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St. Galler Volksblatt. Nr. 4, Uznach, 14. 01. 1891.

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Glarus.

Niederurnen erhielt ein Geschenk von
Frau Hauptmann Tschudi dahier im Betrage von 10,000 Fr.

Freiburg.
Radikale Drohung.

Der "Confedere",
das Organ der Freiburger Radikalen, kann die Abweisung des
Nekurses Python nicht verschmerzen. In seinem Ingrimm ver-
steigt sich das radikale Blatt zu folgender Drohung: "Wenn man
uns nach mehr als 30 jährigem Kampf jede Gerechtigkeit und
jedes Recht verweigert, wenn unsere Klagen in Freiburg und
Bern nur auf verschlossene Thüren und Verachtung stoßen, dann,
wir machen keinen Hehl daraus, wird die Revolution zur ersten
und wichtigsten Pflicht!" -- Das ist ja ganz die Sprache der
Tessiner Coda.

-- Dem "Murtenbieter" zufolge wurde letzten Sonntag
in Murten ein Fall von schwarzen Pocken konstatirt. Da
das verseuchte Haus sofort abgesperrt wurde, hofft man die
Krankheit lokalisiren zu können.

Baselstadt.
Sonntagsruhe.

Das Departement
des Innern hat den Vorstand des Gewerbevereins eingeladen,
Vorschläge zu gesetzlicher Regulirung der Sonntagsruhe zu machen.

-- Im Jahre 1890 gab es in Basel 1938 eheliche und
203 uneheliche Geburten; auf 97 eheliche Geburten trifft es
somit je 10 uneheliche (stark ). Die Bevölkerungs-Zunahme
seit 1888 beträgt 1306 Personen.

-- Baselstadt.

Die kath. Gemeinde hat den Bau event.
Ankauf eines Kasinos für Vereinszwecke, ähnlich wie in Zürich, be-
schlossen und sofort einen Baufonds anzulegen begonnen.

Appenzell I.-Rh.

Drei Bergsteiger aus St. Gallen
erstiegen am Neujahrstage den Säntis, wo sie nach achtstündiger
Tour Nachmittags 4 Uhr anlangten. Am folgenden Tag bestiegen
sie auch noch den Altmann, dessen Gipfel sie nach 21/2 Stunden
bei eisig kaltem Weitwinde erreichten. Auf der Säntistour
nahmen sie an die 100 Gemsen wahr, während ihnen bei der Tour
auf den Altmann nicht ein einziges Stück zu Gesicht kam.

Aargau.

Tief im Heu stecken nach dem "Zofinger Tgbl."
die Bauern des untern Kantons. Die 1889er Vorräthe sind
lange noch nicht aufgebraucht, von dem 90er Vorrathe gar nicht
zu reden. Die Scheunen sind voll bis zum Hohlziegel hinauf.
Alles hat Heu feil, Niemand will kaufen, selbst wenn zu Spott-
preisen, wie 2 Fr. per Zentner, angeboten wird. Nun läge
allerdings nahe, daß sie mehr Vieh in den Stall stecken, allein
die Sache hat zwei Haken. Erstens steht das Vieh gegenwärtig
in sündhaft theuern, fast unerschwinglichen Preisen; zweitens ist
zu riskiren, daß die Preise in einem Viertel- oder Halbjahre
wieder bedeutend sinken und daß also der Viehzüchter sein Heu
alsdann vergebens, für nichts und wieder nichts, verfüttert hätte.
Mit einem Wort: der Heuüberfluß in dortiger Gegend ist eine
wahre Kalamität.

-- In der Näbe von Laufenburg wurde anläßlich
des Bahnbaues Stein-Koblenz in einer Tiefe von etwa 3 Metern
eine Ringelnatter in ihrem Winterschlafe ausgegraben,
welche 3,80 Meter lang ist. Fachmänner erklären sie als die
giftlose, aber doch gefährliche Coluber natrix und schätzen sie
100--120 Jahre alt. Vielleicht ist es dasselbe Exemplar, wel-
ches schon Jahre lang einen in der Nähe liegenden Badeplatz
gefährdete.

Thurgau.

Auf dem Bodensee von Romanshorn bis
Arbon besteht eine Eisbahn, auf der sich längs des Seeufers
Hunderte tummeln; ein Unglück sei hier ausgeschlossen, da der
an dieser Stelle seichte See bis auf den Grund gefroren sei.

Tessin.
Verfassungs-
rathswahlen
.

Die Radikalen haben sich auf der ganzen
Linie enthalten. Hinwieder haben die Konservativen stramm
gestimmt. Die Ruhe wurde nicht gestört.

Auf die abgegebene Anzahl konservativer Stimmen geprüft
und diese in Verhältniß gesetzt zu den anläßlich der Nationalraths-
wahlen abgegebenen radikalen Stimmen, ergibt das heutige Wahl-
ergebniß eine konservative Mehrheit von 1400 Stimmen. In
den Städten sind die Konservativen Stimmen aus dem Grunde
merklich zurückgegangen, als die Handwerksame, die Krämer u.
s. w. aus Furcht, Kunden zu verlieren, von der Urne fernblieben
und sich so der radikalen Kontrolle entzogen.

Wallis.

Ein trauriges Jahr hat ein Mann
in Iserables erlebt. Im Zeitraum von 13 Monaten hatte er
acht Todesfälle in seinem Hause. Der letzte betraf ein fünf-
jähriges Kind. Der Mann ging in den Wald und vertraute
das Kind einer Schwester an. Diese schloß es in ein Zimmer
ein und ging fort, um das Vieh zu besorgen. Das Kind kam
dem Ofen zu nahe, ein Funke fiel aufs Kleid und entzündete
dasselbe, und der bald darauf heimkehrende Vater fand nur noch
einen schrecklich verbrannten Leichnam vor.

Genf.

Am Freitag früh ist ein großer Theil des Hafens
von Genf zugefroren. Die Dampfschifffahrten mußten unterbro-
chen werden.




Ausland.
Deutsches Reich.

Die
Zahl der Arbeitslosen beträgt ungefähr 30,000. Infolge der
Unterbrechung der Schifffahrt und der großen Kälte herrscht
große Noth.

-- Dr. Windthorst wird nächstens 80 Jahre alt.

Frankreich.

Der Mörder des russischen Gesandten in
Paris, Padlewski mit Namen, wurde kürzlich in Olot (Spa-
nien), nahe an der französischen Grenze, verhaftet. Er wird
an Frankreich ausgeliefert werden.

-- In Toulouse wollte der Pöbel am Mittwoch Abend
den Laden eines Preußen plündern, der deutsche Angestellte hat.
Die Polizei mußte eingreifen.

Oesterreich-Ungarn.
Vorarlberg.

Ueber die
Rheinkorrektion ist's sehr stille geworden; man thut inzwischen
das Mögliche für die Instandsetzung aktueller Rheinschutzbauten.
Die Wuhre und Dämme sollen österreichischerseits mit Hülfe der
neuen Reichssubsidien den schweizerischen möglichst ebenbürtig, an
einzelnen Stellen noch stärker gemacht werden. Die reorgani-
sirten. Gemeindewehren haben für Ueberraschungsfälle an allen
kritischen Stellen große Steinhaufen aufgerichtet, mit denen ra-
schest blöde werdende Dammstücke gestützt werden können; in die-
ser Beziehung herrscht diesseits des Rheines zur Zeit große Rüh-
rigkeit.


[Spaltenumbruch]
Italien.
Rom.

Dem "Moniteur" zufolge wird die
vom Papste angenommene Vermittlung zwischen Portugal und dem
Kongostaat eine schiedsrichterliche sein. Beide Mächte verpflichten
sich, die Entscheidung des Papstes definitiv anzunehmen.

In San Demetrio (Distrikt
Aquila) ist das Schulgebäude in Folge Schneedruck eingestürzt;
der Lehrer und viele Schüler sind verunglückt.

Spanien.

In ganz Spanien herrscht ungewöhnliche
Kälte; in Valenzia sind die Orangenbäume erfroren, der Schaden
ist groß. In Granada wurde am 8. ds. ein Erdbeben verspürt,
das neun Sekunden währte.

Türkei.

