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Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 11. Lieferung, Nr. 1. Berlin, 7. November 1874.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 297
[Beginn Spaltensatz] schrecken ließ, zog man auch strengere Saiten auf: und so kam
es denn zuletzt dahin, daß er gerichtlich zur Ausstellung auf dem
Schaffot und am Pranger oerurtheilt ward, "weil er gedruckt
habe: Christus sei der kühnste Revolutionsheld auf Erden gewe-
sen." Glücklicherweise schreckte diese infame Behandlung den
edlen Jkar nicht ab. Mit vermehrtem Eifer wandte er sich nun
der socialen Frage zu. Er untersuchte auf's Ernstlichste alle
bisherigen Systeme alter und neuer Philosophen und Mensch-
heitsfreunde, inländischer wie ausländischer; er sann über Jesu
Lehre nach, erwog die vielen tausende von Gemeinschaftstheorien
religiöser Gesellschaften, die auf der christlichen Lehre beruhen,
und entwarf allmählig den Plan einer ganz neuen, politischen
und socialen Organisation, deren Grundlage vollkommene
Gleichheit und Gütergemeinschaft sein sollte. Nach jahrelangen
Studien, die ihm einen bedeutenden Schatz von Kenntnissen
verschafften, kam Jkar zur Gewißheit: dieser Plan sei ausführ-
bar und sei der allein dem Menschen Glück verheißende und ge-
währende.

Begeistert veröffentlichte er eine Broschüre hierüber. Also-
bald gerieth er wieder in die Hände der Justiz und diesmal ging
es um seinen Kopf. Er ward als Communist oder Güterge-
meinschäftler, gleich den Christenbekennern der frühesten Zeiten,
des Hochverraths angeklagt. Man beschuldigte ihn, gegen
die Sicherheit des Staates, der Krone und der Kirche, ja der
Moral, zu Verschwörung aufzureizen. Man nannte ihn einen
Anarchisten, d. h. einen Frevler, der sich gegen alle bestehende
göttliche wie menschliche Ordnung und Satzung empöre, die bö-
sen Leidenschaften der Armen wider die Reichen im Staate hetze,
folglich Bürgerkrieg, Mord, Raub, Diebstahl lehre, die Nichts-
thuerei empfehle, den Besitzenden ihre sauer erworbene Habe und
ihre von Rechtswegen zuertheilte Erbschaft entreißen wolle, und
dergleichen saubere Anklagen mehr. Jkar, "der Volksfeind und
Blutmensch," wie er hieß, entkam nur mit Noth dem Henker;
die Richter erklärten, sein Leben habe er eigentlich verwirkt, doch
wollten sie ihn loslassen, wofern er öffentlich Widerruf thue. Er
blieb jedoch fest und schwur, lieber wie Sokrates und Jesus und
Morus von England zu sterben, als eine Wahrheit zu verleug-
nen, die einst sich den Erdkreis unterwerfen werde. Die Hälfte
der Richter sprach den Tod aus; die andere Hälfte entschied:
seine Lehrsätze seine verrückt. Auf diese Weise allein ward
er gerettet. -- Da lächelte ihm plötzlich, zum ersten Male, das
Geschick: ein alter Oheim in Ostindien starb und hinterließ ihm
sein ungeheures Vermögen. Jkar that das Gelübde, es gänzlich
für die Befreiung seines Vaterlandes anzuwenden; denn er
glaubte, würde erst ein einziges Land gütergemeinschaftlich sein,
so werde die Menschheit unendlichen Nutzen daraus ziehen.

