[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].mögen entdecket/ und offt mehr / als er hat/ zu geben versprechen muß. Was der Gefangene nicht hat/ muß er zu Hauß erbettlen oder borgen: und wann die Rantzion accordirt/ müssen sich etliche gefangene Türcken vergleichen/ Müssen sich [unleserliches Material]reutzioniren. und einen unter ihnen erwählen/ den sie in Türckey schicken/ derselbe muß das Lößgeld sowol vor sich als seine Mitgefangene lieffern/ die andern müssen so lang Bürge seyn/ und werden wol verwahret / damit wann der ander ausbleibt/ sie zugleich vor ihn mitbezahlen. Solcher gestalt müssen sie bißweilen biß an die äusserste Gräntzen ihres Landes reisen / und wie gesagt/ wenn sie selber die Mittel nit haben/ ihr Lößgeld erbettteln / also daß sie Jahr und Tag ausbleiben/ dannoch kommen sie zu gesetztem termin wieder/ und bringen Geld oder nicht. Werden nun die Türcken von den Ungarn scharpff gehalten/ so gehet es Die Tentschen bleiben Zeit ihres Tebens Sclaven[unleserliches Material] in Türckey. diesen in Türckey kein Haar besser. Zwar die Teutschen/ so sie gefangen werden/ seynd von den Schlägen etwas befreyet/ weil die Türcken wissen/ daß ihr Vatterland weit entlegen/ und demnach nicht leicht mögen ranzionirt werden/ müssen aber Zeit ihres Lebens Sclavische Arbeit thun. Das auswechseln geschicht unter ihnen jetzo gar selten/ welches sonsten bey offentlichen Kriegen üblich ist. Wann etwa ein gefangener Türck oder Ungar davon zu kommen trachtet/ und ausreisset/ von den Nachsetzern aber wieder ertappet wird/ tractiren sie ihn deßwegen nicht übler als zuvor/ weil sie es vor erlanbt halten/ daß ein Gefangener seine Freyheit suche/ wie er immer mag / aber man verwahret ihn hernach besser. Hier muß ich auch berühren/ wie mit den Abtrünnigen/ Präbecken seynd verlaugnete Christen. so zu den Türcken übergehen/ und den Glauben verlaugnen/ und ins gemein Proebecken genannt werden/ umbgegangen wird. Diese liederliche Leut sind den Türcken sehr angenehm/ müssen sich aber alsobalden beschneiden/ und die Haar abnehmen lassen/ auch der Christen Glauben und Gemeinschafft verschwören / und starck angeloben/ derselben ärgste Feinde Zeit ihres Lebens zu seyn. Hierauff werden ihnen an Händen und Füssen die Nägel beschnitten/ gebadet und gewaschen/ auch auff Türckisch gekleidet/ wiewol die Türcken und Ungarn in der Nachbarschafft fast gleich gekleydet/ ausser daß die Ungarn einen kahlgeschornen Kopff/ und fornen an der Seiten einen langen Schopff/ die Türcken aber solchen Schopff an der lincken Seiten herab hangen haben. Es ist mancher Teutsche durch diese Gelegenheit der Kleidung betrogen worden/ der gemeynet/ er sehe Ungarn zu ihm reiten/ und ist als dann von den Türcken übereylet worden. Wann nun/ wie gesagt/ die Proebecken auf Türckisch ausstaffirt seyn/ müssen sie auch mit auff den Raub gehen/ und die Probe thun; diese pflegen alsdann die ärgfte Schelmen zu seyn/ weil sie alle Gelegenheit wol wissen/ und gantz desperat fechten/ in Betuachtung[unleserliches Material] / da sie solten mögen entdecket/ und offt mehr / als er hat/ zu geben versprechen muß. Was der Gefangene nicht hat/ muß er zu Hauß erbettlen oder borgen: und wann die Rantzion accordirt/ müssen sich etliche gefangene Türcken vergleichen/ Müssen sich [unleserliches Material]reutzioniren. und einen unter ihnen erwählen/ den sie in Türckey schicken/ derselbe muß das Lößgeld sowol vor sich als seine Mitgefangene lieffern/ die andern müssen so lang Bürge seyn/ und werden wol verwahret / damit wann der ander ausbleibt/ sie zugleich vor ihn mitbezahlen. Solcher gestalt müssen sie bißweilen biß an die äusserste Gräntzen ihres Landes reisen / und wie gesagt/ wenn sie selber die Mittel nit haben/ ihr Lößgeld erbettteln / also daß sie Jahr und Tag ausbleiben/ dannoch kommen sie zu gesetztem termin wieder/ und bringen Geld oder nicht. Werden nun die Türcken von den Ungarn scharpff gehalten/ so gehet es Die Tentschen bleiben Zeit ihres Tebens Sclaven[unleserliches Material] in Türckey. diesen in Türckey kein Haar besser. Zwar die