[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.Bin ich aber zu Hause, so habe ich genug zu näen, zu spinnen und zu kochen. Tugendhold. Die Verwaltung des Haus- standes bleibet freilich die Hauptpflicht und Be- schäftigung unseres Geschlechtes: solche zu ver- säumen, oder auch nur nachlässig zu beobachten, ist demselben allemal eine grössere Unehre, als alle Scharfsinnigkeit und Gelehrsamkeit ersetzen kann. Ein gelehrtes Frauenzimmer pfleget nicht selten eine ganz ungeschickte Haushälterin zu seyn, und ihrem Manne schlechte Rechnung zu halten. Dies aber rühret nur von einem Mißbrauch her, und höret auf so bald derselbe vermieden wird. Wischwasch. Jch habe aber keine Geduld dazu, und kann auch nicht alles begreiffen, ohne gar beschwerlichem Kopfbrechen. Schon vor einigen Jahren bekam ich einmal ein Buch in Händen, welches, meinem Bedünken nach, der Stundenrufer * zu Ternale, hieß. Jch hätte auch den Gesang desselben kaum verstanden, wo mein seliger Mann mir solchen nicht ausgeleget hätte. Duldeviel. Die Anmerkungen, so man darin findet, sind ihrer Kleinigkeit halber ganz artig und lächerlich genug, und zeigen die Thorheit dererienigen deutlich an, die ein elendes Geschmier mit * Dieser Stundenrufer kam 1739. in Octav heraus.
Es finden sich aber viele Dinge darin, die man nicht einsehen kann, ohne die Geschichte zu wissen, wohin sie zielen. Bin ich aber zu Hauſe, ſo habe ich genug zu naͤen, zu ſpinnen und zu kochen. Tugendhold. Die Verwaltung des Haus- ſtandes bleibet freilich die Hauptpflicht und Be- ſchaͤftigung unſeres Geſchlechtes: ſolche zu ver- ſaͤumen, oder auch nur nachlaͤſſig zu beobachten, iſt demſelben allemal eine groͤſſere Unehre, als alle Scharfſinnigkeit und Gelehrſamkeit erſetzen kann. Ein gelehrtes Frauenzimmer pfleget nicht ſelten eine ganz ungeſchickte Haushaͤlterin zu ſeyn, und ihrem Manne ſchlechte Rechnung zu halten. Dies aber ruͤhret nur von einem Mißbrauch her, und hoͤret auf ſo bald derſelbe vermieden wird. Wiſchwaſch. Jch habe aber keine Geduld dazu, und kann auch nicht alles begreiffen, ohne gar beſchwerlichem Kopfbrechen. Schon vor einigen Jahren bekam ich einmal ein Buch in Haͤnden, welches, meinem Beduͤnken nach, der Stundenrufer * zu Ternale, hieß. Jch haͤtte auch den Geſang deſſelben kaum verſtanden, wo mein ſeliger Mann mir ſolchen nicht ausgeleget haͤtte. Duldeviel. Die Anmerkungen, ſo man darin findet, ſind ihrer Kleinigkeit halber ganz artig und laͤcherlich genug, und zeigen die Thorheit dererienigen deutlich an, die ein elendes Geſchmier mit * Dieſer Stundenrufer kam 1739. in Octav heraus.
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Bin ich aber zu Hauſe, ſo habe ich genug zu naͤen,
zu ſpinnen und zu kochen.
Tugendhold. Die Verwaltung des Haus-
ſtandes bleibet freilich die Hauptpflicht und Be-
ſchaͤftigung unſeres Geſchlechtes: ſolche zu ver-
ſaͤumen, oder auch nur nachlaͤſſig zu beobachten,
iſt demſelben allemal eine groͤſſere Unehre, als alle
Scharfſinnigkeit und Gelehrſamkeit erſetzen kann.
Ein gelehrtes Frauenzimmer pfleget nicht ſelten
eine ganz ungeſchickte Haushaͤlterin zu ſeyn, und
ihrem Manne ſchlechte Rechnung zu halten. Dies
aber ruͤhret nur von einem Mißbrauch her, und
hoͤret auf ſo bald derſelbe vermieden wird.
Wiſchwaſch. Jch habe aber keine Geduld
dazu, und kann auch nicht alles begreiffen,
ohne gar beſchwerlichem Kopfbrechen. Schon
vor einigen Jahren bekam ich einmal ein Buch in
Haͤnden, welches, meinem Beduͤnken nach, der
Stundenrufer * zu Ternale, hieß. Jch haͤtte
auch den Geſang deſſelben kaum verſtanden, wo
mein ſeliger Mann mir ſolchen nicht ausgeleget
haͤtte.
Duldeviel. Die Anmerkungen, ſo man darin
findet, ſind ihrer Kleinigkeit halber ganz artig
und laͤcherlich genug, und zeigen die Thorheit
dererienigen deutlich an, die ein elendes Geſchmier
mit
* Dieſer Stundenrufer kam 1739. in Octav heraus.
Es finden ſich aber viele Dinge darin, die man nicht
einſehen kann, ohne die Geſchichte zu wiſſen, wohin
ſie zielen.
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