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St. Galler Volksblatt. Nr. 4, Uznach, 14. 01. 1891.

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[Spaltenumbruch] Bedürfnisse von Hause aus nachgeschickt wurden, sondern auch
Mahlzeitbestandtheile durch Soldaten an ihre Kameraden durch
die Post spedirt wurden.

So kam es vor, daß z. B. in einer Düte Kartoffelsalat
von einem Lager in's andere überführt werden mußte. Schlimmer
aber war, daß auch Gegenstände, welche dem Soldaten anver-
traut worden, per Feldpost nach Hause geschickt wurden, wie
Patronen, Hafer, Chocolade u. drgl. m. Der Bericht wünscht,
daß in Zukunft der Post eine gewisse Kontrole über die zu
spedirenden Dinge eingeräumt werden möchte, um Mißbräuchen
vorzubeugen.

-- Vieheinfuhr.

Im Monat November verflossenen Jah-
res wurden im Ganzen 39,367 Stück Vieh im Gesammtwerth
von 6,319,956 Fr. eingeführt und zwar Pferde (über ein
Jahr) 11 (Fr. 4300); Esel 17 (Fr. 2500); Fohlen 58
(Fr. 12,940).

Ochsen (geschaufelt): Schlachtvieh 3978 (Fr. 1,927,435);
Nutzvieh 495 (Fr. 229,885).

Kühe und Rinder: Schlachtvieh 690 (Fr. 205,170);
Nutzvieh 1812 (Fr. 636,173); Jungvieh (ungeschaufelt) 2716
(Fr. 421,697); Kälber (bis 6 Wochen oder bis 60 Kilog.)
334 (Fr. 18,994).

Schweine (über 25 Kg.) 13,967 (Fr. 1,713,614);
Schweine (unter 25 Kg.) 3206 (Fr. 101,818).

Schafe 10,415 (Fr. 453,780).

Ziegen 670 (Fr. 15,978).

-- Eisenbahnwesen.

Neuestens spricht man wieder von
der Fusion der Nordostbahn mit den Vereinigten Schweizer-
bahnen.

-- Bundesstadt.

Der Bundesrath verständigte die Tessiner
Regierung, daß für den Fall des Ausbruchs neuer Unruhen die
Okkupationskosten dem Kanton überbunden würden.

-- Neue Militärausrüstung.

Folgender Passus in der
Botschaft der Regierung von Schaffhausen gewährt einen Aus-
blick auf die vom Bunde mit der Neubewaffnung planirten
gleichzeitigen Neuerungen in der Militärausrüstung: "In An-
betracht, daß durch die neueingeführte Bewaffnung wahrscheinlich
für Fußsoldaten eine wesentliche Aenderung der Packeinrichtung
stattfinden wird, die die Tornister, Feldflaschen, Brodtaschen und
Putzsäcke betrifft, und daß auch die Wahl eines solideren Stoffes
für die Hosen der Fußtruppen bevorsteht, wurde vom Bunde
uns die Weisung ertheilt, von diesen vorstehend angeführten
Gegenständen nicht mehr Anschaffungen zu machen, als nöthig
sind, um dem Bedarf per 1891 Genüge zn leisten."

-- Konkursgesetz.

Nächsten Mittwoch den 14. ds. wird
in Bern eine Expertenkommission zusammentreten, um die ver-
schiedenen Rechtsfragen zu begutachten, welche sich bezüglich der
kantonalen Einführungsgesetze zum Betreibungs- und Konkurs-
gesetze erhoben haben. Dieser Kommission gehören an die
Ständeräthe Cornaz, Lienhard und Herzog-Weber, Nat.-Rath
Bachmann in Frauenfeld, Bundesrichter Soldan, Oberrichter
Wolf in Zürich und Privatdozent Dr. Stehlin in Basel.

-- Briefträger-Weihnacht.

Wir lesen im "Grütlianer":
"Einen ungemein anstrengenden Dienst hatte in Zürich über die
Festtage das Postpersonal, speziell die Brief- und Packetträger.
Seit mehr als 14 Tagen dehnen sich die Diensttouren der
Briefträger bis Nachts 10 Uhr aus und, um die Arbeit zu
bewältigen, haben die Leute selbst Frau und Kinder zu ihrem
Dienst heranziehen müssen. Daß die Postverwaltung dafür eine
Mehrentschädigung gewährt habe, haben wir leider nicht verneh-
men können. Und doch wäre eine solche hier absolut am Platze;
ein Privatgeschäft würde sich schämen, unter gleichen Umständen
nichts zu geben."

-- Der katholische Gesellenverein zählt gegenwärtig im
Ganzen 819 Sektionen mit 190 Gesellenhäuser, davon entfallen
auf die Schweiz 30 Sektionen mit 4 Häusern. Am zahlreich-
sten ist der Verein in Rheinpreußen und Westphalen verbreitet.
So zählt die Erzdiözese Köln 57 Sektionen mit 25 Häusern,
die Diözese Münster in Westphalen 53 Sektionen mit 24 Häu-
sern, Trier 31 Sektionen mit 10 Häusern, Paderborn 50 Sek-
tionen mit 23 Häusern u. s. w. Frankreich, England, Däne-
mark, Schweden und Rom zählen 5, Amerika 4 Sektionen.

Mit Recht schreibt der Hr. Generalpräses Schäffer in
Köln in seinem bezüglichen Berichte: "Wenn wir bedenken, wie
viele materielle und geistige Wohlthaten in all' diesen Vereinen
gespendet, welch' ein Kapital an wahrer Kultur in denselben
verausgabt wird, wie viele Werke der leiblichen und geistigen
Barmherzigkeit in ihnen ausgeübt werden, so möchten wir ein
herzliches Deo gratias sprechen .... Auch vor der Zukunft
braucht der Gesellenverein nicht zu bangen. Sein sich entschie-
den geltend machender christlicher Familiencharakter gestaltet ihn
zu einem der festesten Bollwerke gegen den Ansturm der mate-
rialistischen Richtung und des Atheismus."

Im laufenden Jahre wird in Köln, am Grabe des seligen
Vaters Kolping, eine General-Konferenz sämmtlicher
Präsides stattfinden; die letzte Konferenz wurde im August
1884 ebenfalls in Köln abgehalten.

-- Mit der soeben erscheinenden 25. Lieferung des schweizerischen
Volkswirthschaftelexikons von A. Furrer ist ein Werk von monumentaler
Bedeutung zu vorläufigem Abschluß gelangt, wie es die Schweiz bisher
nicht besaß und wie es unseres Wissens kein anderes Land in gleicher
Gediegenheit und Volksthümlichkeit zugleich aufzuweisen hat. Was Picot,
Franscini und das "Gemälde der Schweiz" für die Zeit von 1848, was
Berlepsch's immer noch unschätzbare Schweizerkunde in den 60er Jahren,
was Wirth's schweizerische Statistik für die 70er Jahre waren, das ist
für die Gegenwart das Werk von Furrer: der Niederschlag der volks-
wirthschaftlichen Thatsachen, Anschauungen und Bestrebungen unserer Tage --
gegenüber seinen Vorgängern mit derjenigen Erweiterung und Vertiefung,
welche sich aus der seitherigen Entwicklung der schweizerischen und aus-
wärtigen Volks- und Staatswirthschaft, zumal der sozialen Probleme,
einerseits, aus der Mitarbeit der berufensten schweizerischen Volkswirtschafts-
lehrer und zahlreicher Praktiker und Behörden anderseits ergibt.

Aeußerlich unterscheidet sich das Werk von seinen Vorgängern durch
die überaus bequeme lexikalische Form, welche eine systematische Behandlung
des Stoffes nur in engerem Rahmen (z. B. für die Landwirthschaft und
ihre einzelnen Zweige, oder für die Volkswirthschaft der einzelnen Kantone)
zuläßt. Das Lexikon will auf jede Frage sofort antworten, über jedes
Gebiet rasch orientiren. Es bietet dadurch seine reichhaltige Belehrung
und Anregung den weitesten Kreisen. Es wendet sich an jeden, der das
Bedürfniß hat, über die nächsten Grenzpfähle seiner täglichen Erwerbs-
thätigkeit hinaus zu einer abgerundeten oder präziseren Anschauung über
engere oder weitere Theile der schweizerischen Volkswirthschaft sich zu
erheben. Dem Industriellen, dem intelligenten Handels- und Gewerbs-
mann, besonders auch dem Landwirth bietet das Buch eine unerschöpfliche
Fülle praktischer und theoretischer Belehrung und Orientirung von
allerberufenster Seite.


[Spaltenumbruch]

Wer sich berufsmäßig mit vaterländischer Volkswirthschaft befaßt,
dem braucht das Werk nicht jetzt erst empfohlen zu werden. Für eid-
genössische und kantonale Räthe gibt es keine praktischere Orientirung
über die tausend und abertausend Dinge, deren präzise Kenntniß dem
einzelnen nöthig und erwünscht, aber unmöglich stets gegenwärtig sein
kann. Eidgenössische und kantonale Verwaltungen, Notariate, Schul-
anstalten, Lehrer und Geistliche, zumal auf dem Lande, last not least
die Herren Journalisten können sich statt zahlloser vereinzelter und weniger
brauchbarer Bücheranschaffungen mit diesem einen Werk eine kostbare
Fundgrube für die Kenntniß der volkswirthschaftlichen Thatsachen, einen
wahren Schatz, welcher für die schweizerischen Verhältnisse eine ganze
national-ökonomische und statistische Bibliothek ersetzt, sichern.

