St. Galler Volksblatt. Nr. 22, Uznach, 02. 06. 1883.[Spaltenumbruch]
ihr die Sache erklärte und so lebte sie in ihrem Irrthum (?) -- Eine erschütternde Kunde vernahm man vorletzten -- Am Sonntag konstituirte sich in Brugg ein Aktions- Solothurn. -- In Hofstetten ist der Ammann mit Hinter- Baselland. -- Das "Basler Volksblatt" berichtet aus Aesch von Freiburg. -- Hr. Moser, Direktor der hiesigen Volksbankfiliale, -- In Ependes ereignete sich letzte Woche ein Neuenburg. -- Der Staatsrath hat die Versammlungen der Heils- Wallis. -- Saas. Der "Wall. Bote" schreibt: Alois Bur- Waadt. -- In diesem Kanton wurden sechs radikale Kandi- Tessin. -- Vorletzten Dienstag wurden in der Nähe von Ausland. Preußisch-Deutsches Reich. -- Auf den deutschen Märkten präsentiren sich bereits, Oesterreich-Ungaru. -- Ein hervorragender Generalstabs Offizier, Oberst- -- In Altona soll sich der berüchtigte Polizeispion Rumänien. -- Die Blicke aller Welt ruhten ängstlich und ge- Frankreich. -- Der erste Anlauf der Franzosen in ihrem Ein späteres Telegramm aus Paris, 26. d., berichtet: England. -- Trotz der Hinrichtungen, welche in jüngster Zeit -- Die Dubliner Meldung, daß der Denunziant Amerika. -- Der große Eisenbahnmagnat William H. Vander- Literarisches. -- Brockhaus' Couversations-Lexikon ist in der neuen 13. -- Für Auswanderer. Nach Amerika. Praktischer Rath- Es hat bisher noch kein Buch gegeben, speziell für Schweizer,
[Abbildung]
Zur Notiz. Wir machen unsere Leser noch besonders Getreidebericht von Rorschach vom 31. Mai. Preise für Ausstichweizen sehr fest. Mais und Hafer unverändert. [Tabelle] Preise der Fruchtmärkte in Romanshorn und Zürich Primallngarweizen: Romanshorn, 28. Mai: Fr. --. -- Rp. Mehl-u. Brodpreis-Bestimmung der Müller-Kommission: 100 Klgr. halbweiß Mehl Fr. 45. -- 21/2 Klgr. halbweiß Brod [Abbildung]
Mit den "Linth-Blätter" Nro. 11 und dem [Spaltenumbruch]
ihr die Sache erklärte und ſo lebte ſie in ihrem Irrthum (?) — Eine erſchütternde Kunde vernahm man vorletzten — Am Sonntag konſtituirte ſich in Brugg ein Aktions- Solothurn. — In Hofſtetten iſt der Ammann mit Hinter- Baſelland. — Das „Basler Volksblatt“ berichtet aus Aeſch von Freiburg. — Hr. Moſer, Direktor der hieſigen Volksbankfiliale, — In Ependes ereignete ſich letzte Woche ein Neuenburg. — Der Staatsrath hat die Verſammlungen der Heils- Wallis. — Saas. Der „Wall. Bote“ ſchreibt: Alois Bur- Waadt. — In dieſem Kanton wurden ſechs radikale Kandi- Teſſin. — Vorletzten Dienſtag wurden in der Nähe von Ausland. Preußiſch-Deutſches Reich. — Auf den deutſchen Märkten präſentiren ſich bereits, Oeſterreich-Ungaru. — Ein hervorragender Generalſtabs Offizier, Oberſt- — In Altona ſoll ſich der berüchtigte Polizeiſpion Rumänien. — Die Blicke aller Welt ruhten ängſtlich und ge- Frankreich. — Der erſte Anlauf der Franzoſen in ihrem Ein ſpäteres Telegramm aus Paris, 26. d., berichtet: England. — Trotz der Hinrichtungen, welche in jüngſter Zeit — Die Dubliner Meldung, daß der Denunziant Amerika. — Der große Eiſenbahnmagnat William H. Vander- Literariſches. — Brockhaus’ Couverſations-Lexikon iſt in der neuen 13. — Für Auswanderer. Nach Amerika. Praktiſcher Rath- Es hat bisher noch kein Buch gegeben, ſpeziell für Schweizer,
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Zur Notiz. Wir machen unſere Leſer noch beſonders Getreidebericht von Rorſchach vom 31. Mai. Preiſe für Ausſtichweizen ſehr feſt. Mais und Hafer unverändert. [Tabelle] Preiſe der Fruchtmärkte in Romanshorn und Zürich Primallngarweizen: Romanshorn, 28. Mai: Fr. —. — Rp. Mehl-u. Brodpreis-Beſtimmung der Müller-Kommiſſion: 100 Klgr. halbweiß Mehl Fr. 45. — 2½ Klgr. halbweiß Brod [Abbildung]
Mit den „Linth-Blätter“ Nro. 11 und dem <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><cb/> ihr die Sache erklärte und ſo lebte ſie in ihrem Irrthum (?)<lb/> davon. Gott wird ihr dieſen Fehler wohl verziehen haben.“<lb/> — Einige Römiſch-Katholiſche verließen ſofort den Gottes-<lb/> acker — auch Altkatholiſche fanden dieſe Worte doch un-<lb/> paſſend. — So ſchreibt „Der Frickthaler“, der wohl gut<lb/> orientirt ſein wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Eine erſchütternde Kunde vernahm man vorletzten<lb/> Dienſtag Morgens aus dem benachbarten Aarburg. Auf<lb/> bisher unerklärliche Weiſe war Nachts halb zwei Uhr in<lb/> dem Hrn. Großrath Lüſcher gehörenden hölzernen Lager-<lb/> haus beim Bahnhof Feuer ausgebrochen und ſofort ſtand<lb/> das Gebäude in hellen Flammen. Die raſch allarmirte<lb/> Feuerwehr von Aarburg hatte Mühe, die benachbarten<lb/> Gebäude, Güterſchopf und Haus des Hrn. Lehrer Hofer<lb/> zu retten. Die Bewohner des vom Feuer heimgeſuchten<lb/> Hauſes mußten nicht nur ihr Mobiliar, das nicht verſichert<lb/> war, dem raſenden Elemente preisgeben, ſondern es blieben<lb/> auch 3 blühende Knaben einer Familie Meyer von Wyli-<lb/> berg in den Flammen und eine Frau erlitt ſolche Brand-<lb/> wunden, daß ſie wahrſcheinlich ihren Leiden erliegen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Am Sonntag konſtituirte ſich in Brugg ein Aktions-<lb/> komite für die Aufbringung der nöthigen Unterſchriften oder<lb/> Gemeindebeſchlüſſe für die Durchführung der Totalreviſion<lb/> der kantonalen Verfaſſung. Das vorgelegte Programm des<lb/> Initiativkomites wurde als Grundlage eines eigentlichen<lb/> Reviſionsprogrammes angenommen. In das Aktionskomite<lb/> wurden nebſt den Initianten Vertreter der Bezirke bezeich-<lb/> net. Dieſes hat mit aller Beförderung ein definitives Pro-<lb/> gramm aufzuſtellen und die Unterſchriftenſammlung in’s<lb/> Werk zu ſetzen. Die Stimmung für die Totalreviſion iſt<lb/> in den Gemeinden nach erſtatteten Berichten eine günſtige.