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St. Galler Volksblatt. Nr. 35, Uznach, 01. 05. 1895.

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[Spaltenumbruch] Der obere und untere Teil des prächtigen Plakates stellen die
herrlichsten Gegenden dar, die beidseitig des Berges das Auge
des Südostbahn-Reisenden erfreuen und fesseln: einerseits den
Ausblick auf den herrlichen, mit schmucken Dörfern reich um-
kränzten Zürichsee, anderseits von Goldau her den großartigen
Ausblick auf den Lowerzersee, Rigi, Mythen und die majestätischen
Urnerberge. Die Südostbahntoute ist unstreitig eine der schönsten
der ganzen Schweiz und jedermann wird die landschaftlich so
genußreiche Fahrt auf der Südostbahn stets in bester Erinnerung
behalten. Das Plakatgemälde dieser Bahn ist mit einem Worte
ein wahres Kunstwerk (Arbeit des Schweizer Malers Kunz),
und verdient die Firma Benziger u. Co. wie die Bahngesellschaft
hohe Anerkennung. Schließlich konstatieren wir gerne, daß die
Schweizerische Südostbahn sich Mühe gibt, das Publikum zu be-
friedigen; sie sucht, wo sie kann, den Pilgern die Fahrt an-
genehm und leicht zu machen, und entwickelt selbst in der Be-
förderung der Pilgerzüge regen Eifer.




St. Gallisches.



-- Regierungsrats-Verhandlungen vom 26. April 1895.

Die Wahl des Herrn Jakob Geißer von Altstätten, z. Zt. Ka-
plan in Berneck, zum Pfarrer der katholischen Kirchgemeinde Eggersriet,
erhält die hoheitliche Anerkennung.

Der Regierungsrat setzt die Tagesordnung fest für die am 13. Mai
nächsthin beginnende ordentliche Frühjahrssession des großen Rates.
Auf derselben figurieren neben den vorgeschriebenen Wahlen der beiden
Abgeordneten in den Ständerat und des Landammanns für die nächste
einjährige Amtsdauer, Gesetzesberatungen über folgende Materien: Ver-
sorgung und Erziehung armer Kinder und Waisen, Nachtrag zum Gesetz
betr. Errichtung eines Lehrerseminars und einer Kantonsschule (Einfüh-
rung eines vierten Seminarkurses), Jagdwesen, Zivilrechtspflege, Nach-
trag zum Sparkassagesetz, wogegen laut Mitteilung der betr. Großrats-
kommission die zweite Beratung des Gesetzesvorschlages betr. das Ge-
bäudeversicherungswesen infolge angeordneter, weiterer Untersuchungen in
der bevorstehenden Großratssession nicht stattfinden kann; ferner: Bot-
schaften des Regierungsrates betr. Reorganisation der Molkereischule
Sornthal und Verteilung des Alkoholzehntels pro 1894, Petition des
Feuerbestattungsvereins St. Gallen um Auftragerteilung an den Regie-
rungsrat zur Ausarbeitung einer Vorlage über Einführung der fakultativen
Feuerbestattung u s. w.

Aus der im Auftrage des Volkswirtschaftsdepartements aufgenom-
menen Statistik über die Gesamtzahl der in der Schweiz im Betrieb be-
findlichen Stickmaschinen ergibt sich folgende Zusammenstellung:

Maschinenzahl:

[Tabelle]

Dem schweiz. Departement des Innern wird die Abrechnung über
die Baukosten der Rheinkorrektion Tardisbrücke-Monstein pro
1894 mit einer Ausgabesumme von Frs. 215 349.52 Ctm. zur Prüfung
und Genehmigung unterbreitet.

Dem Kirchenverwaltungsrat Murg wird die nachgesuchte Be-
willigung zur Ausführung der projektierten Friedhofvergrößerung erteilt.

Mit Bezug auf das von der Direktion der V. S. B. vorgelegte
Projekt für Verbreitung des Ausladeplatzes und Verlängerung des
Stumpengeleises auf der Station Oberriet läßt sich der Regierungs-
rat gegenüber dem schweiz. Eisenbahndepartement in zustimmendem Sinne
vernehmen.

Auf ein Gesuch des Gemeinderates Bronschhofen um Erhöhung
des seinerzeit zuerkannten Staatsbeitrages von Frs. 2500 an die Bau-
kosten der Straße Bronschhofen-Maugwil erteilt der Regierungs-
rat den Bescheid, daß auf das Gesuch erst eingetreten werden könne,
wenn nach erfolgter Ausführung der Bauten auch über die wirklichen
Baukosten genauer Aufschluß vorliege.

Der neugegründeten freiwilligen Feuerwehr St. Margrethen
wird an verschiedenen Anschaffungskosten für Hebung des Feuerlöschwesens
ein Staatsbeitrag von Frs. 500 und dem Kavallerieverein St. Gallen
an die Kosten des im Laufe des nächsten Sommers stattfindenden Mili-
tärreitens auf dem Breitfeld ein solcher von Frs. 300 zuerkannt.

-- Historische Ausstellung in Lichtensteig.
(Eingesandt.)

In immer weiteren Kreisen erregt die bedeutsame Veranstaltung hohes
Interesse. Antiquare und Geschichtskundige von nah und fern spenden
dem ganzen Arrangement volles Lob. Allgemein überrascht die Reich-
haltigkeit der Sammlung. Seit dem Eröffnungstage sind höchst wert-
volle Ergänzungen eingetroffen. Sachverständige von St. Gallen, Zürich,
Basel, Genf etc. anerkennen rückhaltlos den großen Wert vieler Objekte.
Einzelne Stücke werden sehr hoch taxiert. Die Ausstellung wird täglich
mehr zu einem geschichtlichen Zeugen von seltener Treue. Toggenburgisches
Streben und Sein in längst enteilter Zeit, toggenburgische Kraft und
Energie grüßen aus dem Dunkel der Vergangenheit herauf. Eine reiche
Geschichte politischer und kultureller Entwickelung zieht in dem alten
Saale an dem geistigen Auge vorüber. Man möchte die alten Banner
und Waffen, die Bilder der Ahnen, die prächtigen Erzeugnisse des Kunst-
handwerks etc. ernst und lang befragen über das, was sie gesehen und
erlebt.

Der erstellte Katalog gibt uns Auskunft darüber, daß Behörden
und Private in freundlichem Bemühen mitgewirkt haben, ein wertvolles
Ganzes zu gestalten. Außer Lichtensteig sind es namentlich das Museum
von St. Gallen, der kantonale bistorische Verein, das Kloster Neu St. Jo-
hann, die Stiftsbibliothek, der hochwst. Bischof Egger, Verwaltungen und Pri-
vate benachbarter Gemeinden etc., welche zum Gelingen der schwierigen
Unternehmung ein wesentliches beigetragen haben. Die Ausstellung bleibt
nur bis zum 6. Mai geöffnet, worauf wir des rechtzeitigen Besuches wegen
nachdrücklich aufmerksam machen.

Zum Kantonsrat wurde,
entgegen dem Vorschlage der Liberalen, mit 2052
Stimmen Nationalrat Scherrer-Füllemann gewählt.
Direktor Gygax (systemsliberal) erhielt 1263 Stimmen. Das
Bezirksgericht wurde nach dem liberalen Vorschlag bestellt.

-- St. Gallen.

Die vierte Ehrengabenliste für das
st. gallische Kantonalschützenfest verzeichnet ein Total von 8556
Franken.

-- Goßau. Kirchliches.

Mittwoch den 1. Mai feiert
der hochw. Herr Neupriester Robert Oberholzer in hier
sein erstes beiliges Meßopfer. Der Gottesdienst beginnt
um halb 9 Uhr.

-- Goßau.

Die Käsereigesellschaft hat dem Käser Anton
Huber dahier die Milch für 131/2 Rp. fürs ganze Jahr zuge-
schlagen. Damit ist der höchste Preis hierzulande erreicht.

-- Widnau.