Von dieser Stunde an ward er Revolutionär und machte er
Propaganda, d. h. verbreitete sein System, wie der Sohn des
jüdischen Zimmermanns, auf friedlichem Wege. Er war be-
reit, sich mit einer untergeordneten Rolle zu begnügen, wenn ein
Anderer aufträte, der da fähiger wäre, die Massen des Volkes
zu einigen und die Wiedergeburt des Staates zu betreiben. Von
dieser Stunde an umgab er sich mit kenntnißreichen und edel-
strebenden Jünglingen, die ihn in seinen Schriften und sonstigen
Arbeiten unterstützten. Jhnen trug er unter anderm auf, sämmt-
liche Ansichten alter und neuer Zeiten für und wider zu sam-
meln, und dem Volke in allgemein verständlichem Style zu er-
schließen, damit es einen Ueberblick auf Alles bekomme, was je
und irgendwo betreffs des Systems der Gemeinschaft der Güter
geschrieben und gethan worden. So entstand eine lange Liste,
und die Hoffnung Jkar's ward immer stärker; er sah, daß hohe
und herrliche Männer der Vorzeit sich gleichfalls derselben er-
freut hatten. Damals, sagte er, konnte das System nicht durch-
[Spaltenumbruch] dringen; warum sollte es aber in Zukunft dies Mißgeschick nicht
bezwingen dürfen? Er vernachlässigte jetzt kein ehrbares Mittel,
sich bei den Mitbürgern beliebt zu machen. Jn wenigen Jahren
gelang es ihm, an die Spitze einer mächtigen, revolutionären
Partei zu treten. Seine Einfachheit in den äußeren Lebens-
dingen, die er trotz des Reichthums beibehielt, seine herzgewin-
nenden Manieren, die rastlose Thätigkeit, in der er seine Liebe
für das Volk darlegte, sein Muth, seine Gewandtheit, dies Alles
hob ihn täglich mehr in den Augen der mit Lixdox Unzufriede-
nen. Glücklich war er jedesmal, wenn es ihm gelang, vermöge
seines moralischen Einflusses, die thörichten, obschon gutgemeinten
Angriffe Einzelner gegen die bestehende Macht zu hintertreiben,
hochherzige doch unbesonnene Freiheitsmänner vor Schaffot, Ker-
ker und Verbanuung zu schirmen. Oft mußte er freilich für seine
Warnungen die ärgsten Verleumdungen hören.

Als endlich der Augenblick gekommen war, da gab er selbst
das Zeichen zum Aufftande und stürzte sich in das Gewühl des
Kampfes; sein Schwert und seine Aufrufe an das Volk hatten
den erwünschtesten Erfolg; die gute Sache der Menschheit errang
die Palme des Sieges. Das Volk triumphirte 1782 am
14. Juni; Jkar, leicht verwundet, ward von demselben zum
Dictator erkoren. Mit dieser schrankenlosen Gewalt bekleidet
und im unerschütterlichen Vorhaben, nichts als des Landes Wohl
zu beabsichtigen, errang er alsobald einen noch herrlicheren Sieg,
indem er dem Blutbade Einhalt that, Einigung schuf, das Volk
wie Einen Mann organisirte und die theuer erkämpfte Freiheit
nach Außen wie nach Jnnen sicherte, d. h. auf die feste Basis
der politisch=socialen Reform stellte. Der Dictator schlug seinen
Landsleuten aber nicht blos die politische, sociale Gleichheit,
Gütergemeinschaft und demokratische Republik vor; er gab auch
den weisheitsvollen Plan eines Ueberganges, der während funfzig
Jahren zu befolgen sein sollte.

Nach einem schweren und langen Kriege gegen die sämmt-
lichen wider uns verbündeten benachbarten Könige, worin Nieder-
lagen und Siege furchtbar wechselten, und zuletzt unser Volk die
hochmüthige Bosheit der frechen feindlichen Regierungen zu Bo-
den schmetterte, ward ein allgemeiner Frieden auf einem Völker-
kongreß geschlossen. Hierauf kehrte Jkar seine volle Thatkraft
nach Jnnen; seine Plane wurden angenommen, und sofort be-
gannen auf allen Punkten des Reiches die unermeßlichen Vor-
arbeiten zu der unerhörten, nie im Großen dagewesenen Ge-
meinschaft der Güter, und zwar mit dem besten Erfolge.

Mehrere Provinzialgemeinden des Landes hatten schon
Gütergemeinschaft, und über drei Millionen armer Leute genossen
die Vortheile derselben, als am 7. Januar 1798, im sechszehnten
Jahre der Freiheit, der große Dictator, neunundfunfzig Jahre alt,
durch den Tod dem Menschengeschlecht entrückt wurde.

Nie vielleicht hat ein Sterblicher sich größeren, besser ver-
dienten Ruhm eworben, nie ist ein Sterblicher während des Le-
bens und nach dem Tode mehr gefeiert worden, als Jkar! Er
trat nach Ablauf der Dictatur in den Privatstand zurück; nur
eine Zeitlang verwaltete er noch eine Stelle auf einem Dorfe;
aber wo er sich dem Publikum zeigte, da ward er begrüßt und
gesegnet. Man nannte ihn deshalb auch den glückseligsten aller
Erdenbewohner.

