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Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 8. Lieferung, Nr. 3. Berlin, 15. August 1874.

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8. Lief. Nr. 3.Berlin, 15. August 1874.2. Jahrgang.
Social-politische Blätter
zur
Unterhaltung u Belehrung
für
die deutschen Arbeiter


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Bestellungen
nehmen alle Postanstalten an; in Berlin
wird bei den Zeitungsspediteuren und
dem Verleger, C. Jhring's Nfgr., Dres-
denerstraße 84, abonnirt.

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Eigenthum der Lassalleaner.

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Diese Blätter
erscheinen regelmäßig jeden Sonnabend
und kosten auf der Post bestellt pro Quar-
tal 10 Sgr.; ein Monatsheft durch Col-
portage bezogen 4 Sgr.

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Social=Demokraten und Social=Pfuscher.

Die sociale Frage umfaßt das große Problem, wie
die Ungleichheit der Vertheilung der Güter und des mit
diesen verbundenen, von ihrem Besitz abhängigen Genusses
unter den Menschen beseitigt werden kann.

Die Leute, welche sich mit der Lösung derselben be-
schäftigen, unterscheiden sich in ihren theoretischen Vorschlä-
gen und praktischen Bestrebungen hauptsächlich im Großen
und Ganzen dadurch, daß die Einen die totale Beseiti-
gung der Ungleichheit der Gütervertheilung, aller Ursachen
derselben, -- die Andern nur deren Verminderung be-
zwecken. Die Letzteren lassen sich vorzüglich durch die Ab-
sicht leiten, theils: die Grundpfeiler der bestehenden socialen
Zustände der Menschheit ( päpstliche "Unfehlbarkeit," poli-
tische "Autorität," socialer "Besitz" ) allgemein aufrecht zu
erhalten; theils -- je nach dem verschiedenen Standpunkte
-- den einen oder andern der bezeichneten Grundpfeiler
fahren zu lassen, wenn nur der eigene nicht in Gefahr
kommt. -- Daher erklären sich auch die tausendfachen heim-
lichen und öffentlichen, kleinen und großen Schwierigkeiten
und Kämpfe jenes Trifoliums ( Religion, Politik, Kapi-
tal, -- Kirche, Adel und Geldsack ) unter sich um die aus-
schließliche Alleinherrschaft über die Gesammt=Menschheit. --
Abgesehen von den Kämpfen innerhalb jeder Kategorie
( confessionelle Zänkereien, Religions=Kriege, Kabinets= und
Eroberungs=Kriege, Concurrenz=Kampf ) befehdete die
"Kirche" die weltliche Obrigkeit, die "Obrigkeit" die Kirche,
das Geldbürgerthum Beide und Diese einzeln oder in Ge-
meinschaft die Bourgeoisie. Die Geschichte beweist dies bis
zum Ueberdruß, der parlamentarischen Häkelein der neueren
Zeit nicht zu gedenken, in Folge derer selbst in den Kam-
mern die Vertreter der herrschenden Stände sich absondern
[Spaltenumbruch] und gegenseitig bekämpfen: Konservative, Klerikale und Li-
berale. -- Und das "Volk"? Es ist in den gesetzgebenden
Körpern kaum vertreten, aber es "betet und arbeitet," "glaubt"
und -- zahlt, hungert oder "ißt im Schweiße seines An-
gesichts sein täglich Brod," wenn's welches hat, und --
stirbt, Alles in christlicher Lammes=Geduld und mit der
trostreichen, ihm allseitig eröffneten Aussicht auf die ber-
schwenglichen Freuden des ewigen himmlischen Jenseits.

Armes, zufriedenes, glückliches Volk!

Diejenigen, welche die radikale Beseitigung der Un-
gleichheit der Gütervertheilung, aller Ursachen derselben,
erstreben, fordern kurz und gut allgemeine Gütergemein-
schaft. Unter denselben stehen oben an die "Communisten"
und die -- "Christen." -- Jesus von Nazareth war un-
streitig ein Communist "vom reinsten Wasser" ( "Wer
zween Röche hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer
Speise hat, thue auch also" ) ; allein die Zeiten, Verhält-
nisse und Ansichten haben sich seitdem bedeutend geändert.
Wenn er jetzt den Menschen sein "philantropisches" Evan-
gelium der allgemeinen Nächstenliebe und Gütergemeinschaft
predigte, -- dann würde man ihn -- nicht kreuzigen, wie
es die uncivilisirten, barbarischen Schriftgelehrten thaten,
oder "foltern" und bei lebendigem Leibe schmoren, wie seine
christlichen "Nachfolger" mit mißliebigen Persönlichkeiten zu
verfahren pflegten; -- jedenfalls aber würde man ihn in
einer der fortgeschrittenen "Civilisation" des Menschenge-
schlechts angemessenen Weise "unschädlich" machen.

