Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Schrieb, auf seinem Kniee er die Briefe: 105 Einen an den Dogen von Venedig, Und den andern seinem Freunde Stephan. Kurze Zeit nur war er ihrer harrend: Sieh', da kam der Doge von Venedig, Dem fünfhundert Hochzeitgäste folgten. 110 Nach dem schlanken Thurme ritt der Doge, Die Begleiter blieben auf dem Felde. Bald nach ihnen, siehe, kommt auch Stephan, Und er führt herbei fünfhundert Gäste. In dem Thurme kamen sie zusammen, 115 Dort den schwarzen Wein in Fülle trinkend. Dann brach auf der Zug der Hochzeitgäste, Nach der Bulgarei die Rosse lenkend, Nach dem Hofe Schismanins, des Königs. Wohl empfangen wurden sie vom König. 120 In den Keller führte man die Pferde; Aber nach dem weißen Thurm' die Helden. Rasttag hielten nun die Roß' und Helden, Hier drei weiße Tage sich verweilend; Aber als der vierte morgens anbrach, 125 Da berief sie der geschmückte Herold: "Ihr Sträuß' und Bräutigamsbegleiter! Auf, der Tag ist kurz und lang die Reise! Sehnlich harren unsrer unsre Höfe!" Prächt'ge Gaben bringt hervor der König, 130 Tücher giebt er diesem, jenem Kleider, Schrieb, auf seinem Kniee er die Briefe: 105 Einen an den Dogen von Venedig, Und den andern seinem Freunde Stephan. Kurze Zeit nur war er ihrer harrend: Sieh', da kam der Doge von Venedig, Dem fünfhundert Hochzeitgäste folgten. 110 Nach dem schlanken Thurme ritt der Doge, Die Begleiter blieben auf dem Felde. Bald nach ihnen, siehe, kommt auch Stephan, Und er führt herbei fünfhundert Gäste. In dem Thurme kamen sie zusammen, 115 Dort den schwarzen Wein in Fülle trinkend. Dann brach auf der Zug der Hochzeitgäste, Nach der Bulgarei die Rosse lenkend, Nach dem Hofe Schismanins, des Königs. Wohl empfangen wurden sie vom König. 120 In den Keller führte man die Pferde; Aber nach dem weißen Thurm' die Helden. Rasttag hielten nun die Roß' und Helden, Hier drei weiße Tage sich verweilend; Aber als der vierte morgens anbrach, 125 Da berief sie der geschmückte Herold: „Ihr Sträuß' und Bräutigamsbegleiter! Auf, der Tag ist kurz und lang die Reise! Sehnlich harren unsrer unsre Höfe!“ Prächt'ge Gaben bringt hervor der König, 130 Tücher giebt er diesem, jenem Kleider, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0256" n="190"/> <lg> <l>Schrieb, auf seinem Kniee er die Briefe: <note place="right">105</note></l><lb/> <l>Einen an den Dogen von Venedig,</l><lb/> <l>Und den andern seinem Freunde Stephan.</l><lb/> <l>Kurze Zeit nur war er ihrer harrend:</l><lb/> <l>Sieh', da kam der Doge von Venedig,</l><lb/> <l>Dem fünfhundert Hochzeitgäste folgten. <note place="right">110</note></l><lb/> <l>Nach dem schlanken Thurme ritt der Doge,</l><lb/> <l>Die Begleiter blieben auf dem Felde.</l><lb/> <l>Bald nach ihnen, siehe, kommt auch Stephan,</l><lb/> <l>Und er führt herbei fünfhundert Gäste.</l><lb/> <l>In dem Thurme kamen sie zusammen, <note place="right">115</note></l><lb/> <l>Dort den schwarzen Wein in Fülle trinkend.</l><lb/> <l>Dann brach auf der Zug der Hochzeitgäste,</l><lb/> <l>Nach der Bulgarei die Rosse lenkend,</l><lb/> <l>Nach dem Hofe Schismanins, des Königs.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Wohl empfangen wurden sie vom König. <note place="right">120</note></l><lb/> <l>In den Keller führte man die Pferde;</l><lb/> <l>Aber nach dem weißen Thurm' die Helden.</l><lb/> <l>Rasttag hielten nun die Roß' und Helden,</l><lb/> <l>Hier drei weiße Tage sich verweilend;</l><lb/> <l>Aber als der vierte morgens anbrach, <note place="right">125</note></l><lb/> <l>Da berief sie der geschmückte Herold:</l><lb/> <l>„Ihr Sträuß' und Bräutigamsbegleiter!</l><lb/> <l>Auf, der Tag ist kurz und lang die Reise!</l><lb/> <l>Sehnlich harren unsrer unsre Höfe!“</l> </lg><lb/> <lg> <l>Prächt'ge Gaben bringt hervor der König, <note place="right">130</note></l><lb/> <l>Tücher giebt er diesem, jenem Kleider,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0256]
Schrieb, auf seinem Kniee er die Briefe:
Einen an den Dogen von Venedig,
Und den andern seinem Freunde Stephan.
Kurze Zeit nur war er ihrer harrend:
Sieh', da kam der Doge von Venedig,
Dem fünfhundert Hochzeitgäste folgten.
Nach dem schlanken Thurme ritt der Doge,
Die Begleiter blieben auf dem Felde.
Bald nach ihnen, siehe, kommt auch Stephan,
Und er führt herbei fünfhundert Gäste.
In dem Thurme kamen sie zusammen,
Dort den schwarzen Wein in Fülle trinkend.
Dann brach auf der Zug der Hochzeitgäste,
Nach der Bulgarei die Rosse lenkend,
Nach dem Hofe Schismanins, des Königs.
Wohl empfangen wurden sie vom König.
In den Keller führte man die Pferde;
Aber nach dem weißen Thurm' die Helden.
Rasttag hielten nun die Roß' und Helden,
Hier drei weiße Tage sich verweilend;
Aber als der vierte morgens anbrach,
Da berief sie der geschmückte Herold:
„Ihr Sträuß' und Bräutigamsbegleiter!
Auf, der Tag ist kurz und lang die Reise!
Sehnlich harren unsrer unsre Höfe!“
Prächt'ge Gaben bringt hervor der König,
Tücher giebt er diesem, jenem Kleider,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |