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Sonntags-Blatt. Nr. 35. Berlin, 29. August 1869.

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Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 35. -- 1869.Franz Duncker.Am 29. August.


Erscheint jeden Sonntag in einem Bogen groß Quart in elegantester Ausstattung. -- Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 8 3 / 4 Sgr., bei allen Buchhandlungen
und Zeitungs=Spediteuren 9 Sgr. vierteljährlich, oder wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.



Von Chur nach Chiavenna.
Novelle
von
Wilhelm Jensen.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]

" Der Blitz hat ihn getroffen -- er ist todt -- nein, er lebt, er
hat "Marie" gerufen -- er hat Marie von Rhäaltha gesehen
und ist ohnmächtig geworden --"

"Albernes Geschwätz", sagte Nisida sich über ihn beugend mit
zornigem Ton, "er ist gefallen und betäubt; helfen soll man und nicht
Unsinn reden. Komm, Arminio."

Sie faßte seine Hand, um ihn aufzurichten, doch er starrte ihr nur
eine Weile ohne sich zu regen wie geistesverwirrt in's Gesicht. "Sie
ist todt", murmelte er -- dann sprang er plötzlich mit erschreckender
Hastigkeit auf und stieß mit dem Ruf: "Gismonda!" die Hand der
Jtalienerin mit Abscheu von sich.

Nisida erblaßte bis zum Roth ihrer Lippen. Der alte Burghof
wurde immer heller, sämmtliche Fackeln waren wieder entzündet, ver-
schiedene Stimmen aus der durchnäßten Gesellschaft mahnten, die Rück-
kehr nicht länger, als dringend erforderlich, zu verzögern. Eine erste
Fackel an der Spitze setzte sich schon in Bewegung, und mehrere Da-
men begannen ängstlich hinter ihr den äußerst schlüpfrig gewordenen
Weg niederzusteigen. Nisida stand noch unentschlossen, ob sie Lind-
horst, der schweigend und wie im Traum den Andern folgte, nacheilen
sollte und ließ aus einiger Entfernung die Augen musternd über die
Vorüberschreitenden hingleiten.

"Jch glaube nur an Gespenster mit Fleisch und Bein; wer an
andere glaubt, ist ein abergläubischer Narr", murmelte sie. " Frei-
lich das hatte ich von einer deutschen Gans nicht erwartet, mir ist's
noch, als ob der Blitz mich selbst getroffen. Also von ihr die Jn-
schrift auf dem Blatt -- doch wie ist's möglich, daß sie sich unter
uns befunden, ohne daß ich sie bemerkt? Von ihr der Geißblatt= oder
geißmeckernde Gesang, wie Herr von Goldapfel sagt -- halt, was für
ein Bursche war das, der heute Mittag plötzlich vor der Geißblatt-
Laube in Andeer den sonderbaren Schrei ausstieß --?"

Nisida's Auge blieb bei dem letzten Gedanken auf einem Strohhut
haften, dessen Besitzer an der Seite Georg Kleist's der letzten Fackel
nachfolgte. Hastig trat sie näher und musterte mit scharfem Blick die
Kleidung des Ersteren. Ein spöttisches Lächeln flog um ihre Mund-
winkel, als Kleist und Hilmar, die so ziemlich den Nachtrab der Ge-
sellschaft bildeten, vorüber waren. Nur Fritz Werner wanderte noch
allein, wie den ganzen Abend hindurch an den Nägeln kauend, hinter-
drein. Doch nun fühlte er seine Schulter gefaßt und sich festgehalten;
der Schimmer der letzten Fackel fiel noch grade so weit zurück, daß er
das dicht an seine Wangen geneigte Gesicht Nisida's zu erkennen ver-
mochte.

"Muß ich hier auf Dich warten, süßer Junge"? flüsterte sie, "und
vergehe seit Stunden vor Sehnsucht, Dir das zu bringen." Sie
schlang den Arm um seinen Nacken und küßte ihn; der lange Fritz
stotterte mit zitternden Lippen:

"Sie? Sie haben auf mich gewartet? Also lieben Sie mich? Lieben
Sie mich wirklich? Und Sie sagten doch vorhin, daß ich ein abge-
schmackter Mensch sei?"