Als am Ostersonntag morgen der hier stationie-
rende eidg. Grenzwächter Oberbek sich auf einem Patrouillengang be-
fand, sah er, wie sich etwas unterhalb der Widnauer Rheinbrücke
eine Frau in den Rhein stürzte und in den trüben Fluten des-
selben augenblicklich verschwand. Trotz des schneidenden Notd-
windes entledigte er sich rasch entschlossen seiner Waffen und
Oberkleider und sprang, der eigenen Gefahr nicht achtend, der
Unglücklichen nach. Unter großer Anstrengung gelang es ihm,
[Spaltenumbruch] dieselbe dem nassen Elemente zu entreißen und in eines der
nächsten Häuser zu bringen.

-- Ernetschwil.

(Einges.)

An hiesige Schule wurde
Hr. Lehramtskandidat Hüppi in Gommiswald gewählt.

-- * Jona.

Letzten Sonntag wurde im Walde beim Lehn-
holz ein unbekannter Mann erhängt aufgefunden.

-- Eschenbach.

(Einges.)

Mit dem 1. Mai beginnt in
hier ein junger, tüchtiger Arzt seine Proxis, nämlich Hr. Dr. An-
ton Hegglin von Menzingen. Wohnung nimmt er bei Herrn
Gemeindeschreiber Albert Morger. Er sei uns willkommen!

-- Rapperswil.

(Einges.)

Unser "Wochenblättli" schreibt, die
Konservativen gehen da, wo sie in Mehrheit sind, mit der größten Rück-
sichtslosigkeit vor. Wir wollen dem Blatte nicht mit gleicher Münze ant-
worten, aber Tatsachen wollen wir ihm bringen und dann mag es ur-
teilen, wo die größte Rücksichtslosigkeit geübt wird. In Rapperswil hat
die liberale Mehrheit seit zirka 20 Jahren der konservativen Minder-
heit keinen einzigen Vertreter im 7 Mitglieder zählenden Gemeinderate
gegeben; -- haben die Konservativen des Bezirkes ebenso gehandelt?

Schließlich möchten wir noch auf einen Widerspruch im "Wochen-
blatt" aufmerksam machen: In einem Spitzartikel klagt das Blatt in
jämmerlichem Tone, daß die Konservativen bei Aufstellung der Liste den
Wünschen der einzelnen Gemeinden gar nicht Rechnung getragen haben,
und auf der gleichen Seite des Blattes klagt man darüber, daß die Orts-
interessen bei den Richterwahlen eine so entscheidende Rolle spielten und
man zu sehr Rücksicht auf die einzelnen Gemeinden genommen habe.

-- (Eingesandt aus dem Seebezirk).

Im Rappetswiler
"Wochenblatt" schreibt da ein Einsender: "Den zahlreichen
Protestanten des Bezirks mit ganz bedeutendem Steuerkapital
und Opfersinn für das allgemeine Wohl wird nicht ein einziger
Vertreter in unserem Bezirksgerichte gewährt und doch verdienten
dieselben gewiß der Beachtung. Wir wollen hier nur ein
einziges Beispiel ihrer Gemeinnützigkeit anführen:
"Wer steuerte den Löwenanteil an das Bezirks-
krankenhaus in Uznach bei?"

Halt, mein Lieber! fehlgeschossen! Der "Löwenanteil" an
das Bezirkskrankenhaus in Uznach kam nicht von dieser Seite
und nicht von Rapverswil und seiner Umgebung, sondern diesen
Löwenanteil steuerten die Schuldner der Sparkasse, die diesem
Institute den Zins pünktlich bezahlen mußten; nicht die Herren,
sondern die armen Schuldenbauern und Zinser, die
besonders in Uznach und den umliegenden Gemeinden und im
Bezirk Gaster wohnen, legten zum größten Teil die Summe zu-
sammen und ein weiterer großer Teil die Gemeinde Uznach.
Wenn auch der Kanton St. Gallen eine große Summe beisteuerte,
so hat er nur damit zurückerstattet, was er s. Z. vom St. An-
toniusspital in Uznach emgesackt hat. Das Sparkassa-Institut ist
in uneigennützigster Weise derwaltet von Liberalen und Konser-
vatiden, und finden wir höchst abgeschmackt und vetwerflich, da-
mit politisches Kapital zu schlagen.

[Tabelle]
-- Gaster. Wahl des Bezirksgerichts.

In den
6 Gemeinden dieses Bezirkes wurden letzten Sonntag zu Be-
zirksrichtern
pro 1895/99 gewählt:

1. Herr Fäh Fr., Gerichtspräsident in Kaltbrunn.
2. " Fäh Alex., Gemeindeammann in Benken.
3. " Tremp A., Gemeindeammann in Schännis.
4. " Zimmermann I., Gemeindeammann in Weesen.
5. " Gmür L., Gemeindeammann in Amden.
6. " Steiner Chr., Kassier in Rieden.
7. " Zahner Beat, Präsident in Kaltbrunn.

Der Letztgenannte ist neu gewählt.

Als Ersatzrichter wurden bestätigt:

1. Herr Kühne A., Ortspräsident in Benken.
2. " Tremp I., Ortspräsident in Dorf.
3. " Gmür Fr., Vizeammann in Amden.
4. " Tremp Wilhelm, Verwalter in Rufi.



Kanione.



Zürich.

Der Kantonstat beschloß mit großer Mehtheit
gegenuber einem Verwerfungsantrage das Gesetz betreffend den
Verkauf von Brot nach Gewicht dem Volke zur Annahme
vorzulegen.


[Spaltenumbruch]
-- Bevölkerungszunahme.

Seit der am 1. Juni
v. I. vorgenommenen Volkszählung hat die Wohnbevölkerung der
Stadt Zürich bis Ende März 1895 um rund 7000 zugenommen
und betrug anfangs April 128,043.

Obwalden.

Die Landsgemeinde
wählte zum Landamann Durrer, zum Stadthalter Wirz. Die
bisherigen Oberrichter wurden mit Ausnahme Reinhatds bestätigt.
Zum Präsidenten wurde Stockmann gewählt.

Nidwalden.

Ständerat Wyrsch
wurde von der Landsgemeinde mit 1178 gegen 1177 bestätigt,
bei der Abzählung ergab sich eine Mehrheit von 1 Stimme.
Mit großem Mehr wurde die Vornahme der Verfassungsrevision
durch einen Verfassungsrat beschlossen.

Zug.

Die Generalversammlung des Verkehrsvereins vom
Zugersee und Umgebung hat beschlossen, das Fremdenblatt
von Zug habe einzugehen und die Kosten des eingegangenen
Blattes seien zu Gesamtempfehlungen in den Fremdenblättern
von Zürich. Lazern und Interlaken zu verwenden.

Zug.

Am 25. April wurde bei Zug der Bau der Linie
Zug-Goldau in Angriff genommen, an beiden Enden des
dortigen Tunnels wird tüchtig gearbeitet.

Basel.

Bei den vorgestern und gestern statt-
gehabten 4 Großratsetsatzwahlen wurde im Riehenquattier der
konservative Pfaff von Mechel gewählt mit 190 gegen 160
Stimmen, welche der Kandidat der Freisinnigen, Dr. Karl
Nienhaus auf sich vereinigte. Im Harburgquartier, in welchem
ein heißer Wahlkampf entbrannt war, ist gar keine Wahl zu-
stande gekommen. Das absolute Mehr betrug 453 Stimmen.
Die 3 Kandidaten der Freisinnigen machten 357, 354, 381
Stimmen, diejenigen der Sozialdemokraten 348, 306, 362
Stimmen. Die Kandidaten des freien Quartiervereins (Konser-
vative und Ultramontane) erhielten 204, 145, 179 Stimmen.

Man ist gespannt auf den Ausgang der Wahlen, die wahr-
scheinlich zu Gunsten der Sozialdemokraten ausfallen dürften.

Aargau.

Das Bürgerschulgesetz wurde mit 17,687 Ja
gegen 13,939 Nein angenommen.

-- Das Gesetz betr. die bürgerliche Fortbildungsschule ist
mit 17,687 gegen 13,939 Stimmen angenommen worden.
Verworfen haben die Bezirke Muri, Bremgarten, Laufenburg,
Baden und Rheinfelden.

Thurgau.