Bei der Nachricht seines Verscheidens unterbrach jeder Bür-
ger die Arbeit und enthielt sich alles Vergnügens. Die Natio-
nalvertreterschaft befahl, die Leiche nach der Hauptstadt zu brin-
gen. Man verordnete eine Feier an einem und dem nämlichen
Tage in allen Gemeinden des Staates. Die Nationalvertreter
legten auf ein Jahr Trauer an, setzten ihm eine riesige Bild-
säule auf dem Mittelplatze jeder Stadt, stellten sein Brustbild
in sämmtliche Nationalgebäude und schickten sein Gemälde in
[Ende Spaltensatz]

Zur Unterhaltung und Belehrung. 297
[Beginn Spaltensatz] schrecken ließ, zog man auch strengere Saiten auf: und so kam
es denn zuletzt dahin, daß er gerichtlich zur Ausstellung auf dem
Schaffot und am Pranger oerurtheilt ward, „weil er gedruckt
habe: Christus sei der kühnste Revolutionsheld auf Erden gewe-
sen.“ Glücklicherweise schreckte diese infame Behandlung den
edlen Jkar nicht ab. Mit vermehrtem Eifer wandte er sich nun
der socialen Frage zu. Er untersuchte auf's Ernstlichste alle
bisherigen Systeme alter und neuer Philosophen und Mensch-
heitsfreunde, inländischer wie ausländischer; er sann über Jesu
Lehre nach, erwog die vielen tausende von Gemeinschaftstheorien
religiöser Gesellschaften, die auf der christlichen Lehre beruhen,
und entwarf allmählig den Plan einer ganz neuen, politischen
und socialen Organisation, deren Grundlage vollkommene
Gleichheit und Gütergemeinschaft sein sollte. Nach jahrelangen
Studien, die ihm einen bedeutenden Schatz von Kenntnissen
verschafften, kam Jkar zur Gewißheit: dieser Plan sei ausführ-
bar und sei der allein dem Menschen Glück verheißende und ge-
währende.

Begeistert veröffentlichte er eine Broschüre hierüber. Also-
bald gerieth er wieder in die Hände der Justiz und diesmal ging
es um seinen Kopf. Er ward als Communist oder Güterge-
meinschäftler, gleich den Christenbekennern der frühesten Zeiten,
des Hochverraths angeklagt. Man beschuldigte ihn, gegen
die Sicherheit des Staates, der Krone und der Kirche, ja der
Moral, zu Verschwörung aufzureizen. Man nannte ihn einen
Anarchisten, d. h. einen Frevler, der sich gegen alle bestehende
göttliche wie menschliche Ordnung und Satzung empöre, die bö-
sen Leidenschaften der Armen wider die Reichen im Staate hetze,
folglich Bürgerkrieg, Mord, Raub, Diebstahl lehre, die Nichts-
thuerei empfehle, den Besitzenden ihre sauer erworbene Habe und
ihre von Rechtswegen zuertheilte Erbschaft entreißen wolle, und
dergleichen saubere Anklagen mehr. Jkar, „der Volksfeind und
Blutmensch,“ wie er hieß, entkam nur mit Noth dem Henker;
die Richter erklärten, sein Leben habe er eigentlich verwirkt, doch
wollten sie ihn loslassen, wofern er öffentlich Widerruf thue. Er
blieb jedoch fest und schwur, lieber wie Sokrates und Jesus und
Morus von England zu sterben, als eine Wahrheit zu verleug-
nen, die einst sich den Erdkreis unterwerfen werde. Die Hälfte
der Richter sprach den Tod aus; die andere Hälfte entschied:
seine Lehrsätze seine verrückt. Auf diese Weise allein ward
er gerettet. — Da lächelte ihm plötzlich, zum ersten Male, das
Geschick: ein alter Oheim in Ostindien starb und hinterließ ihm
sein ungeheures Vermögen. Jkar that das Gelübde, es gänzlich
für die Befreiung seines Vaterlandes anzuwenden; denn er
glaubte, würde erst ein einziges Land gütergemeinschaftlich sein,
so werde die Menschheit unendlichen Nutzen daraus ziehen.

