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Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 9. Lieferung, Nr. 1. Berlin, 5. September 1874.

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9. Lief. Nr. 1.Berlin, 5. September 1874.2. Jahrgang.
Social-politische Blätter
zur
Unterhaltung u Belehrung
für
die deutschen Arbeiter


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Bestellungen
nehmen alle Postanstalten an; in Berlin
wird bei den Zeitungsspediteuren und
dem Verleger, C. Jhring's Nfgr., Dres-
denerstraße 84, abonnirt.

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Eigenthum der Lassalleaner.

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Diese Blätter
erscheinen regelmäßig jeden Sonnabend
und kosten auf der Post bestellt pro Quar-
tal 10 Sgr.; ein Monatsheft durch Col-
portage bezogen 4 Sgr.

[Ende Spaltensatz]


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Die deutsche Arbeiterpartei.

Eine wahre Herzensfreude ist es, zu sehen, wie mächtig
die Gestaltung der deutschen Arbeiterpartei von Tag zu
Tag vorwärts schreitet, wie sie fortwährend in immer stei-
gendem Maße an äußerer Ausdehnung wie an innerer
Kraft gewinnt.

Aber wenn die Bewegung bis heute immer mächtiger
und gewaltiger vorangegangen ist, so mag wohl Grund vor-
handen sein, daß wir uns erinnern, uns recht deutlich in's
Bewußtsein rufen, wodurch wir denn über unendliche Schwie-
rigkeiten Herr geworden sind, und wodurch wir so Vieles
errungen haben. Viele neue Elemente hat die Partei in
der letzten Zeit überall im weiten Deutschland gewonnen,
und vorzüglich um dieser neuen Elemente willen muß die
Partei die altbewährten Grundlagen ihres festen Bestandes
und ihrer glücklichen Entwickelung immer wieder laut ver-
künden, damit die neuen Mitglieder in dem altbewährten
Geiste erstarken. Dieselben Principien, die uns bisher ge-
fördert -- sie werden uns auch weiter vorwärts bringen.

Eines vor Allem ist es, was der Arbeiterpartei bei
dem arbeitenden Volke, der großen Masse der Nation, innere
Kraft und feste Wurzel giebt -- und von diesem Einen
wollen wir heute reden.

Allen anderen Parteien, wie sie auch heißen und wel-
chen Namen sie auch führen mögen, sind die Arbeiter nur
Mittel zum Zweck; sie alle führen nur zum Schein eine
arbeiterfreundliche Sprache, sie alle nehmen sich nur schein-
bar der Arbeiterinteressen an, um die Arbeiter in's Schlepp-
tau ihrer besonderen Parteipolitik zu bekommen.

Galt es doch gleich im Anfang, daß Lassalle die Ar-
beiter aus den Banden der Fortschrittspartei, der sie blind-
lings zu folgen gewohnt waren, dadurch befreite, daß er
[Spaltenumbruch] sie über ihre Klassenlage aufklärte, d. h. ihnen die Erkennt-
niß zum Bewußtsein brachte, daß die Arbeiter eigene, selbst-
ständige Jnteressen in der Gesellschaft haben, daß diese Jn-
teressen von denen der anderen Gesellschaftsklassen wesent-
lich unterschieden, ja großentheils denselben entgegengesetzt
sind, und daß daher die Arbeiter eine selbstständige Haltung
annehmen, eine eigene Partei in ihrem eigenen Jnteresse
bilden müssen.

Das ist das große, das ewig dankenswerthe Werk,
das Lassalle vollbrachte, als er das Wort der Aufklärung
und Erleuchtung in die Massen warf. Die Arbeiter be-
griffen sein Wort, und so wurde die Macht der Fortschritts-
partei gebrochen.

Dann kam die preußische Feudalpartei und glaubte
die Arbeiterbewegung zu Gunsten specifisch preußischer Re-
gierungszweck ausbeuten zu können. Die Arbeiter aber
widerstanden der Lockung nach dieser Seite, wie sie der
Lockung nach jener widerstanden hatten; fest verharrte die
Arbeiterpartei auf dem Boden des Princips, daß die Ar-
beiter nicht dazu da sind, sich als Mittel für politische
Parteien mißbrauchen zu lassen, sondern daß sie, ihre eigene
Partei bildend, nur nach ihren eigenen Jnteressen zu handeln
haben. Dadurch wurde der Feudal=Socialismus unmöglich
gemacht.

Weitere Verlockungen und weitere Versuche kommen
von Seiten der Ultramontanen -- kommen um so mehr,
je bedeutender die Arbeiterbewegung ist, -- allein, da die
Arbeiter in dem Geiste verharren, dem sie ihre Macht ver-
danken, so werden alle Lockungen wie bisher, so auch in
Zukunft vergebens sein. Niemals, niemals werden die Ar-
beiter sich zum Werkzeug irgend einer anderen Partei
machen lassen; denn die Social=Demokratie hat ihnen ge-
lehrt, daß die Arbeiter nur dann vorwärts kommen können,
wenn sie ihre eigene, selbstständige Partei bilden.