Wie der "N. Fr. Pr." über Sofia aus Kon-
stantinopel
gemeldet wird, herrscht auf der Hohen Pforte
große Aengstlichkeit, da gelegentlich der Lutzki-Affäre entdeckt
wurde, daß viele hohe türkische Funktionäre russische Söldlinge
sind und mehr als fünfhundert russische Spione in allerlei Ver-
kleidung momentan in der Türkei leben. Hundertsechszig rus-
sische Ingenieure sollen mit der Aufnahme des Bosporus und
der Fortifikation desselben insgemein beschäftigt sein. Der Po-
lizeichef Nazun Bey beantragte Kjurda Pascha's Verbannung,
weil derselbe Lutzki für 200 türkische Pfund verkaufte, worüber
in offiziellen Kreisen große Entrüstung herrscht. Prinz Naka-
schidze ist in türkischen Kreisen sehr beliebt, darum ist er noch
internirt, damit die Russen ihn nicht auch entführen. Der frü-
here Bahndirektor Nikolow, welcher mit Lutzki befreundet ist,
reiste behufs Intervention nach Konstantinopel, kehrte aber ohne
Resultat zurück, weil es trotz der türkischen Bereitwilligkeit zu
spät war. Die Russen hatten ihr Opfer bereits der Macht-
sphähre europäischer Humanität ganz entrückt.




Verschiedenes.



-- Der hochangesehene Franzose
Jules Simon über die Schwestern des heiligen Vinzenz
von Paul.

Unter den von dem jüngsten Fiskalgesetze betroffenen reli-
giösen Kongregationen befinden sich auch die Schwestern des hl.
Vinzenz von Paul. Jules Simon, den gewiß Niemand des
Klerikalismus verdächtigen wird, schreibt im Temps über diese
Schwestern:

"Anläßlich der Zuwachssteuer dachte ich dieser Tage an die
Kongregationen, und ich sagte mir unter anderem, daß man
dieselben nicht kennt. Die Ungläubigen kennen sie gewiß nicht,
und ich zweifle, ob die Katholiken sie gut genug kennen. Ich
gestehe, daß ich für eine Kongregation eine Art von Vorliebe
habe. Es ist diejenige der Töchter der göttlichen Liebe, der
Schwestern des hl. Vinzenz von Paul. Es ist das eine Kon-
gregation und ist auch keine, es sind Ordensschwestern und auch
keine Ordensschwestern. Sie legen kein Gelübde ab; sie ver-
pflichten sich nur für ein Jahr; am 25. März eines jeden
Jahres steht es ihnen frei, in die Welt zurückzukehren. "Es
sind", so sagt der hl. Vinzenz von Paul "Pfarrkinder, welche
unter gemeinsamer Regel zusammenleben. Ihr Kloster sind die
Krankenhäuser, ihre Zelle ein gemiethetes Zimmer, ihre Kapelle
die Pfarrkirche, ihr Kreuzgang die Straßen der Stadt oder die
Säle der Spitäler, ihre Klausur der Gehorsam, ihre Klostermauer
die Furcht Gottes und ihr Schleter die heilige Bescheidenheit."

Sie halten Schulen und Arbeitssäle, dienen in Spitälern
und in Armenapotheken. In den Spitälern sind sie nur schwer
zu ersetzen und es verursacht ganz bedeutende Mehrkosten, Laien
an ihrer Stelle anzustellen. Manche rügen es als Uebelstand,
daß diese Schwestern wohl manchmal von der hl. Jungfrau sprechen;
bei den Laien dagegen ist der andere Uebelstand, daß sie gar
nicht von Gott sprechen. Die Laien sind Angestellte, deren Herz
anderswo ist, als im Spitale; die andern aber sind Schwestern,
Schwestern der Armen, Schwestern der Kranken. Ich möchte
sie nicht zurückweisen, denn sie opfern sich freiwillig. Ich möchte
sie denen aber auch nicht aufdrängen, welche sie zurückweisen.
Ich weiß wohl, daß wir nicht eine sehr katholische Nation; aber
wir müssen uns doch darin fügen, daß wir eine Nation von
Katholiken sind. Ueberall, wo man den Wunsch der Kranken
kennt, sollte ihr Wunsch Gesetz sein. Das beste von allen Regimes
ist noch immer die Freiheit.

Die Schwestern besitzen gegenwärtig in Frankreich und in
Europa 2434 Häuser, in denen sie 185,000 Kinder unterrichten
und pflegen 45,635 in den Spitälern eingeschriebene Kranke,
ganz abgesehen von den unzähligen Kranken, die sie in den
Privathäusern pflegen. Das will doch gewiß schon etwas heißen!
Aber sie begnügen sich nicht damit, bei uns und bei unseren
Nachbarn in Europa Gutes zu wirken. Diese demüthigen
Mädchen sind auch, wie man gegenwärtig sagt, Pionniere der
Zivilisation. Sie verbreiten den französischen Namen in den
weitentfernten wilden und unbekannten Ländern, und sie wissen
sich, im Gegensatz zu gewissen Forschungsreisenden, Liebe zu
erwerben. Als einst im Senate von den Schwestern des hl.
Vinzenz von Paul die Rede war, da stieg mein Freund Fournier,
ehemaliger Gesandter in Konstantinopel, auf die Tribune und
sagte: "Vergessen Sie nicht die Dienste, welche sie außerhalb der
französischen Grenze Frankreich und den Franzosen erweisen."
Man kennt in der Levante die englischen Flotten, die russischen
Truppen, man kennt unsere Seeleute und Soldaten; aber man
kennt vor allen Dingen das französische Spital, die französische
Schule.

Es ist das die Propaganda der Liebe, welche vielleicht be-
rechtigter, und auf jeden Fall dauerhafter, als diejenige der
Gewalt. In Asien und in den beiden Amerika haben die
Schwestern 328 Häuser. Sie erziehen 32,978 Kinder aller
Nationalitäten und aller Religionen. Sie pflegen in ihren Spi-
tälern 75,950 Kranke und versorgen 2,947,000 Kranke mit
Arzneien.

Auch im Kriege haben sie großartige Dienste geleistet.
Einer von ihnen, die ich kenne, wurde die Haube von einer
Kugel durchbohrt, während sie einen Kranken verband. Der
Minister wollte ihnen Ordensauszeichnungen zukommen lassen,
aber sie antworteten durch den Mund ihres geistlichen Obern:
Wir verlangen keine andere Belohnung als neue Gelegenheit,
uns nützlich machen zu können."

-- Ehrentafel.

Der verstorbene Nationalrath G.
Thommen (Baselstadt), der es durch die Uhrenfabrikation zum
dreifachen Millionär brachte, hat 70,000 Fr. vergabt, und zwar
20,000 Fr. an seine Arbeiter (nach dem Dienstalter), 10,000 Fr.
[Spaltenumbruch] an die Krankenkasse seiner Fabrik, 20,000 Fr, an die Armen-
kassen in Waldenburg, etc.

-- Viehmärkte.

Langenthal, 6. Auf dem Klein-
viehmarkt waren aufgeführt: 170 Kälber, 95 Faselschweine, 2
Mastschweine, 8 Schafe, -- Ziegen. Die Bahn spedirte 130
Stück Kleinvieh.

Es galten: Fette Kälber, prima Waare, per Kilo Fr.
1. 10 bis 1. 30; fette Kälber 86 Cts. bis Fr. 1. 08; Saug-
kälber per Stück 15 bis 35 Fr. Fette Schweine per Kilo Fr.
1. 04 bis Fr. 1. 14; Faselschweine per Stück 25 bis 60 Fr.
Fette Schafe per Kilo 74 bis 84 Cts. Rindfleisch per Kilo
Fr. 1. 50; Schweinefleisch per Kilo Fr. 1. 6); Schaffleisch per
Kilo Fr. 1. 60; Kalbfleisch per Kilo Fr. 1. 80 bis Fr. 2. --.
Speck per Kilo Fr. 1. 80 bis Fr. 2. --.

-- Transport von 75 Millionen Franken in
Gold
. Mitte November 1890 entlebnte die Bank von England
obige Summe von der französischen Nationalbank in Paris, um
beim Krach der weltbekannten großen Bankfirma der Gebr.
Baring (in London) die englische Handels- und Finanzwelt vor
einer gefährlichen Krisis zu bewahren. Es wurde aber kein
einziges Goldstück nach London geschickt und geprägtes Gold wird
überhaupt nie in solchem Maße ausgeführt. Die 75 Millionen
wurden in der Form von Barren oder Stangen feinen Goldes
zum gegenwärtigen Kurse von 3437 Fr. das Kilo nach London
gesandt. Donnerstag den 13. November wurden die ersten 25
Millionen Fr. von einem englischen Bevollmächtigten in Paris
abgeholt. Die französischen Bankangestellten stiegen in den Keller
hinab und holten die Goldbarren, von denen die einen 6, die
andern 12 Kilo wiegen. Ein Hauptangestellter der französischen
Bank zählte die Barren, welche alsdann in Kisten gelegt wurden,
von denen jede 7 oder 14 Barren enthielt, je nachdem die
letzteren 6 oder 12 Kilo wogen. Sobald eine Kiste gefüllt war,
wurde sie zugeschraubt und mit dem Siegel der englischen Bank
versiegelt und dann in das Innere eines der Packwagen geladen.
Von Nachmittags 2--5 Uhr wurden alle Barren im Gesammt-
gewichte von 7274 Kilo oder 1451/2 Zentner in 90 Kisten
verladen. Mit dem Abendschnellzug um 7 Uhr fuhren die Wagen
in Paris ab und kamen am 14. November Mittags in London
an. Mitte November hatte die Bank von Frankreich 1176 Mill.
Fr. in Gold und 1244 Mill. Fr. in Silber in ihrem Keller.
In England wurde eine drohende Krisis abgewendet.




