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St. Galler Volksblatt. Nr. 4, Uznach, 14. 01. 1888.

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[Spaltenumbruch] zurück, erledigte in aller Eile die aufgehäuften Kanzlei-
geschäfte und hörte Abends spät und Morgens früh
Beicht und reiste wieder ab, um den gleichen Kreislauf
von vorn zu beginnen. Wiederholt mahnte man ihn,
sich besser zu schonen; sein Eifer ließ es nicht zu; er
hielt seine Natur für unüberwindlich. Aber das war
sie leider nicht; kaum waren jene Visitationsreisen vorüber,
fühlte er sich angegriffen und wurde um Neujahr 1884
herum auf's Krankenlager geworfen. Der Arzt konstatirte
eine bedenkliche Lungenkrankheit, die das Schlimmste be-
fürchten ließ. Die Todesgefahr ging zwar vorüber, aber
die Gesundheit kehrte nicht wieder, obwohl er sie durch
verschiedene Kuren in Südtyrol, in Engelberg u. s. w.
zu erhalten suchte. Seit vier Jahren sagte man sich jeden
Winter, er werde den Frühling nicht mehr sehen. Jeden-
falls hat er die Verlängerung seines Lebens nebst dem
Gebete seiner Freunde und Bekannten zum guten Theile
seiner fast übermenschlichen Energie und seiner Willens-
kraft zu verdanken, die stärker war, als seine Krankheit.
Wenn er nicht gerade an's Bett gefesselt war, arbeitete
er, trotz seiner Schwäche, mit unermüdlichem Eifer; ja
wenn es immer möglich war, ging er sogar in den
Beichtstuhl, trotzdem man ihn immer und immer davon
abmahnte. Er entschuldigte sich damit, daß es ihm auch
gar zu langweilig sei, zum Nichtsthun sich verurtheilt zu
sehen; der Hauptgrund lag aber jedenfalls darin, daß
sein gutes Herz es nicht ertragen konnte, wenn seine
Amtsbrüder seiner Krankheit wegen irgendwie schwerer
belastet würden. -- So arbeitete er denn fast ohne Unter-
laß, ertrug sein langes und schweres Leiden mit wahrhaft
heiligmäßiger Ergebung, nie über sein Leiden, sondern
nur über die Mehrarbeiten seiner Mitbrüder klagend.
Als sein Leiden sich seit einigen Tagen wieder verschlimmerte,
empfing er mit rührender Andacht die hl. Sterbsakramente
in Gegenwart der gesammten Geistlichkeit an der Dom-
kirche, bat alle um Verzeihung allfälliger Beleidigungen,
und empfahl sich in ihr Gebet. Endlich verschied er
Dienstag Morgen 63/4 Uhr sanft im Herrn im Alter
von nur 42 Jahren. Es ist ein großer Verlurst für
unsere Diözese, ein Verlurst, der allerdings vorauszusehen
war, der aber dennoch schmerzlich berührt. -- Wie be-
liebt der Verstorbene gewesen, zeigten die zwei vergangenen
Tage, wo seine Leiche, in der alten Kinderkapelle aus-
gestellt, stets von einer großen Menge betender Gläubigen
umringt war. Heute Morgen begleitete ein fast unab-
sehbarer Trauerzug seine Hülle auf den Friedhof zu
St. Fiden; gegen sechzig geistliche Amtsbrüder trauerten
an seinem Grabe und fast kein Auge blieb trocken, als
der hochw. Hr. Pfarrrektor Eberle die Wirksamkeit des
Verstorbenen schilderte. Möge er nun den Lohn seines
Schaffens und Wirkens vom Herrn empfangen. R. I. P.




Eidgenössisches.

-- Nach einer Zusammenstellung war der Stand der
ansteckenden Krankheit der Hausthiere in der Schweiz
im Jahre 1887 folgender: Ansteckende Lungen-
seuche
. 19 Thiere umgestanden und als verseucht ab-
gethan, 54 Stück als der Seuche verdächtig abgethan,
total 73 Stück; davon kamen 32 Stück auf St. Gallen.
Rauschbrand. Total der umgestandenen und abge-
thanen Thiere 342, wovon 4 auf St. Gallen fallen.
Milzbrand. Total der umgestandenen und abgethanen
Thiere 256, davon auf St. Gallen 19. Maul- und
Klauenseuche
. Umgestanden und abgethan 16 Stück
Großvieh und 3 Stück Kleinvieh; verseucht und der An-
steckung verdächtig total 2243 Stück Großvieh und 448
Stück Kleinvieh; davon sind umgestanden in St. Gallen
9 Stück Großvieh, verseucht oder verdächtig 988 Stück
Großvieh und 41 Stück Kleinvieh. Wuth. Total der
umgestandenen und abgethanen Thiere 4 Stück. Rotz
und Hautwurm
. Total umgestanden und abgethan
23 Thiere, wovon 5 in St. Gallen. Rothlauf oder
Fleckfieber der Schweine
. Total der umgestan-
denen und abgethanen Thiere 489 Stück, davon 31 in
St. Gallen. Räude. Total der umgestandenen und ab-
gethanen Thiere 3 Stück, verseucht und der Ansteckung
verdächtig 906 Stück. -- Es sind somit im letzten Jahre
in der ganzen Schweiz umgestanden und abgethan worden
1232 Stück, deren Werth wir auf wenigstens 350,000
Fr. taxiren. Umgestanden, abgethan, verseucht und der
Ansteckung verdächtig waren im Ganzen 4806 Stück,
davon kamen auf den Kanton St. Gallen nicht
weniger als 1129 Stück.

-- Ueber den Rückkauf der Nordostbahn schreiben
die "Basler Nachrichten" (Organ von Ständerath Göttis-
heim): "Im Falle einer Volksabstimmung müßte zur Ab-
wendung eines für die jetzige Zeit nationalen Unglückes
Manches der Oeffentlichkeit preisgegeben werden, was
besser nur eingeweihten Kreisen bekannt bleibt. Auf die
volle Wahrheit, mit zündenden Worten tausendfach ver-
breitet, würde wohl zweifellos ein bestimmtes "Nein" er-
folgen." -- Wer sind wohl diese "eingeweihten Kreise",
welche dem Volke die "volle Wahrheit" verheimlichen?
Mehr Licht, sagt mit Recht das "Nidw. Volksbl."

-- Holländische Kriegsdienste.

Trotz der eindring-
lichsten Warnungen der Behörden und Presse treten immer
wieder junge Schweizer in den Dienst der Niederlande,
und büßen diese Reisläuferei mit unsäglichem Elend. Im
verflossenen Jahr sind von Hardewyk (an der Zuidersee)
1840 Mann nach Ostindien abgesandt worden, darunter
33 Schweizer. Für 1888 ist der Nachschub für die
niederländisch-ostindische Armee, die bekanntlich ganz aus
Freiwilligen besteht, auf 2000 angesetzt. Hoffen wir,
[Spaltenumbruch] daß die Werber ihren Sündenlohn diesmal vergeblich
jungen Landsleuten anbieten werden.

-- Landsturm.

Aus allen Theilen der Schweiz
vernimmt man, daß die Organisation des Landsturms
rasch und in bester Ordnung vor sich geht. Da hört
man von wahrem Festleben, verbunden mit gelungenen
Aufzügen. Musik, Tambouren, Fahnenträger und Be-
rittene voran, ziehen unsere Landstürmer von Dorf zu
Dorf, zeigen die größte Bereitwilligkeit und verleben den
Tag ihrer Musterung in vollster Harmonie. Mit dieser
Aushebung wird die Schweiz 60,000 Mann Bewaffnete
und ca. 150,000 Mann Hilfstruppen gewinnen.

-- Der Lichtensteiger Schulrekurs ist vom Bundes-
rath abgewiesen worden und zwar in Erwägung:

"daß der Bundesrath durch Beschluß vom 23. April
1878, gestützt darauf, daß die Trennung der öffentlichen
Schulen nach Konfessionen angesichts der Art. 27 und 49
der Bundesverfassung nicht mehr fortbestehen könne, in
Anwendung von Art. 27, Al. 4 der Bundesverfassung
den Kanton St. Gallen eingeladen hat, die Schulein-
richtungen des Kantons möglichst bald mit der Bundes-
verfassung in Einklang zu bringen;

"daß Regierung und Großer Rath von St. Gallen,
indem sie die Vereinigung der untern, dermalen noch
konfessionell getrennten Primarschulen in Lichtensteig schützten,
im Sinne der an sie ergangenen Einladung gehandelt
haben."