"Muß ich meine Liebe denn nicht vor der Welt, vor den Andern
verbergen?" lispelte sie. "Wenn Du wüßtest, wie viele eifersüchtige
Augen auf uns lauern, selbst in Deiner nächsten Nähe. Vor meinen
Feinden weiß ich mich selbst zu schützen, könnte ich es nur vor meinen
und vor -- Deinen Freunden."

[Spaltenumbruch]

Fritz Werner war noch gleicherweise unfähig zu denken und zu
reden. "Vor meinen Freunden?" stammelte er gedankenlos nach.

"Trägt nicht Einer von Deinen Freunden einen Strohhut und eine
blaugraue Blouse, der mit dem braunen Haar und dem blassen Gesicht?"

"Nein", antwortete der Primaner, seine Gedanken sammelnd, "keiner.
Ah doch, ich vergaß, der Sachse --"

"Wer?" fiel Nisida ein.

"Wir haben ihn erst heute in der via mala getroffen und er ist
mit uns gegangen. Er kommt aus Dresden und zwischen ihm und
Georg Kleist ist dicke Freundschaft, seitdem sie sich gesehen." Ein
curioses Bürschchen, denn er sieht aus und benimmt sich wie ein Erz-
duckmäuser, aber heimlich stellt er den Frauen nach, und was für
welchen!"

"Unsinn, das ist nicht möglich", stieß die Sängerin ärgerlich
heraus.

"Jch habe selbst gesehen, daß die dicke Wirthin in Andeer ihn küßte",
versetzte der lange Fritz gewichtig.

"Nein, ich meine mit dem Geist oder Kleister, von dem Du sprachst",
verbesserte sie. "Aus Dresden? Wie heißt er?"

"Ernst Hilmar, Primaner zweiter Ordnung."

Nisida stieß einen leisen freudigen Schrei aus.

"Du bist ein süßer Junge, komm, Du darfst mich noch einmal
küssen. Siehst Du, was Du vorhin von dem Ernst Hilmar gesagt,
weiß ich nur zu gut. Jch habe es selbst erfahren, wie er den Frauen
nachstellt. Er hatte sich während des Regens im Dunkel -- ich be-
greife noch nicht wie -- an meine Seite geschlichen, wir waren ganz
allein und Niemand in unserer Nähe, den ich um Schutz anrufen
konnte, denn wer hätte es bei dem Unwetter vernommen -- und er
erlaubte sich Bitten --"

"Der freche Duckmäuser! Soll ich ihn auf Schlägerglac e fordern?
Und wenn er feige ist und sich verkriecht, so prügle ich ihn!"

"Bitten, die ich -- nur Dir erlauben würde" flüsterte Nisida, den
Kopf anmuthig an seiner Schulter verbergend. "Seitdem fürchte ich
mich entsetzlich vor ihm; wer die Finsterniß einem schutzlosen Weibe
gegenüber zu solcher Frechheit mißbraucht, der handelt auch sonst heim-
tückisch im Dunkel. Jch möchte um jeden Preis verhindern, daß er
uns morgen weiter noch folgen kann. Und dann vermuthe ich, daß
er heute noch versuchen wird, in mein Zimmer zu schleichen. Was
sollte ich dann beginnen? Jedenfalls müssen wir das --"

Statt auszusprechen, küßte sie abermals ihren Adonis, der am gan-
zen Körper zitterte. "Nicht wahr, Jhr schlaft in einem gemeinschaft-
lichen Zimmer? Oder vielmehr, ich erinnere mich, auf dem Boden?
Gieb Acht, Ernst Hilmar wird sich im äußersten Winkel desselben bei-
nahe völlig angekleidet ins Bett legen, um sobald Jhr schlaft, unbe-
merkt davonkommen zu können. Jch wüßte nichts, was ich Dir nicht
aus Dank zu Liebe thäte, wenn Du ihn daran verhindern könn-
test --"

Nisida legte einen Augenblick nachsinnend den Kopf in die Hand.
"Nein, nichts Gewaltsames" fuhr sie fort; "ich weiß, Du bist ein
deutscher Jüngling, ein Löwe an Muth -- deshalb liebe ich Dich ja
-- und Du würdest vor keiner Waffe zurückbeben, wenn es gälte, mich
zu schützen. Aber wir müssen klug handeln, nicht tapfer; der Ruf
einer jungen Dame ist noch leichter gefährdet als sie selbst. Wir
müssen verhindern, daß Hilmar heute Nacht seine Schlafstätte verlassen
[Ende Spaltensatz]

Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 35. — 1869.Franz Duncker.Am 29. August.


