[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.nachzukommen. Dinge demnach, die aus einem sträflichen Ehr- oder Geldgeitz entspringen, müs- sen nothwendig irrige Regeln unsern Handlungen fürschreiben. Finden sich aber nicht viele Anord- nungen in unserem römischen und weltlichen Ge- setze, die solches gar zu kentlich verrathen. Doch wir kommen von unserm Zweck, und vertieffen uns in Dinge, so in der Historie der Rechtsge- lahrheit müssen erörtert werden. Jn einer eheli- chen Gesellschaft sind die allgemeinen Regeln nie- mals hinlänglich. Ein Vernünftiger, vielmehr ein Christ und Nachfolger JEsu, setzet ihm frei- lich das natürliche und geoffenbarte Gesetz zum Grunde seiner Handlungen: und aus demselben urtheilet er in besonderen und unerörterten Fällen. Wir wollen davon ein Exempel angeben: Das achte Gebot verbietet alle Arten der Kränkung und Beleidigung der Ehre und des guten Namens un- serer Brüder. Das allgemeine Gesetz der Na- tur stehet hiebei schon voraus: mache dich glück- lich; folglich beleidige niemanden; folglich ur- theile nicht so von einem andern, daß er dadurch könne beleidiget werden. Jch urtheile aus so rich- tigen Sätzen weiter: rede dahero niemals wieder die Wahrheit zum Nachtheil deines Mitbruders; vergrössere nicht das Fehlerhafte seiner Handlun- gen; verkleinere nicht das Richtige derselben. Glei- che Schlüsse müssen aus dem sechsten Gebote ge- zogen werden, als in welchem die Pflichten der al- lergenauesten und innigsten Gesellschaft der Ehe enthalten find. Soll und will ich mich darin glück-
nachzukommen. Dinge demnach, die aus einem ſtraͤflichen Ehr- oder Geldgeitz entſpringen, muͤſ- ſen nothwendig irrige Regeln unſern Handlungen fuͤrſchreiben. Finden ſich aber nicht viele Anord- nungen in unſerem roͤmiſchen und weltlichen Ge- ſetze, die ſolches gar zu kentlich verrathen. Doch wir kommen von unſerm Zweck, und vertieffen uns in Dinge, ſo in der Hiſtorie der Rechtsge- lahrheit muͤſſen eroͤrtert werden. Jn einer eheli- chen Geſellſchaft ſind die allgemeinen Regeln nie- mals hinlaͤnglich. Ein Vernuͤnftiger, vielmehr ein Chriſt und Nachfolger JEſu, ſetzet ihm frei- lich das natuͤrliche und geoffenbarte Geſetz zum Grunde ſeiner Handlungen: und aus demſelben urtheilet er in beſonderen und uneroͤrterten Faͤllen. Wir wollen davon ein Exempel angeben: Das achte Gebot verbietet alle Arten der Kraͤnkung und Beleidigung der Ehre und des guten Namens un- ſerer Bruͤder. Das allgemeine Geſetz der Na- tur ſtehet hiebei ſchon voraus: mache dich gluͤck- lich; folglich beleidige niemanden; folglich ur- theile nicht ſo von einem andern, daß er dadurch koͤnne beleidiget werden. Jch urtheile aus ſo rich- tigen Saͤtzen weiter: rede dahero niemals wieder die Wahrheit zum Nachtheil deines Mitbruders; vergroͤſſere nicht das Fehlerhafte ſeiner Handlun- gen; verkleinere nicht das Richtige derſelben. Glei- che Schluͤſſe muͤſſen aus dem ſechſten Gebote ge- zogen werden, als in welchem die Pflichten der al- lergenaueſten und innigſten Geſellſchaft der Ehe enthalten find. Soll und will ich mich darin gluͤck-
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nachzukommen. Dinge demnach, die aus einem
ſtraͤflichen Ehr- oder Geldgeitz entſpringen, muͤſ-
ſen nothwendig irrige Regeln unſern Handlungen
fuͤrſchreiben. Finden ſich aber nicht viele Anord-
nungen in unſerem roͤmiſchen und weltlichen Ge-
ſetze, die ſolches gar zu kentlich verrathen. Doch
wir kommen von unſerm Zweck, und vertieffen
uns in Dinge, ſo in der Hiſtorie der Rechtsge-
lahrheit muͤſſen eroͤrtert werden. Jn einer eheli-
chen Geſellſchaft ſind die allgemeinen Regeln nie-
mals hinlaͤnglich. Ein Vernuͤnftiger, vielmehr
ein Chriſt und Nachfolger JEſu, ſetzet ihm frei-
lich das natuͤrliche und geoffenbarte Geſetz zum
Grunde ſeiner Handlungen: und aus demſelben
urtheilet er in beſonderen und uneroͤrterten Faͤllen.
Wir wollen davon ein Exempel angeben: Das
achte Gebot verbietet alle Arten der Kraͤnkung und
Beleidigung der Ehre und des guten Namens un-
ſerer Bruͤder. Das allgemeine Geſetz der Na-
tur ſtehet hiebei ſchon voraus: mache dich gluͤck-
lich; folglich beleidige niemanden; folglich ur-
theile nicht ſo von einem andern, daß er dadurch
koͤnne beleidiget werden. Jch urtheile aus ſo rich-
tigen Saͤtzen weiter: rede dahero niemals wieder
die Wahrheit zum Nachtheil deines Mitbruders;
vergroͤſſere nicht das Fehlerhafte ſeiner Handlun-
gen; verkleinere nicht das Richtige derſelben. Glei-
che Schluͤſſe muͤſſen aus dem ſechſten Gebote ge-
zogen werden, als in welchem die Pflichten der al-
lergenaueſten und innigſten Geſellſchaft der Ehe
enthalten find. Soll und will ich mich darin
gluͤck-
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