Die Kantonsschule in Frauenfeld zählt gegen-
wärtig einen leibhaftigen Türken unter ihren Schülern, nämlich
einen 15 Jahre alten Neffen des Khedive von Aegypten.

Graubünden.

Letzten Sonntag, nachdem die kirchliche
Trauung eines Hochzeitspaares in Felberg vorbei war, stand
eine Chaise bereit, um die Neuvermählten aufzunehmen, und sie
für einige Stunden dem heimatlichen Dorfe zu entführen. Die
Fahrt hatte nicht lange gedauert, als Schüsse (Hochzeitsschießen)
in unmittelbarer Nähe abgegeben wurden. Das junge und
feurige Pferd brannte durch, und der Kutscher war nicht im
Stande, es zu halten. In rasender Eile in Neudorf angekommen,
prallte dasselbe, soviel uns mitgeteilt wird, an einem Baume
an. Tie neue Chaise wurde umgeworfen und das Hochzeitspaar
flog mit Wucht auf die harte Straße. Nur die Geinesgegenwart
des Kutschers konnte serneres Ungluck verhüten. Er sprang ab,
um im gleichen Moment dem Pferde in die Zügel zu fallen,
das er zum Stehen brachte. Das Paar wurde am Kopfe und
an den Füßen ziemlich stark beschädigt und die Chaise ist demoliert.




Ausland.



Oesterreich.

In
Mehrerau ist Donnerstag abend der am 31. Januar 1893 neu-
gewäblte Abt des Klosters, P. Laurenz Wocher (der
erste Oesterreicher, der zu dieser Würde erhoben wurde), im besten
Mannesalter von 40 Jahren plötzlich infolge Schlaganfalles
gestorben.

-- Aus dem Herzogtum Krain. In der Hauptstadt
Laibach kamen vom 14. bis 25. l. M. sozusagen täglich schwächere
und heftigere Erdstöße vor, so auch am 24. ds.

-- In Ungarn wütet die liberale Presse gegen den
Nuntius Agliardi, weil er den ungarischen Episkopat und Clerus
zum Ausharren im Kampfe gegen die Civilehe aufgefordert hat.
Auch die offiziöse Presse beteiligt sich an der Hetze und bezeichnet
die Reise des Nuntius nach Ungarn als eine internationale
Rechtsverletzung. Offenbar ist diese Haltung der Presse nur das
Vorspiel für eine vom Ministerium geplante Action, die Regie-
tung wird nächstens dem Magnatenhause die kirchenpolitische
Vorlage mit den gestrichenen Paragraphen wieder vorlegen.
Ministerpräsident v. Banffy erklärte in den Ausschüssen des Ab-
geordnetenhauses aber selbst, daß er keine Garantie für die
neuerliche Abstimmung im Magnatenhause bieten könne. Ob
die Hetze der Regierungspresse die Oberhausmehrheit gefügiger
machen wird, wird man ja bald sehen.

Deutschland.

Für den kommenden deutschen Katho-
likentag in München
(Ende August oder Anfang September)
werden große Vorbereitungen getroffen. Das Lokalkomitee wird
aus über 120 Personen bestehen; sämtliche katholische Pfarrer
der Stadt haben ihren Beitritt zum Komitee erklärt; das
erzbischöfliche Ordinariat ist durch Domprobst Kronast vertreten.
Die hervorragensten Redner aus ganz Deutschland werden her-
angezogen werden. Man erwartet eine ganz imposante Ver-
sammlung.

-- Oldenburg.

Der 34jährige Schwindler Partisch
aus Wien, der 12 Jahre hindurch als "Dr. Hans Hubertus
Partisch" unbeanstandet als evangelischer Geistlicher an
der Lamberti-Kirche wrkte, hatte sich am 24. April vor der
hiesigen Strafkammer des Landgerichts wegen Unterschlagung
von 27.000 Fr. und wegen und fugter Führung des Doktor-
titels zu verantworten. In Sacken seiner Amtshandlungen als
Pastor ist Verjährung eingetreten. Pastor Partisch wurde wegen
Unterschlagung zu 3 Jahren Gefängnis verurseilt.

-- Bei einer Ersatzwahl in Dresden-Land wurde der So-
zialdemokrat Horn gewählt. Er vereinigte 16,575 Stimmen
auf sich, während auf einen Antisemiten 8643 und auf einen
Konservativen (Adeligen?) 7774 Stimmen fielen. Nun sind
im ganzen 48 Mitglieder des deutschen Reichstages Sozialdemo-
kraten.

-- Ein deutscher Minister erklärte im deutschen Reichstage,
infolge Aufschlages des Petroleums um 150 Prozent würde
eine Mehrbelastung für das deutsche Volk um jährlich 300
Millionen Mark entstehen, dank dem Kommunismus des Mammons.

-- In Halle a. S. trat am Montag der allgemeine
deutsche Handwerkertag
zusammen. Wiewohl Fürst Bis-

[Spaltenumbruch] Der obere und untere Teil des prächtigen Plakates ſtellen die
herrlichſten Gegenden dar, die beidſeitig des Berges das Auge
des Südoſtbahn-Reiſenden erfreuen und feſſeln: einerſeits den
Ausblick auf den herrlichen, mit ſchmucken Dörfern reich um-
kränzten Zürichſee, anderſeits von Goldau her den großartigen
Ausblick auf den Lowerzerſee, Rigi, Mythen und die majeſtätiſchen
Urnerberge. Die Südoſtbahntoute iſt unſtreitig eine der ſchönſten
der ganzen Schweiz und jedermann wird die landſchaftlich ſo
genußreiche Fahrt auf der Südoſtbahn ſtets in beſter Erinnerung
behalten. Das Plakatgemälde dieſer Bahn iſt mit einem Worte
ein wahres Kunſtwerk (Arbeit des Schweizer Malers Kunz),
und verdient die Firma Benziger u. Co. wie die Bahngeſellſchaft
hohe Anerkennung. Schließlich konſtatieren wir gerne, daß die
Schweizeriſche Südoſtbahn ſich Mühe gibt, das Publikum zu be-
friedigen; ſie ſucht, wo ſie kann, den Pilgern die Fahrt an-
genehm und leicht zu machen, und entwickelt ſelbſt in der Be-
förderung der Pilgerzüge regen Eifer.




St. Galliſches.



Regierungsrats-Verhandlungen vom 26. April 1895.

Die Wahl des Herrn Jakob Geißer von Altſtätten, z. Zt. Ka-
plan in Berneck, zum Pfarrer der katholiſchen Kirchgemeinde Eggersriet,
erhält die hoheitliche Anerkennung.

Der Regierungsrat ſetzt die Tagesordnung feſt für die am 13. Mai
nächſthin beginnende ordentliche Frühjahrsſeſſion des großen Rates.
Auf derſelben figurieren neben den vorgeſchriebenen Wahlen der beiden
Abgeordneten in den Ständerat und des Landammanns für die nächſte
einjährige Amtsdauer, Geſetzesberatungen über folgende Materien: Ver-
ſorgung und Erziehung armer Kinder und Waiſen, Nachtrag zum Geſetz
betr. Errichtung eines Lehrerſeminars und einer Kantonsſchule (Einfüh-
rung eines vierten Seminarkurſes), Jagdweſen, Zivilrechtspflege, Nach-
trag zum Sparkaſſageſetz, wogegen laut Mitteilung der betr. Großrats-
kommiſſion die zweite Beratung des Geſetzesvorſchlages betr. das Ge-
bäudeverſicherungsweſen infolge angeordneter, weiterer Unterſuchungen in
der bevorſtehenden Großratsſeſſion nicht ſtattfinden kann; ferner: Bot-
ſchaften des Regierungsrates betr. Reorganiſation der Molkereiſchule
Sornthal und Verteilung des Alkoholzehntels pro 1894, Petition des
Feuerbeſtattungsvereins St. Gallen um Auftragerteilung an den Regie-
rungsrat zur Ausarbeitung einer Vorlage über Einführung der fakultativen
Feuerbeſtattung u ſ. w.