Der Bundesrath setzt immerhin voraus, daß bei
Bildung der Schulgemeinde konfessionelle Rücksichten nicht
maßgebend sein dürften.




St. Gallisches.



-- Leofeier.

Die von den Katholiken St. Gallens auf
letzten Sonntag Abend in den "Schützengarten" angeordnete Leo-
feier verlief großartig und glänzend. An die 700 Personen nahmen
theil und viele fanden kein Plätzchen mehr. Als Redner traten
auf: Se. Gnaden Bischof Augustinus Egger, Kan. Eberle, Kan.
Hug, Landammann Keel, Redaktor Baumberger, Landammann
Segmüller, Präsident Walliser, Kanonikus Casanova und Pfarrer
Koller in Appenzell. Die Stadtkapelle und der Domchor ver-
schönerten durch ihre herrlichen Vorträge den Abend.

In Wyl eröffnete die Leofeier im "Schwanen" hochw. Herr
Stadtpfarrer Bischof. Einen längern, einläßlichen Vortrag hielt
hochw. Hr. Kinderpfarrer Lauter. Ferner sprachen: Nat.-Rath
Müller und Prof. Schoch.

In Bütschwyl sprachen hochw. Hr. Pfarrer Kellenberger,
hochw. Hr. Pfr. Koch von Ganterswil, Kantonsrath Dr. Hollen-
stein,
Gemeindammann Bürgi etc.

Eine sehr gelungene Feier wurde in Uzwil veranstaltet; sie
war von über 700 Personen besucht. Als Redner traten auf:
Pfr. Pfiffner von Henau, Dekan Bächtiger von Magdenau,
Pfr. Bischofberger von Jonschwil, Fräfel von St. Gallen
und Red. Baumberger.

Sehr glänzend fiel die Leofeier in Kirchberg aus, an der
sich beinahe ganz Kirchberg betheiligte. Als offizielle Redner traten
auf die hochw. Herren Pfarrer Bühler von Kirchberg, Hr. Pfr.
Zingg von Gähwil und Hr. Nationalrath Schönenberger,
welche alle das Leben und Wirken des hl. Vaters Leo XIII. be-
leuchteten. Den Glanzpunkt der Reden bildete ein vortrefflicher
Vortrag des hochw. Hrn. Dr. Fäh von Speicher, welcher erst vor
einigen Tagen von Rom zurückgekehrt war und beim hl. Vater
eine Privataudienz hatte. In vielen Augen lagen Thränen der
Rührung und der Liebe, als der hochw. Herr Redner von der
wohlwollenden, väterlichen Gesinnung und den Thaten Leo XIII.
sprach und den erhabenen Eindruck schilderte, den er vom hl.
Vater bei den Audienzen erhalten hat.

-- An der Leofeier im "Schützengarten" in St.
Gallen schloß der hochwst. Bischof Egger seine treff-
liche Ansprache mit folgenden bemerkenswerthen Worten:
"Es ist mir letzthin ein lateinisches Gedicht in die Hand
gekommen, welches Leo XIII. im Jahre 1830, also vor
58 Jahren, verfaßt hat. In diesem schilderte er seine
körperlichen Gebrechen, Nerven- und Magenleiden, Schlaf-
losigkeit u. s. w. und muntert sich selber auf, dem nahenden
Tode muthig entgegenzuschauen. Vor 18 Jahren
habe ich mit ihm zwei und einen halben Mo-
nat unter dem gleichen Dache gewohnt
. Nie-
mand hätte damals geglaubt, daß die hagere, fast geister-
hafte Gestalt in 18 Jahren noch auf Erden wandeln werde.
In der Nacht vor seiner Wahl 1878 sagte er zu einem
Freunde: "In wenigen Tagen werde ich der Last er-
liegen. Man gibt mir nicht die Tiara, sondern den Tod."
Ein Kardinal erzählte mir vor vier Jahren, in Rom sei
man damals allgemein der Meinung gewesen, der neue
Papst werde es nicht zwei Monate aushalten. Inzwischen
sind zehn Jahre mit viel Mühe und Arbeit, viel Kummer
und Sorgen vorübergegangen und Leo XIII. ist noch da,
und so viel sich beurtheilen läßt, so gesund und lebens-
kräftig als je. Die Vorsehung hat gezeigt, daß sie ihre
Werkzeuge nicht bloß auszuwählen, sondern auch zu stärken
und zu erhalten weiß. Freuen wir uns darum, daß wir
diesen Papst haben, danken wir Gott, daß wir ihn noch
haben, und beten wir, daß wir ihn noch lange haben."

-- (Eingesandt.)

Gleich andern Gemeinden feierte auch Gol-
dingen
das Jubelfest unseres hl. Vaters Leo XIII.
in einer Weise, wie es von einer kleinern Pfarrei kaum zu er-
warten war. Geistlichkeit, Kirchenchor und Musik haben Alles
aufgeboten, um diese Feier glänzend zu gestalten. In drei sehr
gelungenen Vorträgen wurde der Lebensgang und die überaus
segensreiche Wirksamkeit des jetzigen kirchlichen Oberhauptes ge-
schildert. Ein fernerer Vortrag verbreitete sich in sehr gelungener
Weise über das Thema: "Ultramontanismus und Vaterlands-
liebe!" Die Zwischenzeit wurde ausgefüllt mit dem Vortrag von
zwei Leohymnen und andern Gesängen für Töchter-, Männer- u.
gemischten Chor. Auch des brillanten Feuerwerks sei hier ehrend
erwähnt. Kurz, es war eine Feier, die nicht gelungener hätte be-
gangen werden können. Jung und Alt betheiligte sich an der-
selben und war entzückt über deren Verlauf. Die Räume des
"Rößli" waren dicht besetzt und manch Einer mußte wegen Mangel
an Platz ferne bleiben. Die Zahl der Theilnehmer darf wohl
auf 240 geschätzt werden. Dank allen Denen, welche zu diesem
schönen und erhebenden Anlasse das Ihrige beigetragen haben.

-- Ein Korrespondent der "Ostschw." schreibt u. A.
[Spaltenumbruch] über die St. Galler Abtheilung der vatikanischen Aus-
stellung: "Als eine wahre Perle wird von Fachleuten
aller Nationen die Ausstellung der St. Gallischen Diözese
betrachtet, sowohl was das Ensemble als die einzelnen
Gegenstände betrifft. Ganz besonders Lob finden die
Paramenten und die ausgestellten Handstickereien. Ich
übertreibe nicht, wenn ich sage, daß nur eine Stimme
darüber herrscht, daß die St. Gallischen Stickereien, ein-
zelnes abgerechnet, welche zur Ausstellung gelangten, in
Bezug auf Styl und technische Vollendung einfach uner-
reicht dastehen. Ihre Diözese darf sich aufrichtig gratuliren
dazu, den Weltruf St. Gallens in der Stickerei auch
auf dem Gebiete der kirchlichen Spezialitäten beim der-
zeitigen Wettkampfe der Völker in Rom in einer Weise
gewahrt zu haben, die alle Fachleute mit aufrichtiger
Bewunderung erfüllt. Ein hochangesehener Würdenträger
rief nach der Besichtigung begeistert aus: "Hier haben
wir eine Perle; ein wahres Lehrmittel einer reinen und
schönen Verwirklichung der erhabenen Ideen der christlichen
Kunst." St. Gallen den aufrichtigsten Glückwunsch.

-- Sonntag Abends 7 Uhr brannten auf allen Höhen
des Untertoggenburgs Freudenfeuer zu Ehren
Leo XIII.

-- Regierungsraths-Verhandlungen.

Dem Offiziersverein St. Gallen wird an den Militär-
reitkurs der übliche Staatsbeitrag von Fr. 400 gewährt.

