[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Blumen / die Bäume tragen Laub/ Blüthen und Früchte/ alle Kräuter kommen zu ihrem Wachsthume/ die Vogel tragen zu Neste/ legen Eyer/ und hecken/ die Fische leichen/ und lässet sich hier alles Geschöpffe lustiger als zur andern Zeit ansehen/ und wann er also die Welt gnugsam ausgeputzet/ so tritt er sein Ambt wieder ab/ und hinterlässet seinem Nachfolger das übrige zur Vollkommenheit / gestalt dann derselbe vollends in folgenden Versen abgebildet wird: 1. Ich Frühling stutz in Silbern Stücken / wenn mich mein Zephyr halst und küst; Es muß mir durch das Jahre glücken / Da alles bundt von Farben ist: Ich selbst ernehre meine Jugend / mein Crantz beut meine Wahren feil / daß ich mir selbst den grösten Theil muß dancken meiner guten Tugend. 2. Rom hat in Ehren mich gehalten / das mir ein sonders Fest gestifft: der Winter läst mich nicht erkalten / ob er gleich meine Kräuter trifft; So blühen sie doch einsten wieder / wenn sich die Sonne höher schwingt / und durch die warme Gluth durchdringt / Die Wurtzel meiner zarten Glieder. 3. Bald liegt mein Thun mit Schnee bedecket / bald aber findet sich die Zeit / da es vom Tode wird erwecket / und trägt ein neues Frühlings-Kleid. Da pflantz ich neue Tulipanen mit Tausend-schönen untermengt. Bis sich der heisse Tag verlängt. Und mit mir schwingt die Rosen-Fahnen. 4. Mich rühmt das Lied der Nachtigallen / ihr Thon kommt mir alleine zu / man legt sich ihr dann zu gefallen hin in das grüne Gras zur Ruh. Ist iemahls eine Lust und Wonne / die meine Gärten nur ergetzt / so hat man sich durch mich geletzt / bis nach dem Aufftritt heisser Sonne. Sommer. Diesem folget der güldene Sommer / welcher alles/ was lebet/ erwärmet/ die Geburth der Thiere auf dem Erdboden / der Vogel unter dem Himmel/ und der Fische im Meer befördert/ und die Kräuter und Früchte zeitiget. Sein Element ist das Feuer/ welches eines von denen leichtesten und reinesten. Und obwohl unser Feuer/ dessen wir uns täglich bedienen/ auch subtil und leichte/ so ist es das Element selbsten doch nicht / alldieweil es vor sich nicht lauter/ sondern von einer zugesetzten Materia, nämlich von der Lufft/ durch die es sich stützet/ bestehet. Das Blumen / die Bäume tragen Laub/ Blüthen und Früchte/ alle Kräuter kommen zu ihrem Wachsthume/ die Vogel tragen zu Neste/ legen Eyer/ und hecken/ die Fische leichen/ und lässet sich hier alles Geschöpffe lustiger als zur andern Zeit ansehen/ und wann er also die Welt gnugsam ausgeputzet/ so tritt er sein Ambt wieder ab/ und hinterlässet seinem Nachfolger das übrige zur Vollkommenheit / gestalt dann derselbe vollends in folgenden Versen abgebildet wird: 1. Ich Frühling stutz in Silbern Stücken / wenn mich mein Zephyr halst und küst; Es muß mir durch das Jahre glücken / Da alles bundt von Farben ist: Ich selbst ernehre meine Jugend / mein Crantz beut meine Wahren feil / daß ich mir selbst den grösten Theil muß dancken meiner guten Tugend. 2. Rom hat in Ehren mich gehalten / das mir ein sonders Fest gestifft: der Winter läst mich nicht erkalten / ob er gleich meine Kräuter trifft; So blühen sie doch einsten wieder / wenn sich die Sonne höher schwingt / und durch die warme Gluth durchdringt / Die Wurtzel meiner zarten Glieder. 3. Bald liegt mein Thun mit Schnee bedecket / bald aber findet sich die Zeit / da es vom Tode wird erwecket / und trägt ein neues Frühlings-Kleid. Da pflantz ich neue Tulipanen mit Tausend-schönen untermengt. Bis sich der heisse Tag verlängt. Und mit mir schwingt die Rosen-Fahnen. 4. Mich rühmt das Lied der Nachtigallen / ihr Thon kommt mir alleine zu / man legt sich ihr dann zu gefallen hin in das grüne Gras zur Ruh. Ist iemahls eine Lust und Wonne / die meine Gärten nur ergetzt / so hat man sich durch mich geletzt / bis nach dem Aufftritt heisser Sonne. Som̃er. Diesem folget der güldene Sommer / welcher alles/ was lebet/ erwärmet/ die Geburth der Thiere auf dem Erdboden / der Vogel unter dem Himmel/ und der Fische im Meer befördert/ und die Kräuter und Früchte zeitiget. Sein Element ist das Feuer/ welches eines von denen leichtesten und reinesten. Und obwohl unser Feuer/ dessen wir uns täglich bedienen/ auch subtil und leichte/ so ist es das Element selbsten doch nicht / alldieweil es vor sich nicht lauter/ sondern von einer zugesetzten Materia, nämlich von der Lufft/ durch die es sich stützet/ bestehet. Das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0067" n="57"/> Blumen / die Bäume tragen Laub/ Blüthen und Früchte/ alle Kräuter kommen zu ihrem Wachsthume/ die Vogel tragen zu Neste/ legen Eyer/ und hecken/ die Fische leichen/ und lässet sich hier alles Geschöpffe lustiger als zur andern Zeit ansehen/ und wann er also die Welt gnugsam ausgeputzet/ so tritt er sein Ambt wieder ab/ und hinterlässet seinem Nachfolger das übrige zur Vollkommenheit / gestalt dann derselbe vollends in folgenden Versen abgebildet wird:</p> <p>1.