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Solothurn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In <hi rendition="#g">Hofſtetten</hi> iſt der Ammann mit Hinter-<lb/> laſſung von Schulden nach Amerika verreist.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Baſelland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Das „Basler Volksblatt“ berichtet aus Aeſch von<lb/> einer myſteriöſen Geſchichte. Es wurde dieſer Tage beim<lb/> Umbau eines Hauſes wenig tief unter dem Boden ein<lb/> menſchliches, weibliches Gerippe und zwar ohne Kopf ge-<lb/> funden. Viele Leute bringen dieſe ſeltſame Entoeckung<lb/> mit einem Gerüchte in Verbindung, das vor etlichen 20<lb/> Jahren in Aeſch ſoll beſtanden haben, wegen Verſchwindens<lb/> einer Jungfrau Malzach. Es habe damals geyeißen, ſie<lb/> ſei in der Birs ertrunken, während viele Leute ungläubig<lb/> den Kopf ſchüttelten und einen Mord vermutheten. Da<lb/> die Perſonen, um die es ſich handeln könnte, alle längſt<lb/> geſtorben ſind, wird man kaum mehr Licht in dieſe dunkle<lb/> Geſchichte bringen können.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Freiburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Hr. Moſer, Direktor der hieſigen Volksbankfiliale,<lb/> iſt nicht verunglückt; er war am Samstag bei ſeinem<lb/> Vater in Bern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In <hi rendition="#g">Ependes</hi> ereignete ſich letzte Woche ein<lb/> ſchreckliches Unglück. Ein junger Bauernknecht wollte das<lb/> Vieh im Stalle von der Krippe losmachen, um es zur<lb/> Tränke zu führen, als ihm eine bösartige Kuh das Horn<lb/> mit ſolcher Wucht in das Auge bohrte, daß die Spitze<lb/> des Horns in der Augenhöhle haften blieb und der Knecht<lb/> ſomit in furchtbarer Weiſe mit der Kuh zuſammengefeſſelt<lb/> war. Die letztere machte alle Anſtrengungen, um das<lb/> Horn loszubringen; dies gelang aber erſt, als auf das<lb/> entſetzliche Schmerzensgeſchrei des Knechts Hülfe herbeikam.<lb/> Der arme Menſch lebt noch unter unbeſchreiblichen Qualen;<lb/> er glaubt immer noch, das Horn des Thieres in der furcht-<lb/> baren Wunde zu fühlen. Faſt unglaublich ſcheint es, daß<lb/> man erſt nach einigen Tagen daran dachte, einen Arzt<lb/> zu rufen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neuenburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der Staatsrath hat die Verſammlungen der Heils-<lb/> armee unterſagt. Er ſtützt ſich auf Art. 72 der Staats-<lb/> verfaſſung, wonach keine religiöſe Genoſſenſchaft ohne aus-<lb/> drückliche Ermächtigung durch den Großen Rath ſich öffent-<lb/> lich produziren darf. So wird alſo der Letztere über das<lb/> fernere Verbleiben der Heilsritter im Neuenburgiſchen aus<lb/> zuſprechen haben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wallis.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Saas</hi>.</head> <p>Der „Wall. Bote“ ſchreibt: Alois Bur-<lb/> gener von Valen wurde vor einigen Tagen auf dem Paſſe<lb/> Montelli auf italieniſchem Gebiete von einem italieniſchen<lb/> Grenzwächter erſchoſſen, weil er mit ſeinem zweitälteſten<lb/> Sohn Schleichhandel mit Tabak trieb. Der Sohn wurde<lb/> aufgegriffen und in einen italieniſchen Kerker geworfen.<lb/> Wir müſſen unſer gerechtes Bedauern ausdrücken, daß<lb/> unſere Walliſer Grenzbewohner immer den ſo gefährlichen<lb/> Schleichhandel fortſetzen. Die Leute ſollten doch im Hin-<lb/> blicke auf dieſen neuen Fall einſehen lernen, daß die ita-<lb/> lieniſchen Polizeiagenten nicht ſpaſſen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Waadt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In dieſem Kanton wurden ſechs radikale Kandi-<lb/> taten in den Nationalrath gewählt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Teſſin.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Vorletzten Dienſtag wurden in der Nähe von<lb/> Lugano zwei im Hotel Waſhington wohnende Damen,<lb/> als ſie ohne Begleitung den Mont San Salvatore be-<lb/> ſteigen wollten, von drei unbekannten Strolchen ange-<lb/> fallen, von einem derſelben mit dem Meſſer bedroht, und<lb/> des ganzen Goldſchmuckes beraubt, den ſie auf ſich trugen.<lb/> Der Schrecken hinderte die Damen im nahegelegenen<lb/> Pazello, den Raubanfall zur Anzeige zu bringen; die Ver-<lb/> brecher konnten ſich daher ungeſtört durch die umliegenden<lb/> Wälder davon machen. Der Polizei-Comiſſär von Lugano<lb/><cb/> ordnete jedoch ſofort energiſche Maßregeln an, um der<lb/> Räuber habhaft zu werden.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ausland.