Unsere Nachbarn jenseits des Rheines beneiden uns um den Besitz
dieses Buches. Bereits ist in maßgebenden Kreisen die Herstellung eines
ähnlichen Werkes für Dentschland angeregt worden. Eine bessere
Empfehlung könnte sich das schweizerische Volkswirthschaftslexikon nicht
wünschen.




St. Gallisches.



-- Regierungsverhandlungen vom 5. Jan.
1891. Das Departement des Innern erstattet dem Regierungs-
rathe Bericht über die Beschaffenheit der Rechnungen und Ver-
mögensausweise der politischen und Ortsgemeinden, sowie der
Korporationen und öffentlichen Stiftungen; aus dem Berichte
erhellt, daß sich auch im vergangenen Jahre eine Anzahl Ge-
meinden, namentlich im Bezirk Obertoggenburg, mit dem Ab-
schluß und der Vorlage ihrer Rechnungen im Rückstande befan-
den und die Beschaffenheit der Vermögensausweise manchenorts
in formeller und materieller Hinsicht zu Remeduren Anlaß ge-
boten hat.

-- In Ausführung eines Konferenzbeschlusses der sechs
betheiligten Gemeinderäthe hat dos Bezirksamt Obertoggenburg
beim Baudepartement des Kantons St. Gallen das Gesuch ge-
stellt, um Planaufnahme und Kostenberechnung von Staatswegen
für eine Verbindungsstraße von Toggenburg nach
Amden
.

Das Baudepartement hat den Kantonsingenieur beauf-
tragt, die einleitenden Schritte zur Ausfertigung der technischen
Vorlagen für dieses nöthige und nützliche Werk zu thun und
zu diesem Behufe allfällig schon bestehende, darauf bezügliche
Pläne zu sammeln und zur geeigneten Zeit eine allgemeine Re-
kognoszirung des in Frage kommenden Gebietes vorzunehmen.

-- Rheinthal. Heerbrugg.

Montag Morgen
nach 1 Uhr brannte die große Ziegelei von Hrn. Schmidheine
bis auf den Grund nieder.

Wegen anhaltender Kälte konnten die herbeigeeilten Spritzen
nicht in Funktion treten, und man mußte sich vollständig dar-
auf beschränken, dem Feuer den Weg zu den nahestehenden
Wohnhäusern zu wehren.

Der Schaden sowohl für den Abgebrannten als auch für
die kantonale Assekuranz dürfte nicht unwesentlich sein. Eine
Person wird seither vermißt.

-- St. Gallen. (Erdbeben).

Freitag Abend halb
10 Uhr wurden zwei heftige Erdstöße, von Nordwest gegen
Südost, hier sowohl wie im Rheinthal wahrgenommen.

-- Aus Altstätten schreibt man: Freitag Abend, gut
halb zehn Uhr erfolgte hier ein ziemlich heftiges Erdbeben, das
so viel wir bis jetzt wissen, mehr dem Kirlen und der Station
zu, als in der Stadt verspürt wurde. Erschüttern der Bett-
stellen, Krachen der Wände, Dielen nnd Böden, einigerorts Auf-
und Zuschlagen der Thüren -- waren wohl geeignet, etwas
schreckhafte Gemüther in nicht gelinde Angst zu versetzen. Richtung
von Norden nach Süden. (Tags zuvor wurde ein Erdbeben in
Dalmatien, Bosnien und der Herzogowina gemeldet.)

-- Balgach.

Das am Freitag Abend zirka halb zehn
Uhr auch hier verspürte Erdbeben war von starkem, sturmähn-
lichem Geräusch begleitet. Die Fenster klirrten und Lampen-
glocken fielen beinahe aus der Einfassung.

-- In Altstätten wird Sonntag den 18. ds. und an
den zwei folgenden Sonntagen "Preciosa", Schauspiel in 4
Aufzügen von P. A. Wolff, aufgeführt.

-- In Wyl soll kommendes Frühjahr ein großes Etab-
lissement zur Fabrikation von gebrannten Wassern erstellt werden.

-- In Bütschwil kommt am Sonntag "Marianna, ein
Weib aus dem Volke" zur Aufführung.

-- Wattwyl.

Das Krankenhaus Wattwyl ist seit eini-
gen Tagen im Besitz von Koch'scher Lymphe und haben die
Impfungen bereits begonnen.

-- Toggenburg.

Thal auf und Thal ab
rüsten sich die Vereine, um die Fastnacht über mit ergötzlichem
Spiel die Grillen zu verscheuchen, welche z. Z. influenzenartig
die Sticker quälen.

Böse Zeiten jetzt für die Großzahl Sticker. Gute Sticker,
die hauptsächlich auf Spezialitäten schaffen, haben zwar immer
Arbeit, solche aber, die sich nur mit der Weiß-Stickerei abgeben,
sind bös d'ran. Jedem Zug wird abgepaßt, es soll Arbeit von
St. Gallen kommen, aber o weh, der Zug hat wieder abge-
pfiffen und die erwarteten Pakete sind nicht ausgeladen worden.
So sah ich letzter Tage einen "Fergger" jammernd auf der
Station stehen; aus Verzweiflung stürzte er sich -- ins nächste
Wirthshaus.

Seit längerer Zeit schon herrscht bei uns eine grausige
Kälte, so daß einem fast der Verstand gefrieren möchte. Ein-
heizen muß man, daß die Oefen fast bersten. Und Holz
braucht's, potz Mailand, Chlaus! Schnee haben wir diese
Woche so ziemlich genug bekommen. Aber trotz alledem haben
wir keine Ursache zu klagen über einen schlimmen Winter; es
ist trocken und durch kommt man auch überall und in Bezug
auf Gesundheit steht's allerorts so ziemlich gut. Wenn's nur
noch wäre wie in Venedig, daß wir der Kälte wegen grad im
Bett bleiben könnten. Nachdem von Thurgau aus der Anstoß
gegeben worden, schaaren sich auch im Toggenburg die Einzel-
sticker zusammen, um fürderhin nach dem Grundsatze "Eintracht
macht stark" ihren Interessen im Verbande mehr Nachachtung
zu verschaffen. Letzten Sonntag wurde auch in Batzenheid ein
solcher Einzel-Sticker-Verein gegründet resp. konstituirt, dem be-
reits 60 Mitglieder angehören.

-- Flums.

Daß die Kneiperei
in Flums lange schon betrieben wurde, wissen die "Volks-
blättler"; und auch nachdem der Kneipkaplan nicht mehr da
ist und Herr Zoller seine Wasseranstalt nicht mehr führt, so ist
ein Anderer in's Zeug gesessen. Er nennt sich Sutter, ist aber
[Spaltenumbruch] bei Leibe nicht jener Sutter, der diesen Monat noch soll als
Nationalrath herausgedrückt werden; unser Sutter ist viel zu
bescheiden. Das kalte Wasser hilft, das wissen die Flumser;
darum, wenn die drei Doktoren nach altem Schlage nicht mehr
zu helfen und zu rathen wissen, gehen wir zum "kneipischen"
Doktor Sutter; vielleicht weiß er mit lauterem Wasser zu hel-
sen, wo andere mit gefärbtem nichts ausrichteten.

Ein verhängnißvolles kaltes Bad im reinsten Wasser hat
aber in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag ein Mann
von unserm Großberg gefunden. Der arme Mann mußte sich
innerlich schon ziemlich gebadet haben in geistigem Getränk:
nun er kam, statt auf den Großberg hinauf, in den Seezkanal
an der Bahnlinie. Hier blieb er und konnte sich scheint's nicht
mehr völlig herausarbeiten. Ein Weichenwärter zog ihn am
Morgen früh aus dem eisig kalten Bette Erfroren ist der
Arme nicht, aber doch gefroren, daß die Folgen davon vielleicht
bleibend sein werden. Es war ein Bad nach kneipischer Art,
doch nicht genau nach Kneip's Rezept; eher war es die Folge
einer Kneiperei, die nicht nach Pfarrer Kneip sich benamst.

Wir haben jetzt ordentlich viel Schnee, und ist es so
unsern bewährten Mannen ermöglicht, mit ihren Hornschlitten
lustige und minder lustige Fahrten über unsere Berge herunter-
zumachen. Die Kälte ist empfindlich, daß der Schlotter einen
recht übernimmt, wenn man aus dem Stübli geht. Und ihr
da am Zürichsee drunten werdet brav Schlittschuh laufen!

-- Heuverkauf.

In Ernetschwil wurde letzte Woche
auf öffentlicher Gant Heu per Zentner zu Fr. 2. 40 verkauft.

-- Goldingen.