</p> <p>Ich Frühling stutz in Silbern Stücken /</p> <p>wenn mich mein Zephyr halst und küst;</p> <p>Es muß mir durch das Jahre glücken /</p> <p>Da alles bundt von Farben ist:</p> <p>Ich selbst ernehre meine Jugend /</p> <p>mein Crantz beut meine Wahren feil /</p> <p>daß ich mir selbst den grösten Theil</p> <p>muß dancken meiner guten Tugend.</p> <p>2.</p> <p>Rom hat in Ehren mich gehalten /</p> <p>das mir ein sonders Fest gestifft:</p> <p>der Winter läst mich nicht erkalten /</p> <p>ob er gleich meine Kräuter trifft;</p> <p>So blühen sie doch einsten wieder /</p> <p>wenn sich die Sonne höher schwingt /</p> <p>und durch die warme Gluth durchdringt /</p> <p>Die Wurtzel meiner zarten Glieder.</p> <p>3.</p> <p>Bald liegt mein Thun mit Schnee bedecket /</p> <p>bald aber findet sich die Zeit /</p> <p>da es vom Tode wird erwecket /</p> <p>und trägt ein neues Frühlings-Kleid.</p> <p>Da pflantz ich neue Tulipanen</p> <p>mit Tausend-schönen untermengt.</p> <p>Bis sich der heisse Tag verlängt.</p> <p>Und mit mir schwingt die Rosen-Fahnen.</p> <p>4.</p> <p>Mich rühmt das Lied der Nachtigallen /</p> <p>ihr Thon kommt mir alleine zu /</p> <p>man legt sich ihr dann zu gefallen</p> <p>hin in das grüne Gras zur Ruh.</p> <p>Ist iemahls eine Lust und Wonne /</p> <p>die meine Gärten nur ergetzt /</p> <p>so hat man sich durch mich geletzt /</p> <p>bis nach dem Aufftritt heisser Sonne.</p> <p><note place="right">Som̃er.</note> Diesem folget der güldene Sommer / welcher alles/ was lebet/ erwärmet/ die Geburth der Thiere auf dem Erdboden / der Vogel unter dem Himmel/ und der Fische im Meer befördert/ und die Kräuter und Früchte zeitiget. Sein Element ist das Feuer/ welches eines von denen leichtesten und reinesten. Und obwohl unser Feuer/ dessen wir uns täglich bedienen/ auch subtil und leichte/ so ist es das Element selbsten doch nicht / alldieweil es vor sich nicht lauter/ sondern von einer zugesetzten Materia, nämlich von der Lufft/ durch die es sich stützet/ bestehet. Das </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0067]
Blumen / die Bäume tragen Laub/ Blüthen und Früchte/ alle Kräuter kommen zu ihrem Wachsthume/ die Vogel tragen zu Neste/ legen Eyer/ und hecken/ die Fische leichen/ und lässet sich hier alles Geschöpffe lustiger als zur andern Zeit ansehen/ und wann er also die Welt gnugsam ausgeputzet/ so tritt er sein Ambt wieder ab/ und hinterlässet seinem Nachfolger das übrige zur Vollkommenheit / gestalt dann derselbe vollends in folgenden Versen abgebildet wird:
1.
Ich Frühling stutz in Silbern Stücken /
wenn mich mein Zephyr halst und küst;
Es muß mir durch das Jahre glücken /
Da alles bundt von Farben ist:
Ich selbst ernehre meine Jugend /
mein Crantz beut meine Wahren feil /
daß ich mir selbst den grösten Theil
muß dancken meiner guten Tugend.
2.
Rom hat in Ehren mich gehalten /
das mir ein sonders Fest gestifft:
der Winter läst mich nicht erkalten /
ob er gleich meine Kräuter trifft;
So blühen sie doch einsten wieder /
wenn sich die Sonne höher schwingt /
und durch die warme Gluth durchdringt /
Die Wurtzel meiner zarten Glieder.
3.
Bald liegt mein Thun mit Schnee bedecket /
bald aber findet sich die Zeit /
da es vom Tode wird erwecket /
und trägt ein neues Frühlings-Kleid.
Da pflantz ich neue Tulipanen
mit Tausend-schönen untermengt.
Bis sich der heisse Tag verlängt.
Und mit mir schwingt die Rosen-Fahnen.
4.
Mich rühmt das Lied der Nachtigallen /
ihr Thon kommt mir alleine zu /
man legt sich ihr dann zu gefallen
hin in das grüne Gras zur Ruh.
Ist iemahls eine Lust und Wonne /
die meine Gärten nur ergetzt /
so hat man sich durch mich geletzt /
bis nach dem Aufftritt heisser Sonne.
Diesem folget der güldene Sommer / welcher alles/ was lebet/ erwärmet/ die Geburth der Thiere auf dem Erdboden / der Vogel unter dem Himmel/ und der Fische im Meer befördert/ und die Kräuter und Früchte zeitiget. Sein Element ist das Feuer/ welches eines von denen leichtesten und reinesten. Und obwohl unser Feuer/ dessen wir uns täglich bedienen/ auch subtil und leichte/ so ist es das Element selbsten doch nicht / alldieweil es vor sich nicht lauter/ sondern von einer zugesetzten Materia, nämlich von der Lufft/ durch die es sich stützet/ bestehet. Das
Som̃er.
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