Literarisches.
-- Schweiz. Rundschau, herausgegeben von Professor Dr. Vetter.

Aus allen Schichten der Bevölkerung und aus allen Kantonen treffen
Subskriptionen ein, als Beweis dafür, daß weite Kreise den schönen,
vaterländischen Gedenken des Herausgebers beifällig aufgenommen haben
und thatkräftig zu unterstützen bereit find.

Noch ist leider die Abonnentenzahl nicht erreicht, welche das Er-
scheinen der Rundschau ermöglicht. Es ergeht darum an das gebildete
Publikum der ganzen Schweiz die Bitte, seine Subskriptionen beförderlichst
an das Art. Institut Orell Füßli in Zürich einfenden zu wollen.




[irrelevantes Material]


Getreidebericht von Rorschach vom 8. Januar

Ausstich-Theißweizen Fr. 23. 50 Rv. bis 24. --. Prima Ungarweizen
Fr. 23. --. bis --. --. Eingang 3662 Mtrztr. Ausgang 4656 Mtrztr.
Heutiger Lagerbestand: 61,708 Mtrztr.

Butterpreis in Uznach, den 10. Januar

Fr. 1. 25, 1. 28 und 1. 30 per Halb-Kilo.

Markt in Herisau, den 9. Januar.

Butter, zollenweise Fr. 1. 28, pfundweise Fr. 1. 45--1. 50.

Aepfel, zentrw. Fr. 10; pfundw. 12 Rp.




4. Keine Meinungsverschied euheit

existirt heute mehr unter Medizinern darüber, daß Rheumatismus die
Folge von Säure im Blut ist und durch funktionelle Störung der
Nieren und Leber diese Säure nicht aus dem Blute ausgeschieden wird.
Es ist daher Thatsache, daß Rheumatismus nur dann zu heilen ist,
wenn die Grundursache gehoben, nämlich die gesunde Funktion der
Nieren und Leber hergestellt wurde.

Dieses ist jedoch nur möglich durch eine Medizin, deren Zusammen-
setzung auf wissenschaftlicher Basis beruht und welche spezielle Eigen-
schaften besitzt, Nieren und Leber zu gesunder Fanktion anzuregen.

Eine solche Medizin besitzen wir in Warner's Safe Cure, wodurch
schon Tausende an Rheumatismus Leidende befreit wurden, wie auch
Herr Joseph Heimann, Briefträger, in Breslau, Mühlgasse 24 schreibt:

Es gereicht mir zur besonderen Freude Ihnen mittheilen zu können,
daß meine Frau sich nach dem Gebrauch Ihrer werthen Safe Cure
außerordentlich wohl befindet.

Seit 5 Jahren litt meine Frau an Gicht und Rheumatismus, wo
sie seit 3 Jahren am ganzen Körper gelähmt war, die Beine zogen sich
durch den Krampf so zusammen, daß sie es vor Schmerzen kaum
aushalten konnte, auch die Rückenschmerzen waren so furchtbar, daß sie
des Nachts gar nicht schlafen konnte. Wir konsultirten mehrere Aerzte,
welche ihr aber nicht helfen konnten; auch war sie mehrere Wochen im
Hospital unter Behandlung mehrerer Aerzte jedoch ohne Besserung. Im
Monat Februar v. Jahres fing sie an, Warners Safe Cure zu nehmen,
wovon sie bis jetzt 17 Flaschen verbraucht hat. Die Schmerzen haben
jetzt ganz nachgelassen und ist sie wieder ganz gesund. Ich kann
Warner's Safe Cure allen Leidenden auf's Beste empfehlen und bin
gern bereit Zweiflern direkte Bestätigung zukommen zu lassen.

Warner's Safe Cure ist a Fr. 5 die Flasche zu beziehen von den
meisten bekannten Apotheken, oder von dem Haupt- und Engros-Depot
C. Richter, Apotheke in Kreuzlingen, Kt. Thurgau.




Englisch-Tuch a 75 Centimes per Meter.

5) Doppelbreit, kräftiger und bester Qualität

liefern zu ganzen Kleidern und in einzelnen Metern franko.

Versendungshaus Oettinger & Co., Zürich.

P. S. Muster unserer bekanntlich billigsten und besten Stoffe nur
modernster Dessins und Farben umgehend.




Merinos und Cachemires schwarz, doppelte Breite
a Fr. 1. 15 der Meter (69 Cts. per Elle) versendet direkt an Private
das Fabrik-Depot Jelmoti & Cie., Zürich. -- Mastee aller
Oualitäten umgehend franko. (34


[Spaltenumbruch]
Glarus.

Niederurnen erhielt ein Geſchenk von
Frau Hauptmann Tſchudi dahier im Betrage von 10,000 Fr.

Freiburg.
Radikale Drohung.

Der „Confédéré“,
das Organ der Freiburger Radikalen, kann die Abweiſung des
Nekurſes Python nicht verſchmerzen. In ſeinem Ingrimm ver-
ſteigt ſich das radikale Blatt zu folgender Drohung: „Wenn man
uns nach mehr als 30 jährigem Kampf jede Gerechtigkeit und
jedes Recht verweigert, wenn unſere Klagen in Freiburg und
Bern nur auf verſchloſſene Thüren und Verachtung ſtoßen, dann,
wir machen keinen Hehl daraus, wird die Revolution zur erſten
und wichtigſten Pflicht!“ — Das iſt ja ganz die Sprache der
Teſſiner Coda.

— Dem „Murtenbieter“ zufolge wurde letzten Sonntag
in Murten ein Fall von ſchwarzen Pocken konſtatirt. Da
das verſeuchte Haus ſofort abgeſperrt wurde, hofft man die
Krankheit lokaliſiren zu können.

Baſelſtadt.
Sonntagsruhe.

Das Departement
des Innern hat den Vorſtand des Gewerbevereins eingeladen,
Vorſchläge zu geſetzlicher Regulirung der Sonntagsruhe zu machen.

— Im Jahre 1890 gab es in Baſel 1938 eheliche und
203 uneheliche Geburten; auf 97 eheliche Geburten trifft es
ſomit je 10 uneheliche (ſtark ). Die Bevölkerungs-Zunahme
ſeit 1888 beträgt 1306 Perſonen.

Baſelſtadt.

Die kath. Gemeinde hat den Bau event.
Ankauf eines Kaſinos für Vereinszwecke, ähnlich wie in Zürich, be-
ſchloſſen und ſofort einen Baufonds anzulegen begonnen.

Appenzell I.-Rh.

Drei Bergſteiger aus St. Gallen
erſtiegen am Neujahrstage den Säntis, wo ſie nach achtſtündiger
Tour Nachmittags 4 Uhr anlangten. Am folgenden Tag beſtiegen
ſie auch noch den Altmann, deſſen Gipfel ſie nach 2½ Stunden
bei eiſig kaltem Weitwinde erreichten. Auf der Säntistour
nahmen ſie an die 100 Gemſen wahr, während ihnen bei der Tour
auf den Altmann nicht ein einziges Stück zu Geſicht kam.

Aargau.

Tief im Heu ſtecken nach dem „Zofinger Tgbl.“
die Bauern des untern Kantons. Die 1889er Vorräthe ſind
lange noch nicht aufgebraucht, von dem 90er Vorrathe gar nicht
zu reden. Die Scheunen ſind voll bis zum Hohlziegel hinauf.
Alles hat Heu feil, Niemand will kaufen, ſelbſt wenn zu Spott-
preiſen, wie 2 Fr. per Zentner, angeboten wird. Nun läge
allerdings nahe, daß ſie mehr Vieh in den Stall ſtecken, allein
die Sache hat zwei Haken. Erſtens ſteht das Vieh gegenwärtig
in ſündhaft theuern, faſt unerſchwinglichen Preiſen; zweitens iſt
zu riskiren, daß die Preiſe in einem Viertel- oder Halbjahre
wieder bedeutend ſinken und daß alſo der Viehzüchter ſein Heu
alsdann vergebens, für nichts und wieder nichts, verfüttert hätte.
Mit einem Wort: der Heuüberfluß in dortiger Gegend iſt eine
wahre Kalamität.