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9. Lief. Nr. 1.Berlin, 5. September 1874.2. Jahrgang.
Social-politische Blätter
zur
Unterhaltung u Belehrung
für
die deutschen Arbeiter


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nehmen alle Postanstalten an; in Berlin
wird bei den Zeitungsspediteuren und
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denerstraße 84, abonnirt.

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Die deutsche Arbeiterpartei.

Eine wahre Herzensfreude ist es, zu sehen, wie mächtig
die Gestaltung der deutschen Arbeiterpartei von Tag zu
Tag vorwärts schreitet, wie sie fortwährend in immer stei-
gendem Maße an äußerer Ausdehnung wie an innerer
Kraft gewinnt.

Aber wenn die Bewegung bis heute immer mächtiger
und gewaltiger vorangegangen ist, so mag wohl Grund vor-
handen sein, daß wir uns erinnern, uns recht deutlich in's
Bewußtsein rufen, wodurch wir denn über unendliche Schwie-
rigkeiten Herr geworden sind, und wodurch wir so Vieles
errungen haben. Viele neue Elemente hat die Partei in
der letzten Zeit überall im weiten Deutschland gewonnen,
und vorzüglich um dieser neuen Elemente willen muß die
Partei die altbewährten Grundlagen ihres festen Bestandes
und ihrer glücklichen Entwickelung immer wieder laut ver-
künden, damit die neuen Mitglieder in dem altbewährten
Geiste erstarken. Dieselben Principien, die uns bisher ge-
fördert — sie werden uns auch weiter vorwärts bringen.

Eines vor Allem ist es, was der Arbeiterpartei bei
dem arbeitenden Volke, der großen Masse der Nation, innere
Kraft und feste Wurzel giebt — und von diesem Einen
wollen wir heute reden.

Allen anderen Parteien, wie sie auch heißen und wel-
chen Namen sie auch führen mögen, sind die Arbeiter nur
Mittel zum Zweck; sie alle führen nur zum Schein eine
arbeiterfreundliche Sprache, sie alle nehmen sich nur schein-
bar der Arbeiterinteressen an, um die Arbeiter in's Schlepp-
tau ihrer besonderen Parteipolitik zu bekommen.

Galt es doch gleich im Anfang, daß Lassalle die Ar-
beiter aus den Banden der Fortschrittspartei, der sie blind-
lings zu folgen gewohnt waren, dadurch befreite, daß er
[Spaltenumbruch] sie über ihre Klassenlage aufklärte, d. h. ihnen die Erkennt-
niß zum Bewußtsein brachte, daß die Arbeiter eigene, selbst-
ständige Jnteressen in der Gesellschaft haben, daß diese Jn-
teressen von denen der anderen Gesellschaftsklassen wesent-
lich unterschieden, ja großentheils denselben entgegengesetzt
sind, und daß daher die Arbeiter eine selbstständige Haltung
annehmen, eine eigene Partei in ihrem eigenen Jnteresse
bilden müssen.

Das ist das große, das ewig dankenswerthe Werk,
das Lassalle vollbrachte, als er das Wort der Aufklärung
und Erleuchtung in die Massen warf. Die Arbeiter be-
griffen sein Wort, und so wurde die Macht der Fortschritts-
partei gebrochen.

Dann kam die preußische Feudalpartei und glaubte
die Arbeiterbewegung zu Gunsten specifisch preußischer Re-
gierungszweck ausbeuten zu können. Die Arbeiter aber
widerstanden der Lockung nach dieser Seite, wie sie der
Lockung nach jener widerstanden hatten; fest verharrte die
Arbeiterpartei auf dem Boden des Princips, daß die Ar-
beiter nicht dazu da sind, sich als Mittel für politische
Parteien mißbrauchen zu lassen, sondern daß sie, ihre eigene
Partei bildend, nur nach ihren eigenen Jnteressen zu handeln
haben. Dadurch wurde der Feudal=Socialismus unmöglich
gemacht.

Weitere Verlockungen und weitere Versuche kommen
von Seiten der Ultramontanen — kommen um so mehr,
je bedeutender die Arbeiterbewegung ist, — allein, da die
Arbeiter in dem Geiste verharren, dem sie ihre Macht ver-
danken, so werden alle Lockungen wie bisher, so auch in
Zukunft vergebens sein. Niemals, niemals werden die Ar-
beiter sich zum Werkzeug irgend einer anderen Partei
machen lassen; denn die Social=Demokratie hat ihnen ge-
lehrt, daß die Arbeiter nur dann vorwärts kommen können,
wenn sie ihre eigene, selbstständige Partei bilden.

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 9. Lieferung, Nr. 1. Berlin, 5. September 1874, S. [221]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social0901_1874/1>, abgerufen am 17.05.2024.