Aus der im Auftrage des Volkswirtſchaftsdepartements aufgenom-
menen Statiſtik über die Geſamtzahl der in der Schweiz im Betrieb be-
findlichen Stickmaſchinen ergibt ſich folgende Zuſammenſtellung:

Maſchinenzahl:

[Tabelle]

Dem ſchweiz. Departement des Innern wird die Abrechnung über
die Baukoſten der Rheinkorrektion Tardisbrücke-Monſtein pro
1894 mit einer Ausgabeſumme von Frs. 215 349.52 Ctm. zur Prüfung
und Genehmigung unterbreitet.

Dem Kirchenverwaltungsrat Murg wird die nachgeſuchte Be-
willigung zur Ausführung der projektierten Friedhofvergrößerung erteilt.

Mit Bezug auf das von der Direktion der V. S. B. vorgelegte
Projekt für Verbreitung des Ausladeplatzes und Verlängerung des
Stumpengeleiſes auf der Station Oberriet läßt ſich der Regierungs-
rat gegenüber dem ſchweiz. Eiſenbahndepartement in zuſtimmendem Sinne
vernehmen.

Auf ein Geſuch des Gemeinderates Bronſchhofen um Erhöhung
des ſeinerzeit zuerkannten Staatsbeitrages von Frs. 2500 an die Bau-
koſten der Straße Bronſchhofen-Maugwil erteilt der Regierungs-
rat den Beſcheid, daß auf das Geſuch erſt eingetreten werden könne,
wenn nach erfolgter Ausführung der Bauten auch über die wirklichen
Baukoſten genauer Aufſchluß vorliege.

Der neugegründeten freiwilligen Feuerwehr St. Margrethen
wird an verſchiedenen Anſchaffungskoſten für Hebung des Feuerlöſchweſens
ein Staatsbeitrag von Frs. 500 und dem Kavallerieverein St. Gallen
an die Koſten des im Laufe des nächſten Sommers ſtattfindenden Mili-
tärreitens auf dem Breitfeld ein ſolcher von Frs. 300 zuerkannt.

Hiſtoriſche Ausſtellung in Lichtenſteig.
(Eingeſandt.)

In immer weiteren Kreiſen erregt die bedeutſame Veranſtaltung hohes
Intereſſe. Antiquare und Geſchichtskundige von nah und fern ſpenden
dem ganzen Arrangement volles Lob. Allgemein überraſcht die Reich-
haltigkeit der Sammlung. Seit dem Eröffnungstage ſind höchſt wert-
volle Ergänzungen eingetroffen. Sachverſtändige von St. Gallen, Zürich,
Baſel, Genf ꝛc. anerkennen rückhaltlos den großen Wert vieler Objekte.
Einzelne Stücke werden ſehr hoch taxiert. Die Ausſtellung wird täglich
mehr zu einem geſchichtlichen Zeugen von ſeltener Treue. Toggenburgiſches
Streben und Sein in längſt enteilter Zeit, toggenburgiſche Kraft und
Energie grüßen aus dem Dunkel der Vergangenheit herauf. Eine reiche
Geſchichte politiſcher und kultureller Entwickelung zieht in dem alten
Saale an dem geiſtigen Auge vorüber. Man möchte die alten Banner
und Waffen, die Bilder der Ahnen, die prächtigen Erzeugniſſe des Kunſt-
handwerks ꝛc. ernſt und lang befragen über das, was ſie geſehen und
erlebt.

Der erſtellte Katalog gibt uns Auskunft darüber, daß Behörden
und Private in freundlichem Bemühen mitgewirkt haben, ein wertvolles
Ganzes zu geſtalten. Außer Lichtenſteig ſind es namentlich das Muſeum
von St. Gallen, der kantonale biſtoriſche Verein, das Kloſter Neu St. Jo-
hann, die Stiftsbibliothek, der hochwſt. Biſchof Egger, Verwaltungen und Pri-
vate benachbarter Gemeinden ꝛc., welche zum Gelingen der ſchwierigen
Unternehmung ein weſentliches beigetragen haben. Die Ausſtellung bleibt
nur bis zum 6. Mai geöffnet, worauf wir des rechtzeitigen Beſuches wegen
nachdrücklich aufmerkſam machen.

Zum Kantonsrat wurde,
entgegen dem Vorſchlage der Liberalen, mit 2052
Stimmen Nationalrat Scherrer-Füllemann gewählt.
Direktor Gygax (ſyſtemsliberal) erhielt 1263 Stimmen. Das
Bezirksgericht wurde nach dem liberalen Vorſchlag beſtellt.

St. Gallen.

Die vierte Ehrengabenliſte für das
ſt. galliſche Kantonalſchützenfeſt verzeichnet ein Total von 8556
Franken.

Goßau. Kirchliches.

Mittwoch den 1. Mai feiert
der hochw. Herr Neuprieſter Robert Oberholzer in hier
ſein erſtes beiliges Meßopfer. Der Gottesdienſt beginnt
um halb 9 Uhr.

Goßau.

Die Käſereigeſellſchaft hat dem Käſer Anton
Huber dahier die Milch für 13½ Rp. fürs ganze Jahr zuge-
ſchlagen. Damit iſt der höchſte Preis hierzulande erreicht.

Widnau.

Als am Oſterſonntag morgen der hier ſtationie-
rende eidg. Grenzwächter Oberbek ſich auf einem Patrouillengang be-
fand, ſah er, wie ſich etwas unterhalb der Widnauer Rheinbrücke
eine Frau in den Rhein ſtürzte und in den trüben Fluten des-
ſelben augenblicklich verſchwand. Trotz des ſchneidenden Notd-
windes entledigte er ſich raſch entſchloſſen ſeiner Waffen und
Oberkleider und ſprang, der eigenen Gefahr nicht achtend, der
Unglücklichen nach. Unter großer Anſtrengung gelang es ihm,
[Spaltenumbruch] dieſelbe dem naſſen Elemente zu entreißen und in eines der
nächſten Häuſer zu bringen.

Ernetſchwil.

(Eingeſ.)

An hieſige Schule wurde
Hr. Lehramtskandidat Hüppi in Gommiswald gewählt.

— * Jona.

Letzten Sonntag wurde im Walde beim Lehn-
holz ein unbekannter Mann erhängt aufgefunden.

Eſchenbach.

(Eingeſ.)

Mit dem 1. Mai beginnt in
hier ein junger, tüchtiger Arzt ſeine Proxis, nämlich Hr. Dr. An-
ton Hegglin von Menzingen. Wohnung nimmt er bei Herrn
Gemeindeſchreiber Albert Morger. Er ſei uns willkommen!

Rapperswil.

(Eingeſ.)

Unſer „Wochenblättli“ ſchreibt, die
Konſervativen gehen da, wo ſie in Mehrheit ſind, mit der größten Rück-
ſichtsloſigkeit vor. Wir wollen dem Blatte nicht mit gleicher Münze ant-
worten, aber Tatſachen wollen wir ihm bringen und dann mag es ur-
teilen, wo die größte Rückſichtsloſigkeit geübt wird. In Rapperswil hat
die liberale Mehrheit ſeit zirka 20 Jahren der konſervativen Minder-
heit keinen einzigen Vertreter im 7 Mitglieder zählenden Gemeinderate
gegeben; — haben die Konſervativen des Bezirkes ebenſo gehandelt?

Schließlich möchten wir noch auf einen Widerſpruch im „Wochen-
blatt“ aufmerkſam machen: In einem Spitzartikel klagt das Blatt in
jämmerlichem Tone, daß die Konſervativen bei Aufſtellung der Liſte den
Wünſchen der einzelnen Gemeinden gar nicht Rechnung getragen haben,
und auf der gleichen Seite des Blattes klagt man darüber, daß die Orts-
intereſſen bei den Richterwahlen eine ſo entſcheidende Rolle ſpielten und
man zu ſehr Rückſicht auf die einzelnen Gemeinden genommen habe.

— (Eingeſandt aus dem Seebezirk).