(Eingesandt.) Der Militär-
schützenverein Goldingen hat in seiner Hauptversammlung vom
11. d. Mts. einstimmig beschlossen, dem Kantonalschützenverband
beizutreten. Wünsche dem Verein Glück zum Kantonaischützen-
fest nach Ebnat.

-- Letzten Donnerstag wurde in Eschenbach im Herren-
weg ein frecher Diebstahl mittelst Einbruch begangen.

-- Rapperswil.

Polnisches Nationalmuseum. Vor
8 Tagen haben wir erwähnt, daß ein Solothurner Bürger
Namens Zeltner in Nordamerika dem Museum eine Partie Ge-
genstände und Andenken vom polnischen Freiheitskämpfer Kos-
ziusko schenkte, welcher 1817 in Solothurn starb. Ein Vorfahre
des Geschenkgebers, Namens Xaver Zeltner war s. Z. Adjutant
Kosziusko's gewesen und von diesem reichlich bedacht worden.
Genanntes Museum gewinnt überhaupt an Umfang und Be-
deutung. Die Bibliothek ist auf 70,000 Bände angewachsen
und wird fortwährend vermehrt. Aus der schwedischen Haupt-
stadt erhielt dasselbe letzthin werthvolle Sachen, so eine Uhr aus
der Zeit des französischen Königs Ludwig XV. (1715--1774),
im Werthe von 7,000 Fr., ein silbernes Kreuz vom Jahre
1125 und einen goldenen Fingerring, welchen Kosziusko von
der russischen Kaiserin Paul geschenkt erhalten hatte.

-- Rapperswil.

Civilstandsnachrichten pro
1890.

Geburten: 48 männl., 42 weibl. Total 90.
Trauungen: 25.
Todesfälle: 27 männl., 19 weibl. Total 46.
-- Jona.

Ein Bubenstück. Dem Herrn Fäh im obern
Fischenriet wurde letzten Freitag eine werthvolle Kuh mit Messer-
stichen arg traktirt.




Kantone.



Zürich.
Zürich.

Die Stadt bezog im 4. Quartal
v. I. 15,473 Fr. Erbschaftssteuern.

-- * Zürich.

Hier herrscht seit einigen Tagen eine enorme
Kälte. Alle Tage ist man neugierig, wie weit der See nun
schon gefroren sei? Das wäre natürlich ein Vergnügen für
alle Schlittschuhfahter, wenn der Zürichsee bis zur Großstadt an
der Limmat zufrieren würde. Wenn die Kälte nun noch einige
Tage in diesem Grade anhalten würde, könnte es allerdings so
weit kommen. Das gäbe ein Leben auf dem Eise! Erinnere man
sich an den Winter 1879/80, wo nebst Stein und Bein auch
der Zürichsee gefroren. Wie wurde damals gewirthschaftet auf
dem prächtigen natürlichen Eisfeld! Wie belebten tausend und
aber tausende von Schlittschuhläufern und Fußgängern den
spiegelglatten Eiemantel, unter dem sich die murmelden Wasser
bargen. Mehrere der lustig sich Dahinschnellenden mußten allerdings
ihr Vergnügen theuer, sehr theuer, mit ihrem Leben bezahlen.

Heute würde wo möglich das Leben und Treiben sich noch
lebhafter gestalten als damals vor 11 Jahren. Doch ist bis
auf Weiteres der See hier noch so offen wie im Sommer, und
wird derselbe vielleicht auch gar nicht bis hier zufrieren diesen
Winter, da das Wetter im Neumond sich gerne ändert, oder aber
bleibt wie es ist. Das wird man bald erfahren.

-- Richtersweil.

Seit Freitag Morgen ist der Zürich-
see
zwischen Richtersweil, Rapperswil und Stäfa zugefroren.
Ein Schlittschuhläufer sank am Freitag ein und konnte nur mit
Mühe gerettet werden.

Bern.

Endlich scheint etwas Licht in den Mord an der
Neubrück zu kommen. Auf Veranlassung der hiesigen Polizei
sind in Genf 4 des Mordes Verdächtige verhaftet worden, welche
über die Messe in Bern waren.

-- Die Kälte hat auf der Münsterpromenade in Bern
einen der großen Roßkastanienbäume gespalten.

Schwyz.
Ingenbohl.

In der Nacht vom Mittwoch
auf Donnerstag drohte lt. "B. d. U." dem Neubau des Instituts
ernster Schaden. Das Kamin der Zentralheizung scheint den
benachbarten Fußboden im Erdgeschoß angezündet zu haben. Die
Zöglinge des Pensionates entdeckten das Feuer, eilten zur Stelle
zu den auf den Toilettentischen bereitstehenden gefüllten Waschbecken
und suchten so den Flammen Einhalt zu gebieten. Da das Haus
vorzügliche Löscheinrichtungen besitzt, in jedem Stockwerk einen
Feuerhahnen, gelang es den beherzten Insassen, den Ausbruch
eines größern Brandes zu verhüten.

-- Beim Schlittschuhlaufen auf dem obern Zürichsee ertrank
am letzten Sonntag Josef Christen aus Wollerau.

-- Der obere Zürcher See ist vollständig und fest zugefroren.
Das Dampfschiff "Obersee" liegt im Hafen von Lachen fest;
auf der Eisfläche tummelt sich die fröhliche Jugend und die
Metzger und die Bierbrauer holen aus dem See ihre Eisvorräthe
in Blöcken von 75--90 Kilo, 25--30 Centm. dick.


[Spaltenumbruch] Bedürfniſſe von Hauſe aus nachgeſchickt wurden, ſondern auch
Mahlzeitbeſtandtheile durch Soldaten an ihre Kameraden durch
die Poſt ſpedirt wurden.

So kam es vor, daß z. B. in einer Düte Kartoffelſalat
von einem Lager in’s andere überführt werden mußte. Schlimmer
aber war, daß auch Gegenſtände, welche dem Soldaten anver-
traut worden, per Feldpoſt nach Hauſe geſchickt wurden, wie
Patronen, Hafer, Chocolade u. drgl. m. Der Bericht wünſcht,
daß in Zukunft der Poſt eine gewiſſe Kontrole über die zu
ſpedirenden Dinge eingeräumt werden möchte, um Mißbräuchen
vorzubeugen.

Vieheinfuhr.

Im Monat November verfloſſenen Jah-
res wurden im Ganzen 39,367 Stück Vieh im Geſammtwerth
von 6,319,956 Fr. eingeführt und zwar Pferde (über ein
Jahr) 11 (Fr. 4300); Eſel 17 (Fr. 2500); Fohlen 58
(Fr. 12,940).

Ochſen (geſchaufelt): Schlachtvieh 3978 (Fr. 1,927,435);
Nutzvieh 495 (Fr. 229,885).

Kühe und Rinder: Schlachtvieh 690 (Fr. 205,170);
Nutzvieh 1812 (Fr. 636,173); Jungvieh (ungeſchaufelt) 2716
(Fr. 421,697); Kälber (bis 6 Wochen oder bis 60 Kilog.)
334 (Fr. 18,994).

Schweine (über 25 Kg.) 13,967 (Fr. 1,713,614);
Schweine (unter 25 Kg.) 3206 (Fr. 101,818).

Schafe 10,415 (Fr. 453,780).

Ziegen 670 (Fr. 15,978).

Eiſenbahnweſen.

Neueſtens ſpricht man wieder von
der Fuſion der Nordoſtbahn mit den Vereinigten Schweizer-
bahnen.

Bundesſtadt.

Der Bundesrath verſtändigte die Teſſiner
Regierung, daß für den Fall des Ausbruchs neuer Unruhen die
Okkupationskoſten dem Kanton überbunden würden.

Neue Militärausrüſtung.

Folgender Paſſus in der
Botſchaft der Regierung von Schaffhauſen gewährt einen Aus-
blick auf die vom Bunde mit der Neubewaffnung planirten
gleichzeitigen Neuerungen in der Militärausrüſtung: „In An-
betracht, daß durch die neueingeführte Bewaffnung wahrſcheinlich
für Fußſoldaten eine weſentliche Aenderung der Packeinrichtung
ſtattfinden wird, die die Torniſter, Feldflaſchen, Brodtaſchen und
Putzſäcke betrifft, und daß auch die Wahl eines ſolideren Stoffes
für die Hoſen der Fußtruppen bevorſteht, wurde vom Bunde
uns die Weiſung ertheilt, von dieſen vorſtehend angeführten
Gegenſtänden nicht mehr Anſchaffungen zu machen, als nöthig
ſind, um dem Bedarf per 1891 Genüge zn leiſten.“

Konkursgeſetz.

Nächſten Mittwoch den 14. ds. wird
in Bern eine Expertenkommiſſion zuſammentreten, um die ver-
ſchiedenen Rechtsfragen zu begutachten, welche ſich bezüglich der
kantonalen Einführungsgeſetze zum Betreibungs- und Konkurs-
geſetze erhoben haben. Dieſer Kommiſſion gehören an die
Ständeräthe Cornaz, Lienhard und Herzog-Weber, Nat.-Rath
Bachmann in Frauenfeld, Bundesrichter Soldan, Oberrichter
Wolf in Zürich und Privatdozent Dr. Stehlin in Baſel.

