Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Drei gefüllte Beutel hat er bei sich, Angefüllt mit goldenen Dukaten: 105 Einen Beutel geb' ich ihm, ihn segnend, Daß dafür er meinen Leib begrabe. Mit dem Zweiten schmücke er die Kirchen; Für die Lahm' und Blinden sey der Dritte, Daß die Blinden in der Welt umherziehn, 110 Mit Gesänge Markos Thaten feiernd." -- Als der Marko jetzt den Brief vollendet, Steckt' er ihn in's Laub der grünen Tanne, Wo man sie erblicken kann vom Heerweg; Warf das goldne Schreibzeug in den Brunnen, 115 Zog den grünen Rock aus, auf dem Grase Aus ihn breitend, unter einer Tanne, Macht' ein Kreuz, ließ auf den Rock sich nieder, Drückte tief in's Aug' die Zobelmütze, Legte sich, und er erstand nicht wieder. 120 Bei dem Brunnen lag der todte Marko, Tag und Nacht, und eine ganze Woche. Mancher kömmt daher den breiten Heerweg, Siehet dort den Helden Marko liegen, Denkt bei sich ein Jeder, daß er schlafe; 125 Um ihn her geht er im weit'sten Umkreis, Fürchtet sich, daß er ihn nicht erwecke. Von dem Glück begleitet ist das Unglück, Wie vom Unglück wird das Glück begleitet; Drei gefüllte Beutel hat er bei sich, Angefüllt mit goldenen Dukaten: 105 Einen Beutel geb' ich ihm, ihn segnend, Daß dafür er meinen Leib begrabe. Mit dem Zweiten schmücke er die Kirchen; Für die Lahm' und Blinden sey der Dritte, Daß die Blinden in der Welt umherziehn, 110 Mit Gesänge Markos Thaten feiernd.“ — Als der Marko jetzt den Brief vollendet, Steckt' er ihn in's Laub der grünen Tanne, Wo man sie erblicken kann vom Heerweg; Warf das goldne Schreibzeug in den Brunnen, 115 Zog den grünen Rock aus, auf dem Grase Aus ihn breitend, unter einer Tanne, Macht' ein Kreuz, ließ auf den Rock sich nieder, Drückte tief in's Aug' die Zobelmütze, Legte sich, und er erstand nicht wieder. 120 Bei dem Brunnen lag der todte Marko, Tag und Nacht, und eine ganze Woche. Mancher kömmt daher den breiten Heerweg, Siehet dort den Helden Marko liegen, Denkt bei sich ein Jeder, daß er schlafe; 125 Um ihn her geht er im weit'sten Umkreis, Fürchtet sich, daß er ihn nicht erwecke. Von dem Glück begleitet ist das Unglück, Wie vom Unglück wird das Glück begleitet; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0310" n="244"/> <lg> <l>Drei gefüllte Beutel hat er bei sich,</l><lb/> <l>Angefüllt mit goldenen Dukaten: <note place="right">105</note></l><lb/> <l>Einen Beutel geb' ich ihm, ihn segnend,</l><lb/> <l>Daß dafür er meinen Leib begrabe.</l><lb/> <l>Mit dem Zweiten schmücke er die Kirchen;</l><lb/> <l>Für die Lahm' und Blinden sey der Dritte,</l><lb/> <l>Daß die Blinden in der Welt umherziehn, <note place="right">110</note></l><lb/> <l>Mit Gesänge Markos Thaten feiernd.“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Als der Marko jetzt den Brief vollendet,</l><lb/> <l>Steckt' er ihn in's Laub der grünen Tanne,</l><lb/> <l>Wo man sie erblicken kann vom Heerweg;</l><lb/> <l>Warf das goldne Schreibzeug in den Brunnen, <note place="right">115</note></l><lb/> <l>Zog den grünen Rock aus, auf dem Grase</l><lb/> <l>Aus ihn breitend, unter einer Tanne,</l><lb/> <l>Macht' ein Kreuz, ließ auf den Rock sich nieder,</l><lb/> <l>Drückte tief in's Aug' die Zobelmütze,</l><lb/> <l>Legte sich, und er erstand nicht wieder. <note place="right">120</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Bei dem Brunnen lag der todte Marko,</l><lb/> <l>Tag und Nacht, und eine ganze Woche.</l><lb/> <l>Mancher kömmt daher den breiten Heerweg,</l><lb/> <l>Siehet dort den Helden Marko liegen,</l><lb/> <l>Denkt bei sich ein Jeder, daß er schlafe; <note place="right">125</note></l><lb/> <l>Um ihn her geht er im weit'sten Umkreis,</l><lb/> <l>Fürchtet sich, daß er ihn nicht erwecke.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Von dem Glück begleitet ist das Unglück,</l><lb/> <l>Wie vom Unglück wird das Glück begleitet;</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0310]
Drei gefüllte Beutel hat er bei sich,
Angefüllt mit goldenen Dukaten:
Einen Beutel geb' ich ihm, ihn segnend,
Daß dafür er meinen Leib begrabe.
Mit dem Zweiten schmücke er die Kirchen;
Für die Lahm' und Blinden sey der Dritte,
Daß die Blinden in der Welt umherziehn,
Mit Gesänge Markos Thaten feiernd.“ —
Als der Marko jetzt den Brief vollendet,
Steckt' er ihn in's Laub der grünen Tanne,
Wo man sie erblicken kann vom Heerweg;
Warf das goldne Schreibzeug in den Brunnen,
Zog den grünen Rock aus, auf dem Grase
Aus ihn breitend, unter einer Tanne,
Macht' ein Kreuz, ließ auf den Rock sich nieder,
Drückte tief in's Aug' die Zobelmütze,
Legte sich, und er erstand nicht wieder.
Bei dem Brunnen lag der todte Marko,
Tag und Nacht, und eine ganze Woche.
Mancher kömmt daher den breiten Heerweg,
Siehet dort den Helden Marko liegen,
Denkt bei sich ein Jeder, daß er schlafe;
Um ihn her geht er im weit'sten Umkreis,
Fürchtet sich, daß er ihn nicht erwecke.
Von dem Glück begleitet ist das Unglück,
Wie vom Unglück wird das Glück begleitet;
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