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Preußiſch-Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Auf den deutſchen Märkten präſentiren ſich bereits,<lb/> wenn auch vorerſt noch aus ſüdlichen Gegenden, die erſten<lb/> diesjährigen reifen Obſtſorten, die Kirſchen. In Bälde<lb/> werden auch die Sendungen aus den Obſtländern Würt-<lb/> temberg, Baden, Pfalz ꝛc. folgen. Die im Großen und<lb/> Ganzen ſo günſtig verlaufene Blüthezeit, der Stand der<lb/> Obſtbäume berechtigen zu der beſten Hoffnung auf ein<lb/> reiches Obſtjahr. Die allmälig einlanfenden Berichte<lb/> wenigſtens lauteu höchſt günſtig. So wird u. a. vom<lb/> badiſch. Kaiſerſtuhl, einer Hauptkirſchengegend, unterm 24.<lb/> Mai geſchrieben: Eine der reichſten Kirſchenernten ſeit<lb/> vielen Jahren ſteht bei günſtigem Witterungsverlauf in<lb/> Ausſicht. Die Aeſte vieler Bäume biegen ſich ſchon jetzt<lb/> unter der Laſt ihrer Früchte, daß ſie von ferne wie Trauer-<lb/> weiden anzuſehen ſind.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungaru.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Ein hervorragender Generalſtabs Offizier, Oberſt-<lb/> lieutenant <hi rendition="#g">Schlayer,</hi> Kommandant des neuorganiſirten<lb/> Eiſenbahnregiments, ein geborner Württemberger, wurde,<lb/> wie man aus Wien meldet, von Oberſtlieutenant Palmer,<lb/> Redakteur der Militär-Zeitſchrift „Vedette“, erſchoſſen.<lb/> Die Duellurſache war ein Wortwechſel über militäriſche<lb/> Fragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In <hi rendition="#g">Altona</hi> ſoll ſich der berüchtigte Polizeiſpion<lb/> Wolff erhängt haben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rumänien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die Blicke aller Welt ruhten ängſtlich und ge-<lb/> ſpannt auf Moskau, ob dort nicht inmitten der Krönungs-<lb/> feierlichkeiten mit ſchwarzen Fittichen ein nihiliſtiſcher An-<lb/> ſchlag den Feſtglanz verdunkeln oder ganz auslöſchen würde.<lb/> Aber nicht aus Moskau, ſondern aus Bukareſt kommt<lb/> jetzt plötzlich die Kunde von einer Verſchwörung. Ein<lb/> Privattelegramm berichtet darüber: In den letzten Tagen<lb/> wurde in Rumänien eine Verſchwörung entdeckt, welche<lb/> ein Attentat gegen König Karl bezweckte. Dasſelbe ſollte<lb/> am vergangenen Dienſtag gelegentlich der Eröffnung der<lb/> Kammern zur Ausführung gelangen. Die Mitglieder der<lb/> Verſchwörung ſind meiſtens Moldauer. Das Attentat<lb/> ſelbſt ſollten zwei Polen ausführen. Die erſte Verſtändi-<lb/> gung erhielt die rumäniſche Polizei durch den ruſſiſchen<lb/> Konſul in Jaſſy.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der erſte Anlauf der <hi rendition="#g">Franzoſen</hi> in ihrem<lb/> aſiatiſchen „Kolonialkriege“ ſcheint nicht beſonders günſtig<lb/> ausgefallen zu ſein. Nachrichten, welche dem franzöſiſchen<lb/> Marineminiſter aus Tonkin zugegangen ſind, berichten<lb/> nämlich, daß der franzöſiſche Truppenkommandant Rivi<hi rendition="#aq">è</hi>re<lb/> bei dem Verſuch, aus Fort Hanoi, wo derſelbe ſeit meh-<lb/> reren Monaten eingeſchloſſen iſt, gegen die an Zahl ihm<lb/> ſtark überlegenen feindlichen Streitkräfte einen Ausfall zu<lb/> machen, getödtet worden. Der Bataillonsführer Devillers<lb/> wurde ſchwer verwundet. General Bonet, welcher ſich<lb/> gegenwärtig in Saigon befindet, hat Befehl erhalten,<lb/> Rivi<hi rendition="#aq">è</hi>re zu erſetzen. Mittlerweile dürften auch bald die<lb/> vom Mutterlande aus eingeſchifften Verſtärkungen in den<lb/> cochinchineſiſchen Gewäſſern eingetroffen ſein, ſo daß den<lb/> Franzoſen dann eine ſtärkere Machtentfaltung möglich iſt.<lb/> Einer merkwürdigen Mittheilung giebt inzwiſchen die N.<lb/> Z. Raum, nämlich daß die chineſiſche Regierung ent-<lb/> ſchloſſen ſei, die franzöſiſche Tonkin-Expedition mit Waffen-<lb/> gewalt zurückzuweiſen und eventuell dem franzöſiſchen Ge-<lb/> ſandten in Peking ſeine Päſſe zuzuſchicken, ſowie den<lb/> chineſiſchen Geſandten in Paris abzurufen. In den drei<lb/> an Tonkin grenzenden Provinzen werde bereits eine Armee<lb/> aufgeſtellt und der neu ernannte Oberbefehlshaber ſei in<lb/> Sanghai eingetroffen. Das genannte Blatt giebt übrigens<lb/> dieſe Mittheilung ſelbſt unter aller Reſerve; Nachrichten,<lb/> welche auf einen ſolchen Entſchluß Ehinas hindeuteten,<lb/> ſind in der letzten Zeit mehrfach verbreitet worden. Im<lb/> Augenblick ſcheinen ſogar mehr Zeichen gegen, als für<lb/> eine offizielle Kriegführung Chinas zu ſprechen, während<lb/> die Unterſtützung Anams unter der Hand mehr wahr-<lb/> ſcheinlich iſt.</p><lb/> <p>Ein ſpäteres Telegramm aus Paris, 26. d., berichtet:<lb/> In der Deputirtenkammer theilte der Marineminiſter den<lb/> Inhalt einer ihm unter dem 25. d. M. aus Saigon vom<lb/> Admiral Meyer zugegangenen Depeſche mit. Darnach iſt<lb/> bei dem unglücklichen Ausfall aus Fort Hanoi der fran-<lb/> zöſiſche Truppenkommandant Rivi<hi rendition="#aq">è</hi>re getödtet, ein höherer<lb/> Offizier tödtlich verwundet worden. Außerdem wurden 14<lb/> Soldaten bei der Ausſchiffung getödtet und 22 verwundet.