Erscheint jeden Sonntag in einem Bogen groß Quart in elegantester Ausstattung. — Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 8 3 / 4 Sgr., bei allen Buchhandlungen
und Zeitungs=Spediteuren 9 Sgr. vierteljährlich, oder wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.



Von Chur nach Chiavenna.
Novelle
von
Wilhelm Jensen.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]

Der Blitz hat ihn getroffen — er ist todt — nein, er lebt, er
hat „Marie“ gerufen — er hat Marie von Rhäaltha gesehen
und ist ohnmächtig geworden —“

„Albernes Geschwätz“, sagte Nisida sich über ihn beugend mit
zornigem Ton, „er ist gefallen und betäubt; helfen soll man und nicht
Unsinn reden. Komm, Arminio.“

Sie faßte seine Hand, um ihn aufzurichten, doch er starrte ihr nur
eine Weile ohne sich zu regen wie geistesverwirrt in's Gesicht. „Sie
ist todt“, murmelte er — dann sprang er plötzlich mit erschreckender
Hastigkeit auf und stieß mit dem Ruf: „Gismonda!“ die Hand der
Jtalienerin mit Abscheu von sich.

Nisida erblaßte bis zum Roth ihrer Lippen. Der alte Burghof
wurde immer heller, sämmtliche Fackeln waren wieder entzündet, ver-
schiedene Stimmen aus der durchnäßten Gesellschaft mahnten, die Rück-
kehr nicht länger, als dringend erforderlich, zu verzögern. Eine erste
Fackel an der Spitze setzte sich schon in Bewegung, und mehrere Da-
men begannen ängstlich hinter ihr den äußerst schlüpfrig gewordenen
Weg niederzusteigen. Nisida stand noch unentschlossen, ob sie Lind-
horst, der schweigend und wie im Traum den Andern folgte, nacheilen
sollte und ließ aus einiger Entfernung die Augen musternd über die
Vorüberschreitenden hingleiten.

„Jch glaube nur an Gespenster mit Fleisch und Bein; wer an
andere glaubt, ist ein abergläubischer Narr“, murmelte sie. „ Frei-
lich das hatte ich von einer deutschen Gans nicht erwartet, mir ist's
noch, als ob der Blitz mich selbst getroffen. Also von ihr die Jn-
schrift auf dem Blatt — doch wie ist's möglich, daß sie sich unter
uns befunden, ohne daß ich sie bemerkt? Von ihr der Geißblatt= oder
geißmeckernde Gesang, wie Herr von Goldapfel sagt — halt, was für
ein Bursche war das, der heute Mittag plötzlich vor der Geißblatt-
Laube in Andeer den sonderbaren Schrei ausstieß —?“

Nisida's Auge blieb bei dem letzten Gedanken auf einem Strohhut
haften, dessen Besitzer an der Seite Georg Kleist's der letzten Fackel
nachfolgte. Hastig trat sie näher und musterte mit scharfem Blick die
Kleidung des Ersteren. Ein spöttisches Lächeln flog um ihre Mund-
winkel, als Kleist und Hilmar, die so ziemlich den Nachtrab der Ge-
sellschaft bildeten, vorüber waren. Nur Fritz Werner wanderte noch
allein, wie den ganzen Abend hindurch an den Nägeln kauend, hinter-
drein. Doch nun fühlte er seine Schulter gefaßt und sich festgehalten;
der Schimmer der letzten Fackel fiel noch grade so weit zurück, daß er
das dicht an seine Wangen geneigte Gesicht Nisida's zu erkennen ver-
mochte.

„Muß ich hier auf Dich warten, süßer Junge“? flüsterte sie, „und
vergehe seit Stunden vor Sehnsucht, Dir das zu bringen.“ Sie
schlang den Arm um seinen Nacken und küßte ihn; der lange Fritz
stotterte mit zitternden Lippen:

„Sie? Sie haben auf mich gewartet? Also lieben Sie mich? Lieben
Sie mich wirklich? Und Sie sagten doch vorhin, daß ich ein abge-
schmackter Mensch sei?“

„Muß ich meine Liebe denn nicht vor der Welt, vor den Andern
verbergen?“ lispelte sie. „Wenn Du wüßtest, wie viele eifersüchtige
Augen auf uns lauern, selbst in Deiner nächsten Nähe. Vor meinen
Feinden weiß ich mich selbst zu schützen, könnte ich es nur vor meinen
und vor — Deinen Freunden.“

[Spaltenumbruch]

Fritz Werner war noch gleicherweise unfähig zu denken und zu
reden. „Vor meinen Freunden?“ stammelte er gedankenlos nach.

