Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


Mich wird also niemand leichte überreden, daß
dieser oder iener Prinz dazu gehöre. Es ist listig
genug sich damit ein Ansehen zu machen, und an-
dere zu fangen.
Treulieb. Es ist mir auch allemal bedenklich
vorgekommen, und wenn man die Herren fräget,
ob dieser oder iener Prinz zu ihrer Zahl gehöre,
so wollen sie solche niemals namhaft machen.
Wie gerne sie solches thun worden, wo sie es
mit Grunde behaupten könnten oder dürften, sie-
het man daraus, wenn kaum ein bekanter und
in Ansehen gestandener Gelehrter stirbet, von
dem sie nicht auf eine feine Art ausbreiten, er sey
ein Freymaurer gewesen.
Rechtswalt. Wer weiß eben ob ihre Ver-
fassung es erlaubet frei zu gestehen, dieser oder ie-
ner Prinz oder ein anderer gehöre mit dazu. Jhr
Name ist annoch gar zu fremde und verhasset,
wie kann derselbe angenehmer und leidlicher ge-
macht werden, als wenn man solche Mitglieder
bekant machet, die in ihrem Leben ihrer Tugenden
und Vortreflichkeit wegen sind geehret worden.
Husa. Gewiß, Herr Advocat, er ist einer da-
von, oder wenigstens hat ers übernommen sie zu
vertheidigen, es wird ein stattliches Einkommen
damit verbunden seyn.
Friedenlieb. Man behauptet es zwar, es
komme in ihrer Versammlung nichts wider den
Gehorsam und die Ehrerbietung, so man der
Obrigkeit schuldig ist, vor: und dies traue ich ih-
rer Vernunft leichte zu. Man saget aber auch,
nichts


Mich wird alſo niemand leichte uͤberreden, daß
dieſer oder iener Prinz dazu gehoͤre. Es iſt liſtig
genug ſich damit ein Anſehen zu machen, und an-
dere zu fangen.
Treulieb. Es iſt mir auch allemal bedenklich
vorgekommen, und wenn man die Herren fraͤget,
ob dieſer oder iener Prinz zu ihrer Zahl gehoͤre,
ſo wollen ſie ſolche niemals namhaft machen.
Wie gerne ſie ſolches thun worden, wo ſie es
mit Grunde behaupten koͤnnten oder duͤrften, ſie-
het man daraus, wenn kaum ein bekanter und
in Anſehen geſtandener Gelehrter ſtirbet, von
dem ſie nicht auf eine feine Art ausbreiten, er ſey
ein Freymaurer geweſen.
Rechtswalt. Wer weiß eben ob ihre Ver-
faſſung es erlaubet frei zu geſtehen, dieſer oder ie-
ner Prinz oder ein anderer gehoͤre mit dazu. Jhr
Name iſt annoch gar zu fremde und verhaſſet,
wie kann derſelbe angenehmer und leidlicher ge-
macht werden, als wenn man ſolche Mitglieder
bekant machet, die in ihrem Leben ihrer Tugenden
und Vortreflichkeit wegen ſind geehret worden.
Huſa. Gewiß, Herr Advocat, er iſt einer da-
von, oder wenigſtens hat ers uͤbernommen ſie zu
vertheidigen, es wird ein ſtattliches Einkommen
damit verbunden ſeyn.