<lb/> Verſtärkungen ſind nothwendig. Die Regierung von<lb/> Cochinchina iſt ſeit 8 Tagen von dem Stande der Dinge<lb/> benachrichtigt. Annamiten lagern in großer Zahl vor<lb/> Hanoi. Zwei Landungskompagnien wurden abgeſchickt,<lb/> andere ſollen folgen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">England.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Trotz der Hinrichtungen, welche in jüngſter Zeit<lb/> in Irland ſtattfanden, dauern die Anfälle und Agrarmorde<lb/> unter dem fanatiſirten Volke fort. Als der Gerichtsweibel<lb/> Sulliman in Cork letzten Sonntag in die Kirche ging,<lb/> erhielt er einen Flintenſchuß in den Schenkel. Als der<lb/> That verdächtig wurden drei Individuen verhaftet.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Die Dubliner Meldung, daß der Denunziant<lb/> James Carey auf freien Fuß geſetzt worden und nach<lb/><cb/> ſeiner Behauſung zurückgekehrt ſei, hat ſich als unbegründet<lb/> erwieſen. James Carey befindet ſich noch im Gefängniſſe<lb/> und wird nebſt ſeinen Kollegen Fawell dort bis zur näch-<lb/> ſten Schwurgerichtsperiode bleiben, da man, im Falle<lb/> Tynan (Nr. 1), Sheridan und Walſh ausgeliefert werden<lb/> ſollten, ihrer Zeugenſchaft wieder bedürfen wird. Dagegen<lb/> werden Anſtalten getroffen, um die Angeber Kavanagh,<lb/> Smith, O’Hanlon und Peter Carey auf Staatskoſten<lb/> nach Auſtralien zu ſenden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Amerika.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der große Eiſenbahnmagnat William H. Vander-<lb/> bilt hat ſeine Entlaſſung als Präſident verſchiedener<lb/> Eiſenbahnen genommen und ſich am 5. ds. auf einem<lb/> Dampfer der White Star Linie nach Europa eingeſchifft.<lb/> Er nahm 1 Mill. Dollars als „Taſchengeld“ mit, die er<lb/> hauptſächlich zum Ankauf von Gemälden für ſeine Gallerie<lb/> verwenden will. Im Juli und Auguſt will er ſich in der<lb/> Schweiz aufhalten.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Literariſches</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— <hi rendition="#b">Brockhaus’ Couverſations-Lexikon</hi> iſt in der neuen 13.<lb/> Auflage bis zum 71. Heft ſortgeſchritten, welches den Buchſtaben<lb/> D zu Ende führt und ſchon den Anfang vom E enthält. Der<lb/> Buchſtabe D hat beſondere Wichtigkeit für das Couverſations-<lb/> Lexikon, da ihm das Wort „Deutſch“ mit ſeinem Zuſammen-<lb/> ſetzungen angehört. Umfang und Vortrefflichkeit dieſer deutſchen<lb/> Artikel entſprechen denn auch in der neuen Auflage der ihnen<lb/> zukommenden Bedeutung, ſie füllen 344 Spalten (10¾ Bogen)<lb/> und geben ein bis auf die Gegenwart ergänztes, vollkommen ab-<lb/> gerundetes Bild unſeres Vaterlandes. Dem Hauptartikel „Deutſch-<lb/> land und Deutſches Reich“, deſſen verſchiedene Abtheilungen durch<lb/> Profeſſor von Klöden, Freiherrn von Fircks, L. von Rönne in<lb/> Berlin, Profeſſor Lenz in Marburg, Profeſſor W. Müller in<lb/> Tübingen, Eontreadmiral a. D. Werner in Wiesbaden und Pro-<lb/> feſſor Winkelmann in Heidelberg bearbeitet ſind, ſchließen ſich die<lb/> folgenden Artikel an: „Deutſches Volk“ vom Director des berliner<lb/> Statiſtiſchen Bureau Regierungsrath Boeckh; „Deutſches Recht“<lb/> und „Deutſche Rechtsalterthümer“ vom Bibliothekar des Reichs-<lb/> gerichts Profeſſor Schulz; „Deutſch-Däniſcher Krieg von 1848—<lb/> 50 und von 1864“, „Deutſcher Krieg von 1866“, „Deutſch-<lb/> Franzöſiſcher Krieg von 1870—71“, „Deutſches Heerweſen“,<lb/> „Deutſche Bundesfeſtungen“, „Deutſche Reiter“; „Deutſche Farben“<lb/> und „Deutſche Ritter“ vom Grafen von Oeynhauſen in Berlin;<lb/> „Deutſche Literatur“, „Deutſche Sprache“ und „Deutſche Mund-<lb/> arten“ vom Geh. Hofrath Profeſſor Bartſch in Heidelberg und<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> R. Voxberger in Erfurt; „Deutſche Philoſophie“ von Profeſſor<lb/> Windelband in Freiburg; „Deutſche Mythologie“ von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> E.<lb/> Mogk in Leipzig; „Deutſche Kunſt“ von dem Vicedirector der<lb/> wiener Muſeen <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Ilg; „Deutſche Muſik“ von Friedrich Chry-<lb/> ſander in Bergdorf; „Deutſches Theater“ von Profeſſor I. Kür-<lb/> ſchner in Stuttgart. Aus der ungeheuern Maſſe des Stoffs iſt<lb/> alles Weſentliche ausgeſchieden und in überſichtlicher Gruppirung<lb/> zur Darſtellung gebracht; mit vollem Recht dürfen dieſe Artikel<lb/> als eine Zierde des gediegenen Werks bezeichnet werden. Und<lb/> nicht geringeres Lob verdienen die dazu gehörigen Illuſtrationen;<lb/> acht in Farbendruck ausgeführte Karten: eine Politiſche Ueberſichts-<lb/> karte, eine Geologiſche, eine Berg- und Flußkaite, eine Karte der<lb/> Bevölkerungsdichtigkeit, eine Induſtriekarte, eine Verkehrskarte und<lb/> auf zwei Tafeln acht hiſtoriſche Kärtchen von Deutſchland, welche<lb/> die Reichsgrenzen in den wichtigſten Geſchichtsepochen, von der<lb/> Zeit Karls des Großen bis auf die Jetztzeit, zur Anſchauung<lb/> bringen. Die in Wort und Bild wohlgelungene Darſtellung aller<lb/> auf die Kunde von Deutſchland bezüglichen Materien legt ein<lb/> neues Zeugniß ab für die Sorgfalt, mit welcher die 13. Auflage<lb/> von Brockhaus’ Converſations-Lexikon redigirt und bearbeitet<lb/> wird, und für den hohen Werth des Werks.