— In der Näbe von Laufenburg wurde anläßlich
des Bahnbaues Stein-Koblenz in einer Tiefe von etwa 3 Metern
eine Ringelnatter in ihrem Winterſchlafe ausgegraben,
welche 3,80 Meter lang iſt. Fachmänner erklären ſie als die
giftloſe, aber doch gefährliche Coluber natrix und ſchätzen ſie
100—120 Jahre alt. Vielleicht iſt es dasſelbe Exemplar, wel-
ches ſchon Jahre lang einen in der Nähe liegenden Badeplatz
gefährdete.

Thurgau.

Auf dem Bodenſee von Romanshorn bis
Arbon beſteht eine Eisbahn, auf der ſich längs des Seeufers
Hunderte tummeln; ein Unglück ſei hier ausgeſchloſſen, da der
an dieſer Stelle ſeichte See bis auf den Grund gefroren ſei.

Teſſin.
Verfaſſungs-
rathswahlen
.

Die Radikalen haben ſich auf der ganzen
Linie enthalten. Hinwieder haben die Konſervativen ſtramm
geſtimmt. Die Ruhe wurde nicht geſtört.

Auf die abgegebene Anzahl konſervativer Stimmen geprüft
und dieſe in Verhältniß geſetzt zu den anläßlich der Nationalraths-
wahlen abgegebenen radikalen Stimmen, ergibt das heutige Wahl-
ergebniß eine konſervative Mehrheit von 1400 Stimmen. In
den Städten ſind die Konſervativen Stimmen aus dem Grunde
merklich zurückgegangen, als die Handwerkſame, die Krämer u.
ſ. w. aus Furcht, Kunden zu verlieren, von der Urne fernblieben
und ſich ſo der radikalen Kontrolle entzogen.

Wallis.

Ein trauriges Jahr hat ein Mann
in Iſérables erlebt. Im Zeitraum von 13 Monaten hatte er
acht Todesfälle in ſeinem Hauſe. Der letzte betraf ein fünf-
jähriges Kind. Der Mann ging in den Wald und vertraute
das Kind einer Schweſter an. Dieſe ſchloß es in ein Zimmer
ein und ging fort, um das Vieh zu beſorgen. Das Kind kam
dem Ofen zu nahe, ein Funke fiel aufs Kleid und entzündete
dasſelbe, und der bald darauf heimkehrende Vater fand nur noch
einen ſchrecklich verbrannten Leichnam vor.

Genf.

Am Freitag früh iſt ein großer Theil des Hafens
von Genf zugefroren. Die Dampfſchifffahrten mußten unterbro-
chen werden.




Ausland.
Deutſches Reich.

Die
Zahl der Arbeitsloſen beträgt ungefähr 30,000. Infolge der
Unterbrechung der Schifffahrt und der großen Kälte herrſcht
große Noth.

— Dr. Windthorſt wird nächſtens 80 Jahre alt.

Frankreich.

Der Mörder des ruſſiſchen Geſandten in
Paris, Padlewski mit Namen, wurde kürzlich in Olot (Spa-
nien), nahe an der franzöſiſchen Grenze, verhaftet. Er wird
an Frankreich ausgeliefert werden.

— In Toulouſe wollte der Pöbel am Mittwoch Abend
den Laden eines Preußen plündern, der deutſche Angeſtellte hat.
Die Polizei mußte eingreifen.

Oeſterreich-Ungarn.
Vorarlberg.

Ueber die
Rheinkorrektion iſt’s ſehr ſtille geworden; man thut inzwiſchen
das Mögliche für die Inſtandſetzung aktueller Rheinſchutzbauten.
Die Wuhre und Dämme ſollen öſterreichiſcherſeits mit Hülfe der
neuen Reichsſubſidien den ſchweizeriſchen möglichſt ebenbürtig, an
einzelnen Stellen noch ſtärker gemacht werden. Die reorgani-
ſirten. Gemeindewehren haben für Ueberraſchungsfälle an allen
kritiſchen Stellen große Steinhaufen aufgerichtet, mit denen ra-
ſcheſt blöde werdende Dammſtücke geſtützt werden können; in die-
ſer Beziehung herrſcht diesſeits des Rheines zur Zeit große Rüh-
rigkeit.


[Spaltenumbruch]
Italien.
Rom.

Dem „Moniteur“ zufolge wird die
vom Papſte angenommene Vermittlung zwiſchen Portugal und dem
Kongoſtaat eine ſchiedsrichterliche ſein. Beide Mächte verpflichten
ſich, die Entſcheidung des Papſtes definitiv anzunehmen.

In San Demetrio (Diſtrikt
Aquila) iſt das Schulgebäude in Folge Schneedruck eingeſtürzt;
der Lehrer und viele Schüler ſind verunglückt.

Spanien.

In ganz Spanien herrſcht ungewöhnliche
Kälte; in Valenzia ſind die Orangenbäume erfroren, der Schaden
iſt groß. In Granada wurde am 8. ds. ein Erdbeben verſpürt,
das neun Sekunden währte.

Türkei.

Wie der „N. Fr. Pr.“ über Sofia aus Kon-
ſtantinopel
gemeldet wird, herrſcht auf der Hohen Pforte
große Aengſtlichkeit, da gelegentlich der Lutzki-Affäre entdeckt
wurde, daß viele hohe türkiſche Funktionäre ruſſiſche Söldlinge
ſind und mehr als fünfhundert ruſſiſche Spione in allerlei Ver-
kleidung momentan in der Türkei leben. Hundertſechszig ruſ-
ſiſche Ingenieure ſollen mit der Aufnahme des Bosporus und
der Fortifikation desſelben insgemein beſchäftigt ſein. Der Po-
lizeichef Nazun Bey beantragte Kjurda Paſcha’s Verbannung,
weil derſelbe Lutzki für 200 türkiſche Pfund verkaufte, worüber
in offiziellen Kreiſen große Entrüſtung herrſcht. Prinz Naka-
ſchidze iſt in türkiſchen Kreiſen ſehr beliebt, darum iſt er noch
internirt, damit die Ruſſen ihn nicht auch entführen. Der frü-
here Bahndirektor Nikolow, welcher mit Lutzki befreundet iſt,
reiste behufs Intervention nach Konſtantinopel, kehrte aber ohne
Reſultat zurück, weil es trotz der türkiſchen Bereitwilligkeit zu
ſpät war. Die Ruſſen hatten ihr Opfer bereits der Macht-
ſphähre europäiſcher Humanität ganz entrückt.




Verſchiedenes.



— Der hochangeſehene Franzoſe
Jules Simon über die Schweſtern des heiligen Vinzenz
von Paul.

Unter den von dem jüngſten Fiskalgeſetze betroffenen reli-
giöſen Kongregationen befinden ſich auch die Schweſtern des hl.
Vinzenz von Paul. Jules Simon, den gewiß Niemand des
Klerikalismus verdächtigen wird, ſchreibt im Temps über dieſe
Schweſtern:

„Anläßlich der Zuwachsſteuer dachte ich dieſer Tage an die
Kongregationen, und ich ſagte mir unter anderem, daß man
dieſelben nicht kennt. Die Ungläubigen kennen ſie gewiß nicht,
und ich zweifle, ob die Katholiken ſie gut genug kennen. Ich
geſtehe, daß ich für eine Kongregation eine Art von Vorliebe
habe. Es iſt diejenige der Töchter der göttlichen Liebe, der
Schweſtern des hl. Vinzenz von Paul. Es iſt das eine Kon-
gregation und iſt auch keine, es ſind Ordensſchweſtern und auch
keine Ordensſchweſtern. Sie legen kein Gelübde ab; ſie ver-
pflichten ſich nur für ein Jahr; am 25. März eines jeden
Jahres ſteht es ihnen frei, in die Welt zurückzukehren. „Es
ſind“, ſo ſagt der hl. Vinzenz von Paul „Pfarrkinder, welche
unter gemeinſamer Regel zuſammenleben. Ihr Kloſter ſind die
Krankenhäuſer, ihre Zelle ein gemiethetes Zimmer, ihre Kapelle
die Pfarrkirche, ihr Kreuzgang die Straßen der Stadt oder die
Säle der Spitäler, ihre Klauſur der Gehorſam, ihre Kloſtermauer
die Furcht Gottes und ihr Schleter die heilige Beſcheidenheit.“

Sie halten Schulen und Arbeitsſäle, dienen in Spitälern
und in Armenapotheken. In den Spitälern ſind ſie nur ſchwer
zu erſetzen und es verurſacht ganz bedeutende Mehrkoſten, Laien
an ihrer Stelle anzuſtellen. Manche rügen es als Uebelſtand,
daß dieſe Schweſtern wohl manchmal von der hl. Jungfrau ſprechen;
bei den Laien dagegen iſt der andere Uebelſtand, daß ſie gar
nicht von Gott ſprechen. Die Laien ſind Angeſtellte, deren Herz
anderswo iſt, als im Spitale; die andern aber ſind Schweſtern,
Schweſtern der Armen, Schweſtern der Kranken. Ich möchte
ſie nicht zurückweiſen, denn ſie opfern ſich freiwillig. Ich möchte
ſie denen aber auch nicht aufdrängen, welche ſie zurückweiſen.
Ich weiß wohl, daß wir nicht eine ſehr katholiſche Nation; aber
wir müſſen uns doch darin fügen, daß wir eine Nation von
Katholiken ſind. Ueberall, wo man den Wunſch der Kranken
kennt, ſollte ihr Wunſch Geſetz ſein. Das beſte von allen Regimes
iſt noch immer die Freiheit.

