Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.und zugänglich, jetzt Gemeingut der Aerzte geworden; Wenn es ferner die tägliche Erfahrung und die und zugänglich, jetzt Gemeingut der Aerzte geworden; Wenn es ferner die tägliche Erfahrung und die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="83"/> und zugänglich, jetzt Gemeingut der Aerzte geworden;<lb/> wenn es nur zu wahr iſt, daß die traurigen Folgen<lb/> der ſtagnirenden Säfte und des Mangels der Blut-<lb/> bildung (Scrofeln, Hämorrhoiden — Hyſterie, Krämpfe<lb/> und Bleichſucht) uns auf jedem Tritt und Schritt be-<lb/> gegnen, dadurch aber die Bildung großer Charaktere<lb/> unendlich erſchwert, ja in vielen Fällen unmöglich ge-<lb/> macht wird, dagegen aber den Leidenſchaften und Lüſten,<lb/> mit einem Wort der Unzufriedenheit Thür und Thor<lb/> geöffnet iſt, — ſo thut es wahrlich Noth, dieſe Ver-<lb/> kümmerungen der menſchlichen Natur, die Leiden der<lb/> Völker zu mildern, und wir müſſen es als eine heilige<lb/> Pflicht der Hirten der Völker anerkennen, und fordern<lb/> es von ihnen, etwas zur Linderung dieſer Leiden, zur<lb/> Beruhigung der Menſchen zu thun. Verſeſſene und<lb/> hypochondriſche Menſchen wie Völker taugen zu nichts,<lb/> weil ſie, ewig unzufrieden mit ſich und ihrer Umgebung,<lb/> aus einem Genuß in den andern ſich ſtürzen, und da-<lb/> durch ihr Uebel nur vermehren ſtatt vermindern, nicht<lb/> lindern und heilen, ſondern ſteigern. Verſeſſene ſind<lb/> ſchlimmer als Beſeſſene.</p><lb/> <p>Wenn es ferner die tägliche Erfahrung und die<lb/> Arzneiwiſſenſchaft lehrt, daß das Weib <hi rendition="#g">ſeine Beſtim-<lb/> mung:</hi> Mutter und Nährerin zu ſein, nicht mehr ſo<lb/> wie früher zu erfüllen vermögend iſt, als auch, wo die<lb/> erſte oder ſelbſt beide Bedingungen noch ſtattfinden, an<lb/> eine vernünftige Erziehung im ſeltenen Fall zu denken<lb/> iſt, ſo muß auch von Seiten des Staates für <hi rendition="#g">die<lb/> weibliche Erziehung</hi> etwas geſchehen. Und wir<lb/> können nicht anders, als jeder Regierung all die furcht-<lb/> baren Folgen, all das Elend und den Jammer, woran<lb/> unſer Geſchlecht in Folge dieſer Verkrüppelungen und<lb/> Verkümmerungen der Erziehung leidet, zur Laſt legen,<lb/> wofür ſie wie für jedes unterlaſſene Gute einſt Rechen-<lb/> ſchaft ablegen muß. Das, was wir verlangen, iſt kein<lb/> zweiſchneidig Schwert, wo man erſt zu überlegen hätte,<lb/><hi rendition="#g">ob der Schaden nicht etwa den Nutzen über-<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0087]
und zugänglich, jetzt Gemeingut der Aerzte geworden;
wenn es nur zu wahr iſt, daß die traurigen Folgen
der ſtagnirenden Säfte und des Mangels der Blut-
bildung (Scrofeln, Hämorrhoiden — Hyſterie, Krämpfe
und Bleichſucht) uns auf jedem Tritt und Schritt be-
gegnen, dadurch aber die Bildung großer Charaktere
unendlich erſchwert, ja in vielen Fällen unmöglich ge-
macht wird, dagegen aber den Leidenſchaften und Lüſten,
mit einem Wort der Unzufriedenheit Thür und Thor
geöffnet iſt, — ſo thut es wahrlich Noth, dieſe Ver-
kümmerungen der menſchlichen Natur, die Leiden der
Völker zu mildern, und wir müſſen es als eine heilige
Pflicht der Hirten der Völker anerkennen, und fordern
es von ihnen, etwas zur Linderung dieſer Leiden, zur
Beruhigung der Menſchen zu thun. Verſeſſene und
hypochondriſche Menſchen wie Völker taugen zu nichts,
weil ſie, ewig unzufrieden mit ſich und ihrer Umgebung,
aus einem Genuß in den andern ſich ſtürzen, und da-
durch ihr Uebel nur vermehren ſtatt vermindern, nicht
lindern und heilen, ſondern ſteigern. Verſeſſene ſind
ſchlimmer als Beſeſſene.
Wenn es ferner die tägliche Erfahrung und die
Arzneiwiſſenſchaft lehrt, daß das Weib ſeine Beſtim-
mung: Mutter und Nährerin zu ſein, nicht mehr ſo
wie früher zu erfüllen vermögend iſt, als auch, wo die
erſte oder ſelbſt beide Bedingungen noch ſtattfinden, an
eine vernünftige Erziehung im ſeltenen Fall zu denken
iſt, ſo muß auch von Seiten des Staates für die
weibliche Erziehung etwas geſchehen. Und wir
können nicht anders, als jeder Regierung all die furcht-
baren Folgen, all das Elend und den Jammer, woran
unſer Geſchlecht in Folge dieſer Verkrüppelungen und
Verkümmerungen der Erziehung leidet, zur Laſt legen,
wofür ſie wie für jedes unterlaſſene Gute einſt Rechen-
ſchaft ablegen muß. Das, was wir verlangen, iſt kein
zweiſchneidig Schwert, wo man erſt zu überlegen hätte,
ob der Schaden nicht etwa den Nutzen über-
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