Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Aber als er drei zurückgeleget, War er, wie ein ander Kind von sieben. 25 Und als endlich sieben Jahr' er zählte, War er, wie ein Andrer von zwölf Sommern, Und als selber er zwölf Sommer zählte, Wie ein Anderer von zwanzig Jahren. Wunderbar gelehrt ward Fündling Simon, 30 Keinen Schüler braucht' er mehr zu fürchten, Keinen Schüler und selbst seinen Abt nicht. Eines Morgens, 's war am heil'gen Sonntag, Giengen aus die Klosterschüler, alle, Sich an munt'ren Spielen zu ergötzen: 35 Sprünge springen, und mit Steinen werfen. Alle übersprang sie Fündling Simon, Uebersprang sie, warf den Stein am weitsten. Neidisch zürnten ihm die Klosterschüler, Sprachen höhnisch zu dem Knaben Simon: 40 "Seht den Simon! Simon, bist ein Fündling! Weder Stamm noch Anverwandte hast Du, Weißt nicht einmal, wo Du hergekommen! In der Truhe, am Gestad' der Donau, Hat Dich einst der alte Abt gefunden." --45 Schwer auf's Herz fiel dieß dem Fündling Simon, Und er gieng in seine Klosterzelle, Nahm zur Hand das heil'ge Evangelium, las darin, und seine Thränen strömten. Aber als er drei zurückgeleget, War er, wie ein ander Kind von sieben. 25 Und als endlich sieben Jahr' er zählte, War er, wie ein Andrer von zwölf Sommern, Und als selber er zwölf Sommer zählte, Wie ein Anderer von zwanzig Jahren. Wunderbar gelehrt ward Fündling Simon, 30 Keinen Schüler braucht' er mehr zu fürchten, Keinen Schüler und selbst seinen Abt nicht. Eines Morgens, 's war am heil'gen Sonntag, Giengen aus die Klosterschüler, alle, Sich an munt'ren Spielen zu ergötzen: 35 Sprünge springen, und mit Steinen werfen. Alle übersprang sie Fündling Simon, Uebersprang sie, warf den Stein am weitsten. Neidisch zürnten ihm die Klosterschüler, Sprachen höhnisch zu dem Knaben Simon: 40 „Seht den Simon! Simon, bist ein Fündling! Weder Stamm noch Anverwandte hast Du, Weißt nicht einmal, wo Du hergekommen! In der Truhe, am Gestad' der Donau, Hat Dich einst der alte Abt gefunden.“ —45 Schwer auf's Herz fiel dieß dem Fündling Simon, Und er gieng in seine Klosterzelle, Nahm zur Hand das heil'ge Evangelium, las darin, und seine Thränen strömten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0206" n="140"/> <lg> <l>Aber als er drei zurückgeleget,</l><lb/> <l>War er, wie ein ander Kind von sieben. <note place="right">25</note></l><lb/> <l>Und als endlich sieben Jahr' er zählte,</l><lb/> <l>War er, wie ein Andrer von zwölf Sommern,</l><lb/> <l>Und als selber er zwölf Sommer zählte,</l><lb/> <l>Wie ein Anderer von zwanzig Jahren.</l><lb/> <l>Wunderbar gelehrt ward Fündling Simon, <note place="right">30</note></l><lb/> <l>Keinen Schüler braucht' er mehr zu fürchten,</l><lb/> <l>Keinen Schüler und selbst seinen Abt nicht.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Eines Morgens, 's war am heil'gen Sonntag,</l><lb/> <l>Giengen aus die Klosterschüler, alle,</l><lb/> <l>Sich an munt'ren Spielen zu ergötzen: <note place="right">35</note></l><lb/> <l>Sprünge springen, und mit Steinen werfen.</l><lb/> <l>Alle übersprang sie Fündling Simon,</l><lb/> <l>Uebersprang sie, warf den Stein am weitsten.</l><lb/> <l>Neidisch zürnten ihm die Klosterschüler,</l><lb/> <l>Sprachen höhnisch zu dem Knaben Simon: <note place="right">40</note></l><lb/> <l>„Seht den Simon! Simon, bist ein Fündling!</l><lb/> <l>Weder Stamm noch Anverwandte hast Du,</l><lb/> <l>Weißt nicht einmal, wo Du hergekommen!</l><lb/> <l>In der Truhe, am Gestad' der Donau,</l><lb/> <l>Hat Dich einst der alte Abt gefunden.“ —<note place="right">45</note></l><lb/> <l>Schwer auf's Herz fiel dieß dem Fündling Simon,</l><lb/> <l>Und er gieng in seine Klosterzelle,</l><lb/> <l>Nahm zur Hand das heil'ge Evangelium,</l><lb/> <l>las darin, und seine Thränen strömten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0206]
Aber als er drei zurückgeleget,
War er, wie ein ander Kind von sieben.
Und als endlich sieben Jahr' er zählte,
War er, wie ein Andrer von zwölf Sommern,
Und als selber er zwölf Sommer zählte,
Wie ein Anderer von zwanzig Jahren.
Wunderbar gelehrt ward Fündling Simon,
Keinen Schüler braucht' er mehr zu fürchten,
Keinen Schüler und selbst seinen Abt nicht.
Eines Morgens, 's war am heil'gen Sonntag,
Giengen aus die Klosterschüler, alle,
Sich an munt'ren Spielen zu ergötzen:
Sprünge springen, und mit Steinen werfen.
Alle übersprang sie Fündling Simon,
Uebersprang sie, warf den Stein am weitsten.
Neidisch zürnten ihm die Klosterschüler,
Sprachen höhnisch zu dem Knaben Simon:
„Seht den Simon! Simon, bist ein Fündling!
Weder Stamm noch Anverwandte hast Du,
Weißt nicht einmal, wo Du hergekommen!
In der Truhe, am Gestad' der Donau,
Hat Dich einst der alte Abt gefunden.“ —
Schwer auf's Herz fiel dieß dem Fündling Simon,
Und er gieng in seine Klosterzelle,
Nahm zur Hand das heil'ge Evangelium,
las darin, und seine Thränen strömten.
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