Im Rappetswiler
„Wochenblatt“ ſchreibt da ein Einſender: „Den zahlreichen
Proteſtanten des Bezirks mit ganz bedeutendem Steuerkapital
und Opferſinn für das allgemeine Wohl wird nicht ein einziger
Vertreter in unſerem Bezirksgerichte gewährt und doch verdienten
dieſelben gewiß der Beachtung. Wir wollen hier nur ein
einziges Beiſpiel ihrer Gemeinnützigkeit anführen:
„Wer ſteuerte den Löwenanteil an das Bezirks-
krankenhaus in Uznach bei?“

Halt, mein Lieber! fehlgeſchoſſen! Der „Löwenanteil“ an
das Bezirkskrankenhaus in Uznach kam nicht von dieſer Seite
und nicht von Rapverswil und ſeiner Umgebung, ſondern dieſen
Löwenanteil ſteuerten die Schuldner der Sparkaſſe, die dieſem
Inſtitute den Zins pünktlich bezahlen mußten; nicht die Herren,
ſondern die armen Schuldenbauern und Zinſer, die
beſonders in Uznach und den umliegenden Gemeinden und im
Bezirk Gaſter wohnen, legten zum größten Teil die Summe zu-
ſammen und ein weiterer großer Teil die Gemeinde Uznach.
Wenn auch der Kanton St. Gallen eine große Summe beiſteuerte,
ſo hat er nur damit zurückerſtattet, was er ſ. Z. vom St. An-
toniusſpital in Uznach emgeſackt hat. Das Sparkaſſa-Inſtitut iſt
in uneigennützigſter Weiſe derwaltet von Liberalen und Konſer-
vatiden, und finden wir höchſt abgeſchmackt und vetwerflich, da-
mit politiſches Kapital zu ſchlagen.

[Tabelle]
Gaſter. Wahl des Bezirksgerichts.

In den
6 Gemeinden dieſes Bezirkes wurden letzten Sonntag zu Be-
zirksrichtern
pro 1895/99 gewählt:

1. Herr Fäh Fr., Gerichtspräſident in Kaltbrunn.
2. „ Fäh Alex., Gemeindeammann in Benken.
3. „ Tremp A., Gemeindeammann in Schännis.
4. „ Zimmermann I., Gemeindeammann in Weeſen.
5. „ Gmür L., Gemeindeammann in Amden.
6. „ Steiner Chr., Kaſſier in Rieden.
7. „ Zahner Beat, Präſident in Kaltbrunn.

Der Letztgenannte iſt neu gewählt.

Als Erſatzrichter wurden beſtätigt:

1. Herr Kühne A., Ortspräſident in Benken.
2. „ Tremp I., Ortspräſident in Dorf.
3. „ Gmür Fr., Vizeammann in Amden.
4. „ Tremp Wilhelm, Verwalter in Rufi.



Kanione.



Zürich.

Der Kantonstat beſchloß mit großer Mehtheit
gegenuber einem Verwerfungsantrage das Geſetz betreffend den
Verkauf von Brot nach Gewicht dem Volke zur Annahme
vorzulegen.


[Spaltenumbruch]
Bevölkerungszunahme.

Seit der am 1. Juni
v. I. vorgenommenen Volkszählung hat die Wohnbevölkerung der
Stadt Zürich bis Ende März 1895 um rund 7000 zugenommen
und betrug anfangs April 128,043.

Obwalden.

Die Landsgemeinde
wählte zum Landamann Durrer, zum Stadthalter Wirz. Die
bisherigen Oberrichter wurden mit Ausnahme Reinhatds beſtätigt.
Zum Präſidenten wurde Stockmann gewählt.

Nidwalden.

Ständerat Wyrſch
wurde von der Landsgemeinde mit 1178 gegen 1177 beſtätigt,
bei der Abzählung ergab ſich eine Mehrheit von 1 Stimme.
Mit großem Mehr wurde die Vornahme der Verfaſſungsreviſion
durch einen Verfaſſungsrat beſchloſſen.

Zug.

Die Generalverſammlung des Verkehrsvereins vom
Zugerſee und Umgebung hat beſchloſſen, das Fremdenblatt
von Zug habe einzugehen und die Koſten des eingegangenen
Blattes ſeien zu Geſamtempfehlungen in den Fremdenblättern
von Zürich. Lazern und Interlaken zu verwenden.

Zug.

Am 25. April wurde bei Zug der Bau der Linie
Zug-Goldau in Angriff genommen, an beiden Enden des
dortigen Tunnels wird tüchtig gearbeitet.

Baſel.

Bei den vorgeſtern und geſtern ſtatt-
gehabten 4 Großratsetſatzwahlen wurde im Riehenquattier der
konſervative Pfaff von Mechel gewählt mit 190 gegen 160
Stimmen, welche der Kandidat der Freiſinnigen, Dr. Karl
Nienhaus auf ſich vereinigte. Im Harburgquartier, in welchem
ein heißer Wahlkampf entbrannt war, iſt gar keine Wahl zu-
ſtande gekommen. Das abſolute Mehr betrug 453 Stimmen.
Die 3 Kandidaten der Freiſinnigen machten 357, 354, 381
Stimmen, diejenigen der Sozialdemokraten 348, 306, 362
Stimmen. Die Kandidaten des freien Quartiervereins (Konſer-
vative und Ultramontane) erhielten 204, 145, 179 Stimmen.

Man iſt geſpannt auf den Ausgang der Wahlen, die wahr-
ſcheinlich zu Gunſten der Sozialdemokraten ausfallen dürften.

Aargau.

Das Bürgerſchulgeſetz wurde mit 17,687 Ja
gegen 13,939 Nein angenommen.

— Das Geſetz betr. die bürgerliche Fortbildungsſchule iſt
mit 17,687 gegen 13,939 Stimmen angenommen worden.
Verworfen haben die Bezirke Muri, Bremgarten, Laufenburg,
Baden und Rheinfelden.

Thurgau.

Die Kantonsſchule in Frauenfeld zählt gegen-
wärtig einen leibhaftigen Türken unter ihren Schülern, nämlich
einen 15 Jahre alten Neffen des Khedive von Aegypten.

Graubünden.

Letzten Sonntag, nachdem die kirchliche
Trauung eines Hochzeitspaares in Felberg vorbei war, ſtand
eine Chaiſe bereit, um die Neuvermählten aufzunehmen, und ſie
für einige Stunden dem heimatlichen Dorfe zu entführen. Die
Fahrt hatte nicht lange gedauert, als Schüſſe (Hochzeitsſchießen)
in unmittelbarer Nähe abgegeben wurden. Das junge und
feurige Pferd brannte durch, und der Kutſcher war nicht im
Stande, es zu halten. In raſender Eile in Neudorf angekommen,
prallte dasſelbe, ſoviel uns mitgeteilt wird, an einem Baume
an. Tie neue Chaiſe wurde umgeworfen und das Hochzeitspaar
flog mit Wucht auf die harte Straße. Nur die Geinesgegenwart
des Kutſchers konnte ſerneres Ungluck verhüten. Er ſprang ab,
um im gleichen Moment dem Pferde in die Zügel zu fallen,
das er zum Stehen brachte. Das Paar wurde am Kopfe und
an den Füßen ziemlich ſtark beſchädigt und die Chaiſe iſt demoliert.




Ausland.



Oeſterreich.

In
Mehrerau iſt Donnerstag abend der am 31. Januar 1893 neu-
gewäblte Abt des Kloſters, P. Laurenz Wocher (der
erſte Oeſterreicher, der zu dieſer Würde erhoben wurde), im beſten
Mannesalter von 40 Jahren plötzlich infolge Schlaganfalles
geſtorben.

— Aus dem Herzogtum Krain. In der Hauptſtadt
Laibach kamen vom 14. bis 25. l. M. ſozuſagen täglich ſchwächere
und heftigere Erdſtöße vor, ſo auch am 24. ds.

