Talvj, Volkslieder der Serben, 1825schließlichen Bedeutung, nur durch Hochzeitleute, Hochzeitgäste, allenfalls Bräutigamsbegleiter übersetzt werden. Der Begriff umfaßt alle diejenigen, die der Bräutigam zur feierlichen Einholung der Braut versam- melt, und bewirthet. Ein Strauß, kita, ist ihr Ab- zeichen, daher kitjeni, ihr regelmäßiges Beiwort. Der Ruf des Heroldes zum Aufbruch lautet: Asurala, kita i swatowi! Auf! Ihr Sträuß' und Bräutigamsbegleiter! statt kitjeni, Straußgeschmückte (Arma virumque. Vir- gil).Es scheint hier der Ort zu seyn, dem Leser einen Be- griff von einer serbischen Hochzeit zu geben, welche dem Sän- ger eben so oft Stoff zu Liedern bietet, als Kampf und Aben- theuer. Da aber der Reichthum des Gegenstandes diese Be- merkungen allzu sehr anzuschwellen droht, so möge jene Be- schreibung andern Orts ihre Stelle finden, und statt dessen hier nur eine Erklärung der vielen feierlichen hochzeitlichen Würden stehen, die so häufig in unsern Liedern vorkommen. Nothwendige Hochzeikleute sind: 1) der Trauungszeu- ge oder Pathe (kum wjentschani). Niemand darf, dazu aufgefordert, diese Würde ablehnen, die im Namen "Got- tes und St. Johannes" ihm übertragen wird. In der Re- gel wählt man dazu den Taufpathen des Bräutigams; we- nigstens darf ohne seine ausdrückliche Erlaubniß kein Andrer dieser Ehre theilhaftig werden, widrigenfalls des Pathen Fluch auf das Höchste zu fürchten ist. Ihn begleitet 2) ein Ge- hülfe (Prikumack), der die Fahne trägt. 3) Der Aelteste, oder Oberste (Stariswat) des Hochzeitzuges, der auf Ord- nung hält, und viel äußere Ehre genießt. 4) Der Braut- führer (djewer), des Bräutigams Bruder. Im Fall er keinen hat, sein Neffe (ein 10jähriges Kind kann das Amt versehn) oder ein genauer Freund. Er nimmt die Braut in 18
schließlichen Bedeutung, nur durch Hochzeitleute, Hochzeitgäste, allenfalls Bräutigamsbegleiter übersetzt werden. Der Begriff umfaßt alle diejenigen, die der Bräutigam zur feierlichen Einholung der Braut versam- melt, und bewirthet. Ein Strauß, kita, ist ihr Ab- zeichen, daher kitjeni, ihr regelmäßiges Beiwort. Der Ruf des Heroldes zum Aufbruch lautet: Asurala, kita i swatowi! Auf! Ihr Sträuß' und Bräutigamsbegleiter! statt kitjeni, Straußgeschmückte (Arma virumque. Vir- gil).Es scheint hier der Ort zu seyn, dem Leser einen Be- griff von einer serbischen Hochzeit zu geben, welche dem Sän- ger eben so oft Stoff zu Liedern bietet, als Kampf und Aben- theuer. Da aber der Reichthum des Gegenstandes diese Be- merkungen allzu sehr anzuschwellen droht, so möge jene Be- schreibung andern Orts ihre Stelle finden, und statt dessen hier nur eine Erklärung der vielen feierlichen hochzeitlichen Würden stehen, die so häufig in unsern Liedern vorkommen. Nothwendige Hochzeikleute sind: 1) der Trauungszeu- ge oder Pathe (kum wjentschani). Niemand darf, dazu aufgefordert, diese Würde ablehnen, die im Namen „Got- tes und St. Johannes“ ihm übertragen wird. In der Re- gel wählt man dazu den Taufpathen des Bräutigams; we- nigstens darf ohne seine ausdrückliche Erlaubniß kein Andrer dieser Ehre theilhaftig werden, widrigenfalls des Pathen Fluch auf das Höchste zu fürchten ist. Ihn begleitet 2) ein Ge- hülfe (Prikumack), der die Fahne trägt. 3) Der Aelteste, oder Oberste (Stariswat) des Hochzeitzuges, der auf Ord- nung hält, und viel äußere Ehre genießt. 4) Der Braut- führer (djewer), des Bräutigams Bruder. Im Fall er keinen hat, sein Neffe (ein 10jähriges Kind kann das Amt versehn) oder ein genauer Freund. Er nimmt die Braut in 18
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³⁾ schließlichen Bedeutung, nur durch Hochzeitleute,
Hochzeitgäste, allenfalls Bräutigamsbegleiter
übersetzt werden. Der Begriff umfaßt alle diejenigen, die
der Bräutigam zur feierlichen Einholung der Braut versam-
melt, und bewirthet. Ein Strauß, kita, ist ihr Ab-
zeichen, daher kitjeni, ihr regelmäßiges Beiwort. Der
Ruf des Heroldes zum Aufbruch lautet:
Asurala, kita i swatowi!
Auf! Ihr Sträuß' und Bräutigamsbegleiter!
statt kitjeni, Straußgeschmückte (Arma virumque. Vir-
gil).
Es scheint hier der Ort zu seyn, dem Leser einen Be-
griff von einer serbischen Hochzeit zu geben, welche dem Sän-
ger eben so oft Stoff zu Liedern bietet, als Kampf und Aben-
theuer. Da aber der Reichthum des Gegenstandes diese Be-
merkungen allzu sehr anzuschwellen droht, so möge jene Be-
schreibung andern Orts ihre Stelle finden, und statt dessen
hier nur eine Erklärung der vielen feierlichen hochzeitlichen
Würden stehen, die so häufig in unsern Liedern vorkommen.
Nothwendige Hochzeikleute sind: 1) der Trauungszeu-
ge oder Pathe (kum wjentschani). Niemand darf, dazu
aufgefordert, diese Würde ablehnen, die im Namen „Got-
tes und St. Johannes“ ihm übertragen wird. In der Re-
gel wählt man dazu den Taufpathen des Bräutigams; we-
nigstens darf ohne seine ausdrückliche Erlaubniß kein Andrer
dieser Ehre theilhaftig werden, widrigenfalls des Pathen Fluch
auf das Höchste zu fürchten ist. Ihn begleitet 2) ein Ge-
hülfe (Prikumack), der die Fahne trägt. 3) Der Aelteste,
oder Oberste (Stariswat) des Hochzeitzuges, der auf Ord-
nung hält, und viel äußere Ehre genießt. 4) Der Braut-
führer (djewer), des Bräutigams Bruder. Im Fall er
keinen hat, sein Neffe (ein 10jähriges Kind kann das Amt
versehn) oder ein genauer Freund. Er nimmt die Braut in
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(2016-05-30T17:55:01Z)
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