Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Zweifel. In dem Garten saß das Mädchen, Grub die Furche für das Wasser, Daß sie's in den Garten leite, Frühe Blumen zu begießen. Frühe Blumen, gelbe Nelken, Und Basilicum, das weiße. Wo sie grub, sank sie in Schlummer, Legt den Kopf in das Basilikum, Steckt die Hände in die Nelken, Setzt die Füße in das Bächlein, Deckt sich zu mit dünnen Tüchern, Senkt der Thau sich darauf nieder, Wie auf eine Sommerwachtel, Wie auf eine Herbstarbuse. Sieh, da kommt ein junges Fäntchen, Junggeselle war das Fäntchen, Schwingt, sich auf zwei Pfähle stützend, Sich hinüber in den Garten. Und es spricht das junge Fäntchen: "Soll ich einen Strauß mir pflücken? Soll das schöne Kind ich küssen? Hab' am Strauß 'nen Schatz bis Mittag, An der Jungfrau ewig einen." -- Zweifel. In dem Garten saß das Mädchen, Grub die Furche für das Wasser, Daß sie's in den Garten leite, Frühe Blumen zu begießen. Frühe Blumen, gelbe Nelken, Und Basilicum, das weiße. Wo sie grub, sank sie in Schlummer, Legt den Kopf in das Basilikum, Steckt die Hände in die Nelken, Setzt die Füße in das Bächlein, Deckt sich zu mit dünnen Tüchern, Senkt der Thau sich darauf nieder, Wie auf eine Sommerwachtel, Wie auf eine Herbstarbuse. Sieh, da kommt ein junges Fäntchen, Junggeselle war das Fäntchen, Schwingt, sich auf zwei Pfähle stützend, Sich hinüber in den Garten. Und es spricht das junge Fäntchen: „Soll ich einen Strauß mir pflücken? Soll das schöne Kind ich küssen? Hab' am Strauß 'nen Schatz bis Mittag, An der Jungfrau ewig einen.“ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0080" n="14"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweifel</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#in">I</hi>n dem Garten saß das Mädchen,</l><lb/> <l>Grub die Furche für das Wasser,</l><lb/> <l>Daß sie's in den Garten leite,</l><lb/> <l>Frühe Blumen zu begießen.</l><lb/> <l>Frühe Blumen, gelbe Nelken,</l><lb/> <l>Und Basilicum, das weiße.</l><lb/> <l>Wo sie grub, sank sie in Schlummer,</l><lb/> <l>Legt den Kopf in das Basilikum,</l><lb/> <l>Steckt die Hände in die Nelken,</l><lb/> <l>Setzt die Füße in das Bächlein,</l><lb/> <l>Deckt sich zu mit dünnen Tüchern,</l><lb/> <l>Senkt der Thau sich darauf nieder,</l><lb/> <l>Wie auf eine Sommerwachtel,</l><lb/> <l>Wie auf eine Herbstarbuse.</l><lb/> <l>Sieh, da kommt ein junges Fäntchen,</l><lb/> <l>Junggeselle war das Fäntchen,</l><lb/> <l>Schwingt, sich auf zwei Pfähle stützend,</l><lb/> <l>Sich hinüber in den Garten.</l><lb/> <l>Und es spricht das junge Fäntchen:</l><lb/> <l>„Soll ich einen Strauß mir pflücken?</l><lb/> <l>Soll das schöne Kind ich küssen?</l><lb/> <l>Hab' am Strauß 'nen Schatz bis Mittag,</l><lb/> <l>An der Jungfrau ewig einen.“ —</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [14/0080]
Zweifel.
In dem Garten saß das Mädchen,
Grub die Furche für das Wasser,
Daß sie's in den Garten leite,
Frühe Blumen zu begießen.
Frühe Blumen, gelbe Nelken,
Und Basilicum, das weiße.
Wo sie grub, sank sie in Schlummer,
Legt den Kopf in das Basilikum,
Steckt die Hände in die Nelken,
Setzt die Füße in das Bächlein,
Deckt sich zu mit dünnen Tüchern,
Senkt der Thau sich darauf nieder,
Wie auf eine Sommerwachtel,
Wie auf eine Herbstarbuse.
Sieh, da kommt ein junges Fäntchen,
Junggeselle war das Fäntchen,
Schwingt, sich auf zwei Pfähle stützend,
Sich hinüber in den Garten.
Und es spricht das junge Fäntchen:
„Soll ich einen Strauß mir pflücken?
Soll das schöne Kind ich küssen?
Hab' am Strauß 'nen Schatz bis Mittag,
An der Jungfrau ewig einen.“ —
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