In Ungarn wütet die liberale Preſſe gegen den
Nuntius Agliardi, weil er den ungariſchen Epiſkopat und Clerus
zum Ausharren im Kampfe gegen die Civilehe aufgefordert hat.
Auch die offiziöſe Preſſe beteiligt ſich an der Hetze und bezeichnet
die Reiſe des Nuntius nach Ungarn als eine internationale
Rechtsverletzung. Offenbar iſt dieſe Haltung der Preſſe nur das
Vorſpiel für eine vom Miniſterium geplante Action, die Regie-
tung wird nächſtens dem Magnatenhauſe die kirchenpolitiſche
Vorlage mit den geſtrichenen Paragraphen wieder vorlegen.
Miniſterpräſident v. Banffy erklärte in den Ausſchüſſen des Ab-
geordnetenhauſes aber ſelbſt, daß er keine Garantie für die
neuerliche Abſtimmung im Magnatenhauſe bieten könne. Ob
die Hetze der Regierungspreſſe die Oberhausmehrheit gefügiger
machen wird, wird man ja bald ſehen.

Deutſchland.

Für den kommenden deutſchen Katho-
likentag in München
(Ende Auguſt oder Anfang September)
werden große Vorbereitungen getroffen. Das Lokalkomitee wird
aus über 120 Perſonen beſtehen; ſämtliche katholiſche Pfarrer
der Stadt haben ihren Beitritt zum Komitee erklärt; das
erzbiſchöfliche Ordinariat iſt durch Domprobſt Kronaſt vertreten.
Die hervorragenſten Redner aus ganz Deutſchland werden her-
angezogen werden. Man erwartet eine ganz impoſante Ver-
ſammlung.

Oldenburg.

Der 34jährige Schwindler Partiſch
aus Wien, der 12 Jahre hindurch als „Dr. Hans Hubertus
Partiſch“ unbeanſtandet als evangeliſcher Geiſtlicher an
der Lamberti-Kirche wrkte, hatte ſich am 24. April vor der
hieſigen Strafkammer des Landgerichts wegen Unterſchlagung
von 27.000 Fr. und wegen und fugter Führung des Doktor-
titels zu verantworten. In Sacken ſeiner Amtshandlungen als
Paſtor iſt Verjährung eingetreten. Paſtor Partiſch wurde wegen
Unterſchlagung zu 3 Jahren Gefängnis verurſeilt.

— Bei einer Erſatzwahl in Dresden-Land wurde der So-
zialdemokrat Horn gewählt. Er vereinigte 16,575 Stimmen
auf ſich, während auf einen Antiſemiten 8643 und auf einen
Konſervativen (Adeligen?) 7774 Stimmen fielen. Nun ſind
im ganzen 48 Mitglieder des deutſchen Reichstages Sozialdemo-
kraten.

— Ein deutſcher Miniſter erklärte im deutſchen Reichstage,
infolge Aufſchlages des Petroleums um 150 Prozent würde
eine Mehrbelaſtung für das deutſche Volk um jährlich 300
Millionen Mark entſtehen, dank dem Kommunismus des Mammons.

— In Halle a. S. trat am Montag der allgemeine
deutſche Handwerkertag
zuſammen. Wiewohl Fürſt Bis-

