Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


Haferstroh. Setzen sie solchen doch einmahl
auf, so bündig und hinlänglich als es immer mög-
lich ist. Jch habe die Zeit nicht.
Jungesblut. Jch habe nicht viele Bücher,
und getraue mir nicht, ihn so vollkommen zu ma-
chen: wollen der Herr Amtmann nicht selbst - -
Haferstroh. Jch will ihnen meinen neuen
Hermann* senden, sie finden nochwohl etwas
darin, aber er muß ihn nicht rein ausschreiben.
Mosern** will ich selbst nachlesen.
Jungesblut. Jch habe neulich Hertels poli-
tische Schnupftobacks-Dose und Thee-Tasse er-
handelt: solte ich wohl darin etwas finden?
Haferstroh. Er wird schon sehen wie er zu
rechte komme.
(gehet ab)
Jungesblut. (für sich alleine) Das ist mir
auch eine gar verdriesliche Arbeit: doch ich muß
sie wohl übernehmen, so ich dem Schmause, bei
angenehmen Blicken, beiwohnen will: so hat
man auch ia einander nöthig. Aber warum soll
ich denn eben, eine so verworrene Sache, über-
nehmen: hat der Amtmann sie eingefedelt mag er
sie auch selbst führen? doch ich will es thun: da
finde ich eben ein schönes Consilium. Nun will
ich
* Die Deutlichkeit und Sprache dieses fruchtbaren
Schriftstellers kommt denen sonderlich zu statten,
denen das Lateinische entwischet ist, oder unvermögend
sind eine Sache selbst zu entwerffen.
** Jst ein Rechtsgelehrter vor der Stange, und die Weit-
läuftigkeit seiner Geschicklichkeit, erstrecket sich auch
auf Dinge, die ihn nicht angehen, davon er, ohne |sie
einzusehen, gründlich schreibet.
B 3


Haferſtroh. Setzen ſie ſolchen doch einmahl
auf, ſo buͤndig und hinlaͤnglich als es immer moͤg-
lich iſt. Jch habe die Zeit nicht.
Jungesblut. Jch habe nicht viele Buͤcher,
und getraue mir nicht, ihn ſo vollkommen zu ma-
chen: wollen der Herr Amtmann nicht ſelbſt ‒ ‒
Haferſtroh. Jch will ihnen meinen neuen
Hermann* ſenden, ſie finden nochwohl etwas
darin, aber er muß ihn nicht rein ausſchreiben.
Moſern** will ich ſelbſt nachleſen.
Jungesblut. Jch habe neulich Hertels poli-
tiſche Schnupftobacks-Doſe und Thee-Taſſe er-
handelt: ſolte ich wohl darin etwas finden?
Haferſtroh. Er wird ſchon ſehen wie er zu
rechte komme.
(gehet ab)
Jungesblut. (fuͤr ſich alleine) Das iſt mir
auch eine gar verdriesliche Arbeit: doch ich muß
ſie wohl uͤbernehmen, ſo ich dem Schmauſe, bei
angenehmen Blicken, beiwohnen will: ſo hat
man auch ia einander noͤthig. Aber warum ſoll
ich denn eben, eine ſo verworrene Sache, uͤber-
nehmen: hat der Amtmann ſie eingefedelt mag er
ſie auch ſelbſt fuͤhren? doch ich will es thun: da
finde ich eben ein ſchoͤnes Conſilium. Nun will
ich
* Die Deutlichkeit und Sprache dieſes fruchtbaren
Schriftſtellers kommt denen ſonderlich zu ſtatten,
denen das Lateiniſche entwiſchet iſt, oder unvermoͤgend
ſind eine Sache ſelbſt zu entwerffen.
** Jſt ein Rechtsgelehrter vor der Stange, und die Weit-
laͤuftigkeit ſeiner Geſchicklichkeit, erſtrecket ſich auch
auf Dinge, die ihn nicht angehen, davon er, ohne |ſie
einzuſehen, gruͤndlich ſchreibet.