Die Schweſtern beſitzen gegenwärtig in Frankreich und in
Europa 2434 Häuſer, in denen ſie 185,000 Kinder unterrichten
und pflegen 45,635 in den Spitälern eingeſchriebene Kranke,
ganz abgeſehen von den unzähligen Kranken, die ſie in den
Privathäuſern pflegen. Das will doch gewiß ſchon etwas heißen!
Aber ſie begnügen ſich nicht damit, bei uns und bei unſeren
Nachbarn in Europa Gutes zu wirken. Dieſe demüthigen
Mädchen ſind auch, wie man gegenwärtig ſagt, Pionniere der
Ziviliſation. Sie verbreiten den franzöſiſchen Namen in den
weitentfernten wilden und unbekannten Ländern, und ſie wiſſen
ſich, im Gegenſatz zu gewiſſen Forſchungsreiſenden, Liebe zu
erwerben. Als einſt im Senate von den Schweſtern des hl.
Vinzenz von Paul die Rede war, da ſtieg mein Freund Fournier,
ehemaliger Geſandter in Konſtantinopel, auf die Tribune und
ſagte: „Vergeſſen Sie nicht die Dienſte, welche ſie außerhalb der
franzöſiſchen Grenze Frankreich und den Franzoſen erweiſen.“
Man kennt in der Levante die engliſchen Flotten, die ruſſiſchen
Truppen, man kennt unſere Seeleute und Soldaten; aber man
kennt vor allen Dingen das franzöſiſche Spital, die franzöſiſche
Schule.

Es iſt das die Propaganda der Liebe, welche vielleicht be-
rechtigter, und auf jeden Fall dauerhafter, als diejenige der
Gewalt. In Aſien und in den beiden Amerika haben die
Schweſtern 328 Häuſer. Sie erziehen 32,978 Kinder aller
Nationalitäten und aller Religionen. Sie pflegen in ihren Spi-
tälern 75,950 Kranke und verſorgen 2,947,000 Kranke mit
Arzneien.

Auch im Kriege haben ſie großartige Dienſte geleiſtet.
Einer von ihnen, die ich kenne, wurde die Haube von einer
Kugel durchbohrt, während ſie einen Kranken verband. Der
Miniſter wollte ihnen Ordensauszeichnungen zukommen laſſen,
aber ſie antworteten durch den Mund ihres geiſtlichen Obern:
Wir verlangen keine andere Belohnung als neue Gelegenheit,
uns nützlich machen zu können.“

Ehrentafel.

Der verſtorbene Nationalrath G.
Thommen (Baſelſtadt), der es durch die Uhrenfabrikation zum
dreifachen Millionär brachte, hat 70,000 Fr. vergabt, und zwar
20,000 Fr. an ſeine Arbeiter (nach dem Dienſtalter), 10,000 Fr.
[Spaltenumbruch] an die Krankenkaſſe ſeiner Fabrik, 20,000 Fr, an die Armen-
kaſſen in Waldenburg, ꝛc.

Viehmärkte.

Langenthal, 6. Auf dem Klein-
viehmarkt waren aufgeführt: 170 Kälber, 95 Faſelſchweine, 2
Maſtſchweine, 8 Schafe, — Ziegen. Die Bahn ſpedirte 130
Stück Kleinvieh.

Es galten: Fette Kälber, prima Waare, per Kilo Fr.
1. 10 bis 1. 30; fette Kälber 86 Cts. bis Fr. 1. 08; Saug-
kälber per Stück 15 bis 35 Fr. Fette Schweine per Kilo Fr.
1. 04 bis Fr. 1. 14; Faſelſchweine per Stück 25 bis 60 Fr.
Fette Schafe per Kilo 74 bis 84 Cts. Rindfleiſch per Kilo
Fr. 1. 50; Schweinefleiſch per Kilo Fr. 1. 6); Schaffleiſch per
Kilo Fr. 1. 60; Kalbfleiſch per Kilo Fr. 1. 80 bis Fr. 2. —.
Speck per Kilo Fr. 1. 80 bis Fr. 2. —.

Transport von 75 Millionen Franken in
Gold
. Mitte November 1890 entlebnte die Bank von England
obige Summe von der franzöſiſchen Nationalbank in Paris, um
beim Krach der weltbekannten großen Bankfirma der Gebr.
Baring (in London) die engliſche Handels- und Finanzwelt vor
einer gefährlichen Kriſis zu bewahren. Es wurde aber kein
einziges Goldſtück nach London geſchickt und geprägtes Gold wird
überhaupt nie in ſolchem Maße ausgeführt. Die 75 Millionen
wurden in der Form von Barren oder Stangen feinen Goldes
zum gegenwärtigen Kurſe von 3437 Fr. das Kilo nach London
geſandt. Donnerſtag den 13. November wurden die erſten 25
Millionen Fr. von einem engliſchen Bevollmächtigten in Paris
abgeholt. Die franzöſiſchen Bankangeſtellten ſtiegen in den Keller
hinab und holten die Goldbarren, von denen die einen 6, die
andern 12 Kilo wiegen. Ein Hauptangeſtellter der franzöſiſchen
Bank zählte die Barren, welche alsdann in Kiſten gelegt wurden,
von denen jede 7 oder 14 Barren enthielt, je nachdem die
letzteren 6 oder 12 Kilo wogen. Sobald eine Kiſte gefüllt war,
wurde ſie zugeſchraubt und mit dem Siegel der engliſchen Bank
verſiegelt und dann in das Innere eines der Packwagen geladen.
Von Nachmittags 2—5 Uhr wurden alle Barren im Geſammt-
gewichte von 7274 Kilo oder 145½ Zentner in 90 Kiſten
verladen. Mit dem Abendſchnellzug um 7 Uhr fuhren die Wagen
in Paris ab und kamen am 14. November Mittags in London
an. Mitte November hatte die Bank von Frankreich 1176 Mill.
Fr. in Gold und 1244 Mill. Fr. in Silber in ihrem Keller.
In England wurde eine drohende Kriſis abgewendet.




Literariſches.
Schweiz. Rundſchau, herausgegeben von Profeſſor Dr. Vetter.

Aus allen Schichten der Bevölkerung und aus allen Kantonen treffen
Subſkriptionen ein, als Beweis dafür, daß weite Kreiſe den ſchönen,
vaterländiſchen Gedenken des Herausgebers beifällig aufgenommen haben
und thatkräftig zu unterſtützen bereit find.

Noch iſt leider die Abonnentenzahl nicht erreicht, welche das Er-
ſcheinen der Rundſchau ermöglicht. Es ergeht darum an das gebildete
Publikum der ganzen Schweiz die Bitte, ſeine Subſkriptionen beförderlichſt
an das Art. Inſtitut Orell Füßli in Zürich einfenden zu wollen.




[irrelevantes Material]


Getreidebericht von Rorſchach vom 8. Januar

Ausſtich-Theißweizen Fr. 23. 50 Rv. bis 24. —. Prima Ungarweizen
Fr. 23. —. bis —. —. Eingang 3662 Mtrztr. Ausgang 4656 Mtrztr.
Heutiger Lagerbeſtand: 61,708 Mtrztr.

Butterpreis in Uznach, den 10. Januar

Fr. 1. 25, 1. 28 und 1. 30 per Halb-Kilo.

Markt in Herisau, den 9. Januar.

Butter, zollenweiſe Fr. 1. 28, pfundweiſe Fr. 1. 45—1. 50.

Aepfel, zentrw. Fr. 10; pfundw. 12 Rp.




4. Keine Meinungsverſchied euheit

exiſtirt heute mehr unter Medizinern darüber, daß Rheumatismus die
Folge von Säure im Blut iſt und durch funktionelle Störung der
Nieren und Leber dieſe Säure nicht aus dem Blute ausgeſchieden wird.
Es iſt daher Thatſache, daß Rheumatismus nur dann zu heilen iſt,
wenn die Grundurſache gehoben, nämlich die geſunde Funktion der
Nieren und Leber hergeſtellt wurde.