Briefträger-Weihnacht.

Wir leſen im „Grütlianer“:
„Einen ungemein anſtrengenden Dienſt hatte in Zürich über die
Feſttage das Poſtperſonal, ſpeziell die Brief- und Packetträger.
Seit mehr als 14 Tagen dehnen ſich die Dienſttouren der
Briefträger bis Nachts 10 Uhr aus und, um die Arbeit zu
bewältigen, haben die Leute ſelbſt Frau und Kinder zu ihrem
Dienſt heranziehen müſſen. Daß die Poſtverwaltung dafür eine
Mehrentſchädigung gewährt habe, haben wir leider nicht verneh-
men können. Und doch wäre eine ſolche hier abſolut am Platze;
ein Privatgeſchäft würde ſich ſchämen, unter gleichen Umſtänden
nichts zu geben.“

Der katholiſche Geſellenverein zählt gegenwärtig im
Ganzen 819 Sektionen mit 190 Geſellenhäuſer, davon entfallen
auf die Schweiz 30 Sektionen mit 4 Häuſern. Am zahlreich-
ſten iſt der Verein in Rheinpreußen und Weſtphalen verbreitet.
So zählt die Erzdiözeſe Köln 57 Sektionen mit 25 Häuſern,
die Diözeſe Münſter in Weſtphalen 53 Sektionen mit 24 Häu-
ſern, Trier 31 Sektionen mit 10 Häuſern, Paderborn 50 Sek-
tionen mit 23 Häuſern u. ſ. w. Frankreich, England, Däne-
mark, Schweden und Rom zählen 5, Amerika 4 Sektionen.

Mit Recht ſchreibt der Hr. Generalpräſes Schäffer in
Köln in ſeinem bezüglichen Berichte: „Wenn wir bedenken, wie
viele materielle und geiſtige Wohlthaten in all’ dieſen Vereinen
geſpendet, welch’ ein Kapital an wahrer Kultur in denſelben
verausgabt wird, wie viele Werke der leiblichen und geiſtigen
Barmherzigkeit in ihnen ausgeübt werden, ſo möchten wir ein
herzliches Deo gratias ſprechen .... Auch vor der Zukunft
braucht der Geſellenverein nicht zu bangen. Sein ſich entſchie-
den geltend machender chriſtlicher Familiencharakter geſtaltet ihn
zu einem der feſteſten Bollwerke gegen den Anſturm der mate-
rialiſtiſchen Richtung und des Atheismus.“

Im laufenden Jahre wird in Köln, am Grabe des ſeligen
Vaters Kolping, eine General-Konferenz ſämmtlicher
Präſides ſtattfinden; die letzte Konferenz wurde im Auguſt
1884 ebenfalls in Köln abgehalten.

— Mit der ſoeben erſcheinenden 25. Lieferung des ſchweizeriſchen
Volkswirthſchaftelexikons von A. Furrer iſt ein Werk von monumentaler
Bedeutung zu vorläufigem Abſchluß gelangt, wie es die Schweiz bisher
nicht beſaß und wie es unſeres Wiſſens kein anderes Land in gleicher
Gediegenheit und Volksthümlichkeit zugleich aufzuweiſen hat. Was Picot,
Franscini und das „Gemälde der Schweiz“ für die Zeit von 1848, was
Berlepſch’s immer noch unſchätzbare Schweizerkunde in den 60er Jahren,
was Wirth’s ſchweizeriſche Statiſtik für die 70er Jahre waren, das iſt
für die Gegenwart das Werk von Furrer: der Niederſchlag der volks-
wirthſchaftlichen Thatſachen, Anſchauungen und Beſtrebungen unſerer Tage —
gegenüber ſeinen Vorgängern mit derjenigen Erweiterung und Vertiefung,
welche ſich aus der ſeitherigen Entwicklung der ſchweizeriſchen und aus-
wärtigen Volks- und Staatswirthſchaft, zumal der ſozialen Probleme,
einerſeits, aus der Mitarbeit der berufenſten ſchweizeriſchen Volkswirtſchafts-
lehrer und zahlreicher Praktiker und Behörden anderſeits ergibt.

Aeußerlich unterſcheidet ſich das Werk von ſeinen Vorgängern durch
die überaus bequeme lexikaliſche Form, welche eine ſyſtematiſche Behandlung
des Stoffes nur in engerem Rahmen (z. B. für die Landwirthſchaft und
ihre einzelnen Zweige, oder für die Volkswirthſchaft der einzelnen Kantone)
zuläßt. Das Lexikon will auf jede Frage ſofort antworten, über jedes
Gebiet raſch orientiren. Es bietet dadurch ſeine reichhaltige Belehrung
und Anregung den weiteſten Kreiſen. Es wendet ſich an jeden, der das
Bedürfniß hat, über die nächſten Grenzpfähle ſeiner täglichen Erwerbs-
thätigkeit hinaus zu einer abgerundeten oder präziſeren Anſchauung über
engere oder weitere Theile der ſchweizeriſchen Volkswirthſchaft ſich zu
erheben. Dem Induſtriellen, dem intelligenten Handels- und Gewerbs-
mann, beſonders auch dem Landwirth bietet das Buch eine unerſchöpfliche
Fülle praktiſcher und theoretiſcher Belehrung und Orientirung von
allerberufenſter Seite.


[Spaltenumbruch]

Wer ſich berufsmäßig mit vaterländiſcher Volkswirthſchaft befaßt,
dem braucht das Werk nicht jetzt erſt empfohlen zu werden. Für eid-
genöſſiſche und kantonale Räthe gibt es keine praktiſchere Orientirung
über die tauſend und abertauſend Dinge, deren präziſe Kenntniß dem
einzelnen nöthig und erwünſcht, aber unmöglich ſtets gegenwärtig ſein
kann. Eidgenöſſiſche und kantonale Verwaltungen, Notariate, Schul-
anſtalten, Lehrer und Geiſtliche, zumal auf dem Lande, last not least
die Herren Journaliſten können ſich ſtatt zahlloſer vereinzelter und weniger
brauchbarer Bücheranſchaffungen mit dieſem einen Werk eine koſtbare
Fundgrube für die Kenntniß der volkswirthſchaftlichen Thatſachen, einen
wahren Schatz, welcher für die ſchweizeriſchen Verhältniſſe eine ganze
national-ökonomiſche und ſtatiſtiſche Bibliothek erſetzt, ſichern.

Unſere Nachbarn jenſeits des Rheines beneiden uns um den Beſitz
dieſes Buches. Bereits iſt in maßgebenden Kreiſen die Herſtellung eines
ähnlichen Werkes für Dentſchland angeregt worden. Eine beſſere
Empfehlung könnte ſich das ſchweizeriſche Volkswirthſchaftslexikon nicht
wünſchen.




St. Galliſches.



Regierungsverhandlungen vom 5. Jan.
1891. Das Departement des Innern erſtattet dem Regierungs-
rathe Bericht über die Beſchaffenheit der Rechnungen und Ver-
mögensausweiſe der politiſchen und Ortsgemeinden, ſowie der
Korporationen und öffentlichen Stiftungen; aus dem Berichte
erhellt, daß ſich auch im vergangenen Jahre eine Anzahl Ge-
meinden, namentlich im Bezirk Obertoggenburg, mit dem Ab-
ſchluß und der Vorlage ihrer Rechnungen im Rückſtande befan-
den und die Beſchaffenheit der Vermögensausweiſe manchenorts
in formeller und materieller Hinſicht zu Remeduren Anlaß ge-
boten hat.

— In Ausführung eines Konferenzbeſchluſſes der ſechs
betheiligten Gemeinderäthe hat dos Bezirksamt Obertoggenburg
beim Baudepartement des Kantons St. Gallen das Geſuch ge-
ſtellt, um Planaufnahme und Koſtenberechnung von Staatswegen
für eine Verbindungsſtraße von Toggenburg nach
Amden
.

Das Baudepartement hat den Kantonsingenieur beauf-
tragt, die einleitenden Schritte zur Ausfertigung der techniſchen
Vorlagen für dieſes nöthige und nützliche Werk zu thun und
zu dieſem Behufe allfällig ſchon beſtehende, darauf bezügliche
Pläne zu ſammeln und zur geeigneten Zeit eine allgemeine Re-
kognoszirung des in Frage kommenden Gebietes vorzunehmen.

Rheinthal. Heerbrugg.

Montag Morgen
nach 1 Uhr brannte die große Ziegelei von Hrn. Schmidheine
bis auf den Grund nieder.

Wegen anhaltender Kälte konnten die herbeigeeilten Spritzen
nicht in Funktion treten, und man mußte ſich vollſtändig dar-
auf beſchränken, dem Feuer den Weg zu den naheſtehenden
Wohnhäuſern zu wehren.

Der Schaden ſowohl für den Abgebrannten als auch für
die kantonale Aſſekuranz dürfte nicht unweſentlich ſein. Eine
Perſon wird ſeither vermißt.

— St. Gallen. (Erdbeben).

Freitag Abend halb
10 Uhr wurden zwei heftige Erdſtöße, von Nordweſt gegen
Südoſt, hier ſowohl wie im Rheinthal wahrgenommen.

