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Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 7. Lieferung, Nr. 3. Berlin, 18. Juli 1874.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 166
[Beginn Spaltensatz] derselbe auf der Annahme, jene Gruppen seien bleibend in
sich abgeschlossene Körper.

Nun ist dies aber keineswegs der Fall: denn wenn der
Unternehmer nichts zu thun hat, so entläßt er zwar seine
Arbeiter, diese aber können bei einem andern Unternehmer
in Arbeit treten. Umgekehrt, wenn er viel zu thun hat,
nimmt er zu seinen bisherigen Arbeitern neue auf.

Jn beiden Fällen aber bleibt -- in der Regel -- der
Unternehmer Unternehmer, der Lohnarbeiter Lohnarbeiter.

Wir finden also, daß jene Gruppen in ihrer Zusam-
mensetzung wechseln, sich als wechselnde Einzelgestaltungen
darstellen.

Aber ist, so müssen wir fragen, keine dauernde und
bleibende Grundlage da, auf welcher jene wechselnden Ge-
bilde abspielen?

Allerdings ist eine solche da.

Wir haben festgestellt, daß die Lohnarbeiter zwar von
diesem zu jenem Unternehmer übergehen können, daß sie
aber dabei immer Lohnarbeiter bleiben.

Wir haben weiter festgestellt, daß der Unternehmer
zwar diese oder jene Arbeiter, auch mehr oder weniger der-
selben haben kann, dabei aber immer Unternehmer bleibt.

Wir finden also, daß im Getriebe der producirenden
Gesellschaft zwei Klassen gegenüberstehen: die kleine Klasse
der Unternehmer und die große der Lohnarbeiter.

Hier nun aber wiederholt sich im Großen, klassen-
mäßig,
was wir im Kleinen, bei den einzelnen Gruppen,
gesehen: wie der einzelne Unternehmer zu seinem persön-
lichen Vortheil die Löhne seiner Arbeiter herabzudrücken
sucht, so sucht die Klasse der Unternehmer als solche, zu
ihrem Klassenvortheil, die Löhne überhaupt herabzudrücken.
Von der andern Seite: wie die Arbeiter der einzelnen
Gruppe ihrem Arbeitsherrn gegenüber ihren Lohn zu stei-
gern sucht, so ist die Arbeiterklasse im Großen, die Klasse
als solche, zu ihrem Klassenvortheil, bestrebt, die Löhne
überhaupt hinaufzubringen.

Die Frage, auf wessen Seite bei diesem Wettkampfe
der Vortheil ist, kann hier nicht Gegenstand unserer
Untersuchung werden, da wir für heute nur die Frage
gestellt haben: Ob das Jnteresse des Arbeitgebers und
das des Arbeitnehmers das gleiche ist.

Nach dem, was bisher gesagt wurde, ist einleuchtend,
daß das Gegentheil der Fall ist.

Nun könnte freilich Einer sagen: Bei der einzelnen
Gruppe kann zwar der Arbeiter aus und ein; anders aber
bei der Klasse im Großen; in dieser muß er aushalten;
die Klasse der Lohnarbeiter hat also in so fern wenigstens
[Spaltenumbruch] gleiches Jnteresse mit der der Unternehmer, als beide
wünschen müssen, daß überhaupt Arbeit vorhanden sei, in-
dem, je mehr dies der Fall, beide desto besser, je weniger
es der Fall ist, beide desto schlechter stehen.

Dies wäre zwar, wenn man die Sache im Großen
und für die Dauer nimmt, nicht einmal richtig; da es aber
hier zu weitläufig wäre, die Unrichtigkeit nachzuweisen, so
begnügen wir uns mit dem von vornherein entscheidenden
Nachweis, daß es auf jenen Umstand, selbst seine Richtig-
keit vorausgesetzt, gar nicht ankommt.

Nehmen wir an, das gemeinsame Jnteresse gehe aus
dem oben erwähnten Grunde dahin, daß möglichst viel
Arbeit vorhanden sei, so würde doch immer die wichtigste,
zwischen beiden Klassen auszutragende Frage die sein:
welchen Antheil die eine und die andere an dem durch
die Arbeit entstehenden Werthe haben würde. Es würde
also jener Kampf bleiben, in welchem die eine Seite die
Löhne möglichst herabzudrücken, die andere sie möglichst zu
erhöhen bestrebt ist. Das Jnteresse, welches also etwa ge-
meinsam wäre, würde völlig in den Hintergrund ge-
drängt von Jnteressen, welche sich schnurstracks
entgegenstehen.

Wir bleiben also bei dem bereits aufgestellten Ergeb-
nisse stehen und finden keinen Grund, von demselben ab-
zugehen.

Dieses Ergebniß aber läßt sich kurz also zusammen-
fassen:

zwei Klassen, die der Unternehmer und die der
Lohnarbeiter stehen sich gegenüber;

die Ausschlag gebenden Jnteressen beider sind ein-
ander feindlich entgegengesetzt;

die beiden Klassen können also in ihren Klassenbe-
strebungen nicht Hand in Hand miteinander gehen, sondern
müssen von dem Augenblicke an, wo die Lohnarbeiter ihre
Klassenlage eben so deutlich erkannt haben, wie die Unter-
nehmer die ihrige, feindlich einander gegenüber stehen.