Dieſes iſt jedoch nur möglich durch eine Medizin, deren Zuſammen-
ſetzung auf wiſſenſchaftlicher Baſis beruht und welche ſpezielle Eigen-
ſchaften beſitzt, Nieren und Leber zu geſunder Fanktion anzuregen.

Eine ſolche Medizin beſitzen wir in Warner’s Safe Cure, wodurch
ſchon Tauſende an Rheumatismus Leidende befreit wurden, wie auch
Herr Joſeph Heimann, Briefträger, in Breslau, Mühlgaſſe 24 ſchreibt:

Es gereicht mir zur beſonderen Freude Ihnen mittheilen zu können,
daß meine Frau ſich nach dem Gebrauch Ihrer werthen Safe Cure
außerordentlich wohl befindet.

Seit 5 Jahren litt meine Frau an Gicht und Rheumatismus, wo
ſie ſeit 3 Jahren am ganzen Körper gelähmt war, die Beine zogen ſich
durch den Krampf ſo zuſammen, daß ſie es vor Schmerzen kaum
aushalten konnte, auch die Rückenſchmerzen waren ſo furchtbar, daß ſie
des Nachts gar nicht ſchlafen konnte. Wir konſultirten mehrere Aerzte,
welche ihr aber nicht helfen konnten; auch war ſie mehrere Wochen im
Hoſpital unter Behandlung mehrerer Aerzte jedoch ohne Beſſerung. Im
Monat Februar v. Jahres fing ſie an, Warners Safe Cure zu nehmen,
wovon ſie bis jetzt 17 Flaſchen verbraucht hat. Die Schmerzen haben
jetzt ganz nachgelaſſen und iſt ſie wieder ganz geſund. Ich kann
Warner’s Safe Cure allen Leidenden auf’s Beſte empfehlen und bin
gern bereit Zweiflern direkte Beſtätigung zukommen zu laſſen.

Warner’s Safe Cure iſt à Fr. 5 die Flaſche zu beziehen von den
meiſten bekannten Apotheken, oder von dem Haupt- und Engros-Depot
C. Richter, Apotheke in Kreuzlingen, Kt. Thurgau.




Engliſch-Tuch à 75 Centimes per Meter.

5) Doppelbreit, kräftiger und beſter Qualität

liefern zu ganzen Kleidern und in einzelnen Metern franko.

Verſendungshaus Oettinger & Co., Zürich.

P. S. Muſter unſerer bekanntlich billigſten und beſten Stoffe nur
modernſter Deſſins und Farben umgehend.




Merinos und Cachemires schwarz, doppelte Breite
à Fr. 1. 15 der Meter (69 Cts. per Elle) verſendet direkt an Private
das Fabrik-Depot Jelmoti & Cie., Zürich. — Maſtee aller
Oualitäten umgehend franko. (34