Von dieser Stunde an ward er Revolutionär und machte er
Propaganda, d. h. verbreitete sein System, wie der Sohn des
jüdischen Zimmermanns, auf friedlichem Wege. Er war be-
reit, sich mit einer untergeordneten Rolle zu begnügen, wenn ein
Anderer aufträte, der da fähiger wäre, die Massen des Volkes
zu einigen und die Wiedergeburt des Staates zu betreiben. Von
dieser Stunde an umgab er sich mit kenntnißreichen und edel-
strebenden Jünglingen, die ihn in seinen Schriften und sonstigen
Arbeiten unterstützten. Jhnen trug er unter anderm auf, sämmt-
liche Ansichten alter und neuer Zeiten für und wider zu sam-
meln, und dem Volke in allgemein verständlichem Style zu er-
schließen, damit es einen Ueberblick auf Alles bekomme, was je
und irgendwo betreffs des Systems der Gemeinschaft der Güter
geschrieben und gethan worden. So entstand eine lange Liste,
und die Hoffnung Jkar's ward immer stärker; er sah, daß hohe
und herrliche Männer der Vorzeit sich gleichfalls derselben er-
freut hatten. Damals, sagte er, konnte das System nicht durch-
[Spaltenumbruch] dringen; warum sollte es aber in Zukunft dies Mißgeschick nicht
bezwingen dürfen? Er vernachlässigte jetzt kein ehrbares Mittel,
sich bei den Mitbürgern beliebt zu machen. Jn wenigen Jahren
gelang es ihm, an die Spitze einer mächtigen, revolutionären
Partei zu treten. Seine Einfachheit in den äußeren Lebens-
dingen, die er trotz des Reichthums beibehielt, seine herzgewin-
nenden Manieren, die rastlose Thätigkeit, in der er seine Liebe
für das Volk darlegte, sein Muth, seine Gewandtheit, dies Alles
hob ihn täglich mehr in den Augen der mit Lixdox Unzufriede-
nen. Glücklich war er jedesmal, wenn es ihm gelang, vermöge
seines moralischen Einflusses, die thörichten, obschon gutgemeinten
Angriffe Einzelner gegen die bestehende Macht zu hintertreiben,
hochherzige doch unbesonnene Freiheitsmänner vor Schaffot, Ker-
ker und Verbanuung zu schirmen. Oft mußte er freilich für seine
Warnungen die ärgsten Verleumdungen hören.

Als endlich der Augenblick gekommen war, da gab er selbst
das Zeichen zum Aufftande und stürzte sich in das Gewühl des
Kampfes; sein Schwert und seine Aufrufe an das Volk hatten
den erwünschtesten Erfolg; die gute Sache der Menschheit errang
die Palme des Sieges. Das Volk triumphirte 1782 am
14. Juni; Jkar, leicht verwundet, ward von demselben zum
Dictator erkoren. Mit dieser schrankenlosen Gewalt bekleidet
und im unerschütterlichen Vorhaben, nichts als des Landes Wohl
zu beabsichtigen, errang er alsobald einen noch herrlicheren Sieg,
indem er dem Blutbade Einhalt that, Einigung schuf, das Volk
wie Einen Mann organisirte und die theuer erkämpfte Freiheit
nach Außen wie nach Jnnen sicherte, d. h. auf die feste Basis
der politisch=socialen Reform stellte. Der Dictator schlug seinen
Landsleuten aber nicht blos die politische, sociale Gleichheit,
Gütergemeinschaft und demokratische Republik vor; er gab auch
den weisheitsvollen Plan eines Ueberganges, der während funfzig
Jahren zu befolgen sein sollte.

Nach einem schweren und langen Kriege gegen die sämmt-
lichen wider uns verbündeten benachbarten Könige, worin Nieder-
lagen und Siege furchtbar wechselten, und zuletzt unser Volk die
hochmüthige Bosheit der frechen feindlichen Regierungen zu Bo-
den schmetterte, ward ein allgemeiner Frieden auf einem Völker-
kongreß geschlossen. Hierauf kehrte Jkar seine volle Thatkraft
nach Jnnen; seine Plane wurden angenommen, und sofort be-
gannen auf allen Punkten des Reiches die unermeßlichen Vor-
arbeiten zu der unerhörten, nie im Großen dagewesenen Ge-
meinschaft der Güter, und zwar mit dem besten Erfolge.

Mehrere Provinzialgemeinden des Landes hatten schon
Gütergemeinschaft, und über drei Millionen armer Leute genossen
die Vortheile derselben, als am 7. Januar 1798, im sechszehnten
Jahre der Freiheit, der große Dictator, neunundfunfzig Jahre alt,
durch den Tod dem Menschengeschlecht entrückt wurde.

Nie vielleicht hat ein Sterblicher sich größeren, besser ver-
dienten Ruhm eworben, nie ist ein Sterblicher während des Le-
bens und nach dem Tode mehr gefeiert worden, als Jkar! Er
trat nach Ablauf der Dictatur in den Privatstand zurück; nur
eine Zeitlang verwaltete er noch eine Stelle auf einem Dorfe;
aber wo er sich dem Publikum zeigte, da ward er begrüßt und
gesegnet. Man nannte ihn deshalb auch den glückseligsten aller
Erdenbewohner.