Teutschen/ so sie gefangen werden/ seynd von den Schlägen etwas befreyet/ weil die Türcken wissen/ daß ihr Vatterland weit entlegen/ und demnach nicht leicht mögen ranzionirt werden/ müssen aber Zeit ihres Lebens Sclavische Arbeit thun. Das auswechseln geschicht unter ihnen jetzo gar selten/ welches sonsten bey offentlichen Kriegen üblich ist. Wann etwa ein gefangener Türck oder Ungar davon zu kommen trachtet/ und ausreisset/ von den Nachsetzern aber wieder ertappet wird/ tractiren sie ihn deßwegen nicht übler als zuvor/ weil sie es vor erlanbt halten/ daß ein Gefangener seine Freyheit suche/ wie er immer mag / aber man verwahret ihn hernach besser. Hier muß ich auch berühren/ wie mit den Abtrünnigen/ Präbecken seynd verlaugnete Christen. so zu den Türcken übergehen/ und den Glauben verlaugnen/ und ins gemein Proebecken genañt werden/ umbgegangen wird. Diese liederliche Leut sind den Türcken sehr angenehm/ müssen sich aber alsobalden beschneiden/ und die Haar abnehmen lassen/ auch der Christen Glauben und Gemeinschafft verschwören / und starck angeloben/ derselben ärgste Feinde Zeit ihres Lebens zu seyn. Hierauff werden ihnen an Händen und Füssen die Nägel beschnitten/ gebadet und gewaschen/ auch auff Türckisch gekleidet/ wiewol die Türcken und Ungarn in der Nachbarschafft fast gleich gekleydet/ ausser daß die Ungarn einen kahlgeschornen Kopff/ und fornen an der Seiten einen langen Schopff/ die Türcken aber solchen Schopff an der lincken Seiten herab hangen haben. Es ist mancher Teutsche durch diese Gelegenheit der Kleidung betrogen worden/ der gemeynet/ er sehe Ungarn zu ihm reiten/ und ist als dañ von den Türcken übereylet worden. Wañ nun/ wie gesagt/ die Proebecken auf Türckisch ausstaffirt seyn/ müssen sie auch mit auff den Raub gehen/ und die Probe thun; diese pflegen alsdañ die ärgfte Schelmen zu seyn/ weil sie alle Gelegenheit wol wissen/ und gantz desperat fechten/ in Betuachtung[unleserliches Material] / da sie solten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0040" n="28"/> mögen entdecket/ und offt mehr / als er hat/ zu geben versprechen muß. Was der Gefangene nicht hat/ muß er zu Hauß erbettlen oder borgen: und wann die Rantzion accordirt/ müssen sich etliche gefangene Türcken vergleichen/ <note place="left">Müssen sich <gap reason="illegible"/>reutzioniren.</note> und einen unter ihnen erwählen/ den sie in Türckey schicken/ derselbe muß das Lößgeld sowol vor sich als seine Mitgefangene lieffern/ die andern müssen so lang Bürge seyn/ und werden wol verwahret / damit wann der ander ausbleibt/ sie zugleich vor ihn mitbezahlen. Solcher gestalt müssen sie bißweilen biß an die äusserste Gräntzen ihres Landes reisen / und wie gesagt/ wenn sie selber die Mittel nit haben/ ihr Lößgeld erbettteln / also daß sie Jahr und Tag ausbleiben/ dannoch kommen sie zu gesetztem termin wieder/ und bringen Geld oder nicht.</p> <p>Werden nun die Türcken von den Ungarn scharpff gehalten/ so gehet es <note place="left">Die Tentschen bleiben Zeit ihres Tebens Sclaven<gap reason="illegible"/> in Türckey.</note> diesen in Türckey kein Haar besser. Zwar die Teutschen/ so sie gefangen werden/ seynd von den Schlägen etwas befreyet/ weil die Türcken wissen/ daß ihr Vatterland weit entlegen/ und demnach nicht leicht mögen ranzionirt werden/ müssen aber Zeit ihres Lebens Sclavische Arbeit thun. Das auswechseln geschicht unter ihnen jetzo gar selten/ welches sonsten bey offentlichen Kriegen üblich ist. Wann etwa ein gefangener Türck oder Ungar davon zu kommen trachtet/ und ausreisset/ von den Nachsetzern aber wieder ertappet wird/ tractiren sie ihn deßwegen nicht übler als zuvor/ weil sie es vor erlanbt halten/ daß ein Gefangener seine Freyheit suche/ wie er immer mag / aber man verwahret ihn hernach besser. Hier muß ich auch berühren/ wie mit den Abtrünnigen/ <note place="left">Präbecken seynd verlaugnete Christen.