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Gold</hi>. Mitte November 1890 entlebnte die Bank von England<lb/>
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[3/0003] Glarus. Niederurnen erhielt ein Geſchenk von Frau Hauptmann Tſchudi dahier im Betrage von 10,000 Fr. Freiburg. Radikale Drohung. Der „Confédéré“, das Organ der Freiburger Radikalen, kann die Abweiſung des Nekurſes Python nicht verſchmerzen. In ſeinem Ingrimm ver- ſteigt ſich das radikale Blatt zu folgender Drohung: „Wenn man uns nach mehr als 30 jährigem Kampf jede Gerechtigkeit und jedes Recht verweigert, wenn unſere Klagen in Freiburg und Bern nur auf verſchloſſene Thüren und Verachtung ſtoßen, dann, wir machen keinen Hehl daraus, wird die Revolution zur erſten und wichtigſten Pflicht!“ — Das iſt ja ganz die Sprache der Teſſiner Coda. — Dem „Murtenbieter“ zufolge wurde letzten Sonntag in Murten ein Fall von ſchwarzen Pocken konſtatirt. Da das verſeuchte Haus ſofort abgeſperrt wurde, hofft man die Krankheit lokaliſiren zu können. Baſelſtadt. Sonntagsruhe. Das Departement des Innern hat den Vorſtand des Gewerbevereins eingeladen, Vorſchläge zu geſetzlicher Regulirung der Sonntagsruhe zu machen. — Im Jahre 1890 gab es in Baſel 1938 eheliche und 203 uneheliche Geburten; auf 97 eheliche Geburten trifft es ſomit je 10 uneheliche (ſtark [FORMEL]). Die Bevölkerungs-Zunahme ſeit 1888 beträgt 1306 Perſonen. — Baſelſtadt. Die kath. Gemeinde hat den Bau event. Ankauf eines Kaſinos für Vereinszwecke, ähnlich wie in Zürich, be- ſchloſſen und ſofort einen Baufonds anzulegen begonnen. Appenzell I.-Rh. Drei Bergſteiger aus St. Gallen erſtiegen am Neujahrstage den Säntis, wo ſie nach achtſtündiger Tour Nachmittags 4 Uhr anlangten. Am folgenden Tag beſtiegen ſie auch noch den Altmann, deſſen Gipfel ſie nach 2½ Stunden bei eiſig kaltem Weitwinde erreichten. Auf der Säntistour nahmen ſie an die 100 Gemſen wahr, während ihnen bei der Tour auf den Altmann nicht ein einziges Stück zu Geſicht kam. Aargau. Tief im Heu ſtecken nach dem „Zofinger Tgbl.“ die Bauern des untern Kantons. Die 1889er Vorräthe ſind lange noch nicht aufgebraucht, von dem 90er Vorrathe gar nicht zu reden. Die Scheunen ſind voll bis zum Hohlziegel hinauf. Alles hat Heu feil, Niemand will kaufen, ſelbſt wenn zu Spott- preiſen, wie 2 Fr. per Zentner, angeboten wird. Nun läge allerdings nahe, daß ſie mehr Vieh in den Stall ſtecken, allein die Sache hat zwei Haken. Erſtens ſteht das Vieh gegenwärtig in ſündhaft theuern, faſt unerſchwinglichen Preiſen; zweitens iſt zu riskiren, daß die Preiſe in einem Viertel- oder Halbjahre wieder bedeutend ſinken und daß alſo der Viehzüchter ſein Heu alsdann vergebens, für nichts und wieder nichts, verfüttert hätte. Mit einem Wort: der Heuüberfluß in dortiger Gegend iſt eine wahre Kalamität. — In der Näbe von Laufenburg wurde anläßlich des Bahnbaues Stein-Koblenz in einer Tiefe von etwa 3 Metern eine Ringelnatter in ihrem Winterſchlafe ausgegraben, welche 3,80 Meter lang iſt. Fachmänner erklären ſie als die giftloſe, aber doch gefährliche Coluber natrix und ſchätzen ſie 100—120 Jahre alt. Vielleicht iſt es dasſelbe Exemplar, wel- ches ſchon Jahre lang einen in der Nähe liegenden Badeplatz gefährdete. Thurgau. Auf dem Bodenſee von Romanshorn bis Arbon beſteht eine Eisbahn, auf der ſich längs des Seeufers Hunderte tummeln; ein Unglück ſei hier ausgeſchloſſen, da der an dieſer Stelle ſeichte See bis auf den Grund gefroren ſei. Teſſin. Bellinzona, 11. Jan Verfaſſungs- rathswahlen. Die Radikalen haben ſich auf der ganzen Linie enthalten. Hinwieder haben die Konſervativen ſtramm geſtimmt. Die Ruhe wurde nicht geſtört. Auf die abgegebene Anzahl konſervativer Stimmen geprüft und dieſe in Verhältniß geſetzt zu den anläßlich der Nationalraths- wahlen abgegebenen radikalen Stimmen, ergibt das heutige Wahl- ergebniß eine konſervative Mehrheit von 1400 Stimmen. In den Städten ſind die Konſervativen Stimmen aus dem Grunde merklich zurückgegangen, als die Handwerkſame, die Krämer u. ſ. w. aus Furcht, Kunden zu verlieren, von der Urne fernblieben und ſich ſo der radikalen Kontrolle entzogen. Wallis. Ein trauriges Jahr hat ein Mann in Iſérables erlebt. Im Zeitraum von 13 Monaten hatte er acht Todesfälle in ſeinem Hauſe. Der letzte betraf ein fünf- jähriges Kind. Der Mann ging in den Wald und vertraute das Kind einer Schweſter an. Dieſe ſchloß es in ein Zimmer ein und ging fort, um das Vieh zu beſorgen. Das Kind kam dem Ofen zu nahe, ein Funke fiel aufs Kleid und entzündete dasſelbe, und der bald darauf heimkehrende Vater fand nur noch einen ſchrecklich verbrannten Leichnam vor. Genf. Am Freitag früh iſt ein großer Theil des Hafens von Genf zugefroren. Die Dampfſchifffahrten mußten unterbro- chen werden. Ausland. Deutſches Reich. Hamburg, 11. Januar. Die Zahl der Arbeitsloſen beträgt ungefähr 30,000. Infolge der Unterbrechung der Schifffahrt und der großen Kälte herrſcht große Noth. — Dr. Windthorſt wird nächſtens 80 Jahre alt. Frankreich. Der Mörder des ruſſiſchen Geſandten in Paris, Padlewski mit Namen, wurde kürzlich in Olot (Spa- nien), nahe an der franzöſiſchen Grenze, verhaftet. Er wird an Frankreich ausgeliefert werden. — In Toulouſe wollte der Pöbel am Mittwoch Abend den Laden eines Preußen plündern, der deutſche Angeſtellte hat. Die Polizei mußte eingreifen. Oeſterreich-Ungarn. Vorarlberg. Ueber die Rheinkorrektion iſt’s ſehr ſtille geworden; man thut inzwiſchen das Mögliche für die Inſtandſetzung aktueller Rheinſchutzbauten. Die Wuhre und Dämme ſollen öſterreichiſcherſeits mit Hülfe der neuen Reichsſubſidien den ſchweizeriſchen möglichſt ebenbürtig, an einzelnen Stellen noch ſtärker gemacht werden. Die reorgani- ſirten. Gemeindewehren haben für Ueberraſchungsfälle an allen kritiſchen Stellen große Steinhaufen aufgerichtet, mit denen ra- ſcheſt blöde werdende Dammſtücke geſtützt werden können; in die- ſer Beziehung herrſcht diesſeits des Rheines zur Zeit große Rüh- rigkeit. Italien. Rom. Dem „Moniteur“ zufolge wird die vom Papſte angenommene Vermittlung zwiſchen Portugal und dem Kongoſtaat eine ſchiedsrichterliche ſein. Beide Mächte verpflichten ſich, die Entſcheidung des Papſtes definitiv anzunehmen. — Mailand, 10. Jan. In San Demetrio (Diſtrikt Aquila) iſt das Schulgebäude in Folge Schneedruck eingeſtürzt; der Lehrer und viele Schüler ſind verunglückt. Spanien. In ganz Spanien herrſcht ungewöhnliche Kälte; in Valenzia ſind die Orangenbäume erfroren, der Schaden iſt groß. In Granada wurde am 8. ds. ein Erdbeben verſpürt, das neun Sekunden währte. Türkei. Wie der „N. Fr. Pr.“ über Sofia aus Kon- ſtantinopel gemeldet wird, herrſcht auf der Hohen Pforte große Aengſtlichkeit, da gelegentlich der Lutzki-Affäre entdeckt wurde, daß viele hohe türkiſche Funktionäre ruſſiſche Söldlinge ſind und mehr als fünfhundert ruſſiſche Spione in allerlei Ver- kleidung momentan in der Türkei leben. Hundertſechszig ruſ- ſiſche Ingenieure ſollen mit der Aufnahme des Bosporus und der Fortifikation desſelben insgemein beſchäftigt ſein. Der Po- lizeichef Nazun Bey beantragte Kjurda Paſcha’s Verbannung, weil derſelbe Lutzki für 200 türkiſche Pfund verkaufte, worüber in offiziellen Kreiſen große Entrüſtung herrſcht. Prinz Naka- ſchidze iſt in türkiſchen Kreiſen ſehr beliebt, darum iſt er noch internirt, damit die Ruſſen ihn nicht auch entführen. Der frü- here Bahndirektor Nikolow, welcher mit Lutzki befreundet iſt, reiste behufs Intervention nach Konſtantinopel, kehrte aber ohne Reſultat zurück, weil es trotz der türkiſchen Bereitwilligkeit zu ſpät war. Die Ruſſen hatten ihr Opfer bereits der Macht- ſphähre europäiſcher Humanität ganz entrückt. Verſchiedenes. — Der hochangeſehene Franzoſe Jules Simon über die Schweſtern des heiligen Vinzenz von Paul. Unter den von dem jüngſten Fiskalgeſetze betroffenen reli- giöſen Kongregationen befinden ſich auch die Schweſtern des hl. Vinzenz von Paul. Jules Simon, den gewiß Niemand des Klerikalismus verdächtigen wird, ſchreibt im Temps über dieſe Schweſtern: „Anläßlich der Zuwachsſteuer dachte ich dieſer Tage an die Kongregationen, und ich ſagte mir unter anderem, daß man dieſelben nicht kennt. Die Ungläubigen kennen ſie gewiß nicht, und ich zweifle, ob die Katholiken ſie gut genug kennen. Ich geſtehe, daß ich für eine Kongregation eine Art von Vorliebe habe. Es iſt diejenige der Töchter der göttlichen Liebe, der Schweſtern des hl. Vinzenz von Paul. Es iſt das eine Kon- gregation und iſt auch keine, es ſind Ordensſchweſtern und auch keine Ordensſchweſtern. Sie legen kein Gelübde ab; ſie ver- pflichten ſich nur für ein Jahr; am 25. März eines jeden Jahres ſteht es ihnen frei, in die Welt zurückzukehren. „Es ſind“, ſo ſagt der hl. Vinzenz von Paul „Pfarrkinder, welche unter gemeinſamer Regel zuſammenleben. Ihr Kloſter ſind die Krankenhäuſer, ihre Zelle ein gemiethetes Zimmer, ihre Kapelle die Pfarrkirche, ihr Kreuzgang die Straßen der Stadt oder die Säle der Spitäler, ihre Klauſur der Gehorſam, ihre Kloſtermauer die Furcht Gottes und ihr Schleter die heilige Beſcheidenheit.