„Trägt nicht Einer von Deinen Freunden einen Strohhut und eine
blaugraue Blouse, der mit dem braunen Haar und dem blassen Gesicht?“

„Nein“, antwortete der Primaner, seine Gedanken sammelnd, „keiner.
Ah doch, ich vergaß, der Sachse —“

„Wer?“ fiel Nisida ein.

„Wir haben ihn erst heute in der via mala getroffen und er ist
mit uns gegangen. Er kommt aus Dresden und zwischen ihm und
Georg Kleist ist dicke Freundschaft, seitdem sie sich gesehen.“ Ein
curioses Bürschchen, denn er sieht aus und benimmt sich wie ein Erz-
duckmäuser, aber heimlich stellt er den Frauen nach, und was für
welchen!“

„Unsinn, das ist nicht möglich“, stieß die Sängerin ärgerlich
heraus.

„Jch habe selbst gesehen, daß die dicke Wirthin in Andeer ihn küßte“,
versetzte der lange Fritz gewichtig.

„Nein, ich meine mit dem Geist oder Kleister, von dem Du sprachst“,
verbesserte sie. „Aus Dresden? Wie heißt er?“

„Ernst Hilmar, Primaner zweiter Ordnung.“

Nisida stieß einen leisen freudigen Schrei aus.

„Du bist ein süßer Junge, komm, Du darfst mich noch einmal
küssen. Siehst Du, was Du vorhin von dem Ernst Hilmar gesagt,
weiß ich nur zu gut. Jch habe es selbst erfahren, wie er den Frauen
nachstellt. Er hatte sich während des Regens im Dunkel — ich be-
greife noch nicht wie — an meine Seite geschlichen, wir waren ganz
allein und Niemand in unserer Nähe, den ich um Schutz anrufen
konnte, denn wer hätte es bei dem Unwetter vernommen — und er
erlaubte sich Bitten —“

„Der freche Duckmäuser! Soll ich ihn auf Schlägerglac é fordern?
Und wenn er feige ist und sich verkriecht, so prügle ich ihn!“

„Bitten, die ich — nur Dir erlauben würde“ flüsterte Nisida, den
Kopf anmuthig an seiner Schulter verbergend. „Seitdem fürchte ich
mich entsetzlich vor ihm; wer die Finsterniß einem schutzlosen Weibe
gegenüber zu solcher Frechheit mißbraucht, der handelt auch sonst heim-
tückisch im Dunkel. Jch möchte um jeden Preis verhindern, daß er
uns morgen weiter noch folgen kann. Und dann vermuthe ich, daß
er heute noch versuchen wird, in mein Zimmer zu schleichen. Was
sollte ich dann beginnen? Jedenfalls müssen wir das —“

Statt auszusprechen, küßte sie abermals ihren Adonis, der am gan-
zen Körper zitterte. „Nicht wahr, Jhr schlaft in einem gemeinschaft-
lichen Zimmer? Oder vielmehr, ich erinnere mich, auf dem Boden?
Gieb Acht, Ernst Hilmar wird sich im äußersten Winkel desselben bei-
nahe völlig angekleidet ins Bett legen, um sobald Jhr schlaft, unbe-
merkt davonkommen zu können. Jch wüßte nichts, was ich Dir nicht
aus Dank zu Liebe thäte, wenn Du ihn daran verhindern könn-
test —“

Nisida legte einen Augenblick nachsinnend den Kopf in die Hand.
„Nein, nichts Gewaltsames“ fuhr sie fort; „ich weiß, Du bist ein
deutscher Jüngling, ein Löwe an Muth — deshalb liebe ich Dich ja
— und Du würdest vor keiner Waffe zurückbeben, wenn es gälte, mich
zu schützen. Aber wir müssen klug handeln, nicht tapfer; der Ruf
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müssen verhindern, daß Hilmar heute Nacht seine Schlafstätte verlassen
[Ende Spaltensatz]

