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[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].

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Sonntags den 23. wurden allhier in der Teutschen Kirchen nach der Nachmittags-Predigt/ 2. von denen Türck. Kindern getaufft/ welchem Actui sowohl als der Predigt/ Jh. Maj. die Königin nebens Jh. Kön. Hoheit und Es werden 2. Türckische Kinder getauffet worvon der Actus hier außführlich beschrieben wird. der Princessin beywohneten; Der Hr. Magistrauch/ welcher die Tauff verrichtete/ bereitete sich also darzu (nachdem die geistreichen Lieder/ Kombt ihr schnöden Adams-Kinder/ und/ Komm H. Geist Herre Gott/ gesungen worden) daß er vorhero den schönen Spruch: soviel eurer getaufft sind/ die haben Christum angezogen/ erklärete/ und darauff das Verlangen referirte/ so diese Kinder/ als von 7. a 8. Jahren hierzu befördert zu werden/ von sich spühren lassen/ und hielte ihnen darauff einige Fragstück vor/ worauff sie fein deutlich in bereits erlernter Teutscher Sprache antworteten: Wieviel sind Götter? einer in 3. Personen; wer sind die? Gott Vatter/ Sohn und H. Geist; können Juden/ Türcken und Heyden auch seelig werden? Nicht als durch die Tauffe/ und den Glauben an Christum; wer bistu? ein Sünder/ und dergleichen schöne Fragen mehr: Endlich aber/ wiltu allzeit bey diesem Glauben bleiben? wiltu getaufft seyn? Ja; wie wiltu heissen? worzu der Knab geantwortet/ Alexander Gott Lob/ das Mädgen aber Theodora Amalia, da bißhero der Knabe Betscher und das Mägdlein Oschmina geheissen; die Tauffpathen waren der Hr. Reichsmarschall Steenbock/ der Hr. Graf Nostiz und andere Grandes von Hofe/ unter andern auch die Priester/ so diese Kinder mit unterrichtet / als Hr. M. Bezelius, und Mons. Vult; auff der andern Seithen waren; die Frau Gräfin Pontus, die Frau Gräfin Königsmarck sc. Insgesamt 15. Gevattern zu beyden Taufflingen. Die ältisten Weiblein sind etwas hartnäckichter/ und bedörffen noch weitläufftigern Unterricht/ ehe sie getaufft werden/ ohngeachtet die eine / eine Renegadin ist/ so in Neuheusel von Lutherischen Eltern gebohren/ und hernach zum Türck. Greuel verführet worden.

Man höret leyder von nichts als morden und Unglücks-Fällen/ wie dann ein leichtsertiges Weib aus Verzweifflung/ daß sie ihres Lebens ihrem Ein Weib schneidet ihrem eigenen Kind die Kehle ab. Vorgeben nach müd und überdrüssig/ ihrem eigenen Kind von 3. Jahren zu erst mit einem Messer die Kehle abgeschnitten/ und hernach mit einem Beil den Kopff gar abgehauen hat. Ein gleiches böses Exempel hat sich unweit Gottenburg zugetragen / woselbsten ein Baurweib/ welche mit einem Soldaten zugehalten Ein ander Weib backet ihrem Mann einen Pfa[unleserliches Material]enkuchen / ihrem verreisenden Mann einen Pfannenkuchen mit gifftigem Mercurio gebacken / und ihn gebetten/ daß er solchen/ als welche Speise sich nit lang halten könte / erst verzehren möchte/ welches er dann auch gethan/ nachdem er einige Meilen gereist/ ist er todt zur Erden gefallen/ und also sein Cörper nach Hauß gebracht worden/ da dann dieses gottlose Weib nit weniger als ihre Kin-