“ Sie halten Schulen und Arbeitsſäle, dienen in Spitälern und in Armenapotheken. In den Spitälern ſind ſie nur ſchwer zu erſetzen und es verurſacht ganz bedeutende Mehrkoſten, Laien an ihrer Stelle anzuſtellen. Manche rügen es als Uebelſtand, daß dieſe Schweſtern wohl manchmal von der hl. Jungfrau ſprechen; bei den Laien dagegen iſt der andere Uebelſtand, daß ſie gar nicht von Gott ſprechen. Die Laien ſind Angeſtellte, deren Herz anderswo iſt, als im Spitale; die andern aber ſind Schweſtern, Schweſtern der Armen, Schweſtern der Kranken. Ich möchte ſie nicht zurückweiſen, denn ſie opfern ſich freiwillig. Ich möchte ſie denen aber auch nicht aufdrängen, welche ſie zurückweiſen. Ich weiß wohl, daß wir nicht eine ſehr katholiſche Nation; aber wir müſſen uns doch darin fügen, daß wir eine Nation von Katholiken ſind. Ueberall, wo man den Wunſch der Kranken kennt, ſollte ihr Wunſch Geſetz ſein. Das beſte von allen Regimes iſt noch immer die Freiheit. Die Schweſtern beſitzen gegenwärtig in Frankreich und in Europa 2434 Häuſer, in denen ſie 185,000 Kinder unterrichten und pflegen 45,635 in den Spitälern eingeſchriebene Kranke, ganz abgeſehen von den unzähligen Kranken, die ſie in den Privathäuſern pflegen. Das will doch gewiß ſchon etwas heißen! Aber ſie begnügen ſich nicht damit, bei uns und bei unſeren Nachbarn in Europa Gutes zu wirken. Dieſe demüthigen Mädchen ſind auch, wie man gegenwärtig ſagt, Pionniere der Ziviliſation. Sie verbreiten den franzöſiſchen Namen in den weitentfernten wilden und unbekannten Ländern, und ſie wiſſen ſich, im Gegenſatz zu gewiſſen Forſchungsreiſenden, Liebe zu erwerben. Als einſt im Senate von den Schweſtern des hl. Vinzenz von Paul die Rede war, da ſtieg mein Freund Fournier, ehemaliger Geſandter in Konſtantinopel, auf die Tribune und ſagte: „Vergeſſen Sie nicht die Dienſte, welche ſie außerhalb der franzöſiſchen Grenze Frankreich und den Franzoſen erweiſen.“ Man kennt in der Levante die engliſchen Flotten, die ruſſiſchen Truppen, man kennt unſere Seeleute und Soldaten; aber man kennt vor allen Dingen das franzöſiſche Spital, die franzöſiſche Schule. Es iſt das die Propaganda der Liebe, welche vielleicht be- rechtigter, und auf jeden Fall dauerhafter, als diejenige der Gewalt. In Aſien und in den beiden Amerika haben die Schweſtern 328 Häuſer. Sie erziehen 32,978 Kinder aller Nationalitäten und aller Religionen. Sie pflegen in ihren Spi- tälern 75,950 Kranke und verſorgen 2,947,000 Kranke mit Arzneien. Auch im Kriege haben ſie großartige Dienſte geleiſtet. Einer von ihnen, die ich kenne, wurde die Haube von einer Kugel durchbohrt, während ſie einen Kranken verband. Der Miniſter wollte ihnen Ordensauszeichnungen zukommen laſſen, aber ſie antworteten durch den Mund ihres geiſtlichen Obern: Wir verlangen keine andere Belohnung als neue Gelegenheit, uns nützlich machen zu können.“ — Ehrentafel. Der verſtorbene Nationalrath G. Thommen (Baſelſtadt), der es durch die Uhrenfabrikation zum dreifachen Millionär brachte, hat 70,000 Fr. vergabt, und zwar 20,000 Fr. an ſeine Arbeiter (nach dem Dienſtalter), 10,000 Fr. an die Krankenkaſſe ſeiner Fabrik, 20,000 Fr, an die Armen- kaſſen in Waldenburg, ꝛc. — Viehmärkte. Langenthal, 6. Auf dem Klein- viehmarkt waren aufgeführt: 170 Kälber, 95 Faſelſchweine, 2 Maſtſchweine, 8 Schafe, — Ziegen. Die Bahn ſpedirte 130 Stück Kleinvieh. Es galten: Fette Kälber, prima Waare, per Kilo Fr. 1. 10 bis 1. 30; fette Kälber 86 Cts. bis Fr. 1. 08; Saug- kälber per Stück 15 bis 35 Fr. Fette Schweine per Kilo Fr. 1. 04 bis Fr. 1. 14; Faſelſchweine per Stück 25 bis 60 Fr. Fette Schafe per Kilo 74 bis 84 Cts. Rindfleiſch per Kilo Fr. 1. 50; Schweinefleiſch per Kilo Fr. 1. 6); Schaffleiſch per Kilo Fr. 1. 60; Kalbfleiſch per Kilo Fr. 1. 80 bis Fr. 2. —. Speck per Kilo Fr. 1. 80 bis Fr. 2. —. — Transport von 75 Millionen Franken in Gold. Mitte November 1890 entlebnte die Bank von England obige Summe von der franzöſiſchen Nationalbank in Paris, um beim Krach der weltbekannten großen Bankfirma der Gebr. Baring (in London) die engliſche Handels- und Finanzwelt vor einer gefährlichen Kriſis zu bewahren. Es wurde aber kein einziges Goldſtück nach London geſchickt und geprägtes Gold wird überhaupt nie in ſolchem Maße ausgeführt. Die 75 Millionen wurden in der Form von Barren oder Stangen feinen Goldes zum gegenwärtigen Kurſe von 3437 Fr. das Kilo nach London geſandt. Donnerſtag den 13. November wurden die erſten 25 Millionen Fr. von einem engliſchen Bevollmächtigten in Paris abgeholt. Die franzöſiſchen Bankangeſtellten ſtiegen in den Keller hinab und holten die Goldbarren, von denen die einen 6, die andern 12 Kilo wiegen. Ein Hauptangeſtellter der franzöſiſchen Bank zählte die Barren, welche alsdann in Kiſten gelegt wurden, von denen jede 7 oder 14 Barren enthielt, je nachdem die letzteren 6 oder 12 Kilo wogen. Sobald eine Kiſte gefüllt war, wurde ſie zugeſchraubt und mit dem Siegel der engliſchen Bank verſiegelt und dann in das Innere eines der Packwagen geladen. Von Nachmittags 2—5 Uhr wurden alle Barren im Geſammt- gewichte von 7274 Kilo oder 145½ Zentner in 90 Kiſten verladen. Mit dem Abendſchnellzug um 7 Uhr fuhren die Wagen in Paris ab und kamen am 14. November Mittags in London an. Mitte November hatte die Bank von Frankreich 1176 Mill. Fr. in Gold und 1244 Mill. Fr. in Silber in ihrem Keller. In England wurde eine drohende Kriſis abgewendet. Literariſches. — Schweiz. Rundſchau, herausgegeben von Profeſſor Dr. Vetter. Aus allen Schichten der Bevölkerung und aus allen Kantonen treffen Subſkriptionen ein, als Beweis dafür, daß weite Kreiſe den ſchönen, vaterländiſchen Gedenken des Herausgebers beifällig aufgenommen haben und thatkräftig zu unterſtützen bereit find. Noch iſt leider die Abonnentenzahl nicht erreicht, welche das Er- ſcheinen der Rundſchau ermöglicht. Es ergeht darum an das gebildete Publikum der ganzen Schweiz die Bitte, ſeine Subſkriptionen beförderlichſt an das Art. Inſtitut Orell Füßli in Zürich einfenden zu wollen. _ Getreidebericht von Rorſchach vom 8. Januar Ausſtich-Theißweizen Fr. 23. 50 Rv. bis 24. —. Prima Ungarweizen Fr. 23. —. bis —. —. Eingang 3662 Mtrztr. Ausgang 4656 Mtrztr. Heutiger Lagerbeſtand: 61,708 Mtrztr. Butterpreis in Uznach, den 10. Januar Fr. 1. 25, 1. 28 und 1. 30 per Halb-Kilo. Markt in Herisau, den 9. Januar. Butter, zollenweiſe Fr. 1. 28, pfundweiſe Fr. 1. 45—1. 50. Aepfel, zentrw. Fr. 10; pfundw. 12 Rp. 4. Keine Meinungsverſchied euheit exiſtirt heute mehr unter Medizinern darüber, daß Rheumatismus die Folge von Säure im Blut iſt und durch funktionelle Störung der Nieren und Leber dieſe Säure nicht aus dem Blute ausgeſchieden wird. Es iſt daher Thatſache, daß Rheumatismus nur dann zu heilen iſt, wenn die Grundurſache gehoben, nämlich die geſunde Funktion der Nieren und Leber hergeſtellt wurde. Dieſes iſt jedoch nur möglich durch eine Medizin, deren Zuſammen- ſetzung auf wiſſenſchaftlicher Baſis beruht und welche ſpezielle Eigen- ſchaften beſitzt, Nieren und Leber zu geſunder Fanktion anzuregen. Eine ſolche Medizin beſitzen wir in Warner’s Safe Cure, wodurch ſchon Tauſende an Rheumatismus Leidende befreit wurden, wie auch Herr Joſeph Heimann, Briefträger, in Breslau, Mühlgaſſe 24 ſchreibt: Es gereicht mir zur beſonderen Freude Ihnen mittheilen zu können, daß meine Frau ſich nach dem Gebrauch Ihrer werthen Safe Cure außerordentlich wohl befindet. Seit 5 Jahren litt meine Frau an Gicht und Rheumatismus, wo ſie ſeit 3 Jahren am ganzen Körper gelähmt war, die Beine zogen ſich durch den Krampf ſo zuſammen, daß ſie es vor Schmerzen kaum aushalten konnte, auch die Rückenſchmerzen waren ſo furchtbar, daß ſie des Nachts gar nicht ſchlafen konnte. Wir konſultirten mehrere Aerzte, welche ihr aber nicht helfen konnten; auch war ſie mehrere Wochen im Hoſpital unter Behandlung mehrerer Aerzte jedoch ohne Beſſerung. Im Monat Februar v. Jahres fing ſie an, Warners Safe Cure zu nehmen, wovon ſie bis jetzt 17 Flaſchen verbraucht hat. Die Schmerzen haben jetzt ganz nachgelaſſen und iſt ſie wieder ganz geſund. Ich kann Warner’s Safe Cure allen Leidenden auf’s Beſte empfehlen und bin gern bereit Zweiflern direkte Beſtätigung zukommen zu laſſen. Warner’s Safe Cure iſt à Fr. 5 die Flaſche zu beziehen von den meiſten bekannten Apotheken, oder von dem Haupt- und Engros-Depot C. Richter, Apotheke in Kreuzlingen, Kt. Thurgau. Engliſch-Tuch à 75 Centimes per Meter. 5) Doppelbreit, kräftiger und beſter Qualität liefern zu ganzen Kleidern und in einzelnen Metern franko. Verſendungshaus Oettinger & Co., Zürich. P. S. Muſter unſerer bekanntlich billigſten und beſten Stoffe nur modernſter Deſſins und Farben umgehend. Merinos und Cachemires schwarz, doppelte Breite à Fr. 1. 15 der Meter (69 Cts. per Elle) verſendet direkt an Private das Fabrik-Depot Jelmoti & Cie., Zürich. — Maſtee aller Oualitäten umgehend franko. (34

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 4, Uznach, 14. 01. 1891, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller4_1891/3>, abgerufen am 23.11.2024.