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[201/0001] Sonntags=Blatt für Jedermann aus dem Volke. Begründet von Otto Ruppius. Herausgegeben von Nr. 35. — 1869.Franz Duncker.Am 29. August. Erscheint jeden Sonntag in einem Bogen groß Quart in elegantester Ausstattung. — Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 8 3 / 4 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren 9 Sgr. vierteljährlich, oder wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus. Von Chur nach Chiavenna. Novelle von Wilhelm Jensen. ( Fortsetzung. ) „ Der Blitz hat ihn getroffen — er ist todt — nein, er lebt, er hat „Marie“ gerufen — er hat Marie von Rhäaltha gesehen und ist ohnmächtig geworden —“ „Albernes Geschwätz“, sagte Nisida sich über ihn beugend mit zornigem Ton, „er ist gefallen und betäubt; helfen soll man und nicht Unsinn reden. Komm, Arminio.“ Sie faßte seine Hand, um ihn aufzurichten, doch er starrte ihr nur eine Weile ohne sich zu regen wie geistesverwirrt in's Gesicht. „Sie ist todt“, murmelte er — dann sprang er plötzlich mit erschreckender Hastigkeit auf und stieß mit dem Ruf: „Gismonda!“ die Hand der Jtalienerin mit Abscheu von sich. Nisida erblaßte bis zum Roth ihrer Lippen. Der alte Burghof wurde immer heller, sämmtliche Fackeln waren wieder entzündet, ver- schiedene Stimmen aus der durchnäßten Gesellschaft mahnten, die Rück- kehr nicht länger, als dringend erforderlich, zu verzögern. Eine erste Fackel an der Spitze setzte sich schon in Bewegung, und mehrere Da- men begannen ängstlich hinter ihr den äußerst schlüpfrig gewordenen Weg niederzusteigen. Nisida stand noch unentschlossen, ob sie Lind- horst, der schweigend und wie im Traum den Andern folgte, nacheilen sollte und ließ aus einiger Entfernung die Augen musternd über die Vorüberschreitenden hingleiten. „Jch glaube nur an Gespenster mit Fleisch und Bein; wer an andere glaubt, ist ein abergläubischer Narr“, murmelte sie. „ Frei- lich das hatte ich von einer deutschen Gans nicht erwartet, mir ist's noch, als ob der Blitz mich selbst getroffen. Also von ihr die Jn- schrift auf dem Blatt — doch wie ist's möglich, daß sie sich unter uns befunden, ohne daß ich sie bemerkt? Von ihr der Geißblatt= oder geißmeckernde Gesang, wie Herr von Goldapfel sagt — halt, was für ein Bursche war das, der heute Mittag plötzlich vor der Geißblatt- Laube in Andeer den sonderbaren Schrei ausstieß —?“ Nisida's Auge blieb bei dem letzten Gedanken auf einem Strohhut haften, dessen Besitzer an der Seite Georg Kleist's der letzten Fackel nachfolgte. Hastig trat sie näher und musterte mit scharfem Blick die Kleidung des Ersteren. Ein spöttisches Lächeln flog um ihre Mund- winkel, als Kleist und Hilmar, die so ziemlich den Nachtrab der Ge- sellschaft bildeten, vorüber waren. Nur Fritz Werner wanderte noch allein, wie den ganzen Abend hindurch an den Nägeln kauend, hinter- drein. Doch nun fühlte er seine Schulter gefaßt und sich festgehalten; der Schimmer der letzten Fackel fiel noch grade so weit zurück, daß er das dicht an seine Wangen geneigte Gesicht Nisida's zu erkennen ver- mochte. „Muß ich hier auf Dich warten, süßer Junge“? flüsterte sie, „und vergehe seit Stunden vor Sehnsucht, Dir das zu bringen.“ Sie schlang den Arm um seinen Nacken und küßte ihn; der lange Fritz stotterte mit zitternden Lippen: „Sie? Sie haben auf mich gewartet? Also lieben Sie mich? Lieben Sie mich wirklich? Und Sie sagten doch vorhin, daß ich ein abge- schmackter Mensch sei?“ „Muß ich meine Liebe denn nicht vor der Welt, vor den Andern verbergen?