Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

Bild:
<< vorherige Seite
Das liebende Mädchen.


Als wir gestern in der Herberg' waren,
Speisten wir ein herrlich Abendessen,
Und wir sahn ein schönes Mädchen stehen,
Auf dem Haupt ein Kranz von Perlentulpen.
Und ich gäb mein Roß ihr, es zu führen,
Da zum Rosse, .sprach das Mädchen flüsternd:
"Sag mir, Brauner, mit den goldnen Mähnen,
Sag mir, hat Dein Herr sich schon vermählet?" --
Und das Roß entgegnete ihr wiehernd:
"Nein, beim Himmel! noch nicht, schönes Mädchen,
Ist mein Herr vermählet; doch im Herbste,
Nächsten Herbst denkt Dich er heimzuführen."
Und das Mädchen sprach zum Braunen freudig:
"Wenn ich wüßte, daß dieß Wahrheit wäre,
Möcht' ich meine Spangen gleich zerschmelzen,
Deinen Halfter Dir damit beschlagen,
Mit dem reinen Silber es beschlagen.
Und mit meinem Halsschmuck es vergolden."


Das liebende Mädchen.


Als wir gestern in der Herberg' waren,
Speisten wir ein herrlich Abendessen,
Und wir sahn ein schönes Mädchen stehen,
Auf dem Haupt ein Kranz von Perlentulpen.
Und ich gäb mein Roß ihr, es zu führen,
Da zum Rosse, .sprach das Mädchen flüsternd:
„Sag mir, Brauner, mit den goldnen Mähnen,
Sag mir, hat Dein Herr sich schon vermählet?“ —
Und das Roß entgegnete ihr wiehernd:
„Nein, beim Himmel! noch nicht, schönes Mädchen,
Ist mein Herr vermählet; doch im Herbste,
Nächsten Herbst denkt Dich er heimzuführen.“
Und das Mädchen sprach zum Braunen freudig:
„Wenn ich wüßte, daß dieß Wahrheit wäre,
Möcht' ich meine Spangen gleich zerschmelzen,
Deinen Halfter Dir damit beschlagen,
Mit dem reinen Silber es beschlagen.
Und mit meinem Halsschmuck es vergolden.“


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0081" n="15"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Das liebende Mädchen</hi>.</hi> </hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg>
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ls wir gestern in der Herberg' waren,</l><lb/>
              <l>Speisten wir ein herrlich Abendessen,</l><lb/>
              <l>Und wir sahn ein schönes Mädchen stehen,</l><lb/>
              <l>Auf dem Haupt ein Kranz von Perlentulpen.</l><lb/>
              <l>Und ich gäb mein Roß ihr, es zu führen,</l><lb/>
              <l>Da zum Rosse, .sprach das Mädchen flüsternd:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sag mir, Brauner, mit den goldnen Mähnen,</l><lb/>
              <l>Sag mir, hat Dein Herr sich schon vermählet?&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
              <l>Und das Roß entgegnete ihr wiehernd:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nein, beim Himmel! noch nicht, schönes Mädchen,</l><lb/>
              <l>Ist mein Herr vermählet; doch im Herbste,</l><lb/>
              <l>Nächsten Herbst denkt Dich er heimzuführen.&#x201C;</l><lb/>
              <l>Und das Mädchen sprach zum Braunen freudig:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wenn ich wüßte, daß dieß Wahrheit wäre,</l><lb/>
              <l>Möcht' ich meine Spangen gleich zerschmelzen,</l><lb/>
              <l>Deinen Halfter Dir damit beschlagen,</l><lb/>
              <l>Mit dem reinen Silber es beschlagen.</l><lb/>
              <l>Und mit meinem Halsschmuck es vergolden.&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0081] Das liebende Mädchen. Als wir gestern in der Herberg' waren, Speisten wir ein herrlich Abendessen, Und wir sahn ein schönes Mädchen stehen, Auf dem Haupt ein Kranz von Perlentulpen. Und ich gäb mein Roß ihr, es zu führen, Da zum Rosse, .sprach das Mädchen flüsternd: „Sag mir, Brauner, mit den goldnen Mähnen, Sag mir, hat Dein Herr sich schon vermählet?“ — Und das Roß entgegnete ihr wiehernd: „Nein, beim Himmel! noch nicht, schönes Mädchen, Ist mein Herr vermählet; doch im Herbste, Nächsten Herbst denkt Dich er heimzuführen.“ Und das Mädchen sprach zum Braunen freudig: „Wenn ich wüßte, daß dieß Wahrheit wäre, Möcht' ich meine Spangen gleich zerschmelzen, Deinen Halfter Dir damit beschlagen, Mit dem reinen Silber es beschlagen. Und mit meinem Halsschmuck es vergolden.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-30T17:55:01Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/81
Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/81>, abgerufen am 21.11.2024.