Talvj, Volkslieder der Serben, 1825"Siehe, Sultan, hier die schöne Jungfrau, Siehe hier das schwarze Haupt des Mohren, Siehe auch die Rosse, zwölf an Anzahl, Die der schönen Jungfrau Mitgift tragen!" --410 Und das Haupt des Scharatz rückwärts kehrend, Reitet grad' er nach dem weißen Prilip. Aber als der Morgen morgens anbrach: Nahm der Sultan sieben Lasten Goldes, Sieben Unteranzüge die Jungfrau, 415 Die gestrickt nicht waren, noch gesponnen, Noch mit kleinem Weberblatt gefertigt, Sondern all' aus echtem Gold' gegossen; Außerdem noch einen goldnen Eßtisch, Um den Eßtisch flocht sich eine Schlange, 420 Die, das Haupt emporgerichtet haltend, Statt der Zähne Edelsteine zeiget, Daß man, so um Mitternacht als Mittag, Bei dem Glanze Mahlzeit halten könnte. Ferner nahm sie den beschlag'nen Säbel, 425 Der von laut'rem Gold' drei Griffe hatte, Und drei Edelsteine in den Griffen; Unter ihnen auch des Sultans Siegel, Daß ihn bet Wesir nicht tödten könne, Ohne das Gebot des hohen Sultans. 430 Alles dieses sandten sie dem Marko: "Nimm, o Marko, dieses wen'ge Geld hin; Aber wenn es Dir beginnt zu mangeln, Wende Dich getrost an Deinen Vater!" -- „Siehe, Sultan, hier die schöne Jungfrau, Siehe hier das schwarze Haupt des Mohren, Siehe auch die Rosse, zwölf an Anzahl, Die der schönen Jungfrau Mitgift tragen!“ —410 Und das Haupt des Scharatz rückwärts kehrend, Reitet grad' er nach dem weißen Prilip. Aber als der Morgen morgens anbrach: Nahm der Sultan sieben Lasten Goldes, Sieben Unteranzüge die Jungfrau, 415 Die gestrickt nicht waren, noch gesponnen, Noch mit kleinem Weberblatt gefertigt, Sondern all' aus echtem Gold' gegossen; Außerdem noch einen goldnen Eßtisch, Um den Eßtisch flocht sich eine Schlange, 420 Die, das Haupt emporgerichtet haltend, Statt der Zähne Edelsteine zeiget, Daß man, so um Mitternacht als Mittag, Bei dem Glanze Mahlzeit halten könnte. Ferner nahm sie den beschlag'nen Säbel, 425 Der von laut'rem Gold' drei Griffe hatte, Und drei Edelsteine in den Griffen; Unter ihnen auch des Sultans Siegel, Daß ihn bet Wesir nicht tödten könne, Ohne das Gebot des hohen Sultans. 430 Alles dieses sandten sie dem Marko: „Nimm, o Marko, dieses wen'ge Geld hin; Aber wenn es Dir beginnt zu mangeln, Wende Dich getrost an Deinen Vater!“ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0305" n="239"/> <lg> <l>„Siehe, Sultan, hier die schöne Jungfrau,</l><lb/> <l>Siehe hier das schwarze Haupt des Mohren,</l><lb/> <l>Siehe auch die Rosse, zwölf an Anzahl,</l><lb/> <l>Die der schönen Jungfrau Mitgift tragen!“ —<note place="right">410</note></l><lb/> <l>Und das Haupt des Scharatz rückwärts kehrend,</l><lb/> <l>Reitet grad' er nach dem weißen Prilip.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Aber als der Morgen morgens anbrach:</l><lb/> <l>Nahm der Sultan sieben Lasten Goldes,</l><lb/> <l>Sieben Unteranzüge die Jungfrau, <note place="right">415</note></l><lb/> <l>Die gestrickt nicht waren, noch gesponnen,</l><lb/> <l>Noch mit kleinem Weberblatt gefertigt,</l><lb/> <l>Sondern all' aus echtem Gold' gegossen;</l><lb/> <l>Außerdem noch einen goldnen Eßtisch,</l><lb/> <l>Um den Eßtisch flocht sich eine Schlange, <note place="right">420</note></l><lb/> <l>Die, das Haupt emporgerichtet haltend,</l><lb/> <l>Statt der Zähne Edelsteine zeiget,</l><lb/> <l>Daß man, so um Mitternacht als Mittag,</l><lb/> <l>Bei dem Glanze Mahlzeit halten könnte.</l><lb/> <l>Ferner nahm sie den beschlag'nen Säbel, <note place="right">425</note></l><lb/> <l>Der von laut'rem Gold' drei Griffe hatte,</l><lb/> <l>Und drei Edelsteine in den Griffen;</l><lb/> <l>Unter ihnen auch des Sultans Siegel,</l><lb/> <l>Daß ihn bet Wesir nicht tödten könne,</l><lb/> <l>Ohne das Gebot des hohen Sultans. <note place="right">430</note></l><lb/> <l>Alles dieses sandten sie dem Marko:</l><lb/> <l>„Nimm, o Marko, dieses wen'ge Geld hin;</l><lb/> <l>Aber wenn es Dir beginnt zu mangeln,</l><lb/> <l>Wende Dich getrost an Deinen Vater!“ —</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [239/0305]
„Siehe, Sultan, hier die schöne Jungfrau,
Siehe hier das schwarze Haupt des Mohren,
Siehe auch die Rosse, zwölf an Anzahl,
Die der schönen Jungfrau Mitgift tragen!“ —
Und das Haupt des Scharatz rückwärts kehrend,
Reitet grad' er nach dem weißen Prilip.
Aber als der Morgen morgens anbrach:
Nahm der Sultan sieben Lasten Goldes,
Sieben Unteranzüge die Jungfrau,
Die gestrickt nicht waren, noch gesponnen,
Noch mit kleinem Weberblatt gefertigt,
Sondern all' aus echtem Gold' gegossen;
Außerdem noch einen goldnen Eßtisch,
Um den Eßtisch flocht sich eine Schlange,
Die, das Haupt emporgerichtet haltend,
Statt der Zähne Edelsteine zeiget,
Daß man, so um Mitternacht als Mittag,
Bei dem Glanze Mahlzeit halten könnte.
Ferner nahm sie den beschlag'nen Säbel,
Der von laut'rem Gold' drei Griffe hatte,
Und drei Edelsteine in den Griffen;
Unter ihnen auch des Sultans Siegel,
Daß ihn bet Wesir nicht tödten könne,
Ohne das Gebot des hohen Sultans.
Alles dieses sandten sie dem Marko:
„Nimm, o Marko, dieses wen'ge Geld hin;
Aber wenn es Dir beginnt zu mangeln,
Wende Dich getrost an Deinen Vater!“ —
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Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/305>, abgerufen am 26.06.2024. |