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[2/0002] Der obere und untere Teil des prächtigen Plakates ſtellen die herrlichſten Gegenden dar, die beidſeitig des Berges das Auge des Südoſtbahn-Reiſenden erfreuen und feſſeln: einerſeits den Ausblick auf den herrlichen, mit ſchmucken Dörfern reich um- kränzten Zürichſee, anderſeits von Goldau her den großartigen Ausblick auf den Lowerzerſee, Rigi, Mythen und die majeſtätiſchen Urnerberge. Die Südoſtbahntoute iſt unſtreitig eine der ſchönſten der ganzen Schweiz und jedermann wird die landſchaftlich ſo genußreiche Fahrt auf der Südoſtbahn ſtets in beſter Erinnerung behalten. Das Plakatgemälde dieſer Bahn iſt mit einem Worte ein wahres Kunſtwerk (Arbeit des Schweizer Malers Kunz), und verdient die Firma Benziger u. Co. wie die Bahngeſellſchaft hohe Anerkennung. Schließlich konſtatieren wir gerne, daß die Schweizeriſche Südoſtbahn ſich Mühe gibt, das Publikum zu be- friedigen; ſie ſucht, wo ſie kann, den Pilgern die Fahrt an- genehm und leicht zu machen, und entwickelt ſelbſt in der Be- förderung der Pilgerzüge regen Eifer. St. Galliſches. — Regierungsrats-Verhandlungen vom 26. April 1895. Die Wahl des Herrn Jakob Geißer von Altſtätten, z. Zt. Ka- plan in Berneck, zum Pfarrer der katholiſchen Kirchgemeinde Eggersriet, erhält die hoheitliche Anerkennung. Der Regierungsrat ſetzt die Tagesordnung feſt für die am 13. Mai nächſthin beginnende ordentliche Frühjahrsſeſſion des großen Rates. Auf derſelben figurieren neben den vorgeſchriebenen Wahlen der beiden Abgeordneten in den Ständerat und des Landammanns für die nächſte einjährige Amtsdauer, Geſetzesberatungen über folgende Materien: Ver- ſorgung und Erziehung armer Kinder und Waiſen, Nachtrag zum Geſetz betr. Errichtung eines Lehrerſeminars und einer Kantonsſchule (Einfüh- rung eines vierten Seminarkurſes), Jagdweſen, Zivilrechtspflege, Nach- trag zum Sparkaſſageſetz, wogegen laut Mitteilung der betr. Großrats- kommiſſion die zweite Beratung des Geſetzesvorſchlages betr. das Ge- bäudeverſicherungsweſen infolge angeordneter, weiterer Unterſuchungen in der bevorſtehenden Großratsſeſſion nicht ſtattfinden kann; ferner: Bot- ſchaften des Regierungsrates betr. Reorganiſation der Molkereiſchule Sornthal und Verteilung des Alkoholzehntels pro 1894, Petition des Feuerbeſtattungsvereins St. Gallen um Auftragerteilung an den Regie- rungsrat zur Ausarbeitung einer Vorlage über Einführung der fakultativen Feuerbeſtattung u ſ. w. Aus der im Auftrage des Volkswirtſchaftsdepartements aufgenom- menen Statiſtik über die Geſamtzahl der in der Schweiz im Betrieb be- findlichen Stickmaſchinen ergibt ſich folgende Zuſammenſtellung: Maſchinenzahl: Dem ſchweiz. Departement des Innern wird die Abrechnung über die Baukoſten der Rheinkorrektion Tardisbrücke-Monſtein pro 1894 mit einer Ausgabeſumme von Frs. 215 349.52 Ctm. zur Prüfung und Genehmigung unterbreitet. Dem Kirchenverwaltungsrat Murg wird die nachgeſuchte Be- willigung zur Ausführung der projektierten Friedhofvergrößerung erteilt. Mit Bezug auf das von der Direktion der V. S. B. vorgelegte Projekt für Verbreitung des Ausladeplatzes und Verlängerung des Stumpengeleiſes auf der Station Oberriet läßt ſich der Regierungs- rat gegenüber dem ſchweiz. Eiſenbahndepartement in zuſtimmendem Sinne vernehmen. Auf ein Geſuch des Gemeinderates Bronſchhofen um Erhöhung des ſeinerzeit zuerkannten Staatsbeitrages von Frs. 2500 an die Bau- koſten der Straße Bronſchhofen-Maugwil erteilt der Regierungs- rat den Beſcheid, daß auf das Geſuch erſt eingetreten werden könne, wenn nach erfolgter Ausführung der Bauten auch über die wirklichen Baukoſten genauer Aufſchluß vorliege. Der neugegründeten freiwilligen Feuerwehr St. Margrethen wird an verſchiedenen Anſchaffungskoſten für Hebung des Feuerlöſchweſens ein Staatsbeitrag von Frs. 500 und dem Kavallerieverein St. Gallen an die Koſten des im Laufe des nächſten Sommers ſtattfindenden Mili- tärreitens auf dem Breitfeld ein ſolcher von Frs. 300 zuerkannt. — Hiſtoriſche Ausſtellung in Lichtenſteig. (Eingeſandt.) In immer weiteren Kreiſen erregt die bedeutſame Veranſtaltung hohes Intereſſe. Antiquare und Geſchichtskundige von nah und fern ſpenden dem ganzen Arrangement volles Lob. Allgemein überraſcht die Reich- haltigkeit der Sammlung. Seit dem Eröffnungstage ſind höchſt wert- volle Ergänzungen eingetroffen. Sachverſtändige von St. Gallen, Zürich, Baſel, Genf ꝛc. anerkennen rückhaltlos den großen Wert vieler Objekte. Einzelne Stücke werden ſehr hoch taxiert. Die Ausſtellung wird täglich mehr zu einem geſchichtlichen Zeugen von ſeltener Treue. Toggenburgiſches Streben und Sein in längſt enteilter Zeit, toggenburgiſche Kraft und Energie grüßen aus dem Dunkel der Vergangenheit herauf. Eine reiche Geſchichte politiſcher und kultureller Entwickelung zieht in dem alten Saale an dem geiſtigen Auge vorüber. Man möchte die alten Banner und Waffen, die Bilder der Ahnen, die prächtigen Erzeugniſſe des Kunſt- handwerks ꝛc. ernſt und lang befragen über das, was ſie geſehen und erlebt. Der erſtellte Katalog gibt uns Auskunft darüber, daß Behörden und Private in freundlichem Bemühen mitgewirkt haben, ein wertvolles Ganzes zu geſtalten. Außer Lichtenſteig ſind es namentlich das Muſeum von St. Gallen, der kantonale biſtoriſche Verein, das Kloſter Neu St. Jo- hann, die Stiftsbibliothek, der hochwſt. Biſchof Egger, Verwaltungen und Pri- vate benachbarter Gemeinden ꝛc., welche zum Gelingen der ſchwierigen Unternehmung ein weſentliches beigetragen haben. Die Ausſtellung bleibt nur bis zum 6. Mai geöffnet, worauf wir des rechtzeitigen Beſuches wegen nachdrücklich aufmerkſam machen. — St. Gallen, 28. April. Zum Kantonsrat wurde, entgegen dem Vorſchlage der Liberalen, mit 2052 Stimmen Nationalrat Scherrer-Füllemann gewählt. Direktor Gygax (ſyſtemsliberal) erhielt 1263 Stimmen. Das Bezirksgericht wurde nach dem liberalen Vorſchlag beſtellt. — St. Gallen. Die vierte Ehrengabenliſte für das ſt. galliſche Kantonalſchützenfeſt verzeichnet ein Total von 8556 Franken. — Goßau. Kirchliches. Mittwoch den 1. Mai feiert der hochw. Herr Neuprieſter Robert Oberholzer in hier ſein erſtes beiliges Meßopfer. Der Gottesdienſt beginnt um halb 9 Uhr. — Goßau. Die Käſereigeſellſchaft hat dem Käſer Anton Huber dahier die Milch für 13½ Rp. fürs ganze Jahr zuge- ſchlagen. Damit iſt der höchſte Preis hierzulande erreicht. — Widnau. Als am Oſterſonntag morgen der hier ſtationie- rende eidg. Grenzwächter Oberbek ſich auf einem Patrouillengang be- fand, ſah er, wie ſich etwas unterhalb der Widnauer Rheinbrücke eine Frau in den Rhein ſtürzte und in den trüben Fluten des- ſelben augenblicklich verſchwand. Trotz des ſchneidenden Notd- windes entledigte er ſich raſch entſchloſſen ſeiner Waffen und Oberkleider und ſprang, der eigenen Gefahr nicht achtend, der Unglücklichen nach. Unter großer Anſtrengung gelang es ihm, dieſelbe dem naſſen Elemente zu entreißen und in eines der nächſten Häuſer zu bringen. — Ernetſchwil. (Eingeſ.) An hieſige Schule wurde Hr. Lehramtskandidat Hüppi in Gommiswald gewählt. — * Jona. Letzten Sonntag wurde im Walde beim Lehn- holz ein unbekannter Mann erhängt aufgefunden. — Eſchenbach. (Eingeſ.) Mit dem 1. Mai beginnt in hier ein junger, tüchtiger Arzt ſeine Proxis, nämlich Hr. Dr. An- ton Hegglin von Menzingen. Wohnung nimmt er bei Herrn Gemeindeſchreiber Albert Morger. Er ſei uns willkommen! — Rapperswil. (Eingeſ.) Unſer „Wochenblättli“ ſchreibt, die Konſervativen gehen da, wo ſie in Mehrheit ſind, mit der größten Rück- ſichtsloſigkeit vor. Wir wollen dem Blatte nicht mit gleicher Münze ant- worten, aber Tatſachen wollen wir ihm bringen und dann mag es ur- teilen, wo die größte Rückſichtsloſigkeit geübt wird. In Rapperswil hat die liberale Mehrheit ſeit zirka 20 Jahren der konſervativen Minder- heit keinen einzigen Vertreter im 7 Mitglieder zählenden Gemeinderate gegeben; — haben die Konſervativen des Bezirkes ebenſo gehandelt? Schließlich möchten wir noch auf einen Widerſpruch im „Wochen- blatt“ aufmerkſam machen: In einem Spitzartikel klagt das Blatt in jämmerlichem Tone, daß die Konſervativen bei Aufſtellung der Liſte den Wünſchen der einzelnen Gemeinden gar nicht Rechnung getragen haben, und auf der gleichen Seite des Blattes klagt man darüber, daß die Orts- intereſſen bei den Richterwahlen eine ſo entſcheidende Rolle ſpielten und man zu ſehr Rückſicht auf die einzelnen Gemeinden genommen habe. — (Eingeſandt aus dem Seebezirk). Im Rappetswiler „Wochenblatt“ ſchreibt da ein Einſender: „Den zahlreichen Proteſtanten des Bezirks mit ganz bedeutendem Steuerkapital und Opferſinn für das allgemeine Wohl wird nicht ein einziger Vertreter in unſerem Bezirksgerichte gewährt und doch verdienten dieſelben gewiß der Beachtung. Wir wollen hier nur ein einziges Beiſpiel ihrer Gemeinnützigkeit anführen: „Wer ſteuerte den Löwenanteil an das Bezirks- krankenhaus in Uznach bei?