— Aus Altſtätten ſchreibt man: Freitag Abend, gut
halb zehn Uhr erfolgte hier ein ziemlich heftiges Erdbeben, das
ſo viel wir bis jetzt wiſſen, mehr dem Kirlen und der Station
zu, als in der Stadt verſpürt wurde. Erſchüttern der Bett-
ſtellen, Krachen der Wände, Dielen nnd Böden, einigerorts Auf-
und Zuſchlagen der Thüren — waren wohl geeignet, etwas
ſchreckhafte Gemüther in nicht gelinde Angſt zu verſetzen. Richtung
von Norden nach Süden. (Tags zuvor wurde ein Erdbeben in
Dalmatien, Bosnien und der Herzogowina gemeldet.)

Balgach.

Das am Freitag Abend zirka halb zehn
Uhr auch hier verſpürte Erdbeben war von ſtarkem, ſturmähn-
lichem Geräuſch begleitet. Die Fenſter klirrten und Lampen-
glocken fielen beinahe aus der Einfaſſung.

— In Altſtätten wird Sonntag den 18. ds. und an
den zwei folgenden Sonntagen „Precioſa“, Schauſpiel in 4
Aufzügen von P. A. Wolff, aufgeführt.

— In Wyl ſoll kommendes Frühjahr ein großes Etab-
liſſement zur Fabrikation von gebrannten Waſſern erſtellt werden.

— In Bütſchwil kommt am Sonntag „Marianna, ein
Weib aus dem Volke“ zur Aufführung.

Wattwyl.

Das Krankenhaus Wattwyl iſt ſeit eini-
gen Tagen im Beſitz von Koch’ſcher Lymphe und haben die
Impfungen bereits begonnen.

Toggenburg.

Thal auf und Thal ab
rüſten ſich die Vereine, um die Faſtnacht über mit ergötzlichem
Spiel die Grillen zu verſcheuchen, welche z. Z. influenzenartig
die Sticker quälen.

Böſe Zeiten jetzt für die Großzahl Sticker. Gute Sticker,
die hauptſächlich auf Spezialitäten ſchaffen, haben zwar immer
Arbeit, ſolche aber, die ſich nur mit der Weiß-Stickerei abgeben,
ſind bös d’ran. Jedem Zug wird abgepaßt, es ſoll Arbeit von
St. Gallen kommen, aber o weh, der Zug hat wieder abge-
pfiffen und die erwarteten Pakete ſind nicht ausgeladen worden.
So ſah ich letzter Tage einen „Fergger“ jammernd auf der
Station ſtehen; aus Verzweiflung ſtürzte er ſich — ins nächſte
Wirthshaus.

Seit längerer Zeit ſchon herrſcht bei uns eine grauſige
Kälte, ſo daß einem faſt der Verſtand gefrieren möchte. Ein-
heizen muß man, daß die Oefen faſt berſten. Und Holz
braucht’s, potz Mailand, Chlaus! Schnee haben wir dieſe
Woche ſo ziemlich genug bekommen. Aber trotz alledem haben
wir keine Urſache zu klagen über einen ſchlimmen Winter; es
iſt trocken und durch kommt man auch überall und in Bezug
auf Geſundheit ſteht’s allerorts ſo ziemlich gut. Wenn’s nur
noch wäre wie in Venedig, daß wir der Kälte wegen grad im
Bett bleiben könnten. Nachdem von Thurgau aus der Anſtoß
gegeben worden, ſchaaren ſich auch im Toggenburg die Einzel-
ſticker zuſammen, um fürderhin nach dem Grundſatze „Eintracht
macht ſtark“ ihren Intereſſen im Verbande mehr Nachachtung
zu verſchaffen. Letzten Sonntag wurde auch in Batzenheid ein
ſolcher Einzel-Sticker-Verein gegründet reſp. konſtituirt, dem be-
reits 60 Mitglieder angehören.

Flums.

Daß die Kneiperei
in Flums lange ſchon betrieben wurde, wiſſen die „Volks-
blättler“; und auch nachdem der Kneipkaplan nicht mehr da
iſt und Herr Zoller ſeine Waſſeranſtalt nicht mehr führt, ſo iſt
ein Anderer in’s Zeug geſeſſen. Er nennt ſich Sutter, iſt aber
[Spaltenumbruch] bei Leibe nicht jener Sutter, der dieſen Monat noch ſoll als
Nationalrath herausgedrückt werden; unſer Sutter iſt viel zu
beſcheiden. Das kalte Waſſer hilft, das wiſſen die Flumſer;
darum, wenn die drei Doktoren nach altem Schlage nicht mehr
zu helfen und zu rathen wiſſen, gehen wir zum „kneipiſchen“
Doktor Sutter; vielleicht weiß er mit lauterem Waſſer zu hel-
ſen, wo andere mit gefärbtem nichts ausrichteten.

Ein verhängnißvolles kaltes Bad im reinſten Waſſer hat
aber in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag ein Mann
von unſerm Großberg gefunden. Der arme Mann mußte ſich
innerlich ſchon ziemlich gebadet haben in geiſtigem Getränk:
nun er kam, ſtatt auf den Großberg hinauf, in den Seezkanal
an der Bahnlinie. Hier blieb er und konnte ſich ſcheint’s nicht
mehr völlig herausarbeiten. Ein Weichenwärter zog ihn am
Morgen früh aus dem eiſig kalten Bette Erfroren iſt der
Arme nicht, aber doch gefroren, daß die Folgen davon vielleicht
bleibend ſein werden. Es war ein Bad nach kneipiſcher Art,
doch nicht genau nach Kneip’s Rezept; eher war es die Folge
einer Kneiperei, die nicht nach Pfarrer Kneip ſich benamst.

Wir haben jetzt ordentlich viel Schnee, und iſt es ſo
unſern bewährten Mannen ermöglicht, mit ihren Hornſchlitten
luſtige und minder luſtige Fahrten über unſere Berge herunter-
zumachen. Die Kälte iſt empfindlich, daß der Schlotter einen
recht übernimmt, wenn man aus dem Stübli geht. Und ihr
da am Zürichſee drunten werdet brav Schlittſchuh laufen!

Heuverkauf.

In Ernetſchwil wurde letzte Woche
auf öffentlicher Gant Heu per Zentner zu Fr. 2. 40 verkauft.

Goldingen.

(Eingeſandt.) Der Militär-
ſchützenverein Goldingen hat in ſeiner Hauptverſammlung vom
11. d. Mts. einſtimmig beſchloſſen, dem Kantonalſchützenverband
beizutreten. Wünſche dem Verein Glück zum Kantonaiſchützen-
feſt nach Ebnat.

— Letzten Donnerstag wurde in Eſchenbach im Herren-
weg ein frecher Diebſtahl mittelſt Einbruch begangen.

Rapperswil.

Polniſches Nationalmuſeum. Vor
8 Tagen haben wir erwähnt, daß ein Solothurner Bürger
Namens Zeltner in Nordamerika dem Muſeum eine Partie Ge-
genſtände und Andenken vom polniſchen Freiheitskämpfer Kos-
ziusko ſchenkte, welcher 1817 in Solothurn ſtarb. Ein Vorfahre
des Geſchenkgebers, Namens Xaver Zeltner war ſ. Z. Adjutant
Kosziusko’s geweſen und von dieſem reichlich bedacht worden.
Genanntes Muſeum gewinnt überhaupt an Umfang und Be-
deutung. Die Bibliothek iſt auf 70,000 Bände angewachſen
und wird fortwährend vermehrt. Aus der ſchwediſchen Haupt-
ſtadt erhielt dasſelbe letzthin werthvolle Sachen, ſo eine Uhr aus
der Zeit des franzöſiſchen Königs Ludwig XV. (1715—1774),
im Werthe von 7,000 Fr., ein ſilbernes Kreuz vom Jahre
1125 und einen goldenen Fingerring, welchen Kosziusko von
der ruſſiſchen Kaiſerin Paul geſchenkt erhalten hatte.

Rapperswil.

Civilſtandsnachrichten pro
1890.

Geburten: 48 männl., 42 weibl. Total 90.
Trauungen: 25.
Todesfälle: 27 männl., 19 weibl. Total 46.
Jona.

Ein Bubenſtück. Dem Herrn Fäh im obern
Fiſchenriet wurde letzten Freitag eine werthvolle Kuh mit Meſſer-
ſtichen arg traktirt.




Kantone.



Zürich.
Zürich.

Die Stadt bezog im 4. Quartal
v. I. 15,473 Fr. Erbſchaftsſteuern.

— * Zürich.