Ein Gesuch des Gemeinderathes von Benken um
Aufhebung des Regierungsbeschlusses vom 14. Dezember
1886 betr. die Straßenkorrektion Benken-Gsäß-Schmitten
wird abgewiesen und dem Gemeinderath zur Nachachtung
der angesochtenen Schlußnahme ein Termin bis spätestens
Ende Februar d. I. gestellt.

-- Viehseuchen.

16.--31. Dez. 1887. Lungen-
seuche
. Eggersriet 3 Ställe, 15 Stück Rindvieh der
Ansteckung verdächtig; der Viehstand eines Stalles, 3
Stück, wurde abgethan und seuchenfrei befunden. Der
Stallbann dauert fort.

-- 150 Zentner Brachsmen haben vorletzten
Dienstag die Fischer Jakob und Konrad Blattner in Horn
zwischen Ziegelofen und Horn in einem Zuge gefangen.
Dieselben wurden zu 20 Rp. das Pfund verkauft.

-- In Wyl verschied im hohen Alter von 81
Jahren Herr alt Posthalter und Eichmeister Johann
Baptist Müller.

-- Eggersriet.

Letzten Sonntag starb lt. "Stadt-
Anz." in hier ein Bäuerlein, das seit 10--15 Jahren
in größter Zurückgezogenheit lebte, sich kaum ein Vergnügen
gönnte und äußerst selten in einer Wirthschaft anzutreffen
war. In den letzten Jahren hatte der Mann seine Aus-
lagen noch mehr beschränkt. Einmal ging er mit seinem
Knechte für zwei Tage nach Rankweil, um dort Vieh zu
verkaufen; die Gesammtauslagen während dieser Zeit für
Beide beliefen sich auf Fr. 2. 50. Nach seinem Tode
fand man theils in seiner Kammer unter Zwilchsäcken
verborgen, theils an andern Orten den Betrag von mehr
als 40,000 Fr. in lauter Silber- und Goldstücken und
Banknoten. Dieser Fund erregte natürlich allgemeines
Erstaunen und bildet hier das Tagesgespräch. Ein be-
friedigendes Schmunzeln geht durch die ganze Gemeinde,
denn Nachsteuern und Bußen werden sich wohl auf etliche
tausend Franken belaufen.

-- Der Altstätter Viehmarkt wurde, nach drei-
wöchentlichem Unterbruch wegen Seuchegefahr, gestern
Donnerstag wieder geöffnet.

-- Rapperswil.

Sonntags war hier Kirchge-
meindeversammlung. Haupttraktandum: Tilgungsplan für
die Kirchen- und Friedhofbauschuld im Betrage von ca.
104,000 Fr. Das verwaltungsräthliche Gutachten auf
11/4 %0 erhielt zwei Gegenanträgen auf 11/2 %0 resp.
2 %0 jährlicher Steuer gegenüber die Mehrheit. Die
Tilgungsfrist wird darnach ca. 45 Jahre (bis 1932) in
Anspruch nehmen.

-- Landsturmeintheilung.

In Rapperswil
zog der Landsturm Montag Nachmittag mit der Stadt-
musik an der Spitze auf. Es wurden 216 Mann ein-
getheilt. -- Die am Mittwoch Vormittag in Uznach statt-
gehabte Eintheilung nahm ebenfalls den besten Verlauf.
Morgens früh ertönte die Tagwacht und um 8 Uhr rückte
die Mannschaft mit klingendem Spiel auf. Es wurden
in die verschiedenen Gruppen ca. 240 Mann aufgenommen;
am meisten wurden den Abtheilungen A (Pioniere) und
F (Polizei- und Bureaudienst etc.) zugetheilt. -- Mittags
marschirten die Ernetschwiler, ca. 100 Mann stark,
ein. -- Auch die biedern Landstürmler von Schmerikon
(ca. 130 Mann) rückten mit einem Musikkorps an der
Spitze auf.

-- * Eschenbach.

Gestern fand hier die Organisation
des Landsturms statt. Zirka 300 Mann zogen mit klin-
gendem Spiele durch's Dorf. Auch die Mannschaften
von Goldingen und St. Gallenkappel trafen, mit ihrer
Musik an der Spitze, hier ein. Nur schade, daß beim
heutigen Kriegshandwerk man einander so von "Ferne"
grüßt und dabei mehr die Sicherheit des Auges, als die
Kraft der Arme in Betracht kommt; sonst würden viele
der kräftigen Gestalten, die wir bei dieser Mannschaft
sahen, mit den alten kurzen Schlagwaffen manchem nase-
weisen "Schwaben" und "Welschen" alles "Zahnweh"
und "Ohrensausen" für immer vertreiben.




Kantonales.
Bern.

Herr Andreas Lüdi im Kaltacker bei Heimis-
wil, welcher kürzlich im Alter von 78 Jahren das Zeit-
liche segnete, hinterließ für wohlthätige Zwecke die große

[Spaltenumbruch] zurück, erledigte in aller Eile die aufgehäuften Kanzlei-
geſchäfte und hörte Abends ſpät und Morgens früh
Beicht und reiste wieder ab, um den gleichen Kreislauf
von vorn zu beginnen. Wiederholt mahnte man ihn,
ſich beſſer zu ſchonen; ſein Eifer ließ es nicht zu; er
hielt ſeine Natur für unüberwindlich. Aber das war
ſie leider nicht; kaum waren jene Viſitationsreiſen vorüber,
fühlte er ſich angegriffen und wurde um Neujahr 1884
herum auf’s Krankenlager geworfen. Der Arzt konſtatirte
eine bedenkliche Lungenkrankheit, die das Schlimmſte be-
fürchten ließ. Die Todesgefahr ging zwar vorüber, aber
die Geſundheit kehrte nicht wieder, obwohl er ſie durch
verſchiedene Kuren in Südtyrol, in Engelberg u. ſ. w.
zu erhalten ſuchte. Seit vier Jahren ſagte man ſich jeden
Winter, er werde den Frühling nicht mehr ſehen. Jeden-
falls hat er die Verlängerung ſeines Lebens nebſt dem
Gebete ſeiner Freunde und Bekannten zum guten Theile
ſeiner faſt übermenſchlichen Energie und ſeiner Willens-
kraft zu verdanken, die ſtärker war, als ſeine Krankheit.
Wenn er nicht gerade an’s Bett gefeſſelt war, arbeitete
er, trotz ſeiner Schwäche, mit unermüdlichem Eifer; ja
wenn es immer möglich war, ging er ſogar in den
Beichtſtuhl, trotzdem man ihn immer und immer davon
abmahnte. Er entſchuldigte ſich damit, daß es ihm auch
gar zu langweilig ſei, zum Nichtsthun ſich verurtheilt zu
ſehen; der Hauptgrund lag aber jedenfalls darin, daß
ſein gutes Herz es nicht ertragen konnte, wenn ſeine
Amtsbrüder ſeiner Krankheit wegen irgendwie ſchwerer
belaſtet würden. — So arbeitete er denn faſt ohne Unter-
laß, ertrug ſein langes und ſchweres Leiden mit wahrhaft
heiligmäßiger Ergebung, nie über ſein Leiden, ſondern
nur über die Mehrarbeiten ſeiner Mitbrüder klagend.
Als ſein Leiden ſich ſeit einigen Tagen wieder verſchlimmerte,
empfing er mit rührender Andacht die hl. Sterbſakramente
in Gegenwart der geſammten Geiſtlichkeit an der Dom-
kirche, bat alle um Verzeihung allfälliger Beleidigungen,
und empfahl ſich in ihr Gebet. Endlich verſchied er
Dienſtag Morgen 6¾ Uhr ſanft im Herrn im Alter
von nur 42 Jahren. Es iſt ein großer Verlurſt für
unſere Diözeſe, ein Verlurſt, der allerdings vorauszuſehen
war, der aber dennoch ſchmerzlich berührt. — Wie be-
liebt der Verſtorbene geweſen, zeigten die zwei vergangenen
Tage, wo ſeine Leiche, in der alten Kinderkapelle aus-
geſtellt, ſtets von einer großen Menge betender Gläubigen
umringt war. Heute Morgen begleitete ein faſt unab-
ſehbarer Trauerzug ſeine Hülle auf den Friedhof zu
St. Fiden; gegen ſechzig geiſtliche Amtsbrüder trauerten
an ſeinem Grabe und faſt kein Auge blieb trocken, als
der hochw. Hr. Pfarrrektor Eberle die Wirkſamkeit des
Verſtorbenen ſchilderte. Möge er nun den Lohn ſeines
Schaffens und Wirkens vom Herrn empfangen. R. I. P.