Hiermit ist die gestellte Frage beantwortet.

Wenn wir uns über die an die jetzigen Formen an-
knüpfende Betrachtungsweise erheben wollen, müssen wir die
Sache so ausdrücken: Das Bestreben der kapitalbesitzenden
Unternehmerklasse geht darauf hinaus, die vorhandene Kluft
immer weiter auszudehnen, sich die Arbeitskraft immer
mehr dienstbar zu machen;
das Bestreben der kapital-
losen Lohnarbeiterklasse muß darauf hinausgehen, die vor-
handene Kluft auszufüllen, den feindlichen Gegensatz
zwischen Unternehmerklasse und Lohnarbeiter-
klasse überhaupt aufzuheben.

[Ende Spaltensatz]

Reise nach Jkarien
von Cabet.
( Fortsetzung. )

Erster Theil. Reise. -- Bericht. -- Beschreibung.

[Beginn Spaltensatz]

Nunmehr, da Sie einen Ueberblick über die Stadt haben,
wollen wir, wenn's Jhnen recht, einen Ausflug machen und sehen,
ob der Grundriß richtig ist.

Wir gingen, und wollten das Dampfboot besteigen, unter-
[Spaltenumbruch] halb des Hafens, um bis zum Mittelplan hinauf zu fahren.
Eugen schlug vor, auf diesem Wege einige Gärten zu betrachten.
Durch ein prächtiges Säulenthor traten wir in einen derselben;
er hatte Aehnlichkeit mit denen, welche ich in Tyrama gesehen.
[Ende Spaltensatz]

Zur Unterhaltung und Belehrung. 166
[Beginn Spaltensatz] derselbe auf der Annahme, jene Gruppen seien bleibend in
sich abgeschlossene Körper.

Nun ist dies aber keineswegs der Fall: denn wenn der
Unternehmer nichts zu thun hat, so entläßt er zwar seine
Arbeiter, diese aber können bei einem andern Unternehmer
in Arbeit treten. Umgekehrt, wenn er viel zu thun hat,
nimmt er zu seinen bisherigen Arbeitern neue auf.

Jn beiden Fällen aber bleibt — in der Regel — der
Unternehmer Unternehmer, der Lohnarbeiter Lohnarbeiter.

Wir finden also, daß jene Gruppen in ihrer Zusam-
mensetzung wechseln, sich als wechselnde Einzelgestaltungen
darstellen.

Aber ist, so müssen wir fragen, keine dauernde und
bleibende Grundlage da, auf welcher jene wechselnden Ge-
bilde abspielen?

Allerdings ist eine solche da.

Wir haben festgestellt, daß die Lohnarbeiter zwar von
diesem zu jenem Unternehmer übergehen können, daß sie
aber dabei immer Lohnarbeiter bleiben.

Wir haben weiter festgestellt, daß der Unternehmer
zwar diese oder jene Arbeiter, auch mehr oder weniger der-
selben haben kann, dabei aber immer Unternehmer bleibt.

Wir finden also, daß im Getriebe der producirenden
Gesellschaft zwei Klassen gegenüberstehen: die kleine Klasse
der Unternehmer und die große der Lohnarbeiter.

Hier nun aber wiederholt sich im Großen, klassen-
mäßig,
was wir im Kleinen, bei den einzelnen Gruppen,
gesehen: wie der einzelne Unternehmer zu seinem persön-
lichen Vortheil die Löhne seiner Arbeiter herabzudrücken
sucht, so sucht die Klasse der Unternehmer als solche, zu
ihrem Klassenvortheil, die Löhne überhaupt herabzudrücken.
Von der andern Seite: wie die Arbeiter der einzelnen
Gruppe ihrem Arbeitsherrn gegenüber ihren Lohn zu stei-
gern sucht, so ist die Arbeiterklasse im Großen, die Klasse
als solche, zu ihrem Klassenvortheil, bestrebt, die Löhne
überhaupt hinaufzubringen.

Die Frage, auf wessen Seite bei diesem Wettkampfe
der Vortheil ist, kann hier nicht Gegenstand unserer
Untersuchung werden, da wir für heute nur die Frage
gestellt haben: Ob das Jnteresse des Arbeitgebers und
das des Arbeitnehmers das gleiche ist.

Nach dem, was bisher gesagt wurde, ist einleuchtend,
daß das Gegentheil der Fall ist.

Nun könnte freilich Einer sagen: Bei der einzelnen
Gruppe kann zwar der Arbeiter aus und ein; anders aber
bei der Klasse im Großen; in dieser muß er aushalten;
die Klasse der Lohnarbeiter hat also in so fern wenigstens
[Spaltenumbruch] gleiches Jnteresse mit der der Unternehmer, als beide
wünschen müssen, daß überhaupt Arbeit vorhanden sei, in-
dem, je mehr dies der Fall, beide desto besser, je weniger
es der Fall ist, beide desto schlechter stehen.