Bei der Nachricht seines Verscheidens unterbrach jeder Bür-
ger die Arbeit und enthielt sich alles Vergnügens. Die Natio-
nalvertreterschaft befahl, die Leiche nach der Hauptstadt zu brin-
gen. Man verordnete eine Feier an einem und dem nämlichen
Tage in allen Gemeinden des Staates. Die Nationalvertreter
legten auf ein Jahr Trauer an, setzten ihm eine riesige Bild-
säule auf dem Mittelplatze jeder Stadt, stellten sein Brustbild
in sämmtliche Nationalgebäude und schickten sein Gemälde in
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Nach jahrelangen Studien, die ihm einen bedeutenden Schatz von Kenntnissen verschafften, kam Jkar zur Gewißheit: dieser Plan sei ausführ- bar und sei der allein dem Menschen Glück verheißende und ge- währende. Begeistert veröffentlichte er eine Broschüre hierüber. Also- bald gerieth er wieder in die Hände der Justiz und diesmal ging es um seinen Kopf. Er ward als Communist oder Güterge- meinschäftler, gleich den Christenbekennern der frühesten Zeiten, des Hochverraths angeklagt. Man beschuldigte ihn, gegen die Sicherheit des Staates, der Krone und der Kirche, ja der Moral, zu Verschwörung aufzureizen. Man nannte ihn einen Anarchisten, d. h. einen Frevler, der sich gegen alle bestehende göttliche wie menschliche Ordnung und Satzung empöre, die bö- sen Leidenschaften der Armen wider die Reichen im Staate hetze, folglich Bürgerkrieg, Mord, Raub, Diebstahl lehre, die Nichts- thuerei empfehle, den Besitzenden ihre sauer erworbene Habe und ihre von Rechtswegen zuertheilte Erbschaft entreißen wolle, und dergleichen saubere Anklagen mehr. Jkar, „der Volksfeind und Blutmensch,“ wie er hieß, entkam nur mit Noth dem Henker; die Richter erklärten, sein Leben habe er eigentlich verwirkt, doch wollten sie ihn loslassen, wofern er öffentlich Widerruf thue. Er blieb jedoch fest und schwur, lieber wie Sokrates und Jesus und Morus von England zu sterben, als eine Wahrheit zu verleug- nen, die einst sich den Erdkreis unterwerfen werde. Die Hälfte der Richter sprach den Tod aus; die andere Hälfte entschied: seine Lehrsätze seine verrückt. Auf diese Weise allein ward er gerettet. — Da lächelte ihm plötzlich, zum ersten Male, das Geschick: ein alter Oheim in Ostindien starb und hinterließ ihm sein ungeheures Vermögen. Jkar that das Gelübde, es gänzlich für die Befreiung seines Vaterlandes anzuwenden; denn er glaubte, würde erst ein einziges Land gütergemeinschaftlich sein, so werde die Menschheit unendlichen Nutzen daraus ziehen. Von dieser Stunde an ward er Revolutionär und machte er Propaganda, d. h. verbreitete sein System, wie der Sohn des jüdischen Zimmermanns, auf friedlichem Wege. Er war be- reit, sich mit einer untergeordneten Rolle zu begnügen, wenn ein Anderer aufträte, der da fähiger wäre, die Massen des Volkes zu einigen und die Wiedergeburt des Staates zu betreiben. Von dieser Stunde an umgab er sich mit kenntnißreichen und edel- strebenden Jünglingen, die ihn in seinen Schriften und sonstigen Arbeiten unterstützten. Jhnen trug er unter anderm auf, sämmt- liche Ansichten alter und neuer Zeiten für und wider zu sam- meln, und dem Volke in allgemein verständlichem Style zu er- schließen, damit es einen Ueberblick auf Alles bekomme, was je und irgendwo betreffs des Systems der Gemeinschaft der Güter geschrieben und gethan worden. So entstand eine lange Liste, und die Hoffnung Jkar's ward immer stärker; er sah, daß hohe und herrliche Männer der Vorzeit sich gleichfalls derselben er- freut hatten. Damals, sagte er, konnte das System nicht durch- dringen; warum sollte es aber in Zukunft dies Mißgeschick nicht bezwingen dürfen? Er vernachlässigte jetzt kein ehrbares Mittel, sich bei den Mitbürgern beliebt zu machen. Jn wenigen Jahren gelang es ihm, an die Spitze einer mächtigen, revolutionären