Eidgenöſſiſches.

— Nach einer Zuſammenſtellung war der Stand der
anſteckenden Krankheit der Hausthiere in der Schweiz
im Jahre 1887 folgender: Anſteckende Lungen-
ſeuche
. 19 Thiere umgeſtanden und als verſeucht ab-
gethan, 54 Stück als der Seuche verdächtig abgethan,
total 73 Stück; davon kamen 32 Stück auf St. Gallen.
Rauſchbrand. Total der umgeſtandenen und abge-
thanen Thiere 342, wovon 4 auf St. Gallen fallen.
Milzbrand. Total der umgeſtandenen und abgethanen
Thiere 256, davon auf St. Gallen 19. Maul- und
Klauenſeuche
. Umgeſtanden und abgethan 16 Stück
Großvieh und 3 Stück Kleinvieh; verſeucht und der An-
ſteckung verdächtig total 2243 Stück Großvieh und 448
Stück Kleinvieh; davon ſind umgeſtanden in St. Gallen
9 Stück Großvieh, verſeucht oder verdächtig 988 Stück
Großvieh und 41 Stück Kleinvieh. Wuth. Total der
umgeſtandenen und abgethanen Thiere 4 Stück. Rotz
und Hautwurm
. Total umgeſtanden und abgethan
23 Thiere, wovon 5 in St. Gallen. Rothlauf oder
Fleckfieber der Schweine
. Total der umgeſtan-
denen und abgethanen Thiere 489 Stück, davon 31 in
St. Gallen. Räude. Total der umgeſtandenen und ab-
gethanen Thiere 3 Stück, verſeucht und der Anſteckung
verdächtig 906 Stück. — Es ſind ſomit im letzten Jahre
in der ganzen Schweiz umgeſtanden und abgethan worden
1232 Stück, deren Werth wir auf wenigſtens 350,000
Fr. taxiren. Umgeſtanden, abgethan, verſeucht und der
Anſteckung verdächtig waren im Ganzen 4806 Stück,
davon kamen auf den Kanton St. Gallen nicht
weniger als 1129 Stück.

— Ueber den Rückkauf der Nordoſtbahn ſchreiben
die „Basler Nachrichten“ (Organ von Ständerath Göttis-
heim): „Im Falle einer Volksabſtimmung müßte zur Ab-
wendung eines für die jetzige Zeit nationalen Unglückes
Manches der Oeffentlichkeit preisgegeben werden, was
beſſer nur eingeweihten Kreiſen bekannt bleibt. Auf die
volle Wahrheit, mit zündenden Worten tauſendfach ver-
breitet, würde wohl zweifellos ein beſtimmtes „Nein“ er-
folgen.“ — Wer ſind wohl dieſe „eingeweihten Kreiſe“,
welche dem Volke die „volle Wahrheit“ verheimlichen?
Mehr Licht, ſagt mit Recht das „Nidw. Volksbl.“

Holländiſche Kriegsdienſte.

Trotz der eindring-
lichſten Warnungen der Behörden und Preſſe treten immer
wieder junge Schweizer in den Dienſt der Niederlande,
und büßen dieſe Reisläuferei mit unſäglichem Elend. Im
verfloſſenen Jahr ſind von Hardewyk (an der Zuiderſee)
1840 Mann nach Oſtindien abgeſandt worden, darunter
33 Schweizer. Für 1888 iſt der Nachſchub für die
niederländiſch-oſtindiſche Armee, die bekanntlich ganz aus
Freiwilligen beſteht, auf 2000 angeſetzt. Hoffen wir,
[Spaltenumbruch] daß die Werber ihren Sündenlohn diesmal vergeblich
jungen Landsleuten anbieten werden.

Landſturm.

Aus allen Theilen der Schweiz
vernimmt man, daß die Organiſation des Landſturms
raſch und in beſter Ordnung vor ſich geht. Da hört
man von wahrem Feſtleben, verbunden mit gelungenen
Aufzügen. Muſik, Tambouren, Fahnenträger und Be-
rittene voran, ziehen unſere Landſtürmer von Dorf zu
Dorf, zeigen die größte Bereitwilligkeit und verleben den
Tag ihrer Muſterung in vollſter Harmonie. Mit dieſer
Aushebung wird die Schweiz 60,000 Mann Bewaffnete
und ca. 150,000 Mann Hilfstruppen gewinnen.

— Der Lichtenſteiger Schulrekurs iſt vom Bundes-
rath abgewieſen worden und zwar in Erwägung:

„daß der Bundesrath durch Beſchluß vom 23. April
1878, geſtützt darauf, daß die Trennung der öffentlichen
Schulen nach Konfeſſionen angeſichts der Art. 27 und 49
der Bundesverfaſſung nicht mehr fortbeſtehen könne, in
Anwendung von Art. 27, Al. 4 der Bundesverfaſſung
den Kanton St. Gallen eingeladen hat, die Schulein-
richtungen des Kantons möglichſt bald mit der Bundes-
verfaſſung in Einklang zu bringen;

„daß Regierung und Großer Rath von St. Gallen,
indem ſie die Vereinigung der untern, dermalen noch
konfeſſionell getrennten Primarſchulen in Lichtenſteig ſchützten,
im Sinne der an ſie ergangenen Einladung gehandelt
haben.“

Der Bundesrath ſetzt immerhin voraus, daß bei
Bildung der Schulgemeinde konfeſſionelle Rückſichten nicht
maßgebend ſein dürften.




St. Galliſches.



Leofeier.

Die von den Katholiken St. Gallens auf
letzten Sonntag Abend in den „Schützengarten“ angeordnete Leo-
feier verlief großartig und glänzend. An die 700 Perſonen nahmen
theil und viele fanden kein Plätzchen mehr. Als Redner traten
auf: Se. Gnaden Biſchof Auguſtinus Egger, Kan. Eberle, Kan.
Hug, Landammann Keel, Redaktor Baumberger, Landammann
Segmüller, Präſident Walliſer, Kanonikus Caſanova und Pfarrer
Koller in Appenzell. Die Stadtkapelle und der Domchor ver-
ſchönerten durch ihre herrlichen Vorträge den Abend.

In Wyl eröffnete die Leofeier im „Schwanen“ hochw. Herr
Stadtpfarrer Biſchof. Einen längern, einläßlichen Vortrag hielt
hochw. Hr. Kinderpfarrer Lauter. Ferner ſprachen: Nat.-Rath
Müller und Prof. Schoch.

In Bütſchwyl ſprachen hochw. Hr. Pfarrer Kellenberger,
hochw. Hr. Pfr. Koch von Ganterswil, Kantonsrath Dr. Hollen-
ſtein,
Gemeindammann Bürgi ꝛc.

Eine ſehr gelungene Feier wurde in Uzwil veranſtaltet; ſie
war von über 700 Perſonen beſucht. Als Redner traten auf:
Pfr. Pfiffner von Henau, Dekan Bächtiger von Magdenau,
Pfr. Biſchofberger von Jonſchwil, Fräfel von St. Gallen
und Red. Baumberger.

Sehr glänzend fiel die Leofeier in Kirchberg aus, an der
ſich beinahe ganz Kirchberg betheiligte. Als offizielle Redner traten
auf die hochw. Herren Pfarrer Bühler von Kirchberg, Hr. Pfr.
Zingg von Gähwil und Hr. Nationalrath Schönenberger,
welche alle das Leben und Wirken des hl. Vaters Leo XIII. be-
leuchteten. Den Glanzpunkt der Reden bildete ein vortrefflicher
Vortrag des hochw. Hrn. Dr. Fäh von Speicher, welcher erſt vor
einigen Tagen von Rom zurückgekehrt war und beim hl. Vater
eine Privataudienz hatte. In vielen Augen lagen Thränen der
Rührung und der Liebe, als der hochw. Herr Redner von der
wohlwollenden, väterlichen Geſinnung und den Thaten Leo XIII.
ſprach und den erhabenen Eindruck ſchilderte, den er vom hl.
Vater bei den Audienzen erhalten hat.