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Für Auswanderer.</hi> </head> <p><hi rendition="#b">Nach Amerika. Praktiſcher Rath-<lb/> geber und Führer für Schweiz. Auswanderer</hi> v. J. Schatzmann.<lb/> Verlag von <hi rendition="#b">Th. Wirth</hi> in <hi rendition="#b">St. Gallen.</hi> Preis Fr. 2. —</p><lb/> <p>Es hat bisher noch kein Buch gegeben, ſpeziell für Schweizer,<lb/> die nach Amerlka reiſen wollen. Darum iſt es ſehr zu begrüßen,<lb/> daß nun ein ſolches vorliegt, da jedes Jahr viele Tanſende unſer<lb/> Vaterland verlaſſen, um ſich drüben über dem großen Weltmeer<lb/> eine neue Heimath zu begründen. Wie nothwendig es iſt, dabei<lb/> praktiſch und mit größter Vorſicht zu Werke zu gehen, beweist<lb/> der Inhalt dieſes Buches, das von zwei aus Amerika zurück-<lb/> gekehrten Schweizern geſchrieben iſt, die dort viele Jahre gelebt<lb/> haben. Sowohl für den Landwirth wie für den Handwerker ſind<lb/> die Verhältniſſe der dortigen Länder in dem Buche klar dargelegt;<lb/> ferner deren Geſetze, Geld, Maaße, Poſt, Verdienſt ꝛc., ſo daß<lb/> ſich Jeder noch daheim überlegen kann, wohin er am Beſten ſeine<lb/> Reiſe richte. — Von großer Wichtigkeit für jeden neuen Ankömm-<lb/> ling in Amerika iſt die engliſche Sprache, darum iſt dieſem<lb/> „Führer“ ein engliſch-deutſches Geſprächbuch beigegebeu, das die<lb/> im gewöhnlichen Leben meiſt vorkommenden Geſpräche in beiden<lb/> Sprachen wiedergiebt. Da aber die engliſche Sprache anders<lb/> ausgeſprochen als ſie geſchrieben wird, ſo iſt jedem Worte dieſer<lb/> Geſpräche die Ausſprache noch beſonders beigefügt. Wir empfehlen<lb/> dieſes Buch, das jedem Auswanderer vor und nach der Ankunft<lb/> in Amerika ſehr gute Dienſte leiſten wird, der allgemeinen Be-<lb/> achtung.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <figure/> <hi rendition="#b">Zur Notiz.</hi> </head> <p>Wir machen unſere Leſer noch beſonders<lb/> auf das nächſten Sonntag den 3. Juni, Nachmittags 4 Uhr in<lb/> der evangeliſchen Pfarrkirche <hi rendition="#b">Rapperswil</hi> ſtattfindende <hi rendition="#b">Konzert</hi><lb/> des ſchwediſchen Harfenſpielers, Kammervirtuoſen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Adolf Sjödén</hi></hi><lb/> aufmerkſam; dem Genannten geht der Nuf voraus, einer der be-<lb/> deutendſten lebenden Virtuoſen auf ſeinem Inſtrumente zu ſein.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Getreidebericht von Rorſchach vom 31. Mai.</hi> </head><lb/> <p>Preiſe für Ausſtichweizen ſehr feſt. Mais und Hafer unverändert.</p><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Preiſe der Fruchtmärkte in Romanshorn und Zürich</hi> </head><lb/> <p>Primallngarweizen: Romanshorn, 28. Mai: Fr. —. — Rp.<lb/> Zürich, 25. Mai: Fr. 28. 50 Rp.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Mehl-u. Brodpreis-Beſtimmung</hi> der <hi rendition="#b">Müller-Kommiſſion:</hi> </head><lb/> <p>100 Klgr. halbweiß Mehl Fr. 45. — 2½ Klgr. halbweiß Brod<lb/> Fr. 1. 06. — Kleienpreis Fr. 11. —</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <figure/> <p> <hi rendition="#b">Mit den „Linth-Blätter“ Nro. 11 und dem<lb/> Eiſenbahu-Fahrplan d. <hi rendition="#aq">V.S.B.</hi> und <hi rendition="#aq">N. O. B.</hi> </hi> </p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
ihr die Sache erklärte und ſo lebte ſie in ihrem Irrthum (?)
davon. Gott wird ihr dieſen Fehler wohl verziehen haben.“
— Einige Römiſch-Katholiſche verließen ſofort den Gottes-
acker — auch Altkatholiſche fanden dieſe Worte doch un-
paſſend. — So ſchreibt „Der Frickthaler“, der wohl gut
orientirt ſein wird.
— Eine erſchütternde Kunde vernahm man vorletzten
Dienſtag Morgens aus dem benachbarten Aarburg. Auf
bisher unerklärliche Weiſe war Nachts halb zwei Uhr in
dem Hrn. Großrath Lüſcher gehörenden hölzernen Lager-
haus beim Bahnhof Feuer ausgebrochen und ſofort ſtand
das Gebäude in hellen Flammen. Die raſch allarmirte
Feuerwehr von Aarburg hatte Mühe, die benachbarten
Gebäude, Güterſchopf und Haus des Hrn. Lehrer Hofer
zu retten. Die Bewohner des vom Feuer heimgeſuchten
Hauſes mußten nicht nur ihr Mobiliar, das nicht verſichert
war, dem raſenden Elemente preisgeben, ſondern es blieben
auch 3 blühende Knaben einer Familie Meyer von Wyli-
berg in den Flammen und eine Frau erlitt ſolche Brand-
wunden, daß ſie wahrſcheinlich ihren Leiden erliegen wird.
— Am Sonntag konſtituirte ſich in Brugg ein Aktions-
komite für die Aufbringung der nöthigen Unterſchriften oder
Gemeindebeſchlüſſe für die Durchführung der Totalreviſion
der kantonalen Verfaſſung. Das vorgelegte Programm des
Initiativkomites wurde als Grundlage eines eigentlichen
Reviſionsprogrammes angenommen. In das Aktionskomite
wurden nebſt den Initianten Vertreter der Bezirke bezeich-
net. Dieſes hat mit aller Beförderung ein definitives Pro-
gramm aufzuſtellen und die Unterſchriftenſammlung in’s
Werk zu ſetzen. Die Stimmung für die Totalreviſion iſt
in den Gemeinden nach erſtatteten Berichten eine günſtige.
Solothurn.