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0025" n="21"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#HAF">
            <speaker>Hafer&#x017F;troh.</speaker>
            <p>Setzen &#x017F;ie &#x017F;olchen doch einmahl<lb/>
auf, &#x017F;o bu&#x0364;ndig und hinla&#x0364;nglich als es immer mo&#x0364;g-<lb/>
lich i&#x017F;t. Jch habe die Zeit nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUN">
            <speaker>Jungesblut.</speaker>
            <p>Jch habe nicht viele Bu&#x0364;cher,<lb/>
und getraue mir nicht, ihn &#x017F;o vollkommen zu ma-<lb/>
chen: wollen der Herr Amtmann nicht &#x017F;elb&#x017F;t &#x2012; &#x2012;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAF">
            <speaker>Hafer&#x017F;troh.</speaker>
            <p>Jch will ihnen meinen neuen<lb/>
Hermann<note place="foot" n="*">Die Deutlichkeit und Sprache die&#x017F;es fruchtbaren<lb/>
Schrift&#x017F;tellers kommt denen &#x017F;onderlich zu &#x017F;tatten,<lb/>
denen das Lateini&#x017F;che entwi&#x017F;chet i&#x017F;t, oder unvermo&#x0364;gend<lb/>
&#x017F;ind eine Sache &#x017F;elb&#x017F;t zu entwerffen.</note> &#x017F;enden, &#x017F;ie finden nochwohl etwas<lb/>
darin, aber er muß ihn nicht rein aus&#x017F;chreiben.<lb/>
Mo&#x017F;ern<note place="foot" n="**">J&#x017F;t ein Rechtsgelehrter vor der Stange, und die Weit-<lb/>
la&#x0364;uftigkeit &#x017F;einer Ge&#x017F;chicklichkeit, er&#x017F;trecket &#x017F;ich auch<lb/>
auf Dinge, die ihn nicht angehen, davon er, ohne |&#x017F;ie<lb/>
einzu&#x017F;ehen, gru&#x0364;ndlich &#x017F;chreibet.</note> will ich &#x017F;elb&#x017F;t nachle&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUN">
            <speaker>Jungesblut.</speaker>
            <p>Jch habe neulich Hertels poli-<lb/>
ti&#x017F;che Schnupftobacks-Do&#x017F;e und Thee-Ta&#x017F;&#x017F;e er-<lb/>
handelt: &#x017F;olte ich wohl darin etwas finden?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAF">
            <speaker>Hafer&#x017F;troh.</speaker>
            <p>Er wird &#x017F;chon &#x017F;ehen wie er zu<lb/>
rechte komme.</p>
            <stage> <hi rendition="#fr">(gehet ab)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUN">
            <speaker>Jungesblut.</speaker>
            <stage> <hi rendition="#fr">(fu&#x0364;r &#x017F;ich alleine)</hi> </stage>
            <p>Das i&#x017F;t mir<lb/>
auch eine gar verdriesliche Arbeit: doch ich muß<lb/>
&#x017F;ie wohl u&#x0364;bernehmen, &#x017F;o ich dem Schmau&#x017F;e, bei<lb/>
angenehmen Blicken, beiwohnen will: &#x017F;o hat<lb/>
man auch ia einander no&#x0364;thig. Aber warum &#x017F;oll<lb/>
ich denn eben, eine &#x017F;o verworrene Sache, u&#x0364;ber-<lb/>
nehmen: hat der Amtmann &#x017F;ie eingefedelt mag er<lb/>
&#x017F;ie auch &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;hren? doch ich will es thun: da<lb/>
finde ich eben ein &#x017F;cho&#x0364;nes <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ilium.</hi> Nun will<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0025] Haferſtroh. Setzen ſie ſolchen doch einmahl auf, ſo buͤndig und hinlaͤnglich als es immer moͤg- lich iſt. Jch habe die Zeit nicht. Jungesblut. Jch habe nicht viele Buͤcher, und getraue mir nicht, ihn ſo vollkommen zu ma- chen: wollen der Herr Amtmann nicht ſelbſt ‒ ‒ Haferſtroh. Jch will ihnen meinen neuen Hermann * ſenden, ſie finden nochwohl etwas darin, aber er muß ihn nicht rein ausſchreiben. Moſern ** will ich ſelbſt nachleſen. Jungesblut. Jch habe neulich Hertels poli- tiſche Schnupftobacks-Doſe und Thee-Taſſe er- handelt: ſolte ich wohl darin etwas finden? Haferſtroh. Er wird ſchon ſehen wie er zu rechte komme. (gehet ab) Jungesblut. (fuͤr ſich alleine) Das iſt mir auch eine gar verdriesliche Arbeit: doch ich muß ſie wohl uͤbernehmen, ſo ich dem Schmauſe, bei angenehmen Blicken, beiwohnen will: ſo hat man auch ia einander noͤthig. Aber warum ſoll ich denn eben, eine ſo verworrene Sache, uͤber- nehmen: hat der Amtmann ſie eingefedelt mag er ſie auch ſelbſt fuͤhren? doch ich will es thun: da finde ich eben ein ſchoͤnes Conſilium. Nun will ich * Die Deutlichkeit und Sprache dieſes fruchtbaren Schriftſtellers kommt denen ſonderlich zu ſtatten, denen das Lateiniſche entwiſchet iſt, oder unvermoͤgend ſind eine Sache ſelbſt zu entwerffen. ** Jſt ein Rechtsgelehrter vor der Stange, und die Weit- laͤuftigkeit ſeiner Geſchicklichkeit, erſtrecket ſich auch auf Dinge, die ihn nicht angehen, davon er, ohne |ſie einzuſehen, gruͤndlich ſchreibet. B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/25
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/25>, abgerufen am 21.11.2024.