Sonntags den 23. wurden allhier in der Teutschen Kirchen nach der Nachmittags-Predigt/ 2. von denen Türck. Kindern getaufft/ welchem Actui sowohl als der Predigt/ Jh. Maj. die Königin nebens Jh. Kön. Hoheit und Es werden 2. Türckische Kinder getauffet worvon der Actus hier außführlich beschrieben wird. der Princessin beywohneten; Der Hr. Magistrauch/ welcher die Tauff verrichtete/ bereitete sich also darzu (nachdem die geistreichen Lieder/ Kombt ihr schnöden Adams-Kinder/ und/ Komm H. Geist Herre Gott/ gesungen worden) daß er vorhero den schönen Spruch: soviel eurer getaufft sind/ die haben Christum angezogen/ erklärete/ und darauff das Verlangen referirte/ so diese Kinder/ als von 7. à 8. Jahren hierzu befördert zu werden/ von sich spühren lassen/ und hielte ihnen darauff einige Fragstück vor/ worauff sie fein deutlich in bereits erlernter Teutscher Sprache antworteten: Wieviel sind Götter? einer in 3. Personen; wer sind die? Gott Vatter/ Sohn und H. Geist; können Juden/ Türcken und Heyden auch seelig werden? Nicht als durch die Tauffe/ und den Glauben an Christum; wer bistu? ein Sünder/ und dergleichen schöne Fragen mehr: Endlich aber/ wiltu allzeit bey diesem Glauben bleiben? wiltu getaufft seyn? Ja; wie wiltu heissen? worzu der Knab geantwortet/ Alexander Gott Lob/ das Mädgen aber Theodora Amalia, da bißhero der Knabe Betscher und das Mägdlein Oschmina geheissen; die Tauffpathen waren der Hr. Reichsmarschall Steenbock/ der Hr. Graf Nostiz und andere Grandes von Hofe/ unter andern auch die Priester/ so diese Kinder mit unterrichtet / als Hr. M. Bezelius, und Mons. Vult; auff der andern Seithen waren; die Frau Gräfin Pontus, die Frau Gräfin Königsmarck sc. Insgesamt 15. Gevattern zu beyden Taufflingen. Die ältisten Weiblein sind etwas hartnäckichter/ und bedörffen noch weitläufftigern Unterricht/ ehe sie getaufft werden/ ohngeachtet die eine / eine Renegadin ist/ so in Neuheusel von Lutherischen Eltern gebohren/ und hernach zum Türck. Greuel verführet worden.

Man höret leyder von nichts als morden und Unglücks-Fällen/ wie dann ein leichtsertiges Weib aus Verzweifflung/ daß sie ihres Lebens ihrem Ein Weib schneidet ihrem eigenen Kind die Kehle ab. Vorgeben nach müd und überdrüssig/ ihrem eigenen Kind von 3. Jahren zu erst mit einem Messer die Kehle abgeschnitten/ und hernach mit einem Beil den Kopff gar abgehauen hat. Ein gleiches böses Exempel hat sich unweit Gottenburg zugetragen / woselbsten ein Baurweib/ welche mit einem Soldaten zugehalten Ein ander Weib backet ihrem Mann einen Pfa[unleserliches Material]enkuchen / ihrem verreisenden Mann einen Pfannenkuchen mit gifftigem Mercurio gebacken / und ihn gebetten/ daß er solchen/ als welche Speise sich nit lang halten könte / erst verzehren möchte/ welches er dann auch gethan/ nachdem er einige Meilen gereist/ ist er todt zur Erden gefallen/ und also sein Cörper nach Hauß gebracht worden/ da dann dieses gottlose Weib nit weniger als ihre Kin-