— In Hofſtetten iſt der Ammann mit Hinter-
laſſung von Schulden nach Amerika verreist.
Baſelland.
— Das „Basler Volksblatt“ berichtet aus Aeſch von
einer myſteriöſen Geſchichte. Es wurde dieſer Tage beim
Umbau eines Hauſes wenig tief unter dem Boden ein
menſchliches, weibliches Gerippe und zwar ohne Kopf ge-
funden. Viele Leute bringen dieſe ſeltſame Entoeckung
mit einem Gerüchte in Verbindung, das vor etlichen 20
Jahren in Aeſch ſoll beſtanden haben, wegen Verſchwindens
einer Jungfrau Malzach. Es habe damals geyeißen, ſie
ſei in der Birs ertrunken, während viele Leute ungläubig
den Kopf ſchüttelten und einen Mord vermutheten. Da
die Perſonen, um die es ſich handeln könnte, alle längſt
geſtorben ſind, wird man kaum mehr Licht in dieſe dunkle
Geſchichte bringen können.
Freiburg.
— Hr. Moſer, Direktor der hieſigen Volksbankfiliale,
iſt nicht verunglückt; er war am Samstag bei ſeinem
Vater in Bern.
— In Ependes ereignete ſich letzte Woche ein
ſchreckliches Unglück. Ein junger Bauernknecht wollte das
Vieh im Stalle von der Krippe losmachen, um es zur
Tränke zu führen, als ihm eine bösartige Kuh das Horn
mit ſolcher Wucht in das Auge bohrte, daß die Spitze
des Horns in der Augenhöhle haften blieb und der Knecht
ſomit in furchtbarer Weiſe mit der Kuh zuſammengefeſſelt
war. Die letztere machte alle Anſtrengungen, um das
Horn loszubringen; dies gelang aber erſt, als auf das
entſetzliche Schmerzensgeſchrei des Knechts Hülfe herbeikam.
Der arme Menſch lebt noch unter unbeſchreiblichen Qualen;
er glaubt immer noch, das Horn des Thieres in der furcht-
baren Wunde zu fühlen. Faſt unglaublich ſcheint es, daß
man erſt nach einigen Tagen daran dachte, einen Arzt
zu rufen.
Neuenburg.
— Der Staatsrath hat die Verſammlungen der Heils-
armee unterſagt. Er ſtützt ſich auf Art. 72 der Staats-
verfaſſung, wonach keine religiöſe Genoſſenſchaft ohne aus-
drückliche Ermächtigung durch den Großen Rath ſich öffent-
lich produziren darf. So wird alſo der Letztere über das
fernere Verbleiben der Heilsritter im Neuenburgiſchen aus
zuſprechen haben.
Wallis.
— Saas. Der „Wall. Bote“ ſchreibt: Alois Bur-
gener von Valen wurde vor einigen Tagen auf dem Paſſe
Montelli auf italieniſchem Gebiete von einem italieniſchen
Grenzwächter erſchoſſen, weil er mit ſeinem zweitälteſten
Sohn Schleichhandel mit Tabak trieb. Der Sohn wurde
aufgegriffen und in einen italieniſchen Kerker geworfen.
Wir müſſen unſer gerechtes Bedauern ausdrücken, daß
unſere Walliſer Grenzbewohner immer den ſo gefährlichen
Schleichhandel fortſetzen. Die Leute ſollten doch im Hin-
blicke auf dieſen neuen Fall einſehen lernen, daß die ita-
lieniſchen Polizeiagenten nicht ſpaſſen.
Waadt.
— In dieſem Kanton wurden ſechs radikale Kandi-
taten in den Nationalrath gewählt.
Teſſin.
— Vorletzten Dienſtag wurden in der Nähe von
Lugano zwei im Hotel Waſhington wohnende Damen,
als ſie ohne Begleitung den Mont San Salvatore be-
ſteigen wollten, von drei unbekannten Strolchen ange-
fallen, von einem derſelben mit dem Meſſer bedroht, und
des ganzen Goldſchmuckes beraubt, den ſie auf ſich trugen.
Der Schrecken hinderte die Damen im nahegelegenen
Pazello, den Raubanfall zur Anzeige zu bringen; die Ver-
brecher konnten ſich daher ungeſtört durch die umliegenden
Wälder davon machen. Der Polizei-Comiſſär von Lugano
ordnete jedoch ſofort energiſche Maßregeln an, um der
Räuber habhaft zu werden.
Ausland.
Preußiſch-Deutſches Reich.
— Auf den deutſchen Märkten präſentiren ſich bereits,
wenn auch vorerſt noch aus ſüdlichen Gegenden, die erſten
diesjährigen reifen Obſtſorten, die Kirſchen. In Bälde
werden auch die Sendungen aus den Obſtländern Würt-
temberg, Baden, Pfalz ꝛc. folgen. Die im Großen und
Ganzen ſo günſtig verlaufene Blüthezeit, der Stand der
Obſtbäume berechtigen zu der beſten Hoffnung auf ein
reiches Obſtjahr. Die allmälig einlanfenden Berichte
wenigſtens lauteu höchſt günſtig. So wird u. a. vom
badiſch. Kaiſerſtuhl, einer Hauptkirſchengegend, unterm 24.
Mai geſchrieben: Eine der reichſten Kirſchenernten ſeit
vielen Jahren ſteht bei günſtigem Witterungsverlauf in
Ausſicht. Die Aeſte vieler Bäume biegen ſich ſchon jetzt
unter der Laſt ihrer Früchte, daß ſie von ferne wie Trauer-
weiden anzuſehen ſind.
Oeſterreich-Ungaru.
— Ein hervorragender Generalſtabs Offizier, Oberſt-
lieutenant Schlayer, Kommandant des neuorganiſirten
Eiſenbahnregiments, ein geborner Württemberger, wurde,
wie man aus Wien meldet, von Oberſtlieutenant Palmer,
Redakteur der Militär-Zeitſchrift „Vedette“, erſchoſſen.
Die Duellurſache war ein Wortwechſel über militäriſche
Fragen.
— In Altona ſoll ſich der berüchtigte Polizeiſpion
Wolff erhängt haben.
Rumänien.
— Die Blicke aller Welt ruhten ängſtlich und ge-
ſpannt auf Moskau, ob dort nicht inmitten der Krönungs-
feierlichkeiten mit ſchwarzen Fittichen ein nihiliſtiſcher An-
ſchlag den Feſtglanz verdunkeln oder ganz auslöſchen würde.
