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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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über Jahr und Tag dauern kann, und dann auch mich
stützend auf die langjährigen Erfahrungen an meinem
eigenen Körper gemacht. Wenn ich nämlich einige Zeit
nicht geturnt, aber viel am Schreibtisch gesessen habe,
so leide ich an Brustschmerzen. Dann turne ich mich
aus und durch, und ich bin von meinem unbehaglichen
Zustande befreit. Jch bin kein Arzt, glaube aber doch,
daß dieser Zustand nicht gerade von Engbrüstigkeit her-
zukommen braucht, vielmehr örtlich-stockende Säfte, eine
Anhäufung venösen Blutes in den Haargefäßen u. s. w.
hinlänglich ist, um solche Schmerzen zu bereiten. Daß
diese nun schnell verschwinden können, ist leicht einzusehen,
und zwar um so mehr, da ja nach dem Ausspruch der
ersten und größten Kenner des menschlichen Körpers tüch-
tige körperliche Bewegungen schon in 4 Wochen auf die
festesten Knochen einen bemerkbaren Einfluß üben. Wie
vielmehr muß dies nun der Fall sein bei den flüssigen
Theilen? Finden wir uns ja schon von den nachtheiligen
Folgen eines zu anhaltenden Sitzens oft durch einen
einfachen Spaziergang in's Freie erleichtert, nach einer
mehrtägigen Fußreise befreit. Jn wiefern aber körperliche
Uebungen auf die Ausbildung des Rumpfes, des Brust-
kastens wirken, hat Koch in seiner Gymnastik hinlänglich
genug dargethan.

Betrachten wir die drei letzten Beispiele, so drängt
sich uns eine unangenehme Empfindung auf, daß die
Leute keine Ausdauer haben, worüber Dr. Kleeberg in
seinem hübschen Aufsatz (im ersten Hefte) schon klagt.
Man sollte denken, wer die wohlthätigen Folgen der
Turnkunst so augenscheinlich und handgreiflich an sich
selbst erfahren, müsse dem Turnplatz treu bleiben. Doch
das Geld und die Zeit verwendet man zu andern Ge-
nüssen, die aber die Kräfte zerrütten, die Jugend ver-
kürzen, und uns, unempfänglich für höhere und geistige
Genüsse, abstumpfen.

D. H.


über Jahr und Tag dauern kann, und dann auch mich
ſtützend auf die langjährigen Erfahrungen an meinem
eigenen Körper gemacht. Wenn ich nämlich einige Zeit
nicht geturnt, aber viel am Schreibtiſch geſeſſen habe,
ſo leide ich an Bruſtſchmerzen. Dann turne ich mich
aus und durch, und ich bin von meinem unbehaglichen
Zuſtande befreit. Jch bin kein Arzt, glaube aber doch,
daß dieſer Zuſtand nicht gerade von Engbrüſtigkeit her-
zukommen braucht, vielmehr örtlich-ſtockende Säfte, eine
Anhäufung venöſen Blutes in den Haargefäßen u. ſ. w.
hinlänglich iſt, um ſolche Schmerzen zu bereiten. Daß
dieſe nun ſchnell verſchwinden können, iſt leicht einzuſehen,
und zwar um ſo mehr, da ja nach dem Ausſpruch der
erſten und größten Kenner des menſchlichen Körpers tüch-
tige körperliche Bewegungen ſchon in 4 Wochen auf die
feſteſten Knochen einen bemerkbaren Einfluß üben. Wie
vielmehr muß dies nun der Fall ſein bei den flüſſigen
Theilen? Finden wir uns ja ſchon von den nachtheiligen
Folgen eines zu anhaltenden Sitzens oft durch einen
einfachen Spaziergang in’s Freie erleichtert, nach einer
mehrtägigen Fußreiſe befreit. Jn wiefern aber körperliche
Uebungen auf die Ausbildung des Rumpfes, des Bruſt-
kaſtens wirken, hat Koch in ſeiner Gymnaſtik hinlänglich
genug dargethan.

Betrachten wir die drei letzten Beiſpiele, ſo drängt
ſich uns eine unangenehme Empfindung auf, daß die
Leute keine Ausdauer haben, worüber Dr. Kleeberg in
ſeinem hübſchen Aufſatz (im erſten Hefte) ſchon klagt.
Man ſollte denken, wer die wohlthätigen Folgen der
Turnkunſt ſo augenſcheinlich und handgreiflich an ſich
ſelbſt erfahren, müſſe dem Turnplatz treu bleiben. Doch
das Geld und die Zeit verwendet man zu andern Ge-
nüſſen, die aber die Kräfte zerrütten, die Jugend ver-
kürzen, und uns, unempfänglich für höhere und geiſtige
Genüſſe, abſtumpfen.

D. H.


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[77/0081] über Jahr und Tag dauern kann, und dann auch mich ſtützend auf die langjährigen Erfahrungen an meinem eigenen Körper gemacht. Wenn ich nämlich einige Zeit nicht geturnt, aber viel am Schreibtiſch geſeſſen habe, ſo leide ich an Bruſtſchmerzen. Dann turne ich mich aus und durch, und ich bin von meinem unbehaglichen Zuſtande befreit. Jch bin kein Arzt, glaube aber doch, daß dieſer Zuſtand nicht gerade von Engbrüſtigkeit her- zukommen braucht, vielmehr örtlich-ſtockende Säfte, eine Anhäufung venöſen Blutes in den Haargefäßen u. ſ. w. hinlänglich iſt, um ſolche Schmerzen zu bereiten. Daß dieſe nun ſchnell verſchwinden können, iſt leicht einzuſehen, und zwar um ſo mehr, da ja nach dem Ausſpruch der erſten und größten Kenner des menſchlichen Körpers tüch- tige körperliche Bewegungen ſchon in 4 Wochen auf die feſteſten Knochen einen bemerkbaren Einfluß üben. Wie vielmehr muß dies nun der Fall ſein bei den flüſſigen Theilen? Finden wir uns ja ſchon von den nachtheiligen Folgen eines zu anhaltenden Sitzens oft durch einen einfachen Spaziergang in’s Freie erleichtert, nach einer mehrtägigen Fußreiſe befreit. Jn wiefern aber körperliche Uebungen auf die Ausbildung des Rumpfes, des Bruſt- kaſtens wirken, hat Koch in ſeiner Gymnaſtik hinlänglich genug dargethan. Betrachten wir die drei letzten Beiſpiele, ſo drängt ſich uns eine unangenehme Empfindung auf, daß die Leute keine Ausdauer haben, worüber Dr. Kleeberg in ſeinem hübſchen Aufſatz (im erſten Hefte) ſchon klagt. Man ſollte denken, wer die wohlthätigen Folgen der Turnkunſt ſo augenſcheinlich und handgreiflich an ſich ſelbſt erfahren, müſſe dem Turnplatz treu bleiben. Doch das Geld und die Zeit verwendet man zu andern Ge- nüſſen, die aber die Kräfte zerrütten, die Jugend ver- kürzen, und uns, unempfänglich für höhere und geiſtige Genüſſe, abſtumpfen. D. H.

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/81>, abgerufen am 24.11.2024.