Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Sechse traf ich, und auf mich jetzt Sechse. Und es überwanden mich die Sechse, 25 Banden mir die Hände auf den Rücken, Führten mich zum Könige der Mohren, Und der König warf mich in's Gefängniß." "Sieben Jahre lebt' ich da im Kerker, Wußte weder, wann der Sommer komme, 30 Noch wußt' ich es, wenn der Winter nahe. Nur aus Einem merkt' ich's, meine Mutter, Mit dem Schneeball' warfen sich die Mädchen, Warfen so oft Schnee in mein Gefängniß; Daraus sah' ich, daß der Winter kommen; 35 Und im Sommer Sträußchen von Basilien; Daraus, Mutter, sah ich, daß es Sommer. Aber als das achte Jahr begonnen, War's nicht mehr der Kerker, der mich quälte, Jetzo quälte mich das Mohrenmädchen, 40 Sie, des Mohrenkönigs liebe Tochter. Wenn der Morgen, wenn der Abend graute. Kam sie an mein Kerkerfenster, rufend: ""Nicht verwelken sollst Du im Gefängniß, Armer Marko, gieb Dein treues Wort mir, 45 Daß Du mich zur Gattin nehmen wollest, Wenn ich Dich aus diesem Kerker rette, Aus dem Keller Deinen guten Scharatz. Goldene Dukaten nehm' ich mit mir, Wie viel Du nur immer willst, o Marko!"" --50 Sechse traf ich, und auf mich jetzt Sechse. Und es überwanden mich die Sechse, 25 Banden mir die Hände auf den Rücken, Führten mich zum Könige der Mohren, Und der König warf mich in's Gefängniß.“ „Sieben Jahre lebt' ich da im Kerker, Wußte weder, wann der Sommer komme, 30 Noch wußt' ich es, wenn der Winter nahe. Nur aus Einem merkt' ich's, meine Mutter, Mit dem Schneeball' warfen sich die Mädchen, Warfen so oft Schnee in mein Gefängniß; Daraus sah' ich, daß der Winter kommen; 35 Und im Sommer Sträußchen von Basilien; Daraus, Mutter, sah ich, daß es Sommer. Aber als das achte Jahr begonnen, War's nicht mehr der Kerker, der mich quälte, Jetzo quälte mich das Mohrenmädchen, 40 Sie, des Mohrenkönigs liebe Tochter. Wenn der Morgen, wenn der Abend graute. Kam sie an mein Kerkerfenster, rufend: „„Nicht verwelken sollst Du im Gefängniß, Armer Marko, gieb Dein treues Wort mir, 45 Daß Du mich zur Gattin nehmen wollest, Wenn ich Dich aus diesem Kerker rette, Aus dem Keller Deinen guten Scharatz. Goldene Dukaten nehm' ich mit mir, Wie viel Du nur immer willst, o Marko!““ —50 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0264" n="198"/> <lg> <l>Sechse traf ich, und auf mich jetzt Sechse.</l><lb/> <l>Und es überwanden mich die Sechse, <note place="right">25</note></l><lb/> <l>Banden mir die Hände auf den Rücken,</l><lb/> <l>Führten mich zum Könige der Mohren,</l><lb/> <l>Und der König warf mich in's Gefängniß.“</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Sieben Jahre lebt' ich da im Kerker,</l><lb/> <l>Wußte weder, wann der Sommer komme, <note place="right">30</note></l><lb/> <l>Noch wußt' ich es, wenn der Winter nahe.</l><lb/> <l>Nur aus Einem merkt' ich's, meine Mutter,</l><lb/> <l>Mit dem Schneeball' warfen sich die Mädchen,</l><lb/> <l>Warfen <hi rendition="#g">so</hi> oft Schnee in mein Gefängniß;</l><lb/> <l>Daraus sah' ich, daß der Winter kommen; <note place="right">35</note></l><lb/> <l>Und im Sommer Sträußchen von Basilien;</l><lb/> <l>Daraus, Mutter, sah ich, daß es Sommer.</l><lb/> <l>Aber als das achte Jahr begonnen,</l><lb/> <l>War's nicht mehr der Kerker, der mich quälte,</l><lb/> <l>Jetzo quälte mich das Mohrenmädchen, <note place="right">40</note></l><lb/> <l>Sie, des Mohrenkönigs liebe Tochter.</l><lb/> <l>Wenn der Morgen, wenn der Abend graute.</l><lb/> <l>Kam sie an mein Kerkerfenster, rufend:</l><lb/> <l>„„Nicht verwelken sollst Du im Gefängniß,</l><lb/> <l>Armer Marko, gieb Dein treues Wort mir, <note place="right">45</note></l><lb/> <l>Daß Du mich zur Gattin nehmen wollest,</l><lb/> <l>Wenn ich Dich aus diesem Kerker rette,</l><lb/> <l>Aus dem Keller Deinen guten Scharatz.</l><lb/> <l>Goldene Dukaten nehm' ich mit mir,</l><lb/> <l>Wie viel Du nur immer willst, o Marko!““ —<note place="right">50</note></l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0264]
Sechse traf ich, und auf mich jetzt Sechse.
Und es überwanden mich die Sechse,
Banden mir die Hände auf den Rücken,
Führten mich zum Könige der Mohren,
Und der König warf mich in's Gefängniß.“
„Sieben Jahre lebt' ich da im Kerker,
Wußte weder, wann der Sommer komme,
Noch wußt' ich es, wenn der Winter nahe.
Nur aus Einem merkt' ich's, meine Mutter,
Mit dem Schneeball' warfen sich die Mädchen,
Warfen so oft Schnee in mein Gefängniß;
Daraus sah' ich, daß der Winter kommen;
Und im Sommer Sträußchen von Basilien;
Daraus, Mutter, sah ich, daß es Sommer.
Aber als das achte Jahr begonnen,
War's nicht mehr der Kerker, der mich quälte,
Jetzo quälte mich das Mohrenmädchen,
Sie, des Mohrenkönigs liebe Tochter.
Wenn der Morgen, wenn der Abend graute.
Kam sie an mein Kerkerfenster, rufend:
„„Nicht verwelken sollst Du im Gefängniß,
Armer Marko, gieb Dein treues Wort mir,
Daß Du mich zur Gattin nehmen wollest,
Wenn ich Dich aus diesem Kerker rette,
Aus dem Keller Deinen guten Scharatz.
Goldene Dukaten nehm' ich mit mir,
Wie viel Du nur immer willst, o Marko!““ —
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