Aber nicht aus Moskau, ſondern aus Bukareſt kommt
jetzt plötzlich die Kunde von einer Verſchwörung. Ein
Privattelegramm berichtet darüber: In den letzten Tagen
wurde in Rumänien eine Verſchwörung entdeckt, welche
ein Attentat gegen König Karl bezweckte. Dasſelbe ſollte
am vergangenen Dienſtag gelegentlich der Eröffnung der
Kammern zur Ausführung gelangen. Die Mitglieder der
Verſchwörung ſind meiſtens Moldauer. Das Attentat
ſelbſt ſollten zwei Polen ausführen. Die erſte Verſtändi-
gung erhielt die rumäniſche Polizei durch den ruſſiſchen
Konſul in Jaſſy.
Frankreich.
— Der erſte Anlauf der Franzoſen in ihrem
aſiatiſchen „Kolonialkriege“ ſcheint nicht beſonders günſtig
ausgefallen zu ſein. Nachrichten, welche dem franzöſiſchen
Marineminiſter aus Tonkin zugegangen ſind, berichten
nämlich, daß der franzöſiſche Truppenkommandant Rivière
bei dem Verſuch, aus Fort Hanoi, wo derſelbe ſeit meh-
reren Monaten eingeſchloſſen iſt, gegen die an Zahl ihm
ſtark überlegenen feindlichen Streitkräfte einen Ausfall zu
machen, getödtet worden. Der Bataillonsführer Devillers
wurde ſchwer verwundet. General Bonet, welcher ſich
gegenwärtig in Saigon befindet, hat Befehl erhalten,
Rivière zu erſetzen. Mittlerweile dürften auch bald die
vom Mutterlande aus eingeſchifften Verſtärkungen in den
cochinchineſiſchen Gewäſſern eingetroffen ſein, ſo daß den
Franzoſen dann eine ſtärkere Machtentfaltung möglich iſt.
Einer merkwürdigen Mittheilung giebt inzwiſchen die N.
Z. Raum, nämlich daß die chineſiſche Regierung ent-
ſchloſſen ſei, die franzöſiſche Tonkin-Expedition mit Waffen-
gewalt zurückzuweiſen und eventuell dem franzöſiſchen Ge-
ſandten in Peking ſeine Päſſe zuzuſchicken, ſowie den
chineſiſchen Geſandten in Paris abzurufen. In den drei
an Tonkin grenzenden Provinzen werde bereits eine Armee
aufgeſtellt und der neu ernannte Oberbefehlshaber ſei in
Sanghai eingetroffen. Das genannte Blatt giebt übrigens
dieſe Mittheilung ſelbſt unter aller Reſerve; Nachrichten,
welche auf einen ſolchen Entſchluß Ehinas hindeuteten,
ſind in der letzten Zeit mehrfach verbreitet worden. Im
Augenblick ſcheinen ſogar mehr Zeichen gegen, als für
eine offizielle Kriegführung Chinas zu ſprechen, während
die Unterſtützung Anams unter der Hand mehr wahr-
ſcheinlich iſt.
Ein ſpäteres Telegramm aus Paris, 26. d., berichtet:
In der Deputirtenkammer theilte der Marineminiſter den
Inhalt einer ihm unter dem 25. d. M. aus Saigon vom
Admiral Meyer zugegangenen Depeſche mit. Darnach iſt
bei dem unglücklichen Ausfall aus Fort Hanoi der fran-
zöſiſche Truppenkommandant Rivière getödtet, ein höherer
Offizier tödtlich verwundet worden. Außerdem wurden 14
Soldaten bei der Ausſchiffung getödtet und 22 verwundet.
Verſtärkungen ſind nothwendig. Die Regierung von
Cochinchina iſt ſeit 8 Tagen von dem Stande der Dinge
benachrichtigt. Annamiten lagern in großer Zahl vor
Hanoi. Zwei Landungskompagnien wurden abgeſchickt,
andere ſollen folgen.
England.
— Trotz der Hinrichtungen, welche in jüngſter Zeit
in Irland ſtattfanden, dauern die Anfälle und Agrarmorde
unter dem fanatiſirten Volke fort. Als der Gerichtsweibel
Sulliman in Cork letzten Sonntag in die Kirche ging,
erhielt er einen Flintenſchuß in den Schenkel. Als der
That verdächtig wurden drei Individuen verhaftet.
— Die Dubliner Meldung, daß der Denunziant
James Carey auf freien Fuß geſetzt worden und nach
ſeiner Behauſung zurückgekehrt ſei, hat ſich als unbegründet
erwieſen. James Carey befindet ſich noch im Gefängniſſe
und wird nebſt ſeinen Kollegen Fawell dort bis zur näch-
ſten Schwurgerichtsperiode bleiben, da man, im Falle
Tynan (Nr. 1), Sheridan und Walſh ausgeliefert werden
ſollten, ihrer Zeugenſchaft wieder bedürfen wird. Dagegen
werden Anſtalten getroffen, um die Angeber Kavanagh,
Smith, O’Hanlon und Peter Carey auf Staatskoſten
nach Auſtralien zu ſenden.
Amerika.
— Der große Eiſenbahnmagnat William H. Vander-
bilt hat ſeine Entlaſſung als Präſident verſchiedener
Eiſenbahnen genommen und ſich am 5. ds. auf einem
Dampfer der White Star Linie nach Europa eingeſchifft.
Er nahm 1 Mill. Dollars als „Taſchengeld“ mit, die er
hauptſächlich zum Ankauf von Gemälden für ſeine Gallerie
verwenden will. Im Juli und Auguſt will er ſich in der
Schweiz aufhalten.
Literariſches.
— Brockhaus’ Couverſations-Lexikon iſt in der neuen 13.
