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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Sich umschauend, fiel auf mich sein Auge.
Von dem Arm' nahm er die goldne Spange,
Nahm sie ab, und mir sie reichend, sprach er:
""Mädchen, nimm Du hin die goldne Spange!
Wolle meiner Du dabei gedenken, 110
Bei der Spange meines Namens denken!
Sieh', ich gehe, Kind, um dort zu fallen,
In das Lager des erlauchten Fürsten.
Bitte Du zu Gott, Du liebe Seele,
Daß ich unverletzt zurück Dir kehre, 115
Liebchen! Dir des Glückes Gunst auch werde:
Dann erwähl' ich Dich zur treuen Gattin."" --
"Und sie gingen hin, die drei Woiwoden.
Siehe, diese such' ich auf der Wahlstatt!" --
Und der Heldenjüngling spricht entgegnend: 120
"Liebe Schwester! Amselfelder Mädchen!
Sieh'st Du, Liebe! jene Kampfeslanzen,
Wo am allerhöchsten sie und dicht'sten?
Dorten strömte aus das Blut der Helden,
Stieg dem guten Ross' bis an den Bügel, 125
Bis an Bügel und an Steigeriemen,
Und dem Helden bis zum seidnen Gürtel.
Dorten sind sie alle Drei gefallen!
Aber Du geh' nach dem weißen Hause,
Nicht mit Blut beflecke Saum und Aermel!" --130
Sich umschauend, fiel auf mich sein Auge.
Von dem Arm' nahm er die goldne Spange,
Nahm sie ab, und mir sie reichend, sprach er:
„„Mädchen, nimm Du hin die goldne Spange!
Wolle meiner Du dabei gedenken, 110
Bei der Spange meines Namens denken!
Sieh', ich gehe, Kind, um dort zu fallen,
In das Lager des erlauchten Fürsten.
Bitte Du zu Gott, Du liebe Seele,
Daß ich unverletzt zurück Dir kehre, 115
Liebchen! Dir des Glückes Gunst auch werde:
Dann erwähl' ich Dich zur treuen Gattin.““ —
„Und sie gingen hin, die drei Woiwoden.
Siehe, diese such' ich auf der Wahlstatt!“ —
Und der Heldenjüngling spricht entgegnend: 120
„Liebe Schwester! Amselfelder Mädchen!
Sieh'st Du, Liebe! jene Kampfeslanzen,
Wo am allerhöchsten sie und dicht'sten?
Dorten strömte aus das Blut der Helden,
Stieg dem guten Ross' bis an den Bügel, 125
Bis an Bügel und an Steigeriemen,
Und dem Helden bis zum seidnen Gürtel.
Dorten sind sie alle Drei gefallen!
Aber Du geh' nach dem weißen Hause,
Nicht mit Blut beflecke Saum und Aermel!“ —130
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[265/0331] Sich umschauend, fiel auf mich sein Auge. Von dem Arm' nahm er die goldne Spange, Nahm sie ab, und mir sie reichend, sprach er: „„Mädchen, nimm Du hin die goldne Spange! Wolle meiner Du dabei gedenken, Bei der Spange meines Namens denken! Sieh', ich gehe, Kind, um dort zu fallen, In das Lager des erlauchten Fürsten. Bitte Du zu Gott, Du liebe Seele, Daß ich unverletzt zurück Dir kehre, Liebchen! Dir des Glückes Gunst auch werde: Dann erwähl' ich Dich zur treuen Gattin.““ — „Und sie gingen hin, die drei Woiwoden. Siehe, diese such' ich auf der Wahlstatt!“ — Und der Heldenjüngling spricht entgegnend: „Liebe Schwester! Amselfelder Mädchen! Sieh'st Du, Liebe! jene Kampfeslanzen, Wo am allerhöchsten sie und dicht'sten? Dorten strömte aus das Blut der Helden, Stieg dem guten Ross' bis an den Bügel, Bis an Bügel und an Steigeriemen, Und dem Helden bis zum seidnen Gürtel. Dorten sind sie alle Drei gefallen! Aber Du geh' nach dem weißen Hause, Nicht mit Blut beflecke Saum und Aermel!“ —

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/331>, abgerufen am 21.11.2024.