“ Halt, mein Lieber! fehlgeſchoſſen! Der „Löwenanteil“ an das Bezirkskrankenhaus in Uznach kam nicht von dieſer Seite und nicht von Rapverswil und ſeiner Umgebung, ſondern dieſen Löwenanteil ſteuerten die Schuldner der Sparkaſſe, die dieſem Inſtitute den Zins pünktlich bezahlen mußten; nicht die Herren, ſondern die armen Schuldenbauern und Zinſer, die beſonders in Uznach und den umliegenden Gemeinden und im Bezirk Gaſter wohnen, legten zum größten Teil die Summe zu- ſammen und ein weiterer großer Teil die Gemeinde Uznach. Wenn auch der Kanton St. Gallen eine große Summe beiſteuerte, ſo hat er nur damit zurückerſtattet, was er ſ. Z. vom St. An- toniusſpital in Uznach emgeſackt hat. Das Sparkaſſa-Inſtitut iſt in uneigennützigſter Weiſe derwaltet von Liberalen und Konſer- vatiden, und finden wir höchſt abgeſchmackt und vetwerflich, da- mit politiſches Kapital zu ſchlagen. — Gaſter. Wahl des Bezirksgerichts. In den 6 Gemeinden dieſes Bezirkes wurden letzten Sonntag zu Be- zirksrichtern pro 1895/99 gewählt: 1. Herr Fäh Fr., Gerichtspräſident in Kaltbrunn. 2. „ Fäh Alex., Gemeindeammann in Benken. 3. „ Tremp A., Gemeindeammann in Schännis. 4. „ Zimmermann I., Gemeindeammann in Weeſen. 5. „ Gmür L., Gemeindeammann in Amden. 6. „ Steiner Chr., Kaſſier in Rieden. 7. „ Zahner Beat, Präſident in Kaltbrunn. Der Letztgenannte iſt neu gewählt. Als Erſatzrichter wurden beſtätigt: 1. Herr Kühne A., Ortspräſident in Benken. 2. „ Tremp I., Ortspräſident in Dorf. 3. „ Gmür Fr., Vizeammann in Amden. 4. „ Tremp Wilhelm, Verwalter in Rufi. Kanione. Zürich. Der Kantonstat beſchloß mit großer Mehtheit gegenuber einem Verwerfungsantrage das Geſetz betreffend den Verkauf von Brot nach Gewicht dem Volke zur Annahme vorzulegen. — Bevölkerungszunahme. Seit der am 1. Juni v. I. vorgenommenen Volkszählung hat die Wohnbevölkerung der Stadt Zürich bis Ende März 1895 um rund 7000 zugenommen und betrug anfangs April 128,043. Obwalden. Sarnen, 28. April. Die Landsgemeinde wählte zum Landamann Durrer, zum Stadthalter Wirz. Die bisherigen Oberrichter wurden mit Ausnahme Reinhatds beſtätigt. Zum Präſidenten wurde Stockmann gewählt. Nidwalden. Stans, 28 April. Ständerat Wyrſch wurde von der Landsgemeinde mit 1178 gegen 1177 beſtätigt, bei der Abzählung ergab ſich eine Mehrheit von 1 Stimme. Mit großem Mehr wurde die Vornahme der Verfaſſungsreviſion durch einen Verfaſſungsrat beſchloſſen. Zug. Die Generalverſammlung des Verkehrsvereins vom Zugerſee und Umgebung hat beſchloſſen, das Fremdenblatt von Zug habe einzugehen und die Koſten des eingegangenen Blattes ſeien zu Geſamtempfehlungen in den Fremdenblättern von Zürich. Lazern und Interlaken zu verwenden. Zug. Am 25. April wurde bei Zug der Bau der Linie Zug-Goldau in Angriff genommen, an beiden Enden des dortigen Tunnels wird tüchtig gearbeitet. Baſel. (Korr.) Bei den vorgeſtern und geſtern ſtatt- gehabten 4 Großratsetſatzwahlen wurde im Riehenquattier der konſervative Pfaff von Mechel gewählt mit 190 gegen 160 Stimmen, welche der Kandidat der Freiſinnigen, Dr. Karl Nienhaus auf ſich vereinigte. Im Harburgquartier, in welchem ein heißer Wahlkampf entbrannt war, iſt gar keine Wahl zu- ſtande gekommen. Das abſolute Mehr betrug 453 Stimmen. Die 3 Kandidaten der Freiſinnigen machten 357, 354, 381 Stimmen, diejenigen der Sozialdemokraten 348, 306, 362 Stimmen. Die Kandidaten des freien Quartiervereins (Konſer- vative und Ultramontane) erhielten 204, 145, 179 Stimmen. Man iſt geſpannt auf den Ausgang der Wahlen, die wahr- ſcheinlich zu Gunſten der Sozialdemokraten ausfallen dürften. Aargau. Das Bürgerſchulgeſetz wurde mit 17,687 Ja gegen 13,939 Nein angenommen. — Das Geſetz betr. die bürgerliche Fortbildungsſchule iſt mit 17,687 gegen 13,939 Stimmen angenommen worden. Verworfen haben die Bezirke Muri, Bremgarten, Laufenburg, Baden und Rheinfelden. Thurgau. Die Kantonsſchule in Frauenfeld zählt gegen- wärtig einen leibhaftigen Türken unter ihren Schülern, nämlich einen 15 Jahre alten Neffen des Khedive von Aegypten. Graubünden. Letzten Sonntag, nachdem die kirchliche Trauung eines Hochzeitspaares in Felberg vorbei war, ſtand eine Chaiſe bereit, um die Neuvermählten aufzunehmen, und ſie für einige Stunden dem heimatlichen Dorfe zu entführen. Die Fahrt hatte nicht lange gedauert, als Schüſſe (Hochzeitsſchießen) in unmittelbarer Nähe abgegeben wurden. Das junge und feurige Pferd brannte durch, und der Kutſcher war nicht im Stande, es zu halten. In raſender Eile in Neudorf angekommen, prallte dasſelbe, ſoviel uns mitgeteilt wird, an einem Baume an. Tie neue Chaiſe wurde umgeworfen und das Hochzeitspaar flog mit Wucht auf die harte Straße. Nur die Geinesgegenwart des Kutſchers konnte ſerneres Ungluck verhüten. Er ſprang ab, um im gleichen Moment dem Pferde in die Zügel zu fallen, das er zum Stehen brachte. Das Paar wurde am Kopfe und an den Füßen ziemlich ſtark beſchädigt und die Chaiſe iſt demoliert. Ausland. Oeſterreich. Bregenz (Vorarlberg) 26. April. In Mehrerau iſt Donnerstag abend der am 31. Januar 1893 neu- gewäblte Abt des Kloſters, P. Laurenz Wocher (der erſte Oeſterreicher, der zu dieſer Würde erhoben wurde), im beſten Mannesalter von 40 Jahren plötzlich infolge Schlaganfalles geſtorben. — Aus dem Herzogtum Krain. In der Hauptſtadt Laibach kamen vom 14. bis 25. l. M. ſozuſagen täglich ſchwächere und heftigere Erdſtöße vor, ſo auch am 24. ds. — In Ungarn wütet die liberale Preſſe gegen den Nuntius Agliardi, weil er den ungariſchen Epiſkopat und Clerus zum Ausharren im Kampfe gegen die Civilehe aufgefordert hat. Auch die offiziöſe Preſſe beteiligt ſich an der Hetze und bezeichnet die Reiſe des Nuntius nach Ungarn als eine internationale Rechtsverletzung. Offenbar iſt dieſe Haltung der Preſſe nur das Vorſpiel für eine vom Miniſterium geplante Action, die Regie- tung wird nächſtens dem Magnatenhauſe die kirchenpolitiſche Vorlage mit den geſtrichenen Paragraphen wieder vorlegen. Miniſterpräſident v. Banffy erklärte in den Ausſchüſſen des Ab- geordnetenhauſes aber ſelbſt, daß er keine Garantie für die neuerliche Abſtimmung im Magnatenhauſe bieten könne. Ob die Hetze der Regierungspreſſe die Oberhausmehrheit gefügiger machen wird, wird man ja bald ſehen. Deutſchland. Für den kommenden deutſchen Katho- likentag in München (Ende Auguſt oder Anfang September) werden große Vorbereitungen getroffen. Das Lokalkomitee wird aus über 120 Perſonen beſtehen; ſämtliche katholiſche Pfarrer der Stadt haben ihren Beitritt zum Komitee erklärt; das erzbiſchöfliche Ordinariat iſt durch Domprobſt Kronaſt vertreten. Die hervorragenſten Redner aus ganz Deutſchland werden her- angezogen werden. Man erwartet eine ganz impoſante Ver- ſammlung. — Oldenburg. Der 34jährige Schwindler Partiſch aus Wien, der 12 Jahre hindurch als „Dr. Hans Hubertus Partiſch“ unbeanſtandet als evangeliſcher Geiſtlicher an der Lamberti-Kirche wrkte, hatte ſich am 24. April vor der hieſigen Strafkammer des Landgerichts wegen Unterſchlagung von 27.000 Fr. und wegen und fugter Führung des Doktor- titels zu verantworten. In Sacken ſeiner Amtshandlungen als Paſtor iſt Verjährung eingetreten. Paſtor Partiſch wurde wegen Unterſchlagung zu 3 Jahren Gefängnis verurſeilt. — Bei einer Erſatzwahl in Dresden-Land wurde der So- zialdemokrat Horn gewählt. Er vereinigte 16,575 Stimmen auf ſich, während auf einen Antiſemiten 8643 und auf einen Konſervativen (Adeligen?) 7774 Stimmen fielen. Nun ſind im ganzen 48 Mitglieder des deutſchen Reichstages Sozialdemo- kraten. — Ein deutſcher Miniſter erklärte im deutſchen Reichstage, infolge Aufſchlages des Petroleums um 150 Prozent würde eine Mehrbelaſtung für das deutſche Volk um jährlich 300 Millionen Mark entſtehen, dank dem Kommunismus des Mammons. — In Halle a. S. trat am Montag der allgemeine deutſche Handwerkertag zuſammen. Wiewohl Fürſt Bis-

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 35, Uznach, 01. 05. 1895, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller35_1895/2>, abgerufen am 23.11.2024.