— An der Leofeier im „Schützengarten“ in St.
Gallen ſchloß der hochwſt. Biſchof Egger ſeine treff-
liche Anſprache mit folgenden bemerkenswerthen Worten:
„Es iſt mir letzthin ein lateiniſches Gedicht in die Hand
gekommen, welches Leo XIII. im Jahre 1830, alſo vor
58 Jahren, verfaßt hat. In dieſem ſchilderte er ſeine
körperlichen Gebrechen, Nerven- und Magenleiden, Schlaf-
loſigkeit u. ſ. w. und muntert ſich ſelber auf, dem nahenden
Tode muthig entgegenzuſchauen. Vor 18 Jahren
habe ich mit ihm zwei und einen halben Mo-
nat unter dem gleichen Dache gewohnt
. Nie-
mand hätte damals geglaubt, daß die hagere, faſt geiſter-
hafte Geſtalt in 18 Jahren noch auf Erden wandeln werde.
In der Nacht vor ſeiner Wahl 1878 ſagte er zu einem
Freunde: „In wenigen Tagen werde ich der Laſt er-
liegen. Man gibt mir nicht die Tiara, ſondern den Tod.“
Ein Kardinal erzählte mir vor vier Jahren, in Rom ſei
man damals allgemein der Meinung geweſen, der neue
Papſt werde es nicht zwei Monate aushalten. Inzwiſchen
ſind zehn Jahre mit viel Mühe und Arbeit, viel Kummer
und Sorgen vorübergegangen und Leo XIII. iſt noch da,
und ſo viel ſich beurtheilen läßt, ſo geſund und lebens-
kräftig als je. Die Vorſehung hat gezeigt, daß ſie ihre
Werkzeuge nicht bloß auszuwählen, ſondern auch zu ſtärken
und zu erhalten weiß. Freuen wir uns darum, daß wir
dieſen Papſt haben, danken wir Gott, daß wir ihn noch
haben, und beten wir, daß wir ihn noch lange haben.“

— (Eingeſandt.)

Gleich andern Gemeinden feierte auch Gol-
dingen
das Jubelfeſt unſeres hl. Vaters Leo XIII.
in einer Weiſe, wie es von einer kleinern Pfarrei kaum zu er-
warten war. Geiſtlichkeit, Kirchenchor und Muſik haben Alles
aufgeboten, um dieſe Feier glänzend zu geſtalten. In drei ſehr
gelungenen Vorträgen wurde der Lebensgang und die überaus
ſegensreiche Wirkſamkeit des jetzigen kirchlichen Oberhauptes ge-
ſchildert. Ein fernerer Vortrag verbreitete ſich in ſehr gelungener
Weiſe über das Thema: „Ultramontanismus und Vaterlands-
liebe!“ Die Zwiſchenzeit wurde ausgefüllt mit dem Vortrag von
zwei Leohymnen und andern Geſängen für Töchter-, Männer- u.
gemiſchten Chor. Auch des brillanten Feuerwerks ſei hier ehrend
erwähnt. Kurz, es war eine Feier, die nicht gelungener hätte be-
gangen werden können. Jung und Alt betheiligte ſich an der-
ſelben und war entzückt über deren Verlauf. Die Räume des
„Rößli“ waren dicht beſetzt und manch Einer mußte wegen Mangel
an Platz ferne bleiben. Die Zahl der Theilnehmer darf wohl
auf 240 geſchätzt werden. Dank allen Denen, welche zu dieſem
ſchönen und erhebenden Anlaſſe das Ihrige beigetragen haben.

— Ein Korreſpondent der „Oſtſchw.“ ſchreibt u. A.
[Spaltenumbruch] über die St. Galler Abtheilung der vatikaniſchen Aus-
ſtellung: „Als eine wahre Perle wird von Fachleuten
aller Nationen die Ausſtellung der St. Galliſchen Diözeſe
betrachtet, ſowohl was das Enſemble als die einzelnen
Gegenſtände betrifft. Ganz beſonders Lob finden die
Paramenten und die ausgeſtellten Handſtickereien. Ich
übertreibe nicht, wenn ich ſage, daß nur eine Stimme
darüber herrſcht, daß die St. Galliſchen Stickereien, ein-
zelnes abgerechnet, welche zur Ausſtellung gelangten, in
Bezug auf Styl und techniſche Vollendung einfach uner-
reicht daſtehen. Ihre Diözeſe darf ſich aufrichtig gratuliren
dazu, den Weltruf St. Gallens in der Stickerei auch
auf dem Gebiete der kirchlichen Spezialitäten beim der-
zeitigen Wettkampfe der Völker in Rom in einer Weiſe
gewahrt zu haben, die alle Fachleute mit aufrichtiger
Bewunderung erfüllt. Ein hochangeſehener Würdenträger
rief nach der Beſichtigung begeiſtert aus: „Hier haben
wir eine Perle; ein wahres Lehrmittel einer reinen und
ſchönen Verwirklichung der erhabenen Ideen der chriſtlichen
Kunſt.“ St. Gallen den aufrichtigſten Glückwunſch.

— Sonntag Abends 7 Uhr brannten auf allen Höhen
des Untertoggenburgs Freudenfeuer zu Ehren
Leo XIII.

Regierungsraths-Verhandlungen.

Dem Offiziersverein St. Gallen wird an den Militär-
reitkurs der übliche Staatsbeitrag von Fr. 400 gewährt.

Ein Geſuch des Gemeinderathes von Benken um
Aufhebung des Regierungsbeſchluſſes vom 14. Dezember
1886 betr. die Straßenkorrektion Benken-Gſäß-Schmitten
wird abgewieſen und dem Gemeinderath zur Nachachtung
der angeſochtenen Schlußnahme ein Termin bis ſpäteſtens
Ende Februar d. I. geſtellt.

Viehſeuchen.

16.—31. Dez. 1887. Lungen-
ſeuche
. Eggersriet 3 Ställe, 15 Stück Rindvieh der
Anſteckung verdächtig; der Viehſtand eines Stalles, 3
Stück, wurde abgethan und ſeuchenfrei befunden. Der
Stallbann dauert fort.

150 Zentner Brachsmen haben vorletzten
Dienſtag die Fiſcher Jakob und Konrad Blattner in Horn
zwiſchen Ziegelofen und Horn in einem Zuge gefangen.
Dieſelben wurden zu 20 Rp. das Pfund verkauft.

— In Wyl verſchied im hohen Alter von 81
Jahren Herr alt Poſthalter und Eichmeiſter Johann
Baptiſt Müller.

Eggersriet.

Letzten Sonntag ſtarb lt. „Stadt-
Anz.“ in hier ein Bäuerlein, das ſeit 10—15 Jahren
in größter Zurückgezogenheit lebte, ſich kaum ein Vergnügen
gönnte und äußerſt ſelten in einer Wirthſchaft anzutreffen
war. In den letzten Jahren hatte der Mann ſeine Aus-
lagen noch mehr beſchränkt. Einmal ging er mit ſeinem
Knechte für zwei Tage nach Rankweil, um dort Vieh zu
verkaufen; die Geſammtauslagen während dieſer Zeit für
Beide beliefen ſich auf Fr. 2. 50. Nach ſeinem Tode
fand man theils in ſeiner Kammer unter Zwilchſäcken
verborgen, theils an andern Orten den Betrag von mehr
als 40,000 Fr. in lauter Silber- und Goldſtücken und
Banknoten. Dieſer Fund erregte natürlich allgemeines
Erſtaunen und bildet hier das Tagesgeſpräch. Ein be-
friedigendes Schmunzeln geht durch die ganze Gemeinde,
denn Nachſteuern und Bußen werden ſich wohl auf etliche
tauſend Franken belaufen.

