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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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nahm. Jn trefflicher Ansprache bezeichnete er die hohe
Bedeutung des Turnens für Geistes- und Leibeswohl,
für Wehrfähigkeit etc., und trug dadurch wesentlich dazu
mit bei, daß Schüler und Publikum immer mehr für
das Turnen gewonnen wurden. Darauf machte ich die
Schüler mit der Turnordnung und den Turngesetzen
bekannt, und mit dem Liede von Maßmann: "Jch hab
mich ergeben etc." nach der schönen und ergreifenden
Melodie: "Wir hatten gebauet etc." schloß die einfache
aber angemessene Feier. Jetzt konnten die Turnübungen
selbst beginnen, da ich schon einige Wochen vorher die
Vorturner eingeturnt hatte. Alle Schüler zeigten die
regste Theilnahme für die Turnübungen und besonders
machten sich wider mein Erwarten die Schüler der
obern Classen als Vorturner recht brauchbar. -- Von
diesem Tage an wurde sehr fleißig geturnt und der
heitere Herbst gestattete uns bis zum 22. October den
Besuch des Turnplatzes. Die Stimmung des hiesigen
Publikums ist für die Turnübungen sehr günstig, und
dazu trugen auch die Aerzte mit bei, indem diese selbst
schwächlichen Schülern die Theilnahme am Turnen an-
riethen.

Doch jetzt treten wir in den Turnplatz selbst. Jn
der Mitte desselben fällt Jhnen sogleich das Kletter-
gerüst
auf, welches aus zwei starken und zwei schwä-
chern Klettermasten, einem schrägen Klettermast, Quer-
baum, Klettertau, Strickleiter, schräger Leiter etc. besteht.
Links davon sind sechs Recke von verschiedener Größe
eingegraben, sowie rechts davon vier Barren. Statt des
Schwingels ist ein gut gearbeiteter Bock aufgerichtet, der
mit Pauschen versehen werden kann, und sich zu den
hauptfächlichsten Schwingelübungen als recht brauchbar
erwiesen hat. Ein mit Brettern ausgeschlagener Graben
zum Weitschwingen, einige Kreise zum Rundlauf etc.
werden ebenfalls bemerkbar. Die beweglichen Turnge-
räthe, als Springel, Springbretter, Springstangen, Zieh
eile, Reckstangen etc. werden in einem verschlossenen

nahm. Jn trefflicher Anſprache bezeichnete er die hohe
Bedeutung des Turnens für Geiſtes- und Leibeswohl,
für Wehrfähigkeit ꝛc., und trug dadurch weſentlich dazu
mit bei, daß Schüler und Publikum immer mehr für
das Turnen gewonnen wurden. Darauf machte ich die
Schüler mit der Turnordnung und den Turngeſetzen
bekannt, und mit dem Liede von Maßmann: „Jch hab
mich ergeben ꝛc.“ nach der ſchönen und ergreifenden
Melodie: „Wir hatten gebauet ꝛc.“ ſchloß die einfache
aber angemeſſene Feier. Jetzt konnten die Turnübungen
ſelbſt beginnen, da ich ſchon einige Wochen vorher die
Vorturner eingeturnt hatte. Alle Schüler zeigten die
regſte Theilnahme für die Turnübungen und beſonders
machten ſich wider mein Erwarten die Schüler der
obern Claſſen als Vorturner recht brauchbar. — Von
dieſem Tage an wurde ſehr fleißig geturnt und der
heitere Herbſt geſtattete uns bis zum 22. October den
Beſuch des Turnplatzes. Die Stimmung des hieſigen
Publikums iſt für die Turnübungen ſehr günſtig, und
dazu trugen auch die Aerzte mit bei, indem dieſe ſelbſt
ſchwächlichen Schülern die Theilnahme am Turnen an-
riethen.

Doch jetzt treten wir in den Turnplatz ſelbſt. Jn
der Mitte deſſelben fällt Jhnen ſogleich das Kletter-
gerüſt
auf, welches aus zwei ſtarken und zwei ſchwä-
chern Klettermaſten, einem ſchrägen Klettermaſt, Quer-
baum, Klettertau, Strickleiter, ſchräger Leiter ꝛc. beſteht.
Links davon ſind ſechs Recke von verſchiedener Größe
eingegraben, ſowie rechts davon vier Barren. Statt des
Schwingels iſt ein gut gearbeiteter Bock aufgerichtet, der
mit Pauſchen verſehen werden kann, und ſich zu den
hauptfächlichſten Schwingelübungen als recht brauchbar
erwieſen hat. Ein mit Brettern ausgeſchlagener Graben
zum Weitſchwingen, einige Kreiſe zum Rundlauf ꝛc.
werden ebenfalls bemerkbar. Die beweglichen Turnge-
räthe, als Springel, Springbretter, Springſtangen, Zieh
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[113/0117] nahm. Jn trefflicher Anſprache bezeichnete er die hohe Bedeutung des Turnens für Geiſtes- und Leibeswohl, für Wehrfähigkeit ꝛc., und trug dadurch weſentlich dazu mit bei, daß Schüler und Publikum immer mehr für das Turnen gewonnen wurden. Darauf machte ich die Schüler mit der Turnordnung und den Turngeſetzen bekannt, und mit dem Liede von Maßmann: „Jch hab mich ergeben ꝛc.“ nach der ſchönen und ergreifenden Melodie: „Wir hatten gebauet ꝛc.“ ſchloß die einfache aber angemeſſene Feier. Jetzt konnten die Turnübungen ſelbſt beginnen, da ich ſchon einige Wochen vorher die Vorturner eingeturnt hatte. Alle Schüler zeigten die regſte Theilnahme für die Turnübungen und beſonders machten ſich wider mein Erwarten die Schüler der obern Claſſen als Vorturner recht brauchbar. — Von dieſem Tage an wurde ſehr fleißig geturnt und der heitere Herbſt geſtattete uns bis zum 22. October den Beſuch des Turnplatzes. Die Stimmung des hieſigen Publikums iſt für die Turnübungen ſehr günſtig, und dazu trugen auch die Aerzte mit bei, indem dieſe ſelbſt ſchwächlichen Schülern die Theilnahme am Turnen an- riethen. Doch jetzt treten wir in den Turnplatz ſelbſt. Jn der Mitte deſſelben fällt Jhnen ſogleich das Kletter- gerüſt auf, welches aus zwei ſtarken und zwei ſchwä- chern Klettermaſten, einem ſchrägen Klettermaſt, Quer- baum, Klettertau, Strickleiter, ſchräger Leiter ꝛc. beſteht. Links davon ſind ſechs Recke von verſchiedener Größe eingegraben, ſowie rechts davon vier Barren. Statt des Schwingels iſt ein gut gearbeiteter Bock aufgerichtet, der mit Pauſchen verſehen werden kann, und ſich zu den hauptfächlichſten Schwingelübungen als recht brauchbar erwieſen hat. Ein mit Brettern ausgeſchlagener Graben zum Weitſchwingen, einige Kreiſe zum Rundlauf ꝛc. werden ebenfalls bemerkbar. Die beweglichen Turnge- räthe, als Springel, Springbretter, Springſtangen, Zieh eile, Reckſtangen ꝛc. werden in einem verſchloſſenen

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/117>, abgerufen am 22.11.2024.