</note> so zu den Türcken übergehen/ und den Glauben verlaugnen/ und ins gemein Proebecken genañt werden/ umbgegangen wird. Diese liederliche Leut sind den Türcken sehr angenehm/ müssen sich aber alsobalden beschneiden/ und die Haar abnehmen lassen/ auch der Christen Glauben und Gemeinschafft verschwören / und starck angeloben/ derselben ärgste Feinde Zeit ihres Lebens zu seyn. Hierauff werden ihnen an Händen und Füssen die Nägel beschnitten/ gebadet und gewaschen/ auch auff Türckisch gekleidet/ wiewol die Türcken und Ungarn in der Nachbarschafft fast gleich gekleydet/ ausser daß die Ungarn einen kahlgeschornen Kopff/ und fornen an der Seiten einen langen Schopff/ die Türcken aber solchen Schopff an der lincken Seiten herab hangen haben. Es ist mancher Teutsche durch diese Gelegenheit der Kleidung betrogen worden/ der gemeynet/ er sehe Ungarn zu ihm reiten/ und ist als dañ von den Türcken übereylet worden. Wañ nun/ wie gesagt/ die Proebecken auf Türckisch ausstaffirt seyn/ müssen sie auch mit auff den Raub gehen/ und die Probe thun; diese pflegen alsdañ die ärgfte Schelmen zu seyn/ weil sie alle Gelegenheit wol wissen/ und gantz desperat fechten/ in Betuachtung<gap reason="illegible"/> / da sie solten </p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0040]
mögen entdecket/ und offt mehr / als er hat/ zu geben versprechen muß. Was der Gefangene nicht hat/ muß er zu Hauß erbettlen oder borgen: und wann die Rantzion accordirt/ müssen sich etliche gefangene Türcken vergleichen/ und einen unter ihnen erwählen/ den sie in Türckey schicken/ derselbe muß das Lößgeld sowol vor sich als seine Mitgefangene lieffern/ die andern müssen so lang Bürge seyn/ und werden wol verwahret / damit wann der ander ausbleibt/ sie zugleich vor ihn mitbezahlen. Solcher gestalt müssen sie bißweilen biß an die äusserste Gräntzen ihres Landes reisen / und wie gesagt/ wenn sie selber die Mittel nit haben/ ihr Lößgeld erbettteln / also daß sie Jahr und Tag ausbleiben/ dannoch kommen sie zu gesetztem termin wieder/ und bringen Geld oder nicht.
Müssen sich _ reutzioniren. Werden nun die Türcken von den Ungarn scharpff gehalten/ so gehet es diesen in Türckey kein Haar besser. Zwar die Teutschen/ so sie gefangen werden/ seynd von den Schlägen etwas befreyet/ weil die Türcken wissen/ daß ihr Vatterland weit entlegen/ und demnach nicht leicht mögen ranzionirt werden/ müssen aber Zeit ihres Lebens Sclavische Arbeit thun. Das auswechseln geschicht unter ihnen jetzo gar selten/ welches sonsten bey offentlichen Kriegen üblich ist. Wann etwa ein gefangener Türck oder Ungar davon zu kommen trachtet/ und ausreisset/ von den Nachsetzern aber wieder ertappet wird/ tractiren sie ihn deßwegen nicht übler als zuvor/ weil sie es vor erlanbt halten/ daß ein Gefangener seine Freyheit suche/ wie er immer mag / aber man verwahret ihn hernach besser. Hier muß ich auch berühren/ wie mit den Abtrünnigen/ so zu den Türcken übergehen/ und den Glauben verlaugnen/ und ins gemein Proebecken genañt werden/ umbgegangen wird. Diese liederliche Leut sind den Türcken sehr angenehm/ müssen sich aber alsobalden beschneiden/ und die Haar abnehmen lassen/ auch der Christen Glauben und Gemeinschafft verschwören / und starck angeloben/ derselben ärgste Feinde Zeit ihres Lebens zu seyn. Hierauff werden ihnen an Händen und Füssen die Nägel beschnitten/ gebadet und gewaschen/ auch auff Türckisch gekleidet/ wiewol die Türcken und Ungarn in der Nachbarschafft fast gleich gekleydet/ ausser daß die Ungarn einen kahlgeschornen Kopff/ und fornen an der Seiten einen langen Schopff/ die Türcken aber solchen Schopff an der lincken Seiten herab hangen haben. Es ist mancher Teutsche durch diese Gelegenheit der Kleidung betrogen worden/ der gemeynet/ er sehe Ungarn zu ihm reiten/ und ist als dañ von den Türcken übereylet worden. Wañ nun/ wie gesagt/ die Proebecken auf Türckisch ausstaffirt seyn/ müssen sie auch mit auff den Raub gehen/ und die Probe thun; diese pflegen alsdañ die ärgfte Schelmen zu seyn/ weil sie alle Gelegenheit wol wissen/ und gantz desperat fechten/ in Betuachtung_ / da sie solten
Die Tentschen bleiben Zeit ihres Tebens Sclaven_ in Türckey.
Präbecken seynd verlaugnete Christen.
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