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        <p>Man höret leyder von nichts als morden und Unglücks-Fällen/ wie dann ein                      leichtsertiges Weib aus Verzweifflung/ daß sie ihres Lebens ihrem <note place="left">Ein Weib schneidet ihrem eigenen Kind die Kehle ab.</note>                      Vorgeben nach müd und überdrüssig/ ihrem eigenen Kind von 3. Jahren zu erst mit                      einem Messer die Kehle abgeschnitten/ und hernach mit einem Beil den Kopff gar                      abgehauen hat. Ein gleiches böses Exempel hat sich unweit Gottenburg zugetragen                     / woselbsten ein Baurweib/ welche mit einem Soldaten zugehalten <note place="left">Ein ander Weib backet ihrem Mann einen Pfa<gap reason="illegible"/>enkuchen</note> /                      ihrem verreisenden Mann einen Pfannenkuchen mit gifftigem Mercurio gebacken /                      und ihn gebetten/ daß er solchen/ als welche Speise sich nit lang halten könte                     / erst verzehren möchte/ welches er dann auch gethan/ nachdem er einige Meilen                      gereist/ ist er todt zur Erden gefallen/ und also sein Cörper nach Hauß                      gebracht worden/ da dann dieses gottlose Weib nit weniger als ihre Kin-
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[372/0384] Sonntags den 23. wurden allhier in der Teutschen Kirchen nach der Nachmittags-Predigt/ 2. von denen Türck. Kindern getaufft/ welchem Actui sowohl als der Predigt/ Jh. Maj. die Königin nebens Jh. Kön. Hoheit und der Princessin beywohneten; Der Hr. Magistrauch/ welcher die Tauff verrichtete/ bereitete sich also darzu (nachdem die geistreichen Lieder/ Kombt ihr schnöden Adams-Kinder/ und/ Komm H. Geist Herre Gott/ gesungen worden) daß er vorhero den schönen Spruch: soviel eurer getaufft sind/ die haben Christum angezogen/ erklärete/ und darauff das Verlangen referirte/ so diese Kinder/ als von 7. à 8. Jahren hierzu befördert zu werden/ von sich spühren lassen/ und hielte ihnen darauff einige Fragstück vor/ worauff sie fein deutlich in bereits erlernter Teutscher Sprache antworteten: Wieviel sind Götter? einer in 3. Personen; wer sind die? Gott Vatter/ Sohn und H. Geist; können Juden/ Türcken und Heyden auch seelig werden? Nicht als durch die Tauffe/ und den Glauben an Christum; wer bistu? ein Sünder/ und dergleichen schöne Fragen mehr: Endlich aber/ wiltu allzeit bey diesem Glauben bleiben? wiltu getaufft seyn? Ja; wie wiltu heissen? worzu der Knab geantwortet/ Alexander Gott Lob/ das Mädgen aber Theodora Amalia, da bißhero der Knabe Betscher und das Mägdlein Oschmina geheissen; die Tauffpathen waren der Hr. Reichsmarschall Steenbock/ der Hr. Graf Nostiz und andere Grandes von Hofe/ unter andern auch die Priester/ so diese Kinder mit unterrichtet / als Hr. M. Bezelius, und Mons. Vult; auff der andern Seithen waren; die Frau Gräfin Pontus, die Frau Gräfin Königsmarck sc. Insgesamt 15. Gevattern zu beyden Taufflingen. Die ältisten Weiblein sind etwas hartnäckichter/ und bedörffen noch weitläufftigern Unterricht/ ehe sie getaufft werden/ ohngeachtet die eine / eine Renegadin ist/ so in Neuheusel von Lutherischen Eltern gebohren/ und hernach zum Türck. Greuel verführet worden. Es werden 2. Türckische Kinder getauffet worvon der Actus hier außführlich beschrieben wird. Man höret leyder von nichts als morden und Unglücks-Fällen/ wie dann ein leichtsertiges Weib aus Verzweifflung/ daß sie ihres Lebens ihrem Vorgeben nach müd und überdrüssig/ ihrem eigenen Kind von 3. Jahren zu erst mit einem Messer die Kehle abgeschnitten/ und hernach mit einem Beil den Kopff gar abgehauen hat. Ein gleiches böses Exempel hat sich unweit Gottenburg zugetragen / woselbsten ein Baurweib/ welche mit einem Soldaten zugehalten / ihrem verreisenden Mann einen Pfannenkuchen mit gifftigem Mercurio gebacken / und ihn gebetten/ daß er solchen/ als welche Speise sich nit lang halten könte / erst verzehren möchte/ welches er dann auch gethan/ nachdem er einige Meilen gereist/ ist er todt zur Erden gefallen/ und also sein Cörper nach Hauß gebracht worden/ da dann dieses gottlose Weib nit weniger als ihre Kin- Ein Weib schneidet ihrem eigenen Kind die Kehle ab. Ein ander Weib backet ihrem Mann einen Pfa_ enkuchen

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Zitationshilfe: [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/384>, abgerufen am 22.11.2024.