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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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gen der Hände, Arme, Beine, des Rückens, mit Stehen,
Gehen, Laufen, Ziehen, Bücken, Biegen, die Uebungen
mit dem Stabe, Reifen, den Hanteln, das Klettern an
den Strickleitern, das Schwingen am Barren, an der
Streckschaukel, selbst mäßige Uebungen im Springen,
wenn es die Höhe von 2--21/2 Fuß nicht überschreitet.

Man hat den Turn-Uebungen der Mädchen den
Vorwurf gemacht, daß sie die Muskeln zu sehr ent-
wickeln, und die sanften weiblichen Umrisse der Glieder
stören; eine solche Hypertrophie der Muskeln, und in
deren Folge ein Hervortreten der Apophysen der Knochen
kann nur bei lange fortgesetzten unpassenden Uebungen
hie und da ausnahmsweise, und gewiß auch nur in den
Fällen auftreten, wo eine Anlage zu stärkerer Glieder-
Entwickelung da ist; ohne eine solche Anlage wird nicht
leicht die schöne Hand, der runde Arm und die sanft
geschweifte Schulter, werden nicht leicht die weiblichen
Formen etwas von ihrer organischen Rundung verlieren,
die Schönheitslinie sich nicht verwischen, und die Kraft
sich nicht auf Kosten der Grazie entwickeln.

Maß und Ziel zu halten, die richtige Wahl der
Uebungen zu treffen, Kräfte und Constitution der Schü-
lerinnen zu beachten, Rücksichten des Anstandes, der
Sitte zu beobachten, alles das setzt Kenntniß, Bildung,
Sittlichkeit und manche andere Eigenschaften des Turn-
lehrers voraus, dessen Persönlichkeit fast allein bei der
Frage, ob Mädchen turnen sollen, entscheidet.

Wird nun das Turnen von ärztlicher Seite zur
Ausbildung des Körpers auch für Mädchen ernstlich zu
empfehlen sein, so ist nicht minder hoch dessen Einfluß
auf die psychische Entwickelung anzuschlagen, und verdient
das Turnen auch deswegen als Erziehungsmittel für die
weibliche Jugend empfohlen zu werden.

Die Sphäre des Weibes ist allerdings das Haus;
Anmuth, Duldsamkeit, Sanftmuth, Liebe sind die Ele-
mente, aus denen die Bildung des Mädchens, der Jung-
frau vollendet werden muß; sie sollen weder Athleten,

gen der Hände, Arme, Beine, des Rückens, mit Stehen,
Gehen, Laufen, Ziehen, Bücken, Biegen, die Uebungen
mit dem Stabe, Reifen, den Hanteln, das Klettern an
den Strickleitern, das Schwingen am Barren, an der
Streckſchaukel, ſelbſt mäßige Uebungen im Springen,
wenn es die Höhe von 2—2½ Fuß nicht überſchreitet.

Man hat den Turn-Uebungen der Mädchen den
Vorwurf gemacht, daß ſie die Muskeln zu ſehr ent-
wickeln, und die ſanften weiblichen Umriſſe der Glieder
ſtören; eine ſolche Hypertrophie der Muskeln, und in
deren Folge ein Hervortreten der Apophyſen der Knochen
kann nur bei lange fortgeſetzten unpaſſenden Uebungen
hie und da ausnahmsweiſe, und gewiß auch nur in den
Fällen auftreten, wo eine Anlage zu ſtärkerer Glieder-
Entwickelung da iſt; ohne eine ſolche Anlage wird nicht
leicht die ſchöne Hand, der runde Arm und die ſanft
geſchweifte Schulter, werden nicht leicht die weiblichen
Formen etwas von ihrer organiſchen Rundung verlieren,
die Schönheitslinie ſich nicht verwiſchen, und die Kraft
ſich nicht auf Koſten der Grazie entwickeln.

Maß und Ziel zu halten, die richtige Wahl der
Uebungen zu treffen, Kräfte und Conſtitution der Schü-
lerinnen zu beachten, Rückſichten des Anſtandes, der
Sitte zu beobachten, alles das ſetzt Kenntniß, Bildung,
Sittlichkeit und manche andere Eigenſchaften des Turn-
lehrers voraus, deſſen Perſönlichkeit faſt allein bei der
Frage, ob Mädchen turnen ſollen, entſcheidet.

Wird nun das Turnen von ärztlicher Seite zur
Ausbildung des Körpers auch für Mädchen ernſtlich zu
empfehlen ſein, ſo iſt nicht minder hoch deſſen Einfluß
auf die pſychiſche Entwickelung anzuſchlagen, und verdient
das Turnen auch deswegen als Erziehungsmittel für die
weibliche Jugend empfohlen zu werden.

Die Sphäre des Weibes iſt allerdings das Haus;
Anmuth, Duldſamkeit, Sanftmuth, Liebe ſind die Ele-
mente, aus denen die Bildung des Mädchens, der Jung-
frau vollendet werden muß; ſie ſollen weder Athleten,

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[102/0106] gen der Hände, Arme, Beine, des Rückens, mit Stehen, Gehen, Laufen, Ziehen, Bücken, Biegen, die Uebungen mit dem Stabe, Reifen, den Hanteln, das Klettern an den Strickleitern, das Schwingen am Barren, an der Streckſchaukel, ſelbſt mäßige Uebungen im Springen, wenn es die Höhe von 2—2½ Fuß nicht überſchreitet. Man hat den Turn-Uebungen der Mädchen den Vorwurf gemacht, daß ſie die Muskeln zu ſehr ent- wickeln, und die ſanften weiblichen Umriſſe der Glieder ſtören; eine ſolche Hypertrophie der Muskeln, und in deren Folge ein Hervortreten der Apophyſen der Knochen kann nur bei lange fortgeſetzten unpaſſenden Uebungen hie und da ausnahmsweiſe, und gewiß auch nur in den Fällen auftreten, wo eine Anlage zu ſtärkerer Glieder- Entwickelung da iſt; ohne eine ſolche Anlage wird nicht leicht die ſchöne Hand, der runde Arm und die ſanft geſchweifte Schulter, werden nicht leicht die weiblichen Formen etwas von ihrer organiſchen Rundung verlieren, die Schönheitslinie ſich nicht verwiſchen, und die Kraft ſich nicht auf Koſten der Grazie entwickeln. Maß und Ziel zu halten, die richtige Wahl der Uebungen zu treffen, Kräfte und Conſtitution der Schü- lerinnen zu beachten, Rückſichten des Anſtandes, der Sitte zu beobachten, alles das ſetzt Kenntniß, Bildung, Sittlichkeit und manche andere Eigenſchaften des Turn- lehrers voraus, deſſen Perſönlichkeit faſt allein bei der Frage, ob Mädchen turnen ſollen, entſcheidet. Wird nun das Turnen von ärztlicher Seite zur Ausbildung des Körpers auch für Mädchen ernſtlich zu empfehlen ſein, ſo iſt nicht minder hoch deſſen Einfluß auf die pſychiſche Entwickelung anzuſchlagen, und verdient das Turnen auch deswegen als Erziehungsmittel für die weibliche Jugend empfohlen zu werden. Die Sphäre des Weibes iſt allerdings das Haus; Anmuth, Duldſamkeit, Sanftmuth, Liebe ſind die Ele- mente, aus denen die Bildung des Mädchens, der Jung- frau vollendet werden muß; ſie ſollen weder Athleten,

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/106>, abgerufen am 22.11.2024.