[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744. v. Kohlstengel. Ach das Mittel machet sich selbst kräftig: und da mir eine genauere Untersu- chung der menschlichen Natur, und der sorgfälti- ge Unterricht meiner ehemaligen getreuen Franzö- sinnen, solches haben gebrauchen und kennen leh- ren; zweifele ich gar nicht, es würde auch hier die gewünschte Würkung thun. Duldeviel. Jch verspreche es ihnen zu glauben, versuchen aber werde ich es nie. Meine Krankheit ist nicht erheblich, und meine Natur kann solche fremde und unbekante Mittel nicht ver- tragen. v. Kohlstengel. Ha ha, Frau Amtmannin (küsset ihr die Hand und will sie umarmen.) Duldeviel. Mein Herr von Kohlstengel, ver- schonen sie mich mit solchen Zumuthungen: sie stehen uns beiden nicht an. Jch hätte es nicht ge- glaubet, daß sie so verliebt thun könten: in einer ordentlichen Ehe haben sie solches nicht gelernet. Doch es ist wahr, sie haben zuvor der Treue ihrer fleissigen Lehrerinnen rühmlichst gedacht, und die Natur thut auch vieles. v. Kohlstengel. Dies bin ich so gewohnet bei allem artigen Frauenzimmer, und ich kan galant mit ihnen umgehen und thun, ohne einmahl an mei- ne Ahnen dabei zurücke zu gedenken. Erlauben sie mir demnach, ihr Mann - - - Duldeviel. Sie haben es weit gebracht sich her- unter zu lassen: bedenken sie aber dabei, was sie ih- rem Stande vergeben, dem es denn ia gar nicht anstän-
v. Kohlſtengel. Ach das Mittel machet ſich ſelbſt kraͤftig: und da mir eine genauere Unterſu- chung der menſchlichen Natur, und der ſorgfaͤlti- ge Unterricht meiner ehemaligen getreuen Franzoͤ- ſinnen, ſolches haben gebrauchen und kennen leh- ren; zweifele ich gar nicht, es wuͤrde auch hier die gewuͤnſchte Wuͤrkung thun. Duldeviel. Jch verſpreche es ihnen zu glauben, verſuchen aber werde ich es nie. Meine Krankheit iſt nicht erheblich, und meine Natur kann ſolche fremde und unbekante Mittel nicht ver- tragen. v. Kohlſtengel. Ha ha, Frau Amtmannin (kuͤſſet ihr die Hand und will ſie umarmen.) Duldeviel. Mein Herr von Kohlſtengel, ver- ſchonen ſie mich mit ſolchen Zumuthungen: ſie ſtehen uns beiden nicht an. Jch haͤtte es nicht ge- glaubet, daß ſie ſo verliebt thun koͤnten: in einer ordentlichen Ehe haben ſie ſolches nicht gelernet. Doch es iſt wahr, ſie haben zuvor der Treue ihrer fleiſſigen Lehrerinnen ruͤhmlichſt gedacht, und die Natur thut auch vieles. v. Kohlſtengel. Dies bin ich ſo gewohnet bei allem artigen Frauenzimmer, und ich kan galant mit ihnen umgehen und thun, ohne einmahl an mei- ne Ahnen dabei zuruͤcke zu gedenken. Erlauben ſie mir demnach, ihr Mann ‒ ‒ ‒ Duldeviel. Sie haben es weit gebracht ſich her- unter zu laſſen: bedenken ſie aber dabei, was ſie ih- rem Stande vergeben, dem es denn ia gar nicht anſtaͤn-
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v. Kohlſtengel. Ach das Mittel machet ſich
ſelbſt kraͤftig: und da mir eine genauere Unterſu-
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ge Unterricht meiner ehemaligen getreuen Franzoͤ-
ſinnen, ſolches haben gebrauchen und kennen leh-
ren; zweifele ich gar nicht, es wuͤrde auch hier die
gewuͤnſchte Wuͤrkung thun.
Duldeviel. Jch verſpreche es ihnen zu glauben,
verſuchen aber werde ich es nie. Meine Krankheit
iſt nicht erheblich, und meine Natur kann
ſolche fremde und unbekante Mittel nicht ver-
tragen.
v. Kohlſtengel. Ha ha, Frau Amtmannin (kuͤſſet
ihr die Hand und will ſie umarmen.)
Duldeviel. Mein Herr von Kohlſtengel, ver-
ſchonen ſie mich mit ſolchen Zumuthungen: ſie
ſtehen uns beiden nicht an. Jch haͤtte es nicht ge-
glaubet, daß ſie ſo verliebt thun koͤnten: in einer
ordentlichen Ehe haben ſie ſolches nicht gelernet.
Doch es iſt wahr, ſie haben zuvor der Treue ihrer
fleiſſigen Lehrerinnen ruͤhmlichſt gedacht, und die
Natur thut auch vieles.
v. Kohlſtengel. Dies bin ich ſo gewohnet bei
allem artigen Frauenzimmer, und ich kan galant
mit ihnen umgehen und thun, ohne einmahl an mei-
ne Ahnen dabei zuruͤcke zu gedenken. Erlauben ſie
mir demnach, ihr Mann ‒ ‒ ‒
Duldeviel. Sie haben es weit gebracht ſich her-
unter zu laſſen: bedenken ſie aber dabei, was ſie ih-
rem Stande vergeben, dem es denn ia gar nicht
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