Dies wäre zwar, wenn man die Sache im Großen
und für die Dauer nimmt, nicht einmal richtig; da es aber
hier zu weitläufig wäre, die Unrichtigkeit nachzuweisen, so
begnügen wir uns mit dem von vornherein entscheidenden
Nachweis, daß es auf jenen Umstand, selbst seine Richtig-
keit vorausgesetzt, gar nicht ankommt.

Nehmen wir an, das gemeinsame Jnteresse gehe aus
dem oben erwähnten Grunde dahin, daß möglichst viel
Arbeit vorhanden sei, so würde doch immer die wichtigste,
zwischen beiden Klassen auszutragende Frage die sein:
welchen Antheil die eine und die andere an dem durch
die Arbeit entstehenden Werthe haben würde. Es würde
also jener Kampf bleiben, in welchem die eine Seite die
Löhne möglichst herabzudrücken, die andere sie möglichst zu
erhöhen bestrebt ist. Das Jnteresse, welches also etwa ge-
meinsam wäre, würde völlig in den Hintergrund ge-
drängt von Jnteressen, welche sich schnurstracks
entgegenstehen.

Wir bleiben also bei dem bereits aufgestellten Ergeb-
nisse stehen und finden keinen Grund, von demselben ab-
zugehen.

Dieses Ergebniß aber läßt sich kurz also zusammen-
fassen:

zwei Klassen, die der Unternehmer und die der
Lohnarbeiter stehen sich gegenüber;

die Ausschlag gebenden Jnteressen beider sind ein-
ander feindlich entgegengesetzt;

die beiden Klassen können also in ihren Klassenbe-
strebungen nicht Hand in Hand miteinander gehen, sondern
müssen von dem Augenblicke an, wo die Lohnarbeiter ihre
Klassenlage eben so deutlich erkannt haben, wie die Unter-
nehmer die ihrige, feindlich einander gegenüber stehen.

Hiermit ist die gestellte Frage beantwortet.

Wenn wir uns über die an die jetzigen Formen an-
knüpfende Betrachtungsweise erheben wollen, müssen wir die
Sache so ausdrücken: Das Bestreben der kapitalbesitzenden
Unternehmerklasse geht darauf hinaus, die vorhandene Kluft
immer weiter auszudehnen, sich die Arbeitskraft immer
mehr dienstbar zu machen;
das Bestreben der kapital-
losen Lohnarbeiterklasse muß darauf hinausgehen, die vor-
handene Kluft auszufüllen, den feindlichen Gegensatz
zwischen Unternehmerklasse und Lohnarbeiter-
klasse überhaupt aufzuheben.

[Ende Spaltensatz]

Reise nach Jkarien
von Cabet.
( Fortsetzung. )

Erster Theil. Reise.Bericht.Beschreibung.

[Beginn Spaltensatz]

Nunmehr, da Sie einen Ueberblick über die Stadt haben,
wollen wir, wenn's Jhnen recht, einen Ausflug machen und sehen,
ob der Grundriß richtig ist.

Wir gingen, und wollten das Dampfboot besteigen, unter-
[Spaltenumbruch] halb des Hafens, um bis zum Mittelplan hinauf zu fahren.
Eugen schlug vor, auf diesem Wege einige Gärten zu betrachten.
Durch ein prächtiges Säulenthor traten wir in einen derselben;
er hatte Aehnlichkeit mit denen, welche ich in Tyrama gesehen.
[Ende Spaltensatz]

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Wenn wir uns über die an die jetzigen Formen an- knüpfende Betrachtungsweise erheben wollen, müssen wir die Sache so ausdrücken: Das Bestreben der kapitalbesitzenden Unternehmerklasse geht darauf hinaus, die vorhandene Kluft immer weiter auszudehnen, sich die Arbeitskraft immer mehr dienstbar zu machen; das Bestreben der kapital- losen Lohnarbeiterklasse muß darauf hinausgehen, die vor- handene Kluft auszufüllen, den feindlichen Gegensatz zwischen Unternehmerklasse und Lohnarbeiter- klasse überhaupt aufzuheben. Reise nach Jkarien von Cabet. ( Fortsetzung. ) Erster Theil. Reise. — Bericht. — Beschreibung. Nunmehr, da Sie einen Ueberblick über die Stadt haben, wollen wir, wenn's Jhnen recht, einen Ausflug machen und sehen, ob der Grundriß richtig ist. Wir gingen, und wollten das Dampfboot besteigen, unter- halb des Hafens, um bis zum Mittelplan hinauf zu fahren. Eugen schlug vor, auf diesem Wege einige Gärten zu betrachten. 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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 7. Lieferung, Nr. 3. Berlin, 18. Juli 1874, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social0703_1874/2>, abgerufen am 13.06.2024.