Hier herrſcht ſeit einigen Tagen eine enorme
Kälte. Alle Tage iſt man neugierig, wie weit der See nun
ſchon gefroren ſei? Das wäre natürlich ein Vergnügen für
alle Schlittſchuhfahter, wenn der Zürichſee bis zur Großſtadt an
der Limmat zufrieren würde. Wenn die Kälte nun noch einige
Tage in dieſem Grade anhalten würde, könnte es allerdings ſo
weit kommen. Das gäbe ein Leben auf dem Eiſe! Erinnere man
ſich an den Winter 1879/80, wo nebſt Stein und Bein auch
der Zürichſee gefroren. Wie wurde damals gewirthſchaftet auf
dem prächtigen natürlichen Eisfeld! Wie belebten tauſend und
aber tauſende von Schlittſchuhläufern und Fußgängern den
ſpiegelglatten Eiemantel, unter dem ſich die murmelden Waſſer
bargen. Mehrere der luſtig ſich Dahinſchnellenden mußten allerdings
ihr Vergnügen theuer, ſehr theuer, mit ihrem Leben bezahlen.

Heute würde wo möglich das Leben und Treiben ſich noch
lebhafter geſtalten als damals vor 11 Jahren. Doch iſt bis
auf Weiteres der See hier noch ſo offen wie im Sommer, und
wird derſelbe vielleicht auch gar nicht bis hier zufrieren dieſen
Winter, da das Wetter im Neumond ſich gerne ändert, oder aber
bleibt wie es iſt. Das wird man bald erfahren.

Richtersweil.

Seit Freitag Morgen iſt der Zürich-
ſee
zwiſchen Richtersweil, Rapperswil und Stäfa zugefroren.
Ein Schlittſchuhläufer ſank am Freitag ein und konnte nur mit
Mühe gerettet werden.

Bern.

Endlich ſcheint etwas Licht in den Mord an der
Neubrück zu kommen. Auf Veranlaſſung der hieſigen Polizei
ſind in Genf 4 des Mordes Verdächtige verhaftet worden, welche
über die Meſſe in Bern waren.

— Die Kälte hat auf der Münſterpromenade in Bern
einen der großen Roßkaſtanienbäume geſpalten.

Schwyz.
Ingenbohl.

In der Nacht vom Mittwoch
auf Donnerſtag drohte lt. „B. d. U.“ dem Neubau des Inſtituts
ernſter Schaden. Das Kamin der Zentralheizung ſcheint den
benachbarten Fußboden im Erdgeſchoß angezündet zu haben. Die
Zöglinge des Penſionates entdeckten das Feuer, eilten zur Stelle
zu den auf den Toilettentiſchen bereitſtehenden gefüllten Waſchbecken
und ſuchten ſo den Flammen Einhalt zu gebieten. Da das Haus
vorzügliche Löſcheinrichtungen beſitzt, in jedem Stockwerk einen
Feuerhahnen, gelang es den beherzten Inſaſſen, den Ausbruch
eines größern Brandes zu verhüten.

— Beim Schlittſchuhlaufen auf dem obern Zürichſee ertrank
am letzten Sonntag Joſef Chriſten aus Wollerau.

— Der obere Zürcher See iſt vollſtändig und feſt zugefroren.
Das Dampfſchiff „Oberſee“ liegt im Hafen von Lachen feſt;
auf der Eisfläche tummelt ſich die fröhliche Jugend und die
Metzger und die Bierbrauer holen aus dem See ihre Eisvorräthe
in Blöcken von 75—90 Kilo, 25—30 Centm. dick.


