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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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V.
Turnzeitung.


A.
Turnen zu Land und zu Wasser.

Wie sonst der Kriegseid lautete: "treu zu dienen
zu Lande und zu Wasser," so muß auch ein echter und
rechter Turner schwören: "treu zu turnen zu Lande und
zu Wasser." Es wäre zu wünschen, daß bei jedem
Turnplatz auch ein Schwimmplatz wäre, und zwar aus
zwei Gründen. Erstens wird beim Turnen wie in den
alten Palästren und Rennbahnen der sudor et pulvis
Olympicus
erregt, und da der römische Dichter sagt,
daß Gott den Trocknen alles Harte bescheere (siccis
omnia dura deus proposuit
), so ist es für Reinheit
und Gesundheit zuträglich, nach gehöriger Beruhigung
der Lungen sich in die Wogen zu werfen. Denn der
mit dem Schweiße angetrocknete Staub verstopft die
Poren und hemmt die freie Ausdünstung.

"Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter wie du bist,
Und würdest erst gesund."

Zweitens bringt jede Muskelanstrengung in warmer
und staubiger Luft Ermüdung hervor. Nun gibt es keine
kräftigere Erquickung als das Bad und zumal wenn man

V.
Turnzeitung.


A.
Turnen zu Land und zu Waſſer.

Wie ſonſt der Kriegseid lautete: „treu zu dienen
zu Lande und zu Waſſer,“ ſo muß auch ein echter und
rechter Turner ſchwören: „treu zu turnen zu Lande und
zu Waſſer.“ Es wäre zu wünſchen, daß bei jedem
Turnplatz auch ein Schwimmplatz wäre, und zwar aus
zwei Gründen. Erſtens wird beim Turnen wie in den
alten Paläſtren und Rennbahnen der sudor et pulvis
Olympicus
erregt, und da der römiſche Dichter ſagt,
daß Gott den Trocknen alles Harte beſcheere (siccis
omnia dura deus proposuit
), ſo iſt es für Reinheit
und Geſundheit zuträglich, nach gehöriger Beruhigung
der Lungen ſich in die Wogen zu werfen. Denn der
mit dem Schweiße angetrocknete Staub verſtopft die
Poren und hemmt die freie Ausdünſtung.

„Ach wüßteſt du, wie’s Fiſchlein iſt
So wohlig auf dem Grund,
Du ſtiegſt herunter wie du biſt,
Und würdeſt erſt geſund.“

Zweitens bringt jede Muskelanſtrengung in warmer
und ſtaubiger Luft Ermüdung hervor. Nun gibt es keine
kräftigere Erquickung als das Bad und zumal wenn man

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[62/0066] V. Turnzeitung. A. Turnen zu Land und zu Waſſer. Wie ſonſt der Kriegseid lautete: „treu zu dienen zu Lande und zu Waſſer,“ ſo muß auch ein echter und rechter Turner ſchwören: „treu zu turnen zu Lande und zu Waſſer.“ Es wäre zu wünſchen, daß bei jedem Turnplatz auch ein Schwimmplatz wäre, und zwar aus zwei Gründen. Erſtens wird beim Turnen wie in den alten Paläſtren und Rennbahnen der sudor et pulvis Olympicus erregt, und da der römiſche Dichter ſagt, daß Gott den Trocknen alles Harte beſcheere (siccis omnia dura deus proposuit), ſo iſt es für Reinheit und Geſundheit zuträglich, nach gehöriger Beruhigung der Lungen ſich in die Wogen zu werfen. Denn der mit dem Schweiße angetrocknete Staub verſtopft die Poren und hemmt die freie Ausdünſtung. „Ach wüßteſt du, wie’s Fiſchlein iſt So wohlig auf dem Grund, Du ſtiegſt herunter wie du biſt, Und würdeſt erſt geſund.“ Zweitens bringt jede Muskelanſtrengung in warmer und ſtaubiger Luft Ermüdung hervor. Nun gibt es keine kräftigere Erquickung als das Bad und zumal wenn man

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/66>, abgerufen am 28.11.2024.