unzucht/ zum Fressen und Sauffen/ zur Pracht und Hoffarth / zur Verschwendung/ zur Undarmhertzigkeit/ zur Rache/ zur Verleumdung/ zum Geitze/ zur Abgötterey/ zur Ehrsucht/ zur Betrügerey/ zum Finantziren/ zur Boßheit/ zur Trägheit/ zur Gleißnerey/ zum Neide/ zum Zorne/ zur Rache / zur Leichtfertigkeit/ und denen übrigen Sünden und Schanden/ gleich einer Hure / darreicht. Man soll aber wissen/ daß der Welt Freundschafft GOttes Feindschafft ist. Harte gegen harte dienet zu nichts: Zwischen einem süssen Apfel/ und verlohrnen Paradiese ist ein grosser Unterscheid. Die Welt reitzet uns zwar zu allerhand Lüsternheit/ wer aber den Braten riecht/ der ziehet sich bald wieder zurücke. Und weil der Weg zum Leben schmahl/ die Hölle heiß/ der Gewissens-Wurm frässig/ und nicht alle/ so nach einem Kleinode lauffen/ das Ziel erreichen/ oder gecrönet werden/ so betäube man bey Zeiten sein Fleisch / lasse ab von Lastern/ verachte das Irrdische/ als ein

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/585>, abgerufen am 21.11.2024.