[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.Und stehet es nicht ofte in einem Hause weit besser zu, wo eine vernünftige und wach- same Frau das Wort führet, als wo ein unge- schickter und verschwenderischer Mann herrschet. v. Kohlstengel. Mit ihnen beiden komme ich nimmer aus, sie ziehen an einem Seile: ich will schon in meinem Hause Herr bleiben. Herr Pastor, hören sie nicht, was ihre Frau saget, wol- len sie nicht meiner und aller Männer Sache beitreten? Treulieb. Bishero sehe ich nicht, warum ich mich in ihre Rede mit einmischen solte, das Frau- enzimmer hat Fähigkeiten genug sich zu verant- worten, so finde ich auch nicht, worin man eben zuweit solte gegangen seyn. Eine vernünftige Frau weiß allemal wie weit sie gehen soll, und bescheidet sich ihrer Unterwürffigkeit, da, wo es die Ehre und das Ansehen ihres Mannes erhei- schet: so wie dieser allemal, denen Vorschlägen und Meinungen iener Gehör giebt, so sie gegrün- det sind, und entweder Vortheile oder Verbesse- rungen der Haushaltung angeben. Jungesblut. Es ist gar zu gefährlich, diesem Geschlechte so vieles einzuräumen, in unsern Rech- ten finden wir keinen Grund dazu. So bald man nur von seinen Gerechtsamen etwas vergeben hat, pfleget man solches gemeiniglich sehr weit zu ziehen. Treulieb. Was ihre Rechte anbetrift, so fin- den wir darinnen wohl mehrere Dinge, sonderlich in dieser Sache, die nicht allemal aus dem allge- meinen
Und ſtehet es nicht ofte in einem Hauſe weit beſſer zu, wo eine vernuͤnftige und wach- ſame Frau das Wort fuͤhret, als wo ein unge- ſchickter und verſchwenderiſcher Mann herrſchet. v. Kohlſtengel. Mit ihnen beiden komme ich nimmer aus, ſie ziehen an einem Seile: ich will ſchon in meinem Hauſe Herr bleiben. Herr Paſtor, hoͤren ſie nicht, was ihre Frau ſaget, wol- len ſie nicht meiner und aller Maͤnner Sache beitreten? Treulieb. Bishero ſehe ich nicht, warum ich mich in ihre Rede mit einmiſchen ſolte, das Frau- enzimmer hat Faͤhigkeiten genug ſich zu verant- worten, ſo finde ich auch nicht, worin man eben zuweit ſolte gegangen ſeyn. Eine vernuͤnftige Frau weiß allemal wie weit ſie gehen ſoll, und beſcheidet ſich ihrer Unterwuͤrffigkeit, da, wo es die Ehre und das Anſehen ihres Mannes erhei- ſchet: ſo wie dieſer allemal, denen Vorſchlaͤgen und Meinungen iener Gehoͤr giebt, ſo ſie gegruͤn- det ſind, und entweder Vortheile oder Verbeſſe- rungen der Haushaltung angeben. Jungesblut. Es iſt gar zu gefaͤhrlich, dieſem Geſchlechte ſo vieles einzuraͤumen, in unſern Rech- ten finden wir keinen Grund dazu. So bald man nur von ſeinen Gerechtſamen etwas vergeben hat, pfleget man ſolches gemeiniglich ſehr weit zu ziehen. Treulieb. Was ihre Rechte anbetrift, ſo fin- den wir darinnen wohl mehrere Dinge, ſonderlich in dieſer Sache, die nicht allemal aus dem allge- meinen
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Und ſtehet es nicht ofte in einem Hauſe weit
beſſer zu, wo eine vernuͤnftige und wach-
ſame Frau das Wort fuͤhret, als wo ein unge-
ſchickter und verſchwenderiſcher Mann herrſchet.
v. Kohlſtengel. Mit ihnen beiden komme ich
nimmer aus, ſie ziehen an einem Seile: ich will
ſchon in meinem Hauſe Herr bleiben. Herr
Paſtor, hoͤren ſie nicht, was ihre Frau ſaget, wol-
len ſie nicht meiner und aller Maͤnner Sache
beitreten?
Treulieb. Bishero ſehe ich nicht, warum ich
mich in ihre Rede mit einmiſchen ſolte, das Frau-
enzimmer hat Faͤhigkeiten genug ſich zu verant-
worten, ſo finde ich auch nicht, worin man eben
zuweit ſolte gegangen ſeyn. Eine vernuͤnftige
Frau weiß allemal wie weit ſie gehen ſoll, und
beſcheidet ſich ihrer Unterwuͤrffigkeit, da, wo es
die Ehre und das Anſehen ihres Mannes erhei-
ſchet: ſo wie dieſer allemal, denen Vorſchlaͤgen
und Meinungen iener Gehoͤr giebt, ſo ſie gegruͤn-
det ſind, und entweder Vortheile oder Verbeſſe-
rungen der Haushaltung angeben.
Jungesblut. Es iſt gar zu gefaͤhrlich, dieſem
Geſchlechte ſo vieles einzuraͤumen, in unſern Rech-
ten finden wir keinen Grund dazu. So bald man
nur von ſeinen Gerechtſamen etwas vergeben
hat, pfleget man ſolches gemeiniglich ſehr weit zu
ziehen.
Treulieb. Was ihre Rechte anbetrift, ſo fin-
den wir darinnen wohl mehrere Dinge, ſonderlich
in dieſer Sache, die nicht allemal aus dem allge-
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