Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Heute schafft' ich Dir dafür zum Lohne Bei dem Sultan eine Agastelle." Und es sprach der Türke Mustaph-Aga: "Sprich nicht thöricht, o Ungläub'ger, Marko! Wenn Du Agastellen zu vergeben, 110 Schaffe Dir erst lieber selber eine! -- Aber gieb mir meinen Säbel wieder!" -- Ohn' Erwied'rung drauf den Säbel schwingend, Spaltet Marko jetzt das Haupt des Türken. Zum erlauchten Sultan kam die Kunde, 115 Der alsbald zum Marko Diener sendet. Diese gehn zum Helden, reden zu ihm; Aber ohn' auf sie zu hören, schweigend Sitzt der Marko bei dem schwarzen Weine. Endlich wird der Diener Näh' ihm lästig. 120 Er erhebt sich, wirft verkehrt den Pelz um, Nimmt den starken Kolben in die Rechte, Und so geht er nach dem Zelt' des Sultans. Wie in Zorn der Marko auch entbrannt war, Auf den Teppich setzt' er' sich in Stiefeln, 125 Blickt' ihn von der Seit' an, während Thränen, Blutvermischt, ihm aus den Augen dringen. Als der Sultan so den Helden siehet, Und bewaffnet ihn mit seinem Kolben, Weicht zurück er, während Marko vordringt, 130 Daß er ganz ihn an die Wand zurücktreibt. Heute schafft' ich Dir dafür zum Lohne Bei dem Sultan eine Agastelle.“ Und es sprach der Türke Mustaph-Aga: „Sprich nicht thöricht, o Ungläub'ger, Marko! Wenn Du Agastellen zu vergeben, 110 Schaffe Dir erst lieber selber eine! — Aber gieb mir meinen Säbel wieder!“ — Ohn' Erwied'rung drauf den Säbel schwingend, Spaltet Marko jetzt das Haupt des Türken. Zum erlauchten Sultan kam die Kunde, 115 Der alsbald zum Marko Diener sendet. Diese gehn zum Helden, reden zu ihm; Aber ohn' auf sie zu hören, schweigend Sitzt der Marko bei dem schwarzen Weine. Endlich wird der Diener Näh' ihm lästig. 120 Er erhebt sich, wirft verkehrt den Pelz um, Nimmt den starken Kolben in die Rechte, Und so geht er nach dem Zelt' des Sultans. Wie in Zorn der Marko auch entbrannt war, Auf den Teppich setzt' er' sich in Stiefeln, 125 Blickt' ihn von der Seit' an, während Thränen, Blutvermischt, ihm aus den Augen dringen. Als der Sultan so den Helden siehet, Und bewaffnet ihn mit seinem Kolben, Weicht zurück er, während Marko vordringt, 130 Daß er ganz ihn an die Wand zurücktreibt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0288" n="222"/> <lg> <l>Heute schafft' ich Dir dafür zum Lohne</l><lb/> <l>Bei dem Sultan eine Agastelle.“</l> </lg><lb/> <lg> <l>Und es sprach der Türke Mustaph-Aga:</l><lb/> <l>„Sprich nicht thöricht, o Ungläub'ger, Marko!</l><lb/> <l>Wenn Du Agastellen zu vergeben, <note place="right">110</note></l><lb/> <l>Schaffe Dir erst lieber selber eine! —</l><lb/> <l>Aber gieb mir meinen Säbel wieder!“ —</l><lb/> <l>Ohn' Erwied'rung drauf den Säbel schwingend,</l><lb/> <l>Spaltet Marko jetzt das Haupt des Türken.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Zum erlauchten Sultan kam die Kunde, <note place="right">115</note></l><lb/> <l>Der alsbald zum Marko Diener sendet.</l><lb/> <l>Diese gehn zum Helden, reden zu ihm;</l><lb/> <l>Aber ohn' auf sie zu hören, schweigend</l><lb/> <l>Sitzt der Marko bei dem schwarzen Weine.</l><lb/> <l>Endlich wird der Diener Näh' ihm lästig. <note place="right">120</note></l><lb/> <l>Er erhebt sich, wirft verkehrt den Pelz um,</l><lb/> <l>Nimmt den starken Kolben in die Rechte,</l><lb/> <l>Und so geht er nach dem Zelt' des Sultans.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Wie in Zorn der Marko auch entbrannt war,</l><lb/> <l>Auf den Teppich setzt' er' sich in Stiefeln, <note place="right">125</note></l><lb/> <l>Blickt' ihn von der Seit' an, während Thränen,</l><lb/> <l>Blutvermischt, ihm aus den Augen dringen.</l><lb/> <l>Als der Sultan so den Helden siehet,</l><lb/> <l>Und bewaffnet ihn mit seinem Kolben,</l><lb/> <l>Weicht zurück er, während Marko vordringt, <note place="right">130</note></l><lb/> <l>Daß er ganz ihn an die Wand zurücktreibt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0288]
Heute schafft' ich Dir dafür zum Lohne
Bei dem Sultan eine Agastelle.“
Und es sprach der Türke Mustaph-Aga:
„Sprich nicht thöricht, o Ungläub'ger, Marko!
Wenn Du Agastellen zu vergeben,
Schaffe Dir erst lieber selber eine! —
Aber gieb mir meinen Säbel wieder!“ —
Ohn' Erwied'rung drauf den Säbel schwingend,
Spaltet Marko jetzt das Haupt des Türken.
Zum erlauchten Sultan kam die Kunde,
Der alsbald zum Marko Diener sendet.
Diese gehn zum Helden, reden zu ihm;
Aber ohn' auf sie zu hören, schweigend
Sitzt der Marko bei dem schwarzen Weine.
Endlich wird der Diener Näh' ihm lästig.
Er erhebt sich, wirft verkehrt den Pelz um,
Nimmt den starken Kolben in die Rechte,
Und so geht er nach dem Zelt' des Sultans.
Wie in Zorn der Marko auch entbrannt war,
Auf den Teppich setzt' er' sich in Stiefeln,
Blickt' ihn von der Seit' an, während Thränen,
Blutvermischt, ihm aus den Augen dringen.
Als der Sultan so den Helden siehet,
Und bewaffnet ihn mit seinem Kolben,
Weicht zurück er, während Marko vordringt,
Daß er ganz ihn an die Wand zurücktreibt.
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