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[2/0002] Bedürfniſſe von Hauſe aus nachgeſchickt wurden, ſondern auch Mahlzeitbeſtandtheile durch Soldaten an ihre Kameraden durch die Poſt ſpedirt wurden. So kam es vor, daß z. B. in einer Düte Kartoffelſalat von einem Lager in’s andere überführt werden mußte. Schlimmer aber war, daß auch Gegenſtände, welche dem Soldaten anver- traut worden, per Feldpoſt nach Hauſe geſchickt wurden, wie Patronen, Hafer, Chocolade u. drgl. m. Der Bericht wünſcht, daß in Zukunft der Poſt eine gewiſſe Kontrole über die zu ſpedirenden Dinge eingeräumt werden möchte, um Mißbräuchen vorzubeugen. — Vieheinfuhr. Im Monat November verfloſſenen Jah- res wurden im Ganzen 39,367 Stück Vieh im Geſammtwerth von 6,319,956 Fr. eingeführt und zwar Pferde (über ein Jahr) 11 (Fr. 4300); Eſel 17 (Fr. 2500); Fohlen 58 (Fr. 12,940). Ochſen (geſchaufelt): Schlachtvieh 3978 (Fr. 1,927,435); Nutzvieh 495 (Fr. 229,885). Kühe und Rinder: Schlachtvieh 690 (Fr. 205,170); Nutzvieh 1812 (Fr. 636,173); Jungvieh (ungeſchaufelt) 2716 (Fr. 421,697); Kälber (bis 6 Wochen oder bis 60 Kilog.) 334 (Fr. 18,994). Schweine (über 25 Kg.) 13,967 (Fr. 1,713,614); Schweine (unter 25 Kg.) 3206 (Fr. 101,818). Schafe 10,415 (Fr. 453,780). Ziegen 670 (Fr. 15,978). — Eiſenbahnweſen. Neueſtens ſpricht man wieder von der Fuſion der Nordoſtbahn mit den Vereinigten Schweizer- bahnen. — Bundesſtadt. Der Bundesrath verſtändigte die Teſſiner Regierung, daß für den Fall des Ausbruchs neuer Unruhen die Okkupationskoſten dem Kanton überbunden würden. — Neue Militärausrüſtung. Folgender Paſſus in der Botſchaft der Regierung von Schaffhauſen gewährt einen Aus- blick auf die vom Bunde mit der Neubewaffnung planirten gleichzeitigen Neuerungen in der Militärausrüſtung: „In An- betracht, daß durch die neueingeführte Bewaffnung wahrſcheinlich für Fußſoldaten eine weſentliche Aenderung der Packeinrichtung ſtattfinden wird, die die Torniſter, Feldflaſchen, Brodtaſchen und Putzſäcke betrifft, und daß auch die Wahl eines ſolideren Stoffes für die Hoſen der Fußtruppen bevorſteht, wurde vom Bunde uns die Weiſung ertheilt, von dieſen vorſtehend angeführten Gegenſtänden nicht mehr Anſchaffungen zu machen, als nöthig ſind, um dem Bedarf per 1891 Genüge zn leiſten.“ — Konkursgeſetz. Nächſten Mittwoch den 14. ds. wird in Bern eine Expertenkommiſſion zuſammentreten, um die ver- ſchiedenen Rechtsfragen zu begutachten, welche ſich bezüglich der kantonalen Einführungsgeſetze zum Betreibungs- und Konkurs- geſetze erhoben haben. Dieſer Kommiſſion gehören an die Ständeräthe Cornaz, Lienhard und Herzog-Weber, Nat.-Rath Bachmann in Frauenfeld, Bundesrichter Soldan, Oberrichter Wolf in Zürich und Privatdozent Dr. Stehlin in Baſel. — Briefträger-Weihnacht. Wir leſen im „Grütlianer“: „Einen ungemein anſtrengenden Dienſt hatte in Zürich über die Feſttage das Poſtperſonal, ſpeziell die Brief- und Packetträger. Seit mehr als 14 Tagen dehnen ſich die Dienſttouren der Briefträger bis Nachts 10 Uhr aus und, um die Arbeit zu bewältigen, haben die Leute ſelbſt Frau und Kinder zu ihrem Dienſt heranziehen müſſen. Daß die Poſtverwaltung dafür eine Mehrentſchädigung gewährt habe, haben wir leider nicht verneh- men können. Und doch wäre eine ſolche hier abſolut am Platze; ein Privatgeſchäft würde ſich ſchämen, unter gleichen Umſtänden nichts zu geben.“ — Der katholiſche Geſellenverein zählt gegenwärtig im Ganzen 819 Sektionen mit 190 Geſellenhäuſer, davon entfallen auf die Schweiz 30 Sektionen mit 4 Häuſern. Am zahlreich- ſten iſt der Verein in Rheinpreußen und Weſtphalen verbreitet. So zählt die Erzdiözeſe Köln 57 Sektionen mit 25 Häuſern, die Diözeſe Münſter in Weſtphalen 53 Sektionen mit 24 Häu- ſern, Trier 31 Sektionen mit 10 Häuſern, Paderborn 50 Sek- tionen mit 23 Häuſern u. ſ. w. Frankreich, England, Däne- mark, Schweden und Rom zählen 5, Amerika 4 Sektionen. Mit Recht ſchreibt der Hr. Generalpräſes Schäffer in Köln in ſeinem bezüglichen Berichte: „Wenn wir bedenken, wie viele materielle und geiſtige Wohlthaten in all’ dieſen Vereinen geſpendet, welch’ ein Kapital an wahrer Kultur in denſelben verausgabt wird, wie viele Werke der leiblichen und geiſtigen Barmherzigkeit in ihnen ausgeübt werden, ſo möchten wir ein herzliches Deo gratias ſprechen .... Auch vor der Zukunft braucht der Geſellenverein nicht zu bangen. Sein ſich entſchie- den geltend machender chriſtlicher Familiencharakter geſtaltet ihn zu einem der feſteſten Bollwerke gegen den Anſturm der mate- rialiſtiſchen Richtung und des Atheismus.“ Im laufenden Jahre wird in Köln, am Grabe des ſeligen Vaters Kolping, eine General-Konferenz ſämmtlicher Präſides ſtattfinden; die letzte Konferenz wurde im Auguſt 1884 ebenfalls in Köln abgehalten. — Mit der ſoeben erſcheinenden 25. Lieferung des ſchweizeriſchen Volkswirthſchaftelexikons von A. Furrer iſt ein Werk von monumentaler Bedeutung zu vorläufigem Abſchluß gelangt, wie es die Schweiz bisher nicht beſaß und wie es unſeres Wiſſens kein anderes Land in gleicher Gediegenheit und Volksthümlichkeit zugleich aufzuweiſen hat. Was Picot, Franscini und das „Gemälde der Schweiz“ für die Zeit von 1848, was Berlepſch’s immer noch unſchätzbare Schweizerkunde in den 60er Jahren, was Wirth’s ſchweizeriſche Statiſtik für die 70er Jahre waren, das iſt für die Gegenwart das Werk von Furrer: der Niederſchlag der volks- wirthſchaftlichen Thatſachen, Anſchauungen und Beſtrebungen unſerer Tage — gegenüber ſeinen Vorgängern mit derjenigen Erweiterung und Vertiefung, welche ſich aus der ſeitherigen Entwicklung der ſchweizeriſchen und aus- wärtigen Volks- und Staatswirthſchaft, zumal der ſozialen Probleme, einerſeits, aus der Mitarbeit der berufenſten ſchweizeriſchen Volkswirtſchafts- lehrer und zahlreicher Praktiker und Behörden anderſeits ergibt. Aeußerlich unterſcheidet ſich das Werk von ſeinen Vorgängern durch die überaus bequeme lexikaliſche Form, welche eine ſyſtematiſche Behandlung des Stoffes nur in engerem Rahmen (z. B. für die Landwirthſchaft und ihre einzelnen Zweige, oder für die Volkswirthſchaft der einzelnen Kantone) zuläßt. Das Lexikon will auf jede Frage ſofort antworten, über jedes Gebiet raſch orientiren. Es bietet dadurch ſeine reichhaltige Belehrung und Anregung den weiteſten Kreiſen. Es wendet ſich an jeden, der das Bedürfniß hat, über die nächſten Grenzpfähle ſeiner täglichen Erwerbs- thätigkeit hinaus zu einer abgerundeten oder präziſeren Anſchauung über engere oder weitere Theile der ſchweizeriſchen Volkswirthſchaft ſich zu erheben. Dem Induſtriellen, dem intelligenten Handels- und Gewerbs- mann, beſonders auch dem Landwirth bietet das Buch eine unerſchöpfliche Fülle praktiſcher und theoretiſcher Belehrung und Orientirung von allerberufenſter Seite. Wer ſich berufsmäßig mit vaterländiſcher Volkswirthſchaft befaßt, dem braucht das Werk nicht jetzt erſt empfohlen zu werden. Für eid- genöſſiſche und kantonale Räthe gibt es keine praktiſchere Orientirung über die tauſend und abertauſend Dinge, deren präziſe Kenntniß dem einzelnen nöthig und erwünſcht, aber unmöglich ſtets gegenwärtig ſein kann. Eidgenöſſiſche und kantonale Verwaltungen, Notariate, Schul- anſtalten, Lehrer und Geiſtliche, zumal auf dem Lande, last not least die Herren Journaliſten können ſich ſtatt zahlloſer vereinzelter und weniger brauchbarer Bücheranſchaffungen mit dieſem einen Werk eine koſtbare Fundgrube für die Kenntniß der volkswirthſchaftlichen Thatſachen, einen wahren Schatz, welcher für die ſchweizeriſchen Verhältniſſe eine ganze national-ökonomiſche und ſtatiſtiſche Bibliothek erſetzt, ſichern. Unſere Nachbarn jenſeits des Rheines beneiden uns um den Beſitz dieſes Buches. Bereits iſt in maßgebenden Kreiſen die Herſtellung eines ähnlichen Werkes für Dentſchland angeregt worden. Eine beſſere Empfehlung könnte ſich das ſchweizeriſche Volkswirthſchaftslexikon nicht wünſchen. St. Galliſches. — Regierungsverhandlungen vom 5. Jan. 1891. Das Departement des Innern erſtattet dem Regierungs- rathe Bericht über die Beſchaffenheit der Rechnungen und Ver- mögensausweiſe der politiſchen und Ortsgemeinden, ſowie der Korporationen und öffentlichen Stiftungen; aus dem Berichte erhellt, daß ſich auch im vergangenen Jahre eine Anzahl Ge- meinden, namentlich im Bezirk Obertoggenburg, mit dem Ab- ſchluß und der Vorlage ihrer Rechnungen im Rückſtande befan- den und die Beſchaffenheit der Vermögensausweiſe manchenorts in formeller und materieller Hinſicht zu Remeduren Anlaß ge- boten hat. — In Ausführung eines Konferenzbeſchluſſes der ſechs betheiligten Gemeinderäthe hat dos Bezirksamt Obertoggenburg beim Baudepartement des Kantons St. Gallen das Geſuch ge- ſtellt, um Planaufnahme und Koſtenberechnung von Staatswegen für eine Verbindungsſtraße von Toggenburg nach Amden. Das Baudepartement hat den Kantonsingenieur beauf- tragt, die einleitenden Schritte zur Ausfertigung der techniſchen Vorlagen für dieſes nöthige und nützliche Werk zu thun und zu dieſem Behufe allfällig ſchon beſtehende, darauf bezügliche Pläne zu ſammeln und zur geeigneten Zeit eine allgemeine Re- kognoszirung des in Frage kommenden Gebietes vorzunehmen. — Rheinthal. Heerbrugg. Montag Morgen nach 1 Uhr brannte die große Ziegelei von Hrn. Schmidheine bis auf den Grund nieder. Wegen anhaltender Kälte konnten die herbeigeeilten Spritzen nicht in Funktion treten, und man mußte ſich vollſtändig dar- auf beſchränken, dem Feuer den Weg zu den naheſtehenden Wohnhäuſern zu wehren. Der Schaden ſowohl