“ lispelte sie. „Wenn Du wüßtest, wie viele eifersüchtige Augen auf uns lauern, selbst in Deiner nächsten Nähe. Vor meinen Feinden weiß ich mich selbst zu schützen, könnte ich es nur vor meinen und vor — Deinen Freunden.“ Fritz Werner war noch gleicherweise unfähig zu denken und zu reden. „Vor meinen Freunden?“ stammelte er gedankenlos nach. „Trägt nicht Einer von Deinen Freunden einen Strohhut und eine blaugraue Blouse, der mit dem braunen Haar und dem blassen Gesicht?“ „Nein“, antwortete der Primaner, seine Gedanken sammelnd, „keiner. Ah doch, ich vergaß, der Sachse —“ „Wer?“ fiel Nisida ein. „Wir haben ihn erst heute in der via mala getroffen und er ist mit uns gegangen. Er kommt aus Dresden und zwischen ihm und Georg Kleist ist dicke Freundschaft, seitdem sie sich gesehen.“ Ein curioses Bürschchen, denn er sieht aus und benimmt sich wie ein Erz- duckmäuser, aber heimlich stellt er den Frauen nach, und was für welchen!“ „Unsinn, das ist nicht möglich“, stieß die Sängerin ärgerlich heraus. „Jch habe selbst gesehen, daß die dicke Wirthin in Andeer ihn küßte“, versetzte der lange Fritz gewichtig. „Nein, ich meine mit dem Geist oder Kleister, von dem Du sprachst“, verbesserte sie. „Aus Dresden? Wie heißt er?“ „Ernst Hilmar, Primaner zweiter Ordnung.“ Nisida stieß einen leisen freudigen Schrei aus. „Du bist ein süßer Junge, komm, Du darfst mich noch einmal küssen. Siehst Du, was Du vorhin von dem Ernst Hilmar gesagt, weiß ich nur zu gut. Jch habe es selbst erfahren, wie er den Frauen nachstellt. Er hatte sich während des Regens im Dunkel — ich be- greife noch nicht wie — an meine Seite geschlichen, wir waren ganz allein und Niemand in unserer Nähe, den ich um Schutz anrufen konnte, denn wer hätte es bei dem Unwetter vernommen — und er erlaubte sich Bitten —“ „Der freche Duckmäuser! Soll ich ihn auf Schlägerglac é fordern? Und wenn er feige ist und sich verkriecht, so prügle ich ihn!“ „Bitten, die ich — nur Dir erlauben würde“ flüsterte Nisida, den Kopf anmuthig an seiner Schulter verbergend. „Seitdem fürchte ich mich entsetzlich vor ihm; wer die Finsterniß einem schutzlosen Weibe gegenüber zu solcher Frechheit mißbraucht, der handelt auch sonst heim- tückisch im Dunkel. Jch möchte um jeden Preis verhindern, daß er uns morgen weiter noch folgen kann. Und dann vermuthe ich, daß er heute noch versuchen wird, in mein Zimmer zu schleichen. Was sollte ich dann beginnen? Jedenfalls müssen wir das —“ Statt auszusprechen, küßte sie abermals ihren Adonis, der am gan- zen Körper zitterte. „Nicht wahr, Jhr schlaft in einem gemeinschaft- lichen Zimmer? Oder vielmehr, ich erinnere mich, auf dem Boden? Gieb Acht, Ernst Hilmar wird sich im äußersten Winkel desselben bei- nahe völlig angekleidet ins Bett legen, um sobald Jhr schlaft, unbe- merkt davonkommen zu können. Jch wüßte nichts, was ich Dir nicht aus Dank zu Liebe thäte, wenn Du ihn daran verhindern könn- test —“ Nisida legte einen Augenblick nachsinnend den Kopf in die Hand. „Nein, nichts Gewaltsames“ fuhr sie fort; „ich weiß, Du bist ein deutscher Jüngling, ein Löwe an Muth — deshalb liebe ich Dich ja — und Du würdest vor keiner Waffe zurückbeben, wenn es gälte, mich zu schützen. Aber wir müssen klug handeln, nicht tapfer; der Ruf einer jungen Dame ist noch leichter gefährdet als sie selbst. Wir müssen verhindern, daß Hilmar heute Nacht seine Schlafstätte verlassen

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 35. Berlin, 29. August 1869, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt35_1869/1>, abgerufen am 17.05.2024.