Partei zu treten. Seine Einfachheit in den äußeren Lebens- dingen, die er trotz des Reichthums beibehielt, seine herzgewin- nenden Manieren, die rastlose Thätigkeit, in der er seine Liebe für das Volk darlegte, sein Muth, seine Gewandtheit, dies Alles hob ihn täglich mehr in den Augen der mit Lixdox Unzufriede- nen. Glücklich war er jedesmal, wenn es ihm gelang, vermöge seines moralischen Einflusses, die thörichten, obschon gutgemeinten Angriffe Einzelner gegen die bestehende Macht zu hintertreiben, hochherzige doch unbesonnene Freiheitsmänner vor Schaffot, Ker- ker und Verbanuung zu schirmen. Oft mußte er freilich für seine Warnungen die ärgsten Verleumdungen hören. Als endlich der Augenblick gekommen war, da gab er selbst das Zeichen zum Aufftande und stürzte sich in das Gewühl des Kampfes; sein Schwert und seine Aufrufe an das Volk hatten den erwünschtesten Erfolg; die gute Sache der Menschheit errang die Palme des Sieges. Das Volk triumphirte 1782 am 14. Juni; Jkar, leicht verwundet, ward von demselben zum Dictator erkoren. Mit dieser schrankenlosen Gewalt bekleidet und im unerschütterlichen Vorhaben, nichts als des Landes Wohl zu beabsichtigen, errang er alsobald einen noch herrlicheren Sieg, indem er dem Blutbade Einhalt that, Einigung schuf, das Volk wie Einen Mann organisirte und die theuer erkämpfte Freiheit nach Außen wie nach Jnnen sicherte, d. h. auf die feste Basis der politisch=socialen Reform stellte. Der Dictator schlug seinen Landsleuten aber nicht blos die politische, sociale Gleichheit, Gütergemeinschaft und demokratische Republik vor; er gab auch den weisheitsvollen Plan eines Ueberganges, der während funfzig Jahren zu befolgen sein sollte. Nach einem schweren und langen Kriege gegen die sämmt- lichen wider uns verbündeten benachbarten Könige, worin Nieder- lagen und Siege furchtbar wechselten, und zuletzt unser Volk die hochmüthige Bosheit der frechen feindlichen Regierungen zu Bo- den schmetterte, ward ein allgemeiner Frieden auf einem Völker- kongreß geschlossen. Hierauf kehrte Jkar seine volle Thatkraft nach Jnnen; seine Plane wurden angenommen, und sofort be- gannen auf allen Punkten des Reiches die unermeßlichen Vor- arbeiten zu der unerhörten, nie im Großen dagewesenen Ge- meinschaft der Güter, und zwar mit dem besten Erfolge. Mehrere Provinzialgemeinden des Landes hatten schon Gütergemeinschaft, und über drei Millionen armer Leute genossen die Vortheile derselben, als am 7. Januar 1798, im sechszehnten Jahre der Freiheit, der große Dictator, neunundfunfzig Jahre alt, durch den Tod dem Menschengeschlecht entrückt wurde. Nie vielleicht hat ein Sterblicher sich größeren, besser ver- dienten Ruhm eworben, nie ist ein Sterblicher während des Le- bens und nach dem Tode mehr gefeiert worden, als Jkar! Er trat nach Ablauf der Dictatur in den Privatstand zurück; nur eine Zeitlang verwaltete er noch eine Stelle auf einem Dorfe; aber wo er sich dem Publikum zeigte, da ward er begrüßt und gesegnet. Man nannte ihn deshalb auch den glückseligsten aller Erdenbewohner. Bei der Nachricht seines Verscheidens unterbrach jeder Bür- ger die Arbeit und enthielt sich alles Vergnügens. Die Natio- nalvertreterschaft befahl, die Leiche nach der Hauptstadt zu brin- gen. Man verordnete eine Feier an einem und dem nämlichen Tage in allen Gemeinden des Staates. Die Nationalvertreter legten auf ein Jahr Trauer an, setzten ihm eine riesige Bild- säule auf dem Mittelplatze jeder Stadt, stellten sein Brustbild in sämmtliche Nationalgebäude und schickten sein Gemälde in

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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 11. Lieferung, Nr. 1. Berlin, 7. November 1874, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social1101_1874/5>, abgerufen am 01.06.2024.