für den Abgebrannten als auch für die kantonale Aſſekuranz dürfte nicht unweſentlich ſein. Eine Perſon wird ſeither vermißt. — St. Gallen. (Erdbeben). Freitag Abend halb 10 Uhr wurden zwei heftige Erdſtöße, von Nordweſt gegen Südoſt, hier ſowohl wie im Rheinthal wahrgenommen. — Aus Altſtätten ſchreibt man: Freitag Abend, gut halb zehn Uhr erfolgte hier ein ziemlich heftiges Erdbeben, das ſo viel wir bis jetzt wiſſen, mehr dem Kirlen und der Station zu, als in der Stadt verſpürt wurde. Erſchüttern der Bett- ſtellen, Krachen der Wände, Dielen nnd Böden, einigerorts Auf- und Zuſchlagen der Thüren — waren wohl geeignet, etwas ſchreckhafte Gemüther in nicht gelinde Angſt zu verſetzen. Richtung von Norden nach Süden. (Tags zuvor wurde ein Erdbeben in Dalmatien, Bosnien und der Herzogowina gemeldet.) — Balgach. Das am Freitag Abend zirka halb zehn Uhr auch hier verſpürte Erdbeben war von ſtarkem, ſturmähn- lichem Geräuſch begleitet. Die Fenſter klirrten und Lampen- glocken fielen beinahe aus der Einfaſſung. — In Altſtätten wird Sonntag den 18. ds. und an den zwei folgenden Sonntagen „Precioſa“, Schauſpiel in 4 Aufzügen von P. A. Wolff, aufgeführt. — In Wyl ſoll kommendes Frühjahr ein großes Etab- liſſement zur Fabrikation von gebrannten Waſſern erſtellt werden. — In Bütſchwil kommt am Sonntag „Marianna, ein Weib aus dem Volke“ zur Aufführung. — Wattwyl. Das Krankenhaus Wattwyl iſt ſeit eini- gen Tagen im Beſitz von Koch’ſcher Lymphe und haben die Impfungen bereits begonnen. — Toggenburg. (Korreſp.) Thal auf und Thal ab rüſten ſich die Vereine, um die Faſtnacht über mit ergötzlichem Spiel die Grillen zu verſcheuchen, welche z. Z. influenzenartig die Sticker quälen. Böſe Zeiten jetzt für die Großzahl Sticker. Gute Sticker, die hauptſächlich auf Spezialitäten ſchaffen, haben zwar immer Arbeit, ſolche aber, die ſich nur mit der Weiß-Stickerei abgeben, ſind bös d’ran. Jedem Zug wird abgepaßt, es ſoll Arbeit von St. Gallen kommen, aber o weh, der Zug hat wieder abge- pfiffen und die erwarteten Pakete ſind nicht ausgeladen worden. So ſah ich letzter Tage einen „Fergger“ jammernd auf der Station ſtehen; aus Verzweiflung ſtürzte er ſich — ins nächſte Wirthshaus. Seit längerer Zeit ſchon herrſcht bei uns eine grauſige Kälte, ſo daß einem faſt der Verſtand gefrieren möchte. Ein- heizen muß man, daß die Oefen faſt berſten. Und Holz braucht’s, potz Mailand, Chlaus! Schnee haben wir dieſe Woche ſo ziemlich genug bekommen. Aber trotz alledem haben wir keine Urſache zu klagen über einen ſchlimmen Winter; es iſt trocken und durch kommt man auch überall und in Bezug auf Geſundheit ſteht’s allerorts ſo ziemlich gut. Wenn’s nur noch wäre wie in Venedig, daß wir der Kälte wegen grad im Bett bleiben könnten. Nachdem von Thurgau aus der Anſtoß gegeben worden, ſchaaren ſich auch im Toggenburg die Einzel- ſticker zuſammen, um fürderhin nach dem Grundſatze „Eintracht macht ſtark“ ihren Intereſſen im Verbande mehr Nachachtung zu verſchaffen. Letzten Sonntag wurde auch in Batzenheid ein ſolcher Einzel-Sticker-Verein gegründet reſp. konſtituirt, dem be- reits 60 Mitglieder angehören. — Flums. (Korreſp. v. 10. Jan.) Daß die Kneiperei in Flums lange ſchon betrieben wurde, wiſſen die „Volks- blättler“; und auch nachdem der Kneipkaplan nicht mehr da iſt und Herr Zoller ſeine Waſſeranſtalt nicht mehr führt, ſo iſt ein Anderer in’s Zeug geſeſſen. Er nennt ſich Sutter, iſt aber bei Leibe nicht jener Sutter, der dieſen Monat noch ſoll als Nationalrath herausgedrückt werden; unſer Sutter iſt viel zu beſcheiden. Das kalte Waſſer hilft, das wiſſen die Flumſer; darum, wenn die drei Doktoren nach altem Schlage nicht mehr zu helfen und zu rathen wiſſen, gehen wir zum „kneipiſchen“ Doktor Sutter; vielleicht weiß er mit lauterem Waſſer zu hel- ſen, wo andere mit gefärbtem nichts ausrichteten. Ein verhängnißvolles kaltes Bad im reinſten Waſſer hat aber in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag ein Mann von unſerm Großberg gefunden. Der arme Mann mußte ſich innerlich ſchon ziemlich gebadet haben in geiſtigem Getränk: nun er kam, ſtatt auf den Großberg hinauf, in den Seezkanal an der Bahnlinie. Hier blieb er und konnte ſich ſcheint’s nicht mehr völlig herausarbeiten. Ein Weichenwärter zog ihn am Morgen früh aus dem eiſig kalten Bette Erfroren iſt der Arme nicht, aber doch gefroren, daß die Folgen davon vielleicht bleibend ſein werden. Es war ein Bad nach kneipiſcher Art, doch nicht genau nach Kneip’s Rezept; eher war es die Folge einer Kneiperei, die nicht nach Pfarrer Kneip ſich benamst. Wir haben jetzt ordentlich viel Schnee, und iſt es ſo unſern bewährten Mannen ermöglicht, mit ihren Hornſchlitten luſtige und minder luſtige Fahrten über unſere Berge herunter- zumachen. Die Kälte iſt empfindlich, daß der Schlotter einen recht übernimmt, wenn man aus dem Stübli geht. Und ihr da am Zürichſee drunten werdet brav Schlittſchuh laufen! — Heuverkauf. In Ernetſchwil wurde letzte Woche auf öffentlicher Gant Heu per Zentner zu Fr. 2. 40 verkauft. — Goldingen. (Eingeſandt.) Der Militär- ſchützenverein Goldingen hat in ſeiner Hauptverſammlung vom 11. d. Mts. einſtimmig beſchloſſen, dem Kantonalſchützenverband beizutreten. Wünſche dem Verein Glück zum Kantonaiſchützen- feſt nach Ebnat. — Letzten Donnerstag wurde in Eſchenbach im Herren- weg ein frecher Diebſtahl mittelſt Einbruch begangen. — Rapperswil. Polniſches Nationalmuſeum. Vor 8 Tagen haben wir erwähnt, daß ein Solothurner Bürger Namens Zeltner in Nordamerika dem Muſeum eine Partie Ge- genſtände und Andenken vom polniſchen Freiheitskämpfer Kos- ziusko ſchenkte, welcher 1817 in Solothurn ſtarb. Ein Vorfahre des Geſchenkgebers, Namens Xaver Zeltner war ſ. Z. Adjutant Kosziusko’s geweſen und von dieſem reichlich bedacht worden. Genanntes Muſeum gewinnt überhaupt an Umfang und Be- deutung. Die Bibliothek iſt auf 70,000 Bände angewachſen und wird fortwährend vermehrt. Aus der ſchwediſchen Haupt- ſtadt erhielt dasſelbe letzthin werthvolle Sachen, ſo eine Uhr aus der Zeit des franzöſiſchen Königs Ludwig XV. (1715—1774), im Werthe von 7,000 Fr., ein ſilbernes Kreuz vom Jahre 1125 und einen goldenen Fingerring, welchen Kosziusko von der ruſſiſchen Kaiſerin Paul geſchenkt erhalten hatte. — Rapperswil. Civilſtandsnachrichten pro 1890. Geburten: 48 männl., 42 weibl. Total 90. Trauungen: 25. Todesfälle: 27 männl., 19 weibl. Total 46. — Jona. Ein Bubenſtück. Dem Herrn Fäh im obern Fiſchenriet wurde letzten Freitag eine werthvolle Kuh mit Meſſer- ſtichen arg traktirt. Kantone. Zürich. Zürich. Die Stadt bezog im 4. Quartal v. I. 15,473 Fr. Erbſchaftsſteuern. — * Zürich. Hier herrſcht ſeit einigen Tagen eine enorme Kälte. Alle Tage iſt man neugierig, wie weit der See nun ſchon gefroren ſei? Das wäre natürlich ein Vergnügen für alle Schlittſchuhfahter, wenn der Zürichſee bis zur Großſtadt an der Limmat zufrieren würde. Wenn die Kälte nun noch einige Tage in dieſem Grade anhalten würde, könnte es allerdings ſo weit kommen. Das gäbe ein Leben auf dem Eiſe! Erinnere man ſich an den Winter 1879/80, wo nebſt Stein und Bein auch der Zürichſee gefroren. Wie wurde damals gewirthſchaftet auf dem prächtigen natürlichen Eisfeld! Wie belebten tauſend und aber tauſende von Schlittſchuhläufern und Fußgängern den ſpiegelglatten Eiemantel, unter dem ſich die murmelden Waſſer bargen. Mehrere der luſtig ſich Dahinſchnellenden mußten allerdings ihr Vergnügen theuer, ſehr theuer, mit ihrem Leben bezahlen. Heute würde wo möglich das Leben und Treiben ſich noch lebhafter geſtalten als damals vor 11 Jahren. Doch iſt bis auf Weiteres der See hier noch ſo offen wie im Sommer, und wird derſelbe vielleicht auch gar nicht bis hier zufrieren dieſen Winter, da das Wetter im Neumond ſich gerne ändert, oder aber bleibt wie es iſt. Das wird man bald erfahren. — Richtersweil. Seit Freitag Morgen iſt der Zürich- ſee zwiſchen Richtersweil, Rapperswil und Stäfa zugefroren. Ein Schlittſchuhläufer ſank am Freitag ein und konnte nur mit Mühe gerettet werden. Bern. Endlich ſcheint etwas Licht in den Mord an der Neubrück zu kommen. Auf Veranlaſſung der hieſigen Polizei ſind in Genf 4 des Mordes Verdächtige verhaftet worden, welche über die Meſſe in Bern waren. — Die Kälte hat auf der Münſterpromenade in Bern einen der großen Roßkaſtanienbäume geſpalten. Schwyz. Ingenbohl. In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerſtag drohte lt. „B. d. U.“ dem Neubau des Inſtituts ernſter Schaden. Das Kamin der Zentralheizung ſcheint den benachbarten Fußboden im Erdgeſchoß angezündet zu haben. Die Zöglinge des Penſionates entdeckten das Feuer, eilten zur Stelle zu den auf den Toilettentiſchen bereitſtehenden gefüllten Waſchbecken und ſuchten ſo den Flammen Einhalt zu gebieten. Da das Haus vorzügliche Löſcheinrichtungen beſitzt, in jedem Stockwerk einen Feuerhahnen, gelang es den beherzten Inſaſſen, den Ausbruch eines größern Brandes zu verhüten. — Beim Schlittſchuhlaufen auf dem obern Zürichſee ertrank am letzten Sonntag Joſef Chriſten aus Wollerau. — Der obere Zürcher See iſt vollſtändig und feſt zugefroren. Das Dampfſchiff „Oberſee“ liegt im Hafen von Lachen feſt; auf der Eisfläche tummelt ſich die fröhliche Jugend und die Metzger und die Bierbrauer holen aus dem See ihre Eisvorräthe in Blöcken von 75—90 Kilo, 25—30 Centm. dick.

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 4, Uznach, 14. 01. 1891, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller4_1891/2>, abgerufen am 21.11.2024.