— Der Altſtätter Viehmarkt wurde, nach drei-
wöchentlichem Unterbruch wegen Seuchegefahr, geſtern
Donnerſtag wieder geöffnet.

Rapperswil.

Sonntags war hier Kirchge-
meindeverſammlung. Haupttraktandum: Tilgungsplan für
die Kirchen- und Friedhofbauſchuld im Betrage von ca.
104,000 Fr. Das verwaltungsräthliche Gutachten auf
1¼ ‰ erhielt zwei Gegenanträgen auf 1½ ‰ reſp.
2 ‰ jährlicher Steuer gegenüber die Mehrheit. Die
Tilgungsfriſt wird darnach ca. 45 Jahre (bis 1932) in
Anſpruch nehmen.

Landſturmeintheilung.

In Rapperswil
zog der Landſturm Montag Nachmittag mit der Stadt-
muſik an der Spitze auf. Es wurden 216 Mann ein-
getheilt. — Die am Mittwoch Vormittag in Uznach ſtatt-
gehabte Eintheilung nahm ebenfalls den beſten Verlauf.
Morgens früh ertönte die Tagwacht und um 8 Uhr rückte
die Mannſchaft mit klingendem Spiel auf. Es wurden
in die verſchiedenen Gruppen ca. 240 Mann aufgenommen;
am meiſten wurden den Abtheilungen A (Pioniere) und
F (Polizei- und Bureaudienſt ꝛc.) zugetheilt. — Mittags
marſchirten die Ernetſchwiler, ca. 100 Mann ſtark,
ein. — Auch die biedern Landſtürmler von Schmerikon
(ca. 130 Mann) rückten mit einem Muſikkorps an der
Spitze auf.

— * Eſchenbach.

Geſtern fand hier die Organiſation
des Landſturms ſtatt. Zirka 300 Mann zogen mit klin-
gendem Spiele durch’s Dorf. Auch die Mannſchaften
von Goldingen und St. Gallenkappel trafen, mit ihrer
Muſik an der Spitze, hier ein. Nur ſchade, daß beim
heutigen Kriegshandwerk man einander ſo von „Ferne“
grüßt und dabei mehr die Sicherheit des Auges, als die
Kraft der Arme in Betracht kommt; ſonſt würden viele
der kräftigen Geſtalten, die wir bei dieſer Mannſchaft
ſahen, mit den alten kurzen Schlagwaffen manchem naſe-
weiſen „Schwaben“ und „Welſchen“ alles „Zahnweh“
und „Ohrenſauſen“ für immer vertreiben.




Kantonales.
Bern.

Herr Andreas Lüdi im Kaltacker bei Heimis-
wil, welcher kürzlich im Alter von 78 Jahren das Zeit-
liche ſegnete, hinterließ für wohlthätige Zwecke die große