Friedenlieb. Man behauptet es zwar, es
komme in ihrer Verſammlung nichts wider den
Gehorſam und die Ehrerbietung, ſo man der
Obrigkeit ſchuldig iſt, vor: und dies traue ich ih-
rer Vernunft leichte zu. Man ſaget aber auch,
nichts
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FRI">
            <p><pb facs="#f0092" n="88"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Mich wird al&#x017F;o niemand leichte u&#x0364;berreden, daß<lb/>
die&#x017F;er oder iener Prinz dazu geho&#x0364;re. Es i&#x017F;t li&#x017F;tig<lb/>
genug &#x017F;ich damit ein An&#x017F;ehen zu machen, und an-<lb/>
dere zu fangen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TRE">
            <speaker>Treulieb.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t mir auch allemal bedenklich<lb/>
vorgekommen, und wenn man die Herren fra&#x0364;get,<lb/>
ob die&#x017F;er oder iener Prinz zu ihrer Zahl geho&#x0364;re,<lb/>
&#x017F;o wollen &#x017F;ie &#x017F;olche niemals namhaft machen.<lb/>
Wie gerne &#x017F;ie &#x017F;olches thun worden, wo &#x017F;ie es<lb/>
mit Grunde behaupten ko&#x0364;nnten oder du&#x0364;rften, &#x017F;ie-<lb/>
het man daraus, wenn kaum ein bekanter und<lb/>
in An&#x017F;ehen ge&#x017F;tandener Gelehrter &#x017F;tirbet, von<lb/>
dem &#x017F;ie nicht auf eine feine Art ausbreiten, er &#x017F;ey<lb/>
ein Freymaurer gewe&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#REC">
            <speaker>Rechtswalt.</speaker>
            <p>Wer weiß eben ob ihre Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung es erlaubet frei zu ge&#x017F;tehen, die&#x017F;er oder ie-<lb/>
ner Prinz oder ein anderer geho&#x0364;re mit dazu. Jhr<lb/>
Name i&#x017F;t annoch gar zu fremde und verha&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
wie kann der&#x017F;elbe angenehmer und leidlicher ge-<lb/>
macht werden, als wenn man &#x017F;olche Mitglieder<lb/>
bekant machet, die in ihrem Leben ihrer Tugenden<lb/>
und Vortreflichkeit wegen &#x017F;ind geehret worden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HUS">
            <speaker>Hu&#x017F;a.</speaker>
            <p>Gewiß, Herr Advocat, er i&#x017F;t einer da-<lb/>
von, oder wenig&#x017F;tens hat ers u&#x0364;bernommen &#x017F;ie zu<lb/>
vertheidigen, es wird ein &#x017F;tattliches Einkommen<lb/>
damit verbunden &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Friedenlieb.</speaker>
            <p>Man behauptet es zwar, es<lb/>
komme in ihrer Ver&#x017F;ammlung nichts wider den<lb/>
Gehor&#x017F;am und die Ehrerbietung, &#x017F;o man der<lb/>
Obrigkeit &#x017F;chuldig i&#x017F;t, vor: und dies traue ich ih-<lb/>
rer Vernunft leichte zu. Man &#x017F;aget aber auch,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nichts</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0092] Mich wird alſo niemand leichte uͤberreden, daß dieſer oder iener Prinz dazu gehoͤre. Es iſt liſtig genug ſich damit ein Anſehen zu machen, und an- dere zu fangen. Treulieb. Es iſt mir auch allemal bedenklich vorgekommen, und wenn man die Herren fraͤget, ob dieſer oder iener Prinz zu ihrer Zahl gehoͤre, ſo wollen ſie ſolche niemals namhaft machen. Wie gerne ſie ſolches thun worden, wo ſie es mit Grunde behaupten koͤnnten oder duͤrften, ſie- het man daraus, wenn kaum ein bekanter und in Anſehen geſtandener Gelehrter ſtirbet, von dem ſie nicht auf eine feine Art ausbreiten, er ſey ein Freymaurer geweſen. Rechtswalt. Wer weiß eben ob ihre Ver- faſſung es erlaubet frei zu geſtehen, dieſer oder ie- ner Prinz oder ein anderer gehoͤre mit dazu. Jhr Name iſt annoch gar zu fremde und verhaſſet, wie kann derſelbe angenehmer und leidlicher ge- macht werden, als wenn man ſolche Mitglieder bekant machet, die in ihrem Leben ihrer Tugenden und Vortreflichkeit wegen ſind geehret worden. Huſa. Gewiß, Herr Advocat, er iſt einer da- von, oder wenigſtens hat ers uͤbernommen ſie zu vertheidigen, es wird ein ſtattliches Einkommen damit verbunden ſeyn. Friedenlieb. Man behauptet es zwar, es komme in ihrer Verſammlung nichts wider den Gehorſam und die Ehrerbietung, ſo man der Obrigkeit ſchuldig iſt, vor: und dies traue ich ih- rer Vernunft leichte zu. Man ſaget aber auch, nichts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/92
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/92>, abgerufen am 21.11.2024.