Auflage bis zum 71. Heft ſortgeſchritten, welches den Buchſtaben
D zu Ende führt und ſchon den Anfang vom E enthält. Der
Buchſtabe D hat beſondere Wichtigkeit für das Couverſations-
Lexikon, da ihm das Wort „Deutſch“ mit ſeinem Zuſammen-
ſetzungen angehört. Umfang und Vortrefflichkeit dieſer deutſchen
Artikel entſprechen denn auch in der neuen Auflage der ihnen
zukommenden Bedeutung, ſie füllen 344 Spalten (10¾ Bogen)
und geben ein bis auf die Gegenwart ergänztes, vollkommen ab-
gerundetes Bild unſeres Vaterlandes. Dem Hauptartikel „Deutſch-
land und Deutſches Reich“, deſſen verſchiedene Abtheilungen durch
Profeſſor von Klöden, Freiherrn von Fircks, L. von Rönne in
Berlin, Profeſſor Lenz in Marburg, Profeſſor W. Müller in
Tübingen, Eontreadmiral a. D. Werner in Wiesbaden und Pro-
feſſor Winkelmann in Heidelberg bearbeitet ſind, ſchließen ſich die
folgenden Artikel an: „Deutſches Volk“ vom Director des berliner
Statiſtiſchen Bureau Regierungsrath Boeckh; „Deutſches Recht“
und „Deutſche Rechtsalterthümer“ vom Bibliothekar des Reichs-
gerichts Profeſſor Schulz; „Deutſch-Däniſcher Krieg von 1848—
50 und von 1864“, „Deutſcher Krieg von 1866“, „Deutſch-
Franzöſiſcher Krieg von 1870—71“, „Deutſches Heerweſen“,
„Deutſche Bundesfeſtungen“, „Deutſche Reiter“; „Deutſche Farben“
und „Deutſche Ritter“ vom Grafen von Oeynhauſen in Berlin;
„Deutſche Literatur“, „Deutſche Sprache“ und „Deutſche Mund-
arten“ vom Geh. Hofrath Profeſſor Bartſch in Heidelberg und
Dr. R. Voxberger in Erfurt; „Deutſche Philoſophie“ von Profeſſor
Windelband in Freiburg; „Deutſche Mythologie“ von Dr. E.
Mogk in Leipzig; „Deutſche Kunſt“ von dem Vicedirector der
wiener Muſeen Dr. Ilg; „Deutſche Muſik“ von Friedrich Chry-
ſander in Bergdorf; „Deutſches Theater“ von Profeſſor I. Kür-
ſchner in Stuttgart. Aus der ungeheuern Maſſe des Stoffs iſt
alles Weſentliche ausgeſchieden und in überſichtlicher Gruppirung
zur Darſtellung gebracht; mit vollem Recht dürfen dieſe Artikel
als eine Zierde des gediegenen Werks bezeichnet werden. Und
nicht geringeres Lob verdienen die dazu gehörigen Illuſtrationen;
acht in Farbendruck ausgeführte Karten: eine Politiſche Ueberſichts-
karte, eine Geologiſche, eine Berg- und Flußkaite, eine Karte der
Bevölkerungsdichtigkeit, eine Induſtriekarte, eine Verkehrskarte und
auf zwei Tafeln acht hiſtoriſche Kärtchen von Deutſchland, welche
die Reichsgrenzen in den wichtigſten Geſchichtsepochen, von der
Zeit Karls des Großen bis auf die Jetztzeit, zur Anſchauung
bringen. Die in Wort und Bild wohlgelungene Darſtellung aller
auf die Kunde von Deutſchland bezüglichen Materien legt ein
neues Zeugniß ab für die Sorgfalt, mit welcher die 13. Auflage
von Brockhaus’ Converſations-Lexikon redigirt und bearbeitet
wird, und für den hohen Werth des Werks.
— Für Auswanderer. Nach Amerika. Praktiſcher Rath-
geber und Führer für Schweiz. Auswanderer v. J. Schatzmann.
Verlag von Th. Wirth in St. Gallen. Preis Fr. 2. —
Es hat bisher noch kein Buch gegeben, ſpeziell für Schweizer,
die nach Amerlka reiſen wollen. Darum iſt es ſehr zu begrüßen,
daß nun ein ſolches vorliegt, da jedes Jahr viele Tanſende unſer
Vaterland verlaſſen, um ſich drüben über dem großen Weltmeer
eine neue Heimath zu begründen. Wie nothwendig es iſt, dabei
praktiſch und mit größter Vorſicht zu Werke zu gehen, beweist
der Inhalt dieſes Buches, das von zwei aus Amerika zurück-
gekehrten Schweizern geſchrieben iſt, die dort viele Jahre gelebt
haben. Sowohl für den Landwirth wie für den Handwerker ſind
die Verhältniſſe der dortigen Länder in dem Buche klar dargelegt;
ferner deren Geſetze, Geld, Maaße, Poſt, Verdienſt ꝛc., ſo daß
ſich Jeder noch daheim überlegen kann, wohin er am Beſten ſeine
Reiſe richte. — Von großer Wichtigkeit für jeden neuen Ankömm-
ling in Amerika iſt die engliſche Sprache, darum iſt dieſem
„Führer“ ein engliſch-deutſches Geſprächbuch beigegebeu, das die
im gewöhnlichen Leben meiſt vorkommenden Geſpräche in beiden
Sprachen wiedergiebt. Da aber die engliſche Sprache anders
ausgeſprochen als ſie geſchrieben wird, ſo iſt jedem Worte dieſer
Geſpräche die Ausſprache noch beſonders beigefügt. Wir empfehlen
dieſes Buch, das jedem Auswanderer vor und nach der Ankunft
in Amerika ſehr gute Dienſte leiſten wird, der allgemeinen Be-
achtung.
[Abbildung]
Zur Notiz. Wir machen unſere Leſer noch beſonders
auf das nächſten Sonntag den 3. Juni, Nachmittags 4 Uhr in
der evangeliſchen Pfarrkirche Rapperswil ſtattfindende Konzert
des ſchwediſchen Harfenſpielers, Kammervirtuoſen Adolf Sjödén
aufmerkſam; dem Genannten geht der Nuf voraus, einer der be-
deutendſten lebenden Virtuoſen auf ſeinem Inſtrumente zu ſein.
Getreidebericht von Rorſchach vom 31. Mai.
Preiſe für Ausſtichweizen ſehr feſt. Mais und Hafer unverändert.
Preiſe der Fruchtmärkte in Romanshorn und Zürich
Primallngarweizen: Romanshorn, 28. Mai: Fr. —. — Rp.
Zürich, 25. Mai: Fr. 28. 50 Rp.
Mehl-u. Brodpreis-Beſtimmung der Müller-Kommiſſion:
100 Klgr. halbweiß Mehl Fr. 45. — 2½ Klgr. halbweiß Brod
Fr. 1. 06. — Kleienpreis Fr. 11. —
[Abbildung]
Mit den „Linth-Blätter“ Nro. 11 und dem
Eiſenbahu-Fahrplan d. V.S.B. und N. O. B.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
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