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[2/0002] zurück, erledigte in aller Eile die aufgehäuften Kanzlei- geſchäfte und hörte Abends ſpät und Morgens früh Beicht und reiste wieder ab, um den gleichen Kreislauf von vorn zu beginnen. Wiederholt mahnte man ihn, ſich beſſer zu ſchonen; ſein Eifer ließ es nicht zu; er hielt ſeine Natur für unüberwindlich. Aber das war ſie leider nicht; kaum waren jene Viſitationsreiſen vorüber, fühlte er ſich angegriffen und wurde um Neujahr 1884 herum auf’s Krankenlager geworfen. Der Arzt konſtatirte eine bedenkliche Lungenkrankheit, die das Schlimmſte be- fürchten ließ. Die Todesgefahr ging zwar vorüber, aber die Geſundheit kehrte nicht wieder, obwohl er ſie durch verſchiedene Kuren in Südtyrol, in Engelberg u. ſ. w. zu erhalten ſuchte. Seit vier Jahren ſagte man ſich jeden Winter, er werde den Frühling nicht mehr ſehen. Jeden- falls hat er die Verlängerung ſeines Lebens nebſt dem Gebete ſeiner Freunde und Bekannten zum guten Theile ſeiner faſt übermenſchlichen Energie und ſeiner Willens- kraft zu verdanken, die ſtärker war, als ſeine Krankheit. Wenn er nicht gerade an’s Bett gefeſſelt war, arbeitete er, trotz ſeiner Schwäche, mit unermüdlichem Eifer; ja wenn es immer möglich war, ging er ſogar in den Beichtſtuhl, trotzdem man ihn immer und immer davon abmahnte. Er entſchuldigte ſich damit, daß es ihm auch gar zu langweilig ſei, zum Nichtsthun ſich verurtheilt zu ſehen; der Hauptgrund lag aber jedenfalls darin, daß ſein gutes Herz es nicht ertragen konnte, wenn ſeine Amtsbrüder ſeiner Krankheit wegen irgendwie ſchwerer belaſtet würden. — So arbeitete er denn faſt ohne Unter- laß, ertrug ſein langes und ſchweres Leiden mit wahrhaft heiligmäßiger Ergebung, nie über ſein Leiden, ſondern nur über die Mehrarbeiten ſeiner Mitbrüder klagend. Als ſein Leiden ſich ſeit einigen Tagen wieder verſchlimmerte, empfing er mit rührender Andacht die hl. Sterbſakramente in Gegenwart der geſammten Geiſtlichkeit an der Dom- kirche, bat alle um Verzeihung allfälliger Beleidigungen, und empfahl ſich in ihr Gebet. Endlich verſchied er Dienſtag Morgen 6¾ Uhr ſanft im Herrn im Alter von nur 42 Jahren. Es iſt ein großer Verlurſt für unſere Diözeſe, ein Verlurſt, der allerdings vorauszuſehen war, der aber dennoch ſchmerzlich berührt. — Wie be- liebt der Verſtorbene geweſen, zeigten die zwei vergangenen Tage, wo ſeine Leiche, in der alten Kinderkapelle aus- geſtellt, ſtets von einer großen Menge betender Gläubigen umringt war. Heute Morgen begleitete ein faſt unab- ſehbarer Trauerzug ſeine Hülle auf den Friedhof zu St. Fiden; gegen ſechzig geiſtliche Amtsbrüder trauerten an ſeinem Grabe und faſt kein Auge blieb trocken, als der hochw. Hr. Pfarrrektor Eberle die Wirkſamkeit des Verſtorbenen ſchilderte. Möge er nun den Lohn ſeines Schaffens und Wirkens vom Herrn empfangen. R. I. P. Eidgenöſſiſches. — Nach einer Zuſammenſtellung war der Stand der anſteckenden Krankheit der Hausthiere in der Schweiz im Jahre 1887 folgender: Anſteckende Lungen- ſeuche. 19 Thiere umgeſtanden und als verſeucht ab- gethan, 54 Stück als der Seuche verdächtig abgethan, total 73 Stück; davon kamen 32 Stück auf St. Gallen. Rauſchbrand. Total der umgeſtandenen und abge- thanen Thiere 342, wovon 4 auf St. Gallen fallen. Milzbrand. Total der umgeſtandenen und abgethanen Thiere 256, davon auf St. Gallen 19. Maul- und Klauenſeuche. Umgeſtanden und abgethan 16 Stück Großvieh und 3 Stück Kleinvieh; verſeucht und der An- ſteckung verdächtig total 2243 Stück Großvieh und 448 Stück Kleinvieh; davon ſind umgeſtanden in St. Gallen 9 Stück Großvieh, verſeucht oder verdächtig 988 Stück Großvieh und 41 Stück Kleinvieh. Wuth. Total der umgeſtandenen und abgethanen Thiere 4 Stück. Rotz und Hautwurm. Total umgeſtanden und abgethan 23 Thiere, wovon 5 in St. Gallen. Rothlauf oder Fleckfieber der Schweine. Total der umgeſtan- denen und abgethanen Thiere 489 Stück, davon 31 in St. Gallen. Räude. Total der umgeſtandenen und ab- gethanen Thiere 3 Stück, verſeucht und der Anſteckung verdächtig 906 Stück. — Es ſind ſomit im letzten Jahre in der ganzen Schweiz umgeſtanden und abgethan worden 1232 Stück, deren Werth wir auf wenigſtens 350,000 Fr. taxiren. Umgeſtanden, abgethan, verſeucht und der Anſteckung verdächtig waren im Ganzen 4806 Stück, davon kamen auf den Kanton St. Gallen nicht weniger als 1129 Stück. — Ueber den Rückkauf der Nordoſtbahn ſchreiben die „Basler Nachrichten“ (Organ von Ständerath Göttis- heim): „Im Falle einer Volksabſtimmung müßte zur Ab- wendung eines für die jetzige Zeit nationalen Unglückes Manches der Oeffentlichkeit preisgegeben werden, was beſſer nur eingeweihten Kreiſen bekannt bleibt. Auf die volle Wahrheit, mit zündenden Worten tauſendfach ver- breitet, würde wohl zweifellos ein beſtimmtes „Nein“ er- folgen.“ — Wer ſind wohl dieſe „eingeweihten Kreiſe“, welche dem Volke die „volle Wahrheit“ verheimlichen? Mehr Licht, ſagt mit Recht das „Nidw. Volksbl.“ — Holländiſche Kriegsdienſte. Trotz der eindring- lichſten Warnungen der Behörden und Preſſe treten immer wieder junge Schweizer in den Dienſt der Niederlande, und büßen dieſe Reisläuferei mit unſäglichem Elend. Im verfloſſenen Jahr ſind von Hardewyk (an der Zuiderſee) 1840 Mann nach Oſtindien abgeſandt worden, darunter 33 Schweizer. Für 1888 iſt der Nachſchub für die niederländiſch-oſtindiſche Armee, die bekanntlich ganz aus Freiwilligen beſteht, auf 2000 angeſetzt. Hoffen wir, daß die Werber ihren Sündenlohn diesmal vergeblich jungen Landsleuten anbieten werden. — Landſturm. Aus allen Theilen der Schweiz vernimmt man, daß die Organiſation des Landſturms raſch und in beſter Ordnung vor ſich geht. Da hört man von wahrem Feſtleben, verbunden mit gelungenen Aufzügen. Muſik, Tambouren, Fahnenträger und Be- rittene voran, ziehen unſere Landſtürmer von Dorf zu Dorf, zeigen die größte Bereitwilligkeit und verleben den Tag ihrer Muſterung in vollſter Harmonie. Mit dieſer Aushebung wird die Schweiz 60,000 Mann Bewaffnete und ca. 150,000 Mann Hilfstruppen gewinnen. — Der Lichtenſteiger Schulrekurs iſt vom Bundes- rath abgewieſen worden und zwar in Erwägung: „daß der Bundesrath durch Beſchluß vom 23. April 1878, geſtützt darauf, daß die Trennung der öffentlichen Schulen nach Konfeſſionen angeſichts der Art. 27 und 49 der Bundesverfaſſung nicht mehr fortbeſtehen könne, in Anwendung von Art. 27, Al. 4 der Bundesverfaſſung den Kanton St. Gallen eingeladen hat, die Schulein- richtungen des Kantons möglichſt bald mit der Bundes- verfaſſung in Einklang zu bringen; „daß Regierung und Großer Rath von St. Gallen, indem ſie die Vereinigung der untern, dermalen noch konfeſſionell getrennten Primarſchulen in Lichtenſteig ſchützten, im Sinne der an ſie ergangenen Einladung gehandelt haben.“ Der Bundesrath ſetzt immerhin voraus, daß bei Bildung der Schulgemeinde konfeſſionelle Rückſichten nicht maßgebend ſein dürften. St. Galliſches. — Leofeier. Die von den Katholiken St. Gallens auf letzten Sonntag Abend in den „Schützengarten“ angeordnete Leo- feier verlief großartig und glänzend. An die 700 Perſonen nahmen theil und viele fanden kein Plätzchen mehr. Als Redner traten auf: Se. Gnaden Biſchof Auguſtinus Egger, Kan. Eberle, Kan. Hug, Landammann Keel, Redaktor Baumberger, Landammann Segmüller, Präſident Walliſer, Kanonikus Caſanova und Pfarrer Koller in Appenzell. Die Stadtkapelle und der Domchor ver- ſchönerten durch ihre herrlichen Vorträge den Abend. In Wyl eröffnete die Leofeier im „Schwanen“ hochw. Herr Stadtpfarrer Biſchof. Einen längern, einläßlichen Vortrag hielt hochw. Hr. Kinderpfarrer Lauter. Ferner ſprachen: Nat.