Die Vorschläge, welche unter gänzlicher oder theilwei-
ser Aufrechterhaltung der Grundlagen der socialen Zustände
nur eine Verminderung der nachtheiligen Folgen der Letz-
teren bezwecken, sind durchgängig der socialen Stellung
ihrer Urheber angemessen. Diese gehören den herrschenden
Klassen an, und je nach den Jnteressen derselben sind die
Vorschläge beschaffen.

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Social=Demokraten und Social=Pfuscher.

Die sociale Frage umfaßt das große Problem, wie
die Ungleichheit der Vertheilung der Güter und des mit
diesen verbundenen, von ihrem Besitz abhängigen Genusses
unter den Menschen beseitigt werden kann.

Die Leute, welche sich mit der Lösung derselben be-
schäftigen, unterscheiden sich in ihren theoretischen Vorschlä-
gen und praktischen Bestrebungen hauptsächlich im Großen
und Ganzen dadurch, daß die Einen die totale Beseiti-
gung der Ungleichheit der Gütervertheilung, aller Ursachen
derselben, — die Andern nur deren Verminderung be-
zwecken. Die Letzteren lassen sich vorzüglich durch die Ab-
sicht leiten, theils: die Grundpfeiler der bestehenden socialen
Zustände der Menschheit ( päpstliche „Unfehlbarkeit,“ poli-
tische „Autorität,“ socialer „Besitz“ ) allgemein aufrecht zu
erhalten; theils — je nach dem verschiedenen Standpunkte
— den einen oder andern der bezeichneten Grundpfeiler
fahren zu lassen, wenn nur der eigene nicht in Gefahr
kommt. — Daher erklären sich auch die tausendfachen heim-
lichen und öffentlichen, kleinen und großen Schwierigkeiten
und Kämpfe jenes Trifoliums ( Religion, Politik, Kapi-
tal, — Kirche, Adel und Geldsack ) unter sich um die aus-
schließliche Alleinherrschaft über die Gesammt=Menschheit. —
Abgesehen von den Kämpfen innerhalb jeder Kategorie
( confessionelle Zänkereien, Religions=Kriege, Kabinets= und
Eroberungs=Kriege, Concurrenz=Kampf ) befehdete die
„Kirche“ die weltliche Obrigkeit, die „Obrigkeit“ die Kirche,
das Geldbürgerthum Beide und Diese einzeln oder in Ge-
meinschaft die Bourgeoisie. Die Geschichte beweist dies bis
zum Ueberdruß, der parlamentarischen Häkelein der neueren
Zeit nicht zu gedenken, in Folge derer selbst in den Kam-
mern die Vertreter der herrschenden Stände sich absondern
[Spaltenumbruch] und gegenseitig bekämpfen: Konservative, Klerikale und Li-
berale. — Und das „Volk“? Es ist in den gesetzgebenden
Körpern kaum vertreten, aber es „betet und arbeitet,“ „glaubt“
und — zahlt, hungert oder „ißt im Schweiße seines An-
gesichts sein täglich Brod,“ wenn's welches hat, und —
stirbt, Alles in christlicher Lammes=Geduld und mit der
trostreichen, ihm allseitig eröffneten Aussicht auf die ber-
schwenglichen Freuden des ewigen himmlischen Jenseits.

Armes, zufriedenes, glückliches Volk!

Diejenigen, welche die radikale Beseitigung der Un-
gleichheit der Gütervertheilung, aller Ursachen derselben,
erstreben, fordern kurz und gut allgemeine Gütergemein-
schaft. Unter denselben stehen oben an die „Communisten“
und die — „Christen.“ — Jesus von Nazareth war un-
streitig ein Communist „vom reinsten Wasser“ ( „Wer
zween Röche hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer
Speise hat, thue auch also“ ) ; allein die Zeiten, Verhält-
nisse und Ansichten haben sich seitdem bedeutend geändert.
Wenn er jetzt den Menschen sein „philantropisches“ Evan-
gelium der allgemeinen Nächstenliebe und Gütergemeinschaft
predigte, — dann würde man ihn — nicht kreuzigen, wie
es die uncivilisirten, barbarischen Schriftgelehrten thaten,
oder „foltern“ und bei lebendigem Leibe schmoren, wie seine
christlichen „Nachfolger“ mit mißliebigen Persönlichkeiten zu
verfahren pflegten; — jedenfalls aber würde man ihn in
einer der fortgeschrittenen „Civilisation“ des Menschenge-
schlechts angemessenen Weise „unschädlich“ machen.

Die Vorschläge, welche unter gänzlicher oder theilwei-
ser Aufrechterhaltung der Grundlagen der socialen Zustände
nur eine Verminderung der nachtheiligen Folgen der Letz-
teren bezwecken, sind durchgängig der socialen Stellung
ihrer Urheber angemessen. Diese gehören den herrschenden
Klassen an, und je nach den Jnteressen derselben sind die
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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 8. Lieferung, Nr. 3. Berlin, 15. August 1874, S. [197]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social0803_1874/1>, abgerufen am 21.11.2024.