-Rath Müller und Prof. Schoch. In Bütſchwyl ſprachen hochw. Hr. Pfarrer Kellenberger, hochw. Hr. Pfr. Koch von Ganterswil, Kantonsrath Dr. Hollen- ſtein, Gemeindammann Bürgi ꝛc. Eine ſehr gelungene Feier wurde in Uzwil veranſtaltet; ſie war von über 700 Perſonen beſucht. Als Redner traten auf: Pfr. Pfiffner von Henau, Dekan Bächtiger von Magdenau, Pfr. Biſchofberger von Jonſchwil, Fräfel von St. Gallen und Red. Baumberger. Sehr glänzend fiel die Leofeier in Kirchberg aus, an der ſich beinahe ganz Kirchberg betheiligte. Als offizielle Redner traten auf die hochw. Herren Pfarrer Bühler von Kirchberg, Hr. Pfr. Zingg von Gähwil und Hr. Nationalrath Schönenberger, welche alle das Leben und Wirken des hl. Vaters Leo XIII. be- leuchteten. Den Glanzpunkt der Reden bildete ein vortrefflicher Vortrag des hochw. Hrn. Dr. Fäh von Speicher, welcher erſt vor einigen Tagen von Rom zurückgekehrt war und beim hl. Vater eine Privataudienz hatte. In vielen Augen lagen Thränen der Rührung und der Liebe, als der hochw. Herr Redner von der wohlwollenden, väterlichen Geſinnung und den Thaten Leo XIII. ſprach und den erhabenen Eindruck ſchilderte, den er vom hl. Vater bei den Audienzen erhalten hat. — An der Leofeier im „Schützengarten“ in St. Gallen ſchloß der hochwſt. Biſchof Egger ſeine treff- liche Anſprache mit folgenden bemerkenswerthen Worten: „Es iſt mir letzthin ein lateiniſches Gedicht in die Hand gekommen, welches Leo XIII. im Jahre 1830, alſo vor 58 Jahren, verfaßt hat. In dieſem ſchilderte er ſeine körperlichen Gebrechen, Nerven- und Magenleiden, Schlaf- loſigkeit u. ſ. w. und muntert ſich ſelber auf, dem nahenden Tode muthig entgegenzuſchauen. Vor 18 Jahren habe ich mit ihm zwei und einen halben Mo- nat unter dem gleichen Dache gewohnt. Nie- mand hätte damals geglaubt, daß die hagere, faſt geiſter- hafte Geſtalt in 18 Jahren noch auf Erden wandeln werde. In der Nacht vor ſeiner Wahl 1878 ſagte er zu einem Freunde: „In wenigen Tagen werde ich der Laſt er- liegen. Man gibt mir nicht die Tiara, ſondern den Tod.“ Ein Kardinal erzählte mir vor vier Jahren, in Rom ſei man damals allgemein der Meinung geweſen, der neue Papſt werde es nicht zwei Monate aushalten. Inzwiſchen ſind zehn Jahre mit viel Mühe und Arbeit, viel Kummer und Sorgen vorübergegangen und Leo XIII. iſt noch da, und ſo viel ſich beurtheilen läßt, ſo geſund und lebens- kräftig als je. Die Vorſehung hat gezeigt, daß ſie ihre Werkzeuge nicht bloß auszuwählen, ſondern auch zu ſtärken und zu erhalten weiß. Freuen wir uns darum, daß wir dieſen Papſt haben, danken wir Gott, daß wir ihn noch haben, und beten wir, daß wir ihn noch lange haben.“ — (Eingeſandt.) Gleich andern Gemeinden feierte auch Gol- dingen das Jubelfeſt unſeres hl. Vaters Leo XIII. in einer Weiſe, wie es von einer kleinern Pfarrei kaum zu er- warten war. Geiſtlichkeit, Kirchenchor und Muſik haben Alles aufgeboten, um dieſe Feier glänzend zu geſtalten. In drei ſehr gelungenen Vorträgen wurde der Lebensgang und die überaus ſegensreiche Wirkſamkeit des jetzigen kirchlichen Oberhauptes ge- ſchildert. Ein fernerer Vortrag verbreitete ſich in ſehr gelungener Weiſe über das Thema: „Ultramontanismus und Vaterlands- liebe!“ Die Zwiſchenzeit wurde ausgefüllt mit dem Vortrag von zwei Leohymnen und andern Geſängen für Töchter-, Männer- u. gemiſchten Chor. Auch des brillanten Feuerwerks ſei hier ehrend erwähnt. Kurz, es war eine Feier, die nicht gelungener hätte be- gangen werden können. Jung und Alt betheiligte ſich an der- ſelben und war entzückt über deren Verlauf. Die Räume des „Rößli“ waren dicht beſetzt und manch Einer mußte wegen Mangel an Platz ferne bleiben. Die Zahl der Theilnehmer darf wohl auf 240 geſchätzt werden. Dank allen Denen, welche zu dieſem ſchönen und erhebenden Anlaſſe das Ihrige beigetragen haben. — Ein Korreſpondent der „Oſtſchw.“ ſchreibt u. A. über die St. Galler Abtheilung der vatikaniſchen Aus- ſtellung: „Als eine wahre Perle wird von Fachleuten aller Nationen die Ausſtellung der St. Galliſchen Diözeſe betrachtet, ſowohl was das Enſemble als die einzelnen Gegenſtände betrifft. Ganz beſonders Lob finden die Paramenten und die ausgeſtellten Handſtickereien. Ich übertreibe nicht, wenn ich ſage, daß nur eine Stimme darüber herrſcht, daß die St. Galliſchen Stickereien, ein- zelnes abgerechnet, welche zur Ausſtellung gelangten, in Bezug auf Styl und techniſche Vollendung einfach uner- reicht daſtehen. Ihre Diözeſe darf ſich aufrichtig gratuliren dazu, den Weltruf St. Gallens in der Stickerei auch auf dem Gebiete der kirchlichen Spezialitäten beim der- zeitigen Wettkampfe der Völker in Rom in einer Weiſe gewahrt zu haben, die alle Fachleute mit aufrichtiger Bewunderung erfüllt. Ein hochangeſehener Würdenträger rief nach der Beſichtigung begeiſtert aus: „Hier haben wir eine Perle; ein wahres Lehrmittel einer reinen und ſchönen Verwirklichung der erhabenen Ideen der chriſtlichen Kunſt.“ St. Gallen den aufrichtigſten Glückwunſch. — Sonntag Abends 7 Uhr brannten auf allen Höhen des Untertoggenburgs Freudenfeuer zu Ehren Leo XIII. — Regierungsraths-Verhandlungen. Dem Offiziersverein St. Gallen wird an den Militär- reitkurs der übliche Staatsbeitrag von Fr. 400 gewährt. Ein Geſuch des Gemeinderathes von Benken um Aufhebung des Regierungsbeſchluſſes vom 14. Dezember 1886 betr. die Straßenkorrektion Benken-Gſäß-Schmitten wird abgewieſen und dem Gemeinderath zur Nachachtung der angeſochtenen Schlußnahme ein Termin bis ſpäteſtens Ende Februar d. I. geſtellt. — Viehſeuchen. 16.—31. Dez. 1887. Lungen- ſeuche. Eggersriet 3 Ställe, 15 Stück Rindvieh der Anſteckung verdächtig; der Viehſtand eines Stalles, 3 Stück, wurde abgethan und ſeuchenfrei befunden. Der Stallbann dauert fort. — 150 Zentner Brachsmen haben vorletzten Dienſtag die Fiſcher Jakob und Konrad Blattner in Horn zwiſchen Ziegelofen und Horn in einem Zuge gefangen. Dieſelben wurden zu 20 Rp. das Pfund verkauft. — In Wyl verſchied im hohen Alter von 81 Jahren Herr alt Poſthalter und Eichmeiſter Johann Baptiſt Müller. — Eggersriet. Letzten Sonntag ſtarb lt. „Stadt- Anz.“ in hier ein Bäuerlein, das ſeit 10—15 Jahren in größter Zurückgezogenheit lebte, ſich kaum ein Vergnügen gönnte und äußerſt ſelten in einer Wirthſchaft anzutreffen war. In den letzten Jahren hatte der Mann ſeine Aus- lagen noch mehr beſchränkt. Einmal ging er mit ſeinem Knechte für zwei Tage nach Rankweil, um dort Vieh zu verkaufen; die Geſammtauslagen während dieſer Zeit für Beide beliefen ſich auf Fr. 2. 50. Nach ſeinem Tode fand man theils in ſeiner Kammer unter Zwilchſäcken verborgen, theils an andern Orten den Betrag von mehr als 40,000 Fr. in lauter Silber- und Goldſtücken und Banknoten. Dieſer Fund erregte natürlich allgemeines Erſtaunen und bildet hier das Tagesgeſpräch. Ein be- friedigendes Schmunzeln geht durch die ganze Gemeinde, denn Nachſteuern und Bußen werden ſich wohl auf etliche tauſend Franken belaufen. — Der Altſtätter Viehmarkt wurde, nach drei- wöchentlichem Unterbruch wegen Seuchegefahr, geſtern Donnerſtag wieder geöffnet. — Rapperswil. Sonntags war hier Kirchge- meindeverſammlung. Haupttraktandum: Tilgungsplan für die Kirchen- und Friedhofbauſchuld im Betrage von ca. 104,000 Fr. Das verwaltungsräthliche Gutachten auf 1¼ ‰ erhielt zwei Gegenanträgen auf 1½ ‰ reſp. 2 ‰ jährlicher Steuer gegenüber die Mehrheit. Die Tilgungsfriſt wird darnach ca. 45 Jahre (bis 1932) in Anſpruch nehmen. — Landſturmeintheilung. In Rapperswil zog der Landſturm Montag Nachmittag mit der Stadt- muſik an der Spitze auf. Es wurden 216 Mann ein- getheilt. — Die am Mittwoch Vormittag in Uznach ſtatt- gehabte Eintheilung nahm ebenfalls den beſten Verlauf. Morgens früh ertönte die Tagwacht und um 8 Uhr rückte die Mannſchaft mit klingendem Spiel auf. Es wurden in die verſchiedenen Gruppen ca. 240 Mann aufgenommen; am meiſten wurden den Abtheilungen A (Pioniere) und F (Polizei- und Bureaudienſt ꝛc.) zugetheilt. — Mittags marſchirten die Ernetſchwiler, ca. 100 Mann ſtark, ein. — Auch die biedern Landſtürmler von Schmerikon (ca. 130 Mann) rückten mit einem Muſikkorps an der Spitze auf. — * Eſchenbach. Geſtern fand hier die Organiſation des Landſturms ſtatt. Zirka 300 Mann zogen mit klin- gendem Spiele durch’s Dorf. Auch die Mannſchaften von Goldingen und St. Gallenkappel trafen, mit ihrer Muſik an der Spitze, hier ein. Nur ſchade, daß beim heutigen Kriegshandwerk man einander ſo von „Ferne“ grüßt und dabei mehr die Sicherheit des Auges, als die Kraft der Arme in Betracht kommt; ſonſt würden viele der kräftigen Geſtalten, die wir bei dieſer Mannſchaft ſahen, mit den alten kurzen Schlagwaffen manchem naſe- weiſen „Schwaben“ und „Welſchen“ alles „Zahnweh“ und „Ohrenſauſen“ für immer vertreiben. Kantonales. Bern. Herr Andreas Lüdi im Kaltacker bei Heimis- wil, welcher kürzlich im Alter von 78 Jahren das Zeit- liche ſegnete, hinterließ für wohlthätige Zwecke die große

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 4, Uznach, 14. 01. 1888, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller4_1888/2>, abgerufen am 21.11.2024.